KL 3 überspringen / Ungewohnte Situation / Umfeld

Fürs und Widers zum Überspringen
Karen
Dauergast
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Re: KL 3 überspringen / Ungewohnte Situation / Umfeld

Beitrag von Karen »

Meine Tochter ist so ein überangepasste Kind dass sich aufgibt um dazu zu gehören. Überanpassung und damit verbundenes Leiden waren sicher das Grund warum es in Kiga eskaliert hat und wir sie testen liessen. Es ist schon besser geworden aber immer noch recht extrem. Was sie gelernt hat, ist dass sie sich zurückziehen kann wenn es ihr zu viel wird. Das sie die Kindergruppe selber verlässt wenn es nicht mehr geht. Sie leidet aber darunter dass es keine Kinder gibt mit denen sie wirklich ihre Abenteuer erleben kann. Also - sie hat Freunde, aber das sind nicht die Freunde die sie haben möchte und die wirklich passen. Es gibt zwei Mädchen die passen - aber die wohnen weit weg (wir haben uns in den Ferien kennengelernt, von 3-4 Jahren und seit dem immer mal wieder getroffen). Diese Kinder passen einfach.
Ich muss sagen dass übers passen mich leider triggert - ich war selber so ein Kind ohne eigene Meinung (nach aussen) und es hat mich Zeit gebraucht (mit 16) es zu ändern und eigentlich zu das Gegenteil zu werden, deshalb ist es so wichtig für mich. Aber ich merke dass ausser besprechen, verstehen, reflektieren ich nichts machen kann.
Meine3
Dauergast
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Re: KL 3 überspringen / Ungewohnte Situation / Umfeld

Beitrag von Meine3 »

sinus hat geschrieben: Dann ist sie schon seit vielen Jahren in der Vorpubertät. :fahne:
Solche Erlebnisse hatten wir auch schon, als sie 4, 5 Jahre alt war und IMMER war es ihr unangenehm.
Sie scheut einfach jeden Konflikt und potentiell unangenehme Situationen und möchte auch nicht Beobachterin dessen sein.

Sie war auch so ein Kind, was, wenn sich ein anderes Kind weh getan hat, lieber weggegangen ist oder sich versteckt hat, als es aktiv zu trösten oder ihm direkt zu helfen.
Zwar holte sie mitunter erwachsene Hilfe wo nötig, aber zu dem betroffenen Kind hingehen, selbst helfen, trösten, fragen, was los ist, sich beteiligen, wenn die Erzieherin dann dazu kam, wie viele andere Kinder es machten etc - kam ihr niemals nicht in den Sinn. Da hat sie sich lieber irgendwo versteckt. (Ich persönlich glaube aber, dass es eher ein zu viel an Empathie zeigt, als ein zu wenig. Das deckt sich auch mit einer aktuellen Studie des Max-Planck Institutes. Zusammengefast: Schüchterne Kindern sind empathischer, werden aber seltener aktiv, selbstbewusstere Kinder sind weniger empatisch, greifen aber eher helfend ein)

Lange hat sie bspw auf der Straße auch andere nicht gegrüßt, obwohl ich auch da natürlich ein gutes Beispiel agegeben habe und oft sogar Gespräche anfange.
Sie dagegen antwortete auch nicht, wenn sie selbst gegrüßt oder was gefragt wurde.
Das musste ich ihr im Grundschulalter erstmal genau erklären, warum das erwartet wird und wie es wirkt, wenn man das nicht tut.
Da war sie sehr von sich erschrocken, dass sie da offensichtlich was Wichtiges falsch gemacht hat und hat sich von da an zumindest bemüht, auch wenn es ihr immernoch schwer fiel.

Ich glaube nicht, dass sie jemals jemand sein wird, der lautstark protestiert, wenn etwas nicht passt. Sie wird eher im Leisen aktiv werden und heimlich versuchen, was zum Besseren zu ändern.
Aber wir werden sehen. Eine Greta ist auch nicht als die Greta geboren worden, die sie jetzt ist...
Hallo Sinus,

ich glaube wir interpretieren, "ein Vorbild sein" sehr unterschiedlich. Du bist ein Vorbild, auch wenn deine Tochter dich nicht kopiert in ihrem Verhalten. :fahne:, auch wenn das schon immer so bei ihr war.

