erneuter Test und Ausschluss von ADHS

hochbegabt oder ADS oder beides?
Meine3
Dauergast
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Re: erneuter Test und Ausschluss von ADHS

Beitrag von Meine3 »

Katze_keine_Ahnung hat geschrieben:"...ist nur noch auf dem Stuhl hin und her gerutscht, die Augen sind die ganze Zeit umher geirrt, es war sogar als Zuschauer schon echt anstrengend"

Obwohl das Kind in einer durchaus fordernden Situation steckte, zeigte sich dieses Verhalten. Daraus könnte man schlussfolgern, dass die Situation durch eine anspruchsvolle Schule nur beschränkt gelöst werden kann. Auch wenn er dort interessantere Angebote bekommt, wird der Durchhaltervermögen ihn VERMUTTLICH weiter beschränken. Man kann theoretesieren, dass VG Test als letzte war, und die Konzentration deswegen so niedrig war. ABER die Vergelichsgruppe hat die Tests in derselben Reihenfolge absolviert, und die war auch müde. Man muss darauf achten, dass dieses Kind zwar sehr aufnahmefähig ist, aber ausgerechnet wegen dieser Fähigkeit braucht es ruhigere Pausen, um wieder in den aufnahmefähiges Bereich zu kommen. Sonst droht der sensorischer Overload.

Man muss dazu sagen, dass zu diesem Zeitpunkt der Test bereits 1,5 Stunden ging....

Heute habe ich ein recht ausgeglichenes Kind von der Schule abgeholt. Obwohl es sein „Hass“Tag war, da er 2 Stunden Mathe hat Donnerstags.

Ich fragte was heute anders war“ wir haben ein neues Thema gehabt, das konnte ich auch schon, aber dieses Mal hat die Frau XXX das kurz geprüft und mir geglaubt ich durfte dann was anderes machen.“ (er hat stattdessen gemalt...?! Macht er sonst auch selten...) Er war heute ausgesprochen kooperativ und konnte sich besser an Regeln halten, sowie die normalen Umgangsformen beachten und war fröhlich... und das nur wegen dieser kleinen Veränderung im Unterricht. :gruebel:

Es bleibt also spannend...
Zuletzt geändert von Meine3 am Do 23. Jan 2020, 18:53, insgesamt 1-mal geändert.
Es kann sein, dass nicht alles wahr ist, was ein Mensch dafür hält, denn er kann irren, aber in allem, was er sagt, muss er wahrhaftig sein.
Katze_keine_Ahnung
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Re: erneuter Test und Ausschluss von ADHS

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

@Meine3

Genauso läuft es bei meinem Kleinen und Mathedrehtür. Auch wenn dort nichts neues kommt, ist der Stoff dort weniger unangenehm als in seiner Klasse.
sinus
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Re: erneuter Test und Ausschluss von ADHS

Beitrag von sinus »

Meine3 hat geschrieben:
Katze_keine_Ahnung hat geschrieben:"...ist nur noch auf dem Stuhl hin und her gerutscht, die Augen sind die ganze Zeit umher geirrt, es war sogar als Zuschauer schon echt anstrengend"

Obwohl das Kind in einer durchaus fordernden Situation steckte, zeigte sich dieses Verhalten. Daraus könnte man schlussfolgern, dass die Situation durch eine anspruchsvolle Schule nur beschränkt gelöst werden kann. Auch wenn er dort interessantere Angebote bekommt, wird der Durchhaltervermögen ihn VERMUTTLICH weiter beschränken. Man kann theoretesieren, dass VG Test als letzte war, und die Konzentration deswegen so niedrig war. ABER die Vergelichsgruppe hat die Tests in derselben Reihenfolge absolviert, und die war auch müde. Man muss darauf achten, dass dieses Kind zwar sehr aufnahmefähig ist, aber ausgerechnet wegen dieser Fähigkeit braucht es ruhigere Pausen, um wieder in den aufnahmefähiges Bereich zu kommen. Sonst droht der sensorischer Overload.

