Wutanfall extrem - Zeichen für Autismus?

Hochbegabung geht oft mit Wahrnehmungesstörungen Hand in Hand
Winnie
Dauergast
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Wutanfall extrem - Zeichen für Autismus?

Beitrag von Winnie »

Wir haben ja die ganze Diagnostik noch vor uns, aber gestern ist etwas passiert, was mich zweifeln lässt, ob meine kleine einfach "nur" sehr intelligent/hochbegabt ist. Ich möchte euch davon erzählen und mal eure Meinung dazu hören:

Bis vor einer Wocher hat Amelie ausschließlich nur Krickelkrackel-Bilder gemalt. Ich vermute, das hat auch damit zu tun, dass sie motorisch noch nicht so fit ist, dass sie den Stift richtig halten und führen kann. Dann habe ich am letzten Wochenende angefangen, mit ihr mal mit dem Tuschkasten zu malen. Zuerst ich ihr Blanko-Papier gegeben, aber dann wollte sie unbedingt eines dieser Ausmalbilder anmalen. Die gibt es ja im Internet zuhauf zum Ausdrucken. Sie kannte sie vor allem, weil ich damit für ihr Zimmerfenster Window Color-Bilder gemalt hatte. An die Window Color-Farben habe ich sie aber nicht herangelassen, weil die so üble Flecken verursachen. Sie durfte dann immer bei mir sitzen und mit Buntstiften malen. Dabei ist sie jedoch im Dreiminuten-Takt aufgestanden und wollte genau sehen, was ich male und warum und wie die Farben heißen. Das geht so, seitdem sie zwei ist.
Nun also wollte sie die Ausmalbilder mit Tusche anmalen. Da ging es schon los, dass ihr die Farben nicht passten. Ich hatte ihr erklärt, dass man die Farben mit Deckweiß heller und mit schwarz dunkler machen kann. Zum Ausmalen wollte sie nur die Disney-Bilder haben (Arielle, die Schöne und das Biest, König der Löwen, mit denen sie sich zur Zeit sowieso exessiv beschäftigt, sei es als Film, mit der Musik, den Puzzlen und den Büchern.) Sie hat ihre ganz genauen Vorstellungen davon, wie die Farben auf den Bilder auszusehen haben. Sie hat dann versucht, die richtige Farbe für die Schwanzflosse von Arielle zu mischen, was aber weder mit schwarz noch mit weiß gelang. Da war sie schon auf dem besten Weg, auszurasten, aber ich konnte sie gerade noch beruhigen, indem ich ihr die Farbe gemischt habe und ihr versprochen habe, dass ich ihr das alles noch beibringe (am Wochenende). Aber geweint hat sie trotzdem.

Seitdem will sie jeden Tag malen, schon mittags, wenn sie aus dem Kindergarten kommt, dann direkt nach der Mittagspause, wenn wir von Ausflügen oder vom Einkaufen wiederkommen. Oft muss ich sie leider vertrösten, da wir auch noch ein kleines Baby haben. Ich kann ihr höchstens anbieten, dass sie alleine malt. Nun malt sie mit Wachsmalstiften und mit dicken Buntstiften, die sind dicker und geben mehr Farbe. Sie schraffiert auch mehr als sie malt, aber seit einer Woche hat sich das Bild ganz schön verändert. Sie malt solche Farbfelder, wobei die Farben immer ziemlich stimmen, nur dass sie eben überhaupt nicht innerhalb der Linien sind, sind nur ungefähr dort. Manchmal nimmt sie auch extra andere Farben und malt dann z. B. den Löwen lila und grün und sagt: "Guck mal, Mama, das sieht lustig aus!"

