mein Sohn hat ADHS, nun offiziell...

hochbegabt oder ADS oder beides?
sinus
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Re: mein Sohn hat ADHS, nun offiziell...

Beitrag von sinus »

Liebe meine3, danke für die ausführliche Antwort.
Ich denke, ich kann deine Gefühle gut nachvollziehen, ein bisschen so ging es mir mit der Tochter ja auch.
Als Alleinerziehende mit nicht ganz üblichem Familienmodell (3-Generationen-Haus, Kindsvater quasi unerreichbar im Ausland) und insgesamt oft nicht ganz dem Durchschnitt entsprechenden Erziehungsansätzen (eben wie man sich halt anpasst, wenn das Kind anders als andere tickt...), fragte ich mich natürlich bei meiner Tochter, als sie psychisch auffällig wurde, auch, welchen Anteil ich selbst daran habe.
Und bei der einen psychologischen Beratungsstelle kamen ja sogar noch Anmerkungen, die von "gestörter Mutter-Kind-Kommunikation auf der emotionalen Ebene" sprachen und wo es hieß, "es läuft zu viel über den Kopf" und "das Kind fühlt sich nicht ausreichend unterstützt". Heute kann ich dazu nur noch den Kopf schütteln...
Das hat damals erstmal verdammt weh getan und mich natürlich auch verunsichert, weil es genau das Gegenteil beschreibt, wie ich es empfand - sollte meine Intuition, mein eigenes Empfinden wirklich so daneben liegen?
Im Laufe der Zeit konnte ich es zum Glück aber besser einordnen, wie sie darauf kamen und weiß sicher, dass das so wirklich nicht zutrifft und die Ursache für die Probleme des Kindes nicht innerhalb der Familie und der Mutter-Kind-Beziehung zu finden waren.
Inzwischen habe ich auch sehr viel Vertrauen in mein Bauchgefühl entwickelt, einfach alles, was meine Tochter und ich erlebt haben, findet man schließlich auch immer und immer wieder quasi genauso so auch in der Literatur zum Thema Hochbegabung und seine möglichen Auswirkungen im Alltag.
Inzwischen bin ich nun nicht nur deswegen die Expertin für mein Kind, weil ich ihre Mutter bin, sondern ich weiß einfach auch zum Thema Hochbegabung und deren Begleitprobleme sehr viel mehr, als besagte Psychologin damals.
Das wird bei dir ja ähnlich sein... Der Experte für dein Kind bist du!

Insofern kann ich mir gut vorstellen, dass die Diagnose dir jetzt auch Sicherheit und neue Energie und Selbstbewusstsein gibt, mit dem Kind und der Situation gut umzugehen und passende Lösungen zu finden.

Kennst du den Film "Eine unerhörte Frau"?
Das ist ein sehr sehenswerter Film zum Thema Bauchgefühl einer unermüdlichen Mutter, die lange gegen alle Widerstände ankämpft, lächerlich gemacht wird, nicht ernst genommen wird etc., sich in Eigenregie auf die Suche nach einer Diagnose macht und am Ende auch gegenüber den Ärzten Recht behält, was die Krankheit ihrer Tochter betrifft.
Nach einer wahren Begebenheit übrigens und mit einem relativ guten Ausgang.
(ich habe nach dem Film noch ein Interview von Mutter und Tochter gelesen)
Die Blätter sind bunt
nun bellt der Hund
nun lacht der Mund
Raureif liegt auf dem Gras.
Der Has`
friert um die Nas.

(Herbstgedicht der 6jährigen)
Meine3
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Re: mein Sohn hat ADHS, nun offiziell...

