Sprachliche Förderung - fällt jemandem was ein?

Hochbegabung geht oft mit Wahrnehmungesstörungen Hand in Hand
Frühlingstau
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Registriert: So 9. Jul 2017, 22:55

Re: Sprachliche Förderung - fällt jemandem was ein?

Beitrag von Frühlingstau »

[quote="Rabaukenmama"]Gerade bei einem Kind mit sozial-emotionalen Defiziten, Problemen bei der Emotionskontrolle und provokantem Verhalten (Schimpfwörter schreiben) würde ich nicht speziell die Stärken fördern. Besonders in eurem Fall, wo dein Sohn außerdem noch die Diagnose Asperger Autismus hat.

Da geht es viel, viel mehr um Annahme des Kindes "als Ganzes" anzunehmen, sich täglich neu auf das Kind einzulassen, ihm das Gefühl zu geben ohne Erwartungshaltung willkommen zu sein. Die Botschaft soll heißen ""Wir lieben dich, weil du DA bist und weil du DU bist!", nicht "Toll, jetzt hast du ganz allein ein Buch für Schulkinder gelesen!". In seinem Buch "Dein kompetentes Kind" beschreibt Jesper Juul sehr gut den Unterschied zwischen Selbstgefühl und Selbstvertrauen.

Hallo Rabaukenmama,
Ich habe das Buch nun gelesen und jetzt verstehe Ich, was du mir sagen wolltest. Das Selbstvertrauen zu stärken bringt nichts, solange das Selbstgefühl schlecht ist und da kann was dran sein. Er hat einige gute Ansätze und mir hat das Buch auf jeden Fall einige neue Ideen gegeben.

Koschka, das mit der sozialen Kompetenz habe ich in dem Buch nicht so verstanden. Meiner Meinung nach geht es nur zu einem kleinen Teil um soziale Kompetenz als solche. Er meint damit eher Kooperationswille im Gegensatz zum Egozentrismus, den man lange an Kindern gesehen hat. Das beobachte ich auch bei meinem (Asperger)autisten, wenn ich im Blickwinkel des Buches bleibe (viel basaler als das erwartete gehorchen). Auch den würdeerhaltenden (gleichwürdigen) Umgang mit dem Kind verbunden mit der Aufforderung, sich auch gegen Druck von Außen hinter/vor sein Kind zu stellen kann man unabhängig vom sozialen Interesse (Autismus) beachten. Insgesamt finde ich das Buch zwar etwas verkopft und es bleibt reichlich Interpretationsspielraum, aber für die meisten ist doch der ein oder andere wichtige Tup dabei, finde ich.

Ich habe jetzt die große Hoffnung, dass bei uns vieles durch die Diagnosen schon besser wird, weil der Maßstab nun ein anderer ist. Vorher war es das normale Kind, was ja auch die Zeit im Kindergarten aushält und lernt, sich in der Gruppe zurecht zu finden. Jetzt "sehen" wir seine wahren Empfindungen (wie Juul sagen würde) und auch der Kindergarten geht viel mehr auf ihn ein. Wir hätten viel früher und feinfühliger reagieren müssen. Das muss nun natürlich erstmal wieder gefixt werden und wir werden Integrität und Selbstgefühl im Auge behalten.

Trotzdem bin ich dankbar für die vielen kleinen Spiel-und Buchideen, wir haben schon einiges ausprobiert und großen Spaß gehabt.

Vielen lieben Dank dafür!
Rabaukenmama
Dauergast
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Re: Sprachliche Förderung - fällt jemandem was ein?

Beitrag von Rabaukenmama »

Frühlingstau hat geschrieben: Hallo Rabaukenmama,
Ich habe das Buch nun gelesen und jetzt verstehe Ich, was du mir sagen wolltest. Das Selbstvertrauen zu stärken bringt nichts, solange das Selbstgefühl schlecht ist und da kann was dran sein. Er hat einige gute Ansätze und mir hat das Buch auf jeden Fall einige neue Ideen gegeben.
Schön das du jetzt weist, worum es mir ging. Mir haben genau DIESE Ansätze geholfen, zu erkennen, das mein Sohn noch so gut in was-auch-immer sein kann, wenn er kein gutes SelbstGEFÜHL hat hilft alles stärken von Stärken nichts. Das habe ich in meiner eigenen Kindheit selbst erlebt. Auch bei meinem älteren Sohn steht ja Autismus im Raum und den KooperationsWILLEN bemerke ich trotzdem sehr stark. Und ich merke auch, dass mein Sohn positiv darauf reagiert, wenn ich ihn einfach wahrnehme, ohne viel Erwartungshaltung an sein Verhalten. Klappt halt nicht immer, Wenn auf eine ganz normale Anwort ("Nein, es ist keine Biskuitrollade mehr da") ein Kreischanfall kommt und ich selbst gerade dringend Ruhe brauchen würde, schaffe ich es auch oft nicht. Aber es ist zumindest ein Weg und wenn ich ihn gehen kann funktioniert er besser als wenn wir was üben, was er gut kann, was ihm aber im Moment gar keinen Spaß macht.

Um zum Ausgangsthema zurück zu kommen: wir fördern auch, im Sinne von: ich mache mit meinem Sohn Dinge, die IHM Spaß machen! Entweder er macht die Vorschläge oder ich: Museumsbesuche, Kinderveranstaltungen, Führungen z.B. durch ein Wasserkraftwerk, Schwimmbadbesuch,...) .

Wenn er was nicht machen mag machen wir es auch nicht. Es geht da um reine Mutter-Kind-Aktivitäten und nicht um Familienausflüge (wo jeder mit muss, ob er will oder nicht :mrgreen: ) - da soll mein Sohn wirklich selbst aussuchen dürfen was er wann machen will.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
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