ADHS und Hochbegabung - Und wie nun weiter??

hochbegabt oder ADS oder beides?
maleika
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Registriert: Mi 14. Mär 2012, 23:43

ADHS und Hochbegabung - Und wie nun weiter??

Beitrag von maleika »

Hallo an alle, da jeder doch irgendwie seine eigene Geschichte hat und Fragen dazu, habe ich hier mal ein neues Thema geöffnet, in der Hoffnung das ihr mir irgendwie helfen könnt.

Die Geschichte meines Sohnes:

Sobald mein Sohn in den Kiga ging (2,6 Jahren) fingen bei uns die Probleme an. Er war immer Verhaltensauffällig und galt als das Problemkind. Er hat sehr früh andere Kinder gebissen oder ihnen anders weh getan, was ich von zu Hause oder Spielplatzbesuchen nie kannte von ihm. Wir haben den ersten Kindergarten schon nach einem Jahr gewechselt, da seine beste Freundin umzog und in einen Kiga zwei Kilometer weiter ging. In diesem Kiga ging es dann so richtig los. Er war aggressiv, hatte eine super geringe Frustrationstoleranz und trotz allem einen sehr stark ausgeprägten Gerechtigkeitssinn, wenn es um ihn selbst ging. Schon sehr früh hat er mit Sprechen angefangen, schnell ganze Sätze gesprochen, hat mich mit 3 Jahren ständig bei Mensch Ärger dich nicht geschlagen (für mich war das damals total normal, dass er dieses Spiel kann - das kam mir nie komisch vor) und war schon sobald er Sprechen konnte sehr wissbegierig. Er hinterfragt alles, ich dachte immer das es die normale Frage-Phase von kleinen Kindern ist. Aber er hat nie damit aufgehört.
Solang man ihn im Kiga in ruhe spielen ließ, ging auch alles super...er konnte sich schon immer stunden lang alleine beschäftigen. Aber wenn ein anderes Kind dazu kam und mitspielen wollte, wurde er entweder aggressiv, oder hat alles, wirklich ALLES, bestimmen wollen. Trotzdem war er unter den Kindern nie ein Aussenseiter. Er wurde gemocht und hatte seine Freunde.
Aber die KInder und er merkten schnell das mit ihm irgendwas anders ist als mit anderen Kindern.
Die Erzieher haben ihn damals ständig versucht auszugrenzen, da er so aggressiv war. Es fing damit an, dass er in eine andere Gruppe musste, wenn er etwas getan hatte, wurde später zu "in der Garderobe" sitzen, bis hin zum Essensentzug, weil er beim Mittagsschlaf einem anderen Kind die Decke weggezogen hatte und nicht schlafen wollte. Neben dem Essensentzug musste er stundenlang strafe sitzen (bis zu 4,5 h auf einem stuhl im Zimmer oder im Flur). Ich habe diese harten strafen erst sehr spät und durch zufall mitbekommen, als ich ihn mal eher als sonst abholte und ihn auf dem Stuhl sitzen sah und er mir sagte dass er dort schon seit dem Mittagsschlaf sitzen musste ( mittlerweile war es 16:30).
Ein paar Wochen zuvor hatte er schon immer Bauch und Kopfschmerzen wenn er in den Kiga gehen sollte, aber ich hatte vorher nie gewusst warum.
Wir haben noch am selben Tag den Kiga beim Jugendamt gemeldet und sind zum dritten mal gewechselt.
Er wurde sehr früh eingeschult ( mit gerade so 6 Jahren) in der hoffnung dass dann alles aufhören würde.
Es hörte aber nie auf. Im letzten Kiga war er nur 3 Monate und auch dort gab es immer Probleme, wenn er in einer Gruppe war (also sobald mehr als 4 Kinder da waren).
Wir haben uns dann eine Schule gesucht, die sich eigentlich auf die Fahnen geschrieben hat, jedes Kind zu Lieben und es so zu nehmen wie es ist...leider war das zu weiche Schulkonzept nicht gut für ihn.
Da er alles durfte (im unterricht essen wenn er hunger hatte, schlafen wenn er müde war - das ist KEIN WITZ!), ist er den lehrern bald auf der nase rumgetanzt und hat sich alles erlaubt.
Er wurde schon im Herbst der ersten klasse für 2 Wochen suspendiert, danach kurz vor weihnachten für ein paar tage und schließlich für mehrere wochen im Januar drauf...
Die Lehrer haben uns deutlich gemacht, das sie ihn immer weiter suspendieren werden, wenn wir nicht das machen was sie wollen oder sich nix an seinem verhalten ändert. Diese schule ließ jemanden von der Förderschule für Erziehungshilfe hospitieren und meinte danach, dass dieses Kind so schlimm sei, dass nicht einmal diese Schule ihn haben wöllte (was sich ein jahr später bei einem persönlichem Gespräch von mir mit der damaligen frau als totaler quatsch rausstellte...sie hatte lediglich gesagt, dass er nicht an ihre Förderschule gehört, da es kein erziehungsproblem sei, sondern etwas anderes).
Die Schule machte für uns schließlich einen Termin bei einem Kinderpsychologen, der mit der schule eng zusammen arbeitete und teilte uns den termin mit. (ich hatte nie darum gebeten und gesagt, dass wir selbst schon eine kinderpsychologin haben, zu der wir gehen möchten). Des guten Willens mit den Lehrern zusammen zu arbeiten sind wir trotzdem zu diesem Termin gegangen.
Am ende hieß es dann von der Schule das Kind solle noch einmal zurück in den Kindergarten und sie hätten uns dort gleich mal einen Termin gemacht usw.
Da ich das aber nicht wollte (mein sohn war zu dieser zeit schon 4-5 Monate in der schule) lehnte ich es ab und ging zum regionalschulamt um dort auf hilfe zu hoffen.
Wir haben schließlich eine schule zugewiesen bekommen (es gibt nur sehr wenig grundschulplätze hier).
Dort ging es die erste zeit relativ gut. Eine verbesserung seines verhaltens war sofort am ersten Tag zu sehen! Zumindest tanzte er nicht mehr auf tischen und bänken. Aber sein aggrexxives verhalten blieb.
Mittlerweile war mein sohn schon seit einem jahr in ergotherapie und seit ein paar monaten bei unserer Kinderpsychologin, die wir uns selbst gesucht und empfohlen bekommen hatten.

