Asperger, ADS, Wahrnehmungsstörung

Hochbegabung geht oft mit Wahrnehmungesstörungen Hand in Hand
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Krina
Beiträge: 20
Registriert: Mi 29. Jun 2011, 13:38

Asperger, ADS, Wahrnehmungsstörung

Beitrag von Krina »

.... was denn nun eigentlich?
Im moment bin ich ehrlich gesagt etwas genervt von den zahlreichen Diagnosen die wir von Nicht-ganz-Fachleuten so hören.
Letzte Woche habe ich vom Kiga (die meinen es ja nur nett und bemühen sich sehr) 4 verschiedene Diagnosen für mein Kind (4,5 Jahre) gehört. ganz oben auf der Liste: Asperger, dann ADS, dann vielleicht auch auditive Wahrnehmungsstörung und nicht zuletzt Erziehungsdefizite.

letzteres will ich gar nicht bestreiten. wir sind tatsächlich etwas zaghaft im Grenzen finden. haben aber dennoch klare und feste regeln.

alle anderen "Diagnosen" verunsichern mich. Dass er anders ist weiß ich. Aber nach ganz nahem betrachten komme ich meist soweit, dass ich sage, er hat eine geringe Frustrationstoleranz, eine Körper-Raum-Wahrnehmungsstörung und ist halt recht schlau.

nun spaltet sich meine Persönlichkeit und Meinung in der Frage: wie weiter vorgehen? Am liebsten würde ich ihn einfach nur in Ruhe lassen und so sein lassen, wie er ist, weil ich ihn toll finde und weil ich finde: irgendwann ist schluss mit rumdoktoren und rumtherapieren am kinde. seit er 9 monate alt ist, kämpfen wir mit dem Thema KISS. Er hat Physiotherapie bekommen, Ostheopathie (mehrfach), Atlastherapie (mehrfach), Therapie nach Gutmann (mehrfach), sensomotorische Integrationstherapie, und ist derzeit über den Kindergarten bei einer Logopädin (sein Zungenbändchen ist sehr fest und sie macht mit ihm Übungen zum lockern). beim Pädaudiologen waren wir bereits anfang des Jahres - da war er noch zu klein um auf auditive Wahrnehmungsstörung zu testen.
Es gibt noch immer in den altbewährten Bereichen Probleme, diese haben sich allerdings schon gebessert.

was auffällig am "Verhalten" ist:
geringe Frustrationstoleranz - er fängt dinge gar nicht erst an, wenn er glaubt es nicht zu können
- er kriegt wutanfälle (die schon sehr viel ruhiger verlaufen als früher) wenn dinge nicht so funktionieren wie er es gern möchte
- er bestimmt gern
er ist überfordert, wenn mehrere kinder gleichzeitig um ihn herum sind. da reagiert er schnell agressiv
er ist der meinung nur antworten und grüßen zu müssen, wenn er es will (daran arbeiten wir stark) - er ist sehr autonom
er hat zwar freunde, zieht sich aber über den tag hinweg immer mal wieder zurück und spielt dann für sich (erzieherin meint da wäre er zu stark in seiner welt)
hat viel phantasie und versucht andere an seinen ideen teilhaben zu lassen - die merken leider nicht immer, wenn er grade sich phantasiegeschichten zum spielzeug ausdenkt

körperliche "schwächen"
- alle bewegungen bei denen er den kopf nach unten hat und/oder die beine den boden verlassen machen ihm panik
- hüpfen, schaukeln, rutschen - war früher ein problem, ist inzwischen super Dank orthopäden
- kann dementsprechend keine rolle vorwärts
- hängt grobmotorisch immer knapp gleichaltrigen hinterher aber gerade noch so im rahmen
- feinmotorisch ist er super und hat sich buchstaben schreiben selbst beigebracht

Nun hänge ich in der Luft. Er hat eben im August den Kindergarten gewechselt und ich habe mir vorgenommen in diesem Jahr nichts neues mehr für ihn anzufangen. aber dennoch stellt sich mir die frage: wie geht es weiter?
was kommt überhaupt in frage und: ist mein kind soooo anders?

wie geht es euch, wie seid ihr mit verhaltensauffälligkeiten und wahrnehmungsstörungen vorgegangen und umgegangen?
Fischchen
Beiträge: 19
Registriert: Di 27. Sep 2011, 12:40