Beitrag von Meine3 »

Maca hat geschrieben:Hallo meine3,

Die nahezu gesicherte Diagnose müsst ihr erstmal verdauen.
Dass dein Mann Methylphenidat erstmal kategorisch ablehn, muss ja nicht so bleiben. Es ist keine Wunderdroge, die bestmögliche Anpassung verlässlich generiert, kann aber den Leidensdruck (den du erwähnst) des Betroffenen lindern.
Bezüglich des Neurofeedbacks haben wir keine persönlichen Erfahrungen, im Austausch mit anderen Familien habe ich aber überwiegend positive Beurteilungen wahrgenommen. Der positive Effekt auf die Psyche, das Erleben von Selbstwirksamkeit und dass man durchaus gedankliche Handlungsmacht entwickeln kann, hat wohl einigen Kindern sehr gut getan. Ob das nachhaltig wirkt weiß ich natürlich nicht.

Methylphenidat ist eines der am besten erforschten Medikamente und gilt als ziemlich sicher.
Es kommt aber sehr häufig zu Wesensveränderungen ( bzw. zu Veränderungen der von außen wahrnehmbaren Emotionalität) und viele hyperaktive Adsler mögen das Gefühl des “Herunterfahrens“ nicht.
Meine Erfahrungen im Austausch mit anderen Eltern (Selbsthilfegruppe) war, dass die Medikamente vor allem bei Kindern mit schlechtem Selbstbild sehr hilfreich waren, ist dieses noch ausreichend stabil, darf man sich ruhig Zeit lassen und andere Dinge ausprobieren.

Meine ADS- Tochter war schon 12 als wir die gesicherte Diagnose erhielten und ihr Selbswerterleben war so extrem defizitär ausgerichtet, dass wir damals handeln mussten.
Bei ihr war der Zugriff auf ihre Ressourcen derart blockiert, dass sie ohne Medikation vielleicht dauerhaft absolut unzureichende Möglichkeiten der Potentialentfaltung gehabt hätte.
Die Kombination aus psychotherapeutischer Begleitung und Medikamentengabe haben sukzessive die angelegte gute Begabung für sie erst nutzbar werden lassen.

Heute ist sie in ihren Neigungsfächern und Leistungskursen noch auffälliger als ihr hochbegabter Bruder.
Die beiden im Doppelpack sind für MEIN Selbstwerterleben nicht förderlich. :mrgreen:

Das Verträumte, Chaotische, die hohe Ablenkbarkeit und die etwas unzureichende Alltagskompetenz sind aber leider nicht verschwunden und werden latent das Leben wohl immer etwas erschweren. :roll:

LG
Hallo Maca,

danke für deinen wie immer aussagekräftigen Beitrag.

Mein Sohn hat ein ganz gutes Selbstwertgefühl. Wobei das sehr heterogen ist :lol: , wie sein Intelligenzprofil. ES gibt Bereiche, da ist er fast schon überheblich und maßlos von sich überzeugt, andere Bereiche aber verunsichern ihn.

So ist er zum Beispiel beim Thema "was kann ich alles" in Bezug auf seine Auffassungsgabe und Merkfähigkeit in Verbindung mit Sprache sehr von sich überzeugt (weil er da auch überdurchschnittlich gut drin ist, es ist also realistisch). Auf der anderen Seite weiß er sehr gut, dass schreiben nicht zu seinen Stärken gehört, malen und basteln auch oder dass er eben sehr vergesslich ist. Die Dinge, die er nicht gut kann, die mindern sein Selbstwertgefühl natürlich, aber da er eben in vielen Bereichen auch weiß, was er kann, ist es insgesamt in Ordnung. Ich würde sagen, er hat in Summe ein realistisches Selbstbild.

