Zusatzaufgaben für einzelne Schüler mit Forderbedarf

schneller, mehr oder anderes lernen, was ist besser?
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philippa
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Zusatzaufgaben für einzelne Schüler mit Forderbedarf

Beitrag von philippa »

Guten Tag! :)

Ich werde sowohl von Eltern als auch Schülern häufiger gefragt, ob ich für die Kinder mehr Mathematik-Aufgaben habe, die sie im Eigenstudium lösen können. Das gilt sowohl für Kinder mit Förderbedarf, als auch mit „Forderbedarf“. Letzteres freut mich natürlich, aber die Eltern müssen verstehen, dass es ein enormer Mehraufwand ist, für einzelne Schüler individuelle Hausaufgaben vorzubereiten und zu kontrollieren. Abgesehen davon, dass diese Stunden nicht bezahlt werden. :fahne:
Leider reagieren Eltern nicht sehr positiv auf diese Tatsachen, weshalb ich gerne Tipps hätte, wie ich das Problem lösen kann, sodass alle Seiten damit leben können.

Freu mich auf eure Anregungen!
Zuletzt geändert von philippa am Di 30. Jan 2018, 10:37, insgesamt 1-mal geändert.
unwissende-neu
Dauergast
Beiträge: 119
Registriert: Mi 4. Jan 2017, 02:49

Re: Zusatzaufgaben für einzelne Schüler mit Forderbedarf

Beitrag von unwissende-neu »

Ich kann mal ein Beispiel aus der Praxis geben:

Meine Tochter arbeitet vorraus und bearbeitet alle Aufgaben im Mathebuch auf eigene Faust und braucht auch nicht alle Übungen zu machen, sondern überspringt dann Seiten.
Wenn sie ein Thema verstanden hat, bittet sie ( oder ich, bzw. beschließt die Lehrerin) darum die Arbeit schreiben zu dürfen. Danach geht es dann zum nächsten Thema.

Vorteil:
- keine Langeweile durch unnötige Wiederholungsaufgaben
- leichtes Nachschauen der Aufgaben durch die Lehrerin
- wenig Vorbereitungsarbeit, da es ja das "normale Mathebuch" bleibt

Nachteil:
- árbeitet nicht im Klassenverband
- die "Wissensschere" klafft irgendwann immer weiter auseinander ( wie meine Tochter so schön sagte: Ich habe das Gefühl die anderen werden immer dümmer :shock: )
- kein Arbeiten an der Frustrationsgrenze, da sie ja die Freiheit hat, nur die "Lieblingsaufgaben" zu lösen und abschreibearbeit und Fleißarbeiten überspringt sie dann gern




Ich war vor einigen Jahren Betreuungskraft an einer Grundschule ( pädagogischer Mitarbeiter). Dort habe ich den Forderunterricht mit starken Schülern gemacht. Das fand in der Zeit stand, wo die schwachen Schüler Förderunterricht bekamen. Da ging es um Denksport und Logikaufgaben. Also kein rechnen, sondern nur um logisches oder räumliches Denken. Und hauptsächlich praxisbezogene Aufgaben, also Textaufgaben. Ich hatte die Kinder Klassenübergreifend. Das war natürlich optimal, ist aber ( denke ich) nur möglich, wenn über den Ganztag oder Inkulsion Stunden ( Budget) abgezeweigt werden kann.

Ansonsten gibt es in der Grundschule ja auch noch die Möglichkeit der Binnendifferenzierung über die Förder- und Forderhefte, die es ja von den meisten Verlagen gibt. Damit wird bei uns in der Grundschule auch nicht gearbeitet.Warum weiß ich nicht. Alle Kinder bearbeiten zusätzlich zum Mathebuch die Förderhefte - egal ob sie gut oder schlecht sind.

Hier, denke ich, wäre es optimal Kinder in Förder- und Forderhefte einzuteilen. Jeder bearbeitet die Aufgaben im eigenen Tempo selbständig in der Stillarbeit und im Mathebuch wird im Klassenverband gearbeitet.
Ich finde, das System müsste vorsehen, dass nicht nur Förderstunden für Lernschwache sondern auch für Lernstarke Kinder beantragt werden können und diese von der Landesschulbehörde bezahlt werden.