Man muss dazu sagen, dass zu diesem Zeitpunkt der Test bereits 1,5 Stunden ging....

Heute habe ich ein recht ausgeglichenes Kind von der Schule abgeholt. Obwohl es sein „Hass“Tag war, da er 2 Stunden Mathe hat Donnerstags.

Ich fragte was heute anders war“ wir haben ein neues Thema gehabt, das konnte ich auch schon, aber dieses Mal hat die Frau XXX das kurz geprüft und mir geglaubt ich durfte dann was anderes machen.“ (er hat stattdessen gemalt...?! Macht er sonst auch selten...) Er war heute ausgesprochen kooperativ und konnte sich besser an Regeln halten, sowie die normalen Umgangsformen beachten und war fröhlich... und das nur wegen dieser kleinen Veränderung im Unterricht. :gruebel:

Es bleibt also spannend...
Ich drücke dir feste die Daumen, dass es nachhaltig besser wird.

(Bei uns hielt das leider nicht an. Nach zwei Wochen war alles wird beim Alten. Da das schon Mitte erstes Halbjahr Klasse vier war, haben wir uns dann einfach abgefunden und das Kind hat sich mit "nur noch x Wochen durchhalten" motiviert.)
Zuletzt geändert von sinus am Do 23. Jan 2020, 21:24, insgesamt 1-mal geändert.
Die Blätter sind bunt
nun bellt der Hund
nun lacht der Mund
Raureif liegt auf dem Gras.
Der Has`
friert um die Nas.

(Herbstgedicht der 6jährigen)
Auguste
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Re: erneuter Test und Ausschluss von ADHS

Beitrag von Auguste »

Hallo Meine3,

Ich habe jetzt mal alles nachgelesen und kann verstehen, dass du jetzt nicht schlauer als vorher bist.

Ich finde den kategorischen Ausschluss von ADHS merkwürdig. Wurden denn überhaupt Tests zu ADHS gemacht, z.B. Fragebögen an Lehrer, Erzieher, Eltern verteilt und ausgewertet? So lief das u.a. bei "unserem" Kinder- und Jugendpsychiater, bei dem wir neben den Schulproblemen den Verdacht der Lehrerin (ADHS) und unseren (Unterforderung) als Grund für die Vorstellung angegeben haben.

Beim IQ-Test von meinem Sohn (WISC V) war die VG ja auch weit unter allen anderen Werten und die Differenz zwischen höchstem und niedrigstem Wert des Tests 48 Punkte. Das hat der KJP aber nicht mit der Begabung begründet, sondern eine andere Ursache vermutet. Eine relativ niedrige Frustrationstoleranz (ohne Aggressivität), schnelles Aufgeben bei langweiligen Aufgaben (oder Aufgaben, die zu schwer erscheinen), motorische Unruhe nach einiger Zeit wurde bei meinem Sohn auch festgestellt - aber anscheinend nicht in dem Ausmaß wie bei Deinem Sohn.

Bei meinem Sohn ist aufgefallen, dass er insbesondere bei den Sachen eher schlecht abgeschnitten hat, die irgendwas mit Hören zu tun haben und genau das auch die Fragebögen widerspiegeln. Wir bekamen dann im Gutachten und im Gespräch direkt den Hinweis, dass der Sohn zwar einige Merkmale von AD(H)S zeigen würde, jedoch nicht so stark, dass er es diagnostizieren würde und dass der KJP eher eine AVWS (auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung) als ADHS vermutet. Wir waren auch nicht begeistert, dass wir nun noch woanders hin und weiter testen müssen, haben es aber gemacht und der Verdacht des KJP hat sich dann ja auch bestätigt.