Es gab an der Zweiten schule mit dem neuen Schuljahr einen lehrerwechsel, (vorher ein mann...nun eine Frau).
Die Probleme nahmen wieder zu. Vielleicht hat der lehrer auch nur oft genug die augen zugedrückt...keine ahnung...ich war nie selbst dabei.
Was man mir erzählte, was er tat (treten, bänke umwerfen, stifte kaputt machen usw.) war für mich täglich belastender.
Mal gab es einen Tag wo es gut klappte und öfter musste ich ihn mitten aus dem unterricht abholen, weil es gar nicht mehr ging.
Die Kinderpsychologin stelle die Vordiagnose ADHS. Weil er nun in der zweiten klasse war und die probleme immer doller wurden, drohte ein erneuter schulwechsel.
Die Kinderärztin versuchte dies schließlich mit der Gabe von Medikamenten zu verhindern. Er bekam nun in geringer Dosis Ritalin.
( Homöopathische mittel hatten zuvor nichts bewirkt).
Vor dieser Medikamentengabe wurde nichts untersucht an ihm...weder blut, herz noch sonst was.
Trotzdem war ich völlig fertig, ich war ganz unten und wusste nicht mehr anders meinem Kind zu helfen.
Die Menschen die das kennen, werden mich verstehen und ich hoffe der rest versucht es wenigstens.
Diese entscheidung habe ich danach sofort bereut. Ich habe germerkt wie mein kind lustloser wurde. Ihm war plötzlich alles egal geworden. Jeder der ihn gesehen hat, fragte ihn ob er traurig sei, weil er so schaue.
Er war die ersten tage fast wie apathisch. Spielte nicht mehr so ausgelassen zu hause usw.
Die Schule jedoch merkte eine verbesserung. Er war ruhiger, hatte seine wut besser im griff, arbeitete nun sogar aufgaben bis zum ende durch usw.
Aber er quatschte immer noch rein, er hinterfragte immer noch alles und zuhause war er nie, wirklich NIE auffällig gewesen, so dass ich immer an einer Diagnose wie ADHS zweifelte.
Ich setzte das Ritalin in den Ferien selbst ab, da er so gut wie nichts mehr aß und da er eh schon dünn und schächtig war nur noch 18 Kg wog.
Die Dame, die schon in der ersten schule hospitieren war kam erneut zum hospitieren in der neuen schule (auch die neue schule wollte ihn nicht mehr da haben. Die lehrerin wehrte sich enorm gegen dieses Kind, und meinte "es sei nicht tragbar...für die ganze klasse nicht", "er stört den ganzen unterricht", "ich mach das nicht mehr lange mit" usw.
Damals sprach ich mit der Frau dieser Förderschule für Erziehungshilfe persönlich. Sie meinte wieder, dass er nicht an ihre schule gehöre und ich solle doch mal die Intelligenz testen lassen.
Das habe ich vorher auch schon mit der Kinderpsychologin abgesprochen gehabt und diese hat den Anfang des tests gemacht und eine überdurchschnittliche begabung festgestellt.