Gestern also hatten wir wieder das gleiche: Sie kam aus dem Kindergarten und wollte malen. Ich musste ihr dann sagen, dass erstmal Mittagessen dran ist und dann erstmal unsere allgemeine Mittagsruhe. Während der Mittagsruhe hatte ich mit einer Freundin gesimst, deren Sohn auch in Amelies Kiga-Gruppe ist, dass wir uns nachmittags spontan treffen wollten und mit den Kindern einen Spaziergang machen wollen. Nach der Mittagsruhe (in der sie nicht geschlafen hat) teilte ich ihr mit, dass ihr Freund und seine Mama in einer halben Stunde kommen und wir zusammen rausgehen. Ihre Reaktion war verhalten, aber auch nicht ablehnend. Als die beiden ankamen, waren wir alle schon in voller Montur, nur Amelie machte beim Anziehen Blödsinn, lief weg, fing an, den Jungen immer zu pieken und lachte dabei. Wir waren alle schon total genervt. Als wir dann draußen waren, war es auch toll für die Kinder, sie spielten ganz normal zusammen. Als wir dann wieder den Heimweg antreten wollten, sagten die beiden auch wie aus einem Mund, dass sie nicht nach Hause wollen, weil es da langweilig ist. Aber es war auch zu kalt für uns und vor allem für das Baby.
Der Junge konnte irgendwann nicht mehr laufen und ich hielt es für eine gute Idee, ihm das Kiddyboard anzubieten. Das war schon mal falsch, das war mit Amelie nicht zu machen, denn das war ihr Platz!
Als wir nach Hause kamen, haben die beiden Kinder einen warmen Kakao bekommen und sollten dann noch ein bisschen zusammen spielen. Da sagte Amelie, dass sie den Jungen nicht in ihrem Spielzimmer haben wollte. Sie wollte jetzt endlich in Ruhe malen!

Wie Eltern so sind, haben wir auf sie eingeredet, dass sie doch malen kann und dass der Junge sie davon nicht abhalten wird. Aber dann eskalierte die Situation, weil der Junge nun auch malen wollte. Er hatte sich überlegt, dass er sich dann die Wachsmalkreiden nimmt, weil Amelie schon die Buntstifte in der Hand hatte. Das wars, es ging ein Schalter um und Amelie bekam einen Wutanfall, der seinesgleichen sucht. Sie schrie das ganze Haus zusammen. Erst versucht mein Mann sie zu beruhigen, aber sie schlug um sich. Er schrie sie an und dann bin ich auf den Plan getreten. Ich habe sie geschnappt und bin mit ihr in ihr Zimmer gegangen (sie hat ein eigenes Zimmer und die Kinder haben zusammen ein Spielzimmer). Ich habe die Tür zugemacht, aber dann fing sie an, auch mich zu schlagen, zu treten, zu beißen. Ich hielt sie an den Armen fest. Dann schmiss sie sich auf den Fußboden und trampelte mit den Füßen. Dann sprang sie plötzlich auf und wollte zur Tür raus. Ich hielt sie fest, aber sie riss sich los und begann, die Kindermesslatte aus Papier von ihrer Tür zu reißen, mit der wir praktisch ihre Größe dokumentieren, seitdem sie stehen kann. Sie schmiss auch noch anderes Spielzeug durch ihr Zimmer. Irgendwann kriegt ich sie zu fassen und warf sie zu Boden. Ich hielt sie dann an den Schultern auf dem Boden fest. Sie schrie und schrie.

Irgendwann beruhigte sie sich dann und weinte und schluchzte nur noch. Sie hatte eine heftige Trotzphase und ich war einiges gewohnt, aber solche Anfälle waren seit Ewigkeiten nicht mehr vorgekommen. Mir war klar, dass sie nichts mehr unter Kontrolle hatte, also nahm ich sie nur noch in dem Arm und verzichtete darauf, mit ihr zu schimpfen. Ich konnte dann wieder mit ihr sprechen. Sie sagte mir dann, dass sie so wütend geworden war, weil der Junge nicht malen sollte, weil ihre Malsachen ihr "Lieblings" sind und das niemand anderes haben darf. Er durfte auch ausdrücklich nicht ihre Puzzle und ihren neuen Werkzeugkasten, aber sonst dürfte er mit allem spielen, was gerade nicht ihr "Lieblings" ist.

Ganz ehrlich, es war mir auch peinlich vor meiner Freundin, obwohl sie eigentlich ganz toll ist. Sie ist selbst Sozialpädagogin und hat sich wegen Amelie erstmal ein Buch über Autismus aus der Bücherei ausgeliehen, damit sie weiß, worum es geht.

Ist es einfach nur Müdigkeit, normale Eifersucht oder ist es wirklich schon eine Störung? :(
"Entschuldigung, ich habe nur kurz fantasiert." meine große Tochter, 4 Jahre alt (inzwischen 9 geworden)
heidimoritz_gast

Re: Wutanfall extrem - Zeichen für Autismus?