Insofern wundert es mich, dass Euer "Experte" die große Differenz zwischen SV und VG einfach ignoriert und alle Probleme, die Euer Sohn hat, nur mit der Hochbegabung begründet. :gruebel:

Ich denke, dass in Eurer jetzigen Situation die Ergotherapie gar nicht verkehrt ist. So habt ihr auch ohne Tests nochmal die Chance, dass sich ein Profi das Kind anschaut und Euch eine Einschätzung geben kann, ob weitere Tests ratsam sind oder nicht ;) Möglicherweise lässt sich dann auch Dein Mann davon überzeugen, dass der eine oder andere weitere Test evl. doch sinnvoll sein könnte.

Die Hospitation in der anderen Schule und vielleicht Probeunterricht fürs Kind finde ich gut. Würde ich auf jeden Fall wahrnehmen. Dann auch mit der jetzigen Lehrerin sprechen und ggf. das Drehtürmodell ansprechen. Bei uns gibt es das leider seit diesem Schuljahr nicht mehr. Aussage von Grundschule und 3 Gymnasien hier: "dürfen wir nicht mehr machen". :evil:

Ich drücke Euch die Daumen, dass ihr bald eine Lösung findet, die Euch allen gut tut.

LG
Auguste
alibaba

Re: erneuter Test und Ausschluss von ADHS

Beitrag von alibaba »

Auguste hat geschrieben:
Insofern wundert es mich, dass Euer "Experte" die große Differenz zwischen SV und VG einfach ignoriert und alle Probleme, die Euer Sohn hat, nur mit der Hochbegabung begründet. :gruebel:
Meine Worte. ;) Eigentlich sollen Extreme gegengeprüft werden. Dingt man mal etwas tiefer in die Testliteratur ein, steht das überall. Und ganz eigentlich sagt einem das der gesunde Menschenverstand. Ich bin auch irritiert, dass hier das nicht getan wurde. aber da ist @Meine3 ja nicht alleine.
Auguste hat geschrieben:
Ich denke, dass in Eurer jetzigen Situation die Ergotherapie gar nicht verkehrt ist. So habt ihr auch ohne Tests nochmal die Chance, dass sich ein Profi das Kind anschaut und Euch eine Einschätzung geben kann, ob weitere Tests ratsam sind oder nicht ;) Möglicherweise lässt sich dann auch Dein Mann davon überzeugen, dass der eine oder andere weitere Test evl. doch sinnvoll sein könnte.
Genau das waren und sind auch meine "Hintergedanken". Geschicktes Vorgehen zum Schritt 2. Dauert jetzt halt ein bisschen.
Auguste hat geschrieben:
Die Hospitation in der anderen Schule und vielleicht Probeunterricht fürs Kind finde ich gut. Würde ich auf jeden Fall wahrnehmen. Dann auch mit der jetzigen Lehrerin sprechen und ggf. das Drehtürmodell ansprechen. Bei uns gibt es das leider seit diesem Schuljahr nicht mehr. Aussage von Grundschule und 3 Gymnasien hier: "dürfen wir nicht mehr machen". :evil:
Da kann ich mich nur erneut an diese Empfehlung anschließen.
Meine3
Dauergast
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Re: erneuter Test und Ausschluss von ADHS

Beitrag von Meine3 »

