erneuter Test und Ausschluss von ADHS

hochbegabt oder ADS oder beides?
Meine3
Dauergast
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Re: erneuter Test und Ausschluss von ADHS

Beitrag von Meine3 »

Update:

gestern war ich beim Elternabend einer klassenübergreifenden Grundschule mit Montessori-Pädagogik und ich bin 100%ig überzeugt, dass das die richtige Schule für ihn ist. Diese Schule ist stark inklusiv in beide Richtungen (Lernbehinderungen, geistige Behinderungen, Wahrnehmungsstörungen, aber eben auch Hochbegabung).

Sie würden Sohnemann auch spontan nach einer Hosptitation im laufenden Schuljahr aufnehmen :D , sofern eben die Hospitation gut läuft, unser Tester will uns beim Schulbezirkswechsel unterstützen wo er kann... Nun müssen wir nur noch mit dem Sohn darüber sprechen, der ja aus sozialen Gründen die Schule eigentlich nicht wechseln will. Mein Mann und ich sind aber beide sehr überzeugt, dass dies der richtige Weg für ihn ist.

Er ist sehr willensstark. Zwingen würde komplett in die Hose gehen und bringt auch nichts. Er muss natürlich bereit sein und wollen.

Irgendwelche Ideen, wie ich das Kind überzeugen kann??

:lol:


Übrigens meinte der Experte nach eingeben der Testdaten in den Computer, dass er sich beim schnellen zusammenrechnen im Alter vertan hatte (Sohn war 7 Jahre, 3 Monate und 8 Tage alt und er las 7 Jahre, 8 Monate und 3 Tage), so dass das ERgebnis noch einmal ein wenig höher ausfällt und nun GANZ knapp unter der HB-Grenze liegt, was für unser Vorhaben natürlich zuträglich ist. Da die jetzige Schule mit hochbegabten Kindern leider nichts anfangen kann :roll:, die "neue" Schule aber sehr individuell auf das jeweilige Lerntempo und den Wissensstand eingehen kann.

Drückt uns die Daumen, dass unser Sohn gewillt ist, und dass der WEchsel dann auch durchgeht :fahne:
Es kann sein, dass nicht alles wahr ist, was ein Mensch dafür hält, denn er kann irren, aber in allem, was er sagt, muss er wahrhaftig sein.
Nimoe
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Re: erneuter Test und Ausschluss von ADHS

Beitrag von Nimoe »

Für mich lese ich diese Beschreibungen aus dem Internet eher als Zusammenfassung aller möglichen Ausprägungen. Ich denke, wie es sich konkret zeigt, hängt davon ab, welche der Wahrnehmungen beeinträchtigt ist. Es wird wohl kaum alles bei jedem Betroffenen zu finden sein. Meine Tochter war auch sehr fit in der sprachlichen und motorischen Entwicklung, liebte schon früh das Klettern. Aber schon als Baby habe ich sie so selten wie möglich umgezogen, da das immer ein riesiges Theater war.

Schulwechsel haben wir ja auch schon hinter uns. Aber hier war die Situation bereits so düster, dass mein zurückhaltendes Mädchen bereit war ins kalte, unbekannte Wasser zu springen. Macht ihm doch erstmal die Hospitation schmackhaft, als unverbindliche Möglichkeit (er muss danach nicht wechseln) und Abwechslung zum Alltag (als kleines Abenteuer vielleicht).
Meine3
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Re: erneuter Test und Ausschluss von ADHS

Beitrag von Meine3 »

Nimoe hat geschrieben:Für mich lese ich diese Beschreibungen aus dem Internet eher als Zusammenfassung aller möglichen Ausprägungen. Ich denke, wie es sich konkret zeigt, hängt davon ab, welche der Wahrnehmungen beeinträchtigt ist. Es wird wohl kaum alles bei jedem Betroffenen zu finden sein. Meine Tochter war auch sehr fit in der sprachlichen und motorischen Entwicklung, liebte schon früh das Klettern. Aber schon als Baby habe ich sie so selten wie möglich umgezogen, da das immer ein riesiges Theater war.