Beitrag von heidimoritz_gast »

Hallo Winnie,

also das was Du da berichtest finde ich jetzt nicht wirklich abnormal für ein Kind in dem Alter.
Mein Sohn plant schon lange seinen Tagesablauf und er hatte auch so eine intensive Malphase, ich habe ihm alle möglichen Materialien ( zuerst Fingerfarben, dann Wachsmalkeiden, Windowcolor, Buntstifte und Filzstifte) zur Verfügung gestellt und er malte manchmal 4 Stunden hochkonzentriert durch.

Ich finde es auch überhaupt nicht schlimm, wenn Deine Tochter in Ruhe malen möchte, auch wenn jemand zu Besuch ist, sie hat ja außerdem schon vorher mit dem Jungen gespielt.
Lass Deine Tochter sich entwickeln, Sie scheint ja sehr wissbegierig zu sein und sie zu bremsen weil sie vielleicht etwas schmutzig machen könnte, dass empfindet sie sicher als Enttäuschung, das frustriert sie sicherlich.
Es braucht Dir auch überhaupt nicht unangenehm sein wenn Deine Tochter ihr Lieblingsspielzeug nicht unbedingt jedem Kind borgen möchte und wenn sie dann einen Wutanfall bekommt. Ich glaube sie fühlt sich nicht verstanden...

Erziehung ist kein starres Gebilde und je besser Du auf Deine Tochter eingehen kannst, desto einfacher wird es mit ihr.
Versuche auch ihre Wünsche zu respektieren, was nicht heißen soll, dass sie tun und lassen kann was sie will, aber Du kannst sie auch entscheiden lassen, bei so vielen Dingen, wie z.B. welches Spielzeug sie einem Kind leihen möchte.

Vielleicht hilft es Dir ein paar Bücher zu lesen, wie z.B Hochbegabte Kinder, ihre Eltern, ihre Lehrer von James T. Webb oder Kinder fordern uns heraus von Richard Dreikurs.
Mir hat das sehr geholfen, die Kinder besser zu verstehen und ich habe daraus sehr viel gelernt, vielleicht hilft Dir das auch.

Alles Liebe,
Heidi :)
Winnie
Dauergast
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Re: Wutanfall extrem - Zeichen für Autismus?

Beitrag von Winnie »

Ja, ich weiß, meine Tochter hat bestimmt vieles als Enttäuschung empfunden, weil ich ihr bisher vieles nicht erlaubt habe, weil ich einfach dachte, sie sei dafür noch zu jung. Sie wollte ja auch schon Lesen und Schreiben lernen und das habe ich ihr ja auch gründlich verdorben. :oops: Es ist so schwierig für mich, man kann ihr auch nicht mal zwischendurch eben mal was vorlesen oder erklären, weil sie dann nie wieder aufhört zu fragen. Man muss sie auch wirklich manchmal abwimmeln oder vertrösten. Ich dachte bisher, es ging ihr vor allem um meine Zuwendung, aber inzwischen habe ich auch begriffen, dass es ihr ums Lernen geht. Sie malt ja nicht nur, sie stellt auch Fragen zu den Bildern, die sie ausmalt.

Ich finde es manchmal einfach befremdlich, wie tief sie in ein Thema eindringt. Ihr ist dann alles andere egal, Essenszeiten, Schlafenszeiten usw. Ich muss manchmal heftig mit ihr diskutieren, weil sie schon immer von einem Bein auf das andere tippelt und einfach nicht auf die Toilette gehen will.
Die anderen Kinder, mit denen sie so spielt, die machen etwas für eine gewisse zeitlang und dann so nach einer halben Stunde wird ihnen das langweilig und sie probieren was anderes aus.
Wenn sie woanders ist, macht sie das auch so. Sie spielt manchmal auch mit anderen Kindern zusammen z. B. Lego oder mit der Kinderküche.
Im Kindergarten wurde uns ja auch gesagt, sie würde nicht alterstypisch spielen. Ihr typische Beschäftigung ist Lesen, Malen und Puzzeln. Tagein, tagaus.

Ich bin einfach so hin- und hergerissen, weil ich das von anderen Kindern überhaupt nicht kenne. In solchen Momenten denke ich dann wirklich, dass wir viellicht Hilfe brauchen, weil sie ja auch sonst nie so aggressiv ist. Es ist schon was anderes, ob eine zweijährige den Aufstand probt oder eine vierjährige, alleine schon vom Ausmaß der Zerstörung.
"Entschuldigung, ich habe nur kurz fantasiert." meine große Tochter, 4 Jahre alt (inzwischen 9 geworden)
Gast

Re: Wutanfall extrem - Zeichen für Autismus?