In der Schule wurde es trotz allem (ritalin, ergo, kinderpsychologin, teamsport den er machte usw) immer schlimmer.
Eine Mutter hat versucht mein Kind anzuzeigen, weil er ein anderes KInd in den Bauch getreten hatte. Sie ist damit natürlich nicht durch gekommen. Somit hat diese Mutter einen Elternbrief verfasst, auf dem wohl andere eltern auch unterschrieben haben müssen, und diesen mit der bitte das Kind aus der klasse nehmen zu lassen, da es nicht tragbar sei für die anderen kinder, ans regionalschulamt geschickt. Mein Sohn hat sich sprüche von mitschülern (in der 2ten Klasse) anhören müssen wie: "Ich ärger dich mit absicht, damit die ausrastest und dann von der schule fliegst!"
Und ähnliches. Mein Sohn hat an dieser Schule trotzdem einen guten draht zu allen kindern (ich weiß nicht wie er das macht, da er vielen öfters schon wehgetan hat). Er hat seinen besten freund dort und liebt diese schule.
Da alles nicht besser, sondern schlimmer wurde habe ich ihn in der Kinderpsychatrie angemeldet um endlich eine vernünftige Diagnose zu bekommen...in der Hoffnung man könne dann etwas konkretes tun, ihm helfen mit seinem Sozialenverhalten klar zu kommen, seine Frustrationstoleranz zu steigern (was nun seit fast 3 jahren in der ergo gemacht wird) und vor allem den lehrern etwas an die hand zu geben, wie sie mit diesem Kind umzugehen haben.
Die Diagnose hieß nach 3 Wochen in der Kinderpsychatrie ADHS, danach hat man seine Intelligenz getestet und einen IQ von 127 bei ihm festgestellt...Überdurchschnittlich begabt mit tendenz zur Hochbegabung.
Man hat ihn auf das Asperger-Syndrom getestet, wegen seiner schlechten sozialen Fähigkeiten - negativ.
Man hat bei ihm einige Ticks festgestellt, die ihn zum glück nicht weiter beeinflussen, solang es lehrer und andere gegenüber wissen.
Aber man steht immer noch vor einem Rätsel - Warum ist er nicht in der Lage sich in eine Gruppe einzugliedern?
Warum hat er kein sozialesverhalten und vor allem - Woran kann es liegen? An der Hochbegabung oder am ADHS?
Und warum hat er so ein unerschöpfliches bedürfnis nach Aufmerksamkeit? Wie kann man das ändern?