Schulwechsel haben wir ja auch schon hinter uns. Aber hier war die Situation bereits so düster, dass mein zurückhaltendes Mädchen bereit war ins kalte, unbekannte Wasser zu springen. Macht ihm doch erstmal die Hospitation schmackhaft, als unverbindliche Möglichkeit (er muss danach nicht wechseln) und Abwechslung zum Alltag (als kleines Abenteuer vielleicht).

Ja natürlich ist es immer nur eine Sammlung aller möglichen Auswirkungen, dennoch treffen auf mein Kind ja nur 2 Dinge zu und die kann man durchaus auch ADHS zuschreiben... ADHS passt einfach insgesamt besser, da treffen weitaus mehr als nur 2 Merkmale zu. Bis auf die Tatsache, dass er sich (sofern es für ihn spannend genug ist) sehr gut und auch länger konzentrieren kann und seine Frustrationsschwelle normal ist als es wohl sonst für ADHSler üblich ist. Schlechte Impulskontrolle jedoch und Hyperaktivität sind bei meinem Sohn recht stark ausgeprägt...

Was den Schulwechsel angeht:

Unser Sohn sieht momentan nur, dass er nicht von seinen neu und hart erkämpften Freunden weg möchte und der Kitawechsel damals ein "Fehler" war und davor hat er natürlich Angst. Ebenso wenig möchte er von seiner KL weg, die auch echt menschlich ganz toll ist. Nur leider wird in der hiesigen Schule halt überhaupt nicht differenziert. Die Kinder dürfen nach den Pflichtaufgaben zwar "schwerere Aufgaben" machen, aber eben erst nach dem Pflichtteil. Bei diesem Pflichtteil trödelt und träumt mein Sohnemann derart vor sich hin, dass er garnicht zu den schweren Aufgaben kommt, zumindest in Deutsch. Die Lehrerin betonte extra noch wie sehr ins positive sich sein Schriftbild beim freien schreiben oder mehrsilbrigen Wörtern verbessert, wo hingegen Buchstaben oder Silben extrem hingeschludert werden... Er MUSS das gefühlt 100ste Mal die Mengenkringel ausmalen zum Zahlenraum 10, obwohl er das nachgewiesen im Schlaf kann und das Mengengekringel ihn nur verunsichert und verwirrt, weil er so im Kopf nicht gerechnet hat, bevor er in die Schule kam. Er MUSS zum 1000sten Mal das H schreiben, obwohl er alle Buchstaben kann (groß und klein), das ist Quälerei für ein Kind, das so ungeduldig und schnell gelangweilt ist wie meins. Von daher wäre ich schon sehr froh, wenn er in eine Schule kommt, wo er da abgeholt wird, wo er steht. Es als eine Art Abenteuer zu verkaufen ist zwar ein guter Ansatz, leider durchschaut er derart "Manipulationsversuche" sehr schnell 8-).

Was deine Tochter angeht: ist es denn mit dem Schulwechsel besser geworden? Bist du an der Sache mit der sonsorischen Intregationsstörung dran? Bekommt sie die Ergotherapie?
Meine Tochter würde wohl auch eher depressiv werden, mein Sohn wird halt leider aggressiv und launisch :? ...
Es kann sein, dass nicht alles wahr ist, was ein Mensch dafür hält, denn er kann irren, aber in allem, was er sagt, muss er wahrhaftig sein.
Nimoe
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Re: erneuter Test und Ausschluss von ADHS

Beitrag von Nimoe »

Es war ja nur als weitere Möglichkeit gedacht mit der sensorischen Integration. Unser Kinderarzt hat bereits zugestimmt. Mit der Praxis habe ich auch schon Kontakt. Allerdings gibt es eine lange Warteliste. Wir hatten uns darauf geeinigt, dass uns erstmal 2 Termine zur Beratung reichen, die irgendwo spontan zwischengeschoben werden. Und dann mal weitersehen.