Beitrag von Gast »

Hallo Winnie,

ich kann Dir jedes Wort nachempfinden, ich dachte auch bei meinem Sohn er ist manchmal so anders als die anderen Kinder. Ich habe mir auch anfangs große Sorgen gemacht und auch in Richtung Asperger gedacht. Wir waren dann auch 2 mal bei einer Psychologin, einmal nur für ein Gespräch und beim zweiten Mal zum Test. Von Asperger keine Spur sondern er braucht noch mehr Input... Unser Sohn ist jetzt 4 3/4 und seine asynchrone Entwicklung macht uns oft zu schaffen, vom Kopf her manchmal wie ein Volksschulkind und dann emotional wie ein 2 Jähriger??? Einfach extrem anstrengend!!!!
Das Einzige was da oft hilft, ist wenn er mit älteren Kindern spielt.
Lass dir Dein Kind bitte nicht krank/verhaltensauffällig oder sonst was reden! Sie spielt ja ganz normal mit anderen Kindern zu Hause oder???
Was ist schon normal??? Der Kiga hat uns nach 4 Wochen gefragt ob unser Sohn schwerhörig ist, weil er immer so konzentriert spielte. So voreilige Schlüsse zu ziehen nur weil Deine Tochter Wutanfälle bekommt, dass würde ich echt nicht machen. Wenn Du Dir manchmal unsicher bist im Umgang mit Deiner Tochter und wenn Du Klarheit haben willst, dann würde ich vielleicht einmal zu einer HB-Beratungsstelle gehen.
Ansonsten, kann ich Dir wirklich nur empfehlen, dass Du Dich mit Büchern eindeckst, lesen, lesen und nochmal lesen. Ich hatte beim Lesen der Bücher so viele "AHA"-Erlebnisse und so viele wertvolle Tipps gerade bei so pfiffigen Kindern. Was mir persönlich auch sehr gut gefallen hat war von Andrea Brackmann "Hochbegabt Jenseits der Norm".
Ich verstehe wirklich dass Du total verunsichert bist, hör auf Dein Bauchgefühl und nicht so viel auf die Meinung anderer, auch wenn es sich dabei um Pädagogen handelt.

Liebe Grüße :)
Heidi
alibaba

Re: Wutanfall extrem - Zeichen für Autismus?

Beitrag von alibaba »

Hallo Winnie,

ich glaube, ich würde mich genau so verhalten, wenn ich 4 Jahre alt wäre, wie Deine Tochter und kann das auch sehr gut nachvollziehen. Du versprichst etwas und hälst es nicht ein. Du verpachtest einfach das Kiddyboard Deines Kindes, ohne sie zu fragen. Du machst Dinge, die du nicht abgesprochen hast. Gehst auf den Spielplatz, obwohl Malen von Dir versprochen wurde. Du bestimmst über Deine Tochter, ohne mit Ihr etwas abzusprechen. Sie hat sich auf einen Nachmittag mit DIR gefreut, was servierst Du Ihr, einen Freund und eine Freundin für dich zum Quakkeln. Setzt sie vor vollendete Tatsachen. Das Sie dann als letzten Ausweg mit Wut, Zorn und Trotz - so wie du es nicht kennst- reagiert, ist klar.

Meine würde dazu sagen, Mama, was versprochen ist, muss man einhalten.

LG
heidimoritz
Dauergast
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Registriert: Mo 4. Aug 2008, 19:55

Re: Wutanfall extrem - Zeichen für Autismus?

Beitrag von heidimoritz »

@ Alibaba

Ich habe ein bisschen drum herum geschrieben, Du hast es gut auf den Punkt gebracht. Ich glaub nur, dass es für Winnie schwierig ist da den Blickwinkel zu ändern und vielleicht hilft da auch ein Buch...???

lg
Heidi
Winnie
Dauergast
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Registriert: So 10. Jan 2010, 03:31

Re: Wutanfall extrem - Zeichen für Autismus?

Beitrag von Winnie »

Wir waren heute bei der U 8 und haben mit dem Kinderarzt auch nochmal über diese Wutanfälle gesprochen. Und er hat Grunde das Gleiche gesagt, dass es nämlich eine völlig verständliche und nachvollziehbare Reaktion war, nur dass sich in diesem Augenblick der ganze aufgestraute Frust entladen hat, weil sie anscheindend so oft missverstanden wird.
Wir haben ja noch den Termin beim Gesundheitsamt ausstehen, aber er hat auch gesagt, dass er sich eigentlich nicht vorstellen kann, dass Amelie autistisch ist.

