Therapeutensuche

ganz allgemein zu Hochbegabung und IQ, theoretisch und praktisch
Meine3
Dauergast
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Re: Therapeutensuche

Beitrag von Meine3 »


...ich schiebe nicht alles auf die HB, bestimmt fehlt dem Kind bspw auch der Vater im Sinne von einer Identifikationsfigur, die bestimmte Eigenschaften mit ihr gemeinsam hat.
(sie hat da viel von ihm, er nimmt bspw auch immer alles gleich persönlich und ist sehr empfindlich und sensibel bswp)
Außerdem sieht sie auch anders aus, als andere Kinder, weil sie nunmal ein mixed ethnic Kind ist. Und als sensibles Kind wird sie sehr genau spüren, dass sie entsprechend auch mitunter anders angeschaut wird, als das durchschnittliche mitteleuropäische Kind. (in unserer ostdeutschen Kleinstadt gibt es nach wie vor nur sehr wenige Menschen anderer Hautfarbe. In ihrem 100-Kinder-Kiga bspw war damals nur noch ein weiteres Kind, was erkennbar anders aussah, in ihrer Grundschulklasse ist auch nur eines, in der aktuellen Klasse ist auch wieder nur eines.)
Und sie hat außerdem ihre ersten 5 Jahre als einziges Kind mit 3 Erwachsenen zusammengelebt. (die Großeltern wohnen mit im Haus)
Und dann gabs da noch den Unfall, der durchaus Potential für eine postraumatische Belastungsstörung hatte. Und der vielleicht auch vorübergehend unsere Beziehung beeinflusst hat.
(ich hab mich damals auch eine Zeit lang öfters mit dem Gedanken beschäftigt, "was wäre gewesen wenn... ich sie verloren hätte?" und habe mich eventuell emotional tw vor ihr verschlossen, um den damit verbundenen Schmerz zu vermeiden.)
Da sind viele verschiedene Ansatzpunkte und dessen bin ich mir sehr bewusst.

Ich habe aber jetzt mehrfach erlebt, dass die HB und die HS aus der Betrachtung völlig ausgeschlossen wird und das finde ich falsch.
Und ich sehe da einfach die Gefahr von Fehldiagnosen.

Ich wünsche mir jemanden, der das ganzheitlich betrachtet und dabei MIT berücksichtigt, dass das Kind in bestimmten Bereichen nunmal "außerhalb der Norm" ist.
Was dann ja evtl auch Einfluss drauf hat, wie das Kind Fragebögen ausfüllt - und wie es auf unterstellte "Diagnosen" reagiert.
Und auch, wie intensiv und kritisch es bspw eine fehlende Passung wahrnimmt.

Ich hatte bisher nie das Gefühl, dass das Thema irgendwie einbezogen wurde bzw die Bereitschaft dazu besteht. (Außer bei den entsprechenden Beratungsstellen und die behandeln nicht)
Im Gegenteil - es wurde immer direkt abgewiegelt. Das KANN doch nicht richtig sein, wenn ein Aspekt so komplett ausgeklammert wird. :roll:
Wenn man wenigsten gesagt hatte: "Ja, das kann durchaus ein Problemfeld sein" oder "Ja, da müssen wir mal schauen, ob und wie viel das zum Problem beiträgt"
Bisher fühlte ich mich aber schlicht da nicht richtig ernst genommen. Wie Charlotte es schrieb. Eher so "jaja, lass die mal reden"


PS: Eine Bekannte mit ähnlich gestricktem Kind mit ähnlichen, tw viel heftigeren Problemen (psychosomatische Beschwerden, wieder Einnässen) war übrigens damals (im Grundschulalter) auch bei einem Psychologen mit dem Sohn.
Ergebnis war "Passungsproblem", beobachten, verwächst sich. (was sich dann auch bewahrheitete)
Leider ist der Therapeut ein Mann und Kind möchte lieber zu einer Frau. (Weil sie tw eben auch Probleme mit der beginnenden Pubertät hat und sowas ungern mit einem Mann besprechen würde)

PS2: Beim letzten Gespräch hat mich eher abgeschreckt, dass die Therapeutin scheinbar recht schnell eine bestimmte Meinung entwickelt hatte (der Eindruck hatte mit Thema HB gar nicht zu tun, sie hatte mir bspw schon am Telefon bei Vereinbarung des Termins irgendwas auf den Kopf zugesagt, was mich etwas irritierte, weil ich es für verfrüht hielt) und dass sie mir am Ende das Gefühl vermittelte, sie möchte uns eigentlich abwimmeln.
Liebe Sinus,

mir ist es wichtig, dir dazu nochmal zu antworten, weil ich das Gefühl habe, ich habe dich verletzt oder verärgert, was absolut nicht meine Absicht war.