Ich habe mit meinem Mann länger über Medis gesprochen, aber er hat mir dann nachdem er gemerkt hat, dass ich gute Argumente habe und er nicht ganz so gute, ganz impulsiv (er ist ja höchstwahrscheinlich ist er ja auch betroffen) und unfair ans Hirn geschmettert, dass ich ja meinen Sohn lieber mit Medikamenten "vollpumpen" würde, als vorher andere Dinge zu probieren, was absolut nicht der Fall ist. Ich finde man muss Nutzen und Risiken abwägen und immer das KINDESWOHL als oberste Priorität setzen, von daher geht es mir garnicht darum, was ICH am besten fände, sondern was für meinen Sohn am besten ist, auch wenn ich es vielleicht anders besser fände. Das ist etwas, was mein Mann nicht gut kann, das so differenzieren. Was für ihn selbst nicht gut ist, kann auch für seinen Sohn nicht gut sein....

Ein konstruktiver Diskurs ist bei diesem Thema irgendwie recht schwierig, da er selbst zu nah an diesem Thema ADHS dran ist....

Im Grunde sind wir uns einig, dass wir es erst einmal ohne Medikamente und mit anderen Mitteln und an dieser Schule weiter versuchen wollen (Verhaltenstherapie, Sozialkompetenzgruppen, wenn dies wieder erlaubt ist, andere Einstellung der Eltern zum Kind, Elterngruppen, evtl. eben auch Neurofeedback). Wenn wir merken, dass das nur kurzfristig oder kaum Erfolg bringt, müssen wir erneut drüber nachdenken.

Mein Mann zieht den Schulwechsel der Medikamentengabe vor und sieht darin DIE Lösung. Er sagt:" man muss nicht das Kind ändern, das ist okay wie es ist, sondern das System, in dem es nicht passt." Ich kann seinen Standpunkt nachvollziehen und finde es auch traurig, dass es früher irgendwie anscheinend einfacher möglich war auch sozial schwierige Kinder in einer Regelschule zu beschulen (mein Mann sagt, er war GENAU so und er war ja sogar auf dem Gymnasium und ist dann freiwillig in der 8. Klasse auf die Realschule gewechselt).

Ich will meinen Sohn auch nicht "brechen", will ihn nicht verändern, damit er in diese enge System "Regelschule" reinpasst und wenn die Medis ihm nicht gut tun würden, egal ob psychisch oder physisch, würde ich sie auch sofort wieder absetzen. Aber wenn es da eine Pille gibt, die es ihm leichter macht sich zu konzentrieren und die Impulskontrolle erhöht, so dass es ihm leichter fällt Regeln zu beachten, und das Kind selbst eben gern in der Regelschule bleiben möchte, dann ist das sehr wohl eine Option für mich, über die man nachdenken sollte.

Es ist schön zu hören, dass es für euch ein guter Weg war/ist.

Wir werden sehen, wie es für uns nun weiterläuft. Alles Liebe!


Meine3
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Re: mein Sohn hat ADHS, nun offiziell...

Beitrag von Meine3 »

Auguste hat geschrieben:Das hört sich ja so an, als ob ihr (trotz anfänglicher Skepsis) doch an eine kompetente KJP geraten seid.

