Asperger Syndrom

Hochbegabung geht oft mit Wahrnehmungesstörungen Hand in Hand
MajoMam
Beiträge: 27
Registriert: Fr 31. Jan 2014, 23:11

Re: Asperger Syndrom

Beitrag von MajoMam »

Linasina hat geschrieben:Hallo, entweder beim Psychologen oder bei Einrichtungen die sich mit Autismus auskennen.
Ein Psychologe kann die Diagnose nicht stellen, da er kein Mediziner ist. Es empfiehlt sich aber tatsächlich eine Einrichtung zu wählen, die sich mit Autismus auskennt. Uns wurde z.B. von SPZs abgeraten, da die sich mit Autismus eben zu wenig auskennen. Man könnte einen niedergelassenen Kinder- und Jugendpsychiater wählen, aber eine Klinik mit Autismusambulanz bzw. Autismussprechstunde ist wohl sinnvoller, da die viel mehr Fälle und folglich mehr Erfahrung haben als ein niedergelassenerKJP.

Schau doch mal ob es in Eurer Nähe ein Autismuskompetenzzentrum gibt. Das kann eine erste Anlaufstelle sein. Die machen normalerweise keine Diagnostik, beraten aber über alles, was damit zusammenhängt.
Alternativ kannst Du Dich auch hier informieren: www.aspies.de oder www.rehakids.de (Unterforum Autismus). Dort sind komptente Leute, die Dir weiterhelfen und wo Du auch entsprechende Adressen herbekommst. Eine Diagnostik ist aber ein langwieriges Verfahren. Du solltest Dich auf ca. 6 Monate Wartezeit und noch einmal so lange bis zur endgültigen Diagnosestellung einstellen.

Viel Erfolg!

LG
MajoMam
silke becker
Beiträge: 5
Registriert: Do 22. Mär 2012, 22:24

Re: Asperger Syndrom

Beitrag von silke becker »

Hallöchen,
dieses Forum hier: http://www.rehakids.de/phpBB2/intro.html
ist auch sehr, sehr informativ und spannend mit sehr aktiven Usern und es gibt ein Unterforum für Autismus.
Gruß Silke
lenaritter
Beiträge: 18
Registriert: Mi 11. Jun 2014, 11:45

Re: Asperger Syndrom

Beitrag von lenaritter »

Hallo Mohnblume,
habe gerade deinen ausführlichen Beitrag gelesen. Ich habe selbst kein asperger Kind. Habe aber schon desöfteren mit Autisten zutun gehabt.
Ich sage immer, Autisten sind ein eigenes Völkchen, dass man einfach so nehmen muss wie sie sind. Für mich sind es sehr interessante Menschen, diemich immerwieder erstaunen.
Viel Glück weiter mit deinem Sohn.
Winnie
Dauergast
Beiträge: 337
Registriert: So 10. Jan 2010, 03:31

Re: Asperger Syndrom

Beitrag von Winnie »

Ich habe so ein Kind und weiß das aber auch erst seit kurzem. Ich muss mich da erstmal reinlesen.
"Entschuldigung, ich habe nur kurz fantasiert." meine große Tochter, 4 Jahre alt (inzwischen 9 geworden)
Samyeli
Beiträge: 7
Registriert: Mo 9. Jan 2017, 13:02

Re: Asperger Syndrom

Beitrag von Samyeli »

Hallo Linasina,

mein Sohn (7) ist auch Asperger Autist. Ich freue mich über Austausch!!

LG Samy
Rabaukenmama
Dauergast
Beiträge: 2953
Registriert: So 8. Dez 2013, 21:24

Re: Asperger Syndrom

Beitrag von Rabaukenmama »

Hallo Samyely,

herzlich willkommen hier. Leider sind viele der ehemaligen User nicht mehr (regelmäßig) hier im Forum. Vielleicht hast du aber trotzdem Glück und es meldet sich wer ;) .

Ich sende Dir per PN einen Link zu einem anderen Forum, wo es spezifischer um Kinder mit Wahrnehmungsstörungen geht. Bin dort auch erst kurz dabei (hier schon einige Jahre), aber es gab einige gute Tipps, Links und Anregungen dort.