Es ist auch nicht notwendig, dass JEDER laut protestiert, wichtig ist, dass sie selbst nicht unter die Räder kommt, im Versuch sich anzupassen oder wie in ihrem Fall jeder Konfrontation aus dem Weg zu gehen. Angepasst finde ich das geschilderte von dir nämlich garnicht 8-). Überangepasst ist für mich eine Person, die sich sozialen Regeln komplett unterordnet, keine eigene Meinung oder keine eigenen Bedürfnisse äußert (sie aber sehr wohl hat), sich immer nach den anderen richtet, nicht stören oder auffallen und um jeden Preis GEfallen will. Am besten allen (was unmöglich ist). So ein Kind scheint mir deine Tochter mal garnicht zu sein. Meine ist das zeitweise schon (gewesen. Ich bestärke sie ständig darin, dass sie mehr von sich zeigt und weniger tut, was andere wollen oder erwarten).

ein normal (und gesund) angepasster Mensch, achtet die sozialen Regeln, ist höflich und rücksichtsvoll, hat aber durchaus seine eigene Meinung und seinen eigenen Kopf und handelt auch danach, wenn es nicht anderen schadet.

Es ist wichtig, dass Mädchen lernen für SICH einzustehen, für ihre Bedürfnisse und sich selbst annehmen und mögen.

Meiner Meinung nach haben Kinder einen vorgegebenen Charakter und mit Erziehung kann man den nicht ändern. Das heißt aber nicht, dass Kinder nicht durch vorleben gewisser Dinge lernen. Manchmal lernen sie, es BEWUSST anders zu machen, manchmal lernen sie daraus, dass sie das für sich und ihr Leben auch wollen und leben es nach. Meiner Meinung nach ist Erziehung weit weniger wichtig für die "Ausformung des Charakters" als immer angenommen. Ich denke wir kommen als Persönlichkeiten mit individuellen Stärken und Schwächen auf die Welt. Eltern können nur mögliche Wege aufzeigen, vorleben,was sie richtig und wichtig finden und die Kinder entscheiden, was sie davon annehmen und was sie ablehnen. Und oft, so stellt sich dann während oder nach der Pupertät heraus, nehmen die Kinder doch sehr viel mehr von den Werten der Eltern an, als man während der aktiven Aufzucht :mrgreen: denkt.

Wenn ich meine Nichte ansehe (15 Jahre), die war ein extrem eigensinniges und manchmal auch unbequemes Kind :mrgreen: . Sie und ihre Mutter sind sich nicht sehr ähnlich, weder äußerlich noch vom Charakter her, da gab es öfter Diskussionen und Auseinandersetzungen (wie bei jeder Mutter mit ihren Kindern) und natürlich kamen und kommen vom Kind da auch Beschwerden und pikiertes Augenrollen (jetzt in der Pupertät), etcpp.. Aber gewisse Werte, die in der Familie groß geschrieben werden, die immer gelebt wurden, lebt sie auch. Und als ich sie mal gefragt habe, wer ihr größtes Vorbild ist, weißt du was sie gesagt hat? "Meine Mutter"...

Was diese Studie angeht: ich stimme da mal überhaupt nicht mit überein. Ein Kind, das hilft und tröstet ist weniger empathisch (zwangsläufig??) als das, dass hilft und tröstet ud das liegt nur daran ob man selbstbewusst oder schüchtern ist?? Ich war ohne Selbstbewusstsein lange Zeit, habe mich aber nie schüchtern gegeben, habe das also versucht nicht zu zeigen. Ich war IMMER hilfsbereit und loyal und SEHR empathisch, habe mich oft für Schwächere eingesetzt, habe die Wahreit gesagt, wenn andere aus Angst den Mund gehalten haben. Dennoch habe ich im Unterricht gekuscht und irgendwann resigniert, hatte in der Grundschule Angst vor Lehrern (auch in der Realschule teilweise noch) und mich dann irgendwann aufgelehnt, habe mich sehr angepasst an meine Peergroup, dann aber eben wieder doch nicht. Ich habe z.B. nicht geraucht, obwohl das die "coolen Kids" alle gemacht haben. Wenn das so einfach wäre---- schüchtern und wenig selbstbewusst=superempathisch, aber hilft nicht/ offen und selbstbewusst= nicht besonders empathisch, aber total hilfsbereit, ---- das wäre schön.
Es kann sein, dass nicht alles wahr ist, was ein Mensch dafür hält, denn er kann irren, aber in allem, was er sagt, muss er wahrhaftig sein.
Katze_keine_Ahnung
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Re: KL 3 überspringen / Ungewohnte Situation / Umfeld