Dass es die Diagnose ADHS nun "offiziell" gibt, ist doch in gewisser Hinsicht auch eine Erleichterung und Bestätigung für Dich, denn Du hast Dir nicht nur etwas eingebildet oder vorgemacht, da ist tatsächlich "etwas", was andere bisher nicht "sehen" konnten oder wollten.
Noch ist sie nicht gesichert, aber bislang ist alles recht eindeutig. Ich denke nicht, dass da nun noch Tests oder Beobachtungen hinzukommen, die das Ruder rumreißen. Ja, es ist eine Erleichterung für mich. Ich bin keine irre Mutti, die ihrem Sohn grundlos schwerwiegende Störungen unterjubeln will :fahne:... Aber die größte Erleichterung ist eigentlich, dass man nicht "Schuld" ist. Dass wir nicht erzieherisch SO inkompetent sind, dass diese Verhaltensauffälligkeiten erkären könnte. Dass er so geboren wurde und ER das alles nicht mit böser Absicht tut. Denn hin und wieder haben wir uns schon auch abends dabei erwischt das zu hinterfragen :cry:. Vor allem, weil man es ja von allen Seiten zu hören bekommt.
Wenn ich mich recht erinnere, so war doch Dein Mann auch bei der erneuten Diagnostik eher zurückhaltend, bzw. wollte das nicht. Letztendlich hat er dann ja doch zugestimmt, weil er wohl auch gesehen hat, dass Euer Sohn und die ganze Familie leidet. Wahrscheinlich braucht Dein Mann jetzt einfach nur wieder Zeit und vor Allem Aufklärung, bevor er sich für das Thema Medikamente öffnen kann.
Ja, er ist ja selbst höchstwahrscheinlich betroffen, viele Verhaltensweisen, die bei meinem Mann auch "seltsam" sind, erklären sich dadurch. Vor allem aber eben, dass er als Kind genau so war. Und grade weil er so sehr selbst mit diesem Thema ADHS verwoben ist, reagiert er bei allem immer sehr emotional und mit wenig Distanz. Sicherlich braucht er noch Zeit. Und ich sehe auch nicht, dass mein Sohn jetzt morgen sofort UNBEDINGT diese Medis braucht, weil ER sonst vor die Hunde geht. Lediglich für die Nerven der Lehrerin (und für unsere) wäre es wohl von großem Vorteil, so schnell wie möglich zu starten. Sohnemann leidet zwar schon immer wieder darunter, dass er sich oft so schlecht konzentrieren kann, dass er so vergesslich ist, dass er ständig aneckt, obwohl er oft beste Absichten hat ( er will jemanden in Schutz nehmen oder jemandem helfen und am Ende entsteht dadurch eine Rauferei, etc.), aber er hat auch ein recht positives Selbstbild und wird ja innerhalb der Familie sehr geliebt und unterstützt.

Die KJP scheint irgendwie etwas unsicher und zögerlich. Aber ehrlich gesagt, ist mir DAS lieber, als wenn sie nach einem seichten Seitenblick direkt eine Diagnose zu Hand hätte. Mein Sohn ist auch "speziell" und immerhin haben eine Psychologin und ein Dr. der Sozialpädagogik vorher auch gesagt:" der hat (recht sicher) kein ADHS".

DAnke dir für deine Meinung,

bis bald :)
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Re: mein Sohn hat ADHS, nun offiziell...

Beitrag von Meine3 »

Rabaukenmama hat geschrieben:Hallo Meine3!

Wir sind mit dem Ganzen, was du da beschreibst, schon "durch". Wir haben bei unserem ADHS-ASS-Sohn alles versucht: Kinderpsychologe, Verhaltenstherapie nach Mate Meo, Neurofeedback, Medikamente,...

...mein Fazit ist: Versuch und Irrtum! Den Luxus "gegen" was zu sein habe ich längst abgelegt. Wir haben ja zwei Autisten, einer mit zusätzlich ADHS und einer mit zusätzlich Gehörlosigkeit. Und es gibt immer wieder Tage, wo es uns allen schlecht geht und auch immer wieder mal "Auszucker" von mir :oops: .

Was Medikamente betrifft haben wir bei meinem älteren Sohn einiges ausprobiert und noch nicht das Gelbe vom Ei gefunden. Unretardiertes Ritalin hat (in steigender Dosierung) bei ihm gar keine Wirkung gezeigt und die retardierte Version mussten wir nach 2 Tagen wegen extremer Nebenwirkungen absetzen. Mittlerweile hat mein Sohn auch Risperidon ausprobiert, ein Medikament, mit dem wir bei seinem jüngeren Bruder sehr gute Erfahrungen gemacht haben. Leider hatte das die Nebenwirkung "appetitanregend" und mein ohnehin schon übergewichtiger Sohn hat in nur zwei Wochen 3kg zugenommen. Spürbare Wirkung hatte es keine. Im Moment probiert mein Sohn ein anderes Medikament, welches von der Wirkungsweise ähnlich ist wie Risperidon, aber nicht so appetitanregend. Trotzdem hat er in den ersten Wochen noch 5kg zugenommen, aber das hat sich jetzt sein gut einem Monat eingependelt. Wirkung merken wir trotzdem keine, obwohl wir seit einigen Tagen nach Absprache mit unserem KJP die Dosis erhöht haben. Wenn sich trotzdem bis in 3 Wochen keine Wirkung zeigt werden wir das wieder absetzen.