Seine Lehrerin möchte ihn trotz / oder wegen dieser Diagnosen nicht mehr in ihrer Klasse haben. Selbstverständlich muss sie ihn erst einmal erdulden, da er ein recht auf schule und bildung hat, wird dies aber nicht mehr lange tun.
Ich bin nun wieder fast am Anfang, dort als die erste Schule ihn nicht mehr haben wollte - nur das ich nun eine Diagnose habe.
Zwar ist geplant, dass wir noch in eine Tagesklinik zusammen gehen werden, jedoch helfen die uns dort nicht mit dem Schulproblem (die worte der tagesklinik).
Mein Sohn wird noch einmal wechseln müssen...aber wohin wenn alle schulen voll sind?
Dieser Schulirrsinnslauf muss ein ende finden...selbst wenn das heißen sollte das ich in ein anderes Bundesland ziehen müsste.

Und doch bleiben immer noch sorgen. Er bekommt nun wieder Ritalin. Er ist nicht mehr der selbe wie vorher...nicht einmal wenn er es nicht bekommt. Seine unbeschwertheit ist fort, er war immer so fröhlich...nun lacht er nicht mehr so viel wie vorher.
Und ohne Ritalin würde selbst ich langsam sagen - Ja er hat ADHS (ich habe ihn immer so akzeptiert wie er ist...egal wie es heißt was er hat)

Es gibt noch viel viel mehr zu berichten von ihm...wichtige und vieleicht unwichtige dinge, das macht es natürlich schwer für euch mir zu helfen...aber ich wollte hier auch kein Buch schreiben ;-)

Für alle die das schon bis zum Ende gelesen haben, ganz liebes Danke!
Und für alle die mir helfen können bei meinen Fragen oder ähnliches erlebt und erfahren mussten...ich bin euch sehr dankbar!
alibaba

Re: ADHS und Hochbegabung - Und wie nun weiter??

Beitrag von alibaba »

Hallo Maleika,

ich habs gelesen und muss sagen, ich bin entsetzt. Ich rate Dir aber hier zu einem Forumswechsel. Nicht weil das Forum hier so schlecht ist, aber es ist ein Klein- und Vorschulkindforum. Die meisten Mamas die hier posten haben Erfahrungen mit Kleinkindern...da gehörst Du einfach nicht mehr hin. Da bei Dir aber dein Zahn schmerzt und nicht der Bauch, würde ich Dich gerne an einen Zahnarzt überweisen. www.logios.de

Kopier deinen Text einfach dort hinein, dann musst du es nicht zwei Mal schreiben. VLG
Bliss
Dauergast
Beiträge: 661
Registriert: Fr 21. Okt 2011, 23:43

Re: ADHS und Hochbegabung - Und wie nun weiter??

Beitrag von Bliss »

Das hört sich ja furchtbar an. Und zuhause ist er so, dass er dir ganz normal vorkommt? Kann er denn sagen, was ihn dazu bewegt so aggressiv gegenüber anderen zu sein?

Ich glaube nicht, dass die Hochbegabung das Problem ist und auch ADHS ist als alleinige Ursache keine ausreichende Erklärung. Da die Probleme ja offensichtlich nur in größeren Gruppen so auftreten würde ich auf Wahrnehmungsstörungen tippen und dadurch eben Reizüberflutung. Ist sein Gehör mal überprüft worden?
Fredericke
Dauergast
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Registriert: Mo 14. Nov 2011, 14:55

Re: ADHS und Hochbegabung - Und wie nun weiter??