Ich hatte einfach durch die Art, wie du die Situation mit der Psychologin eingangs beschrieben hast, den Eindruck, dass das Gespräch mit dieser Psychologin sehr unglücklich gelaufen ist (eben nicht nur von ihrer Seite aus, sondern auch von deiner Seite... :fahne: ) und es theoretisch hätte anders laufen können, wenn du grundsätzlich eben nicht deine (verständliche) Skepsis gegenüber Therapeuten und Co. hättest.

Natürlich hat die Psychologin aber sicherlich auch ein paar "Schnitzer" begangen, die nicht okay waren.

Jetzt nachdem du nochmal geschildert hast, dass sie schon ganz zu Beginn die Hochbegabung quasi als relevanten Fakt ausgeschlossen hat, kann ich dich auch besser verstehen.

Ich verstehe dich mit all deiner Skepsis total. Und natürlich sollte ein gut und umfassend geschulter Therapeut eine Hochbegabung nicht ausschließen, wenn es darum geht, sich ein Bild von der Situation zu machen. Das "Problem" ist einfach, dass viele Hochbegabung eben nicht als mögliche Ursache von Problemen erkennen, obwohl es mehr als einleuchtend ist, dass man sich dadurch "anders" (denn man weicht nunmal in einem nicht unbedeutenden Bereich der gesamten Persönlichkeit stark von der Norm ab) fühlen kann und DAS wiederum, je nach Charakte, weitere Probleme nach sich zieht. Ich glaube nicht, dass das erst seit "Rost" so ist. Ich kenne die Studie auch (nicht die Studie selbst, aber die Ergebnisse) und höre hier auch extrem meinen Bruder mit seinem so angepassten höchstbegabten Kind heraus. Der Tenor laute hier: Hochbegabung an sich verursacht keine Probleme.

Damit bin ich auch erst einmal einverstanden.

ABER Hochbegabung in Kombination mit bestimmten Charakterzügen (starke Ungeduld, schlechtes Selbstbild, Jähzorn, starke Unentschlossenheit, etc.pp.), familiären Problemen (wie in meinem Fall), einer nicht akzeptierenden Umwelt (wie bei meinem Sohn: im alten Kindergarten wurde er gemocht und angenommen wie er war=keine Probleme. Im neuen Kindergarten war Individualismus und Anders sein ein Problem= Kind wurde verhaltensauffällig) oder anderen unglücklichen Umständen kann sehr wohl zu massiven Problemen führen.

Es ist schade, wenn das ein Psychologe nicht anerkennt oder mit einbezieht und du darfst dir das zurecht wünschen. Fakt ist aber, dass du es nicht von jedem fordern kannst. Du musst einfach weiter suchen, bis du einen Psychologen/Therapeuten findest, dem du vertrauen kannst, weil du das Gefühl hast, er kann deine Tochter "sehen". Es ist doch grade gut, dass es derzeit nicht so brennt, weil Schulferien sind. Ich würde die Zeit nutzen, um in aller Ruhe weiter meine Fühler auszustrecken.

Ich denke auch, dass es für dich gut wäre, Hilfe zu bekommen. Du bist allein erziehend, berufstätig und hast zu Hause ein Kind, dass dir immer wieder Sorgen bereitet und dazu noch ein zweites Kind, dass auch deine Aufmerksamkeit braucht. Eventuell würde es schon helfen, wenn DU jemanden hast, bei dem du deine Sorgen ohne schlechtes Gewissen und ohne Gegenleistung (in Form von auch zuhören müssen) abladen kannst.

Ich habe den Eindruck wir sind uns ein einem Punkt recht ähnlich. Wir sind oft "zu nah" dran.