Mit dem Wechsel wurde es definitiv besser. Es war ja der 2. Neuanfang für sie. Schon in der ersten Grundschule kannte sie niemanden und fand nur ein ebenfalls stilles Mädchen als neue Freundin. Die erste und zweite Klasse waren auch bei ihr eine ziemliche Quälerei mit dem gleichen Schema wie bei euch, erst Pflichtprogramm, dann Forderhefte, für die sie meist nicht schnell genug gearbeitet hat, im Gegensatz zu den "Hochleistern" der Klasse. Depressiv fand ich sie nicht, eher sehr angespannt, mit regelmäßigen morgendlichen Bauchschmerzen bis zur offenen Verweigerung. Jetzt hat sie eine lebhaftere Freundin und liebt ihre Klassenlehrerin, die sie sehr gut zu nehmen weiss, auch wenn hier von Anspruch überhaupt keine Rede sein kann. Im Sommer steht dann schon wieder der nächster Schulwechsel an zum Gymnasium, vermutlich wieder als kompletter Neuanfang.

Das mit dem Abenteuer bezog ich nur auf die Hospitation, um ihm das Kennenlernern der Alternative schmackhaft zu machen.
Rabaukenmama
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Re: erneuter Test und Ausschluss von ADHS

Beitrag von Rabaukenmama »

Hallo Meine3!

Für mich passt deine Beschreibung auch deutlich mehr zu ADHS als zu Autismus. Nur schließt das eine das andere nicht aus. Bei meinem Sohn wurde ja der Autismus VOR der ADHS diagnostiziert - ich hießt es ehrlich gesagt anfangs für eine Fehldiagnose weil bei ihm auch viel mehr von den Auffälligkeiten zu ADHS gepasst hat. Außerdem hatten wir mit dem Bruder ja den Klischee-Autisten schlechthin zu Hause (kaum Blickkontakt, mathematische Ausnahmebegabung, nur da nötigste an Kommunikation, stundenlanges beschäftigen mit sich selbst, keine Rollenspiele,...). Ich konnte und wollte lange nicht glauben, dass bei zwei so unterschiedlichen Kindern dieselbe Störung dahinter stecken könnte.

Mittlerweile glaube ich, dass die ADHS meinen älteren Sohn deutlich AUFFÄLLIGER beeinträchtigt als sein Autismus. Da er kein grundsätzlich aggressives Kind ist und mittlerweile auch ein gewisses Maß an Anpassung erlernt hat, sind seine fehlenden sozialen Skills nicht so auffällig wie eben die niedrige Frustrationsschwelle, die Stimmungsschwankungen (die tatsächlich teilweise den autistischen Mißverständnissen geschuldet sind) sowie sein Umgang mit Situationen, die ihn überfordern (Reaktion: weinen, kreischen, schreien,...). All das ist mittlweile schon deutlich besser geworden, aber es ist eben für Außenstehende viel augenscheinlicher als z.B. sein nicht vorhandenes Gefühl für Nähe und Distanz. Klischeehaft glauben ja viele, Autisten würden generell keine körperliche Nähe zulassen. Tatsächlich haben viele Autisten ein Problem mit den sozialen Erwartungshaltungen was Nähe und Distanz betrifft. Von einem Kind wird erwartet, dass es die Großtante auch dann küsst, wenn ihr Gesicht voller Falten und Warzen ist, und dass es sich z.B. bei Verletzungen (körperlich oder psychisch) von Bezugspersonen trösten lässt. Bei vielen Autisten ist das anders. Aber das Distanzverhalten meines Sohnes ist "in die andere Richtung" falsch. Er quatscht ständig wildfremde Leute mit seinen Themen voll, ohne zu merken, dass dies nicht erwünscht ist und oft nervt. Oder er umarmt spontan einen fremden Papa auf dem Spielplatz, weil ihm der sympathisch ist. Es kann auch sein, dass er in der U-Bahn höflich eine alte Frau anspricht, ob sie nicht aufstehen will, um ihm ihren Sitzplatz frei zu machen... :P . So ein Verhalten ist natürlich befremdlich, wird aber von den wenigsten Menschen mit Autismus in Verbindung gebracht, weil das Klischee eben anders ist.

