Ist es Asperger?

Hochbegabung geht oft mit Wahrnehmungesstörungen Hand in Hand
Elli
Beiträge: 6
Registriert: Mi 12. Okt 2011, 08:52

Ist es Asperger?

Beitrag von Elli »

Hallo,
ich habe mich hier in diesem Forum angemeldet um mir ein paar Fragen und Probleme von der Seele zu schreiben,aber auch Kontakte zu Müttern/Vätern mit ähnlichen Problemen zu bekommen. Wir wollten meinen Sohn auf Asperger Syndrom testen,sind aber nicht getestet worden,da er manchmal Körperkontakt zulässt,Augenkontakt hält und auch kein wirkliches Spezialgebiet hat. Dennoch bin ich mir sicher,das etwas an ihm auffällig ist. Das ist leider in 2 Kindergärten wo wir waren auch ständig zum Thema geworden.
Mein Sohn ist jetzt mit fast 7 eingeschult worden. Er ist schon ziemlich klug,aber auch schwierig. Er hat noch nie mit "normalen" Spielsachen gespielt. Lego ,Playmobil und Co sind überhaupt nicht sein Thema. Gesellschafftsspiele fast nur mit Erwachsenen oder wenn er die Rolle des Spielführers übernehmen kann. Er spielt seit 8 Monaten Gitarre und das klappt auch sehr gut,wie uns seine Lehrerin bestätigte. Allerdings wenn ihm etwas nicht gefällt bricht er schnell in Tränen aus. Er sagt dann auch nicht sofortwas genau ihn stört sondern redet in für uns nicht greifbare Sätze. Z.B hatte ich ihn mal in den Keller geschickt etwas holen(mit sowas kann man ihn beglücken) ,er wollte aber erst zur Toilette und etwas trinken. Ich brauchte die Sache aus dem Keller aber dringend,also sagte ich zu ihm,das es nicht schlimm sei,ich schicke seinen Bruder. Als er dann von der Toilette kam,zog er sich die Schuhe an. Ich fragte wo er hin möchte und bekam keine Antwort. Eigentlich blöde Frage von mir,denn ich wusste ja eigentlich was er vorhatte. Ich sagte ihm er soll die Schuhe ausziehen und schon war das Gebrülle los. " Dann kriege ich kalte Füsse und muss den ganzen Schmutz an den Füssen haben" usw. Er wollte perdu jetzt in den Keller obwohl die Sache ja schon längst erledigt war.
Man kann ihn dann auch so schlecht beruhigen. Irgendwann macht es dann klick und ich habe meinen Engel wieder. Aber wenn man ihn nicht so gut kennst wie ich oder halt sein Papa dann steigt man in dem Moment wo er so einen Ausraster hat nicht durch und reagiert falsch und das macht die Sache nicht wirklich besser. Selbst mein Mann und auch ich reagieren häufig falsch,weil man in seinem Alltag so ausgelastet ist und vieles unbewusst sagt und tut.
Ich habe mir bereits ein Buch gekauft über das Asperger Syndrom und finde viele Aspekte daraus bei meinem Sohn wieder.
Ich hoffe ,ich kann mich hier ein bischen ausschreiben und Austauschen.

Lg Jassy
alibaba

Re: Ist es Asperger?

Beitrag von alibaba »

Jassy, ich kann Dir nicht helfen, tut mir leid. ;) VLG
flure
Beiträge: 13
Registriert: Mi 5. Jan 2011, 18:09

Re: Ist es Asperger?

Beitrag von flure »

Hallo Jassy
ich arbeite in diesem Gebiet, darum möchte ich dir gerne antworten. Wie ist das abgelaufen, dass ihr "nicht getestet wurdet"? Wo seid ihr denn hingegangen für die "Testung"?
Andere Frage: kannst du mir kurz und knapp aufzählen, was genau du bei deinem Sohn siehst, was auf das Asperger-Syndrom hindeuten könnte? Wie ist er im Kontakt mit anderen Menschen? Hat er Freunde/Kollegen? Gibt es in seiner Sprache/Kommunikation Auffälligkeiten? Was passiert mit ihm bei Veränderungen? Sehr starke Rituale? Was spielt er gerne?

liebe Grüsse
Flure
Elli
Beiträge: 6
Registriert: Mi 12. Okt 2011, 08:52

Re: Ist es Asperger?