Bin selbst Mutter von zwei lebhaften Buben von denen der ältere vermutlich hochbegabt ist (nicht getestet) und der jüngere gehörlos und Autist. Die Diagnose bei meinem jüngeren Sohn ist noch recht "neu" und ich gebe ehrlich zu, (noch) nicht ganz daran zu glauben. Das liegt aber vermutlich auch daran, dass ich doch ein sehr konkretes Bild im Kopf hatte, wie Autisten sind :fahne: .
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Samyeli
Beiträge: 7
Registriert: Mo 9. Jan 2017, 13:02

Re: Asperger Syndrom

Beitrag von Samyeli »

Hallo Rabaukenmama,

vielen lieben Dank! Das ist sehr nett von Dir.

Ein gehörloses autistisches Kind stelle ich mir noch einmal schwieriger vor. Ich hab mit meinem schon alle Hände voll zu tun. Und das obwohl er nur vorgibt, mich nicht zu hören :D

Ich werde mich mal in dem anderen Forum umschauen.

Liebe Grüße!!
Samy
lissi74
Dauergast
Beiträge: 53
Registriert: Do 4. Feb 2016, 14:46

Re: Asperger Syndrom

Beitrag von lissi74 »

Hallo,

mein Sohn (8) ist autistisch.

Ich vermute, dass ich auch das andere Forum kenne, das Rabaukenmama verlinkt hat. Dort bin ich mittlerweile aktiver als hier. Die Probleme die wir haben sind ja hauptsächlich im Autismus begründet und nicht in der HB. Dadurch habe ich dort einfach mehr gesprächs- und hilfsbedarf. Dort sind auch viele mit ähnlicher Diagnose wie wir ASS, ADHS und HB.

Dennoch schaue ich hier manchmal rein. Wie gesagt, die Themen sind für mich aber meist andere.

LG

edit: Achja Rabaukenmama vielleicht sehen wir uns mal im anderen Forum. Denke ich erkenne dich evtl :mrgreen:
Linasina
Dauergast
Beiträge: 558
Registriert: Di 11. Okt 2011, 14:42

Re: Asperger Syndrom

Beitrag von Linasina »

Hallo schön dass sich doch noch etliche Leute gemeldet haben. Ich bin sehr überrascht liebe Rabaukenmama dass dein kleiner Sohn diese Diagnose hat. Erzähle bitte mal wie die Ärzte darauf gekommen sind.
Meine Tochter hat mittlerweile einem sehr sozialen Umgang mit ihren Mitschülern und eine feste Freundin. Ihre Begabung fürs Auswendig lernen und ihre guten Mathe Leistungen hat Sie nicht verloren. Sie guckt gerne Wissenschaftliche Sendungen die Sie sinngemäß weiter erzählt. Am liebsten ist Sie trotzdem mit Tieren zusammen. Wir haben noch keine Tests machen lassen da Sie aktuell keine Probleme hat. In der Schule läuft alles bestens.
Rabaukenmama
Dauergast
Beiträge: 2953
Registriert: So 8. Dez 2013, 21:24

Re: Asperger Syndrom

Beitrag von Rabaukenmama »

Linasina hat geschrieben:Hallo schön dass sich doch noch etliche Leute gemeldet haben. Ich bin sehr überrascht liebe Rabaukenmama dass dein kleiner Sohn diese Diagnose hat. Erzähle bitte mal wie die Ärzte darauf gekommen sind.
Bei meinem jüngeren Sohn waren schon länger einige Anzeichen zu merken. Eines, was mir schon länger aufgefallen ist, was das komplette fehlen von Fragen. Mein älterer Sohn hat mir seit er sprechen konnte buchstäblich Löcher in den Bauch gefragt. Kleinsohn war immer sprachlich "hinten" (auch in Gebärdensprache). Anfangs dachte ich, es sei einfach durch meine erhöhte Erwartungshaltung. Wer ein vermutlich hochbegabtes Kind hat, welches schon mit 2,6 Jahren grammatikalisch korrekt spricht und alle möglichen und unmöglichen Fragen stellt kann man von einem anderen, noch dazu sinnesbehinderten Kind, nicht dasselbe erwarten.

Dann waren wir mal auf einem Gehörlosentreffen als Kleinsohn 3 Jahre alt war. Dort habe ich ein gehörloses Baby gesehen das auch gehörlose Eltern hatte. Dieses Baby war gerade mal 10 Monate alt und sein aktiver Wortschatz (in Gebärde) war größer als bei meinem Sohn :cry: . Ab da dachte ich, es würde daran liegen dass ich selbst zu "schlecht" in Gebärdensprache bin. Ich dachte ich wäre zu langsam, drum schaut mein Sohn nicht hin. Dabei hat er praktisch nie hingeschaut.