Insgesamt war das ADHS-Verhalten meines Sohnes lange Zeit DEUTLICH auffälliger "nach außen" als sein autistisches Verhalten. Erst in letzter Zeit verschiebt sich das etwas in die andere Richtung. Weil es eben "süß" ist, wenn ein klein gewachsener Fünfjähriger fremde Leute umarmt, aber nicht, wenn das ein 10jähriger tut. Weil es leicht auf Trotzphase oder Erziehung geschoben werden kann, wenn ein 5jähriges Kind beim Anblick einer Warteschlange einen Schreikrampf bekommt, als wenn dieselbe Reaktion von einem doppelt so alten Kind kommt. Und es ist auch süß, wenn ein Kindergartenkind von Dinos erzählt, nicht aber, wenn ein 10jähriger versucht, andere für die Entstehung der schwarzen Löcher zu begeistern.

Das soll absolut nicht heißen, das ich bei deinem Sohn Autismus vermute. Ich beziehe mich nur auf deinen Satz, dass alles, was du aus eigener Erfahrung (erworbenes Wissen und praktische Erfahrung mit betroffenen Menschen) weiß, auf deine Sohn NICHT zutrifft. Vor allem deine Aufzählung der Auffälligkeiten autistischer Kinder finde ich als Autistenmama ziemlich an den Haaren herbeigezogen.

Meine Jungs sind klare Rechts-, bzw. Linkshändler, die Händigkeit war schon deutlich vor dem 1. Geburtstag festgelegt.

Mein jüngerer Sohn hatte eine verzögerte motorische Entwicklung, die aber rückblickend mehr der Gehörlosigkeit geschuldet war, als dem Autismus. Viele Gehörlose haben im Kleinkindalter Gleichgewichtsprobleme, weil sich das Gleichgewichtsorgan ja im Ohr befindet und die Kinder durch ihr fehlendes Hörvermögen als Babys deutlich weniger Kopfbewegungen machen (drehen zur Geräuschquelle), was zu Folge hat, dass es länger braucht, bis sich der Gleichgewichtssinn entwickelt. Mein älterer Sohn war motorisch als Baby und Kleinkind dagegen extrem fit.

Angst und Unsicherheit beim Klettern und schaukeln hatten beide Jungs nicht, wobei mein jüngerer Sohn durch die gerade erklärten Gründe länger gebraucht hat, das zu erlernen. Mein älterer Sohn hat (wie ich) Höhenangst, so dass er beim Klettern IN GROSSER HÖHE unsicher ist, auch wenn er gut gesichert ist. Aber das hat mMn nichts mit dem Autismus zu tun.

Sozialverhalten: mein jüngerer Sohn war sich lange "selbst genug" und hat aktiv keinen Kontakt zu anderen Kindern gesucht. Er war aber immer schon sehr interessiert an Gefühlen aller Art und tröstet z.B. andere Kinder oder Erwachsene sofort, wenn sie traurig wirken oder sich verletzt haben. Mittlerweile hat er aber im Internat sogar einen Freund gefunden, mit dem er gemeinsam spielt. Der Freund ist ebenfalls gehörlos und autistisch.

Mein älterer Sohn hätte manchmal gerne Freunde, in der Situation werden ihm andere Kinder aber schnell "zu viel". Er merkt nicht, wenn jemand traurig ist und tröstet auch nicht, wenn sich wer verletzt hat. Wenn man ihn aufmerksam macht, dass z.B. ein Mädchen weint, erfindet er abstruse Theorien für die mögliche Ursache, z.B. dass die Lehrerin vor 3 Wochen mit dem Mädchen geschimpft hat oder dass sie Hunger hat.... Freunde hat er keine.

Konzentration und Aufmerksamkeit: Mein jüngerer Sohn kann sich sehr gut konzentrieren und hat für sein Alter eine mindestens durchschnittliche Aufmerksamkeitsspanne. Mein älterer Sohn hat Konzentrationsschwierigkeiten wenn was von ihm VERLANGT wird, kann sich aber gut auf Dinge konzentrieren, die ihn interessieren (ähnlich wie ich ;) ). Wobei ich selbst extreme Konzentrationsschwierigkeiten habe, aber im Laufe der Jahre habe ich Strategien entwickelt, damit so umzugehen, dass es niemand merkt :mrgreen: .