Beitrag von Elli »

Hallo Flure,
wir waren in der Kinder-und Jugendpsychiatrie hier in der Stadt,sogar beim Leiter. Der fragte mich ob er Augenkontakt hält,ichsagte ja. Dann frgate er ob er Körperkontakt zulässt,ich sagte Ja wenn er es grad möchte. Dann fragte er welches Spezialgebiet mein Sohn hat. Als ich ihm keines nennen konnte,legte er seinen Stift zur Seite und sagte,wir brauchen nicht testen,er hat kein Asperger. Dann hat er noch 5 Minuten mit ihm geredet und sagte er hätte höchstens eine Störung in der Sozialkompetenz.
Also Auffällig finde ich,das er zum einen wenige Kontakte hat zu gleichaltrigen. Des weiteren mag er nicht so recht spielen,es kommt mir vor,als bestrafe man ihn wenn man ihn zum spielen auffordert. Allerhöchstens wenn man als Erwachsener mit ihm spielt,sobald er mit Kindern spielen soll,ist es öde und er provoziert die Spielpartner. Wenn es einmal vorkommt,das er "spielt" (eigentlich gammelt er eher auf seinem Bett ab oder dreht sich auf seinem Schreibtischstuhl) und es ist unordentlich im Zimmer und das Wort aufräumen fällt.....dann ist Chaos. Er weint,er jammert es sei zuviel,er kann das nicht usw. Anfangs dachte ich er ist nur faul,aber er kann wirklich nicht aufräumen. Er weiss garnicht wo er beginnen soll und wo er hin soll mit allen Sachen. Mittlerwile hat er selbst alles beschriftet. Trotzdem schwierig wenn ein neues Teil hinzu kommt. Ich helfe ihm schon immer indem ich vorgebe was er als nächstes Wegräumen kann. Beim aussortieren ist es ganz schlimm,er kann sich kaum von Sachen trennen und kann auch auch alles noch gebrauchen und sei es ne leere Chipsdose.
Bei Veränderungen kommt es darauf an ob sie Positiv oder für ihn Negativ sind. Sind sie Negativ kann er nur schwer damit umgehen und zieht sich dann daran hoch. Dann ist er wieder in so einem Kreislauf und redet Dinge die wir nicht greifen können. Das ist nämlich auch noch eine Schwierigkeit für uns. Er hat manchmal etwas im Kopf und äussert sich aber nicht dazu. Z.B sind wir beim essen. Er stochert in seinem Essn rum,ich frage ob er satt ist,er sagt Nö. Ich räume den Tisch irgendwann ab und dann gehts los: Jetzt kann ich nix mehr essen.!!! Wenn wir fragen : Warum? Du hast doch dein Essen noch vor dir usw....Das Problem liegt dann am Gewürz oder er möchte was trinken. Wie sollen wir das wissen um richtig zu reagieren. Zum Glück kam das in letzter Zeit nicht mehr so oft vor. Manchmal ist es auch schwer wenn er ein Wort falsch versteht,dann zieht er sich daran hoch,was das ist,da kann man ihm 100mal erklären das man sich nur Versprochen hat.
Dann beim Reden,wenn man ihn z.B fragt wie war es heute in der Schule,dann holt er dermassen aus und kommt eigentlich nicht zu der Antwort die er geben sollte.Er kann sich noch an Dinge erinnern die schon Jahre her sind und die kann er so Haarklein wiedergeben,das ist erschreckend,sogar Gerüche. Es sind noch soviele Dinge,die mir wahrscheinlich erst einfallen wenn ich diesen Beitrag abgeschickt habe. Auch sein Nachdenken und Grübeln,er denkt über soviel nach und ist manchmal richtig in depressiver Stimmung. Er schläft dann nicht ein abends und ist dadurch müde. Siehste wieder ein Beispiel. Ich schicke jetzt trotzdem erstmal ab.....
Lg Jassy
heinerprahm
Dauergast
Beiträge: 536
Registriert: Di 17. Mär 2009, 23:19

Re: Ist es Asperger?

Beitrag von heinerprahm »

@ Elli

Mach doch mal für Deinen Sohn einen Selbsttest ("für" Deinen Sohn deshalb, damit ihm nicht irgendeine Störung eingeredet wird, die er eventuell nicht hat)

http://www.psychotherapiepraxis.at/surv ... rger.phtml

... und Ich finde es äusserst fragwürdig, wenn der Leiter einer Kinder-und Jugendpsychiatrie anhand von drei Fragen, ohne ein Kind untersucht zu haben Asperger, oder eine andere Autismus Spektrum Störung ausschließt, denn z.B. die Frage, ob ein Kind Körperkontakt zulässt, sagt rein gar nichts über Asperger, oder eine andere Autismus Spektrum Störung aus, es kann ein Symptom sein, muss es aber nicht.

