Meine3 hat geschrieben:
Warum ist deine Tochter eigentlich nicht gesprungen in der Grundschule? Wollte sie es nicht, wolltest du es nicht? Wollten es die Lehrer nicht? Hätte ihr ja ein Jahr "Leid" erspart...
Eben weil sie so brav und angepasst war. Keiner hat gemerkt, wie sehr sie unterfordert war. Sie hatte bei Einschulung ja auch nicht so einen deutlichen Vorsprung, dass ich das schon anfangs "im Auge" gehabt hätte.
Sie konnte nur einzelne Worte (in Großbuchstaben) mühsam lesen und erkannte noch nicht mal die Ziffern über 10. Auch die Uhr interessierte sie null, darum konnte sie die bspw auch noch nicht.
(Sie war dafür Spezialistin in Sachen Pflanzen & Tiere, erfand endlose Geschichten und malte sehr "frühreif" – detailliert, komplex. Das sind halt auch nicht unbedingt so die Dinge, mit denen man einem vom Thema unbeleckten Erzieher oder Lehrer gleich so sonderlich auffällt und es mit kognitivem Vorsprung direkt in Zusammenhang bringt

Genaugenommen ist das immernoch so - sie fällt nicht unbedingt mit besonderen Leistungen auf, ihre Hochbegabung scheint sich eher in einem reichen und intensivem Innenleben und großer Fantasie zu zeigen... vielleicht darum ist sie wohl für die Schule auch "nicht gemacht". Sie ist wohl eine "Künstlerseele")
Das Lernen fiel ihr in der Schule zwar leicht, aber ihre Klasse war generell sehr leistungsstark, würde ich sagen. (Gut ein Drittel der Kinder hatten bspw mindestens einen Elternteil, der Mediziner ist!)
Die Lehrerin berichtete immer nur, dass sie sehr verschlossen sei, ansonsten aber alles prima laufe. Sie sei gut organisiert und selbstständig und sie wünschte, sie hätte lauter solche Kinder in der Klasse, wie meine Tochter.
Meine Tochter fand die erste Klasse wohl auch noch ganz schön, die Probleme begannen in Klasse 2 bzw hatte ich in Klasse 1 noch die Vermutung, dass sie wohl auch noch an unserem Verkehrsunfall zu knabbern hätte, den wir 3 Tage vor Einschulung hatten und der für sie sicher recht dramatisch war. (Sie war damals 45 Minuten eingeklemmt gewesen und wurde von der Feuerwehr freigeschnitten, es gab eine Totalsperrung der Autobahn, überall Blaulicht, einen Helikoptertransport für sie, wir waren sogar im Tv damals...)
In Klasse 3 wurde es dann noch mal schlimmer, aber erst als sie beim Kängurutest relativ gut abschnitt - für alle überraschend, da sie Mathe damals schon hasste und bei dem anderen großen Wettbewerb "Pangea" immer in der ersten Runde schon "rausflog" - entschloss ich mich, sie doch testen zu lassen.
Ich habe alle Probleme immer rein auf ihre Persönlichkeit zurückgeführt. Dass sie so ungern in die Schule ging, war für mich nicht so besonders überraschend, sie war ja auch nie gern in den Kindergarten gegangen und auch im Hort fühlte sie sich nicht so wohl, obwohl alle anderen Kinder die wir kannten, sehr, sehr gern dort waren.
Den IQ Test machten wir also erst Ende Klasse 3 und da wars einfach zu spät zum Springen. Da hätte sie ja direkt in die weiterführende Schule gemusst.
Ich hab sie selbst übrigens in der Zeit mal gefragt, ob sie sich einen Sprung gewünscht hätte. Da meinte sie, dass es vom Stoff her sicher gut gewesen wäre, aber dann hätte sie ihre nette Klasse und die liebe Klassenlehrerin nicht gehabt. Wahrscheinlich hatte sie es also eh nicht gewollt. So ihre Aussage dazu.
Am sinnvollsten ist eine Sprung laut der Direktorin, die ich wegen der Möglichkeiten meiner Kleinen befragt habe, wohl von 2 zu 4, da wohl Klasse 3 im Wesentlichen nur die Inhalte von Klasse 2 vertieft.
Wie gesagt: wir waren einfach mit allem zu spät dran. Das ist wohl genau das Problem bei so braven, angepassten Kindern. Es dauert einfach sehr lange, ehe man "was merkt".
Die Lehrer haben es ja rein gar nicht gemerkt. Ja äußerten sogar dann gewisse Zweifel bzw hatten sie eben auch ein anderes Bild davon, wie ein hochbegabtes Kind aussieht/lernt/auftritt.
Wie hier auch immer berichtet wird - man verwechselt da oft hochbegabt mit hochleistend und hochmotiviert.