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

@Meine3

wenn man zu empathisch ist, in dem Sinne wie es sinus meint, kann man den Anblick der Gefühle nicht verarbeiten. Die Situation verletzt einen so sehr, dass man wegschaut/weggeht.
Meine3
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Re: KL 3 überspringen / Ungewohnte Situation / Umfeld

Beitrag von Meine3 »

Katze_keine_Ahnung hat geschrieben:@Meine3

wenn man zu empathisch ist, in dem Sinne wie es sinus meint, kann man den Anblick der Gefühle nicht verarbeiten. Die Situation verletzt einen so sehr, dass man wegschaut/weggeht.

Ich habe mich auf die Studie bezogen, nicht auf Sinus‘ Tochter. Ich kann keine Nachrichten anschauen. Nicht weil es mich nicht interessiert, sondern weil es mich ZU SEHR interessiert/trifft. Ich kann dann nachts nicht einschlafen, werde richtig trübsinnig, dass die Welt so ungerecht, das Leben so grausam sein kann und Menschen so „schlecht“. Ich habe mich gegen ein Psychologie-Studium entschieden, weil ich mich schlecht abgrenzen kann, sprich die Gefühle und Sorgen anderer zu sehr meine eigene Gefühlslage beeinflusst. Ich verstehe diese Handlungsweise der Vermeidung also durchaus. Nur dann den Umkehrschluss zu wagen und zu sagen, dass Hilfsbereite weniger empathisch sind, halte ich für falsch. Auch dass das im direkten Zusammenhang mit Selbstbewzsszsein oder Schüchtetnheit steht, halte ich für schwierig. Vielmehr hat es was mit „sich selbst abgrenzen können“ zu tun.
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Katze_keine_Ahnung
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Re: KL 3 überspringen / Ungewohnte Situation / Umfeld

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

Ich glaube es geht hier eher um "möglich", als um "immer". Schüchterne Kinder haben Angst was falsch zu machen, weil sie dann die Reaktion des Gegenübers fürchten. Wenn sie diese Reaktion fürchten, dann tut sie ihnen weh. Ich setze der Theorie noch eine drauf und sage, dass solche sensible Naturen sich oft auch hinter der äußerlichen Arroganz und Bestehen auf Distanz verstecken können.

@Meine3

ich kann dir nur empfehlen deine Mittlere so bald wie möglich zu testen, und sie nach Möglichkeit und Testergebnissen so zu behandeln, dass sie sich ihrem Bruder nicht unterlegen, sondern mindestens gleichgestellt fühlt. Vielleicht mit einem anderen Test testen, damit man direkte Vergleiche ausschließen kann. Ich habe das alles viel zu spät gemacht, aber andererseits waren meine Großen fast fünf Jahre lang ohne direkten Vergleich mit der Außenwelt und somit ohne Anpassungsdruck, und nach dem Rückkehr ist die Tochter eine Klassenstufe höher als der Sohn und trotzdem ist es verdammt knapp. Nicht dein Sohn, sondern deine Mittlere ist euere größte Herausforderung. Wenn ich mit meiner Vermutung richtig liege, will sie eigentlich genauso viel wie dein Sohn, und vielleicht ein Stückchen mehr, aber wegen des Mangels an Selbstbewusstsein traut sie sich nicht es offen zu zeigen. Daraus ergeben sich zwei Wege: etweder ein Dauerunglück als graue Maus oder eine versteckte Manipulation als graues Kardinal. Wenn irgendein Weg ins Offene möglich ist, dann soll man ihn finden.
Meine3
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Re: KL 3 überspringen / Ungewohnte Situation / Umfeld

Beitrag von Meine3 »

@Katze. Ich bin da bezüglich meiner Tochter ganz bei dir. Sie braucht unbedingt etwas, was ihr „beweist“, dass sie ihrem Bruder, der ihr so wichtig ist (sie sind ja auch nur 19 Monate auseinander) in nichts nachsteht, ihre Talente lediglich anders verteilt sind. Allerdings liegt ihr Haupttalent m.E. im gestalterisch-künstlerischen, was ja so für sich nicht in Intelligenztestungen als relevanter Faktor enthalten ist.

