Unauffällige Hochbegabte?

ganz allgemein zu Hochbegabung und IQ, theoretisch und praktisch
Katze_keine_Ahnung
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Re: Unauffällige Hochbegabte?

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

@alibaba

Den letzten Abschnitt kann ich voll und ganz unterschreiben. Und auch ich habe daran gedacht, dass lange Ausführungen der User, die ihnen sicherlich einiges an Zeit und Mühe gekostet haben und viel individuelles und vertrauliches beinhalteten nicht der Mühe Wert waren darauf zu antworten.
Rabaukenmama
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Re: Unauffällige Hochbegabte?

Beitrag von Rabaukenmama »

Katze_keine_Ahnung hat geschrieben:@alibaba

Den letzten Abschnitt kann ich voll und ganz unterschreiben. Und auch ich habe daran gedacht, dass lange Ausführungen der User, die ihnen sicherlich einiges an Zeit und Mühe gekostet haben und viel individuelles und vertrauliches beinhalteten nicht der Mühe Wert waren darauf zu antworten.
Das vielleicht nicht, aber zumindest für mich war es trotzdem ein fruchtbarer Austausch. Natürlich haben wir familieUndercover angesprochen, aber es kam in den Beiträgen für sie viel Persönliches, viel an Lebenserfahrung und auch einiges an Inspiration. Wir alle hier haben nicht in der Hand, ob irgendwas davon angenommen wird. Aber wir haben uns auch gegenseitig noch ein bisschen besser kennengelernt und wer weiß, vielleicht liest wer andere hier mit (jetzt oder später mal) der aus dem einen oder anderen Beitrag was mitnehmen kann.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Katze_keine_Ahnung
Dauergast
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Re: Unauffällige Hochbegabte?

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

Es gibt Kinder, die sich mit 6 Jahren schon überall amelden können, jeden im Umkreis von einigen Meilen kennen, ganz genau wissen, wer zu ihnen besser passt und mit wem man sich lieber nicht anlegt. Aber solche Kinder sind selten Gegenstand der Diskussionen. Schüchterne Kinder und schüchterne Erwachsene brauchen einen, der mit ihnen und manchmal sogar für sie fragt, zum ersten Treffen mitgeht, später auch sich erkundigt und unterstützend nachfragt. Dafür ist die Familie m.E. da. Ich mag keine Telefongespräche, aber ich weiß, dass meine Kinder es noch weniger mögen. Dann greife ich doch ab und zu zum Telefon und frage nach. Ich musste meinen 13-jährigen Jungen bei DLRG anmelden. Er wäre vielleicht irgendwann mal aus der eigenen Kraft geschafft, aber es hätte gefühlt Jahre geadauert. Obwohl er wirklich von sich aus dort Schwimmen wollte. Das macht meine Kinder nicht unselbstständig. SIe finden sich mit jeder neuen Situation zurecht wenn ich nicht in der Nähe bin. Aber es scheint für sie wichtig zu sein, dass um manche Angelegenheiten ich mich kümmere.
alibaba

Re: Unauffällige Hochbegabte?

Beitrag von alibaba »

Wenn ich mich um etwas kümmere, zeige ich auch dem bereits großen Kind, dass es wichtig ist. Das Anliegen, das Problem, der Mensch. Gerade eben hab ich meinen Teen (da steht ein Termin an) gefragt, ob ich mitkommen soll, oder ob er es alleine machen möchte. Er will, dass ich mitkomme. Dann sei es so. Man könnte natürlich auch meinen, so groß, kann der das nicht alleine? Klar könnte er es. Aber ich schlage so gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe. Ich hab Exclusivzeit mit einem Kind, ich nehme in ernst, er fühlt sich verstanden und ich beachte ihn. Ums Händchenhalten und hinterher tragen geht es da gar nicht.
FamilyUndercover

Re: Unauffällige Hochbegabte?

Beitrag von FamilyUndercover »

Wow, ich bin doch sehr beeindruckt, wie mich einige zu kennen scheinen. Warum beurteilt ihr einen Menschen, den ihr kaum kennt?
Ich habe kaum Zeit, weil ich mich um meine Kinder kümmere.
Warum geht ihr davon aus, dass ich depressiv bin und mich nicht um meine Tochter kümmere?
Das ist anmaßend und billige Küchenpsychologie.
Hä, ich war traurig, habe Schuldgefühle, weil ich ihre Hochbegabung nicht eher erkannt habe.

Das ist auch vollkommen okay so!
Wo bitte steht, dass ich in diesem Gefühl verharre und nichts tue?
Was für eine respektlose Behauptung!
Vielleicht solltest Du lieber bei Dir gucken, was in Deinem Leben quer läuft, dass Du als notwendig erachtet, mich so anzugehen.
Katze_keine_Ahnung
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Re: Unauffällige Hochbegabte?