Die genauere Beschreibung der Schule klingt nach einer Schule für Hochleister, die auf Kosten von Inklusionsstunden geführt wird. Es kann nicht sein, dass aus der Schule, die Inklusion auf der Fahne hat, mittelstarke Kinder fliehen! Die Rechnung stimmt vorne und hinten nicht. Die Gerüchte können auch auf die Verwechselung zwischen der Begabung und Leistung basieren. Auch so eine Schule haben wir in der Gegend. Übertrittsquote ans Gymnasium über 90% wird durch gnadenlosen Drill erreicht. Die Kinder haben so viele Hausaufgaben, dass sie keine Zeit zum Spielen haben. Ob es einem gut tut, dass man statt einer Seite im Mathearbeitsheft drei lose Blätter hat, um mehr zu üben, kann jeder für sich selbst entscheiden.
Die Schule wirkt absolut nicht so, als würde dort "Drill" herrschen. Abgesehen davon ist für manche Kinder genau dieses fordern und Wettbewerb garnicht schlecht. Mein Sohn liebt Tests. Das einzige was er derzeit in Mathe gut findet, so seine eigene Aussage, sind die Tests. Da ist er auch immer hoch motiviert ;). Ich bin zwar ein ganz anderer Typ und habe unter Druck immer sehr viel weniger Leistung gezeigt als ohne, aber mein Sohn scheint diesen "Druck" einfach zu brauchen, außer er hat ein intrinsisches Interesse an den Dingen, was natürlich fehlt, wenn er Dinge lernen soll, die er bereits kann. Es gibt keine Schule, die für ALLE Kinder passt. Für meinen Sohn scheint diese Schule sehr passend zu sein. Inklusion wird hier auf jeden Fall betrieben, ich kenne eine Familie, die ein Kind mit leichter Lernbehinderung hat, das dort ist, und sie fühlen sich dort ebenfalls gut aufgehoben. Dies habe ich nur nicht erwähnt, weil es zu unserem Fall nichts zur Sache tut. Eine Situation voll umfänglich zu beschreiben, sprengt schlicht oft einfach den Rahmen.
Ich weiß nicht, wie viele Rechte du bei der Hospitation hast. Das ist von BL zu BL unterschiedlich. In manchen Ländern steht im Gesetzt das Recht der Eltern auf die Hospitation. So könntest du ein Bild verschaffen, was die Kinder in der Stunden machen, wie es mit der DIsziplin und dem Lärmpegel aussieht. Die gemischten Klassen sind per se sehr laut. Alleine ständige Bewegung durch Logistik kann ein empfindliches Kind auf die Palme bringen. Desweteren würde ich fragen, wie viele getestet hochbegabten Kinder in der Klasse sind und konkret nachforschen, was eines davon in dieser Woche lernt. Wenn das das gleiche Buch ist, wie in der alten Schule, dann hat man nicht viel gewonnen.
das weiß ich auch noch nicht. Ich habe aber am Montag ein Gespräch mit der Rektorin dieser Schule. Hier kann ich all meine Fragen, die ich noch habe stellen. Ob die Rektorin mir Auskunft geben DÜRFTE, wieviele hochbegabte Kinder sie derzeit betreuen, weiß ich nicht. Eventuell einen Prozentsatz. Dies ist für mich aber nicht so sehr von Belang. Wichtig ist mir für mein Kind, dass er sein eigenes Lerntempo weitestgehend bestimmen darf, mehr gefordert wird und sich schlicht wohl fühlt.
Wenn diese Schule nicht an deinem Wohnort liegt, muss du in Kauf nehmen, dass die soziale Integration kaum möglich wird. Es sei denn, dein Kind hat Glück und findet einen Seelenverwandten in der Klasse, der nur ihn braucht, und kein Nachbarskind. Meine Erfahrung zeigt, dass im Grundschulalter schon die andere Seite des Dorfes - hinter der Bundesstraße - für die Kinder unerreichbar ist. Deine Logistik muss auch passen. Als ich mit dem Kleinen am Ende von meinem Latein war, habe ich überlegt, ihn drei Station mit der Bahn in eine für ihn besser geeignete Schule zu fahren. Doch nach reichtlicher Überlegung habe ich mich aus den oben genannten Gründen dagegen entscheiden. Auch wenn er mein jungster ist, und die Fahrerei für mich zwar lästig aber nicht hinderlich wäre und die andere Kinder in der Familie nicht benachteiligen würde.
Die Schule liegt im Nachbarort. Er kennt dort bislang niemanden. Er ist aber hier am Ort schon relativ gut etabliert, man trifft sich beim Sport und auf dem Spielplatz. Seine jetzigen Freunde würde er nicht mehr in der Schule sehen, ich bin aber überzeugt, dass er weiterhin Kontakt haben würde. Dies trifft sogar auf seine alten Kindergartenfreunde aus der Stadt zu, die wesentlich weiter entfernt ist. Nichts desto trotz fände ich es natürlich auch schöner, wenn die jetzige Schule bereit wäre, den Sohn mehr zu fordern, oder zumindest die für ihn so lästigen ständigen Wiederholungen auszulassen, da er ja eigentlich gern in der Schule bleiben möchte.
Würde die jetzige Schule den Vorschlag mit der Drehtür in Mathe nicht unterstützen? Das ist zwar auch langweilig fürs Kind, aber doch weniger langweilig als die 1. Klasse und Mengen einkringeln. Unsere Schule wollte erst nicht, ließ sich aber von der Schulberatung überzeugen das auszuprobieren. Sie hoffen, dass es nur in diesem Jahr so läuft, und ihnen bis zum nächsten einfällt, was sie mit dem Kleinen machen, aber da bin ich ziemlich skeptisch. Auf jeden Fall geht es mit der Drehtür im Moment besser als ohne.
Das wird sich im Gespräch mit der jetzigen Schule ergeben. Einen Termin habe ich ebenfalls nächste Woche.
Zuletzt geändert von Meine3 am Sa 25. Jan 2020, 18:53, insgesamt 1-mal geändert.
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Meine3
Dauergast
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Re: erneuter Test und Ausschluss von ADHS

