Binnendifferenzierung

schneller, mehr oder anderes lernen, was ist besser?
alibaba

Re: Binnendifferenzierung

Beitrag von alibaba »

Nun, mein Kind widerspricht dann deiner These, nur wer analytische Fähigkeiten kann, könne auch Latein. Ich denke nicht, dass man es auf so eine Formel runter brechen kann. Auch lehren mich die Gespräche mit anderen Eltern Anderes. Selbst unsere Lateinlehrerin war mathematisch eine „Niete“.
Karen
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Re: Binnendifferenzierung

Beitrag von Karen »

Meine Tochter ist in Mai ins 1 Klasse eingestigen und ich bin von Schule sehr überrascht. Es ist eine 1/2 klasse und es wird mit Wochenplanen gearbeitet. Jeder bekommt eigene aufgaben oder kann zwischen 3-4 Schwierigkeitsniveaus auswählen. Deutsch wird so gelernt dass jeder für sich eine Thema wählt, und danach an diesem Thema arbeitet. Weil 1 kind mal 1-2 Sätze aus dem Buch abschreibt zum Thema , der andere macht ein 10 min Vortrag. Sie hatten vor kurzem Thema Geld: teil rechnete 2+5 Franken, teil mit cents und grossen Noten und teil schaute Wechselkurse ein und unterschied zwischen franken und euro. Für mich ist es differenzierung und hier klappt es wunderbar. Trotz (oder dank?) dem Heterohenität der Klasse mit Flüchtlingskind, adhs kind, mehrere Kinder die noch nicht sehr gut Deutsch können. Das liegt aber an der zwei sehr engagierte Lehrerinnen die von "Churer model" (wie das Konzept hier heisst) überzeugt sind und es vorleben. Für meine Tochter - genau perfekt.
charlotte12
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Re: Binnendifferenzierung

Beitrag von charlotte12 »

@ Karen: Demnach liegt dieser Traum von Schule in der Schweiz? Wie sind eure Einwanderungsbestimmungen, wir ziehen sofort um nach Chur...
alibaba

Re: Binnendifferenzierung

Beitrag von alibaba »

Dieses arbeiten nach Wochenplan auf unterschiedlichen Niveau…..das gibt es hier an den Gemeinschaftsschulen auch. Dazu sagen kann ich nicht viel. Sinn und Zweck - laut Papier - ist es, das Lernniveau zu differenzieren. So kann das Kind 1 auf HS-Niveau arbeiten, Kind 2 auf RS-Niveau oder eben Kind 3 auf Gymnasialniveau. Soweit zur Theorie. Was kam nun raus, nach VERA8. Grottige Benotungen für die Gemeinschaftsschulen. Das muss wohl doch nicht so klappen, wie man es gerne hätte.

Nach Wochenplan arbeiten und das bitte selbständig scheint dann doch nur für Kinder mit viel Motivation zu sein. Oder man hat super engagierte Lehrer oder sogar zwei oder ein Kind was keine Erklärung benötigt und nur durch 1x lesen alles selber kann. Ich habe bisher, von Eltern die ihre Kinder auf Schulen mit Wochenplan schickten, nur selten Positives gehört. Hauptproblem waren da die Kinder, die sich eben nicht so, wie man es hätte machen müssen, zur Motivation genötigt fühlten. Die nutzten das System gnadenlos aus. Wenn ich dann Lehrer habe, die das nicht juckt, haben die Kinder verloren.

Ich gestehe, meine Kinder würden das nicht lange durchhalten und freiwillig selbständig auf hohem Niveau arbeiten. Irgendwann würden sie wohl einfach nur noch das machen, was nötig wäre und das ist HS-Niveau. Und genau damit haben hier die Gemeinschaftsschulen in BW zu kämpfen.