Ständig am denken, zweifeln, mit der Entscheidung hadern, versuchen alles von allen Seiten zu beleuchten, versuchen alles zu berücksichtigen und nichts "wesntliches" zu verpassen. Ich bin manchmal so sehr in einer bestimmten Stimmung oder einem bestimmten Gefühl "gefangen" (wenn es zum Beispiel grade mal wieder ein paar Tage schweirig ist mit dem Sohn oder auch das Gegenteil) und dann fehlt mir die nötige Distanz "klar zu sehen". Es ist so als würde ich das Buch zu nah vor meine Nase halten, mit der Absicht besser lesen zu können, aber genau durch diese Anstrengung verschwimmen die Buchstaben vor den Augen erst recht. Eine "neutrale Brille" tut da oft gut.

Ich glaube Deine Tochter hat keinen pathologischen Grund für ihre Ängste, Unsicherheiten etc. Es ist vielmehr ein Zusammenspiel aus vielem (äußerlich und innerlich "anders" sein, keine Vaterfigur, der Unfall, alles was du eben auch siehst und eventuell noch ein paar Dinge, die du nicht siehst). Dennoch sehe ich die Gefahr, dass sie z.B. in eine Depression abrutschen könnte in der Pupertät oder sich die Tendenz sich zurück zu ziehen oder Ängste zu entwickeln verstärken. Dem kann man sicherlich entgegenwirken, wenn sie jemanden außerhalb der Familie hat, bei dem sie sich verstanden und sicher fühlt und der ihr zuhört. Aber da die richtige Person zu finden, braucht eben manchnmal seine Zeit, die ihr ja auch habt.
Zuletzt geändert von Meine3 am Fr 31. Jul 2020, 17:54, insgesamt 1-mal geändert.
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sinus
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Re: Therapeutensuche

Beitrag von sinus »

Zwischenstand: der Termin in der anderen Stadt bei der "Fachfrau" war ganz in Ordnung, es hat sich für mich viel richtiger angefühlt, als bisher.

Tochter allerdings war wenig offen. Sie hatte von Anfang an keine Lust, schon wieder mit jemandem zu reden. Also hielt sie sich sehr bedeckt. Die Therapeutin sprach kurz mit uns gemeinsam, dann eine Weile mit ihr und eine Weile mit mir allein. Bzw sollte Tochter entscheiden, ob sie dabei sein mag, wenn ich mit der Therapeutin rede. Wollte sie nicht.
Tochter wusste bei ihrem 4-Augen-Gespräch wohl nichts dazu sagen, wo ein echtes Problem bestünde. Sie habe ganz normal mit ihr geplaudert. Aber auf die Frage hin, was sie denkt, warum ich mit ihr hingekommen sei und wobei eine Therapeutin ihr eigentlich helfen könne, wusste sie wenig zu sagen.

Die Therapeutin meinte dann zu mir, sie könne natürlich nicht viel sagen nach nur einem Gespräch, aber erstens könne es sein, dass das Kind zu den Menschen gehört, die in einer Situation /Krise sehr tief empfinden, stark zweifeln und stark reagieren, wo es aber danach mehr oder weniger überstanden sei und man wieder zur Tagesordnung übergehen könne und dann könne es für sie befremdlich oder gar kontraproduktiv sein, wenn man das überbewertet und weiter thematisiert. (das halte ich für ganz gut zutreffend, das ist das Problem des zu starken Mitschwingens von mir)

Und zweitens dürfe man auch nicht ausschließen, dass die Krisen bzw die heftigen Reaktionen und Äußerungen u.a. auch dazu dienen könnten, Aufmerksamkeit zu generieren und dass das Kind auch die Fragebögen entsprechen ausfüllt, weil sie sie als Instrument durchschaut.
Sie wolle das nicht unterstellen, dass das direkt vorsätzlich sei, aber eine gewissen Anteil könne das haben. Da müsse man weiterhin mal schauen.

Was sie aus meiner Schilderung und Kinds eigenen Äußerungen aber sähe, wäre, dass das Kind einerseits deutliche Hilfesignale an mich als Mutter aussende, anderseits aber gar nicht bereit wäre, Hilfe anzunehmen und dann blockt, wenn ich wirklich aktiv werde.
Da sähe sie am ehesten ein Problem, wo wir ansetzen könnten und da müssten wir schauen, woran es liegt. Ob und wo es da Kommunikationsprobleme gäbe, gegenseitige Missverständnisse entstünden. Bzw ob sie eigentlich was anderes wolle und brauche, als HiIfe/ aktive Unterstützung.
Und wir sollten von der bei uns offensichtlich vordergründigen Vernunftsebene weg eher auf emotionaler Ebene mal schauen, wo es evtl. hängt, was für Bedürfnisse da wären.

