unwissende-neu hat geschrieben:
Im englischen bin ich aber etwas vorsichtig. Sie neigt ja dazu, sich in der Schule zu langweilen. Nächstes Schuljahr hat sie das erste Mal Frühenglisch in der Schule, aber dann noch ohne Bewertungen und in spielerischer Form. Richtiges Englisch gibt es erst in 2 Jahren.
Ihr Englischwissen beruht auf Dora ( Kindersendung) und alles, was sie im Alltag aufschnappt.
Mir wäre es lieber, wenn sie sich dann auf eine andere Sprache konzentrieren würde - aber lenken kann man Interessen ja eh schlecht
Das mit der Schul-Langeweile würde ich nicht als Kriterium hernehmen, einem Kind was NICHT zu ermöglichen, was es interessiert. Ich bin HB und hatte keinerlei Förderung oder spezielle Interessensunterstützung von zu Hause. Trotzdem war die Grundschule großteils sehr langweilig für mich. Ich bin trotzdem ganz gerne hin, weil ich meine Lehrerin und einige Mitschüler mochte. Aber ich habe die Dinge immer auf Anhieb verstanden, während sie für die langsameren Schüler dann noch etliche Male wiederholt wurden, also trotzdem Langeweile.
Ich glaube ja an so "Lernfenster" in der kindlichen Entwicklung, also an Phasen, wo Kinder für spezielle, auf ihre momentanen Interessen zugeschnittene Lerninhalte, extrem aufnahmefähig sind. Und diese Lernfenster passen eben leider nur selten bzw. zufällig damit zusammen, wann das jeweilige Thema auf dem Lehrplan steht. Und was innerhalb dieses Lernfensters gelernt wird, bleibt gut und dauerhaft im Gedächtnis und muss dann später maximal aufgefrischt, aber nicht mühsam neu erlernt werden.
So gesehen würde ich gar nicht weiter über etwaiger Langeweile "irgendwann" nachdenken und einfach das ermöglichen, was das Kind im Moment interessiert.
Selbst bin ich absolut kein Sprachen-Talent und das war auch eine große Schwierigkeit in der höheren Schule. Sobald ich wusste, as ein Wort auf französisch heißt, war das entsprechende, englische Vokabel in meinem Hirn gelöscht. Und ich saß vor dem Englischtest, las "eine Tasse Tee" und in meinem Kopf war nur noch Zugriff auf "une tasse de the" und nicht mehr auf "a cup of tea"
. So ging es mir auch später, als ich eine Zeitlang ungarisch lernen wollte. Also habe ich akzeptiert, dass ich nicht mehr als eine Fremdsprache "schaffe" und dann meine Englisch-Kompetenz ausgebaut (laufend Kurse, Cambridge Certificat).
Tja, und jetzt lerne ich (zwangsläufig) schon fast 5 Jahre eine weitere Fremdsprache (österreichische Gebärdensprache) und habe meine Schwierigkeiten dabei. Aber wenigestens leidet mein Englisch-Wortschatz nicht mehr darunter
.
unwissende-neu hat geschrieben:
Wir haben heute mit den Kindern eine Fernsehsendung geschaut " Groß gegen Klein". Dort war ein Junge, der Goethe rezidiert hatte. Das fand sie auch ganz toll. Zumal mein Mann und ich auch noch ein paar Textstellen mitreden konnten
Hab ich auch gesehen! Ehrlich gesagt konnte ich den Zauberlehrling und das Heidenröslein, aber das dafür worttreu. Ich habe mich in dem Alter des Jungen eher für Schiller interessiert und hätte dasselbe vermutlich mit dessen Gedichten geschafft. Goethe habe ich (abgesehen von dem, was in der Schule dran war) erst mit 14 entdeckt. Da habe ich dann aber gleich den erste Teil vom "Faust" auswenig gelernt.
