ADHS und Hochbegabung

hochbegabt oder ADS oder beides?
Linasina
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ADHS und Hochbegabung

Beitrag von Linasina »

http://www.adhs-deutschland.de/Home/ADH ... abung.aspx
für alle die es interessiert. Das ist eine sehr gute Seite.
Rabaukenmama
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Re: ADHS und Hochbegabung

Beitrag von Rabaukenmama »

Habe die Seite jetzt relativ genau durchgelesen, bin aber nicht wirklich schlau daraus geworden.

Vor allem drängt sich mir die Frage auf, von wem und unter welchen Kriterien, der "wünschenswerte Normalwert" festgelegt wurde. Wenn von einer angeborenen, neurobiologisch bedingten veränderten Wahrnehmungsverarbeitung gesprochen wird, dann inpliziert die Aussage ja, dass es Richtwerte gibt, denen im Fall von ADS/ADGHS eben NICHT entsprochen wird.

Bei Kindern ist mMn ausserdem sehr schwer festzustellen, ob Aufmerksamkeit und Konzentration willentlich gesteuert werden können oder nicht. Denn es geht ja um den Willen des Kindes, nicht den der Eltern (die natürlich WOLLEN dass das Kind sich auf dieses oder jenes konzentriert). Wie kann man feststellen, ob dem Kind nicht schlichtweg die Motivation, sich zu konzentrieren, fehlt?

Ganz abgesehen davon ist die willentliche Steuerung von Aufmerksamkeit und Konzentration bei vielen (als gesund geltenden) Erwachsenen auch mehr oder weniger beschränkt. Wer legt die Werte fest, wie lange man sich willentlich auf etwas konzentrieren können "sollte"? Und ist es wirklich so ungewöhnlich wenn Personen, die deutlich rascher zu Lösungen kommen als andere, auch mit kürzeren Konzentrationsphasen auskommen?

Der Schlussabsatz, dass eine rechtzeitige Diagnose und Behandlung den Kindern hilft und sie vor "Panikattaken, Blackout-Reaktionen, Angst-, Zwangs- oder Essstörungen sowie Suiziddrohungen" schützt, inpliziert leider, jedes kluge Kind so schnell wie möglich auf mögliche ADS/ADHS hin untersuchen zu lassen. Wenn man bedenkt, dass ein Grossteil der ADHS-Diagnosen therapeutische Fehleinschätzungen sind und laut Fachleuten viele gesunde Kinder (teils mit sehr starken Medikamenten) wegen ADHS behandelt werden, ist das mMn ein gefährlicher Ansatz.

Ob ein Kind erfrischen lebhaft oder krankhaft hyperaktiv ist liegt hauptsächlich im Auge des Betrachters.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Linasina
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Re: ADHS und Hochbegabung

Beitrag von Linasina »

Ok da habt ihr auch wieder recht es werden zu viele als ADHS ein gestuft und mit Ritalin behandelt obwohl sie kein ADHS haben. Aber für die die es wirklich haben hilft ja auch meist nur dieses Medikament.
Meersalz
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Re: ADHS und Hochbegabung

Beitrag von Meersalz »

Rabaukenmama hat geschrieben:Habe die Seite jetzt relativ genau durchgelesen, bin aber nicht wirklich schlau daraus geworden.

Vor allem drängt sich mir die Frage auf, von wem und unter welchen Kriterien, der "wünschenswerte Normalwert" festgelegt wurde. Wenn von einer angeborenen, neurobiologisch bedingten veränderten Wahrnehmungsverarbeitung gesprochen wird, dann inpliziert die Aussage ja, dass es Richtwerte gibt, denen im Fall von ADS/ADGHS eben NICHT entsprochen wird.

Bei Kindern ist mMn ausserdem sehr schwer festzustellen, ob Aufmerksamkeit und Konzentration willentlich gesteuert werden können oder nicht. Denn es geht ja um den Willen des Kindes, nicht den der Eltern (die natürlich WOLLEN dass das Kind sich auf dieses oder jenes konzentriert). Wie kann man feststellen, ob dem Kind nicht schlichtweg die Motivation, sich zu konzentrieren, fehlt?

Ganz abgesehen davon ist die willentliche Steuerung von Aufmerksamkeit und Konzentration bei vielen (als gesund geltenden) Erwachsenen auch mehr oder weniger beschränkt. Wer legt die Werte fest, wie lange man sich willentlich auf etwas konzentrieren können "sollte"? Und ist es wirklich so ungewöhnlich wenn Personen, die deutlich rascher zu Lösungen kommen als andere, auch mit kürzeren Konzentrationsphasen auskommen?

