Aspergerverdacht + sensibles Geschwisterkind
Aspergerverdacht + sensibles Geschwisterkind
Hallo,
ich bin Mutter von zwei kognitiv fitten, ganz unterschiedlichen Söhnen. Der Große ist 7, eher zurückhaltend, sehr empfindsam, empathisch interessiert sich für fast alles und denkt über viele Dinge nach.
Der Kleine wird demnächst 5, ist sehr temperamentvoll, kontaktfreudig, in der Kita und allein bei den Großeltern ein ganz unkomplizierter Junge. Schwierig ist es Zuhause. Er provoziert, tritt, schlägt, schimpft … Vor allem der große Bruder hat darunter zu leiden. Ich wollte daher von der Kinderärztin einen Tipp, an welche Erziehungsberatung ich mich wenden könnte. Nach ein paar Fragen meinte sie, dass eine Erziehungsberatung uns nicht helfen würde und schickte mich zu einer Kinder- und Jugendpsychologin. Nachdem ich diverse Fragebögen ausgefüllt und wir miteinander gesprochen haben, empfahl diese mir einen Termin in der Autismus-Ambulanz zu machen. Sie meinte, etliche Verhaltensweisen würden auf Asperger hindeuten, aber für eine Klärung sollten Leute draufschauen, die sich damit richtig auskennen. Den ersten Termin habe ich im späten Frühjahr 2019.
Jetzt habe ich mich dazu etwas eingelesen und zumindest einige Wesenzüge weisen in diese Richtung. Unabhängig davon, ob und welche Diagnose irgendwann kommt, ist er so wie er ist und wir möchten ihm und dem Bruder helfen, damit möglichst gut klarzukommen.
Da hier ja auch einige Eltern mit Aspis und auch Eltern von sehr sensiblen Kindern unterwegs sind, wollte ich mal fragen, ob vielleicht jemand Ideen hat, wie wir die Situation Zuhause vor allem für den Großen verbessern können. Er ist ja eher etwas verschlossen, aber ich weiß, dass er mit der Situation ganz schön zu tun hat.
Wir versuchen immer, die beiden möglichst nicht unbeaufsichtigt in einem Zimmer zu lassen, es sei denn, sie spielen wirklich ganz entspannt miteinander. Aber irgendwann muss auch mal das Essen auf den Tisch, der Abwasch erledigt werden oder … und nicht immer sind wir Eltern zu zweit. Diese Situationen können gut gehen, aber oft brauche ich mich nur umzudrehen und die Schreie des Großen ertönen, weil der Kleine etwas wegnimmt, kaputt macht, schlägt, tritt, ….
Es gibt Tage, die laufen gut. Es gibt Wochenenden, da gehen wir echt auf dem Zahnfleisch …
Falls also jemand Tipps oder Gedankenanstöße hat, bitte gern! Und falls ich hier im Forum nicht so ganz gut aufgehoben bin (unsere Probleme liegen ja wirklich nicht im Intellekt begründet), nehme ich auch gern Empfehlungen für andere, vielleicht passendere Foren.
Ganz herzlichen Dank!
Beany
ich bin Mutter von zwei kognitiv fitten, ganz unterschiedlichen Söhnen. Der Große ist 7, eher zurückhaltend, sehr empfindsam, empathisch interessiert sich für fast alles und denkt über viele Dinge nach.
Der Kleine wird demnächst 5, ist sehr temperamentvoll, kontaktfreudig, in der Kita und allein bei den Großeltern ein ganz unkomplizierter Junge. Schwierig ist es Zuhause. Er provoziert, tritt, schlägt, schimpft … Vor allem der große Bruder hat darunter zu leiden. Ich wollte daher von der Kinderärztin einen Tipp, an welche Erziehungsberatung ich mich wenden könnte. Nach ein paar Fragen meinte sie, dass eine Erziehungsberatung uns nicht helfen würde und schickte mich zu einer Kinder- und Jugendpsychologin. Nachdem ich diverse Fragebögen ausgefüllt und wir miteinander gesprochen haben, empfahl diese mir einen Termin in der Autismus-Ambulanz zu machen. Sie meinte, etliche Verhaltensweisen würden auf Asperger hindeuten, aber für eine Klärung sollten Leute draufschauen, die sich damit richtig auskennen. Den ersten Termin habe ich im späten Frühjahr 2019.
Jetzt habe ich mich dazu etwas eingelesen und zumindest einige Wesenzüge weisen in diese Richtung. Unabhängig davon, ob und welche Diagnose irgendwann kommt, ist er so wie er ist und wir möchten ihm und dem Bruder helfen, damit möglichst gut klarzukommen.
Da hier ja auch einige Eltern mit Aspis und auch Eltern von sehr sensiblen Kindern unterwegs sind, wollte ich mal fragen, ob vielleicht jemand Ideen hat, wie wir die Situation Zuhause vor allem für den Großen verbessern können. Er ist ja eher etwas verschlossen, aber ich weiß, dass er mit der Situation ganz schön zu tun hat.
Wir versuchen immer, die beiden möglichst nicht unbeaufsichtigt in einem Zimmer zu lassen, es sei denn, sie spielen wirklich ganz entspannt miteinander. Aber irgendwann muss auch mal das Essen auf den Tisch, der Abwasch erledigt werden oder … und nicht immer sind wir Eltern zu zweit. Diese Situationen können gut gehen, aber oft brauche ich mich nur umzudrehen und die Schreie des Großen ertönen, weil der Kleine etwas wegnimmt, kaputt macht, schlägt, tritt, ….
Es gibt Tage, die laufen gut. Es gibt Wochenenden, da gehen wir echt auf dem Zahnfleisch …
Falls also jemand Tipps oder Gedankenanstöße hat, bitte gern! Und falls ich hier im Forum nicht so ganz gut aufgehoben bin (unsere Probleme liegen ja wirklich nicht im Intellekt begründet), nehme ich auch gern Empfehlungen für andere, vielleicht passendere Foren.
Ganz herzlichen Dank!
Beany
-
- Dauergast
- Beiträge: 2973
- Registriert: So 8. Dez 2013, 21:24
Re: Aspergerverdacht + sensibles Geschwisterkind
Hallo Baeny,
erst mal herzlich willkommen hier! Auch ich bin Mutter von zwei kogintiv fitten Söhnen, jedoch mit einigen "Extras". Mein älterer Sohn ist 8 Jahre alt, diagnostizierter Asperger Autist, mit relativ neuer ADHS-Diagnose zusätzlich und außerdem hochsensibel. Mein jüngerer Sohn ist gehörlos geboren und auch Autist (ob "Asperger" oder "Kanner" sind sich die Fachleute noch nicht ganz klar, aber diese Unterbezeichnungen wird es bald ohnehin nicht mehr geben.
Mein jüngerer Sohn zeigt teilweise SEHR herausforderndes Verhalten, vor allem uns Eltern gegenüber. Sein älterer Bruder dagegen hatte bei ihm lange Zeit einen "Sonderstatus". Soll heißen dass der alles machen durfte, was wir als Eltern nicht "durften": den Wasserhahn abdrehen, die Schlafzimmertür schließen, die roten Gummibärli allein essen,... Wenn ich gebärdet habe "Laß die Schokolade liegen, die gehört MIR!" war das so, als hätte ich gar nichts gesagt. War die Aussage aber "Die Schokolade gehört dem M.... (Bruder)" dann war die Schokolade ab dieser Sekunde absolut tabu.
Leider hat mein jüngerer Sohn auch immer wieder (autistische) Wut-Anfälle. Diese werden auch "Meltdown" genannt - kann man im Zusammenhang mit Autismus googeln. Und das waren immer die Phasen, wo der ältere Bruder sehr gelitten hat. Er ist von Haus aus eher empfindlich, auch was Lärm oder Streß betrifft. Und ein kreischender, schreiender, um-sich-schlagender Bruder was ihm einfach viel "zu viel", auch wenn er selbst praktisch nie Auslöser dieser Anfälle war.
