Sprung 1. zu 2. Klasse

Fürs und Widers zum Überspringen
charlotte12
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Re: Sprung 1. zu 2. Klasse

Beitrag von charlotte12 »

Mein Sohn hat keinen IQ von 150+ und konnte das locker. In Klasse 1 Aufgaben aus Klasse 3. Ich hab das alles schon mal mitgemacht. Allerdings hab ich das eben doch recht schnell hinterfragt. Will ich das? Mit meinem Kind sitzen? Nein, will ich nicht. Wenn das Kind das alleine macht, dann ist das ja prima. Dann hat es die intrinsische Motivation und legt los. Das will nur ich. Ohne Muddern. Wenn das aber so ist, bin ich wieder bei @Bliss - muss in Folge auch eine Konsequenz kommen. Es ist ja total unsinnig, dem Schulstoff vorweg zu greifen und dann nichts zu tun.
Meine Tochter forderte als Vorschulkind und in Klasse1 diese Heftchen ein und bearbeitete sie alleine. Ich dachte wie Ruth, dass ich nicht noch mehr vorneweg greifen möchte und versteckte das Mathe-Zweitklässlerheft, nachdem sich abzeichnete, dass sie das in kürzester Zeit durchrechnen würde. Das ging dann so weiter, dass mein Kind Ende Klasse 1/Anfang Klasse 2 anfing, Mathe massiv abzulehnen, und Anfang Klasse 3 mit Fingern abzählte und den Zehnerübergang nicht mehr beherrschte, den sie im Kindergarten gekonnt hatte. Es kostete viele Kämpfe und einige glückliche Zufälle, um das wieder einigermaßen umzukehren. Mein Kind hat einen ganz klaren Begabungsschwerpunkt im sprachlichen Bereich, ist aber laut IQ-Test sehr gleichmäßig hochbegabt, ohne auffällige Spitzen. Heute bin ich überzeugt, dass sie auch in Mathe gut begabt ist (zwischendurch googelte ich bei Dyskalkulie...) und dass das Mathe-Drama vermeidbar gewesen wäre, wenn ich sie nur hätte machen lassen. Nicht daneben sitzen und anschieben (hätte mein Trotzkopf in dem Alter sowieso nicht mit sich machen lassen), aber einfach nicht ausbremsen und das Futter anbieten, nachdem es verlangt. Und wenn ich Ruth richtig verstanden habe, ging es ihr nur darum, ob sie auf Interessen des Kindes eingehen soll, nicht darum, dass sie das Kind zum Vorarbeiten drängt. Ein Kind in dem Alter, das lesen oder rechnen lernen möchte, so zu beschäftigen, dass kein Schulstoff vorweggenommen wird, ist praktisch unmöglich, weil das Thema der Grundschule ja genau ist, den Kindern lesen und rechnen beizubringen. Ein Trick für Mathe sind Römische Zahlen, aber das hält auch nur kurz vor. Mein Kind hatte nie Interesse an chinesisch, weil das schlicht in ihrer Welt keine Rolle spielt, und sie kam nie weit auf der Geige, weil sie schlicht intellektuell und nicht musisch hochbegabt ist. Meine Tochter hatte im Alter von Ruths Tochter sozial auch so ihre Probleme, fand schwer Freunde. Bei ihr legte sich das komplett, jetzt in Klasse 4 ist ihr Hauptproblem, dass ihre vielen Freundinnen um sie konkurrieren und Freundin C eifersüchtig wird, wenn sie mit Freundin D eine Minute zu lange spielt o.ä. Wobei mir bewusst ist, dass das nicht verallgemeinerbar ist und dass sich das in Klasse 5 auch wieder schnell ändern kann.
Meine Tochter ist früheingeschult, aber wir haben uns in Klasse 2 bewusst gegen einen Sprung entschieden, da sie sonst auch zwei Jahre jünger wäre als der Rest. Weil sie selbst nicht aus der Klasse raus wollte. Weil sie sehr ängstlich war und wir soziale Überforderung vermeiden wollten. Auch aus dem abgedroschenen Grund heraus, dass wir ihr nicht die Kindheit verkürzen wollten. Denn ich habe schon den Eindruck, dass das passiert, auch jetzt schon. Weil sie in Deutsch eher drei Jahre als ein Jahr voraus war und die Unterforderung fortbestanden hätte. Weil wir wollten, dass sie möglichst "normal" aufwächst. Weil mit jeder Klasse der Druck und die Hausaufgabenmenge zunimmt und weniger Freizeit bleibt, die intellektuelle Herausforderung aber gar nicht unbedingt größer wird. Ob unsere Entscheidung richtig war, daran zweifle ich auch immer wieder, ist also nicht als Ratschlag in irgendeine Richtung zu verstehen.
Ich finde aber überhaupt nicht, dass man springen MUSS, wenn man Stoff vorneweg genommen hat. Bei meiner Tochter war es so, dass sie sich in Mathe fast die komplette Grundschulzeit hindurch langweilte, völlig egal, ob der Stoff neu war oder nicht. Mit dem einzigen Unterschied, dass sie bei bereits gut bekanntem Stoff mit einer Ausnahme die ursprüngliche Begeisterung bewahren konnte, neuen Stoff, der viel zu langsam mit viel zu vielen Wiederholungen erarbeitet worden war, hingegen von Anfang an als "langweilig und doof" abspeicherte, anhaltend ablehnte und teilweise nicht auch verstand. In Mathe nahm ich gegen Ende von Klasse 2 mit ihr einmal ein Thema wirklich aktiv vorweg - dividieren mit Rest. Weil sie zu dem Zeitpunkt häufiger frustriert heimkam und in Mathe nichts verstanden hatte. Meine Tochter verstand das Thema nach einem erkärenden Halbsatz prompt, fand das ganz witzig und rechnete aus eigener Motivation zwei, drei Aufgaben, was zu der Zeit bemerkenswert war. Am nächsten Tag nach der Schule schaffte sie aber die Hausaufgaben wieder nicht alleine, erklärte mir, dass sie das Thema überhaupt nicht blicke und einfach zu doof für Mathe sei - und war komplett verblüfft, als ich ihr ihre eigenen am Vortag gerechneten Aufgaben zeigte, kommentierte mit "Ach, das was nur das! Ja, das ist ja babyeinfach!" und konnte es plötzlich wieder.
Zuletzt geändert von charlotte12 am Fr 3. Jul 2020, 10:31, insgesamt 1-mal geändert.
Katze_keine_Ahnung
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Re: Sprung 1. zu 2. Klasse

