erneuter Test und Ausschluss von ADHS
Verfasst: Di 21. Jan 2020, 10:52
Hallo Ihr Lieben,
bei uns hat sich einiges getan.
Nach längeren interfamiliärer Diskussionen waren wir mit Sohnemann (7;3) gestern nochmal in einem Begabungszentrum zur Diagnostik (der Herr wurde uns vom DGhK empfohlen), da beim letzten Test, der vor rund einem Jahr war, das Testergebnis ja so dermaßen heterogen war, dass es nicht wirklich aussagekräftig war.´, wir aber weiterhin Probleme mit Sohnemann haben, sowohl mit gnadenloser Unterforderung in der Schule (die KL hat ihn sehr gut eingeschätzt und direkt auch nach Hochbegabung und ADHS gefragt?! Ist aber auch eher bei der Hochbegabung), als auch mit dem Sozialverhalten (schnelle Wut mit aggressiven Zügen gegenüber Kindern, reinreden und nicht abwarten können, Kinder korrigieren, wenn sie inhaltlich falsches antworten ).
Zudem ist dieser Mann insbesondere spezialisiert auf HB in Kombination mit ADHS und/oder Teilleistungsstörungen, sowie Kindern mit Hörminderung, was bei uns ja nicht zutrifft. Der Verdacht auf ADHS ist bei mir weiterhin vorhanden. Nur bei den Pädagogen, und Experten wird dies immer sehr schnell ausgeschlossen, da er sich dafür einfach zu gut konzentrieren könne...So auch dieser Experte. ADHS sei so gut wie ausgeschlossen, allerdings fällt ein übergroßer Perfektionismus auf, der ihn schon teilweise hindert und eine sehr geringe Impulskontrolle und damit verbundene große Ungeduld, die er, trotz großer Bemühungen sehr schlecht im Griff hat. So hat er teilweise mit dem Beginn der Aufgaben nicht mal abgewartet, bis der Tester den Startschuss gab , sondern vorher schon losgelegt, das nur als Beispiel...
Der Test fiel dieses Mal eindeutiger aus, da mein Sohn gut mitgemacht hat, ist aber weiterhin sehr heterogen, so dass die HB-Grenze knapp nicht erreicht wurde (zumindest wenn man nichts klammert, keine 5 Bonuspunkte gibt, etc.). Der Experte meinte dennoch, dass man bei unserem Jungen definitiv von einem hochbegabten Kind sprechen könne ...
Insgesamt hat er beim ersten drüber schauen (schriftliches Gutachten folgt) und schnellen summieren, einen Gesamt-IQ von 126, mit einer extremen Spitze im SV (150+...) und einem krassen "Absacker" in der Verarbeitungsgeschwindigkeit (also wie bisher, nur dass SV und VG dieses Mal jeweils ein höher ausfielen, die Diskrepanz zwischen beiden Bereichen ist aber weiterhin enorm hoch). Ich war dieses Mal die gesamte Zeit über anwesend und das war für mich als Mutter auch sehr aufschlussreich .
Mein Sohn hat nach ca 30-45 Minuten DEUTLICH an Konzentration verloren, bzw. war diese eigentlich nicht mehr vorhanden, der VG-Test war einer der letzten Tests, da hat er auch ständig gegähnt und war echt fertig. Zudem hat er mit der Feinmotorik einfach echt so seine Mühe, das hat auch der Experte bemerkt.
Allerdings kam nach einer kurzen Pause nochmal 2 Untertests zu anderen Themen, in denen er ausgesprochen gut war (HB) und zwar einen zum fluiden schlussfolgern und einen zum visuell-räumlichen Verarbeiten. Hierbei hat mein Sohn wirklich gar nicht mehr richtig hingeschaut, ist nur noch auf dem Stuhl hin und her gerutscht, die Augen sind die ganze Zeit umher geirrt, es war sogar als Zuschauer schon echt anstrengend und er war eigentlich überhaupt nicht mehr bei der Sache . Ich habe mich echt gewundert, wie er mit der (nicht vorhandenen) Konzentration dann noch so ein Ergebnis raushaut. Auch der Experte meinte, wir hätten nun zwar alles aus ihm rausgeholt, was zu diesem Zeitpunkt möglich war, sah aber in den Bereichen (fluides schlussfolgern und räumlich-visuelle Wahrnehmung) noch sehr viel Potenzial (unter besseren Bedingungen, sprich: konzentriert).