Mich hat aber bei der Sendung vor allem fasziniert, dass der Schauspieler auch noch alles nach so viel Jahren so gut abrufen konnte, wenn auch nicht ganz worttreu. Denn der hat ja außer Goethe auch noch etliche andere Werke in seinem Reportoire.
unwissende-neu hat geschrieben:
Erstaunt war ich aber wieder mal, dass sie bei einem anderen Kind, welches Gemälde aus Fragmenten erkennen konnte, tatsächlich Gemälde kannte. - Wir sind absolute Kunstbanausen. Das sie die Mona-Lisa kannte war ja noch nicht so erstaunlich. Aber das Blaue Pferd, die Nachtwache und Sternennacht - das kannte ich nicht mal. Bei der Nachtwache hatte sie erst falsch geraten und sagte " Das Mädchen mit dem Perlenohrring". - Aber ich war verblüfft, dass sie die Bilder überhaupt kannte. Sie wusste nicht, woher sie es wusste und meinte, dass sie es vermutlich im Fernseh gesehen hat. Wobei das doch ganz Berühmte Gemälde sind - Mama!! ... Dann meinte sie: das blaue Pferd habe ich doch auch schon mal gemalt. Das Bild habe ich dir doch sogar geschenkt. - Ich habe daraufhin unsere Bilderschublade durchgeschaut und tatsächlich, letztes Jahr hat sie ein blaues Pferd gemalt. - Das hab ich damals aber überhaupt nicht mit Franz Marc in Verbindung gebracht. - Zumal ich es bis vorhin noch nicht einmal kannte. Dann überlege ich immer, was ich noch so alles nicht kapiert habe, und was im Alltag so untergeht....
Mir ging es neulich so ähnlich, als ich im "Elemente"- Buch Uran nachschlagen wollte und mein Sohn so nebenbei "Zahl 92" meinte, was der korrekten Ordnungszahl entspricht.
Auch Kunst interessiert ihn manchmal sehr. Neulich haben sie mit der Schule einen Ausflug ins Hundertwasser-Museum gemacht und seitdem erkennt mein Sohn nicht nur sämtliche Werke von ihm (auch welche, die er noch nicht gesehen hat), sondern auch sein Geburtsjahr und alle seine Namen: den echten Namen Friedrich Stowasser und die Künstlernamen Friedensreich Hundertwasser Regentag Dunkelbunt. Und er weiß etliche Eckdaten aus seinem Leben.
Ich denke dass auch deine Tochter einfach sehr aufnahmefähig für so verschiedene Informationen ist und einfach ganz viel "nebenbei" abspeichert, wo bei dir und deinem Mann gar kein Fokus drauf ist (so wie bei uns auf der Ordnungszahl von Uran)
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unwissende-neu hat geschrieben:
Was ist denn das Hauptinteresse von deinem Jüngsten?
Alexander interessiert sich im Moment sehr für Buchstaben und Wortbilder. Ich muss ständig was übersetzen, auch Dinge, die ich gar nicht übersetzen kann. Wie übersetzt man "Unser Eis wird ausschließlich aus natürlichen Zutaten hergestellt?". Was ist die Gebärde für "Lederreinigung" und was die für "Sonnensystem"? Ich stoße ständig an meine Grenzen. Dazu kommt, dass Alexander auch die Artikel und Füllwörter übersetzt haben will, die es in Gebärdensprache gar nicht gibt. Er merkt sich super Wortbilder, hat aber das klassische Gehörlosen-Problem, dass er oft die falschen Artikel erwischt (z.B. "der Uhr"). Im Moment macht er mit Feuereifer Vorschulbücher, wenn auch nicht immer ganz anweisungsentsprechend. Das heißt, dass er manchmal die Bilder numeriert statt die Anfangsbuchstaben der Wörter in die Kästchen zu schreiben, weil er sich einfach nicht anschauen mag, was verlangt ist. Dazu braucht man leider nicht nur Gebärdensprache, sondern auch Blickkontakt.
Vorgestern kam der neue Befund der Entwicklungsdiagnostik: Handlungsskala überdurchschnittlich, Denkskala unterdurchschnittlich, wegen extrem heterogener Ergebnisse kein IQ ermittelbar! Beim räumlichen Vorstellungsvermögen hat er jetzt (mit 5,6 Jahren) ein Entwicklungsalter von 8 Jahren, bei Analogien eines von 3,6 Jahren.