Blicke nicht mehr durch...

ganz allgemein zu Hochbegabung und IQ, theoretisch und praktisch
Rabaukenmama
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Re: Blicke nicht mehr durch...

Beitrag von Rabaukenmama »

@maca: Danke für die Info wegen dem T-Wert :) - da mein Sohn ja nicht getestet ist hatte ich da keine Ahnung.

@Hexes: wenn die Werte deiner Tochter der Schule für eine Förderung zu schlecht sind dann frage ich mich wer dann in den Genuss kommt :gruebel: - Einstein junior?
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
alibaba

Re: Blicke nicht mehr durch...

Beitrag von alibaba »

Hi,

ich glaube an nichts mehr. ;) An keine Werte, an keine Zahlen und auch an keine Tests. Mittlerweile denke ich auch, es braucht keinen Test - für nichts. Ich denke, es braucht nur ein gutes Mamabauchgefühl.

Werte ändern sich. Werte sind tagsesformabhängig. Und JA, Werte ändern sich. Ich ahbe schon viel erlebt und gesehen.

Fördern sollte man immer nach dem Interesse des Kindes und nicht, weil es da einen besonders hohen Wert hat. :gruebel:

In unseren Schulen wird nur gefördert, wenn man ganzheitlich hb ist. UND!!!! nur 1er schreibt. Begabung wird hier auch nur mit einer entsprechenden Leistung assoziiert.

Mädchen gehen in der Regel immer besser durch die Schule - auch wenn sie tendenziell unterfordert sind. Ich würde mir daher keine Sorgen machen. Sollten Probleme auftreten, dann macht einen erneuten Test, wenn sie etwas älter ist. Werte sind erst so um das 10.LJ (eher etwas später) relativ stabil.

Macht euch nicht verrückt. Macht einfach weiter wie bisher. Das war und ist schon vollkommen richtig. Je älter dein Kind wird, umso mehr wirst Du sehen das eine Begabung alleine nicht reicht bzw. viel weniger "Macht" hat als andere "Begabungen" oder Ausprägungen, wie Interesse, Dranbleiben, Durchhaltevermögen, Nichtssoschnellaufgeben, Leistungswille, Bereitschaft etwas zu tun, Aufmerksamkeit behalten, zuhören können, sich melden, mitmachen, einbringen, fleißig sein.......

Was ich im realen Leben immer durchaus interessant finde, sind keine Tests mehr, sondern Beobachtungen von Dritten. Dritte die Kind öfter sehen, im Kontext betrachten und nicht nur auf Leistung getrimmt sind. ;)

VG
Maca
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Re: Blicke nicht mehr durch...

Beitrag von Maca »

Ich sehe das mittlerweile ähnlich wie alibaba,

Dieser ganze Testwahn schadet mehr ,als das er nützt!
Deine Tochter ist mathematisch begabt UND motiviert.Das ist ,auch wenn es blöd klingt ,ein Geschenk!!!!
Ich bin übrigens der Meinung,daß man von Hochbegabung nur sprechen kann,
wenn einiges zusammenkommt
Motivation,Eigeninitiative,hohe Leistungsbereitschaft und das Vermögen diese in überragende Leistungen umzuwandeln,Leidenschaft und Kreativität.

Ich unterscheide für mich in
Hochbegabung
hohe Intelligenz (die alleine ist leider recht wertlos)

Ich finde es immer so erstaunlich und erschreckend,wenn Eltern,die OFFENSICHTLICH fitte,aufgeweckte und vor allem interessierte Kinder haben,nach einer Testung,bei der das Kind vielleicht einfach KEINE LUST hatte,plötzlich resigniert alle Förderung zurückfahren und meinen,daß sei ja nicht mehr nötig :cry: hä?
Habe ich alles schon erlebt!
Alles was das Kind von sich aus WILL ist dem Kind,wenn möglich ,anzubieten!
Eine vorsätzliche Verweigerung ist Kindesmißhandlung! ;)
Hexes
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Re: Blicke nicht mehr durch...