Was dem Experten aufgestoßen ist, ist folgendes:
Mein Sohn hatte beim1. Test (Mosaik-Würfel/visuell-räumliches Wahrnehmen) mit voller Konzentration aber dafür großer Aufregung nicht gut abgeschnitten (105 IQ Punkte oder so?!) im Vergleich zum Rest, beim Test, der ebenfalls visuell-räumliche Wahrnehmung abfragt, aber 2dimensional eben ausgesprochen gut ( HB- obwohl dieser, wie gesagt am Ende und mit nur noch ca. 20% Konzentrationsfähigkeit absolviert wurde). Er meint, das sei sehr ungewöhnlich, dass zwei Untertests, die die selben kognitiven Fähigkeiten abfragen, so unterschiedlich ausfallen, zumal es nicht an der Konzentration gelegen haben kann, da der zweite Test ja der weitaus bessere war, und wir sollten unbedingt die visuelle Wahrnehmung, speziell die 3-dimensionale untersuchen lassen. Dabei war die Diskrepanz garnicht soo groß (ich weiß die Zahlen nicht ganz genau, weil ich das alles auf dem Kopf lesen musste , aber es müssten knapp 25-30 IQ Punkte gewesen sein)...
Er hatte schon als Kleinkind große Probleme mit diesen Steckwürfel-Spielen, puzzeln (je bunter, desto schwieriger) ist auch nicht seine Stärke. Aber 3dimensionale Knobelspiele aus Metall oder Holz gelingen ihm in Sekundenschnelle und mühelos. Das passt irgendwie auch nicht. Ich vermute daher, dass ihm puzzeln und Mosaikwürfel nunmal einfach nicht liegen .
Insgesamt muss ich sagen, dass er doch sehr nervös war und gestern eher einen schlechten Tag hatte (SEHR unruhig, fahrig, ablenkbar), und ich daher sehr stolz bin, dass er sich da so durch gekämpft hat. Auf das Ergebnis kann man nicht stolz sein, das ist ja keine erworbene Leistung, aber darauf, dass er gut mitgearbeitet hat, was bei meinem Sohn leider nicht selbstverständlich ist
Der Fachmann hat den dringenden Tipp gegeben, mit ihm einen Ergotherapeuten aufzusuchen, um die geringe Impulskontrolle und die Konzentrationsfähigkeit zu steigern und geraten, er solle mehr Sport machen (er macht Taekima, Tischtennis und Parcour, reicht anscheinend noch nicht ). Desweiteren wäre eine andere Schulform (Montessori) sehr viel besser geeignet. Mein Sohn will aber partout nicht wechseln, da er seine Klassenlehrerin so mag und er endlich auch Freunde innerhalb der Klasse gefunden hat und sein bester Freund mit ihm in der selben Klasse ist.
Im Halbjahresgespräch, das ebenfalls vor ein paar Tagen war, haben sowohl die KL als auch die Mathelehrerin zurück gemeldet, dass er sozial oft schwierig sei, weil er eben ständig reinredet und mit den Antworten raus platzt, gleichzeitig aber eben enorm viel wisse und überall überdurchschnittliche Fähigkeiten besäße, bis auf Feinmotorik, was auch für beide Lehrerinnen letztendlich der Grund war, nicht nach ein paar Wochen schon den Sprung in die 2. Klasse vorzuschlagen.
Der Experte rät aber dringlich auf einen Sprung, zumindest in Mathe, da hier der Sohn am meisten gelangweilt scheint (obwohl seine Begabungsspitze deutlich im sprachlichen liegt) und ich solle dies mit dem Gutachten in der Hand unbedingt versuchen durchzuboxen. Ich stelle mir einen Sprung lediglich in einem Fach recht kompliziert vor . Wie geht das mit den unterschiedlichen Stundenplänen zusammen, was passiert, dann in den weiterführenden Klassen und am Ende in Klasse 4? Wo "springt" er dann hin?