Vor einigen Monaten hatten wir dann plötzlich die neue Situation, dass unser jüngerer Sohn auch seinen Bruder bewusst zu provozieren begonnen hat. Durch seinen Autismus kann der das aber nicht richtig einordnen und bezieht es voll auf sich. An sich nicht verwunderlich, so geht es auch vielen neurotypischen Erwachsenen. Aber dann ist da noch eine geringe Frustrationsschwelle und da kam es dann ganz, ganz schnell zu Schlägereien zwischen den Jungs. Für uns war das ganz neu und wir waren erst mal geschockt. Mein älterer Sohn hat dann krampfhaft versucht, sich zusammenzureißen, weil "man" den jüngeren Bruder doch nicht hauen darf, worauf der jüngere Sohn immer mehr provoziert hat.
Damals fiel mir ein Absatz wieder ein, den ich mal in einem Erziehungsratgeber von Jesper Juul zum Thema Geschwisterrivalität gelesen hatte. Wörtlich weiß ich es nicht, mehr, aber es ging darum, wie man als Eltern reagieren soll, wenn ein Kind das andere schlägt: nämlich, so, als hätte man es gar nicht gemerkt! Und wenn ein Kind blutend nach Hause kommt? Da stand dann "Umarmen sie es, verarzten sie es, küssen sie es! Aber stellen Sie den Übeltäter nicht als Sündenbock hin und bestrafen sie ihn nicht. Wenn eine Ungleichheit da ist, wird diese dadurch noch schlimmer. Die Angriffe bleiben, aber werden subtiler...".usw.
Ich entschloss mich, das auszuprobieren und erlaubte meinem älteren Sohn ausdrücklich, sich zu wehren, wenn sein Bruder ihn provoziert und vor allem körperlich angreift (kratzen, schubsen, an den Haaren reißen,...). Anfangs traute der sich das gar nicht, aber nach 2 Tagen hatte er kapiert, dass ich nicht mehr eingriff. Dann machten die Jungs das unter sich aus und es flogen sprichwörtlich die Fetzen. Aber seltsamerweise begann sich das Ganze schon nach 3 Tagen extrem abzuschwächen und nach nur einer Woche kamen meine Jungs wieder friedlich miteinander aus. Jeder hatte "seine" Grenzen neu abgesteckt und irgendwie haben beide davon profitiert.
Ich erinnere mich im Zusammenhang Geschwisterrivalität auch an andere Szenen, als meine Jungs noch kleiner waren. Mein älterer Sohn, bis zum Alter von 2 1/2 Jahren das allseits beliebte, verwöhnte Einzelkind, hatte auf einmal nicht nur so einen lästigen, kleinen Bruder, der stundenlang an Mamas Brust hing und in den alle verliebt waren. Nein, dieser Bruder war auch noch gehörlos und bekam gaaaaanz viel Aufmerksamkeit. Eine Frühförderin kam jede Woche um mit dem Bruder zu spielen. Mama fuhr mehrmals die Woche mit dem Bruder zu verschiedenen Stellen (Ergo, Logo, Horchi-Einstellung) wo sich alle mit dem Bruder beschäftigten.
Mein älterer Sohn war (zu Recht!) von Anfang an sehr eifersüchtig. In den ersten Wochen versuchte er, den Bruder von meiner Brust zu ziehen. Ich erinner mich noch an die Spuren seinen Fingernägel im zarten Babykopf! Wenn wir nicht hinsahen boxte er seinen Bruder oder nahm ihm das Spielzeug, das er gerade in der Hand hatte, weg. Einmal, beim wickeln, ließ er sich mit vollem Gewicht auf den Bruder (damals 3 Monate alt) fallen und bekam vom mir im Affekt die erste Ohrfeige seines Lebens. Wir konnten die zwei keine Sekunden alleine lassen. Alles erklären, dass der Kleine ja hilflos sei und alle Apelle an die Vernunft halfen nichts. Eh klar, einerseits war mein ältere SOhn damals mit knapp 3 Jahren noch zu jung für Empathie und andererseits wußten wir da auch noch nichts von seinen eigenen Wahrnehmungsstörungen, die das sich-in-andere-reinversetzen ja noch schwerer macht!
Die Eifersucht dauerte an bis der Bruder ca. 11 Monate alt war und zu krabbeln begann. Dann plötzlich, von einem Tag auf den anderen, war es auch verbal nicht mehr "Das Baby" sondern "der A....". Keine Ahnung, was diese Wandlung bewirkt hat. Ab da gab es kaum mehr Zwischenfälle und wenn, dann waren die so harmlos, dass man sie wirklich getrost ignorieren konnte. Bis zu oben beschriebener Zeit.
Ich sage ja immer, ich habe zwei Einzelkinder, die zufällig in derselbe Familie "gelandet" sind. Meine Jungs sind vom Wesen her total verschieden und können miteinander sehr wenig anfangen. Aber sie akzeptieren und mögen sich mittlerweile. Als ich mit meinem älteren Sohn 3 Tage allein weg war hat der jüngere Bruder, als wir heimkamen, ZUERST seinen Bruder innig umarmt und dann erst mich . Das hat meinen älteren Sohn so gefreut, dass ihm spontan ein paar Tränen runtergeronnen sind.
Erst vor zwei Tagen hatte mein Sohn im Hort ein Gespräch mit einem anderen Buben, der ihm erzählt hat, er habe eine schon erwachsene Schwester. Ich meinte so halb im Spaß "Na, vermutlich hättest du auch lieber eine erwachsene Schwester als den lästigen A.... als Bruder!". Worauf mein Sohn sofort dementierte "Neeeein, der A.... als Bruder ist schon ok. Es wäre nur besser, wenn er weniger oft so laut brüllen würde...".
So viel mal zu meinen persönlichen Erfahrungen. Bin auch gerne bereit, auf konkrete Fragen per PN zu antworten. Und ich sende Dir per PN einen Link zu einem anderen Forum, das für dich interessant sein könnte.
Lg Raubaukenmama
erst mal herzlich willkommen hier! Auch ich bin Mutter von zwei kogintiv fitten Söhnen, jedoch mit einigen "Extras". Mein älterer Sohn ist 8 Jahre alt, diagnostizierter Asperger Autist, mit relativ neuer ADHS-Diagnose zusätzlich und außerdem hochsensibel. Mein jüngerer Sohn ist gehörlos geboren und auch Autist (ob "Asperger" oder "Kanner" sind sich die Fachleute noch nicht ganz klar, aber diese Unterbezeichnungen wird es bald ohnehin nicht mehr geben.
Mein jüngerer Sohn zeigt teilweise SEHR herausforderndes Verhalten, vor allem uns Eltern gegenüber. Sein älterer Bruder dagegen hatte bei ihm lange Zeit einen "Sonderstatus". Soll heißen dass der alles machen durfte, was wir als Eltern nicht "durften": den Wasserhahn abdrehen, die Schlafzimmertür schließen, die roten Gummibärli allein essen,... Wenn ich gebärdet habe "Laß die Schokolade liegen, die gehört MIR!" war das so, als hätte ich gar nichts gesagt. War die Aussage aber "Die Schokolade gehört dem M.... (Bruder)" dann war die Schokolade ab dieser Sekunde absolut tabu.
Leider hat mein jüngerer Sohn auch immer wieder (autistische) Wut-Anfälle. Diese werden auch "Meltdown" genannt - kann man im Zusammenhang mit Autismus googeln. Und das waren immer die Phasen, wo der ältere Bruder sehr gelitten hat. Er ist von Haus aus eher empfindlich, auch was Lärm oder Streß betrifft. Und ein kreischender, schreiender, um-sich-schlagender Bruder was ihm einfach viel "zu viel", auch wenn er selbst praktisch nie Auslöser dieser Anfälle war.