Beitrag von Meine3 »

Katze_keine_Ahnung hat geschrieben:@alibaba

der Kopf ist einem gegeben um durch das Leben zu steuern. Will man kein Ritalin und keine ADHS-Diagnose, geht man zu einem ADHS-Gegner. Will man eine Diagnose und Behandlung, geht man zu einem Artz, von dem bekannt ist, dass er bei vorhandenen Problemen MPH verschreibt. In dem Fall ist nicht nur der Test auffällig, sondern es herrscht ein Leidensdruck, sowohl in der Schule als auch zuhause. Alle "Spezialisten" schauen sich die Kompensation an, und meinen es sei alles bestens. Nein, ist es nicht. Diese Kompensation frisst Energie und Lebenswillen des Kindes wie ein schwarzes Loch.


Nun ganz ehrlich ist es mir wichtig eine möglichst objektive Meinung zu diesem Thema zu erhalten. Ich möchte meinem Kind ungern ADHS "aufzwingen", wenn er es nicht hat. Denn diesen Stempel bekommt er ja dann nie wieder los. Ich möchte aber ebenso wenig, dass seine Auffälligkeiten ständig nur der Hochbegabung (die defacto, rein erst ab dem statistisch erhobenen Gesamt-Wert von 130 IQ Punkten vorliegt und die mein Sohn um 2 Punkte "verfehlt" hat) entschuldigt wird und nicht beachtet wird, dass das Intelligenzprofil und sein gesamtes Verhalten aber darauf hinweisen, dass er eine Störung in der Wahrnehmung hat. Fakt ist, dass er trotz seines sehr überschwenglichen Temperaments auch hochsensibel ist. Er zieht sich beispielsweise nach der Schule in der nachmittäglichen Betreuung immer in die Leseecke zurück und hat gestern explizit nach einem Rückzugsort gefragt (den es auch gibt), damit er "in Ruhe" lesen kann, weil es ihm im Gruppenraum zu laut sei... Es kann somit durchaus sein, dass der sensorische Overload, wie du es beschreibst, einfach aufgrund der Tatsache, dass er hoch sensibel und begabt ist und seine Reize schlecht abschirmen kann, schon genügt, um so unausgeglichen zu werden. Was mich an den "Experten" einfach gestört hat, ist, dass sie trotz Auffälligkeiten im Test, die Sache nicht weiterverfolgen wollten.
Es kann sein, dass nicht alles wahr ist, was ein Mensch dafür hält, denn er kann irren, aber in allem, was er sagt, muss er wahrhaftig sein.
Meine3
Dauergast
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Re: erneuter Test und Ausschluss von ADHS

Beitrag von Meine3 »

Auguste hat geschrieben:Hallo Meine3,

Ich habe jetzt mal alles nachgelesen und kann verstehen, dass du jetzt nicht schlauer als vorher bist.