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

Zum Schulstoff vorwegnehmen:

Die römischen Zahlen sind Thema in der 5. Klasse, zumindest in Bayern und sie beschäftigten meinen Kleinen genau einen Tag. Er hat sich die Regeln erklären lassen, hat die Aufgaben gelöst, Schluss, feritg. Meine Großen weigerten sich das doofe 1x1 in der 2. Klasse auswendig zu lernen. Der Kleine hat das in Handumdrehen gelernt, weil sie für schriftliche Multipllikation und Division eine Voraussetzung sind.

Die Kurse für hochbegabte wie "Dokumentationen drehen" habe ich nie verstanden. Warum muss man hochbegabt sein, um dorthin gehen zu dürfen? Bei uns muss man sogar von der Schule empfohlen werden und die Schule darf glaube ich nur einen Schüler empfehlen. Und dann muss man eine Stunde einfach mit ÖVM fahren, um dort zwei Stunden in der Gemeinschaft dir unbekannten Kindern was zu machen? Da fragt mein Kind, warum es das gleiche nicht von seinem Freund lernen kann, der schon seit 5. oder 6. Klasse sich für Videokamera ineteressiert. Oder falls man solchen Freund nicht hat, warum man sich nicht einfach durch Youtube durchklicken kann?
charlotte12
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Re: Sprung 1. zu 2. Klasse

Beitrag von charlotte12 »

Die römischen Zahlen sind Thema in der 5. Klasse, zumindest in Bayern und sie beschäftigten meinen Kleinen genau einen Tag.
Meine Tochter machte eine (kurze) Zeit lang die Mathe-Hausis halbwegs gerne, weil sie es lustig fand, Aufgabe und Ergebnis erst in römische Zahlen umzuschreiben, dann auszurechnen und dann wieder zurückzu"übersetzen". Aber meine Tochter hat auch ein anhaltendes Faible für alles, was in irgendeiner Form mit Geheimschriften zu tun hat. Der Tipp mit den römischen Zahlen kam damals von der Beratungsstelle. Bei uns ist das auch Thema in Klasse 5, hat meine Tochter gestern schon ganz entzückt festgestellt :)
Die Kurse für hochbegabte wie "Dokumentationen drehen" habe ich nie verstanden.
Meine Tochter mochte die Kurse für HB sehr gerne. Sie erklärte das so, dass dort nicht alles zehn Mal erklärt wurde und v.a. die anderen Kinder nicht dauernd Quatsch machten sondern zuhörten. Die Themen waren auch wirklich nett. Wobei bei uns die sonstigen Angebote sehr dünn gesäht sind und meine Tochter von den paar "normalen" Angeboten, die es bei uns schon gab, auch begeistert war.
Rabaukenmama
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Re: Sprung 1. zu 2. Klasse

