Hallo Meine3!
Wir sind mit dem Ganzen, was du da beschreibst, schon "durch". Wir haben bei unserem ADHS-ASS-Sohn alles versucht: Kinderpsychologe, Verhaltenstherapie nach Mate Meo, Neurofeedback, Medikamente,...
...mein Fazit ist: Versuch und Irrtum! Den Luxus "gegen" was zu sein habe ich längst abgelegt. Wir haben ja zwei Autisten, einer mit zusätzlich ADHS und einer mit zusätzlich Gehörlosigkeit. Und es gibt immer wieder Tage, wo es uns allen schlecht geht und auch immer wieder mal "Auszucker" von mir

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Was Medikamente betrifft haben wir bei meinem älteren Sohn einiges ausprobiert und noch nicht das Gelbe vom Ei gefunden. Unretardiertes Ritalin hat (in steigender Dosierung) bei ihm gar keine Wirkung gezeigt und die retardierte Version mussten wir nach 2 Tagen wegen extremer Nebenwirkungen absetzen. Mittlerweile hat mein Sohn auch Risperidon ausprobiert, ein Medikament, mit dem wir bei seinem jüngeren Bruder sehr gute Erfahrungen gemacht haben. Leider hatte das die Nebenwirkung "appetitanregend" und mein ohnehin schon übergewichtiger Sohn hat in nur zwei Wochen 3kg zugenommen. Spürbare Wirkung hatte es keine. Im Moment probiert mein Sohn ein anderes Medikament, welches von der Wirkungsweise ähnlich ist wie Risperidon, aber nicht so appetitanregend. Trotzdem hat er in den ersten Wochen noch 5kg zugenommen, aber das hat sich jetzt sein gut einem Monat eingependelt. Wirkung merken wir trotzdem keine, obwohl wir seit einigen Tagen nach Absprache mit unserem KJP die Dosis erhöht haben. Wenn sich trotzdem bis in 3 Wochen keine Wirkung zeigt werden wir das wieder absetzen.
Bei meinem jüngeren Sohn hingegen hat die Medikation eine wirklich DEUTLICHE Verbesserung gebracht. Sein Problem waren ja heftige, autistische Wutanfälle, sogenannte Meltdowns. Die sind durch die Medikation wirklich sehr viel weniger geworden: von 3-5 in am Tag in der schlimmsten Zeit auf aktuell 3-5 im Monat! Abgesehen davon erscheint mir mein Sohn durch das Medikament insgesamt ausgeglichener und aufnahmefähiger. Auch seine Persönlichkeit hat sich nicht verändert, eine Sache, die wir vor dem ausprobieren sehr befürchtet hatten. Wenn man auf den Beipackzettel des Medikamentes, welches alle diese positiven Veränderungen bewirkt, schaut, kommt einem das fürchten. Nur mein Sohn hat wirklich KEINE EINZIGE dieser Nebenwirkungen! Es ist echt sehr viel leichter geworden durch die Medikation.
Ein früherer Schulkamerad meines älteren Sohnes hat von unretardiertem Ritalin sehr profitiert. Der Junge hatte in der 1. und 2. Klasse Grundschule eine Schulbegleitung, brauchte dann aber keine mehr, weil er so gut auf das Ritalin angesprochen hat. Seine Mutter, eine Kinderärztin, hatte vorher alles mögliche andere versucht und sich erst für den Ritalin-Versuch entschieden als ihr Sohn vor Verzweiflung über sich selbst bitterlich geweint hat. Mittlerweile besucht dieser Junge die 3. Klasse Gymnsium ohne Schulbegleitung und nimmt das Ritalin nicht mehr regelmäßig sondern nur noch punktuell für Stresssituationen.
Daher hoffen wir ja auch beim älteren Sohn, noch was zu finden, was ihm und uns allen (die wir ja mitleiden) wirklich hilft. Und das kann man eben nur durch Versuch und Irrtum.
Neurofeedback hatte übrigens mMn durchaus einen positiven Effekt auf meinen älteren Sohn, nur war das ja dann durch den Lockdown nicht mehr möglich. Wir haben jetzt ein mobiles Neurofeedbackgerät zu Hause (kannst du auf "Brain Hero" googeln), nur leider gibt es da immer wieder technische Probleme, so dass wir es nicht so regelmäßig machen können wie ich es gerne würde (mein Sohn nicht, der findet es langeweilig

).
Mittlerweile ist er nebenbei noch beim 3. Kinderpsychologen und ich merke auch hier immer noch keinerlei positiven Effekt. Und man muss schon mindestens 10 bis 15 Einheiten machen um dann sagen zu können "bringt was" oder "bringt nichts".
Kurz, ich kann dir leider nicht viel raten, außer, es selbst auszuprobieren. Was fürs ausprobieren sprich ist, dass man das unretardierte Ritalin jederzeit absetzen kann und auch bei den retardierten Varianten (Ritalin LA, Concerta,...) wird ja erst mal niedrig dosiert und wenn so heftige Nebenwirkungen auftreten wie bei meinem Sohn setzt man es natürlich auch ab. Es entsteht also kein nachhaltiger Schaden.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)