Beitrag von Fredericke »

Hallo maleika,

Ich find's auch schrecklich. Ihr habt ja furchtbares erlebt.
Vielleicht wirkt dein Sohn im Moment traurig, weil er resigniert hat. Er hat aufgeben, der zu sein, der er ist, weil alle( außer du ) ihm eingeredet haben, er ist schlecht, so wie er ist. Er konnte einfach kein Vertrauen in die Erwachsenenwelt aufbauen. Von Anfang an wurde er missverstanden und immer ausgegrenzt. Wenn's schwierig mit ihm wurde hat man ihn einfach in die Ecke gestellt, um sich nicht mit ihm und das Problem, was er für viele Erwachsene darstellt, beschäftigen und abgeben zu müssen. Ich muss sagen, ihr seid da einfach an ganze schlechte Pädagogen geraten. Ihr müsst eine Schule finden, die sich seiner annimmt. Wenn ihr noch in psychologischer Behandlung seid, dann fragt doch dort mal nach oder ihr fragt die Psychologin, die immer mit hospitieren war. Und ich denke auch, das er erst wieder lernen muss sich zu öffnen, da ist etwas zerbrochen, in der kleinen Kinderseele, was sich von heut auf morgen nicht einfach beheben lässt. Zum ADHS kann ich nicht viel sagen, nur so viel, das die Vergabe von Medikamenten keine konkrete Lösung ist.
Ich weiß zum Beispiel das gute Ärzte, bei Kindern einen Intelligenztest machen, einmal ohne die Vergabe von Medikamenten und einmal mit der Vergabe von Medikamenten. Ist das in der Klinik passiert? Das macht man einfach um zu sehen, wie sich die Konzentration und die Aufnahmefähigkeit verändert.
Und ich würde euch zu einer Mutter Kind Kur raten. Es gibt Kuren direkt für ADHS Kinder mit höherer Intelligenz und sozialen Eingliederungsschwierigkeiten.
Ansonsten kennst du das Buch "Zeit der Geparden" von Daniela Zaknun? Ich empfiehl es dir.
Lg Fredericke
maleika
Beiträge: 8
Registriert: Mi 14. Mär 2012, 23:43

Re: ADHS und Hochbegabung - Und wie nun weiter??

Beitrag von maleika »

Danke alibaba :-)
Dein Tipp werde ich berücksichtigen.

Bliss:
Wir haben wirklich schon sehr viel prüfen lassen, er hört sehr gut (wir haben sogar schon Hyperakustik ausschlißen lassen), genauso haben wir seine Augen prüfen lassen bei einer Optikermeisterin. Dort ist auch alles unauffällig.

Zuhause war er immer ganz normal. Seit dem er das Ritalin bekommt aber nicht mehr. Eben unter dem Ritalin sehr ruhig und ohne Ritalin sehr überdreht, so dass ich wie schon erwähnt, selbst an ADHS glaube. Kann man von Ritalin ADHS bekommen? Oder kann es dadurch verstärkt werden?
Wahrnehmungsstörungen haben wir auch schon testen lassen...dort ist alles ganz normal.

Ich habe mich ein wenig zu Hochbegabung und ADHS belesen und musste selbst feststellen, dass viele Punkte die auf das ADHS zutreffen und weswegen es bei ihm diagnostiziert worden ist, auch auf Hochbegabte zutreffen.
Das er zum Beispiel immer reinredet, das er alles wissen möchte und sich damit ständig in den Vordergrund stellt und andere Kinder somit beim lernen behindert usw. Auch das das Aggressiveverhalten von ihm könnte da ein Punkt sein.
Und trotzdem passt eben nicht alles zusammen.
Da ich schon so viele verschiedene Meinungen von kompetenten Personen gehört habe, (eine schlossen das ADHS aus, andere wiederrum waren fest davon überzeugt) bin ich einfach nur noch verwirrt.

Ich suche eine kompetente Person, egal wo, die sich auf ADHS und Hochbegabung spezialisiert hat...ich würde das gern noch mal abklären. Kennt ihr da einen spezialisten?
Rosi
Dauergast
Beiträge: 138
Registriert: Sa 14. Jan 2012, 20:45

Re: ADHS und Hochbegabung - Und wie nun weiter??