Wie gesagt, ist für mich das Thema ADHS immer noch nicht vom Tisch, hier einige Gründe. Mein Sohn:
-große motorische Unruhe (er kann stillsitzen, zappelt aber dafür sehr aufffallend mit den Fingern oder dem Oberkörper und das PAUSENLOS, dieses Verhalten ist mal extrem ausgeprägt, dann gibt es wieder Phasen, in denen es fast nicht vorhanden ist, diese sind aber leider selten)
- kann sich nicht allein beschäftigen (zwar im selben Raum allein spielen oder lesen, aber auch das nur bedingt), sprich: es muss immer jemand da sein oder sich mit ihm beschäftigen, wenn man dies verweigert, wird er ungemütlich (wird aggressiv, fängt an massiv zu stören, oder weigert sich sclhicht)
-er ist oft sehr schnell auf "180", reagiert dann leider auch aggressiv (in der Schule mit schubsen, etc., zu Hause mit schreien und Türen knallen, gegenüber den Geschwistern auch mit schubsen und hauen. Dieses Verhalten zeigt sich erst seit dem Kindergartenwechsel letztes Jahr und wird zunehmend schlechter)
-er hält sich nicht an Regeln, eigentlich grundsätzlich nicht. Dieses Fehlverhalten hat im letzten halben Jahr stark zugenommen. Und nein: es ist nicht erzieherisches Versagen. Wir diskutieren, regulieren und es folgen auch Konsequenzen, bringt alles NICHTS. Er ist auch gewillt und sieht die Wichtigkeit von Regeln ein, nickt und sagt:" das verstehe ich, Mama", bricht dann aber 2 Sekunden später wieder die Regel (Beispiel nicht auf dem Sofa hüpfen und toben)
-er ist eigentlich grobmotorisch sehr geschickt (überdurchschnittlich) und verletzt sich selten (eher CONTRA), ABER: er verletzt sehr oft andere Kinder versehentlich (rennt sie um, fährt mit dem Fahrrad zu nah am Auto vorbei und fegt fast den Spiegel weg, trifft andere Kinder oder Dinge mit Gegenständen/Stöcken, mit denen er rumfuchtelt- hier kommt auch wieder die Thematik mit der visuellen Wahrnehmung im 3dimensionalen Raum auf. Ich erwähne das explizit im Vergleich mit anderen, gleichaltrigen Kindern, denen dies natürlich auch MAL passiert, meinem Sohn passiert es aber ständig und in hohem Ausmaß..)
-ihm fällt es sehr schwer die Grenzen anderer zu "erkennen". Ist er in seinem "Film" (beispiel jagen und kämpfen), dann merkt er nicht, wenn es dem Gegenüber zu viel wird, auch wenn das Gegenüber sehr deutlich Bescheid gibt! Dass er es nicht wissentlich "bösartig" tut, merkt man, dass er meist sehr zerknirscht wirkt, wenn er dann merkt, dass er jemandem weh getan hat oder das Gegenüber weint. Auch entschuldigt er sich dann meistens aufrichtig und reuevoll
- er ist unheimlich ungeduldig und kann dies trotz großer Bemühungen seinerseits (die man ihm stark anmerkt), nicht kontrollieren (sehr niedrige Impulskontrolle
CONTRA:
- er kann sich ziemlich gut konzentrieren, bspw. auch bei lärmenden Geschwistern, im selben Zimmer bekommt er seine Hausaufgaben hin ( er weigert sich allein in sein Zimmer zu gehen ), die Morgen- und Abendroutine läuft gut und schnell ab ohne große Probleme, er ist zwar unorganisiert, aber nicht vergesslich, wenn er was vergisst, dann ist es absichtlich .
Mein Mann ist nach diesem Gang zum Experten und einem erneuten "nein, der hat kein ADHS, der ist nur sehr begabt und unruhig" nicht mehr gewillt, dies weitergehend zu verfolgen. der Experte erklärt diese Verhaltensweisen damit, dass das heterogene Intelligenzprofil des Sohnes auch zu einem heterogenen, sprich unausgeglichenen Erleben für das Kind selbst führt. Dass bei ihm nur hochbegabte Kinder landen, die nicht "einfach mitschwimmen", sondern immer die "Sorgenkinder", die unangenehm auffallen... Er hat dies überzeugen dargestellt und gut argumentiert. Aber ganz ehrlich: ich komme mit unserem Sohn echt an meine Grenzen...
Was soll ich jetzt tun? Haben die Experten recht oder muss ich das Thema "Verhalten" weiter verfolgen?