Beitrag von Rabaukenmama »

charlotte12 hat geschrieben: Und wenn ich Ruth richtig verstanden habe, ging es ihr nur darum, ob sie auf Interessen des Kindes eingehen soll, nicht darum, dass sie das Kind zum Vorarbeiten drängt. Ein Kind in dem Alter, das lesen oder rechnen lernen möchte, so zu beschäftigen, dass kein Schulstoff vorweggenommen wird, ist praktisch unmöglich, weil das Thema der Grundschule ja genau ist, den Kindern lesen und rechnen beizubringen.
Genau das ist der Punkt. Wenn man - wie ich auch - ein Kind, welches bereits bei der Einschulung passabel lesen, schreiben und rechnen kann (ohne dass man sich als Eltern jemals mit diesem Kind hingesetzt und "geübt" hat!), dann fällt einfach ganz viel Stoff weg.

Mein Sohn hat z.B. ein ausgezeichnetes Wortbildgedächtnis. Es reicht, ein Wort 1x gelesen zu haben, und er schreibt es richtig. Selbst schreiben hat er mit 3 Jahren und 9 Monaten begonnen, eingeschult wurde er mit 6 Jahren und 6 Monaten. Ich erinnere mich bei ihm von Schulstart bis jetzt an keinen einzigen RECHTSCHREIBfehler. Er hat schon Fehler beim Schreiben gemacht, aber die haben am Anfang hauptsächlich Groß- und Kleinschreibung betroffen oder waren Flüchtigkeitsfehler (z.B. dass er beim Wort Party das y am Schluss vergessen hat). Trotzdem musste er alle Lernwörter schreiben und langweilige Hausübungen mit "der Schwan - die Schwäne, das Haus - die Häuser,.... machen.

Mein Sohn weiß nicht mal, wie ein Vokabelheft aussieht und hat noch nie irgendein Vokabel bewusst gelernt. Trotzdem kann er sehr gut Englisch in Wort und Schrift.

Dasselbe in Sachunterricht. Mein Sohn hat ab dem 5. Geburtstag selbst Bücher gelesen und das in eine affenartigen Geschwindigkeit. Zum Zeitpunkt der Einschulung waren das weit über 100 selbst gelesene Bücher, den Großteil davon von der "Was ist Was?" oder "Wieso, Weshalb, Warum?"-Reihe. Diese Bücher haben 95% der Schulstoffs im Gegenstand Sachunterricht vorweggenommen.

Ich habe nie irgendein Lernheft einer höheren Klasse gegeben, trotzdem kann mein Sohn den Schulstoff schon, wenn dieser seinen Mitschülern als "neu" präsentiert wird. Fazit: in all diesen Gegenständen ist Schule für ihn schlichtweg langweilig, weil das, was vermittelt wird, für ihn großteils Wiederholungen sind. Daher finde ich interessant, dass gerade Mathe, wo er zwar gut, aber eben NICHT der Überflieger ist, aktuell der Lieblingsgegenstand meines Sohnes ist. An den Lehrern liegt es nicht, die sind in der Grundschule ja in allen Gegenständen die gleichen. Es zeigt für mich vielmehr, dass er in Mathe - rein zufällig - gerade Stoff bekommt, der ihn NICHT (wie in den anderen Gegenständen) unterfordert. Denn hier hat er von sich aus nicht vorgearbeitet, indem er einfach seinen Interessen nachgegangen ist. Daher sind die Erklärungen für ihn in Mathe neu und interessant.