Vor einigen Monaten hatten wir dann plötzlich die neue Situation, dass unser jüngerer Sohn auch seinen Bruder bewusst zu provozieren begonnen hat. Durch seinen Autismus kann der das aber nicht richtig einordnen und bezieht es voll auf sich. An sich nicht verwunderlich, so geht es auch vielen neurotypischen Erwachsenen. Aber dann ist da noch eine geringe Frustrationsschwelle und da kam es dann ganz, ganz schnell zu Schlägereien zwischen den Jungs. Für uns war das ganz neu und wir waren erst mal geschockt. Mein älterer Sohn hat dann krampfhaft versucht, sich zusammenzureißen, weil "man" den jüngeren Bruder doch nicht hauen darf, worauf der jüngere Sohn immer mehr provoziert hat.
Damals fiel mir ein Absatz wieder ein, den ich mal in einem Erziehungsratgeber von Jesper Juul zum Thema Geschwisterrivalität gelesen hatte. Wörtlich weiß ich es nicht, mehr, aber es ging darum, wie man als Eltern reagieren soll, wenn ein Kind das andere schlägt: nämlich, so, als hätte man es gar nicht gemerkt! Und wenn ein Kind blutend nach Hause kommt? Da stand dann "Umarmen sie es, verarzten sie es, küssen sie es! Aber stellen Sie den Übeltäter nicht als Sündenbock hin und bestrafen sie ihn nicht. Wenn eine Ungleichheit da ist, wird diese dadurch noch schlimmer. Die Angriffe bleiben, aber werden subtiler...".usw.
Ich entschloss mich, das auszuprobieren und erlaubte meinem älteren Sohn ausdrücklich, sich zu wehren, wenn sein Bruder ihn provoziert und vor allem körperlich angreift (kratzen, schubsen, an den Haaren reißen,...). Anfangs traute der sich das gar nicht, aber nach 2 Tagen hatte er kapiert, dass ich nicht mehr eingriff. Dann machten die Jungs das unter sich aus und es flogen sprichwörtlich die Fetzen. Aber seltsamerweise begann sich das Ganze schon nach 3 Tagen extrem abzuschwächen und nach nur einer Woche kamen meine Jungs wieder friedlich miteinander aus. Jeder hatte "seine" Grenzen neu abgesteckt und irgendwie haben beide davon profitiert.
Ich erinnere mich im Zusammenhang Geschwisterrivalität auch an andere Szenen, als meine Jungs noch kleiner waren. Mein älterer Sohn, bis zum Alter von 2 1/2 Jahren das allseits beliebte, verwöhnte Einzelkind, hatte auf einmal nicht nur so einen lästigen, kleinen Bruder, der stundenlang an Mamas Brust hing und in den alle verliebt waren. Nein, dieser Bruder war auch noch gehörlos und bekam gaaaaanz viel Aufmerksamkeit. Eine Frühförderin kam jede Woche um mit dem Bruder zu spielen. Mama fuhr mehrmals die Woche mit dem Bruder zu verschiedenen Stellen (Ergo, Logo, Horchi-Einstellung) wo sich alle mit dem Bruder beschäftigten.
Mein älterer Sohn war (zu Recht!) von Anfang an sehr eifersüchtig. In den ersten Wochen versuchte er, den Bruder von meiner Brust zu ziehen. Ich erinner mich noch an die Spuren seinen Fingernägel im zarten Babykopf! Wenn wir nicht hinsahen boxte er seinen Bruder oder nahm ihm das Spielzeug, das er gerade in der Hand hatte, weg. Einmal, beim wickeln, ließ er sich mit vollem Gewicht auf den Bruder (damals 3 Monate alt) fallen und bekam vom mir im Affekt die erste Ohrfeige seines Lebens. Wir konnten die zwei keine Sekunden alleine lassen. Alles erklären, dass der Kleine ja hilflos sei und alle Apelle an die Vernunft halfen nichts. Eh klar, einerseits war mein ältere SOhn damals mit knapp 3 Jahren noch zu jung für Empathie und andererseits wußten wir da auch noch nichts von seinen eigenen Wahrnehmungsstörungen, die das sich-in-andere-reinversetzen ja noch schwerer macht!
Die Eifersucht dauerte an bis der Bruder ca. 11 Monate alt war und zu krabbeln begann. Dann plötzlich, von einem Tag auf den anderen, war es auch verbal nicht mehr "Das Baby" sondern "der A....". Keine Ahnung, was diese Wandlung bewirkt hat. Ab da gab es kaum mehr Zwischenfälle und wenn, dann waren die so harmlos, dass man sie wirklich getrost ignorieren konnte. Bis zu oben beschriebener Zeit.
Ich sage ja immer, ich habe zwei Einzelkinder, die zufällig in derselbe Familie "gelandet" sind. Meine Jungs sind vom Wesen her total verschieden und können miteinander sehr wenig anfangen. Aber sie akzeptieren und mögen sich mittlerweile. Als ich mit meinem älteren Sohn 3 Tage allein weg war hat der jüngere Bruder, als wir heimkamen, ZUERST seinen Bruder innig umarmt und dann erst mich . Das hat meinen älteren Sohn so gefreut, dass ihm spontan ein paar Tränen runtergeronnen sind.
Erst vor zwei Tagen hatte mein Sohn im Hort ein Gespräch mit einem anderen Buben, der ihm erzählt hat, er habe eine schon erwachsene Schwester. Ich meinte so halb im Spaß "Na, vermutlich hättest du auch lieber eine erwachsene Schwester als den lästigen A.... als Bruder!". Worauf mein Sohn sofort dementierte "Neeeein, der A.... als Bruder ist schon ok. Es wäre nur besser, wenn er weniger oft so laut brüllen würde...".
So viel mal zu meinen persönlichen Erfahrungen. Bin auch gerne bereit, auf konkrete Fragen per PN zu antworten. Und ich sende Dir per PN einen Link zu einem anderen Forum, das für dich interessant sein könnte.
Lg Raubaukenmama
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Re: Aspergerverdacht + sensibles Geschwisterkind
So war es hier auch bis vor kurzem. Inzwischen wehrt sich der Große, aber zum Teil völlig überzogen. Da fliegt wegen einer relativen Kleinigkeit der Ellenbogen Richtung Gesicht, er tritt dem Kleinen in den Bauch ... Das passiert selten und ich erkläre ihm dann auch, weshalb bestimmte Körperbereiche einfach tabu sind. Aber wenn es aus ihm rausbricht, dann richtig.Rabaukenmama hat geschrieben: Mein älterer Sohn hat dann krampfhaft versucht, sich zusammenzureißen, weil "man" den jüngeren Bruder doch nicht hauen darf, worauf der jüngere Sohn immer mehr provoziert hat.
Das hatten wir auch schon überlegt. Aber wir haben einfach Angst bei "Überreaktionen" des Großen. Letzte Woche kam ich dazu, weil sich die Tonlage des Kleinen Richtung Provokation veränderte (inzwischen höre ich am Tonfall, was er gleich machen wird ), da stand der Große mit einem wirklich massiv gebauten Lego-Duplo-Werk und schlug es Richtung Kopf des Kleinen. Er stoppte sofort, als ich kam. Aber das Risiko, dass er ähnliches doch einmal ausführt und damit den Kleinen wirklich ernsthaft schädigt, ist mir derzeit zu groß. Ich rede nicht von blauen Flecken, Schrammen oder einer aufgeplatzten Lippe. Da hätte ich nicht das Problem.Rabaukenmama hat geschrieben: Damals fiel mir ein Absatz wieder ein, den ich mal in einem Erziehungsratgeber von Jesper Juul zum Thema Geschwisterrivalität gelesen hatte. Wörtlich weiß ich es nicht, mehr, aber es ging darum, wie man als Eltern reagieren soll, wenn ein Kind das andere schlägt: nämlich, so, als hätte man es gar nicht gemerkt! Und wenn ein Kind blutend nach Hause kommt? Da stand dann "Umarmen sie es, verarzten sie es, küssen sie es! Aber stellen Sie den Übeltäter nicht als Sündenbock hin und bestrafen sie ihn nicht. Wenn eine Ungleichheit da ist, wird diese dadurch noch schlimmer. Die Angriffe bleiben, aber werden subtiler...".usw.