Behinderung der schulischen Leistungsfähigkeit: liegt bei beiden Kindern nicht vor! Wobei mein jüngerer Sohn bedingt durch die Gehörlosigkeit seine Probleme mit der deutschen Grammatik hat - aber das hat sicher nichts mit seinem Autismus zu tun.

Mangelnde Körperwahrnehmung, falsches Abschätzen von Gefahrenquellen, häufiges stolpern und fallen: Ist bei beiden Jungs nicht der Fall! Man kann als "grobmotorische Schwäche" sehen, dass mein älterer Sohn nicht gut Ball spielen kann und es auch nicht mag. Rad fahren, Rollschuh laufen, Eislaufen, klettern, schwimmen, Schi fahren, Trampolin springen.., ist hingegen kein Problem (nicht auf hohem Niveau, aber durchaus altersgemäß). Auch mein jüngerer Sohn hat seine motorische Entwicklungsverzögerung mittlerweile aufgeholt und kann so ziemlich alles, was gleichaltrige gesunde Kinder können.

Feinmotorisch waren und sind beide Kinder mindestens durchschnittlich, eher etwas besser. Umgang mit Schere, Besteck oder Werkzeug war nie ein Problem. Beide können auch gut zeichnen und schreiben.

Sprachliche Entwicklung: war beim älteren Sohn sehr flott und sehr gut. Der jüngere Sohn hingegen war sprachlich auch in Gebärdensprache lang deutlich entwicklungsverzögert.

Geräuschempfindlichkeit: hat mein älterer Sohn nicht (und der jüngere erst recht nicht :P )

Insgesamt sind alle diese Dinge, die laut deiner Liste auf Autisten zutreffen sollen, sehr klischeehaft. Vor allem aber wird da alles, was irgendwie mit Autismus zu tun hat, "vermischt". Gerade Asperger Autisten sind oft sprachlich extrem fit und schulisch sehr leistungsfähig. Hingegen sind Probleme in der Sprachentwicklung und vor allem der aktiven Sprache bei frühkindlichen Autisten (wo meistens auch eine Intelligenzminderung vorliegt) häufig, ebenso wie Teilleistungsschwächen und die beschriebenen motorischen Schwierigkeiten.

Wenn ich nach dieser Liste gehen würde wären meine Jungs beide keine Autisten.

Trotzdem sehe ich auch ich bei der Beschreibung deines Sohn viel mehr ADHS-Anzeichen. Vor allem aber verstehe ich nicht, warum die riesige Diskrepanz zwischen der Verarbeitungsgeschwindigkeit und anderen Werten im IQ-Test von eurem Fachmann NICHT als Zeichen einer Wahrnehmunsttörung gesehen wird. Klar, bei den meisten ADHS-Kindern sind die Werte in der VG noch deutlich schlechter, weil die Kombi ADHS und Hochbegabung ziemlich selten ist, siehe hier:

https://www.adhspedia.de/wiki/Hochbegabung_und_ADHS

Vermutlich ist die Kombi Hochbegabung und Autismus auch nicht häufiger (wer andere Quellen hat: her damit :fahne: ), entspricht aber mehr dem Klischee. Das ADHS-Kind geht laut dem Klischee über Tische und Bänke. Das autistische Kind ist das in seiner eigenen Welt gefangene Mathe-Genie.

Was ich damit sagen will: der Ausschluss von ADHS bei deinem Sohn könnte eine Fehldiagnose sein, weil der Profi bisher fast nur mit nicht-hochbegabten ADHS-Kindern zu tun hatte und die Kompensationsstrategien kluger ADHS-ler unterschätzt. Ist meine Meinung, muss aber natürlich nicht stimmen.