Auch ich habe die Frage von Ruth dahingehend verstanden, dass sie nicht so recht weiß, wie sie mit den Interessen ihrer Tochter umgehen soll, und nicht, dass sie überlegt, die Lernhefte der nächsten Klassen gemeinsam mit ihr "durchzuarbeiten". Und da sehe ich nichts, was dagegen spricht. Ich empfände es als unfair, einem Kind interessantes Material vorzuenthalten, wenn dieses problemlos verfügbar ist. Lernhefte der folgenden Klassen gehören für mich aber nicht zu diesem Material, weil ich so was schlichtweg nicht kaufe. Wenn zufällig mal so ein Lernheft bei uns rumkugelt (einige davon haben wir noch vom älteren Halbbruder meiner Jungs) und sie das finden und bearbeiten wollen, lege ich ihnen aber nichts in den Weg. Ich setze mich aber nicht explizit mit meinem Kind zum lernen in so einem Heft hin, denn wenn es wirklich Interesse hat und das Heft zufällig gerade den passenden Schwierigkeitsgrad hat, dann macht es mein Kind mit Freude selbst - und wenn nicht, dann eben nicht ;) .

Wir haben hier Unmengen Bücher zu allen möglichen und unmöglichen Themen. Wir können auf Youtube tolle, hochwertige Wissens-Videos anschauen. Wir haben außerdem einen Büchereiausweis und können jede Menge Bücher, CDs, Hörbücher und Wissens-Magazine bei Bedarf ausleihen und es gibt auch immer wieder mal zu Anlässen (z.B. jetzt: Zeugnis) Bücher geschenkt. Es ist alles da, was einen hungrigen Geist zufrieden stellen kann. Wenn mein Kind ein bestimmtes Lernheft "einfordert", dann darf es sich das gerne zum nächsten Anlass wünschen oder vom eigenen Taschengeld kaufen.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
sinus
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Re: Sprung 1. zu 2. Klasse

Beitrag von sinus »

charlotte12 hat geschrieben:
Und wenn ich Ruth richtig verstanden habe, ging es ihr nur darum, ob sie auf Interessen des Kindes eingehen soll, nicht darum, dass sie das Kind zum Vorarbeiten drängt. Ein Kind in dem Alter, das lesen oder rechnen lernen möchte, so zu beschäftigen, dass kein Schulstoff vorweggenommen wird, ist praktisch unmöglich, weil das Thema der Grundschule ja genau ist, den Kindern lesen und rechnen beizubringen.
So hab ich das auch verstanden. Also dass es nicht darum geht, das Kind sämtlich Schul- und Arbeitshefte vorarbeiten zu lassen, sondern bei Interesse an "mehr", dem Kind die Möglichkeit zu geben, sich weiter damit zu beschäftigen. Wenn das Kind nach Bruchrechnen fragt, dann erklär ich ihm das Prinzip natürlich und vertröste es nicht mit: "Das kommt aber erst in Klasse x dran".
Meine Vorschülerin hat das Prinzip des Multiplizieren anhand der Muffinform (3x 5 Mulden) gesehen und verstanden. Klar beantworte ich ihr dazu Fragen zum Multiplizieren/Dividieren, wenn sie sich dann noch weiter damit beschäftigen mag, auch wenn es noch nicht "dran" ist.
Und wenn sie, nachdem sie über Monate immer wieder gesagt hat, ihr sehnlichster Wunsch sei es, lesen zu lernen und dann täglich mit der Fibel in der Hand zu mir gelaufen kommt und mich bittet, mit ihr zusammen zu lesen, schick ich sie auch nicht wieder weg.

@Ruth: es gibt Arbeitshefte "Mathe für Hochbegabte" u.ä. Da sind spannende Sachaufgaben drin, bei denen man um die Ecke denken muss. Da geht es nicht um Rechentechniken, die in der Schule erlernt werden, sondern wirklich ums logische Denken.

Auch beim Mathekänguru kannst du mal schauen, da sind die Aufgaben der letzten Jahre online zu finden. Diese Aufgaben haben meiner Tochter immer sehr gefallen.
Auch da geht es weniger ums Rechnen, sondern ums logische Denken.
An sich starten die Känguruaufgaben ab Klasse 3/4, aber sie sind tw sicher für sehr begabte Zweitklässler auch schon gut zu lösen. (Tochters einer Freund durfte an der Grundschule als Zweitklässler schon beim Känguru mitmachen)
Zuletzt geändert von sinus am Fr 3. Jul 2020, 11:48, insgesamt 5-mal geändert.
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Katze_keine_Ahnung
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Re: Sprung 1. zu 2. Klasse

