Therapeutensuche

ganz allgemein zu Hochbegabung und IQ, theoretisch und praktisch
Meine3
Dauergast
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Re: Therapeutensuche

Beitrag von Meine3 »

wer hier hat denn Erfahrungen mit Therapeuten. Selbst oder beim Kind?
Beides. Beide Male war es nicht so prickelnd...
Wir sind da ja gerade auf der Suche und ich finde es sehr schwer.
Ist es auch. Ein Therapeut muss einfach "passen". Sowohl menschlich, als auch mit dem psychologischen Ansatz, der Herangehensweise. Da sucht man manchmal ne Weile. Ich hatte 3 Mal Pech, andere, die ich kenne hatten sehr viel eher Glück.
Einerseits will ich offen sein und denke auch, dass es meinem Kind helfen könnte.
Du MUSST auch offen sein. Wenn du das nicht bist, könnte deine feste Vorstellung darüber, wie die Therapeutin zu sein oder zu denken oder an gewisse Dinge heran zu gehen hat, die Chance verbauen, jemanden zu finden, der für deine TOCHTER der/die Richtige sein könnte.
Anderseits habe ich Probleme, der Kompetenz der Therapeuten zu vertrauen.
Das kann ich persönlich gut nachvollziehen und deswegen kann ich auch sagen: das wird das Hauptproblem bei der Suche sein.
Ich will da keine "Experimente" mit der Psyche meines Kindes.
So darfst du das nicht sehen. Es gibt nicht nur schwarz oder weiß. Es gibt viele richtige Wege und Herangehensweisen. Nicht alles, was dir erst einmal "falsch" oder seltsam vorkommt, muss es auch zwangsläufig sein. Du bist ja kein Psychologe, kein Therapeut. Egal wie viele Bücher du gelesen hast und egal wie gut du dich mit Hochsensibilität und Hochbegabung auskennst: du suchst jetzt einen Fachmann oder eine Fachfrau, weil du das nicht leisten kannst, was ein Therapeut kann. Damit will ich nicht sagen, dass du "nichts weißt", aber du hast einen ganz speziellen Blick auf deine Tochter. Du hast die "HB und HSP"-Brille auf. Der Therapeut erst einmal nicht.
Zumal ich befürchte, dass sich die Probleme sogar verschlimmern könnten, wenn man das falsch angeht.
Ja, theoretisch könnte das passieren. DA gibt es keine Garantie. Grade bei einem Kind, aber das ist wie mit dem Klassensprung. Deswegen die mögliche Chance zu verpassen, dass deiner Tochter wirklich geholfen werden kann und es ihr langfristig mit sich selbst und der Umwelt besser geht, wäre sehr schade...
Kennt ihr dieses Misstrauen?
JEP! Mein Vater war Psychologe und ich habe nie wieder jemanden kennen gelernt, der seelisch so kaputt war... Ich denke aber, das genau das der Grund war, warum bislang bei mir das mit den Psychologen nicht so klappen wollte. Ich vertraue nicht, ich mache zu, ich bin mistrauisch. Auch wenn ich es sehr versuche, ich kann das schlecht trennen. Bei der Psychologin für meinen Sohn gelang es mir ganz gut (weil sie eine Frau ist), aber dann hat sie eben doch leider so schwammige und unklare Empfehlungen abgegeben und uns im Regen stehen lassen, dass ich auch hier im Nachgang recht enttäuscht war.
Wir hatten grad ein Erstgespräch, was nicht besonders gut lief.
Ich fand, die Therapeutin (noch recht jung) hatte recht schnell ein bestimmtes Bild von uns, bzw ich hatte das Gefühl, dass es mir nicht gut gelungen ist, rüberzubringen, was ich eigentlich möchte.
Ich hatte ihr u.a erklärt (bzw hatte sie das gefragt), was beim letzten Versuch vor 2 Jahren schief gegangen war (Kind war damals nach dem Gespräch völlig verstört, die Therapeutin war sehr ungeschickt, sprach z.B. vor meiner Tochter von therapeutischen Möglichkeiten die bis hin zu einer Einweisung in eine Klink gingen, was mit uns im Speziellen gar nichts zu tun hatte, war ja nur das Erstgespräch, aber beim damals 9jährigen Kind kam an, dass es sie auch betreffen könnte) und dass zu Tochter bei der Diagnosestellung (andere Stelle, reine Erhebungsstelle) meiner Meinung nach tw falsche Schlussfolgerungen gezogen wurden aus den Erhebungen, die gemacht wurden. (Bspw sollte mein Kind dort Geschichten zu Bildern erzählen. Ergebnis war, dass die Kinder in ihren Geschichten immer allein und ohne Hilfe die dargestellten Probleme lösten. Es kam da niemals eine Mama vor, die half. Schlussfolgerung der Psychologen war, dass meine Tochter sich nicht ausreichend unterstützt fühlt und evtl keine gute Vertrauensbeziehung zu ihren Bezugspersonen besteht. ICH denke dagegen eher, dass es ihr Autonomiestreben widerspiegelt. Sie MÖCHTE selbst Lösungen finden und MÖCHTE nicht angewiesen sein auf andere. Keiner Im Bekanntenkreis, den ich dazu befragt habe, glaubte übrigens an die "zu wenig Unterstützung-These")

Ich denke schon, dass es dir gelungen ist, rüber zu bringen was du möchtest. Das kannst du doch sonst auch sehr gut :). Aber eventuell eben nur einen bestimmten Aspekt und das gibt ein einseitiges Bild ab...