Beitrag von Rosi »

Hallo !
Zuerst einmal wünsche ich dir viel Kraft !!!!!!!!!!!!! Ihr habt ja schon einiges hinter euch. Da mein Kleiner auch erst 4 ist, kann ich nicht so viel dazu sagen. Das was du aber aus dem Kindergarten erzählst kommt mir bekannt vor. Bei uns ist es nur zum Glück nicht so extem. Unser Sohn kann auch mit Gruppen nicht umgehen. Er ist von der Menge der Informationen übervoll, und scheu gegenüber Nähe. Bei uns hat ein Kindergartenwechsel geholfen, weil sie dort auf seine "Eigenarten" eingehen. Reizüberflutung kann man nicht messen, nur erahnen. Schau doch mal was er alles mitbekommt, obwohl er ganz andere Dinge macht. Wie viele Dinge er nur durch schauen erlernt. Vielleicht kann er bei vielen Kindern mit der Fülle der Informationen nicht umgehen. Wenn er dazu noch ein sensibles Kind ist, kann ich mir schon vorstellen das es auch zu aggressivität führen kann.
Viele Grüße
Rosi
Bliss
Dauergast
Beiträge: 661
Registriert: Fr 21. Okt 2011, 23:43

Re: ADHS und Hochbegabung - Und wie nun weiter??

Beitrag von Bliss »

Ich würde vor allem schauen, dass ihr eine Schule findet, die mit ihm umgehen kann. Auch wenn autistische Störungen ausgeschlossen wurden wäre er wahrscheinlich am besten an einer Schule aufgehoben, die Erfahrung mit autistschen Kindern (und idealer Weise auch mit Hochbegabten) hat.

Wie sieht er denn im Nachhinein die Situationen, in denen er aggressiv reagiert hat? Fühlt er sich im Recht, oder tut es ihm leid?
maleika
Beiträge: 8
Registriert: Mi 14. Mär 2012, 23:43

Re: ADHS und Hochbegabung - Und wie nun weiter??

Beitrag von maleika »

Danke erst mal an euch alle für eure anteilnahme. :-)
Danke auch für die lieben Worte und Gedanken von euch.

Fredericke:
Ja, darüber habe ich auch schon sehr oft nachgedacht. Er hat immer wieder negatives von Erwachsenen erfahren, aber dennoch sieht es nicht so aus als ob ihn das traurig gemacht hat und er aufgegeben hätte.
Er ist ein wirklich sehr lebensfroher und lebensbejahender kleiner kerl. Ich glaube eher das es ihm an irgendeinem Punkt nicht mehr viel ausgemacht hat. Er kennt es nicht anders als ausgeschlossen zu werden. Zwar ist er in dem moment traurig oder wütend, aber irgendwie steckt er es weg. Und er redet auch nie darüber. Er weiß das er mist gemacht hat und das das seine strafe war...leider hat das irgendwann genau deswegen nichts mehr gebracht. Er macht den Mist weiterhin, egal ob er rausgeschickt wird oder nicht...und meist macht er draußen/ in der anderen Klasse/ auf dem Flur oder wo auch immer er hin soll weiter Mist ohne darüber nachzudenken.
Im Kindergarten war seine Aggressivität so was wie "Blackouts". Er hat einen wutanfall bekommen, etwas gemacht und danach erst richtig gemerkt was er eigentlich gemacht hat und war traurig.
Aber es gibt auch viele wutanfälle, die er rechtfertigt. Dabei muss es nciht einmal was schlimmes sein. Ein Mädchen steht ihm ausversehen im weg...er denkt sie tut dies mit absicht...und er schubst sie.

Der Intelligenztest wurde einmal von der Kinderpsychologin gemacht (wo eigentlich genau das selbe raus kam) ohne Medikamente und nun noch einmal mit den Medikamenten. Es waren beide male die gleichen ergebnisse.