Ich finde den kategorischen Ausschluss von ADHS merkwürdig. Wurden denn überhaupt Tests zu ADHS gemacht, z.B. Fragebögen an Lehrer, Erzieher, Eltern verteilt und ausgewertet? So lief das u.a. bei "unserem" Kinder- und Jugendpsychiater, bei dem wir neben den Schulproblemen den Verdacht der Lehrerin (ADHS) und unseren (Unterforderung) als Grund für die Vorstellung angegeben haben.

Beim IQ-Test von meinem Sohn (WISC V) war die VG ja auch weit unter allen anderen Werten und die Differenz zwischen höchstem und niedrigstem Wert des Tests 48 Punkte. Das hat der KJP aber nicht mit der Begabung begründet, sondern eine andere Ursache vermutet. Eine relativ niedrige Frustrationstoleranz (ohne Aggressivität), schnelles Aufgeben bei langweiligen Aufgaben (oder Aufgaben, die zu schwer erscheinen), motorische Unruhe nach einiger Zeit wurde bei meinem Sohn auch festgestellt - aber anscheinend nicht in dem Ausmaß wie bei Deinem Sohn.

Bei meinem Sohn ist aufgefallen, dass er insbesondere bei den Sachen eher schlecht abgeschnitten hat, die irgendwas mit Hören zu tun haben und genau das auch die Fragebögen widerspiegeln. Wir bekamen dann im Gutachten und im Gespräch direkt den Hinweis, dass der Sohn zwar einige Merkmale von AD(H)S zeigen würde, jedoch nicht so stark, dass er es diagnostizieren würde und dass der KJP eher eine AVWS (auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung) als ADHS vermutet. Wir waren auch nicht begeistert, dass wir nun noch woanders hin und weiter testen müssen, haben es aber gemacht und der Verdacht des KJP hat sich dann ja auch bestätigt.

Insofern wundert es mich, dass Euer "Experte" die große Differenz zwischen SV und VG einfach ignoriert und alle Probleme, die Euer Sohn hat, nur mit der Hochbegabung begründet. :gruebel:

Ich denke, dass in Eurer jetzigen Situation die Ergotherapie gar nicht verkehrt ist. So habt ihr auch ohne Tests nochmal die Chance, dass sich ein Profi das Kind anschaut und Euch eine Einschätzung geben kann, ob weitere Tests ratsam sind oder nicht ;) Möglicherweise lässt sich dann auch Dein Mann davon überzeugen, dass der eine oder andere weitere Test evl. doch sinnvoll sein könnte.

Die Hospitation in der anderen Schule und vielleicht Probeunterricht fürs Kind finde ich gut. Würde ich auf jeden Fall wahrnehmen. Dann auch mit der jetzigen Lehrerin sprechen und ggf. das Drehtürmodell ansprechen. Bei uns gibt es das leider seit diesem Schuljahr nicht mehr. Aussage von Grundschule und 3 Gymnasien hier: "dürfen wir nicht mehr machen". :evil:

Ich drücke Euch die Daumen, dass ihr bald eine Lösung findet, die Euch allen gut tut.

LG
Auguste
Hallo Auguste und danke für deine Einschätzung. Eben genau das, das nicht weiter nachgeforscht wird, obwohl die Unstimmigkeiten auf der Hand liegen, verwirrt mich so.

Der jetzige Experte hat zumindest darauf hingewiesen, das etwas in der visuellen Wahrnehmung nicht zu stimmen scheint und uns die Uniklinik Freiburg empfohlen, um dies abzuklären. ADHS schloss er rundweg aus. Er könne sich zu gut konzentrieren, hat zwar bei dem Test zur VG schlecht abgeschnitten, schreibt dies aber der noch sehr mühsamen Stifthaltung und nicht so gut entwickelten FEinmotorik zu, für die er eben die Ergotherapie empfahl. Sprich: er begründet seinen Ausschluss von ADHS schon, aber für mich zu lapidar.