Meine Bedenken, dass eine unnötige Pathologisierung entstehen könnte, das Kind erst krank gemacht wird, scheint sie da ein bisschen zu teilen. Wobei sie sagte, man müsse weitere Gespräche abwarten.
Sie fragte noch, ob wir im schulischen Bereich nochmal schauen sollten, ob sie da weiterhin unterfordert sei, aber nachdem sie hörte, dass es schon Gespräche mit dem Mathelehrer und der Vertrauenslehrerin gab, diese angeboten habe, 1x im Monat mit Tochter zu sprechen, meinte sie, dass da ja erstmal schon "was läuft" und erstmal nichts weiter unternommen werden solle. (Sehe ich auch so)
Einen Untertest würde sie noch vorschlagen, der direkt das rechnerische Denken abfragt. Letzteres sei nicht unbedingt mit dem logischen Schlussfolgern gleichzusetzen. Das logische Schlussfolgern sei was Übergeordnetes, das rechnerische Denken was spezielleres. Evtl. ergäben sich da noch Hinweise auf "das Matheproblem".
(wobei ich da nicht groß neue Erkenntnisse erwarte, ich denke schon, dass ihr Matheproblem eher mit ihrer Abneigung gegen Fach und Lehrer zu tun hat, als mit einem Problem beim "rechnerischen Denken")

Allerdings war das jetzt ja erstmal nur ein Gespräch und Kind war wie gesagt nicht sehr kooperativ.
Und aktuell hat sie eine gute Phase, es ist keine Schule, der Schuljahresabschluss war für sie recht erfolgreich und sie ist mit sich im Reinen und wahrscheinlich sieht sie und niemand sonst tatsächlich JETZT GERADE überhaupt gar kein Problem, an dem man arbeiten müsse. (ich aktuell ja auch nicht, die Probleme werden aber gesichert wieder beginnen, wenn die Schule wieder losgeht)

Der nächste Termin findet Ende August per Skype statt, am letzten Ferientag quasi. Und in den Herbstferien fahren wir noch mal direkt hin.

Alles in allem habe ich diesmal ein gutes Gefühl bei dieser Therapeutin.
Inwieweit meine Tochter Ende des Monats dann per Skype was Sinnvolles in Gespräch einbringen kann und wird, ist allerdings fraglich.
Die Therapeutin würde dann wieder sowohl getrennt, als auch gemeinsam mit uns sprechen wollen.

Auf den Herbsttermin bin ich gespannt, da waren dann schon wieder ein paar Wochen Schule und ich könnte mir denken, dass da die Lage wieder etwas anders aussieht.

Vor und nach dem Termin war Tochter übrigens erstmal sehr mürrisch und danach meinte sie dann recht bald, sie wolle ja eigentlich sauer auf mich sein, aber anderseits wolle sie ja doch viel lieber mit mir kuscheln und war dann den Rest des Tages sehr anschmiegsam.
Das spricht ja schon auch dafür, dass sie die Aufmerksamkeit und Zuwendung sucht und genießt...
Hinzu kommt, dass sie derzeit öfters sagt, dass sie gar nicht erwachsen werden möchte, lieber Kind bleiben mag.
Womöglich ist da durchaus ein bisschen System dahinter, auf "zartbesaitet" und "problematisch" zu machen, um sich meiner Aufmerksamkeit sicher zu sein und nicht aus dem Blickfeld zu rücken, weil von ihr zunehmend mehr Verantwortung erwartet wird.

Bei dieser Therapeutin scheint es mir jedenfalls, dass sie nicht nur auf die auffälligen Fragebogenergebnisse schaut.
Das finde ich gut und wichtig und entspricht ja auch am ehesten meinem Bauchgefühl.
Zuletzt geändert von sinus am Fr 31. Jul 2020, 17:51, insgesamt 1-mal geändert.
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Meine3
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Re: Therapeutensuche

Beitrag von Meine3 »

Hallo Sinus,

das klingt doch alles sehr vernünftig.