Zum Thema Eifersucht - auch das ist ganz klar Sache des Kleinen. Er achtet ganz extrem darauf, dass er bei allem mindestens soviel abbekommt, wie der Große. Ich finde wirklich, dass wir die beiden gleichwertig behandeln. Dem Kleinen gestatten wir dadurch ganz selbstverständlich Dinge, die bei dem Großen im entsprechenden Alter überhaupt noch kein Thema waren. Aber das sieht der Kleine oft anders und dann ist alles ungerecht und das Kratzen, Treten ... geht los.
Ich hab inzwischen gelesen, dass es wohl sogar Studien dazu gibt, dass Geschwister einander weniger ähneln, als zufällig "eingesammelte" Kinder. Bei meinen würde ich das jederzeit bestätigen.Rabaukenmama hat geschrieben:Ich sage ja immer, ich habe zwei Einzelkinder, die zufällig in derselbe Familie "gelandet" sind.
Der Kleine bei uns mal wieder heftig und körperlich provozierte und schließlich das Mobilar kaputt machen wollte, bot ich ihm an, dass er sich eine neue Familie suchen könne, da es ihm bei uns offenbar nicht gefiel. Wir sind auch tatsächlich zum Bus gegangen, aber er wollte dann doch lieber bei uns bleiben. Während der Kleine zumindest am Anfang noch ganz entschlossen war, zu gehen, brach der Große in Tränen aus, weil er doch den kleinen Bruder nicht hergeben wollte
Herzliche Grüße
Beany mit den wilden Männern
-
- Dauergast
- Beiträge: 2973
- Registriert: So 8. Dez 2013, 21:24
Re: Aspergerverdacht + sensibles Geschwisterkind
Hallo Beany,
ich wollte vorhin mit der Zitat-Funktion antworten, war aber im Mod-Modus und habe daher leider einen Teil deines Beitrages aus Versehen gelöscht und durcheinander gebracht. Tut mir wirklich leid, wollte ich nicht!
Zum Thema zurück:
Zu der Geschichte, die du vom schlagen mit dem Duplo-Bauwerk beschreibst, ist mir einiges eingefallen. Ich vermute mal, dass deinem Sohn gar nicht bewusst, war, dass man mit so einem Bauwerk jemanden ernsthaft verletzen kann, weil es ja "nur" zusammengesteckt ist und z.B. auch auseinanderfällt, wenn es runterfällt. Vermutlich hat er gedacht, das Teil würde an seinem Bruder einfach runterrieseln und dem würde es maximal ETWAS weh tun. Das sind so Sachen, die man im Gespräch herausfinden kann. Man kann dann auch üben, z.B. indem man dem Kind ein kleineres Bauwerk z.B. nur zur Demonstration an den Fuß schlägt, wie sehr so was weh tun kann. Oder man kann (als Mama) draufkommen, dass es wirklich zerfällt, und nicht sehr schmerzhaft ist .(Kommt vermutlich auch die Bauweise des Teils an)
Kinder haben noch nicht so viel Erfahrung dass sie wissen, was weh tut und was nicht. So, wie wir als Eltern zu häufig davon ausgehen, dass was schmerzhaft ist, so tun das Kinder zu wenig. Meine Mutter hatte 4 jüngere Brüder. Die haben immer wieder "Bockerl tusch" gespielt, wo man absichtlich die Köpfe zusammenkrachen läßt . Das hat schrecklich ausgeschaut und sich auch fürchterlich angehört, dürfte ihnen aber nicht so weh getan haben, dass sie es bleiben gelassen hätten...
Mein älterer Sohn hat mal seinen Bruder mit einem Küchenmesser bedroht - das war eine wirklich gefährliche Situation ! Nach dazu, wo unser jüngerer Sohn immer wieder unkontrollierte Bewegungen macht, und daher auch leicht in so ein Messer reinfallen könnte. Wir haben natürlich sofort das Messer weggenommen und klargestellt, dass er so was AUF GAR KEINEN FALL machen darf. Eben, weil es sehr gefährlich ist und auch weil es absolut nicht in Ordnung ist, jemanden mit einer echten Waffe (die ein Messer ja ist) zu bedrohen. Es ist auch nie wieder was in der Richtung vorgefallen. Damals (vor ca. 1 1/2 Jahren) hatten wir auch Bedenken, die Buben unbeaufsichtigt in einem Raum zu lassen. Aber es war das, was ich oben beschrieben habe: mein Sohn war sich der Tragweite und der möglichen Folgen einfach nicht bewusst gewesen.
ich wollte vorhin mit der Zitat-Funktion antworten, war aber im Mod-Modus und habe daher leider einen Teil deines Beitrages aus Versehen gelöscht und durcheinander gebracht. Tut mir wirklich leid, wollte ich nicht!
Zum Thema zurück:
Zu der Geschichte, die du vom schlagen mit dem Duplo-Bauwerk beschreibst, ist mir einiges eingefallen. Ich vermute mal, dass deinem Sohn gar nicht bewusst, war, dass man mit so einem Bauwerk jemanden ernsthaft verletzen kann, weil es ja "nur" zusammengesteckt ist und z.B. auch auseinanderfällt, wenn es runterfällt. Vermutlich hat er gedacht, das Teil würde an seinem Bruder einfach runterrieseln und dem würde es maximal ETWAS weh tun. Das sind so Sachen, die man im Gespräch herausfinden kann. Man kann dann auch üben, z.B. indem man dem Kind ein kleineres Bauwerk z.B. nur zur Demonstration an den Fuß schlägt, wie sehr so was weh tun kann. Oder man kann (als Mama) draufkommen, dass es wirklich zerfällt, und nicht sehr schmerzhaft ist .(Kommt vermutlich auch die Bauweise des Teils an)
Kinder haben noch nicht so viel Erfahrung dass sie wissen, was weh tut und was nicht. So, wie wir als Eltern zu häufig davon ausgehen, dass was schmerzhaft ist, so tun das Kinder zu wenig. Meine Mutter hatte 4 jüngere Brüder. Die haben immer wieder "Bockerl tusch" gespielt, wo man absichtlich die Köpfe zusammenkrachen läßt . Das hat schrecklich ausgeschaut und sich auch fürchterlich angehört, dürfte ihnen aber nicht so weh getan haben, dass sie es bleiben gelassen hätten...
