ADHS und Hochbegabung - Und wie nun weiter??

hochbegabt oder ADS oder beides?
Nimoe
Dauergast
Beiträge: 70
Registriert: Fr 16. Mär 2012, 22:49

Re: ADHS und Hochbegabung - Und wie nun weiter??

Beitrag von Nimoe »

Hallo,

war bislang nur stille Mitleserin hier im Forum, da meine Tochter noch recht jung ist (gerade 2), aber zu deinem Thema hier wollte ich dir unbedingt auch noch einen Gedankenansatz mit auf den Weg geben und habe mich extra angemeldet.

Ich hoffe, dass ich jetzt nicht als Schleichwerber rüberkomme, aber ich lese im Moment "Kinderjahre" von Remo Largo. Darin wird u.a. das Fit-/Misfit-Konzept dargestellt und als ich gerade das Kapitel über Misfit las, musste ich öfter an euch denken.

Ich schreib dir mal eben paar Stichpunkte raus, damit du siehst, ob das wirklich interessant für dich ist.

Unter einem Misfit verstehen wir eine mangelnde Übereinstimmung zwischen Kind und Umwelt.
Ein Misfit kann sich auf ein Kind unterschiedlich auswirken: vermindertes Wohlbefinden und reduziertes Selbstwertgefühl, reaktives Verhalten (verlangt mehr Nähe und Zuwendung), Verhaltensauffälligkeiten (z.B. Aggression), psychosomatische Symptome, Beeinträchtigung von Entwicklung und Leistung, Depression.
Die Ursachen, die zu einem Misfit führen können, sind:
Extremvariante der Entwicklung/des Verhaltens, d.h. ungewöhnliches Entwicklungstempo oder ungewöhnliche Ausprägung eines Entwicklungsmerkmals (hier etwa die Begabung deines Kindes),
ungenügende Anpassung der Umwelt an das Kind in Bezug auf Grundbedürfnisse (z.B. mangelnde Geborgenheit wegen häufigen Wechsels der Bezugspersonen - Kiga und Schule), soziale Anerkennung, Entwicklung und Leistung (Unterforderung?)
oder eine Kombination von beidem.


Das hier ist auch interessant:
Ein Kind ist aggressiv oder verhält sich sozial unangepaßt, weil es unglücklich ist. Solange sein Wohlbefinden und sein Selbstwertgefühl beeinträchtigt sind, wird das Kind immer wieder in ein störendes Verhalten zurückfallen. Wenn es ihm besser geht, werden die Verhaltensauffälligkeiten von selbst verschwinden.

Hat dein Sohn denn irgendwelche Hobbies, bei denen er sich Selbstbestätigung verschaffen kann? Eventuell sogar in einer Gruppe?

Und wegen der Verhaltensänderung nach der Medikamententherapie - könnte das nicht daran liegen, weil er nun den Eindruck hat, dass er an einer Krankheit leidet?

Ich hoffe, dass war jetzt nicht zu verwirrend in der Kürze, ist höchste Zeit für´s Bett für mich.
maleika
Beiträge: 8
Registriert: Mi 14. Mär 2012, 23:43

Re: ADHS und Hochbegabung - Und wie nun weiter??

Beitrag von maleika »

Danke Nimoe für deine Gedanken und Ideen. Ich habe mich auch dazu ein wenig belesen.
Mir scheint es als gibt es massenweise verschiedene Möglichkeiten, denn ständig bekomm ich neue Ideen und Anregungen.
Das ist auf der einen Seite natürlich echt toll, auf der anderen Seite weiß man nicht mehr wo man anfangen soll. Und alles will ich
auch nicht ausprobieren, zumindest nicht zugleich, da ich sonst täglich von einem spezialisten zum nächsten renne und das meinem Kind auch nicht antun möchte.
Das is echt schwer alles so zu entscheiden.