Ergotherapie ist auf jeden Fall eine gute Sache. Da wird auch gleich die sensorische Integration gestärkt. Ein guter Ergotherapeut kann bei regelmäßiger Therapie sehr viel bewirken war Körper- und Selbstwahrnehmung betrifft. Das ist eine der wenige Maßnahmen, die man sofort setzen kann, ohne dabei viel falsch machen zu können. Bei meinem Sohn hatte außerdem Neurofeedback eine merkbare positive Wirkung. Das ist aber (zumindest hier in Österreich) privat zu bezahlen.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Nimoe
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Re: erneuter Test und Ausschluss von ADHS

Beitrag von Nimoe »

Hallo Rabaukenmama,

ich denke, diese Auflistung bezog sich nicht auf Autismus sondern auf die sensorische Integrationsstörung, die ich vorher erwähnt hatte. Jenachdem in welchem Bereich der Sensorik die Störung vorliegt, können halt wohl einige der genannten Auffälligkeiten entstehen. Außer einigen Informationen aus dem Internet habe ich allerdings auch keine weiteren Kenntnisse darüber.
Meine3
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Re: erneuter Test und Ausschluss von ADHS

Beitrag von Meine3 »

[
Das soll absolut nicht heißen, das ich bei deinem Sohn Autismus vermute. Ich beziehe mich nur auf deinen Satz, dass alles, was du aus eigener Erfahrung (erworbenes Wissen und praktische Erfahrung mit betroffenen Menschen) weiß, auf deine Sohn NICHT zutrifft. Vor allem deine Aufzählung der Auffälligkeiten autistischer Kinder finde ich als Autistenmama ziemlich an den Haaren herbeigezogen.

Meine Jungs sind klare Rechts-, bzw. Linkshändler, die Händigkeit war schon deutlich vor dem 1. Geburtstag festgelegt.
Hallo,

hab nicht viel Zeit, daher erst mal ganz kurz: bei dieser Auflistung ging es NICHT um Autismus ;). Das bezog sich auf die sensorische Integrationsstörung, die Nimoe angesprochen hatte.

Gruß,

Meine3

Später mehr...
Es kann sein, dass nicht alles wahr ist, was ein Mensch dafür hält, denn er kann irren, aber in allem, was er sagt, muss er wahrhaftig sein.
alibaba

Re: erneuter Test und Ausschluss von ADHS

Beitrag von alibaba »

Meine3 hat geschrieben:
Irgendwelche Ideen, wie ich das Kind überzeugen kann??
Ich würde, in der Tat, deinem Kind den Schnupperunterricht verordnen. Ihm das offen erklären wie es ist. "Wir wollen schauen, dass Unterricht für dich nicht mehr so langweilig ist, Du mehr gefördert wirst, auf deine Stärken eingegangen werden kann (schau mal, du bist doch im rechnen schon so weit) und wir möchten, dass Du Dir eine andere Schule anschaust, es probierst und testest, für drei Tage. Und dann darfst Du Dich entscheiden, in welche Schule Du möchtest. Wo du denkst, dass die gut für Dich ist. Am 03.03. geht es los."
So oder so ähnlich würde ich das meinem Kind erklären. Spielraum ob er das jetzt will oder nicht, würde ich nicht lassen.

Aber! Entscheiden was er dann letzten Endes nimmt, das würde ich zu 100% meinem Kind überlassen.
Meine3
Dauergast
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Re: erneuter Test und Ausschluss von ADHS

Beitrag von Meine3 »

So Rabaukenmama,

also wie gesagt, diese Auflistung bezog sich überhaupt nicht auf Autismus, sondern auf die sensorische Integrationsstörung und damit rennst du mit deinen Erklärungen, dass das alles nicht zum Autismus passt, offene Türen ein. Ich finde es zwar immer wieder interessant, was du so über deine Jungs erzählst, aber in diesem Fall war es unnötig, dass du dir so viel Mühe gemacht hast :fahne:.
Trotzdem sehe ich auch ich bei der Beschreibung deines Sohn viel mehr ADHS-Anzeichen. Vor allem aber verstehe ich nicht, warum die riesige Diskrepanz zwischen der Verarbeitungsgeschwindigkeit und anderen Werten im IQ-Test von eurem Fachmann NICHT als Zeichen einer Wahrnehmunsttörung gesehen wird. Klar, bei den meisten ADHS-Kindern sind die Werte in der VG noch deutlich schlechter, weil die Kombi ADHS und Hochbegabung ziemlich selten ist, siehe hier:

https://www.adhspedia.de/wiki/Hochbegabung_und_ADHS

Vermutlich ist die Kombi Hochbegabung und Autismus auch nicht häufiger (wer andere Quellen hat: her damit :fahne: ), entspricht aber mehr dem Klischee. Das ADHS-Kind geht laut dem Klischee über Tische und Bänke. Das autistische Kind ist das in seiner eigenen Welt gefangene Mathe-Genie.

Was ich damit sagen will: der Ausschluss von ADHS bei deinem Sohn könnte eine Fehldiagnose sein, weil der Profi bisher fast nur mit nicht-hochbegabten ADHS-Kindern zu tun hatte und die Kompensationsstrategien kluger ADHS-ler unterschätzt. Ist meine Meinung, muss aber natürlich nicht stimmen.

Ergotherapie ist auf jeden Fall eine gute Sache. Da wird auch gleich die sensorische Integration gestärkt. Ein guter Ergotherapeut kann bei regelmäßiger Therapie sehr viel bewirken war Körper- und Selbstwahrnehmung betrifft. Das ist eine der wenige Maßnahmen, die man sofort setzen kann, ohne dabei viel falsch machen zu können. Bei meinem Sohn hatte außerdem Neurofeedback eine merkbare positive Wirkung. Das ist aber (zumindest hier in Österreich) privat zu bezahlen.
Ich verstehe das ehrlich gesagt auch überhaupt nicht. Ich bin extra eine dreiviertel Stunde mit meinem Sohn da hin gefahren, um Klarheit darüber zu bekommen, dass es trotz angeblich "zu guter Konzentration für einen ADHSler" eventuell doch ADHS haben könnte, und dann wurde dies mit der immer wieder gleichen Argumentation (von der KJP letztes Jahr, von den Erzieherinnen, Verwandten...) wieder vom Tisch gefegt und alles auf die Hochbegabung geschoben, die de facto rein numerisch ja noch nicht einmal existiert (er hat laut schriftlichem Gutachten einen Gesamt-IQ von 128). Knapp daneben ist nunmal auch vorbei :P...

Meine letzte Chance sind jetzt die Ergotherapeuten, da mein Mann mich langsam für besessen hält :cry: und wirklich ungehalten reagiert hat, als ich kurz nach dem Test wieder anfing, dass da meiner Meinung nach trotzdem eine Wahrnehmungsstörung vorliegt :roll:...



Und ja: meine Vermutung ist auch, dass der angebliche Experte, im Grunde lediglich ein Experte ist, die Hochbegabten unter den Pseudo-ADHSlern heraus zu fischen, aber nicht, um die Kombination Hochbegabung und ADHS zu erkennen :evil:...

Es ist wirklich langsam mühselig, weil ich die einzige bin, die daran glaubt, dass meinem Sohn hier geholfen werden muss. Die Auffälligkeiten sehen sie alle, aber alle schieben es auf charakterliche Züge und die hohe Begabung (die eben, weil er so mitteilsam ist und die Höchstbegabung im sprachlichen liegt, dann eben sehr auffällt). Mich nervt das langsam richtig. Der Tester meinte:"klar finden sie einen einschlägigen Arzt, der ihnen ADHS bescheinigt und Medikamente verschreibt, aber wollen Sie das denn?"

Nein, verdammt. Ich will einfach, dass meinem Sohn und somit uns geholfen wird, in dem mal richtig hingeschaut wird.

Ich finde eben auch, dass das sehr heterogene Intelligenzprofil und auch sein Verhalten während des Tests, dass im Gutachten auch mehrmals erwähnt wird, doch echt schon viel aussagt?! :gruebel:

Nun ja. Wie gesagt, weigert sich mein Mann, das Kind nochmal zu einem Therapeuten, Psychologen oder ähnliches zu schicken. Mit Ergotherapie ist er einverstanden, also baue ich darauf.