Das Hauptproblem bei der Sache ist, dass ihr Selbstwertgefühl so gering ist, dass sie jetzt schon Angst zeigte wegen Versagrns in der Schule. Sie hat auch einen Widerwillen gegen Tests, hat jetzt schon Angst vor Benotung. Ich glaube sie würde vor lauter Kopfkino und Panik in einer Intelligenztestung entweder sich total verausgaben, weil sie meint sich extrem anstrengen zu MÜSSEN, um ein halbwegs passables Ergebnis zu liefern oder sie scheitert an ihrer (Prüfungs-)Angst und „versagt“ deshalb.

Daher finde ich den Zeitpunkt nicht günstig. Ich erhoffe mir, dass sie in der Schule schnell merken wird, wie weit sie schon ist (Bis auf die kleinen Buchstaben, die sie noch nicht alle kennt, wird sie nichts neues lernen) und wir dann eine günstigere Ausgsngslage haben. Sie hat ja jetzt schon gesagt, sie will auf keinen Fall springen (dabei habe ich ihr das NOCH garnicht vorgeschlagen, hatte es aber angedacht). Man kann die Kinder nicht zu ihrem Glück zwingen...

Ihr Selbstwertgefühl steigert sich tendenziell grade etwas, das war schon viel schlimmer. Ich gehe hier viel auf sie ein und bestärke sie wo ich kann...

Mein Mann ist sicherlich gegen eine Testung. Auch hierfür ist das abwarten wie es in der Schule anläuft hilfreich. Dann habe ich mehr Argumentationsgrundlage.

Aber tendenziell sind wir auf dem richtigen Weg mit ihr, sie traut sich mittlerweile wieder Kinder anzusprechen und freut sich auch auf die Schule, die depressiven Verstimmungen (Misfit Kindergarten) sind verschwunden.

Das was sie jetzt braucht vor allem ist eine richtig tolle Busenfreundin. Das wird ihr sehr viel geben
Es kann sein, dass nicht alles wahr ist, was ein Mensch dafür hält, denn er kann irren, aber in allem, was er sagt, muss er wahrhaftig sein.
Katze_keine_Ahnung
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Re: KL 3 überspringen / Ungewohnte Situation / Umfeld

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

@Meine3

Wenn deine Tochter aktiv sagt, sie wolle nicht springen, will sie eingentlich springen, traut sich das aber nicht zu. Denn falls sie das Thema nicht interessieren würde, würde sie das in ihrem Alter bloß ignorieren und darüber Gras wachsen lassen. Sag ihr jedes Mal wie ein Mantra: "Du muss nicht, aber ich bin mir sicher, du könntest das auch. Und wenn du Lust hast, dann kriegen wir das auch durch."
nosupermum
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Re: KL 3 überspringen / Ungewohnte Situation / Umfeld

Beitrag von nosupermum »

Wir haben unserer Tochter gestern auch mitgeteilt , dass sie an einem Förderprogramm teilnehmen kann, um auch mal andere Kinder kennenzulernen, die sich für ähnliche Themen interessieren und ggf. schon älter sind. Sie war ganz fasziniert und erklärte mir, dass sie mit kaum jemanden aus der Klasse über all die spannenden Dinge reden kann , die sie interessieren. Die meisten seien „zu doof“ dafür, obwohl sie nur die einfachen Fakten erklären würde; zb über die Tiefsee; die andere hätten kein Interesse, obwohl sie eigentlich ganz clever seien.
Da rückte sie erstmals damit raus, wie in unschön sie das alles findet. Aber wie sollte das arme Ding das auch ausdrücken können, wenn ihr niemanden sagt, dass sie schlauer ist und auch mehr können und wissen darf?
Katze_keine_Ahnung
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Re: KL 3 überspringen / Ungewohnte Situation / Umfeld

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

Die Position der Überlegenheit ist nicht gerade die günstigste um neue Freunde zu finden.
nosupermum
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Re: KL 3 überspringen / Ungewohnte Situation / Umfeld

Beitrag von nosupermum »

Bitte nicht falsch verstehen, war unglücklich verknappt. Will hier keine Diskussion darüber vom Zaun brechen. Ich glaube, es ist okay, wenn ein Kind, dass sich in Rage redet die anderen mal als zu doof und sich als schlauer bezeichnet der Mama gegenüber. Wir haben ihr die Erklärung gegeben, dass sie nun mal spezielle Interessen hat und in einigen Dingen etwas schneller denkt. Aber das darf sie sich für sich Auch so annehmen, statt sie immer nur anzupassen. Schlauer ist ein blöder Begriff. Wir sagen immer „dein Kopf passt gerade besser in die vierte als in die dritte Klasse“
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