Mein Sohn hat Hobbies, er spielt total gern mit seinen Autos, er baut im Sandkasten straßen, im zimmer garagen usw.
Ich hatte ihn eigentlich zum Fußball in der Schule geben wollen, aber er ist nicht der schnellste...und da er eine so geringe Frustrationstoleranz hat, frustriert ihn das so sehr das er wütend wird. Würde mich aber auch frustrieren, wenn ich nicht einmal den Ball bekommen würde, nur weil ich so klein und nicht der schnellste bin.
Dafür wollte er unbedingt zum Karate. Somit habe ich ihn dort angemeldet und er macht es recht gern, auch wenn die Regeln streng sind und er ein großes Problem hat sich immer anzupassen.

Du spricht die Verhaltensänderung wegen der Medikamente an.
Dazu habe ich gleich mal eine Frage, erklärt mich für dumm, aber ich dachte immer ADHS IST eine Krankheit.
Man muss zum Arzt, Medikamente nehmen usw. daraus habe ich immer geschlossen das es eine Krankheit ist.
Ich glaube aber nicht das er deswegen so anders ist, seit dem er die Medikamente nimmt.
Er weiß das er sich schlechter Konzentrieren kann als andere und nimmt deswegen medikamente.
Er will es sogar, da er merkt das es für ihn dann besser wird.
Er sagt auch manchmal:" Ich kann mich einfach nicht konzentrieren, tut mir leid" und weint dann fast.

Ich hatte auch noch mal die Kinderpsychologin gefragt, ob man von Ritalin ADHS bekommen kann, so wie ich den anschein hatte.
Sie meinte jedoch das es nciht so sei und das sobald das Medikament aus dem Körper ist, alles wieder normal wäre.

Nun noch kurz was ich bisher erreicht habe:
Ich habe eine spezialistin bei uns gefunden für ADHS/ ADS und Hochbegabung, der ich mein Kind gern noch mal vorstellen möchte um das abzuklären. Hab auch einen Termin.
Dafür muss ich ein großes Danke an den Leiter des Institutes für Leistungsentwicklung sagen, da er mir wirklich sehr gut weitergeholfen hat!
Außerdem habe ich einen Termin bei einer Kinesiologin und erhoffe mir davon Besserung.
Demnächst werde ich einige Schulen anschreiben in der Hoffnung irgendwo einen Platz zu finden.

Danke noch mal an alle für eure Hilfe, Gedanken, Anregungen und vor allem das Mut machen :-)
Da ich ständig wieder in tiefe Löcher falle ist sowas bitter nötig gewesen.
ari6000
Beiträge: 2
Registriert: Mo 26. Mär 2012, 21:35

Re: ADHS und Hochbegabung - Und wie nun weiter??

Beitrag von ari6000 »

Hallöchen,
kann dir wirklich nur INPP empfehlen. Die Geschichte deines Sohnes hörte sich an wie die unsere. Schrecklich was man diesen Kindern antut! Ich fahre nun regelmäßig ca. 50km um die Entwicklungstherapeutin auf zu suchen. Ergo etc. hat nie geholfen. Zum Glück konnte ich die Schulleitung und die Klassenlehrerin überzeugen, dass Valentin kein "böses Kind" ist und es auch nichts mit unserem Erziehungsstil zu tun hat. Die Eltern, die eine unseren Sohn bei der SChulpsychologie gemeldet haben, sind somit auf Grund gelaufen. Mir fehlt auch oft die Kraft. Ich denke auch immer, dass doch zu Hause alles gut ist und ich ihn bald gar nicht mehr raus lassen möchte, wenn wir dann am Nachmittag immer den Vormittag aufarbeiten sollen... Egal, bei uns bessert es sich seit INPP. Gegen Ritalin oder ähnliches haben wir uns immer gesträubt. Sollen doch die Erwachsenen Psychopharmaka nehmen um sich selbst ruhig zu stellen.... Selbst die Amerikanische Armee vergibt dieses Medikament nicht mehr, weil sie gemerkt haben dass es voller Nebenwirkungen steckt. Lass deinen Sohn leben
Zum Hörtest kann ich dir berichten, dass Valentin auch sehr gut hört, allerdings kann er das was er hört scheinbar schwer verarbeiten bzw. orten. Ein reiner Hörtest kann dies nicht feststellen.
Ich hoffe ich konnte dir etwas helfen. Hoffe mal wieder was von dir zu hören....
LG ARI :)
maleika
Beiträge: 8
Registriert: Mi 14. Mär 2012, 23:43

Re: ADHS und Hochbegabung - Und wie nun weiter??