Beitrag von Hexes »

Danke für eure Antworten.
Ich mach mich nicht mehr verrückt. Ich weiß was meine Maus kann.
Wenn alles Einser und selbständiges erarbeiten des Lehrstoffes (inkl. Umsetzung) nicht
reichen, dann ist es eben so.
Sie kommt im Herbst ins Gymnasium, vielleicht geht sie dann wieder ohne morgendliches
Theater zur Schule.
alibaba

Re: Blicke nicht mehr durch...

Beitrag von alibaba »

Maca hat geschrieben:Ich sehe das mittlerweile ähnlich wie alibaba,
Das "mittlerweile" freut mich. :lol:

Das "mittlerweile" hat ein paar Jahre gedauert. Das "mittlerweile" wurde mir aber vorausgesagt, vor allem von damals bereits erfahreren Müttern (ja, es sind ja dann doch überwiegend die Mütter). Die Begabung tritt mit zunehmenden Alter des Kind es immer mehr in den Hintergrund. Die alleine wird nicht mehr so wichtig. Die Kinder sagen uns auch mehr was sie wollen und wir erkennen besser die Interessen. Es kristallisiert sich auch heraus, das Begabung alleine für Schulerfolg nicht verantwortlich ist. Dazu gehört viel mehr als ein hoher IQ.

VG
Karen
Dauergast
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Re: Blicke nicht mehr durch...

Beitrag von Karen »

Hallo Maca und alibaba,
Ich verfolge gerne eure Diskussionen... ;-) und will mal auch was dazu schreiben obwohl meine Erfahrungen in diesem Bereich noch bei null sind...
Maca schreibt: "Ich bin übrigens der Meinung, daß man von Hochbegabung nur sprechen kann, wenn einiges zusammenkommt Motivation, Eigeninitiative, hohe Leistungsbereitschaft und das Vermögen diese in überragende Leistungen umzuwandeln, Leidenschaft und Kreativität". Ist es nicht so dass die alle Eigenschaften nicht nur persönliche Eigenschaften des Kindes sind, aber auch passende oder nicht passende Umfeld auch daran beteiligt ist ob ein Kind Motivation und Eigeninitiative entwickeln kann. Wenn Eigeninitiative von Eltern/Lehrer mistachtet wird, kann es auch nicht entwickeln. Ich habe es so als Kind erlebt da in meinem Diktatur-basiertem Heimatland Eigeninitiative als Gefahr gesehen wurde und von Klein an erfolgreich ausgerottet. Ich musste es später selber lernen. Und wenn ein Kind immer langweilen muss, und nie motiviert wird, kein passende Hobby findet, wird Motivation auch nicht sich entwickeln können. Klar beeinflusst das Persönlichkeit ob ein Kind einfach zu motivieren ist oder nicht, aber ich habe wirklich noch nie in Leben ein gesunden Mensch getroffen der für nichts zu Motivieren war und gar keine Initiative hatte. In meisten schwierigen fallen war es eher so dass Eigeninitiative und Motivation lang vom Umfeld unterdrückt waren und wenn dieses Druck nicht mehr da war und die Leute überzeugt waren dass Initiative sehr erwünscht ist, plötzlich war es da. Ich habe relativ viel kontakt mit Jugendlichen in Afrika (von Fischer bis zu Studenten) und genau diese zwei Eigenschaften fehlen oft an Anfang Komplett. Aber mit der Zeit werden wir oft überrascht wieviel Kreativität und Eigeninitiative da ist, wenn das Umfeld passt.
Ich finde Fit/Misfit Konzept von Remo Largo gut: in Kurzem: wenn es eine Übereinstimmung zwischen Persönlichkeit, Fähigkeiten des Kindes und Umwelt gibt wird ein Kind sich entwickeln können. Wenn es aber nicht gibt (Misfit), kann die Entwicklung nicht optimal laufen. Und das ist egal wie hoch das IQ ist und wo die Probleme liegen. Meine Tochter ist noch klein (2J8m), ist sicher viel weiter als durchschnitt was Kognitive und motorische Entwicklung angeht, und wir leben in der Schweiz was bedeutet das 1) sie mit 4 Jahren in obligatorischen Kindergarten muss, 2) wir überhaupt keine Möglichkeit haben zu bestimmen in welcher Kindergarten und Schule sie später kommt oder auch Schule zu wechseln wenn was nicht passt 3 ) die schule in der Gegend wo wir wohnen nicht sehr guten Ruf hat. Es wird nur aufgrund der Adresse definiert und es ist nur die Frage der Glück ob es dann stimmt oder nicht. Diese Rahmenbedingungen haben uns dazu bewegt kein Haus zu kaufen und dafür das erspartes Geld auf Seite legen in fall das unsere Tochter mal ins Privatschule muss. Ich finde es ist schon recht krass darüber schon jetzt Gedanken zu machen obwohl sie erst in 1.5 Jahre in obligatorische Schulsystem eintreten wird, aber ich will auch irgendwie eine Möglichkeit für plan B haben um in fall von "Misfit" schnell und unabhängig reagieren zu können.
alibaba

