Die 2. Klasse überspringen?

Fürs und Widers zum Überspringen
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maydogdu01
Beiträge: 8
Registriert: Mo 18. Okt 2010, 16:03

Die 2. Klasse überspringen?

Beitrag von maydogdu01 »

Hallo,

mein Sohn (09/2004) wurde dieses Jahr eingeschult, ist aber mit einer der kleinsten in seiner Klasse. Er liest und schreibt seit er 4 ist, mit 3,5 konnte er 4-stellige Zahlen lesen. Addieren und Subtrahieren bis 10 konnte er auch schon mit 4. Mittlerweile kann er jede Zahl addieren und subtrahieren. Bis 10x10 hat er die gesamte Palette auch schon drauf.

Er wurde auf HB getestet (in der Türkei wird der IQ bei staatlichen Tests nicht mitgeteilt, wir wissen nur, daß er in Mathe und allem dazugehörigen HB ist und im Verbalen an der HB Grenze) und soll in der Schule gefördert werden. Bis der Bericht von der zuständigen Stelle kam und die Planung gemacht wurde verging die Zeit und wir haben bislang nur 2 Förderstunden gehabt (2 St./Woche Förderung durch spez. Lehrer) wie es ausgeht... keine Ahnung.

Die Beratungsstelle und auch eine extern aufgesuchte Psychiologin haben nicht zum Überspringen der 1. Klasse geraten. Er sei noch ein "Spielkind" und soll in der ersten Klasse erstmal zum "Schulkind" reifen. Sehe ich auch ein.

Nun sehen wir aber schon, wie sehr er sich langweilt. Mit der Lehrerin hatten wir schon vor dem Beginn der Schule gesprochen und sie auf die HB des Jungen aufmerksam gemacht. Sie schien aufgeschlossen, kam aber vor 2 Wochen bei einem Gespräch den Tränen nahe, weil der Kleine ihr beim Unterricht gesagt hat "Ich bin mit der Schule und Ihnen nicht zufrieden." Für uns keine Überraschung, weil er ja bislang nichts neues gesehen/gelernt hat. Druckschrift kann er schon. Die Handschrift, die er noch nicht konnte, hat er eigentlich nicht schlecht in Griff. Braucht natürlich noch Übung, aber wie es in der Schule ist, ist es ihm nicht schnell genug. Bislang hat die Lehrerin 3 oder 4 Buchstaben durchgenommen, unserer hat das gesamte ABC in Klein durch (mit Unsicherheiten bei einigen Buchstaben) und in Groß größtenteils auch.

Mir schwebt nun vor, nach der 1. Klasse die 2. überspringen zu lassen. Natürlich mit Absprache mit unserer Psychiologin.

Welche Erfahrungen habt ihr mit dem Überspringen insbesondere der 2. Klasse gemacht? Der Unterrichtsplan und die -ziele dürften nicht allzu anders sein.

Welche positiven / negativen Erfahrungen hattet ihr? Worauf sollten wir speziell aufpassen / eingehen? Wie sollte die Vorbereitung für den Kleinen aussehen? Würdet ihr es nochmal genauso machen?

Einige Berichte habe ich schon gelesen, wollte aber gezielt für die 2. Klasse noch mal nachfragen.

Grüsse aus Bursa

Nachtrag: Zur Zeit ist er in einer Halbtagsschule (Nachmittags), was mir eigentlich nicht sehr paßt. Ich würde dann auch eine neue Schule (Ganztagsschule) in Betracht ziehen.
alibaba

Re: Die 2. Klasse überspringen?

Beitrag von alibaba »

Hallo,

nun, ich kenne ja die Umstände nicht in der Türkei, daher weiß ich nicht so richtig, ob ein Rat/Hinweis denn da genauso beachtet werden kann wie hier.

Nun, ich habe auch einenen frischen 1.Klässler mit Ziel am Ende des Schuljahres Versetzung nach 3. Ich habe das Gespräch mit den Lehrern gesucht und wir haben diesen Weg gefunden. Ob wir am Ende da auch sind, wird vom Sohn abhängen. Wir fokusieren jetzt zu Hause in einem schnelleren Tempo (nach Absprache mit dem Lehrpersonal) die Schrift und das schnellere lesen. Denn nichts ist wichtiger als sauber zu schreiben und schnell zu lesen. Wir dürfen hier zu Hause anderen Buchstaben "vorarbeiten", wobei hier der Schwerpunkt auf dem schreiben liegt. Allerdings haben wir hier, in unserer Schule, 1.+2.Klasse zusammen, so das ein "Sprung" hier gar kein richtiger ist. ;) Und Sohn fühlt sich eher zu den Älteren hingezogen als zu seinen Klassenkammeraden und was auch nicht zu verachten ist, hier kennt jeder jeden. Also das soziale Ankommen, was ja häufig sehr schwer sein kann, ist bei uns schon automatisch da.