Ich denke auch, dass deine Tochter einfach sehr gefühlsintensiv ist, was mir sehr, sehr vertraut ist :fahne:. Das kann schön sein, aber eben auch unheimlich lästig und hinderlich. Vor allem wenn es sich um negative Gefühle handelt und die können dann eben schnell umschlagen in richtige Verzweiflung, depressive Verstimmungen, psychosomatische Probleme, etcpp...


Und wegen des Mathe-Problems: genau das Gefühl habe ich auch. Nur weil man ein sehr hohes Vermögen im logischen Schlussfolgern hat, muss man noch lange kein Mathe können/mögen. Denn so war und ist es bei mir ja auch so. Ich bin in vielen "logischen" Bereichen sehr gut (schlussfolgern, Matritzen, Zahlenreihen ergänzen, Karten lesen, Geometrie, etcpp). Aber RECHNEN? Nö. Das läuft mir einfach nicht rein und wird es nie.

Mir ist sogar letztens grade eingefallen, dass ich bei dem Bewerbungsgespräch zur Ausbildung NACH dem Intelligenztest (der ja sehr hoch ausgefallen war) gefragt wurde, ob ich bei den Rechen- und Sachaufgaben "keine Lust" gehabt hätte? Ich habe damals (wie immer in praktischen Prüfungssituationen oder ähnlichem, war ich da SEHR aufgeregt) einfach geantwortet, dass mir rechnen einfach nicht liegt. Und erst jetzt nach über 20 Jahren denke ich, ich hätte mal fragen sollen, ob ich Einsicht in die Testergebnisse bekomme :roll:. Aber ich habe das eben damals nicht "ernst" genommen. Diese Testung war für mich einfach ein Teil des Bewerbungsverfahrens und ich war nur froh, dass ich "bestanden" hatte.

Also Das eine schließt das andere nicht aus. Ich würde auf jeden Fall diesen Untertest machen. Das wäre sicherlich aufschlussreich. Vielleicht kommt auch raus, dass sie ganz fabelhaft rechnen kann, dann weiß man aber auch, dass es wirklich REIN psychisch ist und kommt auch weiter.

Die Frage ist aber eigentlich, ob die Tochter die Dame grundsätzlich sympathisch und nett fand? Denn wenn dem nicht so ist, wird sie sich, egal ob grade bockig oder nicht, ob gesprächswillig und hilfesuchend oder nicht, nicht öffnen...



Grüße

Meine3
Zuletzt geändert von Meine3 am Fr 31. Jul 2020, 18:03, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Therapeutensuche

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

@sinus

spar dir dein Geld! :-) Ihr braucht keinen Therapeuten. Die letzte finde ich zwar ganz vernünftig, und es geht mit einer Erfahrung einher, dass durch Pathologiesieren die Profilierung erreicht wird, aber was kann sie tun? Hilfe suchen, und nicht annehmen können, gehört m.E. zu den autistischen Zügen und zu allgemeinen Schwierigkeiten Vorschläge von Außen annehmen zu können. Wenn der Betroffene um die Eigenart Bescheid weiß, kann man sich zwingen ab und zu doch auf die Vorschläge der Anderen einzugehen. Das nächste mal, wenn dein Kind in die Laune: "alles Mist!" abrutscht, kannst du vorschlagen, dass sie dann zu der Psychologin geht und Hilfe sucht, nicht ihr beide. Aus der Reaktion kannst du entscheiden, worauf sie aus ist, auf Hilfe oder auf deine Aufmerksamkeit. Deine Tochter scheint bei den pubertären Veränderungen angekommen zu sein. Sie wird in den nächsten 1-2 Jahren von dir fast komplett lösen und ohne ihren explziten Willen wirst du ihr keine Hilfe organisieren können.
sinus
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Re: Therapeutensuche

Beitrag von sinus »

Meine3 hat geschrieben:Hallo Sinus,

das klingt doch alles sehr vernünftig.

Ich denke auch, dass deine Tochter einfach sehr gefühlsintensiv ist, was mir sehr, sehr vertraut ist :fahne:. Das kann schön sein, aber eben auch unheimlich lästig und hinderlich. Vor allem wenn es sich um negative Gefühle handelt und die können dann eben schnell umschlagen in richtige Verzweiflung, depressive Verstimmungen, psychosomatische Probleme, etcpp...