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

@sinus

Könntest du ein link auf die Hefte "Mathe für HB geben"?
sinus
Dauergast
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Re: Sprung 1. zu 2. Klasse

Beitrag von sinus »

Es heißt "Ich hab den Durchblick. Rechenrätsel für Hochbegabte: 4. Klasse Volksschule" von Michael Engel:
Das erste maßgeschneiderte Buch für mathematisch hochbegabte Volksschulkinder! Alle Aufgaben sind mit dem mathematischen Wissen der Volksschule lösbar, trotzdem ist mathematisches Denken in mehreren Schritten nötig und herausfordernd. Kleine Tipps helfen auf dem Lösungsweg. vielfältige Rechenrätsel in österreichischer Fibelschrift
Was meine Tochter in der Grundschule auch liebte, waren Logicals. Das schult das aufmerksame Lesen und das Denken gleichermaßen.
Da gibt es auch einige Hefte.
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(Herbstgedicht der 6jährigen)
Ruth87
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Re: Sprung 1. zu 2. Klasse

Beitrag von Ruth87 »

Liebe alibaba
Merkst du eigentlich, dass du dir selbst wiedersprichst?
z.B. Sie würde in älteren Klassengemeinschaften keinen Anschluss finden? Aber dein Sohn hat ältere Freunde. Da ist es ok? Warum wird mit zweierlei Maß gemessen?
Deine Kinder sollen selbst entscheiden. Aber meine Tochter kann/darf das nicht? Da darf ich die Wünsche nicht respektieren und bin eine Eislaufmutter die nur ihre eigenen Träume verfolgt. Wo ich schon mehrfach geschrieben haben, dass ich eigentlich nichts von all dem Förderwahn diese Zeiten halte.
Du kannst uns gerne mal besuchen kommen und erleben wie unglaublich sozial meine Tochter ist. So sozial, einfühlsam, hilfsbereit und einfach anständig sind die meisten Erwachsenen nicht. Wie sehr sie sich anstrengt, sich zu verbiegen, damit die anderen Kinder sie akzeptieren.
Natürlich beschäftigt sie sich gern mit Dingen die ihr Spaß machen. Natürlich kann sie nicht ihr ganzes Wesen verändern, nur um Angepasst zu sein. Und natürlich möchte sie nicht Nachmittagsaktivitäten machen, die über langen Zeitraum nur noch frustrieren, unterfordern und keinen Spaß mehr machen. Würdest du das machen? Deine Kinder?
Und wenn z.B. Ballett das letzte halbe Jahr lang nur noch zum Zeit totschlagen gemacht wurde, und es keine Aussicht auf positive Veränderung gibt? Als hochbegabte 6 Jährige in einer Gruppe von 3-6Jährigen. Die mehr spielen, als richtig Ballett zu machen. Ja dann habe ich sie da abgemeldet.

Ich hatte eigentlich aus einem ganz anderen Grund hier geschrieben. Und zwar um anderen Eltern in ähnlicher Lage einen Erfahrungsbericht zu geben. Dass es so ausartet habe ich nicht erwartet.

Ich finde es allerdings wirklich bedenklich, wenn selbst in einem solchem Forum den Kindern die Schuld an ihrem angeblich unsozialen Verhalten gegeben wird.
Und Eltern, die klarstellen, dass sie eigentlich nicht fördern wollen. Die sich ein normales Leben für ihre Kinder wünschen und nicht diesen Hochbegabten Probleme Mist. Eltern die selbst kein bisschen Hochleister sind, dieses Verhalten auch nicht Nachvollziehen können.
Das diese Eltern angegriffen werden, für angeblich falsche Beweggründe im Umgang mit diesen sehr schwierigen Kindern. Ich weiß nicht ob wir alles Richtig machen, ob es ein Richtig überhaupt gibt. Aber auf jeden Fall versuchen wir für jedes unserer Kinder den besten Weg zu finden.

Dir noch einen gesegneten Tag
sinus
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Re: Sprung 1. zu 2. Klasse

Beitrag von sinus »

Rabaukenmama hat geschrieben:
Mein Sohn hat z.B. ein ausgezeichnetes Wortbildgedächtnis. Es reicht, ein Wort 1x gelesen zu haben, und er schreibt es richtig. Ich erinnere mich bei ihm von Schulstart bis jetzt an keinen einzigen RECHTSCHREIBfehler. Er hat schon Fehler beim Schreiben gemacht, aber die haben am Anfang hauptsächlich Groß- und Kleinschreibung betroffen oder waren Flüchtigkeitsfehler (z.B. dass er beim Wort Party das y am Schluss vergessen hat). Trotzdem musste er alle Lernwörter schreiben und langweilige Hausübungen mit "der Schwan - die Schwäne, das Haus - die Häuser,.... machen.