Was braucht ihr. Eine Lehrerin (Lehrer) der den Sprung trägt. Ein Kind was bereit ist für einen gewissen Zeitraum mehr zu machen. Oder ihr überlegt Euch eine andere Schule, eine internationale oder eine wo englisch als Unterrichtsprache gesprochen wird? am besten ist, ihr lasst der Lehrerein etwas Zeit Eure Kind kennenzulernen, auch ohne IQ-Test. Und dann sollte man das Gespräch suchen.

VLG
maydogdu01
Beiträge: 8
Registriert: Mo 18. Okt 2010, 16:03

Re: Die 2. Klasse überspringen?

Beitrag von maydogdu01 »

Kurz zu den Umständen in der Türkei.

Generell muß man sagen, daß die Eltern eines HB-Kindes im Vergleich zu Deutschland oder Österreich mehr auf sich selbst gestellt sind. Aber der Unterschied scheint nicht allzu groß zu sein. Dabei hakt es eigentlich eher an der Aufklärung als am staatlichen / privaten Angebot. Wobei ich noch fairerweise hinzufügen muß, daß das staatliche Angebot viel besser als der Ruf, und das private viel schlechter als der Ruf ist.

Es gibt einige wenige Schulen, die besonders auf die HB-Förderung aus sind. Aber das Schulsystem ist auch sehr viel anders als in D oder A. Die Grundstufe dauert 8 Jahre (Schulpflicht) ohne Änderung der Schulform. Schon während der 8. Klasse gibt es eine zentrale Prüfung. Nach der Punktezahl (kompliziertes Errechnen mit 6. und7. SJ-Zeugnis, Prüfungspunktezahl, Schulpunkte, etc.) kann der Schüler seine Schule aussuchen. Die höchste Punktezahl erreichen fremdsprachige private Eliteschulen (tw. mit Stipendium) und Fen-Lisesi (Schwerpunkt Mathe und Naturwissenschaften). Nach der 12. kommt die zentrale Prüfung für die Unis. Gleiches Prinzip, höchste Punktzahl haben private Unis mit Stipendium und beste staatliche Unis wie Boğaziçi in Istanbul oder ODTÜ in Ankara. Dies kurz zum System.

RAM: Staatliches Institut für Schüler und Kinderförderung, wobei ca. %90 untere IQ-Skala und %10 HB (gefühlsmäßig). Normalerweise kommt der Antrag (zum Test) von den Schulen (oder bei einigen Behinderungen auch von Ärzten), dieser Ablauf geht %100 über den bürokratischen Kanal. Wie es meine Frau geschafft hat, ohne Antrag der Schule den Test machen zu lassen, ist auch mir ein Rätsel. Aber das Ergebnis lief dann auch über die Bürokratie. Nach dem Bericht des RAM bekommt mein Kleiner z.B. Förderunterricht (siehe oben).

BILSEM: Staatliches Institut zur Förderung von HB. Eher gut gemeint, aber schlecht verwaltet. Schüler ab der 3. Klasse werden auf Vorschlag der Lehrer geprüft. Wer die Prüfung besteht, wird aufgenommen. 3 Tage die Woche findet nach der Schule ein Förderkurs je nach Begabung statt. Aber die Auswahlkriterien und -weise ist eher erfolgs- als begabungorientiert.

HB-Förderung ist auch in der Türkei eher eine Sache der Eltern. Ich habe unsere Psychologin gebeten, eine Familiengruppe zu organisieren, damit wir uns austauschen können. Auch eine Art Forum wie dieses schwebt mir vor. Mal sehen. In der Familiengruppe (bislang nur 1mal zusammengekommen) waren unter 8 Kindern nur 2, die von den Eltern früh erkannt wurden. Alles andere waren durch Problemfälle aufgefallen.

Zufällig hat der Förderlehrer heute nachmittag meine Frau angesprochen und gemeint, dass der Kleine weiter ist, als er zuerst angenommen hat und nach der 1. in die 3. kommen könnte. Wir werden mit ihm und der Klassenlehrerin einen Termin ausmachen, um die nötige Planug zur gezielten Förderung zu besprechen.

Läuft eigentlich besser als angenommen, vielleicht lassen wir den Kleinen doch in dieser Schule. :D
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