Du beziehst sehr viel auf die Hochbegabung und die Hochsensibilität und wahrscheinlich hast du damit auch recht und die meisten Probleme deiner Tochter lassen sich dadurch erklären. Aber vielleicht auch nicht. Die Veranlagung zu Depressionen kann ZUSÄTZLICH dazu tatsächlich vorliegen. Und ja: vielleicht bedingt DURCH die Hochbegabung und Hochsensibilität. Vielleicht steckt aber auch mehr oder was anderes dahinter.

Du musst da die Kontrolle jetzt schon ein wenig abgeben. Das kannst du natürlich nur, wenn dir die Person sympathisch ist und du versuchen kannst ihr zu Vertrauen, was bei dieser speziellen Person offensichtlich nicht der Fall war.

Wenn du merkst, dass du das grundsätzlich nicht kannst, dann werdet ihr wahrscheinlich auch nicht so schnell fündig.
Außerdem hatte ich berichtet, dass die Psychologin vor 2 Jahren im zweiten (und letzten Gespräch), wo wir das schlecht gelaufene Erstgespräch noch mal besprachen, gemeint habe, sie spüre viele Zweifel bei mir, eine Therapie betreffend und das übertrüge sich aufs Kind und dann wäre es verunsichert und so würde das Ganze keinen Sinn machen.
Da gab diese Therapeutin dieses Mal ihre "Vorgängerin" direkt recht. Das sei so.
Aber sie hat doch Recht: du HAST Zweifel. Und die überträgst du auch sicherlich auf deine Tochter... :gruebel:
Überhaupt vermittelte sie mir das Gefühl, dass meine Einschätzungen falsch und die der Kollegen richtig seien.
Und sie hat doch auch Recht. Du HAST Zweifel und die hast du deutlich gezeigt, wenn du viel Zeit darauf verwendet hast, ihr zu schildern, was die Vorgängerin alles falsch gemacht hat. Ich denke, dass die Therapeutin vielleicht grade dadurch, dass sie einen distanzierten und neutralen Blick auf euch hat, andere Dinge wahrnimmt als du. Das muss nicht zwangsläufig falsch sein, nur weil es nicht in genau die Richtung geht, die du dir vorstellst. Eine Therapie kann manchmal sehr unangenehm sein. Egal wie nett man den Therapeuten sonst findet. Er/sie legt die Finger auf die Stellen, die weh tun, wo man eigentlich lieber nicht hinschauen oder hindenken will. Das ist nicht immer sofort heilsam und schön.

Du bist spezialisiert auf Hochbegabung und Hochsensibilität. Du siehst das überall. Alles verbindest du damit. Aber nicht ALLES muss etwas damit zu tun haben. Es kann aber. Ich bin ganz sicher, dass eine fähige Therapeutin sich da auch umstimmen lässt, wenn sie deine Tochter kennen lernt und wenn nichte, dann ist da vielleicht auch einfach noch eine andere Baustelle, die du bislang nicht gesehen hast, nicht sehen wolltest, wie auch immer.

Aber hierfür, also um deine Tochter wirklich kennen zu lernen, muss deine Tochter Vertrauen zu der Psychologin fassen und DAS wird nur passieren, wenn sie von dir kein Mistrauen oder Zweifeln spürt. Denn sie ist ja sehr sensibel und du bist ihre engste Bezugsperson. Deine Meinung ist wichtig. Dein Zweifel und dein Mistrauen sind demnach wichtig.

Aber sie hatte sich ja wenigsten neutral verhalten können, sie gab aber stattdessen zu verstehen, dass ich auf dem falschen Dampfer sei.
Das ist schade. Ein wenig mehr Feingefühl wäre schön, aber vielleicht ist sie genau da dann doch einfach noch zu jung. Man wächst ja mit seinen Aufgaben... :gruebel: Vielleicht ist sie auch einfach ziemlich direkt und hat sich aufgrund deiner Erzählungen (und sie kann sich ja erstmal nur ein Bild von dir und deiner Tochter machen, anhand von dem, was du ihr "gibst") eben ein sehr einseitiges, natürlich noch unvollständiges Bild gemacht. Das muss nicht heißen, dass sie wiederum grundsätzlich auf dem falschen Dampfer ist oder sie ihre Meinung nicht später revidieren könnte.

Das ist aber eigentlich alles irrelevant. Du hast dich nicht verstanden gefühlt, sie wirkte auf dich nicht Vertrauens erweckend oder sympathisch. Das kann so nix werden. Und das ist auch okay. Wenn du versuchst offen zu sein und versuchst zu GLAUBEN, dass eine Therapeutin/Psychologin deiner Tochter helfen kann, dann werdet ihr auch die richtige Person finden. Lass den Kopf nicht hängen. Guter Rat ist bekanntlich selten (oder wars teuer? Wie auch immer, du weißt was ich meine).
Das mit den Zweifeln mag ja auch grundsätzlich stimmen, aber wer bitte hat den KEINE Zweifel bei sowas? Überlassen denn andere ihre Kinder wirklich voller Vertrauen einem wildfremden Menschen?
Ist es nicht eine der Aufgabe eines Psychologen, mit Zweifeln umzugehen und nach und nach Vertrauen zu schaffen?
Ja, viele haben Zweifel, viele sind mistrauisch. Das ist normal und JA: sie sollte versuchen Vertrauen zu schaffen. Da war sie wohl recht ungeschickt. Ob das am Alter lag, an ihrem grundsätzlichen Charakter, der Tagesverfassung, wer weiß... Man muss grundsätzlich sich vorstellen können dieser Person zu vertrauen und wenn das von Anfang an nicht passt, dann ist das sogar gut. Besser als wenn es später auffällt...

Abgesehen davon: Sie hätte doch sicherlich auch nicht den Vertrauen gewonnen, wenn sie dir Honig um den Bart geschmiert und dir Recht gegeben hätte, obwohl sie anderer Meinung ist. Wahrscheinlich hättest du das doch gemerkt, oder? Sie hat dir ihr ehrliches Feedback gegeben. Es passt nicht. Next :fahne: .