Nach und nach kam ich dahinter dass es das auch nicht sein kann. Sohnemann geht in einen bilingualen Kindergarten seit er knapp 2 Jahre alt ist. Er fühlt sich dort wohl und geht gerne hin, ist aber ein Einzelgänger. Alle Pädagiginnen und etliche andere Kinder können dort ÖGS auf hohem Niveau. Außerdem arbeitet sowohl eine gebärdensprachkompetente Frühförderen als auch eine ebenso kompetente Logopädin mit ihm. Selbst wenn er von zu Hause gar keinen "input" bekommen würde müßte allein das reichen, um besser gebärden zu können, als er es nun mal konnt.

Mit etwa 2 Jahren und 3 Monaten begann mein jüngerer Sohn, sich für Buchstaben und Zahlen zu interessieren. Das kannte ich von seinem großen Bruder, wo das Interesse daran schon mit 18 Monaten begonnen hatte. Mein Großer hat mit 2 Jahren alle Buchstaben gekannt und konnte 2stellige Zahlen korrekt benennen, bei Kleinsohn war es ein Jahr später so weit (halt in Gebärde).

Die Zahlen wurden nach und nach seine große Leidenschaft. Während die anderen Kinder im Kindergartenhof oder am Spielplatz rumtobten schrieb mein Sohn mit Straßenmalkreide und viel Hingabe Zahlen auf den Asphalt. Am Computer "spielte" er am liebsten, indem er excel-Tabellen mit Zahlen füllte. Bei Spaziergängen hatte er schnell begriffen dass nach Hausnummer 137 und 135 als nächstes 133 kommen muß. Das Stickeralbum vom Supermarkt war ein voller Erfolg (den älteren Bruder hat es null interessiert).

Dann kam dazu dass mein Sohn langsam sprachlich besser wurde. Mit knapp 4 Jahren begann er endlich, in kurzen Sätzen zu gebärden (bis dahin waren es Einzelworte oder 2-Wort-Sätze). Ich stellte Fragen und bekam keine Antwort. Auf "Wie war es im Kindergarten?" kam bestenfalls "Der Kindergarten ist vorbei" und schlechtestenfalls gar nichts oder in Kopf schütteln. Auf Fragen mit "was" oder "wo" kamen Antworten (z.B. "Was willst du essen?" oder "Wo sind deine Schuhe?), auf WARUM-Fragen nicht. Mein Sohn hat auch NIE von sich aus irgend etwas erzählt. Nicht, dass er beim Frisör einen Ballon bekommen hat, nicht dass sie im Kindergarten einen Ausflug gemacht haben, gar nichts! Ein paarmal hat er immerhin gepetzt, dass ihn sein Bruder gehaut hat, das war aber schon alles.

Die Logopädin riet dann zu einer Entwicklungsdiagnostik. Die haben wir im KH der barmherzigen Brüder in Linz gemacht, weil das die einzige Stelle in Ö ist, wo sie gebärdensprachkompetente Ärzte dafür haben. Ich war rundum zufrieden mit der Arbeit dort. Wir hatten zwei Termine. Es wurde alles mögliche angeschaut, Grobmotorik, Feinmotorik, Koordination, Kognition, Sozialverhalten. Und es gab ein ausführliches Abschlussgespräch und einen aussagekräftigen, 8seitigen Befund :) .

Laut Befund ist mein Sohn Autist (also nicht "nur" im autistischen Spektrum), wenn auch nicht in einer sehr ausgeprägten Form. Aufgefallen ist unter anderem der fehlende oder nur sehr sporadische Blickkontakt und das extreme Interesse für Zahlen, die ihn oft von den eigentlichen Aufgaben abgelenkt haben. Das war auch die Zeit, wo er immer und überall ein 5-Meter-Rollmaßband mitgeschleppt hat, um seine geliebten Zahlen überall dabei zu haben.

Ansonsten kam raus dass mein Sohn im Alter von 4,0 Jahren durchschnittlich genau am Stand von 4,0 Jahren war. Das aber mit extremen Spitzen nach oben und nach unten. Bei logischen, abstrakten Dingen war er weit voraus (teilweise eindeutig im HB-Bereich), bei konkreten Dingen weit hinten (irgendwo zwischen "lernbehindert" und "minderbegabt"). Dabei wurde eingeräumt dass das Ergebnis teilweise verfälscht ist. So war z.B. eine sehr einfache Aufgabe, wo man Karten mit Mäusen und Torten korrekt sortieren sollte. Das hätte mein Sohn bestimmt geschafft, wären nicht auf diesen Karten winzige Zahlen aufgedruckt. Natürlich hat mein Sohn die Karten dann (korrekt) numerisch sortiert und alle Anweisungen, er solle doch die Mäuse auf die eine und die Torten auf die andere Seite legen, ignoriert. Bei den logischen Beispielen kam es mMn zu einer Deckelung. Klar, bei Entwicklungsdiagnostik für 4jährige kommt niemand auf die Idee, dass das Kind einen echten Zahlenbegriff von mindestens 1000 haben könnte!