Eine Mutter-Kur haben wir auch im Sinn...nur zur Zeit steht eine neue Schule zu finden einfach im Vordergrund.
Das zerrt ziemlich an den Nerven :-(

Das Buch "Zeit der Geparden" werde ich mir mal holen, danke für den Tipp :-)


Rosi:
Auf der einen Seite denke ich genauso wie du, Reizüberflutung ist da schon ein großes Stichwort.
Er überlegt wohl sehr lang immer an einer sache und kann sich dann selbstverständlich schlecht auf die darauffolgende konzentrieren.
Wenn er einen Film schaut, brauch ich gar nicht mit ihm reden, dann hört er mich nicht. Aber dann gibt es wieder situationen in denen ich mit Freunden spreche und er nebenbei ganz lieb spielt...und er hört alles! Deswegen schau ich auch immer was ich sagen kann und was nicht, wenn er dabei ist.
Er ist ein total sensibles Kind, auf Blicke von mir reagiert er sofort und schaut mich auch immer an, wenn er unsicher ist...nur durch meinen Blick weiß er sofort bescheid.

Bliss:
Ja genau so eine Schule suche ich gerade...aber hier scheint es keine zu geben.
Ich glaube das auch viel an den Lehrern hängt. Wenn ein Lehrer meinen Sohn mag, kommen auch beide miteinander klar, wenn nicht, dann nicht.
Er hatte auch in der ersten Schule eine tolle Werkenlehrerin - in ihren Stunden hat er nie blödsinn gemacht.
Und als er die schule wechselte ging es ja auch alles gut mit dem neuen Lehrer...leider ist dieser gegangen.
Ich hätte gern einfach eine Schule die ihn akzeptiert und ihn auch Maßregelt, konsequenzen aufzeigt - aber eben alles Kindgerecht und nicht so wie im Kiga.

Das blöde ist, dass sich mein Kind wirklich oft im Recht sieht, wenn er wen ärgert.
Die Kinder in seiner Klasse wissen das er sehr schnell ausrastet und provozieren ihn dann natürlich noch mehr.
So kam es z.b. mal vor, dass ein kleines Mädchen mitten im Unterricht als die Lehrerin was an die Tafel schrieb, ihre Hose runter ließ um meinem Sohn den Po zu zeigen und ihn auslachte.
Er hat seine Thermosflasche genommen und sie ihr entgegengeworfen - er hat sie damit am Kopf getroffen.
Es gab zwar keine Beule, aber in Ordnung war es trotzdem nicht. Er wurde deswegen mal wieder aus dem Unterricht ausgeschlossen und ich musste ihn abholen.

Es ist ziemlich schwer sich immer und ständig verteidigen zu müssen, oder nur das Gefühl zu haben.
Die Lehrer und Erzieher haben mir immer die Schuld gegeben, ihn gefragt ob ich ihn schlage, ob ich keine Regeln für ihn hätte usw.
Sie haben mir nie geglaubt das er zu Hause ganz anders ist.
Seit dem er in der Kinderpsychatrie war müssen sie dies aber nun glauben, da diese Klinik genau das gleiche bestätigt hat - nicht Gruppentauglich, aber allein total friedlich.
Somit werde ich nun immer gefragt "Steht ihr sohn bei ihnen im Mittelpunkt?", "ist er Partnerersatz?" da ich alleinerziehend bin.
Aber ich glaube jeder Alleinerziehende wird das kennen: Man ist zu zweit, wer steht sonst im Mittelpunkt wenn nicht beide?
Ich kann mich ja nicht mit meinen Pflanzen unterhalten, nur weil er mal nicht im Mittelpunkt stehen soll.
Und ich mache auch vieles für mich, und er spielt für sich in seinem Zimmer.
Das mit dem Partnerersatz is auch totaler quatsch, da ich vor kurzem noch in einer festen Beziehung war, dann hätte ja alles erst jetzt beginnen müssen.
Und trotzdem zweifelt man an sich, redet mit Therapeuten die einen nach jedem Elterngespräch erst einmal wieder aufbauen müssen, weil man so viel negatives gehört hat, so viele vorwürfe an den Kopf geworfen bekommen hat und das beste von allem: Weil Lehrer ständig an meinem Kind rumdiagnostizieren und mir dann sagen woran es liegen könnte. *ironie*

Ich weiß nicht ob ihr das kennt?
Fischchen
Beiträge: 19
Registriert: Di 27. Sep 2011, 12:40

Re: ADHS und Hochbegabung - Und wie nun weiter??