Die Frage ist vielmehr ob die Tochter die Dame grundsätzlich sympathisch und nett fand? Denn wenn dem nicht so ist, wird sie sich, egal ob grade bockig oder nicht, ob gesprächswillig und hilfesuchend oder nicht, nicht öffnen...



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Meine3
Hm, da sie wenig offen war, das auch explizit vorher gesagt hat, dass sie nicht mit der Psychologin reden mag, wird sie sich das gar nicht so gefragt haben, ob sie sie nun mag oder nicht.
Sie fand sie ok, genau wie die vorige, die sie ja auch ok fand.

Bei der allerersten psychologischen Begutachtung vor 2 Jahren war es übrigens auch so, dass die Psychologin im ersten Gespräch das Kind völlig unauffällig fand und mir auch sagte, dass alles was ich beschreibe auch einfach nur eine "Typfrage" sein könnte und evtl. ererbter Charakter vom Vater, wo ihr und mir einfach das Modell/Beispiel fehle, weil er ja nicht bei uns lebt bspw. (sie ist ihrem Vater charakterlich tatsächlich sehr ähnlich, wobei ich da einiges auch auf kulturelle Unterschiede schiebe/geschoben habe, einen gewissen Minderwertigkeitskomplex bspw, den er hat, wenn er als Drittweltländler hier war)
Damals war mein erster Eindruck auch, dass sie mir sagen wollten: "Was wollen sie eigentlich, da ist doch nichts"
Und nach den Tests & Fragebögen (einen ganzen Tag ging das), war das Kind plötzlich total auffällig und man meinte, ich müsse unbedingt aktiv werden.

Also entweder ist ihre äußere Fassade wirklich sehr stabil & überzeugend, oder sie führt uns tatsächlich ein bisschen an der Nase herum... oder von beidem etwas.
Zuletzt geändert von sinus am Fr 31. Jul 2020, 18:09, insgesamt 2-mal geändert.
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sinus
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Re: Therapeutensuche

Beitrag von sinus »

Katze_keine_Ahnung hat geschrieben:@sinus

spar dir dein Geld! :-) Ihr braucht keinen Therapeuten. Die letzte finde ich zwar ganz vernünftig, und es geht mit einer Erfahrung einher, dass durch Pathologiesieren die Profilierung erreicht wird, aber was kann sie tun? Hilfe suchen, und nicht annehmen können, gehört m.E. zu den autistischen Zügen und zu allgemeinen Schwierigkeiten Vorschläge von Außen annehmen zu können. Wenn der Betroffene um die Eigenart Bescheid weiß, kann man sich zwingen ab und zu doch auf die Vorschläge der Anderen einzugehen. Das nächste mal, wenn dein Kind in die Laune: "alles Mist!" abrutscht, kannst du vorschlagen, dass sie dann zu der Psychologin geht und Hilfe sucht, nicht ihr beide. Aus der Reaktion kannst du entscheiden, worauf sie aus ist, auf Hilfe oder auf deine Aufmerksamkeit. Deine Tochter scheint bei den pubertären Veränderungen angekommen zu sein. Sie wird in den nächsten 1-2 Jahren von dir fast komplett lösen und ohne ihren explziten Willen wirst du ihr keine Hilfe organisieren können.

Naja, die Therapeutin bietet eh vorerst bei den Themen Hochbegabung, Selbstwertprobleme etc nur eine "Kurzzeittherapie" von 5 Sitzungen an.
Die nehmen wir mit. Der Preis pro Stunde/Sitzung ist völlig ok und für mich gut bezahlbar. Zumal, wenn es per Skype läuft und keine zusätzlichen Fahrtkosten entstehen.
Das ist mir der Versuch jetzt wert.
Ideal wäre, wenn sich zumindest eine Vertrauensbasis bildet, so dass meine Tochter im Notfall immerhin dann weiß, wohin sie sich wenden kann, wenn sie ein Problem mit jemanden extern besprechen mag.
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Re: Therapeutensuche

Beitrag von Meine3 »

sinus hat geschrieben:
Meine3 hat geschrieben:Hallo Sinus,

das klingt doch alles sehr vernünftig.

Ich denke auch, dass deine Tochter einfach sehr gefühlsintensiv ist, was mir sehr, sehr vertraut ist :fahne:. Das kann schön sein, aber eben auch unheimlich lästig und hinderlich. Vor allem wenn es sich um negative Gefühle handelt und die können dann eben schnell umschlagen in richtige Verzweiflung, depressive Verstimmungen, psychosomatische Probleme, etcpp...