Wie sagte unser Schulleiter noch so schön:
In der 1. Klasse klaffen die Leistungen der Schüler noch sehr weit auseinander, aber im Laufe der Grundschulzeit gleicht sich das immer mehr an.... :o


Wir haben aber im Fach Deutsch viele Hefte die jeder Schüler im eigenen Tempo bearbeitet.
Allerdings nicht als Hausaufgabe sondern nur als Stillarbeit. Die Lehrerinnen sammeln die Hefte Donnerstags oder Freitags ein, korrigieren sie und machen Klebezettel auf den Seiten, wo etwas berichtigt werden muss und teilen sie Montags wieder aus.
Das wird mit folgenden Heften gemacht:
- Schreibschriftlehrgang
- Lesekompetenzheft
- Lies mal Hefte
lowgiker
Beiträge: 7
Registriert: Mi 3. Mai 2017, 14:10

Re: Zusatzaufgaben für einzelne Schüler mit Forderbedarf

Beitrag von lowgiker »

Hallo!

Mit dem "Problem" geht jeder Lehrer anders um.
Ich kann darum nur eine Lösung anbieten, die uns persönlich geholfen hat. Wir haben ein kleines Sprachgenie, doch Mathematik hat ihn nie interessiert. Er hatte wenig Aufmerksamkeit im Unterricht und fiel langsam zurück. Vor den Prüfungen haben wir deshalb Unsummen in Nachhilfe investiert, bis uns die finanzielle Belastung dazu gezwungen hat, andere Wege einzuschlagen. Der Lehrer hat uns geholfen und seinen Unterrichtsstil angepasst. Es wurde vermehrt auf offenes Lernen gesetzt, was unseren Sohn auch dazu animiert hat, zuhause selbstständig an sich zu arbeiten. Denn Übungen wurden mitgenommen und haben bewirkt, dass er einen ganz anderen Zugang zu Mathematik hat, als früher.

Zum Glück war die Lehrerin sehr bemüht und hat schließlich auch aus der eigenen Tasche in Übungshefte vom Persen Verlag investiert. Denn wie 'unwissende-neu' bereits beschrieb, kannst du diese den Schülern sehr gut zum Stillarbeiten oder eben als freiwillige Zusatzaufgabe mitgeben. Auf den ersten Blick finde ich die angebotenen Mathe-Textaufgaben auch sehr spannend und amüsant. Das gefällt den Kindern sicher.

Wegen der Finanzierung kannst du es ja auch so sehen, dass du diese Hefte immerhin dein ganzes Berufsleben lang verwenden kannst. Grad in der Grundschul-Mathematik wird sich wohl nichts mehr am Lehrplan ändern. :lol:
Alternativ kannst du natürlich auch mit der Schulverwaltung oder Direktion über eine Finanzspritze sprechen und dafür die Hefte mit dem ganzen Kollegium teilen. Oder du suchst dir ein paar Kollegen mit einem ähnlichen Dilemma und ihr teilt euch die Kosten.


Das wird schon. LG
charlotte12
Dauergast
Beiträge: 518
Registriert: Sa 21. Mai 2016, 18:28

Re: Zusatzaufgaben für einzelne Schüler mit Forderbedarf

Beitrag von charlotte12 »

Ich war gerade auch geschockt, dass im Grundgehalt eines Lehrers offenbar Schüler, die vom Durchschnitt abweichen, nicht inbegriffen sind :gruebel: Wenn's am Geld hakt - vielleicht wäre es ja eine Idee, den erhöhten Zeitaufwand den Eltern privat in Rechnung zu stellen? Ich würde mir eine vernünftige Förderung meines Kindes definitiv auch etwas kosten lassen, und es wäre ehrlicher als diese ständigen Ausflüchte der Lehrer. Außerdem könnten zumindest Eltern, die auch im Dienstleistungssektor arbeiten, die finanzielle Mehrbelastung dadurch ausgleichen, dass sie Lehrern, die als besonders zeitintensiv in der Beratung gelten (hinterfragen vieles kritisch), einfach den erhöhten Zeitaufwand ebenfalls in Rechnung stellen. Und schon wäre allen geholfen :)
unwissende-neu
Dauergast
Beiträge: 119
Registriert: Mi 4. Jan 2017, 02:49

Re: Zusatzaufgaben für einzelne Schüler mit Forderbedarf

Beitrag von unwissende-neu »

Also ich denke, gerade in der Inkusionszeit, müsste es so sein, dass man Förderstunden für alle Schüler, die von der Norm abweichen beantragen kann. Im Prinzip ist es diskriminierend, dass es nur für Lernschwache, Behinderte, oder Migranten gilt.
Vermehrter Förderbedarf sollte bedeutet was es ist. Bedarf gesondert zu Fördern und nicht in der breiten Masse.
Aber hier kam vor einigen Tagen in den Nachrichten, dass 125 Mill. für die Förderung Begabter Schüler zusätzlich beschlossen sind. Vielleicht wird ja bald, wenn die 125 Mil. verpufft sind, sich jemand mal ein wirkliches Konzenpt überlegen....
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