Mein älterer Sohn hat mal seinen Bruder mit einem Küchenmesser bedroht - das war eine wirklich gefährliche Situation ! Nach dazu, wo unser jüngerer Sohn immer wieder unkontrollierte Bewegungen macht, und daher auch leicht in so ein Messer reinfallen könnte. Wir haben natürlich sofort das Messer weggenommen und klargestellt, dass er so was AUF GAR KEINEN FALL machen darf. Eben, weil es sehr gefährlich ist und auch weil es absolut nicht in Ordnung ist, jemanden mit einer echten Waffe (die ein Messer ja ist) zu bedrohen. Es ist auch nie wieder was in der Richtung vorgefallen. Damals (vor ca. 1 1/2 Jahren) hatten wir auch Bedenken, die Buben unbeaufsichtigt in einem Raum zu lassen. Aber es war das, was ich oben beschrieben habe: mein Sohn war sich der Tragweite und der möglichen Folgen einfach nicht bewusst gewesen.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Re: Aspergerverdacht + sensibles Geschwisterkind
Hallo Rabaukenmama,
Das Teil war übrigens wirklich massiv - das wurde bereits die Tage zuvor mehrmals durch den Kleinen "getestet". Eher hätte das Laminat nachgegeben
Wir haben jetzt am Wochenende doch mal versucht, uns nicht in die Auseinandersetzungen der Kinder einzumischen. Zuvor hatte ich das mit dem Großen besprochen, damit er zum einen weiß, dass er sich durchaus zur Wehr setzen darf. Zum anderen wollte ich gern, dass er weiß, dass Kopf, Hals und Bauch tabu sind. Es hat wirklich erstaunlich gut geklappt. Für den Großen war es, glaube ich, sehr anstrengend. Aber letztlich gab es nur zwei stärke Auseinandersetzungen, die mit Geheul auf beiden Seiten endeten. Und eine Minute später hatten sie sich selbst beruhigt und spielten wieder friedlich miteinander. Nach uns hat gar keiner gerufen
Ich glaube, für den Kleinen ist es wichtig zu wissen, dass sein Bruder nicht nur nett und klug ist (und fast alles wieder reparieren kann), sondern dass er auch "stark" ist. Also gar nicht unbedingt körperlich, sondern dass er eben auch klar seine Grenzen aufzeigt. Ich bin gespannt, wie es sich in den nächsten Wochen entwickelt.
Vielen Dank fürs Anschupsen. Manchmal muss man sich einfach trauen.
Herzliche Grüße
Beany mit den wilden Männern
Kein Problem, da gibt es wirklich schlimmeresRabaukenmama hat geschrieben:habe daher leider einen Teil deines Beitrages aus Versehen gelöscht und durcheinander gebracht. Tut mir wirklich leid, wollte ich nicht!
Richtig. Er würde seinen Bruder nie ernsthaft verletzen wollen, sondern war selbst ganz erschrocken.Rabaukenmama hat geschrieben: Ich vermute mal, dass deinem Sohn gar nicht bewusst, war, dass man mit so einem Bauwerk jemanden ernsthaft verletzen kann,
Das Teil war übrigens wirklich massiv - das wurde bereits die Tage zuvor mehrmals durch den Kleinen "getestet". Eher hätte das Laminat nachgegeben
Wir reden immer darüber, wenn so etwas vorfällt. Deshalb weiß ich auch ganz sicher, dass er dem Kleinen auf keinen Fall ernsthaft schaden will.Rabaukenmama hat geschrieben: Das sind so Sachen, die man im Gespräch herausfinden kann.
Da ist das bei uns alles Spielkram ...Rabaukenmama hat geschrieben: Mein älterer Sohn hat mal seinen Bruder mit einem Küchenmesser bedroht
Wir haben jetzt am Wochenende doch mal versucht, uns nicht in die Auseinandersetzungen der Kinder einzumischen. Zuvor hatte ich das mit dem Großen besprochen, damit er zum einen weiß, dass er sich durchaus zur Wehr setzen darf. Zum anderen wollte ich gern, dass er weiß, dass Kopf, Hals und Bauch tabu sind. Es hat wirklich erstaunlich gut geklappt. Für den Großen war es, glaube ich, sehr anstrengend. Aber letztlich gab es nur zwei stärke Auseinandersetzungen, die mit Geheul auf beiden Seiten endeten. Und eine Minute später hatten sie sich selbst beruhigt und spielten wieder friedlich miteinander. Nach uns hat gar keiner gerufen
Ich glaube, für den Kleinen ist es wichtig zu wissen, dass sein Bruder nicht nur nett und klug ist (und fast alles wieder reparieren kann), sondern dass er auch "stark" ist. Also gar nicht unbedingt körperlich, sondern dass er eben auch klar seine Grenzen aufzeigt. Ich bin gespannt, wie es sich in den nächsten Wochen entwickelt.
Vielen Dank fürs Anschupsen. Manchmal muss man sich einfach trauen.
Herzliche Grüße
Beany mit den wilden Männern
Re: Aspergerverdacht + sensibles Geschwisterkind
Zumindest immer mal wieder, ja. Aber ich habe bisher keine Lösung dafür.Koschka hat geschrieben: dein Kleiner ist unzufrieden.
Ehrlich gesagt beschäftige ich mich deutlich mehr mit dem Kleinen, als mit dem Großen. Andernfalls hätten wir hier das absolute Chaos und der Große kaum eine Chance auf Ruhe. Oft ist so, dass ich mit dem Kleinen lese, Musik mache (immerhin ein Kind, das meine Leidenschaft teilt ), baue, spiele ... und der Große eher nebenher läuft und sein Ding macht. Aus meiner Sicht steckt der Große oft zurück und ich denke, auch deshalb hat er jetzt manchmal diese "Ausbrüche".Koschka hat geschrieben: Auf ihn muss du deinen Augenmerk richten und seine Situation verbessern... Förder den Kleinen, beschäftige dich mehr mit ihm.
Abends übernimmt der Vater das Vorlesen beim Kleinen, damit der Große mich mal 15 Minuten für sich hat. Anschließend bringe ich den Kleinen ins Bett ... mit Kuschel- und Erzählrunde, diversen Ritualen ... Dass der Kleine erst nach dem Großen schlafen geht, empfand der Große schon etwas ungerecht. Ich konnte ihm das aber zumindest für die Abende von Montag bis Donnerstag vernünftig begründen (der Kleine macht in der Kita Mittagsschlaf). Für die anderen Tage lautet die Begründung, dass nur so einmal täglich Zeit für Mama und Großsohn ist. Der Große weiß, dass er nur deshalb eher ins Bett muss, weil er pflegeleichtet ist. Und ich weiß aus eigener Erfahrung, dass das eine sehr unbefriegenden Begründung ist.
Wirklich? Ich hatte mich bemüht, die Situationen möglichst emotionslos zu beschreiben. Tatsächlich liebe ich beide Kinder unheimlich. Und ich empfinde auch keinen Ärger gegenüber dem Kleinen. Im Gegenteil - meistens kann ich nachvollziehen, warum er das tut, was er eben tut. Auch wenn ich es deshalb nicht immer gut heiße, kann ich es verstehen und in Ruhe mit ihm besprechen. Ich habe oft das Gefühl, dass ich mich (im übertragenen Sinne) eher schützend vor den Kleinen werfe und seine Verhaltensweisen erklären oder rechtfertigen muss. Der Große läuft halt. Da gibt es keine Probleme und er ist sehr verständig, auch wenn ihn einige Dinge anpiepen. Eben auch, dass er zum einen wenig Ruhe vor dem Kleinen findet und zum zweiten wenig Exklusiv-Zeit mit mir hat.Koschka hat geschrieben: In deinen Beschreibungen kann man viel Sympathie für den Großen erkennen und einiges an Ärger für den Kleinen.
Re: Aspergerverdacht + sensibles Geschwisterkind
Die Beschreibung trifft es ziemlich gut.Koschka hat geschrieben: ich habe auch meine Erfahrungen mit Kindern, die Aufmerksamkeit wie ein schwarzes Loch verschlucken.
Nach Aussage derer, die Vergleichsmögilchkeiten haben (Kita, Logo, Kinderärztin) ist er kognitiv fit mit enormem Wortschatz.Koschka hat geschrieben: Wie fit ist dein Kleiner?
Ich habe nur den Vergleich zum großen Bruder, der kognitiv sehr fit ist. Da kann der Kleine rein kognitiv sicher mithalten. Aber der Vergleich ist schwierig, weil beide ganz andere Themen haben und der Große zum Beispiel auch eine große Ausdauer in allem, was er anfängt.
