Sorge bzgl. Einschulung

Hochbegabung geht oft mit Wahrnehmungesstörungen Hand in Hand
Schnegge
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Sorge bzgl. Einschulung

Beitrag von Schnegge »

Hallo Ihr lieben,

Kurz vorweg zu meinem Sohn Milan,
Milan ist 6 Jahre alt! Er hatte einen sehr schweren Start ins Leben (Herzstillstand, Reanimation ... das volle Programm)
War zeitweise etwas hinterher und bekommt seit Jahren Ergo und Frühförderung. Wer nichts weiß, dem fällt nichts auf ... so soll es ja sein :)

Nun ist es Zeit für einen neuen Lebensabschnitt. Viele Menschen waren sich unsicher ob ja oder lieber Rückstellung! Im großen Schulspiel und auch sonst
sind dann aber alle bei Ja, er wird eingeschult hängen geblieben. Mütter sind da vielleicht immer etwas über vorsichtig und wir habe beschlossen
man muss seinen Kind auch etwas zutrauen! Wir haben glücklicher weiße einen Platz als Regelkind in einer Partnerklasse bekommen
(17 Regelkinder/ 8 Besondere Kinder d.h. kleinere Klasse bzw. wenn alle zusammen Unterricht haben 2 Lehrer und ein Sozialp.)

Nun unsere Probleme bei dem mit vielleicht der ein oder andere Tipps geben kann.
Der Ergotherapeut und auch wir haben schon länger die Vermutung einer Wahrnehmungsstörung. Zuerst fiel uns z.B. auf, das Milan nicht genau einschätzen kann
wo endet mein Körper. Er ist ständig in Bewegung und kann auch Temperatur nicht gut einschätzen ( Würde bei 30° auch mit Daunendecke und Nickischlafi ins Bett gehn)

Das andere Problem was mir mehr Sorgen macht, wir vermuten er kann im Kopf schwer filtern was ist wichtig. Und etwas das wir noch nicht ganz einordnen können.
Theoretisch kann er sich Sachen recht gut merken (Man erklärt ihn einen Weg und er merkt ihn sich) alles was schriftlich ist kann er nur sehr schwer behalten.
z.B. Er will unbedingt Klavir lernen, er kann die Lieder singen, nach Gehör spielen sich 20 Minuten am Stück konzentrieren ...
trotzdem haben wir es nicht geschafft ihn die ersten 3 Noten zu vermitteln. Das gleiche mit den Zahlen, er kann bis 14 zählen aber er kann die Zahlen nicht lesen .
Wir zeigen ihn etwas und einige Sekunden später schaut er uns an mit großen
Fragezeichen als wäre alles wieder gelöscht.

Hat jemand eine Idee wie man spielerisch etwas Fördern kann ?

Sorry für den langen Text! Liebe grüße Katrin
orangenminze
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Re: Sorge bzgl. Einschulung

Beitrag von orangenminze »

Hallo Schnegge,

die Augen habt Ihr bestimmt überprüfen lassen, oder?

lg orangenminze
Schnegge
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Re: Sorge bzgl. Einschulung

Beitrag von Schnegge »

Hallo,

die Augen und Ohren sind in Ordnung .
Die Idee mit den Farben ist super :) Werde ich mal umsetzten!
Tolle Ideen , vielen Dank :)
orangenminze
Dauergast
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Re: Sorge bzgl. Einschulung

Beitrag von orangenminze »

Wenn es um Körperwahrnehmung allgemein geht, fällt mit noch ein: mit Ton arbeiten (bildet dem Körper ein Gegenüber, da es auch ein Körper ist, aufpassen, genügend trinken, zwischendurch und nur mit kleiner Tonmenge beginnen)
Vielleicht ein abendliches Massageritual einführen (falls Kind so etwas mag) und den ganzen Körper mit einbeziehen, sozusagen von Kopf bis Fuß.
Zu Buchstaben und Symbolen: sehe ich wie Koschka, mit verschiedenen Materialien, auf verschiedenen Ebenen immer wieder wiederholen
lg orangenminze
Rabaukenmama
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Re: Sorge bzgl. Einschulung