Am Ende des Gespräches erklärte die Therapeutin, nach all dem, was ich so gesagt habe, müsse sie ja fast Angst haben alles falsch zu machen.
Ich weiß nicht, wie ich das ausdrücken soll: auch Therapeuten sind nur Menschen. Nach deinen Erzählungen hast du an den Vorgängern kein gutes Haar gelassen. Versuche kurz, dich in ihre Lage zu versetzen. Hättest du das Gefühl, du könntest einer Frau mit ihrem Kind helfen, die im 1. Gespräch viel Zeit darauf verwendet, zu erzählen, was die Vorgängerin alles falsch gemacht hat? Ich hätte da auch das Gefühl, ich könne eigentlich nur ins Klo greifen. Nicht falsch verstehen: ich verstehe deine Beweggründe ihr das alles zu erzählen, aber es wäre vielleicht sinniger gewesen, mehr bei DIR und deiner Tochter zu bleiben, mehr von EUCH zu erzählen.

Nun stecke ich im Dilemma. Trotzdem probieren oder weiterschauen?
weiterschauen. Ganz klar. Das passt nicht.
An anderen Stellen gibts erst in 1/2 Jahr Termine. Hier könnte Kind sofort loslegen.
Tu's nicht. Oder hast du das Gefühl, deine Tochter ist ernsthaft "gefährdet", so dass sie eine weitere Suche nicht aushält und quasi SOFORThilfe unbedingt braucht? Diese Psychologin hat keinen "Bock" auf euch. Sie hat sich ein Bild gemacht, das nicht so ausfällt, wie es würde, wenn sie euch besser kennen würde oder du einen anderen Ansatz/Einstieg ins Gespräch gesucht hättest. Sie hatte das, was du ihr gegeben hast, anhand dessen hat sie reagiert. Das tut mir leid für euch, aber wahrscheinlich ist sie dann wirklich nicht die Richtige. Ihr sprecht nicht die selbe Sprache.
Menschlich war die Dame sympathisch, aber eben auch sehr jung und ja, ich bin unsicher, ob sie der Aufgabe gewachsen ist bzw das richtig angeht.
Das ist eigentlich schon mal gut. Sympathie ist meiner Meinung nach ausschlaggebend um jemandem mal vertrauen zu können. Aber ich höre außer in diesem Satz sonst überhaupt nicht heraus, dass du sie für geeignet hältst. Von daher: lass es.
An sich muss sich ja das Kind mit ihr verstehen, nicht ich.
Womöglich stimmt es ja auch und KEIN Therapeut genügt je meinen Ansprüchen. :roll:
DA sehe ich auch die große Gefahr, liebe Sinus. Ich verstehe dich, weil ich da so ähnlich ticke...Aber grade deswegen sage ich dir: Wirf nicht jetzt schon die Flinte ins Korn! Versuche beim nächsten Termin geistig offener zu sein und grundsätzlich erst einmal der Kompetenz deines Gegenübers zu trauen (und eventuell weniger über die Vorgänger zu schimpfen :fahne:), dann wird das Gegenüber auch offen sein für deine gedanklichen Ansätze, wird diese ernster nehmen können und der Einstieg wird leichter und somit auch das Ausloten ob es passen könnte.

Hat hier jemand Erfahrungen, hatte auch Zweifel und kann berichten, wie es ihm erging?
Es kann sein, dass nicht alles wahr ist, was ein Mensch dafür hält, denn er kann irren, aber in allem, was er sagt, muss er wahrhaftig sein.
Katze_keine_Ahnung
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Re: Therapeutensuche

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

@sinus

für mich ist dein Bestreben eine perfekte Lösung zu finden ein Zeichen dafür, dass die Situation nicht schlimm genug ist, um äußere Hilfe zu suchen. Würde es akut brenen, wärest du dankbar, dass überhaupt jemand Zeit hat, sich dem Problem zu widmen. Das meine ich keinesfalls als Angriff! In einer Frage hat die Therapeutin recht. Du hast Angst einiges Falsch zu machen und daher wäre es vielleicht gar keine schlechte Möglichkeit, wenn du mit der Therapeutin, die jetzt ja Zeit hat, über deine Probleme ohne Kind sprichst. Vielleicht kann sie dir helfen?
Meine3
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Beitrag von Meine3 »

sinus hat geschrieben:...blöd finde ich immer - danke Herr Rost :twisted: - dass alle einem einreden wollen, dass die Hochbegabung getrennt von den psychischen Problemen zu betrachten sei. -> Denn Hochbegabte leiden ja statistisch gesehen nicht mehr unter psychischen Probleme, als Normalbegabte.
Ich fühle mich dann immer in der "Spinner"-Position bzw so, als wolle ich andere mögliche Probleme (z.B. in derMutter-Kind-Beziehung) verschleiern oder negieren, in dem ich alles auf die Hb schiebe.
Dabei finde ich nur, das sie mit berücksichtigt werden sollte. Und bin auch überzeugt, dass man da ganz schnell auf dem Holzweg landen kann, wenn man es NICHT tut. (siehe diese Autonomie-Geschichten)
Warum finden ich denn die Probleme meines Kindes in fast allen Büchern über Hb als mögliche Problemfelder, wenn sie damit angeblich so gar nichts zu tun haben...

