Wahrnehmungsstörungen?

Hochbegabung geht oft mit Wahrnehmungesstörungen Hand in Hand
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Alessandria
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Wahrnehmungsstörungen?

Beitrag von Alessandria »

Mein Sohn hört nicht. Nicht, dass er sich mir widersetzt (klar, das macht er auch, aber darum gehts mir hier nicht), er reagiert oft einfach nicht. Ich muss mich mehrfach wiederholen und letztendlich ganz laut mit ihm sprechen, damit er überhaupt registriert, dass ich mit ihm spreche. Seine Ohren sind in Ordnung, daran liegt es nicht. Die KiTa sprach mich darauf bereits vor Monaten an, dort hiess es, er könne Aufforderungen nicht folgen. Das war auch der Grund, weshalb man mich mit dem Verdacht einer Wahrnehmungsstörung zur Fröhförderung schickte. Das ist es aber wohl nicht, hieß es dort. Meine Beobachtung ist, dass er mit seinen Gedanken ganz woanders ist und deshalb die Ansprache garnicht wahrnimmt.
Ich habe inzwischen einen Termin beim Pädaudiologen gemacht, um eine Wahrnehmungsstörung auszuschließen. Der Termin ist in 2 Wochen.
Verhalten sich so Kinder mit Wahrnehmungsstörungen?
Rabaukenmama
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Re: Wahrnehmungsstörungen?

Beitrag von Rabaukenmama »

Zu dem Thema habe ich mal in einem Montessori-Buch einen interessanten Beitrag gelesen. Da ging es um ein 9jähriges Mädchen, das genauso reagiert (bzw. nicht-reagiert) hat, wie du das beschreibst. Die Mutter war nicht sicher ob es an ihrem Gehör liegt oder ob sie "einfach so verträumt" ist. Ihr wurde geraten, das nächste Mal nur ganz leise und nur einmal ein einziges Wort zu sagen: Schokolade.

Tja, die Mutter hat es ausprobiert und das Mädchen reagierte sofort und forderte die Schokolade ein. Daraufhin wußte die Mutter Bescheid und änderte ihre Strategie. Die Tochter wurde nur noch 1x zum essen gerufen, wenn sie nicht kam wurde abgeräumt. Im Supermarkt (wo das Mädchen immer rumgetrödelt hat und trotz rufen nie gekommen ist) rief die Mutter auch nur noch einmal und ging dann nach Hause. Nach einer Woche hatte es das Kind verstanden und reagierte gleich bei der ersten Aufforderung.

Mich hat diese Geschichte so fasziniert weil mein 4jähriger Sohn auch so ein Kandidat ist. Und bei ihm bin ich mir mittlerweile auch definitiv sicher, dass er zwar WAHRNIMMT was ihm ihm sage, es ihm aber großteils egal ist. Ich handhabe es jetzt auch so und sage z.B. "Wenn du zum einkaufen mitkommen willst bist du in 5 Minuten fertig angezogen - mit Jacke und Schuhe - sonst bleibst du zu Hause!" und ziehe das auch durch. Bei Sachen, wo es um SEINE Interessen geht (also wenn er zum einkaufen mitkommen will) funktioniert das jetzt sehr gut, bei Dingen, die ICH will (z.B. dass er in der Wohnung zumindest Socken anzieht und nicht barfuß rumläuft) leider noch nicht. Da muß ich immer warten, bis ER was von mir will um z.B. zu sagen "erst wenn du Socken an hast...".

So viel mal zu meinen Erfahrungen. Ob bei deinem Sohn tatsächlich eine Wahrnehmungsstörung vorliegt oder ob sein Verhalten ähnliche Ursachen hat wie bei uns wird sich hoffentlich bald herausstellen! Laß dann hören, was rausgekommen ist!
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Alessandria
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Re: Wahrnehmungsstörungen?

Beitrag von Alessandria »

Ich habe nicht den Eindruck, dass er nicht hören will. Klar, es wäre einfach, wenn er nur das hören will, was er auch will.
Er fragt mich zb nach etwas zu Trinken. Ich geh mit ihm in die Küche, mache sein Trinken fertig und sage "hier ist dein Trinken". Null Reaktion. Dann schubse ich ihn etwas an und er guckt ganz erschrocken. Für mich ist das ein Zeichen, dass er nicht hört/wahrnimmt. Wir sitzen im Wohnzimmer und ich frage ihn, ob er zb auch ein Stück Kuchen will. Keine Reaktion. Ich tippe ihn an und frage nochmal nach, da schaut er dann wieder so irritiert.
In wuseligen Situationen ist das nochmal schlimmer als allein zu Hause. Oder ich sage ihm, er soll seine Jacke anziehen, bevor er raus geht. Keine Reaktion.
Ich glaube, ich kann die Situationnen schlecht rüberbringen. Das liest sich jetzt so, als könne er generell shclecht hören. Das ist aber nicht der Fall :D
Die KiTa gibt auch die Rückmeldung, dass er in Alltagssituatuionen nicht reagiert, wenn die ihn was fragen oder zu irgendwas auffordern.
shaja
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Re: Wahrnehmungsstörungen?

Beitrag von shaja »

Ich finde es gut, dass du es abklären lässt!

Bis dahin könntest du mal versuchen, runter auf Augenhöhe zu gehen, ihn anzufassen(an der Schulter berühren beispielsweise oder eine Hand nehmen, was er lieber mag) , ihn direkt anzuschauen und dann ruhig sagen, was du möchtest. Ungefähr so:" Ich möchte, dass du deine Jacke anziehst!" Kurze klare Sätze. Keine Befehle, bitte nicht missverstehen ;) , aber klare Ansagen. Mit Liebe, aber deutlich.
Bei meinem Sohn "funktioniert" das super! Da ich das so handhabe, komme ich sehr viel häufiger bei ihm "durch" als mein Mann, der mehr spricht als ich und öfter "nebenher"!
Eine Zeit lang wünschte mein Sohn sogar die Berührungen, forderte sie ganz konkret ein.
Zur Zeit muss ich ihn nicht mehr berühren, aber die klare ruhige Ansprache behalte ich immer noch, wenn es mir gerade wichtig ist.