Der Schlussabsatz, dass eine rechtzeitige Diagnose und Behandlung den Kindern hilft und sie vor "Panikattaken, Blackout-Reaktionen, Angst-, Zwangs- oder Essstörungen sowie Suiziddrohungen" schützt, inpliziert leider, jedes kluge Kind so schnell wie möglich auf mögliche ADS/ADHS hin untersuchen zu lassen. Wenn man bedenkt, dass ein Grossteil der ADHS-Diagnosen therapeutische Fehleinschätzungen sind und laut Fachleuten viele gesunde Kinder (teils mit sehr starken Medikamenten) wegen ADHS behandelt werden, ist das mMn ein gefährlicher Ansatz.

Ob ein Kind erfrischen lebhaft oder krankhaft hyperaktiv ist liegt hauptsächlich im Auge des Betrachters.
ich stimme hier ziemlich genau mit rabaukenmama überein (nachdem ich das ganze durchgelesen habe). das ganze liest sich auch ziemlich, wie formuliere ich das am besten, sagen wir mal "weich, formbar" d.h. es scheint mir viel auf annahmen und vermutungen zu basieren. das muss jetzt ja nicht zwangsläufig schlecht sein, da der artikel aber einen wissenschaftlichen charakter erwecken will (glaube ich zumindest) fehlen mir da schon etwas die "greifbaren" belege der annahmen, z.b. wie der "neurobiologisch bedingten verarbeitungsstörung".

auch die annahme, dass hochbegabung und hypersensibilität oft hand in hand gehen halte ich für gewagt, ebenso die annahme das hypersensibilität zwangsläufig eine problem bzw. krankheitsbild nach sich ziehen muss (im endeffekt ist es "nur" eine gesteigertes wahrnehmunsvermögen eines oder mehrer sinne, was zu einer reizüberflutung führen KANN). meine pers. meinung hierzu ist eher, dass hochbegabung hilfreich sein kann, auch mit hypersensibilität besser umzugehen, da eine höhere verarbeitungsgeschwindigkeit von daten auch dabei hilft, eine größere datenflut zu bewältigen.
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Linasina
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Re: ADHS und Hochbegabung

Beitrag von Linasina »

Naja Hochsensibilität ist eine Charaktereigenschaft und nichts krankhaftes das ist dann wohl etwas falsch dargestellt. Was im Net steht ist ja nicht immer 100 Prozent wissenschaftlich korrekt. Aber zum Beispiel in dem Buch das Hochsensible Kind wird die Hochbegabung auch oft mit Hochsensiblen Charaktereigenschaften in Verbindung gebracht. Aber nicht jeder Hochsensible ist auch Hochbegabt.
Linasina
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Re: ADHS und Hochbegabung

Beitrag von Linasina »

Ich bin auch nicht für Ritalin nur in extrem Fällen. Die Ärzte sind immer schnell dabei sowas zu verschreiben dann hat man ruhe. Zum Beispiel habe ich meiner Kinderärztin erzählt dass mein Kind spät einschläft und nachts öfter auf wacht. Ich bekam ein Sedativum verschrieben welches ich ihr natürlich nicht gegeben habe. Diese Probleme ziehen sich bis jetzt hin also schon 5 Jahre. Ich hätte gerne eine Lösung dafür aber es scheint da nur eine Medikamentöse Lösung zu geben denn alles andere haben wir schon durch. Da ich ihr keine Medikamente geben will bleibt mir nur der Weg es aus zu halten. Vielleicht wird es ja besser wenn Sie in die Schule geht das ist meine einzigste Hoffnung.
Linasina
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Re: ADHS und Hochbegabung

Beitrag von Linasina »

Ja meine mag den Kiga auch nicht. Von der Atmosphäre her schon nicht und die Kinder machen es ihr auch nicht gerade leicht.
Momo
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Re: ADHS und Hochbegabung

Beitrag von Momo »

Mit dem Thema ADHS habe ich selbst bisher keine Erfahrungen gemacht, ich habe jedoch vor einiger Zeit eine interessantes Interview von dem dänischen Familientherapeuten Jesper Juul gelesen. Laut Jesper Juul ist "ADHS eine Folge professioneller Vernachlässigung". Wen es interessiert, hier ist das Interview nach zu lesen: http://derstandard.at/1363711375599/ADH ... laessigung