Bei uns in der Kita wurde bei Sohn hingegen tatsächlich ALLES auf die Hohe Begabung geschoben, bei der KJP und dem Soz.Päd auch. DAS ist dann das andere Extrem. Und immer wieder komme ich zu dem Punkt: Sorry, aber da ist MEHR...Er ist nicht einfach nur hochbegabt. Allein das Intelligenzprofil sagt ja schon viel (die Berg- und Talfahrt). Aber wir hatten bei der KJP nur 5 Termine, beim Soz.Päd 2 Stunden. Die Erzieher haben ihn mit Kindern verglichen, die ADHS ohne HB haben und dann geschlussfolgert, dass das nicht sein kann.

Ich finde man darf nicht automatisch davon ausgehen, dass alles was deine Tochter so umtreibt, NUR mit der HB und der HS zu tun hat. Man sollte es definitiv mit einbeziehen, ohne Frage; und immer wieder in die therapeutische Arbeit mit einfließen lassen, dass das Kind nicht altersgerecht handelt/denkt/fühlt, sondern bedenken, dass sie hier reifer ist.

DENNOCH, deine Tochter hat Probleme, die bei weitem nicht jedes hochbegabte und hochsensible Kind hat. Wenn das so "einfach" wäre, dann wäre der Fall ja schon gelöst :fahne:.

Ich neige zu Depressionen. Ich hatte Prüfungsangst und Verlustängste. Habe Klaustrophobie und Höhenangst. Und ganz ehrlich: die HB hat bestimmt bei manchen Dingen ihren Anteil daran, aber die HB ist nicht "Schuld" an allem. Da ist auch eine erbliche Komponente, da ist der Umstand, dass ich keine schöne Kindheit hatte, dass ich sehr sensibel bin, wenig Selbstbewusstsein habe, dass ich Traumata erlitten habe, etcpp.

Man muss das eben ganzheitlich betrachten. Das ist die Aufgabe der Therapeutin. Wenn sie nur in eine Richtung schaut (Hochbegabung und Hochsensibilität) dann entgeht ihr eventuell was entscheidendes.

Einfach nur hochbegabt sein, grade wenn das Kind es weiß und da gut unterstützt wird (was bei deiner Tochter der Fall ist!), ist eigentlich wirklich kein Grund depressiv zu werden und Ängste zu entwickeln. Ich kenne genug hochbegabte Menschen, die absolut nicht depressiv sind und sehr gut durchs Leben gehen. Ich glaube, du verstehst was ich meine... Detlef Rost hat dazu beigetragen, dass gerne negiert wird, dass HB und HS zu Problemen führen KANN und das ist ärgerlich, aber i.d.R sind Underachievment etc bei Hochbegabten eben AUCH mit bedingt durch die Lebensumstände und durch den Charakter, nicht NUR durch die HB. Das so isoliert zu betrachten ist der falsche Ansatz.

Du möchtest Hilfe für deine Tochter, dann lass das zu. Mir kommt so vor, als müsse die Psychologin, die dir "passt", einfach genau das aussprechen, was du in Büchern gelesen und über HB und HS erfahren hast. Bezieht sie andere Aspekte mit ein oder geht sie gedanklich in einer andere Richtung, findest du das falsch und fühlst dich nicht verstanden. Das ist es aber nicht zwangsläufig so. eine Therapie dauert MONATE oder gar JAHRE. Sie wird nicht nach 1 Sitzung ihr "Urteil" fällen und eine Diagnose stellen. Bis dahin kann man lediglich eine Richtung erahnen oder feststellen, was das Kind für Probleme hat. WARUM das Kind diese Probleme hat, das wird ja dann genau in der Therapier ergründet.
Es kann sein, dass nicht alles wahr ist, was ein Mensch dafür hält, denn er kann irren, aber in allem, was er sagt, muss er wahrhaftig sein.
Rabaukenmama
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Re: Therapeutensuche

Beitrag von Rabaukenmama »

Wegen guter persönlicher Erfahrung mit Therapeuten: HIER :D !

Ich war war knapp 20 Jahren in einer schweren persönlichen Krise mit Todessehnsucht und Es-ist-alles-sinnlos-Gedanken. Ich habe mir aus dem Telefonbuch die nächstbeste Psychotherapeutin in meine Wohnnähe (weil fahren wäre mir in dem Zustand gar nicht möglich gewesen) rausgesucht und - BINGO - es hat sofort "gepasst" :) . Ich war etwa ein Jahr wöchentlich in Therapie und danach hatte ich mein Leben wieder im Griff. Dabei hat sie - objektiv gesehen - gar nicht viel mit mir "gemacht". Nur halt hie und da mal (wenn sie meinen Redeschwall unterbrechen konnte :P ) die richtigen Fragen gestellt und die richtigen Denkanstöße gegeben.

Dabei war es damals nicht so, dass ich niemanden "zum reden" gehabt hätte. Im Gegenteil, ich hatte einige sehr empathische Freundinnen mit denen ich wirklich über ALLES reden konnte (auch über meine schwarzen Gedanken). Aber einerseits wollte ich diese Freundinnen nicht permanent mit meinen Problemen belasten und zweitens war die Hilfe nur "durch zuhören" zwar wichtig, aber eben nicht genug. Und wirklich feedback geben konnte keine von meinen Freundinnen, die Psychologin aber sehr wohl.

Nach vielen "guten Jahren" ging es mir vor knapp 2 Jahren psychisch wieder schlechter. Auslöser waren Probleme mit den Kindern (vor allem die autistischen Anfälle meines jüngeren Sohnes waren sehr belstend) und eine handfester Depression meines Mannes, durch die er für mehr als ein halbes Jahr komplett "ausgefallen" ist - alles hing an mir. Rückblickend war es bei mir eher Überforderung als eine Depression, aber trotzdem brauchte ich wieder Hilfe. Ich habe im Internet gesucht und war total erleichtert, dass "meine" Psycholgin nach wie vor arbeitet. Daher war ich nach über 15 Jahren Paus wieder für insgesamt 9 Monate in 2-Wochen-Abstand bei ihr. Und ich hatte wieder denselben positiven Effekt wie beim ersten Durchgang.