Re: Blicke nicht mehr durch...

Beitrag von alibaba »

Hallo Karen,

ich denke wir hier in den deutschsprachigen Ländern sind weit entfernt davon diktatorisch zu sein und sich somit nicht entfalten zu können. Interessant sind ja dazu die Beobachtungen und Studien aus Amerika. Hier gab es die meisten IQ-Zuwächse bei den Kindern die aus wirklich sehr armen Verhältnissen kamen und deren Eltern sich nicht um die Kinder kümmerten. Hier konnte man tatsächlich etwas bewirken. Ich denke, das betrifft die Kinder, über die wir hier uns austauschen, überhaupt nicht, auch wenn sie sich vielleicht in der Schule nicht so schnell entfalten können wie sie vielleicht könnten.

Ich denke wir "Deutschen" schauen zu sehr und alleine nur auf den IQ. Das Schule weit mehr ist als nur schneller lesen lernen oder rechnen, das verdrängen wir. Nur weil man vielleicht bis 1000 in Klasse 1 rechnen kann, heißt das noch lange nicht, das ich mich wie auch ein 3.Klässler im Rest entwickelt habe. Gestern erst sagte mein Sohn zu mir:"Mama, ich bin immer der Jüngste." Er wertete das noch nicht, es ist auch (noch) nicht wichtig, aber mein 11-jähriger kommt jetzt in ein interessantes Alter wo der IQ absolut an Bedeutung verliert. Der reine IQ ist absolut nutzlos. :gruebel:

Ich denke das wir unsere Kinder durchaus gut fördern und fordern können. Nein, vielleicht nicht überall und auch nicht gleichzeitig, aber ein bisschen und fokusiert. Meine mögen gar nicht permanent mehr gefödert werden. Das war in jüngeren Jahren auch anders, aber jetzt bestimmen sie sich selbst.

Eine gute Ausbildung - nein, ich denke nicht dass das adressenbestimmt ist. Vielleicht mag die Privatschule ein anderes Profil bieten, aber das bedeutet ja nicht, das die Ausbildung an der anderen Schule so Scheiße wäre, das Kind sich so gar nicht entfalten kann. Ich kann das hier nicht beobachten. Vielleicht kann ich mich auf dem Spezialgebiet Geschichte nicht entfalten, aber muss vielleicht mehr für Chemie tun oder freue mich auf die Theater-AG. Mein Großkind mag auch aktuell so gechillt wie möglich durch die Schule gehen und nur seine Interessen erweitern. :schwitz: Die heißen nicht Vokabeln.