Re: Asperger, ADS, Wahrnehmungsstörung

Beitrag von Fischchen »

Hallo Krina,

habe ja ähnliche Probleme mit meiner Tochter (5,8) gehabt und jetzt nach der Behandlung (Lösung von Blockaden) ist sie vollkommen anders. Wir wollen zwar trotzdem noch eine INPP machen, aber im Moment sind wir schon ganz schön zufrieden mit dem Ergebnis. Sie schläft auch viel schneller ein und vorallem endlich mal durch und ist Morgens nicht mehr so muffelig. Sie kann mit einem Nein jetzt unglaublich gut umgehen, sie kann tobsuchtsanfallslos beim Spielen verlieren. Im Kiga soll sie auch schon viel ruhiger geworden sein. (sie spielte am liebsten nicht in der Gruppe und wenn dann als Gruppenführer, was ihr meist gelang ;) )

Ihr habt zwar auch schon jede Menge Therapien hinter euch, aber habt ihr euch auch mit den nicht abgebauten frühkindlichen Reflexen, u.a. dem Moro-Reflex, vertraut gemacht. Wenn nämlich angenommen die Blockaden alle gelöst sind aber die Reflexe noch vorhanden, dann kann es ähnliche Probleme wie die deines Kindes immer noch weiter geben.
Meine hatte auch enorme Probleme mit der Frustrationstolleranz, soll übrigens auch mit dem Moro-Reflex zusammenhängen.

Ich weiß, viele hier halten Kiss für Quatsch, aber mir ist es egal wie es benannt wird. Meiner haben die Lösung der Blockaden unheimlich geholfen und wenn es ihr damit besser geht bin ich glücklich, egal was das "Krankheitsbild" für einen Namen hat und ob man manches wissenschaftlich begründen kann.
ADS wollte man uns auch schon einreden, der Erziehungsberater sagte uns aber, dass sie das nicht hat, sie ist sehr aktiv aber sie hat definitiv kein ADS oder ADHS. Mangelnde Erziehung wurde uns auch nachgesagt, aber laut EB haben wir fast alles richtig gemacht und trotzdem hat es bei ihr nicht geholfen!
Im Alter deines Kindes war unsere auch noch sehr selbstbewusst, aber mit zunehmendem Alter wurde sie immer ängstlicher.
Also, lass dich nicht kirre machen, dein Gefühl sagt dir schon das Richtige.

Liebe Grüße Fischchen
betty-eleonore
Beiträge: 19
Registriert: Do 5. Mär 2009, 11:43

Re: Asperger, ADS, Wahrnehmungsstörung

Beitrag von betty-eleonore »

Hallo!

Mein Sohn hat zwei von deinen drei genannten Diagnosen und ich war auch lange verzweifelt!

Wenn ich es heute nochmal machen könnte, würde ich in ein Sozialpädiatrisches Zentrum gehen und einmal eine komplette Abklärung machen lassen. Das hätte mir viel Herumgerätsel erspart....

Zeitgleich Bücher zu den og Themen lesen und sich dasraus ziehen, was man für passend hält!

Viel Erfolg!
Krina
Beiträge: 20
Registriert: Mi 29. Jun 2011, 13:38

Re: Asperger, ADS, Wahrnehmungsstörung

Beitrag von Krina »

