Vielleicht ist Fördern doch nicht so der Renner?

schneller, mehr oder anderes lernen, was ist besser?
Antworten
Zefanja
Dauergast
Beiträge: 73
Registriert: Mo 31. Okt 2011, 19:31

Vielleicht ist Fördern doch nicht so der Renner?

Beitrag von Zefanja »

Bei diesen Kindern scheint es im Nachhinein doch nicht so gut gewesen zu sein:

http://www.zeit.de/1990/44/irgendwie-ei ... ettansicht
Bliss
Dauergast
Beiträge: 661
Registriert: Fr 21. Okt 2011, 23:43

Re: Vielleicht ist Fördern doch nicht so der Renner?

Beitrag von Bliss »

Na diese Eltern haben aber auch ein Programm abgezogen :o
alibaba

Re: Vielleicht ist Fördern doch nicht so der Renner?

Beitrag von alibaba »

Ich glaube, was da beschrieben wurde, entspricht nicht im entferntesten der Realität. Das ist wie die Nadel im Heuhaufen, so oft gibt es so etwas. Eine extreme Förderung wird hier pauschal auf etwas heruntergebrochen. Soll das jetzt heißen, verbiete deinem Kind das es lesen will, bevor es in die Schule kommt?

Der Artikel hat für mich ein Geschmäckle, nämlich den des Neides. Hier schreibt jemand der diese Förderung auch gerne für sein Kind gehabt hätte, es nicht konnte (logisch, wer macht und kann das schon) und er sich jetzt am Ergebnis "weidet". Rein persönlich finde ich das unterste Schublade.

VLG
mussmal
Dauergast
Beiträge: 109
Registriert: Do 20. Jan 2011, 11:59

Re: Vielleicht ist Fördern doch nicht so der Renner?

Beitrag von mussmal »

fur mich hat das wenig mit der förderung zu tun.

da haben einfach ein paar sehr schlaue kinder bemerkt, dass die ganze förderung auch nur beschaftigungstherapie ist und als erwachsene wissen sie jetzt, dass es nutzlos ist nach den viel gepriesenen höheren zielen zu streben.

wer die sinnlosigkeit des lebens erstmal erkannt hat kann sich halt schwer aufraffen :D
Edainwen
Dauergast
Beiträge: 522
Registriert: Mi 28. Sep 2011, 11:29
Wohnort: BaWü

Re: Vielleicht ist Fördern doch nicht so der Renner?

Beitrag von Edainwen »

Mich erinnert das an Alice Millers "Das Drama des begabten Kindes".

Hier ein kleiner Auszug aus einer Analyse:
"Für Alice Miller sind Kinder arm und reich zugleich.

Mit dem reichen Kind beschreibt Miller jene Kinder die, die von ihren Eltern gefördert wurden. Diese Kinder entwickelten viele Talente und wurden wegen ihrer Gaben und Leistungen gelobt. Fast alle Analysanden Millers waren schon im ersten Lebensjahr trocken und viele halfen bereits im Alter von eineinhalb bis fünf Jahren sehr geschickt bei der Pflege ihrer kleinen Geschwister. Diese Kinder waren der Stolz ihrer Eltern. Alles was sie anpackten machten sie sehr gut. Sie erlebten Erfolg und Bewunderung. Doch was nützte ihnen der Erfolg? Man müsste glauben, dass diese erfolgreichen Menschen über ein sehr ausgeprägtes Selbstwertgefühl verfügten. Aber dem war nicht so.

Sobald sie nicht „on top“ waren, hatten sie das Gefühl vor dem Idealbild ihrer selbst versagt zu haben. Sie wurden von schweren Schuldgefühlen oder Ängsten oder Depressionen geplagt. Die Kinder standen unter einem enormen Leistungsdruck und Kontrollzwang seitens der Eltern. Ebenso war die Beziehung durch fehlendes emotionales Verstehen gekennzeichnet. Die Kinder konnten ihre „primäre narzisstischen Bedürfnisse“ nicht erleben.

Auffällig ist, dass die Patienten Millers kein Mitgefühl für das eigene Kind, das sie einmal waren, aufbringen können. Allgemein anzutreffen ist ferner ein völliges Ausbleiben von echten, emotionalen Verstehen und Ernstnehmen des eigenen Kinderschicksals, sowie eine völlige Ahnungslosigkeit in bezug auf die eigenen wahren Bedürfnisse, jenseits der Leistungszwänge."
alibaba

Re: Vielleicht ist Fördern doch nicht so der Renner?