Gruß,
Meine3
bei uns hat sich einiges getan.
Nach längeren interfamiliärer Diskussionen waren wir mit Sohnemann (7;3) gestern nochmal in einem Begabungszentrum zur Diagnostik (der Herr wurde uns vom DGhK empfohlen), da beim letzten Test, der vor rund einem Jahr war, das Testergebnis ja so dermaßen heterogen war, dass es nicht wirklich aussagekräftig war.´, wir aber weiterhin Probleme mit Sohnemann haben, sowohl mit gnadenloser Unterforderung in der Schule (die KL hat ihn sehr gut eingeschätzt und direkt auch nach Hochbegabung und ADHS gefragt?! Ist aber auch eher bei der Hochbegabung), als auch mit dem Sozialverhalten (schnelle Wut mit aggressiven Zügen gegenüber Kindern, reinreden und nicht abwarten können, Kinder korrigieren, wenn sie inhaltlich falsches antworten ).
Zudem ist dieser Mann insbesondere spezialisiert auf HB in Kombination mit ADHS und/oder Teilleistungsstörungen, sowie Kindern mit Hörminderung, was bei uns ja nicht zutrifft. Der Verdacht auf ADHS ist bei mir weiterhin vorhanden. Nur bei den Pädagogen, und Experten wird dies immer sehr schnell ausgeschlossen, da er sich dafür einfach zu gut konzentrieren könne...So auch dieser Experte. ADHS sei so gut wie ausgeschlossen, allerdings fällt ein übergroßer Perfektionismus auf, der ihn schon teilweise hindert und eine sehr geringe Impulskontrolle und damit verbundene große Ungeduld, die er, trotz großer Bemühungen sehr schlecht im Griff hat. So hat er teilweise mit dem Beginn der Aufgaben nicht mal abgewartet, bis der Tester den Startschuss gab , sondern vorher schon losgelegt, das nur als Beispiel...
Der Test fiel dieses Mal eindeutiger aus, da mein Sohn gut mitgemacht hat, ist aber weiterhin sehr heterogen, so dass die HB-Grenze knapp nicht erreicht wurde (zumindest wenn man nichts klammert, keine 5 Bonuspunkte gibt, etc.). Der Experte meinte dennoch, dass man bei unserem Jungen definitiv von einem hochbegabten Kind sprechen könne ...
Insgesamt hat er beim ersten drüber schauen (schriftliches Gutachten folgt) und schnellen summieren, einen Gesamt-IQ von 126, mit einer extremen Spitze im SV (150+...) und einem krassen "Absacker" in der Verarbeitungsgeschwindigkeit (also wie bisher, nur dass SV und VG dieses Mal jeweils ein höher ausfielen, die Diskrepanz zwischen beiden Bereichen ist aber weiterhin enorm hoch). Ich war dieses Mal die gesamte Zeit über anwesend und das war für mich als Mutter auch sehr aufschlussreich .
Mein Sohn hat nach ca 30-45 Minuten DEUTLICH an Konzentration verloren, bzw. war diese eigentlich nicht mehr vorhanden, der VG-Test war einer der letzten Tests, da hat er auch ständig gegähnt und war echt fertig. Zudem hat er mit der Feinmotorik einfach echt so seine Mühe, das hat auch der Experte bemerkt.
Allerdings kam nach einer kurzen Pause nochmal 2 Untertests zu anderen Themen, in denen er ausgesprochen gut war (HB) und zwar einen zum fluiden schlussfolgern und einen zum visuell-räumlichen Verarbeiten. Hierbei hat mein Sohn wirklich gar nicht mehr richtig hingeschaut, ist nur noch auf dem Stuhl hin und her gerutscht, die Augen sind die ganze Zeit umher geirrt, es war sogar als Zuschauer schon echt anstrengend und er war eigentlich überhaupt nicht mehr bei der Sache . Ich habe mich echt gewundert, wie er mit der (nicht vorhandenen) Konzentration dann noch so ein Ergebnis raushaut. Auch der Experte meinte, wir hätten nun zwar alles aus ihm rausgeholt, was zu diesem Zeitpunkt möglich war, sah aber in den Bereichen (fluides schlussfolgern und räumlich-visuelle Wahrnehmung) noch sehr viel Potenzial (unter besseren Bedingungen, sprich: konzentriert).