Bei meinem jüngeren Sohn hingegen hat die Medikation eine wirklich DEUTLICHE Verbesserung gebracht. Sein Problem waren ja heftige, autistische Wutanfälle, sogenannte Meltdowns. Die sind durch die Medikation wirklich sehr viel weniger geworden: von 3-5 in am Tag in der schlimmsten Zeit auf aktuell 3-5 im Monat! Abgesehen davon erscheint mir mein Sohn durch das Medikament insgesamt ausgeglichener und aufnahmefähiger. Auch seine Persönlichkeit hat sich nicht verändert, eine Sache, die wir vor dem ausprobieren sehr befürchtet hatten. Wenn man auf den Beipackzettel des Medikamentes, welches alle diese positiven Veränderungen bewirkt, schaut, kommt einem das fürchten. Nur mein Sohn hat wirklich KEINE EINZIGE dieser Nebenwirkungen! Es ist echt sehr viel leichter geworden durch die Medikation.

Ein früherer Schulkamerad meines älteren Sohnes hat von unretardiertem Ritalin sehr profitiert. Der Junge hatte in der 1. und 2. Klasse Grundschule eine Schulbegleitung, brauchte dann aber keine mehr, weil er so gut auf das Ritalin angesprochen hat. Seine Mutter, eine Kinderärztin, hatte vorher alles mögliche andere versucht und sich erst für den Ritalin-Versuch entschieden als ihr Sohn vor Verzweiflung über sich selbst bitterlich geweint hat. Mittlerweile besucht dieser Junge die 3. Klasse Gymnsium ohne Schulbegleitung und nimmt das Ritalin nicht mehr regelmäßig sondern nur noch punktuell für Stresssituationen.

Daher hoffen wir ja auch beim älteren Sohn, noch was zu finden, was ihm und uns allen (die wir ja mitleiden) wirklich hilft. Und das kann man eben nur durch Versuch und Irrtum.

Neurofeedback hatte übrigens mMn durchaus einen positiven Effekt auf meinen älteren Sohn, nur war das ja dann durch den Lockdown nicht mehr möglich. Wir haben jetzt ein mobiles Neurofeedbackgerät zu Hause (kannst du auf "Brain Hero" googeln), nur leider gibt es da immer wieder technische Probleme, so dass wir es nicht so regelmäßig machen können wie ich es gerne würde (mein Sohn nicht, der findet es langeweilig :P ).

Mittlerweile ist er nebenbei noch beim 3. Kinderpsychologen und ich merke auch hier immer noch keinerlei positiven Effekt. Und man muss schon mindestens 10 bis 15 Einheiten machen um dann sagen zu können "bringt was" oder "bringt nichts".

Kurz, ich kann dir leider nicht viel raten, außer, es selbst auszuprobieren. Was fürs ausprobieren sprich ist, dass man das unretardierte Ritalin jederzeit absetzen kann und auch bei den retardierten Varianten (Ritalin LA, Concerta,...) wird ja erst mal niedrig dosiert und wenn so heftige Nebenwirkungen auftreten wie bei meinem Sohn setzt man es natürlich auch ab. Es entsteht also kein nachhaltiger Schaden.
Hallo Rabaukenmama,

ja, wir sind ja noch an einem ganz anderen Stadium als ihr. Zum einen ist mein Sohn erst 8, nicht 10 wie deiner, der jetzt im Gymnasium bestehen muss. Zum anderen habt ihr noch ein zweites besonderes Kind und habt da nochmal ganz andere Belastungen...