Im letzten Jahr hatten wir schon einmal eine Diagnostik wegen der Verhaltensauffälligkeiten nach dem Kitawechsel. HIER wurde eine ADHS-Diagnostik gemacht, mit Fragebögen an den Kindergarten und uns und Beobachtung des Kindes beim Spiel. Ergebnis: er zeige Merkmale, insbesondere ein erhöhter Unruhelevel falle auf und die schlechte Konzentrationsfähigkeit bei stupiden und eintönigen Aufgaben. Aber insgesamt sei seine Konzentrationsfähigkeit zu gut (wenn etwas spannend genug ist, beim Spiel, etc.) um ADHS zu diagnostizieren :|. Sprich: 2 Experten, gleiche Meinung. Vielleicht sollte ich ihnen auch einfach glauben :?...

Viele Grüße

Meine3
Es kann sein, dass nicht alles wahr ist, was ein Mensch dafür hält, denn er kann irren, aber in allem, was er sagt, muss er wahrhaftig sein.
Meine3
Dauergast
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Re: erneuter Test und Ausschluss von ADHS -Update und Danke

Beitrag von Meine3 »

Rabaukenmama hat geschrieben:
Die Phasen, wo mein Mann grundsätzlich gegen Versuch von Medikamentengaben war und wo ich auch ein grundsätzlicher Gegner war, haben wir bereits hinter uns. Leider war viel Leidensdruck in der Famillie notwendig, bevor wir unsere Vorurteile abbauen konnten. Vor eineinhalb Jahren standen wir echt an der Kippe, mein Mann mit schweren Depressionen, ich total überfordert und das Ganze noch neben zwei wirklich sehr auffälligen, fordernden Kindern. Hätten wir damals so weitergemacht wären die Kinder heute im Heim und wir beide hätten zumindest längere Aufenthalte in der Psychiatrie hinter uns :schwitz: . Und das ist KEINE Übertreibung. Es war einfach keine Energie mehr da, keine Kraft, keine Aussicht auf Besserung der Situation, die Depressionen meines Mannes lagen wie eine große schwarze Wolke über der ganzen Familie und ich bin unter der Last der alleinigen Verantwortung fast zusammengebrochen, war reizbar, nervös und oft ungerecht den Kindern gegenüber, was die Situation noch weiter aufgeschaukelt hat. Dass mein älterer Sohn diese Zeit verdrängt haben dürfte (er kann sich nach eigener Aussage nicht mehr daran erinnern) zeigt mir deutlich, wie ich damals wirklich drauf gewesen sein muss :cry: . Dabei habe ich bestmöglich "funktioniert", aber es war eben keine Lebensfreude mehr da und selbst wenn ich mich mal zu was aufgerafft habe hat mich jede kleine Belastung wieder aus der Bahn geworfen.


Ich will dich jetzt nicht dazu überreden, bei deinem Sohn Medis auszuprobieren. Aber aus eigener Erfahrung kann ich sagen: selbst wenn die Medikamente wirklich schlimme Nebenwirkungen haben SOLLTEN (was sie längst nicht bei allen Kindern haben) kann man sie sofort wieder absetzen und NICHTS ist passiert! Da bleibt nix zurück, was Jahre später mal Probleme machen könnte! Wie es mit den möglichen Langzeitfolgen aussieht ist wieder eine andere Sache. Ich schreibe hier vom AUSPROBIEREN, nicht von jahrelangem, regelmäßigem Konsum.

....

Aber das konnten wir alles nicht vorhersehen. Es war wirklich Versuch und Irrtum!

...

Sicher ist unsere Erfahrungsbericht nicht auf deinen Sohn umzulegen, Meine3! Aber er zeigt, dass man, wenn man die Situation für Kind und Familie verbessern will, einfach den Mut braucht, was auszuprobieren.

...