Mein Mann hat ebenfalls vor 1 1/2 Jahren eine Psychotherapie begonnen, wo er bis vor ca. 1 Monat wöchentliche Termine hatte. Auch er hatte das Glück, dass er auf Anhieb die passende Psychologin gefunden hat. Es war zwar sehr teuer (Euro 110,- pro 45-min-Sitzung), aber das war es allemal wert. MIttlerweile geht es meinem Mann wirklich DEUTLICH besser und der Unterschied ist wie Tag und Nacht.

Meinem Mann und mir haben außerdem vor ca. 5 Jahren die regelmäßigen Termine bei der Psycholgin und Sozialarbeiterin (sie hatte beide Ausbildungen) vom Kinderschutzzentrum sehr gut getan. Also für Erwachsene überwiegen zumindest bei mir die positiven, persönlichen Erfahrungen :) .
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Rabaukenmama
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Re:

Beitrag von Rabaukenmama »

Meine3 hat geschrieben: Du möchtest Hilfe für deine Tochter, dann lass das zu. Mir kommt so vor, als müsse die Psychologin, die dir "passt", einfach genau das aussprechen, was du in Büchern gelesen und über HB und HS erfahren hast. Bezieht sie andere Aspekte mit ein oder geht sie gedanklich in einer andere Richtung, findest du das falsch und fühlst dich nicht verstanden. Das ist es aber nicht zwangsläufig so. eine Therapie dauert MONATE oder gar JAHRE. Sie wird nicht nach 1 Sitzung ihr "Urteil" fällen und eine Diagnose stellen. Bis dahin kann man lediglich eine Richtung erahnen oder feststellen, was das Kind für Probleme hat. WARUM das Kind diese Probleme hat, das wird ja dann genau in der Therapier ergründet.
Hier möchte ich mich anschließen. Mir kommt vor, als würde man mit einem Rahmen losziehen und ein Bild dazu suchen. Sinus hat ein klares Bild vor Augen was ihre Tochter kann, was ihr "zu viel" wird, was sie missverstehen könnte, womit sie gut zurecht kommt und womit sie Probleme hat. Dieses Bild ist aus der Erfahrung der Mutter-Tochter-Beziehung in Jahren gewachsen und für das Verhältnis zwischen sinus und ihrer Tochter stimmt es auch. Aber bei einer neuen Bezugspeson (und die Psychologin sollte ja eine solche werden) können diese Voraussetzungen auch komplett anders aussehen.
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sinus
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Re: Therapeutensuche

Beitrag von sinus »

Meine3 hat geschrieben:[

Du möchtest Hilfe für deine Tochter, dann lass das zu. Mir kommt so vor, als müsse die Psychologin, die dir "passt", einfach genau das aussprechen, was du in Büchern gelesen und über HB und HS erfahren hast. Bezieht sie andere Aspekte mit ein oder geht sie gedanklich in einer andere Richtung, findest du das falsch und fühlst dich nicht verstanden. Das ist es aber nicht zwangsläufig so. eine Therapie dauert MONATE oder gar JAHRE. Sie wird nicht nach 1 Sitzung ihr "Urteil" fällen und eine Diagnose stellen. Bis dahin kann man lediglich eine Richtung erahnen oder feststellen, was das Kind für Probleme hat. WARUM das Kind diese Probleme hat, das wird ja dann genau in der Therapier ergründet.
...ich schiebe nicht alles auf die HB, bestimmt fehlt dem Kind bspw auch der Vater im Sinne von einer Identifikationsfigur, die bestimmte Eigenschaften mit ihr gemeinsam hat.
(sie hat da viel von ihm, er nimmt bspw auch immer alles gleich persönlich und ist sehr empfindlich und sensibel bswp)
Außerdem sieht sie auch anders aus, als andere Kinder, weil sie nunmal ein mixed ethnic Kind ist. Und als sensibles Kind wird sie sehr genau spüren, dass sie entsprechend auch mitunter anders angeschaut wird, als das durchschnittliche mitteleuropäische Kind. (in unserer ostdeutschen Kleinstadt gibt es nach wie vor nur sehr wenige Menschen anderer Hautfarbe. In ihrem 100-Kinder-Kiga bspw war damals nur noch ein weiteres Kind, was erkennbar anders aussah, in ihrer Grundschulklasse ist auch nur eines, in der aktuellen Klasse ist auch wieder nur eines.)
Und sie hat außerdem ihre ersten 5 Jahre als einziges Kind mit 3 Erwachsenen zusammengelebt. (die Großeltern wohnen mit im Haus)
Und dann gabs da noch den Unfall, der durchaus Potential für eine postraumatische Belastungsstörung hatte. Und der vielleicht auch vorübergehend unsere Beziehung beeinflusst hat.
(ich hab mich damals auch eine Zeit lang öfters mit dem Gedanken beschäftigt, "was wäre gewesen wenn... ich sie verloren hätte?" und habe mich eventuell emotional tw vor ihr verschlossen, um den damit verbundenen Schmerz zu vermeiden.)
Da sind viele verschiedene Ansatzpunkte und dessen bin ich mir sehr bewusst.

Ich habe aber jetzt mehrfach erlebt, dass die HB und die HS aus der Betrachtung völlig ausgeschlossen wird und das finde ich falsch.
Und ich sehe da einfach die Gefahr von Fehldiagnosen.

