Rabaukenmama hat geschrieben: Bei allen anderen (insgesamt 4 KJPs oder KinderpsychologInnen) waren die Befunde nur Larifari, wo ich bei Lesen nie das Gefühl hatte, dass es tatsächlich um MEIN Kind ging. Zwei davon waren nicht mal in der Lage, die mit mir bei der Anamnese besprochenen Fakten korrekt in den Befund reinzuschreiben. Und wenn wie mir Tipps zum Umgang mit meinem Sohn gaben habe ich deutlich gespürt, dass sie dasselbe so ziemlich allen Eltern sagen, also nicht richtig hingeschaut hatten, was mein Sohn wirklich braucht, sondern nur allgemeine Klischees bedienen konnten.
Ja, genau, so empfand ich den ersten Begutachtungstermin. Es passte vieles nicht zu uns/meinem Kind, also die
Schlussfolgerungen aus den Tests fand ich nicht stimmig.
Die eigentlichen Ergebnisse der Tests - u.a. das sehr schlechte Selbstwertgefühl - war allerdings ja der eigentliche Grund gewesen, dahin zu gehen und da wurde ich in meiner Einschätzung bestätigt.
Rabaukenmama hat geschrieben: Ansonsten frage ich mich, was dich selbst bewegt, eine Therapeutin für deine Tochter zu suchen. Denn mir kommt zumindest zeitweise vor, du hast das Gefühl, dass sie das gar nicht braucht. Möchtest du für dich selbst sicher gehen, nichts zu "übersehen" und nichts unversucht zu lassen? Fühlst du dich Menschen gegenüber verpflichtet, die Dir zur Therapie für deine Tochter raten? Was erwartest du davon?
Ich fand meine Tochter vor den ersten Tests schon auffällig, sie zeigte depressive Tendenzen, zog sich ab Klasse 2 zunehmend zurück und zeigte immer weniger Interesse(n), hatte heftige Wutausbrüche und machte sich dabei selbst ständig schlecht. ("ich bin nichts wert, ich bin zu nichts nütze...")
Außerdem sagte sie in abendlichen Krisen/bei Zusammenbrüchen (etwa 1-3 x im Monat), sie wäre am liebsten gar nicht auf der Welt.
Das war so schonmal ausgeprägt im Vorschulalter (damals dachte ich, es hat damit zu tun, dass die kleine Schwester zur Familie dazukam) und dann verstärkt wieder ab Klasse 2.
Außerdem hatte sie ja auch noch ein traumatisches Unfallerlebnis 3 Tage vor Einschulung (ein Auffahrunfall; sie war ca. 45 Minuten eingeklemmt gewesen, wurde von der Feuerwehr freigeschnitten und per Helikopter ins KH gebracht. Die Autobahn wurde voll gesperrt, überall Blaulicht, der Unfall wurde sogar im TV erwähnt. Im KH stellte sich zum Glück raus, dass ihr nicht allzu viel passiert war.)
Darüber wollte sie lange nicht sprechen, nach und nach haben wir das aber zu zweit zu Hause aufgearbeitet. Immer wenn sie von sich aus drüber sprechen wollte, haben wir das besprochen, den Unfall auch nachgestellt, sie hat ein brennendes Auto gemalt und das dann mit mir zusammen zerrissen und entsorgt etc.
An sich, denke ich, hat sie das gut überstanden, aber nach wie vor mag sie bspw enge Räume/Parkhäuser/Fahrstühle nicht gern. Also sie hat keine Panik davor, aber sie meidet es, wenn möglich.
Ich selbst mochte aber bswp als Kind auch nicht unter Eisenbahnbrücken durchlaufen, wenn gerade ein Zug drüber fuhr und bin dann entweder stehen geblieben der ganz schnell durchgerannt.
Da sehe ich jetzt keine großen Unterschied zu ihrem Verhalten/Empfinden. Mein Bauchgefühl sagt mir eigentlich, dass der Unfall nicht Ursache einer PTBS oder sowas ist...