Beitrag von Rabaukenmama »

Von unserer Logopädin habe ich Körperübungen gezeigt bekommen die zur besseren Vernetzung der beiden Gehirnhälften helfen sollen. Sie selbst (eine sehr gute, international anerkannte Logopädin) hat diese Übungen noch von Frau Padovan, die diese Übungen vor ca. 40 Jahren entwickelt hat, persönlich gelernt. Sie schwört auf diese Methode, die ursprünglich für Kinder mit Lese- und Rechtschreibstörung entwickelt wurde, mittlerweile aber weltweit interdisziplinär angewendet wird.

Hier mal ein Link worum es dabei geht: http://padovan-gesellschaft.de/?page_id=2

Wenn du den Namen Beatriz Padovan googelst findest du noch mehr davon. Ich bemühe mich, mit meinen beiden Söhnen aktuell täglich 2 Übungen dieser Methode zu machen. Gerne sende ich Dir welche Übungen das sind (habe sie als pdf-Datei von meiner Logopädin). Dazu brauche ich nur eine kurze PN mit deiner e-mail-Adresse.

Vielleicht ist das ja für wen anderen hier auch interessant. Ich wende es an weil das so eine Sache ist, die man mit wenig Aufwand selbst machen kann und die keinesfalls Schaden anrichtet. Und meinen Buben macht es obendrein noch Spaß :) .
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
alibaba

Re: Sorge bzgl. Einschulung

Beitrag von alibaba »

Moin,

also jetzt muss ich mal koschka tasähclich widersprechen, tue ich eigentlich nicht so oft. ;)

Koschka hat Recht. Noten sind sehr abstrakt, aber mit Schulbeginn sollte man sie erfassen können. Die Farbenmethode ist für 4-jährige gedacht. :mrgreen: Nicht für Schulkinder.

Ich würde daher nicht mit Klavier anfangen. Sucht euch ein Instrument was schnell Erfolg verspricht. Gitarre oder ganz klassisch Blockflöte im Gruppenunterricht. So bekommt man langsam ein Notenverständnis für die ganz einfacher Noten. Klavier ist zu schwer - für den Anfang.

Und dann würde ich das Kind auf die Dinge testen lassen die der Ergotherapeut vermutet. Damit man Klarheit, noch vor der Einschulung, hat. So kann man gezielt das fördern, wo es Probleme gibt.

Ansonsten möchte ich mal anmerken, das ich auch noch bei 35 Grad mit meinem dicken Winterdeckbett schlafe. :mrgreen: Und ich möchte anmerken, das nur bis 14 zählen können ausreichend ist, sich 20 Minuten konzentrieren können auch (wer kann das schon?) und das viele Dinge in der Schule beigebracht werden.
Aber Vorsicht, bald ist Schluß mit lustig. Ab Schule herrscht ein anderes Klima. Man kommt immer mehr ins vergleichen. Und Druck baut sich auf. Jetzt muss ich lesen können, die Buchstaben, alleine dies sollen und alleine das. Überlegt euch gut ob Ihr das schon wollt.

Für die Körperwahrnehmung passt schwimmen, Radfahren oder der gute alte Spielplatz.

VG
patchanka
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Re: Sorge bzgl. Einschulung

Beitrag von patchanka »

Liebe Schnegge!

Fürs erste würde ich mir nicht zu viele Sorgen machen und auch auf die Kompetenz der LehrerInnen in der Schule vetrauen.
Kinder sind sehr unterschiedlich - auch in der Entwicklung von abstraktem Denken und dem Verständnis von Symbolen.

Wie du deinen Sohn so beschreibts, würde ich einschätzen, dass er viel "sinnliche" Erfahrung braucht: die Dinge erstmal spüren muss. Ich würde mit ihm diesen Sommer wenn möglich viel draußen sein wo er sich auch körperlich erfahren kann (Bäume klettern, im Wald, Sand, Schlamm, Wasser spielen,...)
Zu Hause viel großflächig malen, kneten, werken....

