...wieder das Thema Klassensprung

Fürs und Widers zum Überspringen
Rabaukenmama
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Re: ...wieder das Thema Klassensprung

Beitrag von Rabaukenmama »

Marie Curie wurde mit 6 Jahren eingeschult und sie hat mit 15 Jahren als Klassenbeste maturiert. Da es damals auch schon Klassen gab und die Matura normalerweise mit 18 Jahren gemacht wurde, war es offensichtlich schon vor über 130 Jahren möglich, gleich mehrere Klassen zu überspringen. Curies Vater (die Mutter verstarb ja, als sie noch ein Kind war) muss diese Klassensprünge genauso gewollt und gebilligt habe wie die Schuldirektion, sonst wären sie nicht zustande gekommen.

Das heißt natürlich nicht, dass es in jedem Fall Sinn macht und die "bessere Lösung" für das Kind ist. Und es werden sicher nur die wenigsten Kinder (mit oder ohne Klassensprung) später mal Nobelpreisträger. Aber Matura mit 15 - das gibt es auch hier, siehe diesen Artikel:

https://www.noen.at/moedling/moedling-h ... -150665129

Das ist nur einer von vielen Berichten vom dem, was auch heute möglich ist - wenn es eben für das Kind und für die Situation passt. Ich glaube eines der Probleme der heutigen Zeit ist, dass Eltern aus lauter Angst, was "falsch" zu machen oder mit ihren Entscheidungen in ihrem Umfeld anzuecken, nicht mehr so viel Mut haben, auch mal unkonventionelle Wege zu gehen. Wobei ich mir ziemlich sicher bin, dass bei den Jugendlichen die aktuell mit 14, 15 oder 16 maturieren, auch nicht immer das komplette Umfeld von jedem Klassensprung begeistert war.

Ein Kind, welches auch als Kann-Kind mit 5,6 bis 5,11 Jahren hätte eingeschult werden können, springen zu lassen, halte ich jetzt für keine besonders gewagte, risikoreiche Entscheidung. Noch weniger vor dem Hintergrund, dass sich alle Lehrer und das Kind selbst dafür aussprechen, und der Möglichkeit, bei Nicht-Gelingen wieder in die alter Klasse zurück zu dürfen.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Katze_keine_Ahnung
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Re: ...wieder das Thema Klassensprung

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

@Rabaukenmama

nicht nur die Eltern haben Angst was Falsches zu machen. Auch die Lehrer beschäftigt in erster Linie die Frage: "und wenn infolge des Sprungens Lücken entstehen?" Ich erzähle im Kampf um die Freiheit für den Kleinen, dass er mehrfache Lerngeschwindigkeit im Vergleich zu einem durchschnittlichen Kind hat, und sie fragen mich in ernster Soge, was ist, wen er was nicht kann, was in den Bücheren steht? Ich erzähle, dass meine Großen 3 Jahre Latein innerhalb eines Schuljahres nachgeholt haben und der Großer nach einem Jahr Klavier Musikstücke aus Grade 5-6 spielt. Beides ist leicht überprüfbar, aber ich komme trotzdem nur als großer Angeber an. Ich glaube sie glauben mir kein Wort.
Rabaukenmama
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Re: ...wieder das Thema Klassensprung

Beitrag von Rabaukenmama »

Katze_keine_Ahnung hat geschrieben:@Rabaukenmama

nicht nur die Eltern haben Angst was Falsches zu machen. Auch die Lehrer beschäftigt in erster Linie die Frage: "und wenn infolge des Sprungens Lücken entstehen?" Ich erzähle im Kampf um die Freiheit für den Kleinen, dass er mehrfache Lerngeschwindigkeit im Vergleich zu einem durchschnittlichen Kind hat, und sie fragen mich in ernster Soge, was ist, wen er was nicht kann, was in den Bücheren steht? Ich erzähle, dass meine Großen 3 Jahre Latein innerhalb eines Schuljahres nachgeholt haben und der Großer nach einem Jahr Klavier Musikstücke aus Grade 5-6 spielt. Beides ist leicht überprüfbar, aber ich komme trotzdem nur als großer Angeber an. Ich glaube sie glauben mir kein Wort.
Ja, du hast recht. Es geht um Verantwortung, die keiner übernehmen will, und die Illusion, das Leben durch Vermeidung von Problemen besser und sicherer zu machen. Tief dahinter steckt Angst vor jeder Veränderung und das, was als "normal" angesehen wird scheint für viele der sicherste Weg zur Zufriedenheit. Im Behindertenforum lese ich immer wieder, wie sich Eltern für manche behinderungsbedigte "Extrawürste" ihrer Kinder rechtfertigen und teilweise sogar schämen. Dabei fällt das Offensichtliche natürlich weg. Denn dass eine WC -Tür für einen Rollstuhl breiter sein muss, versteht so ziemlich jeder. Aber dass z B. ein AVWS-Kind bei Klassenarbeiten einen Gehörschutz braucht (um nicht durch jedes Nebengeräusch abgelenkt zu werden) schon nicht mehr.