Ich wünsche mir jemanden, der das ganzheitlich betrachtet und dabei MIT berücksichtigt, dass das Kind in bestimmten Bereichen nunmal "außerhalb der Norm" ist.
Was dann ja evtl auch Einfluss drauf hat, wie das Kind Fragebögen ausfüllt - und wie es auf unterstellte "Diagnosen" reagiert.
Und auch, wie intensiv und kritisch es bspw eine fehlende Passung wahrnimmt.

Ich hatte bisher nie das Gefühl, dass das Thema irgendwie einbezogen wurde bzw die Bereitschaft dazu besteht. (Außer bei den entsprechenden Beratungsstellen und die behandeln nicht)
Im Gegenteil - es wurde immer direkt abgewiegelt. Das KANN doch nicht richtig sein, wenn ein Aspekt so komplett ausgeklammert wird. :roll:
Wenn man wenigsten gesagt hatte: "Ja, das kann durchaus ein Problemfeld sein" oder "Ja, da müssen wir mal schauen, ob und wie viel das zum Problem beiträgt"
Bisher fühlte ich mich aber schlicht da nicht richtig ernst genommen. Wie Charlotte es schrieb. Eher so "jaja, lass die mal reden"


PS: Eine Bekannte mit ähnlich gestricktem Kind mit ähnlichen, tw viel heftigeren Problemen (psychosomatische Beschwerden, wieder Einnässen) war übrigens damals (im Grundschulalter) auch bei einem Psychologen mit dem Sohn.
Ergebnis war "Passungsproblem", beobachten, verwächst sich. (was sich dann auch bewahrheitete)
Leider ist der Therapeut ein Mann und Kind möchte lieber zu einer Frau. (Weil sie tw eben auch Probleme mit der beginnenden Pubertät hat und sowas ungern mit einem Mann besprechen würde)

PS2: Beim letzten Gespräch hat mich eher abgeschreckt, dass die Therapeutin scheinbar recht schnell eine bestimmte Meinung entwickelt hatte (der Eindruck hatte mit Thema HB gar nicht zu tun, sie hatte mir bspw schon am Telefon bei Vereinbarung des Termins irgendwas auf den Kopf zugesagt, was mich etwas irritierte, weil ich es für verfrüht hielt) und dass sie mir am Ende das Gefühl vermittelte, sie möchte uns eigentlich abwimmeln.
Die Blätter sind bunt
nun bellt der Hund
nun lacht der Mund
Raureif liegt auf dem Gras.
Der Has`
friert um die Nas.

(Herbstgedicht der 6jährigen)
charlotte12
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Re: Therapeutensuche

Beitrag von charlotte12 »

Ich hatte mal beruflich bei derselben Arbeit nacheinander mit zwei unterschiedlichen Psychologen zu tun, und dabei fiel mir ganz stark auf, dass Diagnose A vom einen Psychologen häufig und vom anderen Psychologen nie gestellt wurde, mit Diagnose B war es umgekehrt. Daher kann ich mir schon vorstellen, dass es Psychologen gibt, in deren Weltbild Probleme durch Hochbegabung schlicht nicht vorkommen und andere, in deren Weltbild auch Dinge durch Hochbegabung erklärt werden, die besser anders erklärbar sind, frei nach dem Motto: Wenn man nur einen Hammer hat, ist jedes Problem ein Nagel.
Zu Meine3s Vater fällt mir spontan eine WG-Mitbewohnerin mit massiven Wahnvorstellungen ein, ihres Zeichens Psychologiestudentin. Ich kann mir schon vorstellen, dass es Menschen gibt, die nur deshalb Psychologie studieren, weil sie selbst massive Probleme haben und auf diese Weise Heilung für sich selbst suchen. Aber eben nicht nur. Eine Freundin von mir hatte massivste Prüfungsängste und hat es nur dank ihrer Psychologin endlich nach Jahrzehnten geschafft, ihr Studium zu beenden. Einziger Nachteil ist, dass ich ihr seitdem nichts mehr von MEINEN Problemen erzählen kann, weil sie ständig nur noch entgegnet "Und wie geht es dir jetzt damit?" o.ä., was mich total nervt :mrgreen:
Katze_keine_Ahnung
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Re: Therapeutensuche

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

@sinus

ich sehe deiner Beschreibung nach ein einziges Problem: dein Kind braucht gar keine Therapie. Ja, das leben gegen den Strom ist mitunter schwierig. Aber die andere Hautfarbe, die manchmal nicht ganz neurotypische Reaktionen, die Verletzlichkeit und Sensibilität sind nicht therapierbar. Kinder haben generell Identitäsprobleme ab dem Pubertät und wenn die Ausgangsbedingungen etwas schwieriger sind, dann können sie heftiger ausfallen. Geht es deinem Kind akut schlecht? Verschlechtert sich ihre Lage? Wenn du die beiden Fragen mit NEIN beantwortest, lass sie lieber den Sommer, die Freiheit und die Unbeschwertheit genießen. Das ist vermuttlich ihr letzer Kind-Sein-Sommer. Du bist für dein Kind eine Stütze genug. Du hast Kontakt und sie wird es dir zeigen, wenn sie akut Hilfe braucht.
Rabaukenmama
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Re: Therapeutensuche

Beitrag von Rabaukenmama »

charlotte12 hat geschrieben:Ich hatte mal beruflich bei derselben Arbeit nacheinander mit zwei unterschiedlichen Psychologen zu tun, und dabei fiel mir ganz stark auf, dass Diagnose A vom einen Psychologen häufig und vom anderen Psychologen nie gestellt wurde, mit Diagnose B war es umgekehrt. Daher kann ich mir schon vorstellen, dass es Psychologen gibt, in deren Weltbild Probleme durch Hochbegabung schlicht nicht vorkommen und andere, in deren Weltbild auch Dinge durch Hochbegabung erklärt werden, die besser anders erklärbar sind, frei nach dem Motto: Wenn man nur einen Hammer hat, ist jedes Problem ein Nagel.
Genau das habe ich vor allem bei KINDERpsychologen auch beobachtet. Eine hatte sich z.B. bei meinem älteren Sohn auf die "groben motorischen Defizite" eingeschossen, nachdem sie 5 min mit ihm Ball gespielt hatte. Gut, dass mein Sohn motorisch nicht der Überflieger ist, weiß ich selbst. Aber er konnte mit 4 Jahren ohne Stützräder Rad fahren, mit 5 Jahren Ski laufen, mit 6 Jahren sicher schwimmen, Rollschuh laufen, Roller fahren, halbwegs klettern,...