Ich denke, je älter ein Kind wird, umso mehr verschieben sich hier die wichtigen Dinge im Leben. Und wenn man als Eltern Interesse zeigt und aufmerksam ist, dann kann ein Kind sich wunderbar entfalten - und sei es ab Mittag, in den schulischen AG's oder privat in seinen Hobbys.

In ein paar Jahren wirst du dich an mich erinnern. :mrgreen: Ich weiß, als Mama mit jüngeren Kindern sind diese Dinge unvorstellbar.

VG
Maca
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Re: Blicke nicht mehr durch...

Beitrag von Maca »

Mir war es immer sehr wichtig,daß meine Kinder so viel wie möglich angeboten bekommen ,ohne das als Druck zu empfinden.
Weißt du Karen ich war immer so stolz auf meine interessierten,ach so gebildeten,und durchaus phantasievollen (eher meine Tochter) Kinder,die überall auffielen.Ich weiß aber auch,daß Eltern denen das so wichtig ist,einen Teil ihres Selbstbestätigungsbedürfnisses auf ihre Kinder projezieren. Ich lerne gerade damit aufzuhören.
In jedes Förderprogramm wurde mein Sohn gesteckt,bei Wettbewerben sollte er glänzen.
Druck hatte er dabei nicht empfunden ,aber auch absolut keine LUST. Das wollte ich nicht sehen.
Mein Sohn hat einfach überhaupt keinen Ehrgeiz,wirklich gar nicht!
Wenn wir früher durch Museen zogen war es IMMER meine nicht hb Tochter ,die mit Leidenschaft dabei war,mein Sohn saugte wie ein Schwamm zwar alles auf,aber ohne große innere Anteilnahme.
Da sein IQ so hoch ist,wollten wir ihm alle Möglichkeiten geben,
aber er LEGT DARAUF GAR KEINEN WERT! ;)
Gestern gab es Zeugnisse und zum ersten Mal war es mir total egal,
erst abends am Abendbrottisch viel uns das ein und wir fragten unseren Sohn danach.
Ich möchte,daß er glücklich wird,sein Wissensdurst ist da,aber er möchte keine Motivation von uns mehr,er möchte in Ruhe gelassen werden.Wenn er uns braucht,sind wir da.
Er muß kein großer Forscher werden,ich möchte ihm nicht das Gefühl vermitteln daß er ,nur weil er schnell denken kann,später ´ írgendetwas Großes ´ erreichen müsste.

Ich glaube ,daß Freiheit das Wichtigste überhaupt ist,aber die Freiheit vermeintlich alle Möglichkeiten zu haben,auch in den Motivationsangeboten bezüglich seiner Kinder ,setzt einen irgendwie auch wieder unter Druck und macht unfrei! :|
Rabaukenmama
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Re: Blicke nicht mehr durch...

Beitrag von Rabaukenmama »

@Maca: ich finde sehr interessant was du da schreibst

Im Kleinen ist es bei uns ähnlich: unsere Kinder bekommen viele Angebote, aber das Interesse ist sehr unterschiedlich. Bin ja gerade am Urlaubsort (und tippe vom Hotel-PC) und da sehe ich jede Menge weltoffene, nette, engagierte Eltern, die bereit sind, ihren Kindern alles zu bieten. Die Kinder sind aber längst nicht immer bereit oder motiviert, das anzunehmen. Beispiel Schikurs: mir kommt manchmal vor mein Sohn ist eines der wenigen Kinder, die sich wirklich auf die Schikurs freuen. Andere Kinder kommen mit der Schilehrerin nicht so gut klar, finden es zu anstrengend oder zu langweilig oder würden einfach gern was anderes machen.

Wenn ich das riesige Angebot für Kinder-Aktivitäten sehe dann frage ich mich schon manchmal wie viele Kinder die ganzen Kurse, Workshops oder Seminare wirklich VON SICH AUS machen wollen, wie viele zwar fremdmotiviert sind, aber trotzdem Spaß haben, wie viele einfach mitmachen weil sie schon mal dabei sind und wie viele eigentlich ungern dabei sind, aber nicht gut genug kommunizieren können um das den Eltern klarzumachen bzw. einfach schweigen weil sie glauben, sie "müssen" da durch.