Beim Erlernen von Symbolen, Lesen und Rechen finde ich gerade für "solche Kinder" viele gute Ansätze in der Montessori Pädagogik...(Nachpuren im Sand, Sandpapierbuchstaben, Perlenmaterial...)

Meine 6 jährige Tochter tut sich übrigens beim Notenlernen auch etwas schwer, wenn ich ihr aber die Namen der Noten drüberschreibe spielt sie vom Blatt :D (Blockflöte)
Es ist mM nach voll o.k. wenn 6jährige das Notationssystem nicht sofort verstehen und z.B. Farben oder andere Hilfmittel brauchen...!!!!
Rabaukenmama
Dauergast
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Re: Sorge bzgl. Einschulung

Beitrag von Rabaukenmama »

Koschka hat geschrieben:Hallo Katrin,

Noten sind sehr abstrakt und für die Kinder daher nicht einfach zu lernen. Unser Geigenlehrer hat sie daher farblich markiert. Eine andere Lösung ist die Suzukimethode, da geht es glaube ich in den ersten Lernjahren auch ohne Noten. Die Kinder spielen nach Gehör.
alibaba hat geschrieben:Moin,

also jetzt muss ich mal koschka tasähclich widersprechen, tue ich eigentlich nicht so oft. ;)

Koschka hat Recht. Noten sind sehr abstrakt, aber mit Schulbeginn sollte man sie erfassen können. Die Farbenmethode ist für 4-jährige gedacht. :mrgreen: Nicht für Schulkinder.

Ich würde daher nicht mit Klavier anfangen. Sucht euch ein Instrument was schnell Erfolg verspricht. Gitarre oder ganz klassisch Blockflöte im Gruppenunterricht. So bekommt man langsam ein Notenverständnis für die ganz einfacher Noten. Klavier ist zu schsr für den Anfang.
patchanka hat geschrieben: Kinder sind sehr unterschiedlich - auch in der Entwicklung von abstraktem Denken und dem Verständnis von Symbolen.

Meine 6 jährige Tochter tut sich übrigens beim Notenlernen auch etwas schwer, wenn ich ihr aber die Namen der Noten drüberschreibe spielt sie vom Blatt :D (Blockflöte)
Es ist mM nach voll o.k. wenn 6jährige das Notationssystem nicht sofort verstehen und z.B. Farben oder andere Hilfmittel brauchen...!!!!
Völlig unabhängig vom Alter und davon, was das Kind schon können oder wissen"sollte" ist jede Methode ok, die das Kind dort abholt, wo es steht.

Mein jüngerer Sohn ist so ziemlich das Gegenteil von Schnegge Sohn, der liebt alles abstrakte und ist bei konkreten Dingen weiter "hinten". Er kann mit 4 Jahren in geschriebener Form Millionen, Milliarde , Billionen und Billiarden unterscheiden, zählt freibis 500, erkennt Zahlen bis 1000 und kann Zahlenreihen wie z.B. 58, 56,54,... logisch fortsetzen. Das Alphabet beherrscht er vorwärts und rückwärts, sowohl Groß- als auch Kleinbuchstaben.

Aber er kann z. B. auf Bildern (und auch real) keine Tiere, die sich ähnlich sehen, unterscheiden und verwechselt Kuh, Hirsch, Pferd, Esel... Im Moment spielt er Mathe- und Lese-Spiele ab 6 Jahre und schaut sich h Bilderbücher für 18 Monate bis 3 Jahre an. Es würde nichts bringen, ihm Bücher für sein tatsächliches Alter zu geben weil er sie einfach nicht versteht.