...nur Ball spielen hat er schon als Kleinkind nicht gemocht. Daher haben wir das auch nicht gemacht - warum sollte ich mein Kind genau zu dem Spiel drängen, das es ablehnt, während es an anderen viel Freude hat?

Aber im Befund stand genau drin, aus welchem Winkel mein Kind den Ball nicht fangen konnte, was es beim werfen falsch machte, und überhaupt wurde wirklich SEHR betont wie ungeschickt mein Kind sei. Und beim Abschlussgespräch stellte diese Psychologin die Theorie auf, dass mein Sohn auf Grund seiner motorischen Defizite von den anderen Kindern vermutlich ausgelacht und gemieden würde und DAS die eigentliche Ursache für seine sozial-emotionalen Probleme sei.

Tatsächlich war ich oft genug Augenzeuge, dass die sozial-emotionalen Probleme durch provokantes Verhalten und (autistische) Missverständnisse entstanden. Das habe ich der Psychologin auch gesagt, aber sie war der fixen Überzeugung, dass die anderen Kinder meinem motorisch so ungeschickten Sohn von Haus aus ablehnend gegenüber stehen würden, weil er sich so "anders" bewegt als sie selbst.

Gut, selbst hat man vermutlich nicht den "geschulten" Blick und übersieht vielleicht so Offensichtliches wie grobe motorische Defizite. Doch wenn es wirklich so schlimm und Ursache aller Probleme sein sollte, frage ich mich schon, warum weder den LehrerInnen noch den HortbetreuerInnen und der Ergotherapeutinnen (welche die motorischen Fähigkeiten meines Sohnes getestet hat) aufgefallen ist. Ja, es ist aufgefallen dass er LEICHTE Gleichgewichtsprobleme hat und dass seine Körperspannung ETWAS zu gering ist. Aber die Ergotherapeutin hat das nicht in besorgniserregendem Ausmaß gesehen und auch nicht zu einer regelmäßigen Ergotherapie geraten. Da mein zweiter Sohn Im Kindergartenalter tatsächlich (auch Außenstehenden auffallende) grobmotorische Defizite gehabt hat, hatte ich auch den direkten Vergleich. Und das, was diese Psychologin als die Ursache all seiner Probleme gesehen hat, war an den Haaren herbeigezogen.

Dasselbe galt für die Therapieempfehlung: Mein Sohn sollte in der Gruppe Ball spielen, um seine Grobmotorik zu verbessern! Sorry, aber wir sind eigentlich mit der Problemstellung hingekommen dass sich mein Sohn in Kindergruppen sehr schwer tut! Ihn dann genau in der Sache, die er am wenigsten mag und kann (Ball spielen) in eine Gruppe zu stecken, wird sein Sozialverhalten definitiv NICHT verbessern. Das brauch ich nicht auszuprobieren, das weiß ich. Unabhängig von mir haben das auch die Lehrerinnen erkannt und meinen Sohn (nach Rückfrage bei mir) von Grupppen-Ballspielen befreit, weil ihn diese Sitautionen einfach unheimlich viel Stress bereiten.

Wenn der therapeutische Rat nur gewesen wäre zu üben, wie man einen Ball fangen und werfen kann, wäre das kein Problem gewesen - täglich ein paar Minuten in 1:1 Situationen durchaus machbar! Aber so - Befund in den großen, runden Ordner!

Was die Hochbegabung und Hochsensibilität von sinus ́s Tochter betrifft, so vermute ich mal, dass die junge Psychologin das übergangen haben könnte, weil das Gebiete sind, auf denen sie sich nicht besonders gut auskennt. Also dass sie sich keine Blöße geben wollte und daher bei den Voraussetzungen geblieben ist, wo sie sich auf "sicherem Terrain" fühlt.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
sinus
Dauergast
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Re: Therapeutensuche

Beitrag von sinus »