Ich nicht - hab mich aber von dem Gedanken verabschiedet, bis die Kinder aus dem Haus sind In der Kita ist der Mittagsschlaf kein Problem. Er braucht eine Weile, bis er schläft. Nach einer Stunde ist er dann aber kaum zu wecken. Abends geht er dann meist gegen 20 Uhr ins Bett, ist aber oft noch bis 20:30 - 21:00 Uhr (meist leise) wach.Koschka hat geschrieben: Mittagschlaf mit 5 finde ich grausam.
Ich denke, dass wir einen wirklich guten Kindergarten erwischt haben. Sie "bearbeiten" viele Themen, malen und basteln, machen Ausflüge zu anderen Spielplätzen oder in den Wald und gehen jede Woche in die Kindersauna. Zwei Monate lang waren sie "in Russland". Seit dem gibt es abends bei uns "Moloko", die mit einem "Spaßiba" (man, wie schreibt man das alles ohne kyrillische Buchstaben ) empfangen wird. Derzeit sind sie mit Nola Note im Musikland - ein Thema, dass ihm sehr entgegenkommt. Und im Dezember geht es ins Theater.Koschka hat geschrieben: Was macht er noch im Kindergarten? Bist du der Meinung er sei da gut ausgelastet?
Wir hatte einige Jahre, in denen er jeden Morgen meinte, nicht in den Kindergarten zu wollen. Das schien mir aber eher wie ein Ritual. Also es gab kein Geheule, keine Bauchschmerzen oä. Einfach nur jeden Morgen den Satz. Die Begründung war mal, dass es langweilig sei, mal hatte ihn irgendwann ein Kind geschubst, mal meinte er, er hätte einfach keine Lust ... In den letzten Monaten sagte er das nicht mehr. Er geht nach unserem Abschiedsritual völlig entspannt in den Raum, liebt alle Erzieher, hat einen guten Freund und kommt mit allen Kindern gut aus. Und ich hole ihn (fast) immer viiiiiiiel zu früh ab. Also ich denke, die Kita ist wirklich gut für ihn.
Das finde ich schwierig. Er geht einmal in der Woche zur musikalischen Früherziehung. Meist mit mehr oder weniger Diskussionen auf dem Weg dorthin. Ist er im Raum, ist er laut Aussage verschiedener Lehrer derjenige, der am meisten mitmacht (wenn er sich konzentriert) und sich wohl im Vergleich zu anderen auch sehr gut auskennt.Koschka hat geschrieben: Hat er zuhause Themen die ihn kognitiv fordern?
Wir lesen ihm vor, wann immer er möchte (Geschichten und Märchen). Am Wochenende hat er das erste Mal Memory spielen wollen, gleich mit 32 Karten. Ich habe ihn zwar gewinnen lassen, aber er hat sich nicht einmal bei einer bereits verwendeten Karte geirrt. Das fand ich schon ganz gut - und überraschend, weil er kein großer Freund von Gesellschaftsspielen ist. Puzzle mochte er noch nie, Wissensbücher (die der Große regelrecht auswendig gelernt hat) interessieren ihn überhaupt nicht.
Wenn er mag, machen wir Musik und singen gemeinsam. Also sein Lieder-Repertoir ist schon ganz ordentlich und er hat kürzlich die Oma gefragt, ob sie denn nicht richtig singen könne ... Die fühlte sich gleich an ihre Tochter erinnert
Also ehrlich gesagt weiß ich nicht, was ich ihm noch anbieten könnte.
Der Kleine will ausdrücklich nicht in die Schule und er ist für mich vom Wesen her auch kein Schulkind.Koschka hat geschrieben: Bei uns hat sich die Situation extrem verbessert nachdem wir den Kleinen mit frischen 5 Jahren eingeschult haben.
Vielen Dank, dass Du Dir Gedanken machst und herzliche Grüße
Beany mit den wilden Männern
Re: Aspergerverdacht + sensibles Geschwisterkind
Jetzt wird es lang
Verdachtsmomente (mehr ist es bisher ja wirklich nicht) sind:
Er hatte eine sehr starke orale Phase, die auch heute noch nicht beendet ist. Noch immer steckt er verschiedene Dinge (Duplo-Steine, Flummis, Spielsachen) in den Mund.
Er ist sehr geruchssensibel und kann Kleidungsstücke nach dem Geruch der jeweiligen Person zuordnen. Er ist sehr lärmempfindlich und mag deshalb Kita-Geburtstage, Silvester ... nicht. Macht aber dennoch gern selbst Krach und der kann gar nicht laut genug sein.
Trotz- und Fremdelphase waren nicht erkennbar.
Ab etwa einem Jahr mehrmals täglich - zum Teil ohne erkennbaren Anlass - Wutausbrüche, bei denen er mit Gegenständen schmiss, sich selbst kratzte, an den Haaren zog und den Kopf auf den Fliesenboden schlug. Die Ausbrüche hat er bis heute, verletzt sich aber nicht mehr selbst (nur noch uns und den Bruder).
Er provoziert täglich seinen Bruder, obwohl er ihn über alles liebt. Er macht seine Bauwerke kaputt, schlägt ihm einfach im Vorbeigehen mit der Faust auf den Rücken, zerrt an ihm herum, kratzt oder tritt. Alles ohne Wut, aber auch ohne jedes (erkennbare) Unrechtsgefühl. Sind wir unterwegs, kommt dieses Verhalten praktisch gar nicht vor. Er sagt, das seien Kratz-, Beiß- und Tretwörter, die aus seinem Mund kommen. Wir haben gemeinsam überlegt, den Mund auszuspülen, wenn diese Wörter (die ja eigentlich Taten sind) wieder rauswollen. In der Situation selbst schafft er es nur ganz selten, diese Idee umzusetzen. Nach schwierigen Tagen spült er aber abends von sich aus ausgiebig den Mund, „damit ich Paul nicht mehr ärgere“.
Erkläre ich ihm, dass ich nicht soviel reden oder vorlesen kann, weil ich starke Halsschmerzen habe oder bitte ich ihn, nicht so laut zu trommeln, weil mir der Kopf wehtut, brüllt er:“Du hast keine Halsschmerzen/Kopfschmerzen…!“ und trommelt noch lauter oder fordert noch vehementer Vorlesen oder Gespräch.
Als ich einmal wegen eines Streits um die Nachtruhe so fertig war, dass ich aus dem Zimmer ging und weinen musste, zeigte er nicht den Hauch von Schuldbewusstsein, sondern lief mir nach, schlug, trat und sang weiter „ätschebätsch“. Ich habe oft das Gefühl, dass ihm über-haupt in den Sinn kommt, dass es jemandem nicht gut gehen könnte und wie man dann reagiert. Er sieht dann ausschließlich sich und dieses Verhalten höre ich so von anderen Kindern in dem Alter nicht.
Er wirkt oft überdreht. Zum Beispiel springt und klettert er auf uns oder den Möbeln herum. Dass er uns dabei weh tut, scheint ihn nicht zu interessieren. Wenn wir ihn darauf hinweisen, wiederholt oder verstärkt er das Verhalten meistens. Geht bei seinem Getobe etwas kaputt – zuletzt der Hausschlüssel – ist er totunglücklich. Wenn ich ihn bei der nächsten Toberei erinnere, dass etwas kaputt gehen könnte, scheint ihn das aber gar nicht zu erreichen. Er erinnert sich aber durchaus an den Vorfall und erklärt anderen auch, was und wie es passiert ist.
Er vergisst ständig, wo er Dinge hingelegt hat und ist feinmotorisch eher ... *hüstel* Malt und schnippelt aber dennoch mit Begeisterung.
Fremde spricht er völlig offen an oder geht manchmal hin, um zum Beispiel Stickereien an einer Jacke ausgiebig zu untersuchen.
Er mag ja Märchen und Geschichten, versteht aber oft nicht, was in den Figuren vorgeht. Er fragt immer wieder, ob derjenige gerade traurig ist, warum der andere wütend ist etc.