Liebe Grüße
Heiner
flure
Beiträge: 13
Registriert: Mi 5. Jan 2011, 18:09

Re: Ist es Asperger?

Beitrag von flure »

Liebe Jassy

hab dir soeben schon eine Antwort geschrieben, aus irgendeinem Grund ist sie aber verschwunden. Also nochmals:

Die "Untersuchung", welche ihr hattet, entspricht sicher nicht dem heutigen Standard der Abklärung einer Autismus-Spektrum-Störung, zu welcher das Asperger-Syndrom gehört. Die Fragen, die dir gestellt wurden, können so nicht als Ausschlusskriterium einer solchen Störung verwendet werden. Es gibt auch intelligente Kinder ohne Spezialinteresse, welche den Blickkontakt erlernt haben und trotzdem eine Autismus-Spektrum-Störung haben. Die Sache mit dem Körperkontakt würde so wie du sie beschreibst übrigens passen, sicher nicht ausschliessen...
Was ich dir raten würde ist Folgendes: Überleg dir, brauchst du, dein Sohn, deine Familie im Moment Hilfe. Wenn ja, dann mach dich kundig, wo es in deiner Umgebung auf Autismus spezialisierte Stellen oder Institutionen gibt und wende dich an die. Fast überall gibt es auch so Elternvereinigungen für Eltern von autistischen Kindern, welche sich sehr gut auskennen mit den entsprechenden Stellen und dir sicher gerne weiterhelfen, wenn du nicht recht weisst, wo du dich hinwenden sollst. Ohne deinen Sohn je gesehen zu haben kann ich selbstverständlich die Wahrscheinlichkeit einer Störung im autistischen Spektrum nicht wirklich beurteilen, aber was du beschreibst, berechtigt sicher eine genauere Abklärung...
Ich wünsche euch alles Gute und hoffe, ich konnte euch helfen.

liebe Grüsse
Flure
Elli
Beiträge: 6
Registriert: Mi 12. Okt 2011, 08:52

Re: Ist es Asperger?

Beitrag von Elli »

Danke Heiner für den Test,er ist zwar für Erwachsene ausgelegt,ich habe ihn aber dennoch gemacht. Dort heisst es das schon viele Punkte auf Asperger hinweisen,mal sehen.

@ Flure: Momentan haben wir nicht wirklich Probleme. Er fühlt sich wohl in der Schule,nur zu Hause herrscht langeweile,man kann ihn auch nicht für Sport begeistern,obwohl der erste Psychotherapeut damals sagte,dass es wichtig ist,dass er Mannschaftssport betreibt damit er im Kontakt mit Kindern steht.
Ich werde sehen,ob und wann ich nochmal nach Hilfe suche. Momentan helfe ich mir mit den positiven Dingen die er tut.
Danke für deine Hilfe!
ahriana
Beiträge: 2
Registriert: Di 28. Okt 2014, 17:50
Wohnort: Leverkusen

Re: Ist es Asperger?

Beitrag von ahriana »

Also ich weiß der Beitrag ist alt von daher weißt du vielleicht längst was ich jetzt vermute oder kannst dieses sogar wieder ausschließen. Für mich hört sich das nämlich sehr nach hochsensibilitat an. Falls dir das Phänomen unbekannt ist solltest du dich dringend darüber informieren.
Ich selbst bin hochsensibel und kann viele Gemeinsamkeiten zu deiner Beschreibung und meiner eigenen Kindheit sehen =D

Ich bezeichne das ganze auch gerne als UMGEKERTEN AUTISMUS....weil es im Grunde ähnlich ist nur das die stärken und Schwächen grotenteils entgegengesetzt sind.