Katze_keine_Ahnung hat geschrieben:@sinus

ich sehe deiner Beschreibung nach ein einziges Problem: dein Kind braucht gar keine Therapie. Ja, das leben gegen den Strom ist mitunter schwierig. Aber die andere Hautfarbe, die manchmal nicht ganz neurotypische Reaktionen, die Verletzlichkeit und Sensibilität sind nicht therapierbar. Kinder haben generell Identitäsprobleme ab dem Pubertät und wenn die Ausgangsbedingungen etwas schwieriger sind, dann können sie heftiger ausfallen. Geht es deinem Kind akut schlecht? Verschlechtert sich ihre Lage? Wenn du die beiden Fragen mit NEIN beantwortest, lass sie lieber den Sommer, die Freiheit und die Unbeschwertheit genießen. Das ist vermuttlich ihr letzer Kind-Sein-Sommer. Du bist für dein Kind eine Stütze genug. Du hast Kontakt und sie wird es dir zeigen, wenn sie akut Hilfe braucht.
Ja, da hast du sicher recht. Aktuell - ohne Schule - ist sie ausgeglichen und zufrieden und mit sich im Reinen.
Die Woche war sie u.a. mit 2 Freunden zum gemeinsamen Minecraftspielen verabredet und es war köstlich, sie dabei zu belauschen, wie sie sich gegenseitig scherzhaft angingen, jugendlich-frotzelig miteinander sprachen (meine Tochter dabei äußerst selbstbewusst) und viel lachten und scherzten.
Außerdem hat sich meine Tochter dieser Tage ein Gruppenspiel ausgedacht & vorbereitet, Prinzip ähnlich "Werwölfe" aber als Krimi mit Täter, Opfer, Unbeteiligter, Zeuge, was sie abends im Garten jetzt mehrfach mit Besuchskindern und Nachbarskindern gemeinsam spielten. (Die Nachbarskinder sind ganz scharf drauf und fragen danach)
Sie malt derzeit viel am neuen Tablet + Apple Pen, was sie sich zum großen Teil vom eigenen Geld gekauft hat, nachdem sie selbst recherchiert hat und viele Tutorials geschaut hat, was sie braucht und wie sie vorgehen muss.
Für die Oma hat sie neulich ein Video mit aufblühenden Nachtkerzenblüten geschnitten und mit klassischer Musik und Text unterlegt, was ich nicht besser hätte machen können.
Ich sehe da aktuell kein Kind mit Angststörung oder Depression.
Aber jetzt sind ja grad auch Ferien...
(Ihr Zeugnis war übrigens für sie selbst überraschend gut, in Mathe hat sie die 3 noch geschafft, nachdem sie in der letzten Arbeit, für die sie ja so fleißig gelernt hatte, eine 2- hatte und in einigen Fächern hat sie eine 1, mit der sie gar nicht gerechnet hatte. Insgesamt Durchschnitt 1,6. Und mit dem Mathelehrer kam sie zuletzt auch viel besser zurecht, nachdem er über sie keine Scherze mehr machte. Vielleicht wird's nach dem positiven Schuljahreabschluss im 6. Schuljahr ja dann auch besser... :? )
Wenn dann wieder Schule losgeht und der Winter vor der Tür steht, wird es aber sicherlich auch wieder Krisen geben...
Und dafür wäre ich gern gewappnet bzw wünsche ich mir, dass sie und ich lernen, besser damit umzugehen. Anders als bisher.
Vielleicht folge ich dazu auch Rabaukenmamas Rat und wende mich für mich selbst mal an ein Erziehungsberatungsstelle.

Ich werde der Dame von neulich jetzt absagen, habe aber jetzt noch eine andere Praxis angeschrieben, die ist direkt bei uns im Ort und vergibt frühestens ab September/Oktober Termine.
Da läuft die Schule ja dann schon wieder und mal sehen, wie das Kind dann drauf ist. Da schauen wir entsprechend, ob wir hingehen oder nicht.
Dort werde/würde ich das Ganze aber anders angehen.
Ich werde gar nicht mit Ängsten und Depressionen anfangen, die laut Fragebögen auffällig waren, und auch nicht die Hochbegabung groß thematisieren (erwähnen aber schon), sondern wirklich direkt nur die Schulunlust, ihre Reaktion auf Stress und das Thema Selbstwert anbringen.
DAS sind die Themen, die ich als Mutter als problematisch wahrnehme und derentwegen ich ja ursprünglich auch mit der ganzen Sache angefangen habe.
Angst und Depression als mögliche Diagnosen halte ich für falsch. Das sind meiner Meinung nach Abwege, die sich vor allem aus den Fragebögen der Psychologen ergeben haben, die das Kind selbst ausgefüllt hat und überhaupt nicht aus einem wirklichen Kennenlernen des Kindes und seiner Lebensrealität.

Ansonsten haben wir ja auch noch den Termin nächste Woche bei der Fachfrau.
Sie nennt als Spezialgebiete Hochbegabung, Hochsensibilität & ADHS, außerdem hat sie sehr lange mit Autisten gearbeitet und arbeitet ehrenamtlich für die DGhK und auf Honorarbasis für die Beratungsstelle für Begabtenförderung des Landes. Auf meine Mail hin hat sie damals sehr prompt und persönlich geantwortet, was ich bisher noch bei keiner anderen Psychologin erlebt habe.
Sie hat mir übrigens gesagt (ebenso wie die Beratungsstelle), dass oft schon 5, 6 Sitzungen reichen, um auf den für Hochbegabte typischen Problemfeldern schon viel zu bewirken. Insbesondere Selbstwertprobleme bei Mädchen scheinen oft Thema zu sein.
Das wär ja schön, wenn dem so wäre, dass da mit wenigen Gesprächen schon was verbessert würde. Mal schaun.

Danke euch für eure Antworten, es hat mir mal wieder geholfen, mich etwas besser zu sortieren und ich werde beim nächsten Mal besser vorbereitet zu einem Erstgespräch gehen.
Nicht im Sinne eines engeren Bilder-Rahmens, Rabaukenmama, sondern einfach dass ich klarer formulieren kann, was ich mir erhoffe und auch meinerseits Fragen stelle, was die konkreten Möglichkeiten einer Therapie bei der Psychologin betreffen. Letztes Mal habe ich mich viel zu sehr treiben lassen und viel zu viel drumherum erzählt, jeden möglichen Aspekt versucht unterzubringen etc, was vermutlich die Psychologin auch einfach überfordert hat.
Ich selbst weiß hingegen nach dem Gespräch kaum etwas darüber, wie sie eigentlich arbeitet und was sie für Möglichkeiten sieht, bei bestimmen Problemen konkret zu helfen. :roll:
Die Blätter sind bunt
nun bellt der Hund
nun lacht der Mund
Raureif liegt auf dem Gras.
Der Has`
friert um die Nas.

(Herbstgedicht der 6jährigen)
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