Oft haben wir das Gefühl, dass er gar nicht mitbekommt, wenn wir ihn ansprechen. Inzwischen habe ich eher das Gefühl, dass es manchmal einfach länger braucht, bis es im Kopf angekommen ist und eine Reaktion bei ihm auslöst. Besser geht, wenn ich mich vor ihn setze, ihn berühre und auffordere, mich anzusehen (das Gehör ist ok). Dann kann ich mit ihm sprechen und er reagiert auch.
An manchen Tagen bricht er in verzweifelte Tränen aus, weil die Kiwi-Stückchen auf seinem Teller nicht ordentlich zusammengeschoben liegen, sondern verrutscht sind. Ist der Laptop kurzfristig defekt und wir gucken das Abendfilmchen auf dem Tablett, kann er einen viertelstündigen Wut- und Verzweiflungsanfall bekommen (mit Gebrüll, Treten und Versuchen, den Laptop endgültig kaputt zu machen). Ich weiß inzwischen, wie ich ihn aus so einer Situation holen kann. Früher dauerten Wutanfälle auch gern eine halbe Stunde.
Er ist ganz bestimmt bei der Entscheidung, ob er etwas kann oder nicht. Zum Verständnis mal ein paar Beispiele:
Nachdem er tagsüber und nacht trocken war, brauchte er noch über Monate nachts eine Windel. Allein der Vorschlag, die Windel wegzulassen, löste Panik aus. Dann erklärte er abends, dass er keine mehr bräuchte und hat seit dem nie wieder ein getragen.
Zum vierten Geburtstag hat er ein Fahrrad bekommen, sich aber einige Monate geweigert, damit zu fahren. Lieber nutzte er sein Laufrad. Als wir eines Abends nach Hause kamen, erklärte er, jetzt Fahrrad fahren zu wollen. Helm auf, Kind auf das Rad und er fuhr völlig selbstverständlich los.
Die ersten Jahre war es nicht möglich, mit ihm auswärts zu übernachten. Der Gedanke daran (mit uns zusammen) zum Beispiel bei den Großeltern zu schlafen, löste regelrechte Panik aus und so haben wir immer nur Tagesbesuche gemacht. Ostern dieses Jahres meinte er, jetzt mit uns bei Oma und Opa übernachten zu können. Und tatsächlich ging es völlig problemlos.
Im Spätsommer meinte er, jetzt allein bei meinen Eltern schlafen zu wollen und auch das klappte super.
Wir haben ein Pferd, das wir öfter gemeinsam besuchen und vor dem er ziemlich Angst hatte (vor den anderen Pferden auch). Er mochte es weder streicheln noch reiten. Lieber hielt er sich bei den Traktoren auf. Mitte Oktober dieses Jahres erklärte er morgens, auch reiten zu wollen. Als wir auf der Koppel ankamen, bewegte er sich absolut ruhig und entspannt mitten zwischen acht Pferden und ließ sich anschließend genauso entspannt und begeistert im Schritt über den Hof führen.
Ähnlich lief es bei der Begegnung mit anderen Hunden. Obwohl er mit einem Hund aufwächst, war er allen fremden Hunden gegenüber sehr ängstlich. Seit September bleibt er plötzlich völlig entspannt, selbst wenn mittelgroße, lebhafte Hund um ihn herumtoben.
Ich fand das alles bisher nicht speziell, auch wenn mir andere Eltern immer nur sagten, dass sie das bei ihren Kindern so nicht kennen. Aber die Zwerge sind ja alle verschieden
Ich weiß. Deshalb wollte ich auch ursprünglich eine Erziehungsberatung. Kinderärztin und Kinderpsychologin waren sich aber einig, dass die nicht helfen würde, weil die Schwierigkeiten eher nicht in der Erziehung liegen.Koschka hat geschrieben: welche Wesenszüge meinst du weisen bei deinem Kleinen in Richtung Asperger? .. Das sind alles an sich keine Ausschlusskrieterien, aber die Summe stimmt bis jetzt nicht.
Verdachtsmomente (mehr ist es bisher ja wirklich nicht) sind:
Er hatte eine sehr starke orale Phase, die auch heute noch nicht beendet ist. Noch immer steckt er verschiedene Dinge (Duplo-Steine, Flummis, Spielsachen) in den Mund.
Er ist sehr geruchssensibel und kann Kleidungsstücke nach dem Geruch der jeweiligen Person zuordnen. Er ist sehr lärmempfindlich und mag deshalb Kita-Geburtstage, Silvester ... nicht. Macht aber dennoch gern selbst Krach und der kann gar nicht laut genug sein.
Trotz- und Fremdelphase waren nicht erkennbar.
Ab etwa einem Jahr mehrmals täglich - zum Teil ohne erkennbaren Anlass - Wutausbrüche, bei denen er mit Gegenständen schmiss, sich selbst kratzte, an den Haaren zog und den Kopf auf den Fliesenboden schlug. Die Ausbrüche hat er bis heute, verletzt sich aber nicht mehr selbst (nur noch uns und den Bruder).
Er provoziert täglich seinen Bruder, obwohl er ihn über alles liebt. Er macht seine Bauwerke kaputt, schlägt ihm einfach im Vorbeigehen mit der Faust auf den Rücken, zerrt an ihm herum, kratzt oder tritt. Alles ohne Wut, aber auch ohne jedes (erkennbare) Unrechtsgefühl. Sind wir unterwegs, kommt dieses Verhalten praktisch gar nicht vor. Er sagt, das seien Kratz-, Beiß- und Tretwörter, die aus seinem Mund kommen. Wir haben gemeinsam überlegt, den Mund auszuspülen, wenn diese Wörter (die ja eigentlich Taten sind) wieder rauswollen. In der Situation selbst schafft er es nur ganz selten, diese Idee umzusetzen. Nach schwierigen Tagen spült er aber abends von sich aus ausgiebig den Mund, „damit ich Paul nicht mehr ärgere“.
Erkläre ich ihm, dass ich nicht soviel reden oder vorlesen kann, weil ich starke Halsschmerzen habe oder bitte ich ihn, nicht so laut zu trommeln, weil mir der Kopf wehtut, brüllt er:“Du hast keine Halsschmerzen/Kopfschmerzen…!“ und trommelt noch lauter oder fordert noch vehementer Vorlesen oder Gespräch.
Als ich einmal wegen eines Streits um die Nachtruhe so fertig war, dass ich aus dem Zimmer ging und weinen musste, zeigte er nicht den Hauch von Schuldbewusstsein, sondern lief mir nach, schlug, trat und sang weiter „ätschebätsch“. Ich habe oft das Gefühl, dass ihm über-haupt in den Sinn kommt, dass es jemandem nicht gut gehen könnte und wie man dann reagiert. Er sieht dann ausschließlich sich und dieses Verhalten höre ich so von anderen Kindern in dem Alter nicht.
Er wirkt oft überdreht. Zum Beispiel springt und klettert er auf uns oder den Möbeln herum. Dass er uns dabei weh tut, scheint ihn nicht zu interessieren. Wenn wir ihn darauf hinweisen, wiederholt oder verstärkt er das Verhalten meistens. Geht bei seinem Getobe etwas kaputt – zuletzt der Hausschlüssel – ist er totunglücklich. Wenn ich ihn bei der nächsten Toberei erinnere, dass etwas kaputt gehen könnte, scheint ihn das aber gar nicht zu erreichen. Er erinnert sich aber durchaus an den Vorfall und erklärt anderen auch, was und wie es passiert ist.
Er vergisst ständig, wo er Dinge hingelegt hat und ist feinmotorisch eher ... *hüstel* Malt und schnippelt aber dennoch mit Begeisterung.
Fremde spricht er völlig offen an oder geht manchmal hin, um zum Beispiel Stickereien an einer Jacke ausgiebig zu untersuchen.
Er mag ja Märchen und Geschichten, versteht aber oft nicht, was in den Figuren vorgeht. Er fragt immer wieder, ob derjenige gerade traurig ist, warum der andere wütend ist etc.