Daher haben wir wohl noch ein wenig "Zeit" oder Luxus, andere Dinge auszuprobieren. Wobei ich ja vermute, dass mein Sohn auch nicht NUR die Ladung ADHS abbekommen hat, sondern da noch mehr zum Vorschein kommt. Die Therapie wird nun erst einmal auf 12 Sitzungen begrenzt (Kurzzeitherapie), wobei die NUR für meinen Sohn sind und mein Mann und ich nochmal 3 Sitzungen extra bekommen. Und dann kann man evtl. schon absehen, ob das ihm irgendwas bringt oder nicht.

Eigentlich bin ich gedanklich soweit, es auszuprobieren mit den Medikamenten, wenn er denn wirklich die Diagnose bekommt (ist bisher nur V.a. ADHS, weil Untersuchungen noch nicht abgeschlossen sind, aber die bisherigen sind halt eindeutig ausgefallen), aber mein Mann so garnicht. Liegt wohl daran, dass er selbst eben auch ADHS hat (recht sicher, also für mich steht das schon länger fest und er akzeptiert das so langsam auch, wobei er jetzt, seit der Rückmeldung der KJP, sich nochmal ganz anders damit auseinandersetzt). Von daher müssen wir da gemeinsam einen Weg finden, der für alle Beteiligten zumutbar ist. Schade finde ich halt, dass mein Mann so sehr davon überzeugt ist, dass er weiß, was für den Sohn das beste ist, dass er darüber die GEfühle und Bedürfnisse des Sohnes nicht wirklich mit einbezieht. Unser Sohn will ja unbedingt an dieser Schule bleiben. Das wird ohne Medis oder Schulbegleitung nicht mehr lange gut gehen, außer die Therapie schlägt ein wie eine Bombe. Mein Mann zieht dann eben einen SChulwechsel den Medis vor, obwohl mein Sohn totalen Horror vor weiteren "Versuchen" dieser Art hat.

Es ist also verzwickt, aber ich werde weiterhin stetig, gebetsmühlenartig, immer wieder das Thema Medikamente einstreuen und hoffen, dass bald auch mal ein konstruktives Gespräch dazu möglich ist.


Alles Gute für euch weiterhin!
Es kann sein, dass nicht alles wahr ist, was ein Mensch dafür hält, denn er kann irren, aber in allem, was er sagt, muss er wahrhaftig sein.
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Re: mein Sohn hat ADHS, nun offiziell...

Beitrag von Meine3 »

Es kann sein, dass nicht alles wahr ist, was ein Mensch dafür hält, denn er kann irren, aber in allem, was er sagt, muss er wahrhaftig sein.
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Re: mein Sohn hat ADHS, nun offiziell...

Beitrag von Meine3 »

koala27 hat geschrieben:Hallo Meine 3,

ich kenne einige Kids mit ADHS die gut mit Ritalin oder Medikinet zurechtgekommen sind.
Ein- damals 10 jähriger- war zum Einstellen extra in der KJP stationär- weil es anders wohl nicht ging.
Ich kenne aber auch Kinder, die dadurch so ruhig waren, dass sie im Grunde immer zu langsam für alles waren, was sie machen sollten.

Von daher kann man da sicher nur "ausprobieren" was hilft oder eben nicht.

Eine Bekannte von uns hat statt Ritalin- eben weil das unter BTM fällt- dann Zappelin ausprobiert und schwört darauf. zumindest bei ihrem Kind funktioniert das wohl sehr gut.


vielen DAnk für deinen Beitrag. DA es sich hier offenbar um Globuli handelt, werde ich das mal mit meinem Kinderarzt besprechen (der eine ist ausgebildet für Naturheilverfahren und arbeitet viel mit Globuli und Co). Ich kann mir aber irgendwie kaum vorstellen, dass Globulis in unserem Fall helfen :?
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Re: mein Sohn hat ADHS, nun offiziell...