Linasina hat geschrieben:
Aber zum Beispiel in dem Buch das Hochsensible Kind wird die Hochbegabung auch oft mit Hochsensiblen Charaktereigenschaften in Verbindung gebracht. Aber nicht jeder Hochsensible ist auch Hochbegabt.
Ich sehe einen logischen Zusammenhang zwischen Hochsensibilität und Hochbegabung. Sind die Sinne besonders geschärft, wird mehr wahrgenommen, aufgenommen, verarbeitet. Natürlich ist nicht jeder hochsensible Mensch auch gleichzeitig hochbegabt (es sind ja auch ca. 20% der Menschen hochsensibel), doch viele Hochbegabte sind sicher auch hochsensibel.
LG Momo
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Re: ADHS und Hochbegabung

Beitrag von Momo »

Hat sich erledigt ;)
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Momo
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Re: ADHS und Hochbegabung

Beitrag von Momo »

Koschka hat geschrieben:
Meine Kinder waren in einem Waldkindergarten. Es war für ein Kind eine Katastrophe. Es hatte nicht genug Anregungen zu spielen, es hatte Angst vor Bäumen, weil auf einem Baum ein Gesicht aufgemalt war (das habe ich Jahre später erfahren). Im Alter von 5 Jahren hat mein Kind gesagt, dass ich ihm einen anderen Kindergarten suchen soll - egal welchen, Hauptsache raus aus dem Waldkindergarten. Dadurch, dass während des Waldjahres seine Feinmotorik sich nur eingeschränkt entwickeln konnte, hat sich auch später eine große Frustquelle gebidet - Schreiben ist schwer! Ich habe meine Kinder aus dem Waldkindergarten rausgenommen. Ein Freund von meinen Kindern war da geblieben. Mit dem Ergebnis, dass er (ich vermute auch HB), in einer normalen Schule nicht beschulbar war.
Jedes Konzept und jede Umsetzung eines Waldkindergartens ist sicherlich individuell unterschiedlich und vielleicht passt es auch nicht zu jedem Kind. Doch die Hauptaussage finde ich dennoch einleuchtend, dass eine Zeit in enger Verbundenheit mit der Natur, mit täglichen Wanderungen an frischer Luft, Balancieren, Klettern, kreativem Spiel mit absolut natürlichen Dingen etc. ein wunderbares Grundgerüst in der Motorik, sozialen Fähigkeiten, in der Hirnentwicklung und auch ein positives, sicheres Gefühl für sich selbst und die eigenen Fähigkeiten ausbauen. Alle weiteren Fähigkeiten lernen die Kinder dann je nach Interessen spielend weiter, zusätzlich gibt es ja auch eine Zeit zu hause!
Zu der Vernachlässigung als Ursache von ADS... Auf der Seite ist ein kluger Kommentar - warum sind dann Kriegskinder keine ADS-Kinder?
Ich verstehe die "Vernachlässigung" eher in dem Sinne, dass den Kindern ihr Grundbedürfnis nach freier, kreativer Zeit, nach eigener Entfaltung genommen wird. Diese Bedürfnisse werden vernachlässigt, statt dessen werden die Kinder dem zeitlichen und ökonomischen Druck der Eltern ausgesetzt. Kriegskinder haben natürlich mit ganz anderen traumatischen Erlebnissen zu kämpfen, doch dieser Leistungsdruck fehlte, der ein Grund für die spezielle Verhaltensstörung ADHS sein könnte.
Die echten Diagnosen kommen wie oben schon erwähnt auf die veränderten Gehirnstrukturen zurück und dafür die Vernachlässigung als Ursache zu nennen ist m.E. alles andere als korrekt.
Das ist die Frage!
Sehr interessant und einleuchtend finde ich zu diesem Thema auch die Literatur von dem Hirnforscher "Gerald Hüther", er hat seine wissenschaftlichen Erkenntnisse zu diesem Thema veröffentlicht- meiner Meinung nach sehr lesenswert: http://www.gerald-huether.de/populaer/v ... d-huether/

Übrigens beschäftigt sich dieser Hirnforscher auch mit dem Thema der Begabungen und der angeborenen Talenten unserer Kinder (und was wir aus ihnen machen). Äußerst spannend, zu welchen Ergebnissen er kommt! Doch dies ist ein anderes Thema...
"Unser Leben ist das, wozu unser Denken es macht." Mark Aurel (121-180)
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