Mein Sohn weiß nicht mal, wie ein Vokabelheft aussieht und hat noch nie irgendein Vokabel bewusst gelernt. Trotzdem kann er sehr gut Englisch in Wort und Schrift.
Ist hier auch so :fahne:
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(Herbstgedicht der 6jährigen)
sinus
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Re: Sprung 1. zu 2. Klasse

Beitrag von sinus »

Ruth87 hat geschrieben:Liebe alibaba
Merkst du eigentlich, dass du dir selbst wiedersprichst?
z.B. Sie würde in älteren Klassengemeinschaften keinen Anschluss finden? Aber dein Sohn hat ältere Freunde. Da ist es ok? Warum wird mit zweierlei Maß gemessen?
Deine Kinder sollen selbst entscheiden. Aber meine Tochter kann/darf das nicht? Da darf ich die Wünsche nicht respektieren und bin eine Eislaufmutter die nur ihre eigenen Träume verfolgt. Wo ich schon mehrfach geschrieben haben, dass ich eigentlich nichts von all dem Förderwahn diese Zeiten halte.
Du kannst uns gerne mal besuchen kommen und erleben wie unglaublich sozial meine Tochter ist. So sozial, einfühlsam, hilfsbereit und einfach anständig sind die meisten Erwachsenen nicht. Wie sehr sie sich anstrengt, sich zu verbiegen, damit die anderen Kinder sie akzeptieren.
Natürlich beschäftigt sie sich gern mit Dingen die ihr Spaß machen. Natürlich kann sie nicht ihr ganzes Wesen verändern, nur um Angepasst zu sein. Und natürlich möchte sie nicht Nachmittagsaktivitäten machen, die über langen Zeitraum nur noch frustrieren, unterfordern und keinen Spaß mehr machen. Würdest du das machen? Deine Kinder?
Und wenn z.B. Ballett das letzte halbe Jahr lang nur noch zum Zeit totschlagen gemacht wurde, und es keine Aussicht auf positive Veränderung gibt? Als hochbegabte 6 Jährige in einer Gruppe von 3-6Jährigen. Die mehr spielen, als richtig Ballett zu machen. Ja dann habe ich sie da abgemeldet.

Ich hatte eigentlich aus einem ganz anderen Grund hier geschrieben. Und zwar um anderen Eltern in ähnlicher Lage einen Erfahrungsbericht zu geben. Dass es so ausartet habe ich nicht erwartet.

Ich finde es allerdings wirklich bedenklich, wenn selbst in einem solchem Forum den Kindern die Schuld an ihrem angeblich unsozialen Verhalten gegeben wird.
Und Eltern, die klarstellen, dass sie eigentlich nicht fördern wollen. Die sich ein normales Leben für ihre Kinder wünschen und nicht diesen Hochbegabten Probleme Mist. Eltern die selbst kein bisschen Hochleister sind, dieses Verhalten auch nicht Nachvollziehen können.
Das diese Eltern angegriffen werden, für angeblich falsche Beweggründe im Umgang mit diesen sehr schwierigen Kindern. Ich weiß nicht ob wir alles Richtig machen, ob es ein Richtig überhaupt gibt. Aber auf jeden Fall versuchen wir für jedes unserer Kinder den besten Weg zu finden.

Dir noch einen gesegneten Tag
Lass das doch nicht so an dich heran. Alibaba schreibt doch nur ihre Sichtweise, natürlich ist die eingeschränkt, sie kennt euch doch gar nicht.
Ebensowenig wie wir anderen es tun. Trotzdem sind hier manchmal - oft - Denkanstöße dabei, die weiterhelfen.
Und wenn nicht - muss man das nicht als persönlichen Angriff sehen. :fahne:

Ich versteh das Problem deiner Tochter aus der Erfahrung meiner eigenen Tochter übrigens sehr gut.
Meiner Tochter fiel es auch schwer, in der Grundschulklasse den richtigen Anschluss zu finden.
Beispiel: Sie wollte niemanden aus der Klasse zum Geburtstag einladen. Warum?
"Wenn ich X und Y einlade, ist Z enttäuscht oder gar sauer und nervt mich tagelang damit, warum SIE nicht eingeladen sei. Am Ende müsste ich eigentlich alle aus der Klasse einladen. Eigentlich sind sie ja auch alle nett. Aber das will ich trotzdem nicht, da lade ich lieber gar niemanden aus der Klasse ein..."