so, nach langer Zeit des Grübelns und Beobachtens, durfte ich inzwischen mit der Heilpädagogin sprechen. Sie hat ja über mehrere Wochen mit meinem Sohn einmal wöchentlich "gearbeitet" und ihn im Spiel mit anderen beobachtet. Zusätzlich gab es einen Entwicklungstest (wo nur abgeklärt wurde, ob er das altersgerechte soll erfüllt, und nicht über den tellerrand hinaus geschaut wurde) der natürlich besagte dass er keine Defizite hat.
Im gestrigen Gespräch sagte sie mir, dass sie keinen Handlungsbedarf sieht, auch keinerlei Anzeichen sieht für die angesprochenen Störungen, ihr lediglich 2 Sachen aufgefallen sind, die sicher mit der Erziehung zu tun haben und wir da stark gegen arbeiten sollen. Auf die Frage wie, konnte sie mir keine schlüssige Antwort geben.
1. er sei sehr dominant und wolle immer bestimmen, was gespielt wird, das ist nicht förderlich für die soziale interaktion mit anderen kindern und wir als Eltern müssen da stark Einfluss nehmen. hmmmm. Grenzen setzen wir ihm. Bei nein, bleibt es auch bei nein, und ich habe beobachtet, dass er sich in den letzten Wochen (in Bezug auf Dominanz) stark zurückgenommen hat und tatsächlich den anderen kindern auch mal den Vortritt lässt oder mir auch sagt, dass ich aussuchen soll, was wir gleich spielen.
2. er benehme sich wie ein kleiner Erwachsener. Das ist gerade in Konfliktsituationen schwieriger, weil andere kinder mit der reifen art die Probleme zu lösen nicht klar kommen (er fragt gern, was denn los sei, oder artikuliert ganz klar, was für ihn nun nicht ok war). Nun fragte ich sie, wie ich ihm da Hilfestellung geben soll, wie denn eine altersgerechte Umgangsform ohne hauen aussieht. Das belächelte sie und wusste ebenfalls keine direkte Antwort. Sie brachte an, wir sollen darauf achten, dass er mit altersgerechten Sachen spielt zu Hause. hmmmm. Ist lego nun nicht altersgerecht? Und wie soll ich ihn animieren Dinge zu spielen, auf die er absolut keine lust/kein Interesse hat?
ich glaube sie denkt, wir würden ihn versuchen zu einem kleinen Erwachsenen zu erziehen, und alle dinge die er bereits kann, kann er weil wir ihm das beigebracht haben. Nur so ist es nicht. Er hat sich alles selbst beigebracht. Ich habe nicht mit ihm schreiben geübt, oder lesen, oder englisch.
Wie kann man einem kind auch logisches Schlussfolgern beibringen?
Neulich auf dem Weg nach Hause: Sohn zur Kinderfrau:"heute brauchen wir keine kaffekuchen mitnehmen, mama und ich haben gestern welchen gebacken" also gehen die beiden nicht beim Bäcker lang, kommen dafür aber am Blumenladen vorbei. Sohn:"hach wir haben der mama schon so lange keine blumen mehr mitgebracht. wollen wir das machen?" Kinderfrau:" ich hab kein Geld dabei, hast du Geld?" er schüttelt betrübt den Kopf, dann ruft er " doch!!! wir haben doch das Geld vom Bäcker gespart! davon können wir doch eine blume kaufen!"

Das Problem mit der Frustrationstoleranz ist inzwischen besser geworden. Somit belasse ich das Thema nun wirklich erst einmal und schaue mich nach dem Sportangebot in unserer Nähe um.
sebberg
Beiträge: 5
Registriert: Mi 21. Mär 2012, 10:31

Re: Asperger, ADS, Wahrnehmungsstörung

Beitrag von sebberg »

diese Atlastherapie ist sowieso eher umstritten, der Atlas sei bei einem großteil der Bevölkerung ohnehin leicht verdreht.
Krina
Beiträge: 20
Registriert: Mi 29. Jun 2011, 13:38

Re: Asperger, ADS, Wahrnehmungsstörung

Beitrag von Krina »

das mag sein, es geht ja in erster linie nicht darum ob etwas verdreht oder verschoben ist, sondern ob diese verschiebung auch weitere auswirkungen haben. denn ganz gerade gewachsen ist ja niemand. generell ist es so dass die atlastherapie fast jedes mal wirkung gezeigt hat, diese aber nicht von dauer war, da durch die atlas therapie in geringem maße auch der 2. halswirbel (der eigentlich auslöser war) mit berührt wird. die frage ist ja jedes mal: wird von der verschiebung eine nervenbahn abgedrückt? das lässt sich dann meist nur davon ableiten, welche Störungen vorliegen oder eben nicht.
bei unserem sohn war auf grund seiner kognitiven reife für außenstehende kein defizit erkennbar. er war in der entwicklung immer super. die probleme die sich ergaben wurden dann einer sozialen schwäche zugeordnet, obwohl es augenscheinlich wahrnehmungsdefizite waren. für fachpersonal wiederum war alles ganz eindeutig erkennbar.

letzte woche sprach mich die leitung unseres kindergartens an, total verwundert und positiv überrascht, wie kommunikativ und freundlich er sei. mich verwunderte es nicht, freute mich aber, dass er nun auch das selbstvertrauen hat, mit anderen ähnlich zu kommunizieren, wie mit freunden und familie.
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