Mein älterer Sohn war als Kleinkind ein richtiger Klettermaxe. Überall ist er rauf, kein Klettergerüst war ihn zu hoch und ich (nicht schwindelfrei) bin mit meinem noch nicht mal 2jährigen Son manchmal voller Angst irgendwo in 2-3 Metern Höhe auf einem Klettergerüst gesessen und habe mich gefragt ob und vor allem wie wir da wieder runterkommen :roll: . Damals hatte ich den Plan, ihm so früh wie möglich einen Kinder-Kletterkurs zu ermöglichen oder ihn beim Alpenverein anzumelden.

Etwa mit 2 Jahren meldete ich ihn dann für einen Eltern-Kind-Turnkurs an. War ein totaler Flop, während die anderen Kinder auf den Balken balancierten und Purzelbäume schlugen war mein Sohn hauptsächlich damit beschäftigt, die aufgedruckten Schriftzüge auf den Turnmatten und -geräten zu buchstabieren und machte bei allen Aktivitäten maximal halbherzig und nach mehrmaliger Aufforderung mit.

Und wie ging es weiter? Das Interesse am klettern ließ wieder nach, die Bereitschaft zu gehen war auch nicht sehr groß und der Plan wurde von mir wieder fallengelassen. Ebenso der Plan, meinem Sohn zu ermöglichen, ein Instrument zu lernen oder ihn in einem Sportverein mit wöchentlichem Training mal schnuppern zu lassen. Wahrscheinlich hätte mein Sohn mitgemacht wenn ich ihn wo angemeldet hätte, aber von ihm selbst kam kein besonderes Interesse dafür. Die Sportarten, die ihn wirklich interessieren, sind radfahren und schifahren. In beiden ist er auch ziemlich gut und man merkt, dass es ihm Freude macht. Sonst würde er nicht auch bei Schlechtwetter darauf bestehen, mit dem eigenen Rad in den Kindergarten zu fahren (natürlich in meiner Begleitung) und nicht nach 4 Stunden Schikurs noch freiwillig auf die Piste wollen. Ich muss ehrlich sagen dass mich gerade diese Interessen insofern freuen weil ich eine begeisterte Radfahrerin bin und mein Mann ein begeisterter Schifahrer ist :mrgreen: .

Uns "zuliebe" hat er diese Interessen aber vermutlich nicht, denn wir sind beide auch gute und (in meinem Fall) begeisterte Schwimmer und Sohnemann konnte sich bisher noch nicht mal zum Seepferdchen motivieren und hat auch klar abgelehnt als im Sommer ein Kinder-Schwimmkurs angeboten wurde. Im Wasser planschen (mit Schwimmflügerl) liebt er, schwimmen lernen mag er von sich auch (noch) nicht. Aber er ist noch nicht mal 6 Jahre alt, daher sage ich mir dann (wenn ich etwas enttäuscht bin) dass dafür noch genug Zeit ist und tröste mich damit, dass ich selbst erst mit ca. 9 Jahren schwimmen gelernt habe.

Ach ja, er hat mehrmals kundgetan dass er so gerne wieder einen Gebärdensprachkurs machen würde um sich besser mit seinem Bruder verständigen zu können. Das werde ich ihm im kommenden Semester auch ermöglichen. Ansonsten war es das. Er hat seine Kurse im Kindergarten (englisch, raufen und rangeln, kochen und basteln) die ihn alle interessieren. Das reicht! Ich will ihm nicht noch mehr Dingen, die er gar nicht von sich aus will, "ermögichen" und ihm damit die Zeit für freies spielen nehmen. Denn genau DAS ist es, was mein Sohn täglich wirklich braucht: nicht verplante Zeit, die er so nutzen kann, wie es ihm gerade in den Sinn kommt: mit malen, lesen, basten, spielen, toben,...
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Rabaukenmama
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Re: Blicke nicht mehr durch...