Am wenigsten Verständnis haben nicht sichtbar behinderte und hochbegabte Kinder. Bei beiden Gruppen kommen außerdem moch hartnäckige Vorurteile hinzu. Eines davon ist, dass ein Kind nur dann "wirklich" hochbegabt ist, wenn es lauter 1er schreibt und freiwillig und hochmotiviert viel zu einfache Aufgaben löst, um dann schwierigere Extra-Aufgaben zu bekommen, die andere nicht bekommen, und auch diese genauso motiviert löst (auch, wenn sie immer noch zu einfach sind ). Und selbstverständlich benötigt das HB-Kind auch keine Erklärungen bei unbekannten Aufgaben und es ist auch ohne feedback zufrieden.

Mir ist schon klar, dass auch Lehrer Angst haben, was "falsches" zu befürworten, aber letztendlich liegt die Hauptverantwortung doch IMMER bei den Eltern. Und da gehört einfach viel Rückgrat dazu, bei einem Kind auf einen Sprung zu bestehen, wo sich die Schule querstellt.

Meine3 hat da zum Glück eine ganz andere Ausgangssituation. Bei ihrem Sohn kann man davon ausgehen, dass jene Lehrer, die den Sprung empfehlen, auch bei der Umsetzung dahinter stehen.

Es wäre interessant, wie viele Eltern sich für ihr Kind einen Sprung gewünscht hätten, aber darauf verzichtet haben, weil es Einwände von Seiten der Schule gab. Und es ist ja tatsächlich auch (leider) nicht ausgeschlossen, dass Lehrer einem Kind, welches trotz ihrer Einwände gesprungen ist, bewusst Steine in den Weg legen...
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Rabaukenmama
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Re: ...wieder das Thema Klassensprung

Beitrag von Rabaukenmama »

Hallo, das ist ein Test!
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Meine3
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Re: ...wieder das Thema Klassensprung

Beitrag von Meine3 »

Update:

Das mit dem "Stoff muss und soll nicht nachgearbeitet werden" ist grade so eine Sache...

Sohnemann hat heute die Schulunterlagen der 2. Klasse bekommen und die jetzige KL hat ihm wohl auch zu verstehen gegeben, dass er das dann alles können muss nach den Sommerferien :roll:und er hat direkt angefangen (noch in der Schule) loszuarbeiten. (eigentlich war das ja anders "ausgemacht" mit Direktor und der neuen KL :roll: ...).

Nun ja. Ich konnte ihm das "lernen" des 2. Klasse-Stoffes dann auch schlecht wieder ausreden und habe ihn einfach zu Hause mal ne halbe Stunde machen lassen und ihm dabei ein wenig zugesehen...

Und was soll ich sagen: ich habe selten ein so glücklich grinsendes und motiviertes Kind bei den "Hausaufgaben" gesehen. Er sah richtiggehend "befreit" aus. Nach Herzenslust hat er sich Aufgaben ausgesucht und gelöst, um dann mittendrin "frech" 20 Seiten vorzublättern (weil: kann ich schon) und einfach da weiter zu machen. Es hat ihm sichtlich Freude bereitet einfach nach seinem Tempo arbeiten zu dürfen und vor allem war er schnell (und fehlerfrei), wo er doch sonst bei den Mathehausaufgaben immer eeeeeeeeewig hockt und dann noch 10 Flüchtigkeitsfehler einbaut. Ich "befürchte" viele Lücken wird es zum Schulanfang dann nicht mehr geben, wenn er in dem Tempo weitermacht...

Was tatsächlich aber weiterhin ein Stolperstein sein wird, ist die Schreibgeschwindigkeit. Das ist das, woran ich mit ihm vorrangig gearbeitet hätte, da hat er aber mal gar keine Lust zu :?, lieber ackert er an einem Tag 2/3 des Stoffes in Mathe durch.

Morgen ist endlich der letzte Schultag. Mann meint " lass ihn mal rennen, sonst musste er ja immer mit angezogener Handbremse durch den Stoff...", ich hingegen überlege, ob ich die Schulbücher verstecke :mrgreen: 8-)...