Aber das war vor 2 Jahren auch eine Fragestellung an die Begutachtungsstelle. (die dann aber gar nicht berücksichtig wurde)
Jedenfalls ließ ich in Klasse 3 vor allem wegen des Verdachts der HB/Unterforderung sowohl den IQ testen, als auch bin mit ihr wegen des depressive Verhaltens zu einer "psychologischen Begutachtungsstelle".
Das Ergebnis der Begutachtungsstelle (nach dem IQ-Test an anderer Stelle, der bei der Begutachtungsstelle dann aber vorlag; allerdings sind sie da im Gutachten und im Gespräch GAR nicht auf mögliche Zusammenhänge eingegangen) war dann die dringende Empfehlung, unbedingt vor Pubertät therapeutische Hilfe zu suchen, weil die Ergebnisse der Fragebögen und Tests auffällige Neurotizismuswerte ergaben und auf eine starke Neigung zu Angststörungen und Depressionen hinwiesen und das alles Hinweise auf eine "internale Störung" seien.
Und weil das Selbstwertgefühl in der Pubertät wohl nochmal sehr in Wanken geraten würde, sollte man da unbedingt vorher schon eingreifen.
Bis dahin kann ich dem noch ganz gut folgen, und darum bin ich der Empfehlung auch nachgekommen und wir haben eine Psychologin gesucht.
Als mögliche Ursache wurde allerdings gesagt, dass man in der frühen Kindheit schauen müsste (idealerweise mit Hilfe einer tiefenpsychologisch arbeiteten Therapeutin) und systematisch, weil ggf eine gestörte Mutter-Kind-Beziehung oder -Kommunikation zugrundeliegt. Es gäbe da auch zu wenig Ausstausch auf emotionaler Ebene.
Das passt alles meiner Meinung nach ganz und gar nicht. (was mir befragte Freunde, die uns näher kennen, auch bestätigten)
Und da beginnt mein Misstrauen zu den Psychologen.
Ich halte es nach wie vor für sinnvoll, dass meine Tochter am Selbstwertgefühl arbeitet und ggf Strategien erlernt, mit Angst und Stress und heftigen Emotionen besser umzugehen. Dass sie damit Probleme hat, haben wir ja jetzt beim Thema Matheunterricht wieder erlebt.
Da sehe ich als Laie aber eher einen verhaltenstherapeutischen Ansatz.
Aber ich bin eben nur Laie.
Die Schulpsychologin, bei der wir neulich wegen des aktuellen Matheproblems und der immernoch aktuellen Schulunlust waren, meinte dazu, der Ansatz sei im Grunde egal, beides könne und würde ihr helfen.
Auch sie meinte aber nach den Ergebnissen der Fragebögen (dort hatte Kind nochmals welche zu den Themen Selbstwert, Angst und Depression ausgefüllt), sollten wir nach einer Therapiemöglichkeit schauen.
Wie Katze schon sagte, habe ich aber bisschen die Sorge, dass bei falschem Ansatz bzw unpassender Therapie/Therapeutin das Kind womöglich eher kränker als gesünder gemacht wird.
Dass sich dann womöglich Probleme manifestieren, die sie eventuell selbst auf natürliche Weise in den Griff kriegen könnte.
"Neurotizismus" ist für mich auch nicht anderes als (ungereifte) Hochsensibilität.
Und "internale Störung" heißt für mich, dass sie noch nicht ausreichend gelernt hat, ihr intensives Innenleben auf gesunde Weise auszudrücken.
Aber da sehe ich Fortschritte. (bspw ihre kleinen Filmchen, ihr zerstochenes Wutkissen)
Aber ich weiß überhaupt nicht, was die Pubertät da wirklich noch an Zusatzproblemen bringen könnte. Es sind ja jetzt schon mehrere Psychologen, die damit "gedroht" haben.