Daher finde ich JEDE Methode, eine. Kind z.B. Noten näher zu bringen, in Ordnung, unabhängig davon, für welches Alter sie gedacht wäre. Unsere Kinder sind, wie sie sind. So sehr ich Förderung befürworte soll sie sich doch am realen Kind orientieren und nicht an irgendwelchen Normen oder no h so gut gemeinten Wunschvorstellungen.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
sinus
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Re: Sorge bzgl. Einschulung

Beitrag von sinus »

Drei Anmerkungen:

1) mehrere Freunde meiner Tochter (fast zweite Klasse) lernen die Noten ebenfalls noch in Verbindung mit Farben.

2) Meine Tochter lernt seit Schulbeginn ein Instrument (Saxophon) und anfangs konnte sie einige der Noten am Schnellsten anhand der Griffe identifizieren. Sie schaute also auf das Notenbild, griff den passenden Ton mit den Fingern am Instrument und konnte dann erst sagen, wie der Ton heißt. Sogar jetzt macht sie da manchmal noch, wenn sie unsicher ist.
Sie spielt also vom Blatt, weil sie weiß, welcher Griff zur Note gehört. Wenn man sie dann fragt, wie die Note heißt, muss sie mitunter erst nachdenken. Insofern scheint das Problem deines Kindes wohl gar nicht mal so "atypisch" zu sein.
Am Klavier ist das evtl. etwas schwieriger, als an einem Blasinstrument, wo genau nur ein Finger bzw Griffmuster zu einer Note gehört.
Aber vielleicht lässt sich das mit bissle Kreativität doch auch am Klavier irgendwie umsetzen?
Hat der Lehrer denn keine Idee? Er wir doch nicht das erste Mal einem Kind Noten beibringen müssen...

3) Meine Tochter ging eine Weile in einen Chor. Dort wurden u.a. auch Noten gelernt.
Dabei setzte der Chorleiter folgende Sprüchlein ein:

Es Geht Hurtig Durch Fleiß / Fritz Aß Citronen Eis

Dabei zählt man das an den Fingern - diese entsprechen dabei den Notenlinien - bzw an den Fingerzwischenräumen - das sind die Notenzeilen zwischen den Linien - ab.
Also Daumen (es) - Zeigefinger (geht) - Mittelfinger (hurtig) - Ringfinger (durch) - kleiner Finger (Fleiß)

Also vielleicht malst du ja einfach mal so groß wie die Hand deines Sohnes die fünf Notenlinien auf, er legt seine Hand so drauf, dass jeder Finger auf einer Linie liegt (Daumen unterste > E, kleiner Finger oberste > F und dann lernt ihr die Sprüchlein dazu.
Selbermachen ist ja immer effektiver, als nur gesagt kriegen... Darum würde ich, wie hier schon gesagt, ihn ganz viel mit den Händen machen lassen.
(Dass die Fingermotorik mit dem Denken verbunden ist, ist ja nachgewiesen - siehe Fingerspiele für Kleinkinder und bessere geistige Leistungsfähigkeit bis ins hohe Alter bei Musikern.)

Viel Spaß!
Die Blätter sind bunt
nun bellt der Hund
nun lacht der Mund
Raureif liegt auf dem Gras.
Der Has`
friert um die Nas.

(Herbstgedicht der 6jährigen)
Schnegge
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Re: Sorge bzgl. Einschulung

Beitrag von Schnegge »

@ Rabaukenmama hab dir mal eine PN geschickt. Die Übungen würden mich sehr interessieren.
@Alibaba Einschulung ist erstmal beschlossene Sache. Aber wir haben einen Platz in einer Partnerklasse bekommen. Dort sind nur 17 Regelkinder für eine Klassenlehrerin. Und 8 Besondere Kinder die teilweiße zusammen Unterricht haben, aber auch eine eigene Klassenlehrerin und einen Sozped haben. Da ist der Unterricht etwas Praxisorientierter.
Er geht einmal die Woche Schwimmen und liebt es ... Klavier haben wir erst mal Pause gemacht und wagen vielleicht später noch mal einen Versuch. Das wird ihn auch jetzt mit der Einschulung einfach zu viel.
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