Gruß Meine3
Es kann sein, dass nicht alles wahr ist, was ein Mensch dafür hält, denn er kann irren, aber in allem, was er sagt, muss er wahrhaftig sein.
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Re: ...wieder das Thema Klassensprung

Beitrag von charlotte12 »

Wenn ich mittlerweise etwas gelernt habe, dann dass Bremsen nichts bringt. Ich würde mich prinzipiell nicht nach der alten sondern nach der neuen Klassenlehrerin richten, aber so lange die Motivation vom Kind aus kommt - lass ihn einfach machen! Wenn er in drei Tagen durch den Stoff der zweiten Klasse durchsaust, dann würde es ihn auch nicht vor Langeweile bewahren, diese drei Tage gleichmäßig auf das zweite Schuljahr zu verteilen. Und zumindest mein Kind würde so etwas auch nicht mit sich machen lassen sondern den Turbogang wieder ausschalten, so dass derselbe Stoff nur mit Mühe, viel Kraft und einem Vielfachen der Zeit halbwegs in den Kopf zu bekommen wäre. Was ich definitiv nicht machen würde ist, ihn in den Ferien zum Lernen zu drängen, wenn die Begeisterung irgendwann mitten im Buch nachlässt und er (gerade in den Ferien) lieber etwas anderes machen möchte. Da habt ihr ja auch volle Rückendeckung der neuen Lehrerin. Jedes Kind tickt anders, aber zumindest bei meiner Tochter wäre es für die Motivation auch komplett kontraproduktiv, gegen ihren Willen an der Schreibgeschwindigkeit arbeiten zu wollen. Schreibgeschwindigkeit und Schriftbild ist auch bei ihr Thema. Bei ihr bewirkt gerade die neue Brieffreundin kleinere Wunder, aber ich könnte mir vorstellen, dass das für Jungs weniger interessant ist als für Mädchen. So wie du die neue Lehrerin beschreibst, wird sie (hoffentlich) das Kind dort abholen, wo es steht, egal ob das der komplett sitzende Stoff von Klasse 2 ist oder eine (noch) zu langsame Schreibgeschwindigkeit.
Katze_keine_Ahnung
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Re: ...wieder das Thema Klassensprung

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

Bei meinem Kleinen hat die Begeisterung für das Mathebuch der 3. Klasse nicht mal eine Woche angehalten. Er hat vestanden, dass es genauso langsam und wiederholungsreich ist wie das vorherige. Daher lass ihn machen, so lange es ihm Spaß macht und dann gut es. Schreibschrift würde ich eine Viertelstunde am Tag systematisch üben.
Rabaukenmama
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Re: ...wieder das Thema Klassensprung

Beitrag von Rabaukenmama »

Wegen Schreibschrift: das würde ich ganz enspannt angehen und das Kind nur 3-5x täglich zwischendurch je EINEN Satz schreiben lassen. Bei "wir setzen uns jetzt 15min hin, in denen du das übst" würde ich zumindest bei meinen Jungs nicht weit kommen :schwitz: .
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Katze_keine_Ahnung
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Re: ...wieder das Thema Klassensprung

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

Naja, wer springen möchte, wird schon eine Viertelstunde Arbeit pro Tag aushalten können. Denn das Schreiben ist wirklich ein Thema, die sehr ans Alter der Hände und die Schreiberfahrung gebunden ist. Es ist kein Drama, aber alles war der Junge jetzt diesbezüglich (halb)freiwillig sich erarbeiten kann, erspart er sich an Frust zum SJ-Beginn. Sollte Gegenwind kommen, würde ich kenesfalls das Kind länger als diese 15 Minuten in den Ferien sitzen lassen.
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Re: ...wieder das Thema Klassensprung

Beitrag von Meine3 »

Ich denke wir machen es mal so, mal so. Aber täglich ;).

Heute hat er schon viel geschrieben (für seine Verhältnisse) und man hat mit jedem Satz schon eine Verbesserung gesehen, was ihn dann auch selbst gefreut hat.

Beim Carcassonne spielen (was er Übrigens total toll findet, danke für den Tipp!) hat er sich allerdings bei den „einfachen“ Rechenaufgaben, die sich hier auftun, wirklich wieder schwer getan, obwohl ich weiß, dass er die mit Leichtigkeit könnte :roll: . Da habe ich dann auch erst versucht zu motivieren und es dann aber gelassen und für ihn gerechnet. Bringt ja nix, wenn er sich da wieder sperrt. Es war Viel los akustisch (zwei Kinder und Oma, die seit langem mal wieder zu Besuch war haben laut gespielt und es lief ein Hörspiel) und er meinte, er kann sich da nicht konzentrieren.

Ich hab natürlich gleich wieder gedacht, wie das dann in der Klasse werden soll, da ist es ja auch unruhig. Er hat halt echt ein Konzentrationsproblem :gruebel:. Ich bin grade echt irgendwie unentspannt, was total doof ist. Ich hoffe, ich kriege das die nächsten Tage hin, mich da locker zu machen. Es passiert ja nichts schlimmes, er probiert’s und wahrscheinlich klappt es wenn es dann doch zu viel ist, ohne nachholen Anschluss zu finden, dann geht er halt zurück...

Gruß Meine3
Es kann sein, dass nicht alles wahr ist, was ein Mensch dafür hält, denn er kann irren, aber in allem, was er sagt, muss er wahrhaftig sein.
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