Er ist nun 6,8 Jahre alt und ich habe das Gefühl, das wächst sich bei ihm irgendwie raus, bin mir aber noch nicht sicher...

LG shaja
BiHa
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Re: Wahrnehmungsstörungen?

Beitrag von BiHa »

Wir hatten im Kindergarten mal einen Vortrag über genau dieses Thema. Und da sagte der Vortragende, dass Kinder so eine Art Schutzschild haben, dass nur die wichtigen Worte wie z.B. Schokolade durchlässt alles andere wird abgeschwächt und kommt schlimmstenfalls gar nicht an. Deshalb soll man sein Kind eben berühren, wenn man es anspricht, weil man etwas von ihm will. Das würde quasi den Schutzschild durchbrechen und die Worte kämen eben an.

Wir hatten im Kiga mal eine Phase, da hieß es, mein Sohn würde den Aufforderungen nicht mehr nachkommen und würde sich bewusst widersetzen. Da ich mein Kind aber kenne, habe ich das nicht geglaubt und bin mit ihm zum Ohrenarzt (auch weil er ständig "Was" sagte. Er hatte durch eine Mittelohrentzündung Wasseransammlungen hinter dem Trommelfell, so dass er fast nichts mehr gehört hat. Es war in seinem Fall tatsächlich so, dass er den Aufforderungen nicht folgte, weil er sie nicht hörte und nicht weil er sie nicht hören wollte. Interessant fand ich an dem Vorfall nur, dass die Erzieherinnen, die das Kind ja täglich viele Stunden sehen, nicht stutzig werden, wenn ein Kind sein Verhalten ändert.

LG BiHa
mian01
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Re: Wahrnehmungsstörungen?

Beitrag von mian01 »

shaja hat geschrieben:Ich finde es gut, dass du es abklären lässt!

Bis dahin könntest du mal versuchen, runter auf Augenhöhe zu gehen, ihn anzufassen(an der Schulter berühren beispielsweise oder eine Hand nehmen, was er lieber mag) , ihn direkt anzuschauen und dann ruhig sagen, was du möchtest. Ungefähr so:" Ich möchte, dass du deine Jacke anziehst!" Kurze klare Sätze. Keine Befehle, bitte nicht missverstehen ;) , aber klare Ansagen. Mit Liebe, aber deutlich.
Bei meinem Sohn "funktioniert" das super! Da ich das so handhabe, komme ich sehr viel häufiger bei ihm "durch" als mein Mann, der mehr spricht als ich und öfter "nebenher"!
Eine Zeit lang wünschte mein Sohn sogar die Berührungen, forderte sie ganz konkret ein.
Zur Zeit muss ich ihn nicht mehr berühren, aber die klare ruhige Ansprache behalte ich immer noch, wenn es mir gerade wichtig ist.

Er ist nun 6,8 Jahre alt und ich habe das Gefühl, das wächst sich bei ihm irgendwie raus, bin mir aber noch nicht sicher...

LG shaja
Das Thema ist bei uns wieder aufgekommen. Nachdem mein Sohn bei Hörtest tatsächlich mit Spitzenwerten abschließt steht die Vermutung im Raum, dass er eine auditive Wahrnehmungsstörung hat.. Was shaja beschreibt praktizieren wir hier auch, aber es ist eben manchmal notwendig, dass auch auf zurufen reagiert wird. Vor allem von anderen wird das erwartet, z.B. Eltern von Freunden, am Spielplatz oder auch von manchen Erzieherinnen. Das ist zwar schwer, aber das ist nicht genau das Problem. Außerdem verstehe ich das sogar, weil ich genauso bin. Meine Kollegen in der Arbeit, wissen, dass sie mich nix fragen können wenn ich in ein Thema vertieft bin, ich schalte tatsächlich völlig ab und höre nichts mehr. In diesem Zustand bin ich aber extrem leistungsfähig, also finde ich es ok und verstehe auch wenn mein Sohn bei einem konzentrierten Spiel nicht noch eine große Hörbereitschaft hat.
Hauptsächlich geht es tatsächlich darum, dass er wenn man ihm nicht zugewandt spricht, er wesentlich schlechter versteht. Also wenn er nicht die Lippen oder das Gesicht des Gegenüber sehen kann. Z.B. man fährt im Auto und spricht mit ihm, man hält sich eine Hand vor den Mund... er kuckt sehr viel auf den Mund und darum vermutet hier die Motopädagogin aus der Frühförderung ein Problem.
Den Termin haben wir in 3 Wochen an der UniKlinik und ich bin gespannt. Denn er selbst sagt mir manchmal, dass er die Sachen schlecht versteht und er mal zum Arzt muss. Leider waren normale Hörtests bisher immer extrem gut.

Ich lasse es testen, denn ich möchte hier tatsächlich Sicherheit. Damals als mein Sohn das Malen verweigerte und auf einmal in seiner motorischen Entwicklung hinter seine Freunde geriet, obwohl er bis zum 3. Lebensjahr extrem weit vorraus war, habe ich vieles auf seine Eigenart und seinen Sturkopf bezogen. Am Ende stellte sich heraus, dass er extrem Weitsichtig ist und malen einfach gar nicht möglich, oder nur mit extremer Anstrengung.

LG
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