Fehldiagnose

hochbegabt oder ADS oder beides?
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Londonmaus
Beiträge: 19
Registriert: Do 27. Okt 2022, 13:57

Fehldiagnose

Beitrag von Londonmaus »

Hallo liebe Community,

Ich habe eine Frage, die eine mögliche ADHS-Fehldiagnose betrifft. Es gibt ja durchaus manche Überschneidungen bei den typischen Zügen von ADHS und HB. Bei meinem Sohn (7, IQ 143) wurde durch einen Kinderpsychiater ADHS diagnostiziert, auf der Basis von Fragebögen, die wir beiden Elternteile jeweils und die Klassenlehrerin ausgefüllt haben. Zudem hat er einen Test gemacht, bei dem sich Fragestellungen im 2. Teil wiederholen, weshalb die Leistung erwartungsgemäß gleich oder sogar besser werden sollten. Da war ein klarar Abfall der Konzentration meines Sohnes zu sehen. Zusammengenommen ergab das die Diagnose ADHS und die Empfehlung, ihn für eine Tagesklinik anzumelden. Dort würde dann mit ihm gearbeitet und ggf. auch Medikamente eingestellt werden.

Ich merke aber immer mehr, dass ich der ADHS-Diagnose nicht "vertraue". Mein Sohn ist nicht hibbelig und konnte sich schon als sehr kleines Kind außergewöhnlich gut konzentrieren, auch auf Dinge, die er sich nicht selbst ausgewählt hat. Er ist sehr begeisterungsfähig und so habe ich schon als sehr, sehr kleines Kind mit ihm kochen, backen, basteln können und er hat durchgehalten. Klar, er musste Lust darauf haben - aber das ist doch normal, oder? "Aufgedrückte" Aufgaben mag er nicht, aber wer mag das schon? :D

Er ist kein bisschen schusselig oder verträumt. Jeden Freitag denkt er brav daran, seinen Turnbeutel aus der Schule mitzubringen. Ihm ist es generell sehr wichtig, pünktlich zu kommen und schafft es unter Zeitdruck auch, sich schnell fertig zu machen.

Die ADHS-Symptome betreffen vor allem das soziale Miteinander und sein impulsives Verhalten. Da wirkt er oft nicht altersgerecht. Irgendwie sagt mir mein Bauchgefühl, das könnte aber auch nur eine Entwicklungsverzögerung im sozialen Bereich sein und auch ein Teil seines Charakters. In der Schule nimmt er zum Beispiel nie an Gesprächskreisen teil, auch nicht zum Thema "Wie war euer Wochenende?" Es interessiert ihn einfach nicht, was die Kinder da erzählen. In den Pausen spielt er aber normal mit ihnen.

Meine Frage: Hat jemand von euch schon mal eine ADHS-Diagnose für ein HB-Kind gehabt, die im Rahmen der Therapie wieder zurückgenommen wurde? Sollte wir auf eine tiefergehende Diagnostik bestehen, evtl. im Rahmen der Tagesklinik? Oder lieber noch im Vorfeld?
Meine3
Dauergast
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Registriert: Mo 11. Mär 2019, 10:55

Re: Fehldiagnose

Beitrag von Meine3 »

Hallo,

wir haben den umgekehrten Fall gehabt. Sohn zeigte schon immer ALLE Anzeichen eines ADHS, aber weil die Verstbeitungsgeschwimdikeit „noch“ durchschnittlich war. wurde es zweimal ausgeschlossen, OBWOHl wir ursprünglich wegen der ADHs Symptomatik überhaupt zum Psychologrn sind und nicht wegen einer von uns vermuteten HB. Und war immer klar, dass er kognitiv fit ist, sahen seine Probleme aber eben nicht darin. Wie auch immer habe ich mich deswegen sehr differenziert und ausführlich mit Doppel- und Fejldiagnosen bei HB/ADHS/ASS auseinander gesetzt und kam zu dem Schluss, dass in unserem
Fall
die HB nicht alleinige Ursache sein kann, zumal die HB meines Kimdes auch extrem heterogen ist.

Nach deinen Schilderungen liegt aber wohl bei deinem
Kimd eine typische Fehldiagnose wegen der HB vor: er ist im
Test auffällig gewesen, da ihn die Wiederholumg gelangweilt hat und nicht, weil er sich nicht mehr konzentrieren konnte 🤷🏻‍♀️. Bei HBchen muss man sich vorstellen, dass wir es mit einem Ferrari zu tun haben, der aber dann dazu verdonnert ist, im Straßenverkehr bei stockendem Verkehr stopp an go zu machen, statt mit 260 km/h über die Autobahn zu düsen. Dass da der „Motor“ dann auch mal den Geist aufgibt, weil er nicht gefordert wird, ist klar. Das Gehorn bei HBchen geht gerne schnell
auf „stand-by“, wenn die kognitiven Anforderumgen weit unter dem Gebrauchten liegen und das wirkt dann von außen wie eine Konzentrationsschwäche.


Lies mal :

https://www.amazon.de/Doppeldiagnosen-F ... 3456853653


Mir hat es geholfen zu erkennen, dass es bei meinem
Sohn nicht NUR die HB sein kann, euch könnte es helfen Aegumente zu haben, warum es kein zusätzliches ADHS sein muss.

Bei meinem
Sohn wurde mit 8,5 dann eindeutig ADHS festgestellt (dazu war aber ein misslungener Klassrnsprung, der uns empfohlen worden war und den ich aus Bedenken wegen der nicht so gut entwickelten sozial-emotionalen Fähigkeiten meines Kindes eigentlich nicht wollte, und der dann auch genau DESWGEN schief ging, nötig sowie schwere psychosomatische Beschwerden, und starke Verhaltensauffälligleit bis hin zu „eigentlich nicht regel-beschulbar“ ) und mit 9,5 kam die Aspetger Diagnose, die der eigentliche Ursprung von allem ist (auch von seiner extremen Inselbegabung und dem
sehr heterogenem Intelligenzprofil).

Gruß
Es kann sein, dass nicht alles wahr ist, was ein Mensch dafür hält, denn er kann irren, aber in allem, was er sagt, muss er wahrhaftig sein.
Katze_keine_Ahnung
Dauergast
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Registriert: Do 23. Jan 2020, 09:33

Re: Fehldiagnose

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

ADHS bringt durchaus soziale Probleme mit sich, die zu behandeln sehr wichtig ist. Gehe doch zu Tagesklinik und hör dir an was sie anbieten.
Londonmaus
Beiträge: 19
Registriert: Do 27. Okt 2022, 13:57

Re: Fehldiagnose

Beitrag von Londonmaus »

Danke euch beiden für eure Anregungen!

Meine3: Der Test war so eine Art Intelligenztest, eigentlich erst ab 8,5 Jahren. Also schon herausfordernd, auch mit hohem IQ. Das Buch werde ich besorgen, danke für den Tipp.

Katze: Ja, da bin ich bei dir, Katze, mal schauen, was die Tagesklinik anbietet. Ich muss mir nur überlegen, was wir unserem Sohn sagen sollen. Vielleicht "Verdacht auf ADHS" und dann ihm erklären, was ADHS ist. Vermeiden möchte ich ein "Du hast ADHS", einfach, weil ich mir nicht sicher bin.
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