DAnke und Gruß

Meine3
Es kann sein, dass nicht alles wahr ist, was ein Mensch dafür hält, denn er kann irren, aber in allem, was er sagt, muss er wahrhaftig sein.
Katze_keine_Ahnung
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Registriert: Do 23. Jan 2020, 09:33

Re: erneuter Test und Ausschluss von ADHS

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

Hallo Meine3,

ich habe hier mein Account gelöscht. Nachdem ich deine Geschichte gelesen habe, fand ich es nötig mich wieder anzumelden.

Ich weiß nicht, was der Experte von sich hält. Verstehe ich richtig, dass ihr WISC V (früher HAWIK) gemacht habt? Bei diesem Test darf kein IQ ausgerechnet werden, falls die Differenzen zwischen einzelnen Untertests zu groß sind. Ein Ergebnis im 150er Bereich der Sprache bedeutet höchstbegabt. Das ist der Maß dafür wie scharf der Verstand deines Kindes ist.

Dein Kind hat sehr sensible Wahrnehmung und nimmt sehr viel auf. Das Problem ist, dass er damit nicht ganz klar kommt und durch sensorischen Overload die Kontrolle verliert. Das passiert sowohl bei AS als auch bei ADHS. Um Zwischen den Ursachen zu Unterscheiden, könnte man sich Ritalin verschreiben lassen und einige Wochen beobachten, ob die Situation in der Schule und zuhause besser wird. Ist ADHS die Ursache der Unruhe - wirst du nach MPH ein anderes Kind vor dir haben. Sind es Aspergerauffälligkeiten, wird sich kaum was ändern. Ich war früher ein großer Ritalin Gegner. Nachdem ich persönlich vor meinen Augen gesehen habe, wie unterschiedlich das Leben des Kindes mit und ohne sein kann, nachdem ich mich neu informiert habe, bin ich es nicht mehr.

Die Montessorischule klingt zu gut um wahr zu sein. Und sie ist im laufenden Jahr nicht voll? Ich bin zynisch und ich glaube kein Wort an die Förderung von HB dort. Wir haben eine Schule mit genau der gleichen Flagge in der Gegend. Für das Kind meiner Bekannten mit Downsyndrom ist sie optimal. Großes Respekt dafür, dass sie dieses Kind tatsächlich in der gleichen Klasse unterrichten wie die anderen Kindern. Meine besten Freundin hatte dort ihr hochbegabtes Kind. Im großen und ganzen haben sie das Kind gewähren lassen, ohne was zu fordern. Die Schere zwischen Mathe und Deutsch ging während der Grundschuljahre so weit auseinander, dass das Kind nicht ohne Schwierigkeiten danach ins Gymnasium wechseln konnte. Im Übrigen war schon nach den ersten Jahren das Gesamtniveau der Klasse deutlich niedriger als an einer normalen Grundschule.

Mein Kleiner besucht jetzt die 2. Klasse. Für Mathe geht er als Drehtürmodel in die 3. Er ist nicht mal 6,5... Es ist trotzdem langweilig und fordert ihn nicht. Wenn ich ihn mir im nächsten Jahr in der 1. vorstelle (da wäre er so alt wie dein Sohn), frage ich mich wie das funktionieren soll.

Aufgrund meiner Erfahrung mit 4 Kindern würde ich lange überlegen, bevor ich in D. in ein alternatives System wechsele. Dagegen würde ich die Idee aufgreifen, das Kind in Mathe in die nächste Klasse zu schicken. Die Lösung hätte zwei Vorteile. Der erste ist ausschlaggebend: dein Kind behält seine Freunde und seine geliebte Lehrerin. Der zwete - ihr könnt testen, wie er sich in dem höheren Klassenverband fühlt. Sollte alles glatt laufen, kann das Kind in ein paar Wochen/Monaten komplett springen. Sollte das keine Erleichterung bringen, geht er in seine Klasse zurück, oder wechselt doch die Schule.
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