Was dem Experten aufgestoßen ist, ist folgendes:
Mein Sohn hatte beim1. Test (Mosaik-Würfel/visuell-räumliches Wahrnehmen) mit voller Konzentration aber dafür großer Aufregung nicht gut abgeschnitten (105 IQ Punkte oder so?!) im Vergleich zum Rest, beim Test, der ebenfalls visuell-räumliche Wahrnehmung abfragt, aber 2dimensional eben ausgesprochen gut ( HB- obwohl dieser, wie gesagt am Ende und mit nur noch ca. 20% Konzentrationsfähigkeit absolviert wurde). Er meint, das sei sehr ungewöhnlich, dass zwei Untertests, die die selben kognitiven Fähigkeiten abfragen, so unterschiedlich ausfallen, zumal es nicht an der Konzentration gelegen haben kann, da der zweite Test ja der weitaus bessere war, und wir sollten unbedingt die visuelle Wahrnehmung, speziell die 3-dimensionale untersuchen lassen. Dabei war die Diskrepanz garnicht soo groß (ich weiß die Zahlen nicht ganz genau, weil ich das alles auf dem Kopf lesen musste , aber es müssten knapp 25-30 IQ Punkte gewesen sein)...
Er hatte schon als Kleinkind große Probleme mit diesen Steckwürfel-Spielen, puzzeln (je bunter, desto schwieriger) ist auch nicht seine Stärke. Aber 3dimensionale Knobelspiele aus Metall oder Holz gelingen ihm in Sekundenschnelle und mühelos. Das passt irgendwie auch nicht. Ich vermute daher, dass ihm puzzeln und Mosaikwürfel nunmal einfach nicht liegen .
Insgesamt muss ich sagen, dass er doch sehr nervös war und gestern eher einen schlechten Tag hatte (SEHR unruhig, fahrig, ablenkbar), und ich daher sehr stolz bin, dass er sich da so durch gekämpft hat. Auf das Ergebnis kann man nicht stolz sein, das ist ja keine erworbene Leistung, aber darauf, dass er gut mitgearbeitet hat, was bei meinem Sohn leider nicht selbstverständlich ist
Der Fachmann hat den dringenden Tipp gegeben, mit ihm einen Ergotherapeuten aufzusuchen, um die geringe Impulskontrolle und die Konzentrationsfähigkeit zu steigern und geraten, er solle mehr Sport machen (er macht Taekima, Tischtennis und Parcour, reicht anscheinend noch nicht ). Desweiteren wäre eine andere Schulform (Montessori) sehr viel besser geeignet. Mein Sohn will aber partout nicht wechseln, da er seine Klassenlehrerin so mag und er endlich auch Freunde innerhalb der Klasse gefunden hat und sein bester Freund mit ihm in der selben Klasse ist.
Im Halbjahresgespräch, das ebenfalls vor ein paar Tagen war, haben sowohl die KL als auch die Mathelehrerin zurück gemeldet, dass er sozial oft schwierig sei, weil er eben ständig reinredet und mit den Antworten raus platzt, gleichzeitig aber eben enorm viel wisse und überall überdurchschnittliche Fähigkeiten besäße, bis auf Feinmotorik, was auch für beide Lehrerinnen letztendlich der Grund war, nicht nach ein paar Wochen schon den Sprung in die 2. Klasse vorzuschlagen.
Der Experte rät aber dringlich auf einen Sprung, zumindest in Mathe, da hier der Sohn am meisten gelangweilt scheint (obwohl seine Begabungsspitze deutlich im sprachlichen liegt) und ich solle dies mit dem Gutachten in der Hand unbedingt versuchen durchzuboxen. Ich stelle mir einen Sprung lediglich in einem Fach recht kompliziert vor . Wie geht das mit den unterschiedlichen Stundenplänen zusammen, was passiert, dann in den weiterführenden Klassen und am Ende in Klasse 4? Wo "springt" er dann hin?