Was die Probleme im Kindergarten angeht, so hat er gesagt, dass er den Eltern stets rät, dass man die Kinder immer nur dann im SPZ vorstellen soll, wenn es wirklich zu schweren Problemen im Kindergarten und im Tagesablauf kommt. Was jedoch die Erzieherinnen beschrieben haben, ist seiner Meinung nach kein großes Problem und die Erzieherinnen sollten eigentlich damit fertig werden.

Und dann hat er noch gesagt, dass ich Amelie alles anbieten und beibringen soll, was sie interessiert, und aufhören soll, wenn sie das Interesse verliert. Die Kinder zu unterfordern sei für sie genauso schädlich wie sie zu überfordern. Ich sollte mich nicht an die aufgedruckten Altersempfehlungen halten, sondern nur nach Gefühl gehen. Ich habe ihn ganz konkret gefragt, was machen soll, wenn mein Kind lesen und schreiben lernen will. Er hat gesagt, dass ich nun damit anfangen soll. Augenscheinlich ist sie soweit. Ich habe auch gefragt, was ich tun soll, wenn Amelie mich nach so ganz komplizierten Fremdwörtern fragt. Und da hat er auch gesagt, dass ihre sprachliche Entwicklung nun soweit fortgeschritten ist, dass sie nun auch die komplizierten Wörter kennenlernen will. Kinder von vier Jahren haben noch keine Vorstellung davon, dass diese Wörter in der Welt der Erwachsenen eine besondere Bedeutung haben. Falls ich mal eine Frage nicht beantworten kann, soll ich mir einen Bibliotheksausweis besorgen, da es ja für alles Mögliche Bücher gibt. Und ansonsten gibt es ja noch das Internet.

Das Wort Hochbegabung ist dann im Gespräch auch gefallen, aber er hat zu dem Thema gesagt: Sie wissen ja, dass ihre Tochter ziemlich "plietsch" ist. Mehr müssen sie erstmal nicht wissen. Wir lassen das jetzt so laufen und schauen erstmal für den Rest des Kindergartenjahres, wie sie sich entwickelt.

An seinem Blick haben wir gesehen, dass er schon seine Erfahrungen mit dem Thema hat. Ich glaube, dass er sehr im Sinne der Kinder handelt, wenn er ihnen einfach noch Zeit gibt. Und das ist meistens nicht so im Sinne der Eltern. ;) Er hat da so eine Andeutung gemacht, dass so einige Eltern mit der Erwartung in die U 8 kommen, dass sie eine Bescheinigung bekommen, dass ihr Kind hochbegabt ist. Und die sind dann furchtbar sauer, wenn er dann sowas sagt wie: "Ihr Kind ist schlau, aber nicht außergewöhnlich." Und er meinte, dass er auch merken würde, wenn manche Eltern mit ihren Kindern für die U 8 üben.

Wir sind erstmal gestrandet, weil Amelie noch keine Menschen malen kann. Und er meinte aber auch, dass wir DAS auf keinen Fall mit ihr üben sollen, denn das muss von selber kommen.
"Entschuldigung, ich habe nur kurz fantasiert." meine große Tochter, 4 Jahre alt (inzwischen 9 geworden)
alibaba

Re: Wutanfall extrem - Zeichen für Autismus?

Beitrag von alibaba »

Hallo Winnie,

na da habt ihr mal einen Arzt gefunden, den ich sehr kompetent finde. Und ich finde auch, beobachten, nichts überbewerten, abwarten, authentisch sein, auf Fragen eingehen, unterstützen. Wenn Kinder nicht mehr mögen, merkt man das eigentlich. Meine drehen sich dann da hin, wo nicht die Musik spielt. :mrgreen:
Bibliothek, das sollte eigentlich logo sein. Unsere bietet auch noch Rahmenprogramme an, da sind wir Stammgäste.

Nicht immer jede Reaktion oder jeder Buchstabe, den ein aufgewcktes Kind schreibt, steht im Zusammenhang mit hb. Hier heißt es Geduld zu beweisen und den weiteren Werdegang abzuwarten.

Viel Erfolg.
Alia
Dauergast
Beiträge: 152
Registriert: Fr 6. Mär 2009, 12:06

Re: Wutanfall extrem - Zeichen für Autismus?

Beitrag von Alia »

Hallo Winnie,

mir erscheint die Einstellung des Arztes auch ganz vernünftig.