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

Eine Menge Leute haben versucht dir wirklich zu helfen. Bekamen aber zurück nichts mehr als Floskel, und das mit der Begründung, dass du zwei kleine Kinder hast. Dabei hast du auch zwei Teens, die sicherlich für eine Stunde die jungeren Geschwister im Park spazieren führen könnten.
Maca
Dauergast
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Re: Unauffällige Hochbegabte?

Beitrag von Maca »

Hallo,

Es tut mir leid, dass du hier so angegriffen wurdest.
Ich wundere mich etwas darüber und sehe das anders.
Die wesentlichen Informationen über deine Tochter wurden deutlich von dir kommuniziert:

-extrem begabt
-zweites von vier Kindern (mit älterem OFFENSICHTLICH begabtem Bruder) und zwei deutlich kleineren Geschwistern
-sehr verschlossen aber ungewöhnlich schwinungsfähig ( vermutlich “höchst“sensibel)
-beschäftigt sich vornehmlich mit existenzialistischen Fragen ( großes Bedürfnis nach Sinnhaftigkeit)
- hat schon immer Probleme gehabt, soziale Kontakte außerhalb der Familie aufzubauen, fühlt sich fremd und unwohl innerhalb der Peergroup
- sehr großes Schreibtalent ist vorhanden und wird auch genutzt, toll!!! (sogar sehr erfolgreich genutzt)
- ungewöhnliche Anpassung, um die vorhandene Begabung zu kaschieren
- trotz der Anpassung konnten sich die Ressourcen aber voll entfalten und deine Tochter haut mit 14 mal eben so ein Ergrbnis raus, Wahnsinn!!!!
- es ist wohl ein großer Hang zur Melancholie vorhanden, vielleicht auch mehr ( was meiner Meinung nach durchaus an der Kombination Höchstbegabung+ ernsthaftes Naturell liegen kann)
- das Selbstwerterleben/ Selbstvertrauen ist nicht gut ausgebildet ( daran wirst du nun mit Sicherheit arbeiten, deine Tochter ist superschlau und ein faszinierender, ganz einzigartiger besonderer Mensch, Boah, wer hat schon solche Voraussetzungen :D )
- stark ausgeprägter Gerechtigkeitssinn und moralische Reife ( das kann zu sehr großem Leidensdruck führen, da die Altersgenossen bezüglich der Entwicklung einer moralischen Urteilsfähigkeit mit hoher Wahrscheinlichkeit derart hinterherhinken, dass deine Tochter sich fühlen muss wie Jesus unter Knastbrüdern)


Dein Kind ist ein großes Geschenk und du hast ein Riesenglück so ein kostbares Wesen großziehen zu dürfen und da deine Tochter im Test so fulminant performen konnte, hat sie trotz aller ( wie auch immer gearteten) Widrigkeiten, ihr Potential wunderbar entwickeln können und sie kann darauf zugreifen ( das ist nicht selbstverständlich).

Du bist Mutter von vier Kindern , meine Hochachtung und Respekt für diese enorme Herausforderung und Verantwortung sind dir gewiß, da ich schon mit zwei Kindern ( nun 16 und knapp 14) oft heillos überfordert war und oft noch bin. :mrgreen:

Rabaukenmama hatte in der Rubrik “Literatur“ das Buch
“extrem begabt“ von Andrea Brackmann verlinkt, was ich dir dringend empfehlen kann.

Die Probleme Höchsbegabter sind kaum erforscht und dieses Buch ist eines der wenigen, das sich explizit damit befasst und sich vor allem der ungewöhnlichen Denkstruktur dieser Menschen widmet.

Mitleid braucht deine Tochter nicht, da schließe ich mich der Mehrheitsmeinung hier an aber Mitgefühl und Verständnis für ihre Andersartigkeit, ohne dabei Erwartungen aufzubauen.

Warum sie so leidet, beruht bestimmt auf einem Komplex unterschiedlicher Ursachen und nur du kannst deinen Anteil daran erfassen.
In die Analyse der gegenseitigen ( bewussten und unbewussten, konstruktiven und destruktiven) Beeinflussungen zu gehen, bedeutet nicht Schuldzuweisungen vorzunehemen, sondern ganz banal, zu verstehen.
Mitleid verhindert das, dafür hast du keine Zeit. ;)

In dem Buch wird die These vertreten, dass Höchsbegabte sich unter ihresgleichen sozial/ emotional mit höherer Wahrscheinlichkeit gut entwickeln als in einem Setting, in dem die Diskrepanz zum Durchschnitt zu groß ist, im Gegensatz zu moderat Hochbegabten ( IQ unter 145).
Das Marburger Hochbegabtenprojekt (Rost-Studie) hatte ja keine signifikanten Unterschiede in der sozial- emotionalen Entwicklung Hochbegabter zum Durchschnitt festgesellt.
Dass das für Höchsbegabte auch gilt, scheint die Autorin zu bezweifeln, verifiziert ist das selbstverständlich nicht.
Meine Erfahrung mit meinem Sohn ( IQ im Rahmen von dem deiner Tochter) bestätigt das 100%ig.
In seiner “Nerdclique ist er ein vollkommen unauffälliger und total normaler Jugendlicher, innerhalb seiner Klasse......recht speziell. ;)
Offen kommunizieren kann man sowas nicht, dafür hat kaum ein Umfeld Verständnis und auch ich habe immer wieder Phasen in denen ich umschwenke und denke, dass soviel Normalität wie möglich meinem Sohn guttut.



