Ich glaube dir, dass du das schon oft erlebt oder gelesen hast. Generell habe ich den Eindruck, dass Väter sich in der Regel viel schwerer tun, die Besonderheiten ihrer Kinder zu akzeptieren und dann auch darauf zu reagieren. Nichts desto trotz hat das nichts damit zu tun, dass ich das nicht "darf"... Das ist mir zu lapidar. Eine Beziehung als Ehepaar und Eltern ist doch viel diffizieler, oder nicht? Natürlich könnte ich versuchen dies ohne meinen Mann durchzusetzen (sofern das überhaupt von Ärzteseite aus ginge?!). Aber tut das unserer Beziehung gut? Tut es den Kindern gut, wenn wir "Knatsch" in der Beziehung haben, weil ich mich über den Kopf meines Mannes hinweg zu solchen Maßnahmen entschließe und wir unsere Meinungsverschiedenheiten lösen, indem wir die Wünsche und Bedürfnisse des anderen "übergehen"? Bei uns im Haus gibt es die "Regel", dass der, der vorsichtiger/ängstlicher ist das Vetorecht hat und dann darüber diskutiert wird. In diesem Fall ist es mein Mann, der hier größere Angst hat. Er hat große Bedenken in Bezug auf die Wirkung der Medikamente und die längerfristigen Folgen. Er ist nicht gut informiert, wie ich und ich bin auch noch lange nicht so gut "aufgeklärt", dass ich mit dem Versuch der Medikamentengabe wirklich gut fühle.Rabaukenmama hat geschrieben: Hallo Meine3!
Du glaubst nicht wie viele ähnlich lautende Statements ich bereits im anderen Forum gelesen habe. Was ich bei all dem nicht kapiere ist, dass die Mütter immer glauben, erst dann eine Medikation ausprobieren zu DÜRFEN, wenn auch die Väter einwilligen. Sprich: solange sich der Vater quer legt geschieht SEIN Wille. Und das völlig unabhängig davon, dass es meistens die Mutter ist, welche das Kind tröstet, wenn es auf Grund seiner Handycaps verzweifelt ist, die die Gespräche mit der Schule führt, die versucht, Freundschaften zu ermöglichen, usw.
Und da ICH mit dem Kind und auch dem Mann zusammen lebe, es unserer Familie ist, kann ich auch am besten beurteilen und abwägen, wie eilig es mit diesem Versuch ist. Nichts für ungut. Ich bin sicher, ihr habt auch eure Zeit gebraucht. Diese steht jedem zu. Natürlich kann man aus der Erfahrung anderer profitieren und das tue ich auch. Hätte ich nicht über die Erfahrung anderer gelesen, wären Ritalin und Co. nämlich immer noch ein absolutes No-Go für mich.
Ich bin der Meinung, dass mein Kind die Zeit noch hat, meinen Mann dahingehend zu überzeugen es zu versuchen. Insbesondere weil wir uns grade im Homeschooling befinden und dies recht sicher noch bis Ostern so weiter geht und somit die Schule weniger "belastet" ist durch meinen Sohn.
genau so läuft das bei uns. GEMEINSAM und nicht über den Kopf des anderen hinweg. Wir wissen jetzt seit einer Woche von der (noch vorläufigen!!) Diagnose. Da muss man nichts innerhalb von Tagen übers Knie brechen. Ich halte nichts von der Methode: ich entscheide das jetzt, weil ich die Mutter bin und du "nur" der Vater. Mein Mann ist ein sehr engagierter Vater und durch meine chronische Erkrankung musste er grade in letzter Zeit auch öfter die Kinder ohne mich wuppen (allein als ich in Reha war 3 Wochen am Stück!). Ich bin dennoch die jenige, die den Löwenanteil der Erziehung übernimmt, aber bei uns ist die Verteilung etwa 35/65, 30/70 und da hat er meiner Meinung nach zumindest ein Veto-Recht, wenn es darum geht einem Kind Medikamente zu verabreichen, die nicht "so ohne" siind.Nicht missverstehen, ich bin wirklich kein Fan von Medikamenten. Aber ich finde schlichtweg ungerecht, dass man, wenn zwei Elternteile verschiedener Meinung sind, nicht mal beide Wege einen abgesprochenen Zeitraum lang (z.B. 2 Monate) ausprobieren kann und DANN GEMEINSAM eine Entscheidung treffen kann, wie es weiter geht.
das sollte ohnehin selbstverständlich sein.Dabei geht es nicht auf biegen und brechen. Wenn schon nach einer oder zwei Tabletten klar ist, dass die Nebenwirkungen massiv sind (wie das bei meinem Sohn bei EINEM Medikament der Fall war), wird kein seriöser KJP darauf bestehen, das Medikament weiter zu nehmen.
Ja, ihr habt da in der Tat allein bedingt durch die neue Schulsituation viel mehr Druck als wir. Ihr steht an einem ganz anderem Punkt der Entwicklung eures Sohnes. Das was wir grade erleben, habt ihr schon "durch".Das hat sich mit dem Wechsel ins Gymnasium leider massiv geändert und die durch Corona ständig wechselnden Bedingungen sind eine zusätzliche Belastung. Seit ca. 8 Wochen versuchen wir wieder ein neues Medikament, welches mMn kaum Wirkung zeigt. Wir haben aber auch massiv Druck von der Schule im Nacken, endlich "was zu tun". Auch der neue KJP ist nicht unsere Wahl sondern er wurde uns von der Schule "aufs Auge gedrückt". Klar kann uns die Schule nicht zur Medikation zwingen, aber wir haben echt keine Ahnung wohin mit unserem Sohn, wenn er rausfliegen sollte. Die Noten passen, ich finde sogar dass sie für die geringe Anstrengung, die mein Sohn aktuell aufbringt, ziemlich gut sind (keine 4 und keine 5). Alle Schulformen, die auf die Besonderheiten meines Sohnes eingehen würden, also mit kleinen Klassen, viel Struktur und gutem Betreuungsschlüssel, sind im Sonderschulbereich angesiedelt, wo mein Sohn wirklich absolut nicht hingehört.
Wir haben auch schon Druck, keine Frage. Aber noch zieht die Schule auch mit und die Therapie hat ja noch nicht mal richtig angefangen. Zumindest sollte man dem doch eine Chance geben, bevor man GLEICH Medis mit einsetzt. Auf unser neues "Belohnungs"-System zu Hause spricht mein Sohn übrigens ganz gut an, auch wenn es dennoch täglich ein Kampf ist. Es sind weniger "Schauplätze" und die "Schlacht" ist nicht so verheerend wie ohne das Belohnungs-System. Ich könnte mir daher vorstellen, dass zumindest eine Zeit lang die Verhaltenstherapie einen positiven Effekt haben wird.