Beitrag von Rabaukenmama »

@alibaba + karen:
In anderen Ländern sind die Leistungs-Anforderungen komplett anders als bei uns.

Ich habe ja ein 12jähriges Patenkind in Kenia. Und dieses Mädchen schreibt mir in jedem Brief, wie viele "Punkte" es in der Schule erreicht hat und beteuert jedes Mal, wie hart sie für die Schule arbeitet. Hat sie mal eine nicht ganz so ausgezeichnete Note bekomme ich (ungefragt) Versprechen, diese so schnell wie möglich auszubessern und noch härter zu arbeiten.

Ehrlich gestanden - nach etwa dem 10. Brief in dieser Art war ich etwas frustriert und dachte, ich hätte so eine typische, kleine "Streberin" erwischt, die sich außer für Schule und Zensuren für nichts interessiert. Auch konnte ich mit "336 Punkten aus 500" nichts anfangen - mir kam es jedenfalls nicht besonders spektaktulär vor. Ich schrieb ihr immer von unserer Familie, unseren Hobbys, dem Wetter in Österreich und wie es uns so geht. Und zurück kamen immer nur Berichte von Schule und "Punkten".

Tja, und dann kam von der Patenvermittlung die Nachricht, dass mein Patenkind jetzt mit den letzten beiden Schuljahren beginnt und daher ins "Halbinternat" kommt um sich mehr aufs lernen konzentrieren zu können. Denn gerade Mädchen haben zu Hause dafür oft keine Zeit weil sie so viel mithelfen müssen (Wasser holen, kochen, kleine Geschwister versorgen), daher haben sie für die letzten 2 Schuljahre, die die wichtigsten sind, dieses Halbinternat eingeführt um gerade den ärmeren Kindern überhaupt eine Chance auf gute Noten zu geben.

Und dann erfuhr ich auch, was es mit den Punkten auf sich hat. Die 500 Maximalpunkte sind ohnehin unerreichbar, die allerbesten Schüler des Landes haben 380-400 Punkte und die Hochschulen kommen an Hand dieses Zahlen, um sich die allerbesten Schüler auszusuchen. Die Schule, die mein Patenkind besucht, ist stolz darauf, unter mehreren hundert Schülern 16 zu haben, die mehr als 300 Punkte erreicht haben. In dem Zusammenhang sind die 336 Punkte meines Patenkindes natürlich eine tolle Leistung - sie ist somit eine der besten Schülerinnen dieser Schule und es ist nicht verwunderlich, dass sie darauf stolz ist. Es ist aber auch die einzige Chance in ihrem Land, zu einer wirklich guten Ausbildung zu kommen. Nicht so wie bei uns, wo Eltern ihre Kinder einfach in einer höhreren Schule anmelden und wenn diese nicht so gut sind einfach einen oder mehrer Nachhilfelehrer nehmen, so dass es eigentlich nicht so viel Rolle spielt wie motiviert und leistungsfähig das Kind ist, sondern eher, wie viel die Eltern tun bzw. ermöglichen um es durch die Schule zu bringen.

Jetzt, wo ich dieses Hintergrundwissen über das Schulsystem in Kenia habe, sehe ich die Briefe "meines" Mädchens natürlich mit anderen Augen und kann ihr auch ehrlichen Herzens zurückschreiben dass ich sehr stolz auf sie bin. Hier, in der westlichen Gesellschaft, ist es ja nicht so üblich, Leistungen eines Kindes in den Vordergrund zu stellen sondern man ist auf sein Kind stolz weil es eben da ist und so ist, wie es ist. In Kenia finden Schüler Anerkennung nur durch Leistung und seit mir das klar ist habe ich beim anerkennen der Leistung meines Patenkindes kein ungutes Gefühl mehr. Ist zwar OT, mir aber bei der Diskussion hier so eingefallen :fahne: .
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