Dass du so knapp antwortetst kann ich total nachvollziehen, da es mir immer unglaublich schwerfällt, mein Gedankenchaos zu ordnen, das kostet Anstrenung, die einen manchmal schon der einfache Alltag übermäßig kostest.
Wie muß es dir da gehen?

Nicht alle sind routinierter Forumsschreiber, die pointiert und /oder problemlos in hinreichender Länge und Tiefe, Sachverhalte darlegen können.


soweit erst mal alles Gute
( brauchst auch nicht zu antworten, mir ging es vornehmlich darum, dir das Buch zu empfehlen, weil ich glaube, dass dir das schon sehr helfen könnte)
koala27
Dauergast
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Registriert: So 31. Mai 2020, 18:26

Re: Unauffällige Hochbegabte?

Beitrag von koala27 »

Hallo,
unsere Tochter ist 12 und wir wissen erst seit April 2019 das sie HB ist.
Aufgefallen ist sie nicht wirklich- sie ist in der Grundschule zwar schnell gewesen und brauchte in Klasse 1 zusätzliche Hefte in Deutsch, aber das war es auch schon. Die Klassenlehrerin hat uns nichts gesagt, dass das eher ungewöhnlich ist.
Sie ist ganz normal durch die Grundschule gegangen, sie hatte das Glück eine starke Klasse zu haben ( aus ihrer Klasse haben von 19 Kindern, 11 aufs Gym gewechselt) so dass das Niveau höher war als bspw. in der Parallelklasse.
Zu Hause ist uns auch nichts aufgefallen - 1 Kind, da denkt man, dass das alles normal ist.
Sie kann und konnte früh sehr schnell lesen- und auch alles verstehen/ behalten. Da ich aber selber auch sehr schnell lese war das für mich normal. Wir mussten halt vorlesen üben, weil sie da immer zu schnell war und man nichts mehr verstanden hat--musste ich früher auch, also auch nicht ungewöhnlich.
Ansonsten fiel uns nichts auf. klar, im Nachhinein schon, aber in den Situationen eben nicht.
Getestet wurde sie nur, weil der kleine Bruder getestet wurde- auf Anraten der Erzieherinnen des Kigas.
Wir hätten sie nicht getestet, wenn es uns nicht geraten worden wäre beide Kinder zu testen ( u.a. von der DGHK).

Natürlich machen wir uns jetzt im Nachhinein auch Gedanken, warum wir es nicht gemerkt haben- aber wie denn auch wenn man nichts weiß oder ahnt?
Evtl. wäre die Grundschule anders verlaufen, wenn wir es gewusst hätten- aber evtl auch nicht, denn Lehrer zu ändern ist schwierig.

Wir haben seitdem wir es wissen versucht einige Situationen anders zu händeln, einige Dinge auch mal bewusst zu hinterfragen, wenn wir ihr Handeln so gar nicht verstehen,
aber man kann eben nur die Gegenwart ändern, die Vergangeheit leider nicht.

Mach dir bitte keine Vorwürfe, dass du nichts gemerkt hast- ohne Vorwissen ist das schwierig und ohne Hinweise von außen auch.
Du kannst sie jetzt unterstützen, ihr jetzt Hilfe geben oder ihr auch Hinweise auf Gruppentreffen von anderen Hb geben.
Und du kannst dir selber Anregungen, Tipps und Unterstützung holen in Gruppen vor Ort oder eben in Foren.

Und Du kannst die Erfahrung nutzen um evtl bei deinen kleinen Kindern Hinweise eher zu entdecken oder sie eben anders zu beobachten in ihrer Entwicklung.

Wenn du es eher gewusst hättest--hättest du denn soviel anders gemacht bei ihr als was du jetzt gemacht hast?

Wir haben uns die Frage auch gestellt- hätten wir bei der Großen sehr viel anders gemacht? Wir sind zu dem Ergebnis gekommen, dass wir sicher einige Sachen einfach in einem anderen Licht gesehen und ihr evtl. einige andere außerschulische Erfahrungen ermöglicht hätten- aber insgesamt gesehen wäre alles auch nicht viel anders verlaufen als jetzt auch.

Uns wurde übrigens von der Testerin gesagt, dass es eben auch Bereiche in den Tests gibt, die die Kinds nur deshalb so gut können, weil die Eltern da viel Vorarbeit geleistet haben.
Also kann ja nicht soviel schief gelaufen sein--auch bei Euch nicht- oder?

LG
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