Beitrag von Meine3 »

Rabaukenmama hat geschrieben:
Meine3 hat geschrieben: Das einzige, was eben nicht so ganz „passt“, ist, dass die Konzentrationstests (VG und AGD) innerhalb der Wechsler-Tests nicht so unterirdisch sind, wie sie es bei Kindern mit ADHS sonst sind.
Unsere Söhne haben ja sehr ähnliche Ergebnisse beim WISC. Ich bin mir mittlerweile ziemlich sicher, dass (hohc-)begabte ADHS-Kinder eben NICHT so unterirdische Werte haben wie durchschnittlich oder unterdurchschnittlich intelligente ADHS-Kinder. Die VG ist z.B. bei meinem Sohn mit 91 der schlechteste Wert, das AGD mit 102 der zweitschlechteste. Beides fällt aber noch unter "Durchschnitt" (Bereich 85-114), obwohl die anderen Werte allesamt höher sind.

Ich bin ja selbst erwachsene ADHSlerin mit Hochbegabung und bei mir ist es exakt dasselbe. Hab meinen ehemaligen "Berufseignungstest" gefunden, den ich mit 14 Jahren gemacht habe. Alle Wert oberer Durchschnitt, überdurchschnittlich oder stark überdurchschnittlich, nur die Arbeitsgewindigkeit LEICHT unterdurchschnittlich. An meiner eigenen ADHS habe ich mittlerweile keinerlei Zweifel mehr. Und mich wundert gar nicht dass die Ergebnisse meines Sohnes so sind, wie sie eben sind.

Ich vermute, dass viele Kinderpsychologen und KJPs einfach zu wenig Erfahrung mit AD(H)S in Kombi mit Hochbegabung haben und daher als ihre Referenzwerte die der NT-Kinder hernehmen. Und bei einem durchschnittlich intelligenten Kind mit homogenen Entwicklungsprofil ist eben ein VG-Wert im unteren Durchschnittsbereich kein Indiz für ADHS, bei einem Kind, welches aber in so ziemlich allen anderen Bereichen überdurchschnittlich oder stark überdurchschnittlich unterwegs ist, sehr wohl.


ich sehe das ebenso und habe ja bei beiden sogar explizit nachgefragt, ob nicht eher die Diskrepanz ausschlaggebend ist. Beim 1. Test war VG 95, glaube ich. Und dann kam AG mit 115 oder so. Danach die anderen Werte waren deutlich höher.

Und beim 2. Test war die AGD sogar schlechter als beim 1., nämlich nur bei ungefähr 100, die VG auch und der Rest deutlich höher (wobei es auch innerhalb der Teilbereiche teilweise größere SChwankungen gab).

Und bei mir: ich bin zwar relativ überzeugt davon KEIN ADHS zu haben, aber die Konzentrationsfähigkeit war bei mir sicherlich auch nie überdurchschnittlich :P..., außer bei Dingen, die mich eben wirklich fesseln. Da kann ich stundenlang konzentriert bleiben.
Es kann sein, dass nicht alles wahr ist, was ein Mensch dafür hält, denn er kann irren, aber in allem, was er sagt, muss er wahrhaftig sein.
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Re: mein Sohn hat ADHS, nun offiziell...

Beitrag von Meine3 »

Maca hat geschrieben:Ich glaube, dass die Heterogenität innerhalb eines Testprofils an sich viel ausschlaggebender ist als spezifisch schlechte Werte in AG und VG.
von Katze_keine_Ahnung

Bezogen auf 150+ ist 100 doch unterirdischer als 80 bezogen auf 100... Das Konzept scheint zu stimmen.
ja, das glaube ich auch. Allerdings haben mir beide "Experten" da widersprochen 8-). Wobei die Psychologin damals eben meinte, der Test sei zu heterogen, um ihn zuverlässig im Gesamt-IQ auszuwerten, dem aber weiter keine Bedeutung beimaß, was ICH merkwürdig fand, und der 2. Experte meinte, das sei bei Hochbegabten häufig zu beobachten, dass VG und AGD von den anderen Werten stark abweichen.