Dann gab es auch Aufgaben, wo es um die soziale Interaktion ging. So sollte mein Sohn z.B. einen Turm aus Bausteinen bauen, der Tester hielt aber plötzlich den nächsten Baustein fest. Da ging es darum wie das Kind reagiert. Nachher wurde es mir so erklärt dass Kinder mit ausgeprägtem Autismus den Baustein einfach aus der Hand reißen und neurotypische (also gesunde) Kinder Blickkontakt suchen und dann irgendwie anzeigen dass sie den Baustein haben wollen. Oder sie fragen danach (mit Blickkontakt).
Mein Sohn hat sehr wohl kuz Blickkontakt hergestellt, aber nicht von sich aus kundgetan, was er will.

Sprachlich (in ÖGS) war mein Sohn mit 4 Jahren auf dem Stand eines 2 1/2 jährigen Kindes, also auch eindeutig hinten. Er konnte zwar korrekt Tisch und Pferd auf den Bildkarten benennen, wußte aber nichts zu sagen, als das Pferd auf den nächsten Karte auf dem Tisch stand. Er verstand auch nicht die Situationskomik. Dabei hat er bei den Lege-Spielen sehr wohl Humor gezeigt. Die ersten Aufgaben waren ihm offensichtlich zu einfach und er hat dann absichtlich Steine falsch hingelegt - mit frechem Grinsen im Gesicht. Als der testende Arzt darauf eingegangen ist ("Glaubst du das wirklich? Simmt das?") hat er sich vor lachen fast zerkugelt und es nachträglich richtig hingelegt.

Mittlerweile habe ich die Diagnose schon etwas "verdaut". Ich habe mir nach einem Tipp in einem anderen Forum das Buch "Einander verstehen lernen" besorgt und sehe sehr wohl viele autistische Züge bei meinem Sohn. Einiges ist aber auch seit der Diagnostik deutlich besser geworden. So bezieht mich Sohnemann jetzt viel häufiger in seine Spiele ein und spielt auch manchmal interaktive Spiele mit mehreren Mitspielern. Es ist nur immer Gefahr, dass er in "seine" Welt abgleitet. Zeichnen oder malen kann er noch kaum erkennbares, aber er füllt etliche Blätter mit eine Gewirr von Zahlen, Buchstaben und Worten, die er schon schreiben kann. So etwa wird es in seinem Kopf aussehen, vermute ich.
Linasina hat geschrieben:Meine Tochter hat mittlerweile einem sehr sozialen Umgang mit ihren Mitschülern und eine feste Freundin. Ihre Begabung fürs Auswendig lernen und ihre guten Mathe Leistungen hat Sie nicht verloren. Sie guckt gerne Wissenschaftliche Sendungen die Sie sinngemäß weiter erzählt. Am liebsten ist Sie trotzdem mit Tieren zusammen. Wir haben noch keine Tests machen lassen da Sie aktuell keine Probleme hat. In der Schule läuft alles bestens.
Deine Tochter hat viel Ähnlichkeit mit meinem älteren Sohn. Nur hat der leider immer noch keine festen Freunde. Er kommt mit den meisten Kindern gut aus. Manchmal habe ich auch das Gefühl, das er gern Freunde hätte, sich selbst dabei aber im Weg ist. Denn er ist öfter barsch und unhöflich zu andern, bezieht alles auf sich (das Kind, das gerade lacht, lacht ihn sicher aus!) und macht es den anderen schwer, mit ihm Freundschaft zu schließen.

Wissenschaftliche Sendungen guckt er auch sehr gern. In der Schule ist deutsch sein Lieblingsgegenstand und er liest nach wie vor sehr gerne und viel. Also quer durch die Bank: Comics, Fantasy-Romane, Wissenschaftsbücher,... In Mathe ist er zwar auch weiter als die meisten Erstklässler, aber nicht so eine Überflieger wie in deutsch. Am meisten Probleme hat er - laut seinem verbalem ersten Zeugnis - "allgemein gültige Regeln einzuhalten". Irgendwie ist er so, wie ich als Kind war :mrgreen: .
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Antworten