Ich selbst kann mich übrigens an keine größeren Problem mit und während der Pubertät erinnern. Aber damals war hier auch gerade die Wende und meine Familie aktiv beteiligt. Die äußeren Umstände hielten uns alle ziemlich in Atem. Da war vielleicht einfach zu wenig Zeit & Gelegenheit für Pubertätsdramen.
Ich weiß nur, dass ich zwischen 11/12 und 14/15 auch als Junge rumgelaufen bin und mir damals endlos viele Gedanken um alles mögliche gemacht habe.
Und ein paar Mal habe ich - relativ harmlos - mich mit einem Zirkel auf dem Handrücken durch Herumkratzen selbst verletzt, vor allem immer dann, wenn es Streit mit meiner 7 Jahre älteren Schwester gab, der ich mich hilflos ausgeliefert gefühlt habe. (sie hat mich tw richtig gemobbt) Ich wusste damals einfach nicht wohin mit meiner Wut und meinem Frust.
Da wurde aber kein großes Ding draus gemacht und das kam auch nur so maximal 2, 3 mal vor. Das war so etwa im Alter meiner Großen jetzt.
Ich schwanke halt momentan zwischen der Annahme, dass sich das alle ggf von allein reguliert (was ich durchaus für möglich halte, zumal meine Tochter ja volle Unterstützung und abgesehen vom fehlenden Vater eine heile Großfamilie um sich hat) und der Möglichkeit, dass ich das womöglich einfach (noch?) nicht richtig einschätzen kann, was da noch auf uns zukommt und nichts versäumen will.
Rabaukenmama hat geschrieben:
Ob der Therapeut bzw. die Therapeutin passend ist kann dir deine Tochter selbst sagen. Natürlich ist das Erstgespräch mit Dir und wenn du ein ungutes Gefühl hast dann musst du deine Tochter ja gar nicht erst hinschicken. Aber wenn du glaubst, dass es passen könnte, dann vereinbare erst mal 2-3 Einheiten und richte dich dann nach deiner Tochter ob sie dabei bleiben will.
Die Erstgespräche waren je direkt mit mir und dem Kind gemeinsam.
Beim ersten Mal (vor 2 Jahren) war das Kind wie gesagt danach völlig verstört und wollte auf keinen Fall wieder hin.
Jetzt letzte Woche war meine Tochter vollkommen neutral und meinte, nach
einem Termin könne man noch gar nichts sagen. Sie wirkte auch im Gespräch sehr gelassen.
(Als die Psychologin sie selbst fragte, warum sie ihrer Meinung nach da wäre, meinte sie übrigens: "Weil ich so ungern in die Schule gehe". Ob sie alles andere als nicht relevant empfindet, oder nur nichts dazu sagen wollte, weiß ich allerdings nicht. Da jetzt gerade Ferien sind, ist sie derzeit aber auch wieder ausgeglichen und mit sich im Reinen...)
Ich glaube, mich stört vor allem, dass die Psychologin in die gleiche Kerbe schlug wie die Begutachtungsstelle. Mir fehlte da die Offenheit, dass die Ergebnisse der Fragebögen auch andere Schlussfolgerungen zulassen.
Ich hätte an sich auch gesagt, dass meine Tochter da jetzt noch paar Mal allein hingehen solle (bis zu 5 Terminen sind zum "Beschnuppern" vorgesehen) und dann zu entscheiden.
Aber dazu sagte die Psychologin ja, dass wir uns bitte gut überlegen sollten, ob wir wiederkommen und weitermachen, denn falls ggf bei den Terminen "was aufgerissen" wird, ein Abbruch dann sehr ungut wäre.
Das klang so bisschen wie: alles oder nichts, entscheiden Sie das bitte jetzt, sonst droht Gefahr.
Das schreckt mich jetzt ehrlich gesagt ziemlich ab.
Ich finde das nicht gerade vertrauenserweckend.
Und auch nicht, dass sie mit Zweifeln ein Problem hat. Da bin ich der Meinung, dass es ihre Aufgabe ist, die auszuräumen und sie nicht verlangen kann, dass ich sie ohne ihr Zutun einfach ablege.