Ich freue mich aber für jede Schule an der dieses System klappt.
charlotte12
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Re: Binnendifferenzierung

Beitrag von charlotte12 »

Tendenzen hin zum Minimalismus stelle ich mittlerweile bei meiner Tochter auch fest. In Mathe gibt es auf jeder Seite Differenzierungsaufgaben, die die Kinder zwar versuchen sollen, aber nicht lösen müssen, da je nach Leistungsstand zu schwierig. Mein Kind hört nur "muss nicht gemacht werden" und weigert sich, die Teile auch nur zu überfliegen, obwohl sie sie lösen könnte, aber eben nur mit einem Hauch von Anstrengungsbereitschaft. In Deutsch werden die Extra-Aufgaben von ihr nicht wie gedacht so ausgesucht, dass sie gerade angemessen gefordert ist, sondern da wird die Anzahl der Wörter überschlagen, die geschrieben werden müssen, und die Aufgabe mit dem geringsten Schreib-Aufwand wird gewählt. Wie Koschka schreibt - der positive Verstärker fehlt.
alibaba

Re: Binnendifferenzierung

Beitrag von alibaba »

Ich glaube nicht, dass das alles so einfach ist @koschka.

Ich habe ja nun genug Lehrer um mich herum, unterschiedlichster Art - Gymnasium, Hauptschule, Berufsschule, Schule für verhaltensauffällige Kinder …… das sind mit Sicherheit engagierte Lehrer und trotzdem gelingt denen nicht locker vom Hocker Differenzierung. Nicht mal am HB-Zug. Schule kämpft mit vielschichtigen Problemen, die ich nun überhaupt nicht mit den Erfahrungen als Mama vergleichen kann, die man macht, wenn die Kinder selbständig unterrichtet werden. 30 Kinder sind 30 Individuen die alle eigentlich differenziert werden müssten. Nach ihrem Tempo, nach ihrem Wissenstand. Es gibt auch Unterschiede zwischen einem Kind mit einem IQ von 160 und einem von 140. Das ist wie 100 zu 120.

Ich bin froh, wenn meine Kinder normal Unterricht haben und am Ende des SJ das Schulbuch geschafft wurde. Heute gab es wieder Ausfall. Differenzierung kommt hier zu aller Letzt auf der To-Do-Liste.
Karen
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Re: Binnendifferenzierung

Beitrag von Karen »

ich weiss dass unsere Schule speziell ist, wir sind selber sehr überrascht, und hatten einfach enormen Glück. Es war eine dieses Getto Schulen früher da es eine Problemviertel war, und es wurde sehr viel hier gemacht, damit es überhaupt funktioniert (das model stamt aus Chur, ich weiss aber nicht ob es dort üüberall eingesetzt wird). Uund es ist auch nicht mehr Gettoviertel wie früher (dank vielen teueren Wohnungen in der Gegend). Solange meine Tochter in Primarschule ist (6 Jahre hier), zeihen wir von hier nicht weg, egal was :-) In der Scweiz gibt es aber sonst genug Schulen die recht ähnlich zu Schulen in Deutschland sind. Ausser die Schule die Alibaba beschreibt. Das findet man hier sicher nicht mehr (gab vermutlich auch früher nicht wirklich).
Hier gibt es auch Eltern die Arbeit mit Wochenplanen eher kritisieren. Die meisten sind aber die, die eigentlich von Umsetzung keine Ahnung haben und es von Prinizip nicht mögen weil es zu viel von was sie selber kennen abweicht, und zu wenig Disziplin und Drill voraussetzt. Da es in der ersten zwei Klassen keine Noten gibt, ist es für Eltern die ihre Kinder umbedingt als besten sehen können eher schwierig, da sie nicht wissen wo das Kind genau steht, ausser während die zwei Elterngesprächen pro Jahr, an denen auch Kinder dabei sind und mitreden können. Es ist aber nicht so, dass jedes Kind die niedrigste Nieveau machen kann und in ruhe gelassen wird. Die Lehrer schauen schon dass die Niveaus dem Können der Kinder entsprechen. Also - sind die Niveaus nicht gleich für alle. Und wenn es auffällt das ein Kind immer die niedrigste Niveau nimmt (was meine Tochter am Anfang in Mathe gemacht hat, dank ihr Perfektionismus und Angst fehler zu machen), dann sagt die Lehrerin klartext dass sie was anderes erwartet. Die tiefste Niveau in Mathe darf meine Tochter einfach nicht mehr auswählen und sie muss immer mal wieder bei zweitklässler bei Mathe mitmachen - auch wenn sie nocht nicht alles kann. In gegensatz - bei Schreiben, darf sie manchmal nur abschreiben, auch wenn andere schon selber schreiben sollen, und wenn sie selber was zu Mensch und Umwelt machen soll - darf sie statt schreiben auch manchmal was auf Diktiergerät erzählen - weil sie das schreiben noch nicht so in griff hat und zu schnell müde wird bei längeren sequentzen. Sie haben so ein Projekt - und dort muss sie teil sachen aufschreiben und teil darf sie anderes darstellen - da wird Naturthemen und Schreiben zusammen genommen. Die Lehrerin sagt selber dass ihres Kopf schneller ist als ihre Fertigkeiten was schreiebn und verstehen angeht - und sie möchte nicht nur an sachen arbeiten die die Tochter nocht nicht sehr gut kann und sie so bremsen speziell wenn es nicht nur um Schreiben können geht. Die 19 Kinder haben auch zwei Lehrerinnen die abwechseln und an einem Tag zusammen sind, und manchmal IF Lehrerin dabei, die Unterstützt mit ADHS Kinder und die die schlecht Deutsch können. Es ist schon Luxus. Sie haben auch immer mal wieder tests die aber nicht benotet sind, damit sie lernen was test ist. Mir ist übrigens momentan ziemlich egal ob meine Tochter ein Vera was auch immer test schaffen würde (weiss nicht ob hier sowas gibt und wie es heisst) oder nicht - es geht hier darum dass Kinder am Lernen spass haben und nachhaltig lernen. Es ist sicher nicht für alle super so - es gibt sicher Kinder die mit Frontalunterricht besser bedient sind. Aber ich finde es ist eine gute Atmosphere in der Klasse, und das wichtigste - mein Kind geht gerne hin! Nach zwei Jahren Kampf mit Kindergarten und 3.5 Jahren Kampf in Kinderkrippe, es ist so was von toll endlich ruhe zu haben!
Karen
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Re: Binnendifferenzierung