Mittlerweile merke ich, dass es ein gängiges Vorurteil ist, Eltern von ADHS-Kindern würden es sich mit der Gabe von Ritalin "leicht machen". Dabei kenne ich persönlich nur EINEN EINZIGEN Fall, wo das Medikament (aus meiner Sicht) leichtfertig verabreicht wurde. Aber das liegt Jahre zurück. Bei den meisten Eltern, die ich kenne, war es ein langer Prozess, überhaupt einmal BEREIT dafür zu werden, Medis AUSZUPROBIEREN (wir sprechen hier noch nicht von regelmäßiger Einnahme). Und niemand, den ich aktuell kenne, hat sich so eine Entscheidung auch nur annährend leicht gemacht!
Liebe Rabaukenmama,

wenn ich eine SICHERE ADHS-Diagnose HÄTTE und andere Therapien (Neuro-Feedback, Heilpraktische Anwendungen, Therapie, was auch immer) würden nichts bringen, so würde ich auch Medikamente probieren, wenn der Leidensdruck groß ist. Ich kann daher sehr gut nachvollziehen, dass ihr das getan habt.

Bei uns liegt der Fall ja aber anders. Ich habe nun die zweite Expertenmeinung, die ADHS ausschließt. Die erste Experten war, wie schon erwähnt, spezialisiert auf Autismus. Ich bin sicher, dass sie ein spezielles Auge hierfür hat (vielleicht kannst du dich an die Geshichte mit dem hochbegabten Freund meines Sohnes erinnern, bei dem sie Autismus vermutet, ohne stichhaltige "Beweise" zu haben) und sie hat nichts dergleichen verlauten lassen.

Vielleicht ist es ja auch tatsächlich so, dass bei meinem Sohn zum einen die schlechte Feinmotorik dazu führt, dass er den Zahlen-Symboltest beide Male so "verhauen" hat und sein schlechtes Sozialverhalten wechselt SEHR, je nachdem wie ausgeglichen er grade ist. Im alten Kindergarten war dies z.B. kein Problem. Wild und ungestüm war er auch hier, auch hier hat er Kinder versehentlich umgerannt oder mit Stöcken attackiert (ungewollt), aber das aggressive Verhalten, die zu heftigen Reaktionen, wenn ihm was nicht passt, die Stimmungsschwankungen und das extrem unausgeglichene Erleben des Kindes, das hat alles erst mit dem Kita-Wechsel im Vorschulalter begonnen und dort war er nachweislich schwer gelangweilt.

Das "Problem" mit dem Kinder umrennen und co. könnte tatsächlich auch durch eine Wahrnehmungsstörung im 3-dimensionalen Bereich entstehen, dies ist ja auch die Vermutung des 2. Experten, dem die Diskrepanz zwischen den beiden Untertests zum visuellen Verarbeiten so extrem aufstieß.

Wohin die Reise geht, ist also weiter ungewiss. Ich habe die Hoffnung, dass die Ergotherapeuten eine mögliche "Ursache" für Sohnemanns Problematiken finden. Darauf baue ich im Moment.
Es kann sein, dass nicht alles wahr ist, was ein Mensch dafür hält, denn er kann irren, aber in allem, was er sagt, muss er wahrhaftig sein.
alibaba

Re: erneuter Test und Ausschluss von ADHS -Update und Danke

Beitrag von alibaba »

Meine3 hat geschrieben: Ich habe die Hoffnung, dass die Ergotherapeuten eine mögliche "Ursache" für Sohnemanns Problematiken finden. Darauf baue ich im Moment.
Da sitzen durchaus gute Praktiker. Außerdem erleben die das Kind mehrmals in verschiedenen Situationen. Außerdem reden die auch miteinander. Die kommen also auch dem Seelenheil auf die Spur. Von daher - geht das an.

"Unsere" Logopädin schickte mich mal zum Kieferorthopäden. Damit lag sie goldrichtig. Und die Logopädin vermutet damals bereits auch das, was wir nun wissen. Ein Weg ist eben selten ganz gerade. :D
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