Beitrag von alibaba »

Edainwen hat geschrieben:Sobald sie nicht „on top“ waren, hatten sie das Gefühl vor dem Idealbild ihrer selbst versagt zu haben.
Mich erinnert das an einen Beitrag im Fernsehen von einem bestimmten hochbegabten Mädchen, deren kleinerer Bruder ins Gitterbettchen gelegt und ihm Schriftkärtchen hingehalten wurden, täglich 10 Minuten wurde das geübt, damit er diese liest. Allerdings glaube ich, ist der im Artikel vorgestellte Nikitin wohl eine extrem krasse Ausnahme.

VG
Winnie
Dauergast
Beiträge: 337
Registriert: So 10. Jan 2010, 03:31

Re: Vielleicht ist Fördern doch nicht so der Renner?

Beitrag von Winnie »

Ich glaube, das ist alles eine Frage der Motivation. Fördern heißt ja, das zu unterstützen, was von den Kindern kommt. Da wiederum bedeutet, dass sie zwar die Freiheit haben zu lernen und ihnen auch die Materialien zur Verfügung gestellt werden, aber nicht, dass die Eltern ihnen vorschreiben sollen, wie sie damit lernen. Kinder müssen auch lernen, bestimmte Grenzen zu überwinden und das bedeutet auch, dass man ihnen bestimmte Dinge nicht gleich erklärt, sondern sie auch erstmal machen lässt. Manchmal merken sie selbst, dass sie an ihre Grenzen kommen und probieren es dann mit zeitlichem Abstand nochmal. Vielleicht klappt es dann, weil sie sie sich inzwischen weiterentwickelt haben. Und diese Art von Erfolgserlebnissen macht die Kinder wirklich stark, weil sie sich eine Lösung wirklich aus eigener Kraft erarbeitet haben.

Ich denke, dass viele Pädagogen und Eltern auch noch nicht begriffen haben, dass jedes Kind anders lernt und dass es für die Kinder auch wichtig ist, dass sie selber ihren Lerntyp herausfinden, ihr eigenes Tempo und ihre eigenen Methoden. Wenn eine ganz bestimmte Art, etwas zu lernen, für die meisten Kinder erfolgversprechend ist, kann es für das eine Kind genau die falsche Methode sein, geradezu kontraproduktiv.

Deswegen finde ich es unglaublich wichtig, dass die Kinder etwas gern machen und nicht, dass sie etwas tun, weil sie für etwas Talent haben. Erfolg misst sich ja auch nicht nur darin, dass man in irgendwas der oder die Beste ist. Ich glaube, die Leidenschaft kommt vor der Bereitschaft, sich stetig durch Üben und Trainieren verbessern zu wollen, aber eben nicht für andere, sondern für sich selbst.
"Entschuldigung, ich habe nur kurz fantasiert." meine große Tochter, 4 Jahre alt (inzwischen 9 geworden)
alibaba

Re: Vielleicht ist Fördern doch nicht so der Renner?

Beitrag von alibaba »

Winnie hat geschrieben:Deswegen finde ich es unglaublich wichtig, dass die Kinder etwas gern machen und nicht, dass sie etwas tun, weil sie für etwas Talent haben.
Das hängt aber Beides zusammen. Hat ein Kind Talent, macht es das gerne, weil es merkt, das kann ich, hier habe ich Erfolg, postive Gefühle. Meine Kleine schwamm ja nicht für umsonst mit ihren 3 Jahren alleine ohne Hilfsmittel. Es verschaffte ihr Glücksgefühle und wir verschafften ihr Wasser. Aber es wird Durststrecken dazwischen geben. Da finde ich es wichtig, das man als Eltern dann doch mal das "Talent" sieht und anspornt aus der Durststrecke zu kommen. ;)
mussmal
Dauergast
Beiträge: 109
Registriert: Do 20. Jan 2011, 11:59

Re: Vielleicht ist Fördern doch nicht so der Renner?

Beitrag von mussmal »

och nö, ich denke nicht, dass jeder der talent hat zwangslaufig motiviert ist. nicht alles macht spass - bloss weil man es gut kann.
alibaba

Re: Vielleicht ist Fördern doch nicht so der Renner?

Beitrag von alibaba »

Naja, es gibt ja zwei Arten von Leuten. Die einen denken sie haben Talent und machen etwas mit Begeisterung ohne das sie aufgehalten werden oder ohne das sie sich aufhalten lassen wollen ;) . Deren Überzeugung etwas toll gut zu können, sieht man dann in den gängigen "Talentshows".

Aber es gibt auch diejenigen die etwas (gerne) und gut machen, weil sie es eben gut können, ein Talent dafür besitzen. Ich denke kein großer Violinist wäre keiner geworden, wenn er kein Talent dafür hätte. ;)
Antworten