Beitrag von Karen »

ich finde übirgens auch, dass die Lehrer die mit Kinder arbeiten und nicht neben den Kinder die unterschied machen. Ich war bei Elterngespräch sehr überrascht wie gut die Lehrerin nach 2 Monate meine Tochter schon kennt. Sie machen vieles in Kreis zusammen oder in kleineren Gruppen (2-5 Kinder). Die grossen können die kleinen helfen oder umgekehrt, und die Lehrerin zeiht von einer Gruppe zu anderen und erklärt denen etwas oder hilft bei schwierigkeiten. Es braucht Zeit diese Selbständigkeit zu lernen - ich glaube das wird langsam in erste hälfte die erste klasse daran gearbeitet, und auch in Kiga schon. Also es ist nicht so dass man eine normalle Klasse die nie Wochenplan hatte plözlich so unterrichten kann. Ich kann vorstellen dass diese Wochenplan geschichte nur funkzioniert wenn die Lehrer das wirklich so wollen und voll dahinter stehen und die Kinder sich einigermassen daran gewönt haben. ich weiss nicht wie es in höheren Klassen wird, und wie genau das gemacht wird. Ab der trennung nach Gym, Sek und Real dass hier nach 6 klasse stattfindet, ist es sicher mit dieser Model vorbei, oder es kommt erst jetzt sehr langsam. Sie haben aber auf höcheren Stufen immer noch sehr viel Projektarbeiten in kleinen Gruppen. Aber ich kenne mich nicht aus.
alibaba

Re: Binnendifferenzierung

Beitrag von alibaba »

@karen

Ich kenne mich nicht im schweizerischen Schulsystem aus. Aber ich denke, von dem was man hört und liest, dass auch in der Schweiz der Kampf für's Gymnasium sehr hoch ist und noch werden wird. Ich glaube ja fast, dass es höher ist, als in Deutschland. Ich denke dass der Drill schon noch kommen wird.

Übrigens …. Gemeinschaftsschulen sind hier in BW eine relativ "neue" Erfindung. Jede Regierungspartei der jeweiligen BL denkt ja, etwas Neues und Besseres erfinden zu müssen. ;)
alibaba

Re: Binnendifferenzierung

Beitrag von alibaba »

Ist es nicht egal, wie man zum Erfolg kommt?

Ob mit oder ohne üben? Das Ergebnis muss nur stimmen. Der Weg dahin ist doch jup. Jeder Musiker muss üben. Jeder erfolgreiche Musiker muss noch mehr üben.

Als Drill würde ich das noch nicht bezeichnen. Ich finde es durchaus normal, dass ein 1.Klässler am Ende der 1.Klasse flüssig lesen kann. Erst recht, wenn er die Seite geübt hat.
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