Hochsensetive haben auch kein EINZELNES spezialinteresse...sondern sie sind eher allgemein sehr vielschichtig in ihren Interessen.
Asperger haben einen hang zu Details. / hochsensible sehen eher zuviel das große ganze

asperger/autisten haben im rational logischem denken ihre Stärken / hochsensible in der zwischenmenschlichen Wahrnehmung ( zb ein einfühlen in das gegenüber auch ohne das man sich einfühlen will....es passiert einfach und das macht es oft schwer sich selbst und seine Interessen rechtzeitig abzugrenzen und zu verteidigen. ..
HS gilt übrigens NICHT als Störung. ......es ist allerdings auch noch nicht ganz erforscht. Es hat allerdings leider den Nachteil das man längere reizarme ruhezeiten benötig um nicht eine Überbelastung zu bekommen ( folgen eines overloads sind bei hochsensiblen die selben wie autisten [ informiere dich mal über overloads und shutdown und meltdowne einige autisten haben das sehr gut beschrieben und erklärt]

HS wird übrigens Sehr oft mit hochbegabung in Verbindung gebracht. und wenn sie rechtzeitig mit ihrem "anders sein" und ihren daraus resultierenden stärken und Schwächen umzugehen lernen dann sind wir hsp auch nicht gefahrdete als andere "normale" an einer psychischen Erkrankung zu leiden ;) wir sind nämlich nicht zart besaitet wir nehmen nur durch weniger aktive filter im Gehirn tatsächlich hochfrequenter wahr.
Der nicht oder weniger aktive Filter im Gehirn macht es auch so schwer dinge zu sortieren oder bei einem Thema zum Punkt zu kommen. ....selbst in der Facebook Gruppe für hsp ist mir aufgefallen das Beiträge von hsp meist sehr umfangreich und lang sind.
Manchmal finde ich es auch schwer zu erkennen welches einzelne Teil einer Sache für mein Gegenüber jetzt wichtig ist denn für mich sind die Grenzen eher fließend. ...für mich hängt ALLES irgendwie zusammen. ...das ganze Universum. ...
Asperger haben auch Schwierigkeiten mit emphatie......hsp hingegen sind meist sehr interessiert daran was andere fühlen und sie hinterfragen diesbezüglich eine menge.
Ich grübel oft und gerne über das Universum ....den sinn des Lebens ...allgemein tiefgründige Themen. .......
Eigentlich ist hs ein segen ....leider halten die meisten betroffenen es für einen fluch weil sie zu lange bei dem Versuch "normal wie die anderen" zu sein. Das führt dann zu einem geringen Selbstvertrauen und sozialen Rückzug.
Deswegen ist es wichtig das Eltern das Phänomen erkennen und rechtzeitig fordern.
ahriana
Beiträge: 2
Registriert: Di 28. Okt 2014, 17:50
Wohnort: Leverkusen

Re: Ist es Asperger?

Beitrag von ahriana »

.....ich meinte natürlich: bei dem Versuch "normal" zu sein wie die anderen gescheitert sind.
MajoMam
Beiträge: 27
Registriert: Fr 31. Jan 2014, 23:11

Re: Ist es Asperger?

Beitrag von MajoMam »

Hallo ahriana,,

Du schreibst, dass es viele Parallelen zwischen Asperger und HS gibt. Hab mich lange mit beiden Themen beschäftigt, weil ich herausfinden möchte, was mit meinem Sohn (4) los ist. Allerdings ist es für mich schwer zu ergründen, ob es das eine oder das andere ist. Mit Hochbegabung können beide Phänomene einhergehen. Beides wäre nicht ungewöhnlich. Die Sache mit der Empathie wäre schon eher ein Kriterium, ebenso das, was Du über das große Ganze schreibst. Autisten hätten damit ja Probleme, was mit ihrer mangelnden zentralen Kohärenz zu tun hat. Sie sind zwar spitze darin, Einzelheiten wahrzunehmen und abzuspeichern, haben aber Schwierigkeiten, diese zu einem Gesamtbild zusammenzufügen.
Wir befinden uns mit unserem Sohn gerade in der Diagnostik auf Asperger, bekommen demnächst das Ergebnis. Trotzdem komme ich immer wieder ins Grübeln, denn für einen Autisten reagiert er inzwischen auf vieles zu flexibel und "cool", sprich er ist in Vielem nicht auffällig genug, für "normal" ist er aber einfach zu sonderbar.
Meine Frage deshalb: Wie kommst Du darauf, dass es sich bei dem Sohn der TE um eine HSP handeln könnte und keinen Asperger-Autisten? An welchen Verhaltensmerkmalen machst Du das fest? Wie warst Du selbst als Kind? Wie wurdest Du von Deinem Umfeld wahrgenommen? Wie hast Du Dich gefühlt? Worauf hast Du besonders stark reagiert bzw. tust dies immer noch? All dies von einer "Betroffenen" (Begriff bitte nicht falsch verstehen ;-) ) zu erfahren fände ich unheimlich interessant.

LG
MajoMam
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