Was ich nicht verstehe: wie meinst Du das, Du sollst jetzt mit dem Lesen und Schreiben lernen anfangen? Wir haben da nämlich nicht bewusst mit angefangen, weil Kind soweit ist. Sondern das Kind hat angefangen zu fragen, und ich habe so, wie in vielen anderen Bereichen auch, seine Fragen beantwortet. Nicht mehr und nicht weniger. Er hat zB gefragt: Was ist das für ein Buchstabe? und ich dann: Ein E! Dann wurden aus allem möglichen Buchstaben von ihm "gemacht" (Zollstock, Fäden, geschrieben, gemalt, ...) und er hat in allem Buchstaben gesehen. Da wurde nichts bewusst geübt oder so, trotzdem hatte er ruck zuck alle Buchstaben und Zahlen durch.
Damals war er 2,5. Interessanterweise hat er aber erst in den Ferien vor der Einschulung angefangen zu lesen, dafür aber direkt Erstleserbücher. Inzwischen, 5 Monate später, liest er jeden Text, auch mit fremden Fachwörtern, fließend.

Genauso werden Fremdwörter erklärt, hier hilft manchmal www.blindekuh.de und für den Wissensdurst ist die Bücherei wirklich unentbehrlich.

Aufklärung ging genauso, da haben wir auch immer nur das erzählt, was die Kinder wissen wollten. Da habe ich dann allerdings auf das entsprechende Buch verzichtet, weil ansonsten mein ältere Sohn mit 2-3 und vermutlich damit auch seine Kindergartengruppe KOMPLETT aufgeklärt gewesen wärer. (er hätte niemals akzeptiert, dass ich ihm nicht das ganze Buch auf einmal vorlese und erkläre :schwitz: )

Ach ja, und zum Malen: Der große konnte sehr früh sehr gut malen, bis ihm auffiel, dass seine Bilder nciht perfekt sind. Daraufhin malte er ca 2 Jahre lang nur Krickelkrackel.
Und unser kleiner Picasso malte bis ca 4,5 nur Krickekrackel, stundenlang, bis endlich die ersten Menschen erkennbar wurden - auf dem Kopf gemalt und mit sichtbaren Blutgefäßen :gruebel: . Jetzt, mit gerade 5 malt er richtig schön und kreativ, noch immer am liebsten von morgens bis abends. Offensichtlich ist Deine Tochter auch in einer Übungsphase, irgendwas wird sie sich bei ihren Bildern schon denken.

Und Wutanfälle? Kennen wir zu genüge, von Zeit zu Zeit auch noch mit 6!!! Das wichtigste ist Ruhe bewahren, manchmal muss man so einen Anfall einfach "aussitzen", bis das Kind sich wieder beruhigt. Schwierig, aber wichtig finde ich, nachher selbst den Hebel wieder umzulegen, wenn das Kind erst minutenlang tobt und dann plötzlich wieder vollkommen normal mit einem spricht, als wäre nichts gewesen.

Mir kommen Deine Beschreibungen jedenfalls völlig normal und bekannt vor!

Also durchatmen und weiter.

LG
alibaba

Re: Wutanfall extrem - Zeichen für Autismus?

Beitrag von alibaba »

Alia hat geschrieben: Was ich nicht verstehe: wie meinst Du das, Du sollst jetzt mit dem Lesen und Schreiben lernen anfangen? Wir haben da nämlich nicht bewusst mit angefangen, weil Kind soweit ist. Sondern das Kind hat angefangen zu fragen, und ich habe so, wie in vielen anderen Bereichen auch, seine Fragen beantwortet. Nicht mehr und nicht weniger. Er hat zB gefragt: Was ist das für ein Buchstabe? und ich dann: Ein E! Dann wurden aus allem möglichen Buchstaben von ihm "gemacht" (Zollstock, Fäden, geschrieben, gemalt, ...) und er hat in allem Buchstaben gesehen. Da wurde nichts bewusst geübt oder so, trotzdem hatte er ruck zuck alle Buchstaben und Zahlen durch.
Damals war er 2,5. Interessanterweise hat er aber erst in den Ferien vor der Einschulung angefangen zu lesen, dafür aber direkt Erstleserbücher. Inzwischen, 5 Monate später, liest er jeden Text, auch mit fremden Fachwörtern, fließend. LG
Stimmt Alia, unterschreibe ich sofort. :shock:

VG
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