Beitrag von maleika »

Hallo ari,

ich hab mir eben mal die Seite von INPP angeschaut. So wie ich es verstanden habe geht es da viel um Motorische Sachen, Wahrnehmung, Hören, Sehen usw.
Es klingt alles recht gut, aber ich bin mir nicht so sicher ob das das Problem bei meinem Sohn ist.
Wir waren mal bei einer Ergotherapeutin, die spezialisiert ist auf Wahrnehmungsstörrungen, sie hat keine gefunden. Diese hatte damals auch einen Hörakustik (oder wie auch immer das heißt) test bei ihm gemacht.Darin ging es also nicht nur darum, ob er gut oder schlecht hören kann, sondern ob er das alles auch verarbeiten kann. Der test ist gut gut ausgefallen. Sie hat also keinerlei wahrnehmungsstörrungen feststellen können.

Du schreibst von einer Entwicklungstherapeutin, das ist nehme ich an die INPP?!
Ich hab mir grad mal die Honorarliste angeschaut.
Ich behalte das auf jedenfall im Hinterkopf, jedoch muss ich erst mal zu der Kinesiologin und der spezialistin für Hochbegabung und ADHS - und die beiden kann ich auch nicht von der Kasse absetzten. Das wird ziemlich schwer für mich, da ich studiere :-(
Ich arbeite so schon nebenbei und schaff es nicht mal mehr richtig zu lernen, da ich entweder arbeite oder mit meinem Kind zu irgendwelchen Therapien fahre. Voll blöd.

Gibt es für so etwas irgendwelche stiftungen, die sowas übernehmen würden? Da es ja wissenschaftlich nicht bewiesen ist, dass das immer hilft, wird das wohl auch recht schwer.

Danke für alles :-)
ari6000
Beiträge: 2
Registriert: Mo 26. Mär 2012, 21:35

Re: ADHS und Hochbegabung - Und wie nun weiter??

Beitrag von ari6000 »

Leider habe ich bisher noch keinen gefunden der sowas bezahlt. Es ist echt wahnsinn, was man so blechen darf...
Ansonsten kann ich dich beruhigen auch wir sind immer knapp bei Kasse. Am Liebsten würde ich mal gar kein Geld für sowas ausgeben, sondern einfach mal nach Herzenslust shoppen gehen....
Valentin war auch ca. 1,5 Jahre bei der Ergo. Auch die haben im Sehen und Hören keine Verarbeitungsstörung festgestellt. Obwohl diese sehr gravierend waren. Die hielten auch nichts von Restreflexen. Allerdings ist dies bisher die einzige Möglichkeit gewesen um Tabletten herumzukommen. Vielleicht ist es bei deinem Sohn doch was anderes, hoffe auf die Berichte von den Ärzten, Therapeuten wo du jetzt hingehst. Vielleicht ist das auch was für uns...
Valentin ist heute beim Judo rausgeflogen. Der Trainer erzählte, dass zwei Kinder nicht mehr kommen werden, wenn mein Sohn da ist. Er müsse an die Wirtschaftlichkeit denken und deswegen möchte er uns bitten nicht mehr zu kommen. Ich bin ziemlich aus den Latschen gekippt. Hab ihm gesagt, dass ich es schade finde, dass er sein Geld mit solchen Leuten verdienen muss. Auch mich haut es immer wieder in ein tiefes Loch. Valentin ist damit eigentlich ganz cool umgegangen. Warum können diese Kinder nicht auch ihren Frieden finden.... oder sind es nur wir Mütter die alles so dramatisieren....
Wünsch dir noch einen schönen Abend und hoffe für euch, dass ihr die richtige Schule findet.
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