Die Frage ist vielmehr ob die Tochter die Dame grundsätzlich sympathisch und nett fand? Denn wenn dem nicht so ist, wird sie sich, egal ob grade bockig oder nicht, ob gesprächswillig und hilfesuchend oder nicht, nicht öffnen...



Grüße

Meine3
Hm, da sie wenig offen war, das auch explizit vorher gesagt hat, dass sie nicht mit der Psychologin reden mag, wird sie sich das gar nicht so gefragt haben, ob sie sie nun mag oder nicht.
Sie fand sie ok, genau wie die vorige, die sie ja auch ok fand.

Bei der allerersten psychologischen Begutachtung vor 2 Jahren war es übrigens auch so, dass die Psychologin im ersten Gespräch das Kind völlig unauffällig fand und mir auch sagte, dass alles was ich beschreibe auch einfach nur eine "Typfrage" sein könnte und evtl. ererbter Charakter vom Vater, wo ihr und mir einfach das Modell/Beispiel fehle, weil er ja nicht bei uns lebt bspw. (sie ist ihrem Vater charakterlich tatsächlich sehr ähnlich, wobei ich da einiges auch auf kulturelle Unterschiede schiebe/geschoben habe, einen gewissen Minderwertigkeitskomplex bspw, dein er hat, wenn als Drittweltländler hier war)
Damals war mein erster Eindruck auch, dass sie mir sagen wollten: "Was wollen sie eigentlich, da ist doch nichts"
Und nach den Tests war das Kind plötzlich total auffällig und man meinte, ich müsse unbedingt aktiv werden.

Also entweder ist ihre Fassade wirklich sehr stabil & überzeugend, oder sie führt uns tatsächlich ein bisschen an der Nase herum... oder von beidem etwas.
Ich denke ein bißchen von beidem ;). Sie genießt deine Aufmerksamkeit auf jeden Fall. Das ist mir schon aufgefallen, als es damals um das Helfen bei den Hausaufgaben ging. Ich finde Katzes Vorschlag reizvoll. Sie also beim nächsten "nervous breakdown" mit der Psychologin zu konfrontieren (verbal als Vorschlag) und dann mal die Reaktion abzuwarten. Auf der anderen Seite ist sie sicherlich sehr gefühlsbetont und grade in der Vorpupertät und Pupertät ist das schon fies manchmal, grade noch als ethnisch anders aussehendes Kind, hochbegabt, also ohnehin schon eine "Exotin", wo man vielleicht doch lieber "unsichtbar" und wie alle anderen wäre...
Es kann sein, dass nicht alles wahr ist, was ein Mensch dafür hält, denn er kann irren, aber in allem, was er sagt, muss er wahrhaftig sein.
Katze_keine_Ahnung
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Re: Therapeutensuche

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

@sinus

leisten kannst du dir das, aber brauchst du das? Dein Kind macht dicht, und will das gar nicht haben. Außerdem ändern fünf Sitzungen über Hochbegabung rein gar nichts. Für die erfolgreiche Steigerung der Selbstbewusstsein ist eher Erfolg nötig.
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Re: Therapeutensuche

Beitrag von Meine3 »

Katze_keine_Ahnung hat geschrieben:@sinus

leisten kannst du dir das, aber brauchst du das? Dein Kind macht dicht, und will das gar nicht haben. Außerdem ändern fünf Sitzungen über Hochbegabung rein gar nichts. Für die erfolgreiche Steigerung der Selbstbewusstsein ist eher Erfolg nötig.
Das Kind macht dicht, weil das Problem nicht akut ist. Es sind Ferien. Die will das Kind genießen und nicht beim Psychodoc rumhocken. Aber es kommt immer wieder. Mal ist es die Unterforderung, dann das Anderssein, dann der Lehrer, der einem Angst macht, dann die Selbstzweifel... Sinus hat ja immer wieder Sorgen mit ihrer Tochter. Die werden nun in der Pupertät auch nicht "besser". Wenn nicht die Tochter Hilfe annehmen will, dann wäre es für Sinus selbst gut, wenn sie sich Hilfe holt, damit sie einen Ansprechpartner bezüglich ihrer Gedanken und Sorgen um die Tochter hat.
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