Aber SO stark? Nun ja...

Bei meinem Sohn liegt ja laut Testung quasi eine Inselbegabung vor, die den Schnitt aber so weit anhebt, dass er insgesamt knapp unter der HB-Grenze landet. Es ist nicht so, dass alle Werte DEUTLICH im HB-Bereich liegen, nur die VG und AGD nicht, sondern SV war eben so hoch, dass das Ergebnis insgesamt auch hoch ist, obwohl FS und VRV "nur" überdurchschnittlich waren und VG und AGD eben durchschnittlich.

Wie auch immer: es stimmt was nicht mit dem Kind und das hat man auch am Intelligenzprofil deutlich gesehen und es ist schade, dass die erste Psychologin da nicht hellhörig wurde und weiter nachgehakt hat. Das hätte man eigentlich erwarten müssen.

Ohne seine Schwächen in Sachen Konzentration und Impulskontrolle ( er hat öfter auch mal ZU schnell geantwortet oder gar nicht erst abgewartet, bis ihm die Aufgabe erklärt wurde :roll: ) wäre der Test sicher um einiges höher ausgefallen, was aber eben nicht sein primäres "Problem" darstellt und daher für uns erst einmal irrelevant ist. Vielleicht wird das nochmal relevant, wenn die Grundschulempfehlung ansteht und vielleicht macht es spätestens DANN Sinn, Medikamente in Betracht zu ziehen. Denn Grundschule ist ja eigentlich "Kindergarten" und konzentrationstechnisch kämpft mein Sohn jetzt schon ziemlich. Das ist sicherlich auch dadurch begründet, dass die 2. Klasse-Themen für ihn gähnend langweilig sind, aber nicht nur. Er kann selbst, wenn er es sich richtig stark vornimmt, oft einfach nicht bei der Stange bleiben. Da wird dann plötzlich an der Lampe rumgefummelt, der Bleistift fällt alle Minute runter, die Pflanze muss von gelben BLättern befreit werden, ach jetzt brauch ich frische Luft und dann muss er aufs Klo und das geht den lieben langen Tag so weiter. Ein Kind mit einer durchschnittlichen VG und AGD hätte DIESE Probleme eigentlich nicht. ER hat sie aber. Und das bildet der Intelligenztest nicht ab, weil mein Sohn in der Lage ist über kurze Zeit (!) bei hoher Motivation und Anstrengung sehr gut zu kompensieren.
Es kann sein, dass nicht alles wahr ist, was ein Mensch dafür hält, denn er kann irren, aber in allem, was er sagt, muss er wahrhaftig sein.
Katze_keine_Ahnung
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Re: mein Sohn hat ADHS, nun offiziell...

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

@Meine3

Was mich persönlich interessiert, wie hoch ist der T-Wert bei dem Konzentrationstest?
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Re: mein Sohn hat ADHS, nun offiziell...

Beitrag von Meine3 »

die Konzentrationstests stehen noch aus. Werden wohl in der nächsten Sitzung gemacht. Ich sprach von den Tests, die Konzrnrration abfragen innerhalb des WiSC...

Daher ist die Diagnose auch noch nicht gesichert, sondern vorerst V.a.ADHS. Bisher lief ausführliche Anamnese, Fragebögen (Eltern, Lehrer und der Sohn selbst), andere Methoden der Beurteilung des Entwicklungsstandes (male einen Baum, male einen Menschen, erzähle ein Märchen nach...) und Gespräche mit dem Kind.
Es kann sein, dass nicht alles wahr ist, was ein Mensch dafür hält, denn er kann irren, aber in allem, was er sagt, muss er wahrhaftig sein.
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