Sie mochte unter den Mädchen auch das "Geklüngel" untereinander nicht, die wechselnden Allianzen usw.
Zu anstrengend und unlogisch für sie. Entweder war man befreundet, oder eben nicht. Warum waren die anderen Kinder aber heute befreundet, morgen verfeindet und redeten schlecht über den anderen und übermorgen waren sie dann wieder ganz dicke miteinander?
Sie verstand oft nicht, was da untereinander abging bzw fand es nicht gut. Da hielt sie sich lieber gleich ganz raus.
Auch interessierten sie die Mädchenthemen so gut wie nie. Lange saß sie lieber bei den Jungs, aber Fußball und Fortnite war dann auch nicht interessant für sie.
Und ab Klasse 3 wurde sie auch von beiden Seiten schief angeschaut. Am Mädchentisch, weil sie nicht wirklich zu einer Clique/Gruppe dazugehörte, am Jungstisch, weil sie eben ein Mädchen war.
Zuletzt (Klasse 4) hatte sie zum Glück zumindest einen Freund und eine Art Freundin, ein Mädchen, was von der Reife her und auch optisch ca. 2 Jahre voraus war, mit denen sie öfter eine "extra Gruppe" bildete.
Vom Klassenabschlussfrühstück Ende Klasse 4 erzählte sie, dass es einen Mädchentisch gab und einen Jungstisch. Und als drittes den Tisch wo sie, der eine Junge, besagtes Mädchen und die Lehrerin saßen.

Schon im Kindergarten und bis Klasse 4 fragte sie mich immer wieder traurig, warum sie eigentlich keine richtigen Freunde/Freundin hätte. Sie hatte da so eine "reifes", anspruchsvolles Bild von Freundschaft, mit moralischen Ansprüchen, die einfach kaum ein anderes Kind in dem Alter so erfüllen konnte und wollte.
Sie war gar nicht wirklich irgendwie außen vor, wurde selbst auch eingeladen und geschätzt in der Klasse. Aber trotzdem gehörte sie ihrer Wahrnehmung nach nicht richtig dazu.

Nach dem Wechsel auf die weiterführenden Schule (zusammen mit besagtem Jungen, den sie in ihre Klasse als Freund empfand) hat sie übrigens versucht, den Kontakt zu dem einen Mädchen aus ihren Klasse aufrechtzuerhalten. Gelang ihr nicht, weil das Mädchen sich immer seltener meldete. Darüber war meine Tochter sehr traurig.
Der Freund hat in der neuen Klasse (also gleiche Klasse wie Tochter) bewusst etwas Abstand gehalten - er wollte wohl neue Leute kennenlernen. Hat dort eine Jungen als neuen engsten Freund gefunden. (versteht sich mit meiner Tochter aber immer noch sehr gut, zu Coronazeiten haben sie regelmäßig online zusammen Minecraft gespielt)
Zum Glück hat meine Tochter unter den 3 anderen Mädchen in der neuen Klasse (sonst alles Jungs) zu zweien sehr gut Anschluss gefunden, obwohl die beiden anderen sich schon vorher kannten, sind sie jetzt ein "Trio" geworden.
Aber es hat wirklich gedauert...

Deine Tochter findet sicher irgendwann auch noch jemanden. Aber es ist wirklich ein Problem, wenn man da so weit voraus ist... das sehe ich schon auch. Im Grundschulalter haben Kinder meist noch sehr einfache Vorstellungen von Freundschaft. Hbchen und insbesondere wohl auch die hochsensiblen Kinder haben aber eben schon höhere Ansprüche und geben sich mit weniger auch nicht zufrieden.
Zuletzt geändert von sinus am Fr 3. Jul 2020, 13:08, insgesamt 4-mal geändert.
Die Blätter sind bunt
nun bellt der Hund
nun lacht der Mund
Raureif liegt auf dem Gras.
Der Has`
friert um die Nas.

(Herbstgedicht der 6jährigen)
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