Wie gesagt, ist für mich das Thema ADHS immer noch nicht vom Tisch, hier einige Gründe. Mein Sohn:
-große motorische Unruhe (er kann stillsitzen, zappelt aber dafür sehr aufffallend mit den Fingern oder dem Oberkörper und das PAUSENLOS, dieses Verhalten ist mal extrem ausgeprägt, dann gibt es wieder Phasen, in denen es fast nicht vorhanden ist, diese sind aber leider selten)
- kann sich nicht allein beschäftigen (zwar im selben Raum allein spielen oder lesen, aber auch das nur bedingt), sprich: es muss immer jemand da sein oder sich mit ihm beschäftigen, wenn man dies verweigert, wird er ungemütlich (wird aggressiv, fängt an massiv zu stören, oder weigert sich sclhicht)
-er ist oft sehr schnell auf "180", reagiert dann leider auch aggressiv (in der Schule mit schubsen, etc., zu Hause mit schreien und Türen knallen, gegenüber den Geschwistern auch mit schubsen und hauen. Dieses Verhalten zeigt sich erst seit dem Kindergartenwechsel letztes Jahr und wird zunehmend schlechter)
-er hält sich nicht an Regeln, eigentlich grundsätzlich nicht. Dieses Fehlverhalten hat im letzten halben Jahr stark zugenommen. Und nein: es ist nicht erzieherisches Versagen. Wir diskutieren, regulieren und es folgen auch Konsequenzen, bringt alles NICHTS. Er ist auch gewillt und sieht die Wichtigkeit von Regeln ein, nickt und sagt:" das verstehe ich, Mama", bricht dann aber 2 Sekunden später wieder die Regel (Beispiel nicht auf dem Sofa hüpfen und toben)
-er ist eigentlich grobmotorisch sehr geschickt (überdurchschnittlich) und verletzt sich selten (eher CONTRA), ABER: er verletzt sehr oft andere Kinder versehentlich (rennt sie um, fährt mit dem Fahrrad zu nah am Auto vorbei und fegt fast den Spiegel weg, trifft andere Kinder oder Dinge mit Gegenständen/Stöcken, mit denen er rumfuchtelt- hier kommt auch wieder die Thematik mit der visuellen Wahrnehmung im 3dimensionalen Raum auf. Ich erwähne das explizit im Vergleich mit anderen, gleichaltrigen Kindern, denen dies natürlich auch MAL passiert, meinem Sohn passiert es aber ständig und in hohem Ausmaß..)
-ihm fällt es sehr schwer die Grenzen anderer zu "erkennen". Ist er in seinem "Film" (beispiel jagen und kämpfen), dann merkt er nicht, wenn es dem Gegenüber zu viel wird, auch wenn das Gegenüber sehr deutlich Bescheid gibt! Dass er es nicht wissentlich "bösartig" tut, merkt man, dass er meist sehr zerknirscht wirkt, wenn er dann merkt, dass er jemandem weh getan hat oder das Gegenüber weint. Auch entschuldigt er sich dann meistens aufrichtig und reuevoll
- er ist unheimlich ungeduldig und kann dies trotz großer Bemühungen seinerseits (die man ihm stark anmerkt), nicht kontrollieren (sehr niedrige Impulskontrolle
CONTRA:
- er kann sich ziemlich gut konzentrieren, bspw. auch bei lärmenden Geschwistern, im selben Zimmer bekommt er seine Hausaufgaben hin ( er weigert sich allein in sein Zimmer zu gehen ), die Morgen- und Abendroutine läuft gut und schnell ab ohne große Probleme, er ist zwar unorganisiert, aber nicht vergesslich, wenn er was vergisst, dann ist es absichtlich .
Mein Mann ist nach diesem Gang zum Experten und einem erneuten "nein, der hat kein ADHS, der ist nur sehr begabt und unruhig" nicht mehr gewillt, dies weitergehend zu verfolgen. der Experte erklärt diese Verhaltensweisen damit, dass das heterogene Intelligenzprofil des Sohnes auch zu einem heterogenen, sprich unausgeglichenen Erleben für das Kind selbst führt. Dass bei ihm nur hochbegabte Kinder landen, die nicht "einfach mitschwimmen", sondern immer die "Sorgenkinder", die unangenehm auffallen... Er hat dies überzeugen dargestellt und gut argumentiert. Aber ganz ehrlich: ich komme mit unserem Sohn echt an meine Grenzen...
Was soll ich jetzt tun? Haben die Experten recht oder muss ich das Thema "Verhalten" weiter verfolgen?
Gruß,
Meine3