Beitrag von Fischchen »

Liebe Maleika,

ich kann dir sehr gut nachfühlen, weil ich ein fast ähnliches Kind zu Hause habe. Je älter sie wurde um so auffälliger wurde sie. In der Kita war sie ständig der Buhmann und auch oft aggressiv. Wir waren auch auf Anraten der Kita beim Psychologen, aber helfen konnte er uns auch nicht. Uns wurde aber dort gesagt, dass sie definitiv kein AdHS hat (obwohl sie sich so verhielt!) und erziehungstechnisch wir auch alles richtig machen. Jetzt aber zum guten Teil.....

Wir sind, angeregt durch dieses Forum, zu einer Lateralitätsdiagnostigerin gekommen und die hat uns dann endlich helfen können.
Unsere Tochter konnte kopfblockadenbedingt nicht die Körpermitte kreuzen, die frühkindlichen Reflexe (siehe Moro-Reflex!) nicht abbauen und hätten wir sie trotz hoher Intelligenz früher eingeschult, wurde uns genau diese Schulkarriere, die ihr gerade durchlebt, vorhergesagt.
Wir haben auf Grund der Diagnose ihre Blockaden lösen lassen (was schon eine Unmenge an Ruhe in die Familie gebracht hat) und haben jetzt den ersten Teil der Hörtherapie (da sie extrem Reizoffen war) hinter uns und siehe da, wir haben ein fast vollständig entspanntes, fröhliches, unglaublich liebevolles und und und Kind. Seit November 2011 sind wir in Behandlung und wir haben ein völlig anderes Kind. Auch in der Kita wurde uns das sehr positiv bescheinigt und ich habe auch keine Angst mehr vor dem kommenden Schulalltag.

Hier noch ein paar Links zum besseren Verstehen deiner Probleme...

http://www.kiss-kid.de/seiten/kidd_syndrom.html
http://www.schulschwierigkeiten.de/deutsch/neuro.html

http://nicole9973.beepworld.de/primitive_reflexe.htm




Liebe Grüße von Fischchen
maleika
Beiträge: 8
Registriert: Mi 14. Mär 2012, 23:43

Re: ADHS und Hochbegabung - Und wie nun weiter??

Beitrag von maleika »

Danke Fischchen deine Gedanken, Vorschläge und Seiten-Tipps sind wirklich genial! :D

Lustigerweise habe ich auf einer dieser Seiten sogar die Frau gefunden, die bei meinem Sohn den Hörakurtiktest gemacht hatte.

Aber ich habe mir schon einiges davon durchgelesen und bemerkt das es vor allem dort auch viel um Bewegungsdefizite geht.
Also das die Motirik nicht stimmt, Kinder ständig hinfallen oder eben spät mit sprechen anfangen. Das ist bei meinem Sohn gar nicht der Fall. Er konnte sehr sehr früh sprechen und hat dann auch schnell ganze Sätze gesagt.
Auch im Motorischen bereich war er immer gut.
Aber da auch viel über Konzentrationssachen und Verhaltensstörungen dort steht, habe ich einige der Leute einfach mal angeschriben, in der Hoffnung das diese mir Adressen in meiner Nähe nennen können. Leider scheint es kaum eine gute Adresse in Sachsen zu geben, wo ich herkomme. Somit werde ich wohl weiter weg suchen müssen.

Danke nochmal, solche Tipps bauen immer wieder auf :-)
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