vor einigen Zeit habe ich in einem Post (Kat. Alltag) über meine mittlerweile 4,8 jährige Tochter und ihren Hang zum Perfektionismus und zeitweisen Problemen im Kiga erzählt. Mittlerweile sind wir vom Kinderarzt, über Ergotherapie bei der Verhaltenstherapie gelandet. Das erste Gespräch mit der Psychologin wurde mit mir alleine geführt. Wir vereinbarten, im Hinblick auf die damals noch brisantere, psychosomatische Komponente (Finger u.-Fußnägelkauen, zeitweise Bauchschmerzen vor Kiga...), dass wir bei ihr eine Verhaltens-und Entwicklungsdiagnostik anstreben. Fünf Sitzungen wurden erstmal fokussiert, danach sollte entscheiden werden, in welche Richtung eine eventuelle Therapie gehen soll.
Was erfreulich ist, dass meine Tochter seit dem Ende der Sommerferien und dem Wechsel der großen Kinder in die Schule (neue Gruppenstruktur), sich ihr Verhalten im Kiga zum Positiven entwickelt hat. Sie eckt nicht mehr so viel mit den Erziehern und Kindern an, schimpft fast nicht mehr auf andere Kinder (Regel nicht einhalten...), ist danach ausgeglichen...! Einzig allein das Nägel puhlen hat sich nicht verbessert-im Gegenteil, es ist schlimmer geworden. Hat es sich vielleicht automatisiert??? Erwähnenswert wäre noch, dass sie seit dem 1x die Woche statt des normalen Kindergartens einen Verein besucht, der speziell Kigakinder und Schulkinder in verscheiden Gruppen betreut, dessen Interessen dem Niveau z.B. der Kita weit voraus sind. Dort werden Themen erarbeitet, Ausflüge gemacht, gespielt.... Sie profitiert davon enorm! Ich erzählte, dass sie dort als ein sehr angenehmes und tolles Kind beschrieben wird und es keinerlei Probleme gibt.
Nun zurück zum eigentlichen Thema

Meine Tochter ist ein sehr aufgeschlossenes und nach einigen Minuten selbstbewusstes Kind, wenn die Chemie stimmt. Dann nimmt sie das Zepter in die Hand unterhält die ganze Gesellschaft. Eigentlich war beim letzten mal besprochen, dass sie das nächste Mal meine Tochter alleine mit ins Zimmer nimmt und ich draußen warte. Davon leider keine Spur. Ich hätte erwartet, dass sie sich besonders Mühe gibt, sich mit ihr zu verbünden, was durchaus bei ihr nicht schwer ist. Unglücklicherweise befragte sie mich in ihrem Beisein noch einmal der Problematik und wie es nun im Kiga und zu Hause laufe. Meine Tochter, sowieso schon misstrauisch genug (hat natürlich das ein oder andere Gespräch mit den Erziehern mitbekommen), wurde immer verschlossener und hing mir am Ärmel, was ich durchaus nicht schlimm fand. Sie suchte lediglich Körperkontakt, was ich für eine vierjährige durchaus normal empfinde. Die Therapeutin interpretierte dieses Verhalten sofort als nicht altersgemäß und das man von einer vierjährigen durchaus erwarten kann, dass sie neben mir auf ihrem eigenen Stuhl sitzen bleiben kann

Nichts desto trotz fing sie dann mit einem Punkte-Belohnungssystem an, wonach sie sich Punkte für gutes Benehmen, wie auf dem Stuhl sitzen bleiben, Blickkontakt und zuhören verdienen kann. Ich bin von diesen Belehungssystemen leider nicht so ein Fan, zumal es ihr suggeriert, dein Bedürfnis eben nach Nähe war nicht in Ordnung. Na gut, ich habe sie erstmal machen lassen...
Zum Schluss hatte sie sich vier Punkte verdient und sie durfte sich eine Süßigkeit aussuchen. Na toll dachte ich



Danach sollte sich meine Tochter wieder ein Gesellschaftsspiel aussuchen und dann wurde wie letztes mal einfach nur mit mir zusammen gespielt. Super Fortschritt dachte ich. Als sie dann am Ende die Punkte bei jedem zusammenzählen wollte (2, 12 und 15), wurde sie über den Klee gelobt. Sie wissen nicht, dass sie mittlerweile bis 100 zählt. Ist ja auch nicht wichtig, aber um eine Entwicklungsdiagnostik nebenher zu machen, gehört für mich schon etwas mehr dazu. Jedenfalls bin ich auch nach dieser Sitzung nicht schlauer, außer das sie mich beim nächsten Termin wieder mal alleine sprechen möchte, damit ich wiederholt (!) etwas freier über die Problematik berichten kann. Danach würde sie sich für eine Gruppentherapie aussprechen, damit sie lernt besser mit anderen Kindern zu interagieren, sie auch mal im Spiel etwas entscheiden zu lassen, eigene Ideen der anderen zuzulassen, lernt bei Gesellschaftsspielen nicht zu stören, wenn sie merkt sie verliert oder es wird langweilig...
Da ich keine Vergleichsmöglichkeiten habe, frage ich mal in die Runde nach euren Erfahrungen und tausche mich gerne weiter darüber aus. Uns war natürlich vorrangig wichtig, dass sie ein anderes Ventil für das Nägel puhlen findet (Bauschmerzen, nicht mehr in den Kiga gehen wollen sind weg!). Sie sollte mit sich mehr ins Reine kommen und versuchen den inneren Stress den sie entwickelt in der Kommunikation mit anderen Kindern, alles kontrollieren zu wollen, zu regulieren.
Eine Entwicklungsdiagnostik war uns deshalb wichtig, weil wir gerne wissen wollten, wo sie in etwa steht und ob sich ihr Verhalten damit erklären lässt. Dann wüssten wir wo wir in bestimmten Situationen ansetzen können.
Ich freue mich auf eure Meinung, Erfahrungswerte und einen netten Austausch.
Liebe Grüsse