Oft haben wir das Gefühl, dass er gar nicht mitbekommt, wenn wir ihn ansprechen. Inzwischen habe ich eher das Gefühl, dass es manchmal einfach länger braucht, bis es im Kopf angekommen ist und eine Reaktion bei ihm auslöst. Besser geht, wenn ich mich vor ihn setze, ihn berühre und auffordere, mich anzusehen (das Gehör ist ok). Dann kann ich mit ihm sprechen und er reagiert auch.
An manchen Tagen bricht er in verzweifelte Tränen aus, weil die Kiwi-Stückchen auf seinem Teller nicht ordentlich zusammengeschoben liegen, sondern verrutscht sind. Ist der Laptop kurzfristig defekt und wir gucken das Abendfilmchen auf dem Tablett, kann er einen viertelstündigen Wut- und Verzweiflungsanfall bekommen (mit Gebrüll, Treten und Versuchen, den Laptop endgültig kaputt zu machen). Ich weiß inzwischen, wie ich ihn aus so einer Situation holen kann. Früher dauerten Wutanfälle auch gern eine halbe Stunde.
Er ist ganz bestimmt bei der Entscheidung, ob er etwas kann oder nicht. Zum Verständnis mal ein paar Beispiele:
Nachdem er tagsüber und nacht trocken war, brauchte er noch über Monate nachts eine Windel. Allein der Vorschlag, die Windel wegzulassen, löste Panik aus. Dann erklärte er abends, dass er keine mehr bräuchte und hat seit dem nie wieder ein getragen.
Zum vierten Geburtstag hat er ein Fahrrad bekommen, sich aber einige Monate geweigert, damit zu fahren. Lieber nutzte er sein Laufrad. Als wir eines Abends nach Hause kamen, erklärte er, jetzt Fahrrad fahren zu wollen. Helm auf, Kind auf das Rad und er fuhr völlig selbstverständlich los.
Die ersten Jahre war es nicht möglich, mit ihm auswärts zu übernachten. Der Gedanke daran (mit uns zusammen) zum Beispiel bei den Großeltern zu schlafen, löste regelrechte Panik aus und so haben wir immer nur Tagesbesuche gemacht. Ostern dieses Jahres meinte er, jetzt mit uns bei Oma und Opa übernachten zu können. Und tatsächlich ging es völlig problemlos.
Im Spätsommer meinte er, jetzt allein bei meinen Eltern schlafen zu wollen und auch das klappte super.
Wir haben ein Pferd, das wir öfter gemeinsam besuchen und vor dem er ziemlich Angst hatte (vor den anderen Pferden auch). Er mochte es weder streicheln noch reiten. Lieber hielt er sich bei den Traktoren auf. Mitte Oktober dieses Jahres erklärte er morgens, auch reiten zu wollen. Als wir auf der Koppel ankamen, bewegte er sich absolut ruhig und entspannt mitten zwischen acht Pferden und ließ sich anschließend genauso entspannt und begeistert im Schritt über den Hof führen.
Ähnlich lief es bei der Begegnung mit anderen Hunden. Obwohl er mit einem Hund aufwächst, war er allen fremden Hunden gegenüber sehr ängstlich. Seit September bleibt er plötzlich völlig entspannt, selbst wenn mittelgroße, lebhafte Hund um ihn herumtoben.
Ich fand das alles bisher nicht speziell, auch wenn mir andere Eltern immer nur sagten, dass sie das bei ihren Kindern so nicht kennen. Aber die Zwerge sind ja alle verschieden
-
- Dauergast
- Beiträge: 2973
- Registriert: So 8. Dez 2013, 21:24
Re: Aspergerverdacht + sensibles Geschwisterkind
Hallo Beany,
sehr viel von dem, was du beschreibst, weist für mich schon auf Asperger Autismus hin. Wobei dein Sohn in einem Alter ist, wo die fehlende Empathie durchaus noch kommen kann. Aber mein jüngerer Sohn "tickt" sehr ähnlich. Auch dass "Ich beobachte erst mal. Wenn ich dann wirklich selbst bereit bin, was zu tun, dann tue ich das auch. Ich will selbst entscheiden, wann ich wozu bereit bin!" gehört da dazu. Ist ja eigentlich ein sehr reifes Verhalten.
Aber genau dieser Sohn zeigt auch immer wieder absichtlich provokantes Verhalten. Für ihn ist es einfach nur ein Spiel. Mittlerweile bin ich mir sicher, dass er keine Ahnung hat, was das, was er so aufführt, innerlich mit seinen Mitmenschen macht. Es geht bei ihm vielmehr um eine Art Ursache-Wirkung-Spiel. Er findet es unheimlich lustig, wenn sich jemand ärgert, und will diesen Zustand bewusst herbeiführen. Und das, ohne zu wissen, dass der Zustand für den Betroffenen alles alles andere als lustig ist!
Ich stelle mir seine Gedanken etwa so vor "Beim letzten Mal, wo ich mir die Zahnbürste bis zum Anschlag in den Hals gesteckt habe, um erbrechen zu provozieren, hat mir der Papa die Zahnbürste weggenommen. Dann habe ich den Finger in den Schlund gesteckt und der Papa hat ganz tolle Grimassen gemacht, und versucht, mir den Finger herauszuziehen. Dann hat er mit mir gerauft, das war lustig. Wie er dann nicht mehr hergeschaut hat, habe ich schnell noch mal den Finger reingesteckt und ins Badezimmer erbrochen. Dann hat der Papa noch komischer geschaut, mit den Händen rumgefuchtelt und ist einen Wischfetzen holen gegangen. Dann wollte aber ich wischen und der Papa und ich haben um den Wischfetzen gekämpft und dabei meine Kotze auf dem Boden verteilt. Ich bin schon gespannt, was der Papa heute lustiges macht, wenn ich mir wieder die Zahnbürste so tief in den Schlund stecke,..."
Zumindest bei uns ist das, was mein Sohn da immer provokantes macht, großteils einfach ein austesten von Ursache und Wirkung. Und wie jeder gute Experimentleiter müssen die Ergebnisse seiner "Forschungen" durch ständige Kontrollen überprüft werden. Also ob sich mit demselben Verhalten verlässlich immer dieselbe Reaktion beim anderen hervorrufen lässt.
Wenn so was geschieht ist egal, wer meinem Sohn gegenüber steht. Klar kann man es auf Geschwistereifersucht schieben, wenn das Opfer mal wieder der ältere Bruder ist, aber das ist es nicht. Es geht überhaupt nicht darum, dass meinen Sohn irgend ein konkretes Verhalten von seinem Bruder oder auch von uns gegenüber seinem Bruder geärgert hätte. Er will einfach nur seinen Spaß haben und experimentieren. Selbst wenn er das eine oder andere Mal vom Bruder eine auf den Deckel bekommt, ist das für ihn die Sache wert. Sein Schmerzempfinden ist sowieso anders als bei den meisten Kindern seines Alters. Er kann sehr viel wegstecken. Daher ist für den Bruder (in unserem Fall!) wirklich so ziemlich die einzige Möglichkeit, seine Ruhe zu haben, sich wirklich mal so zu wehren, dass es weh tut.
Bitte nicht missverstehen! Ich finde das überhaupt nicht gut. Aber vor der Alternative, ständig und immer wieder bewusst provoziert, gequält und verletzt zu werden, ist es mMn die einzig verständliche Reaktion. Und zwar verständlich in der doppelten Wortbedeutung: einerseits verstehe ich von meinem älteren Sohn, dass er sich das einfach nicht immer gefallen lassen kann, andererseits ist es auch für meinen jüngeren Sohn verständlich wenn der Lernprozess für ihn dann ist "Wenn ich meinen Bruder ganz doll ärgere dann schlägt er mich so, das es wirklich weh tut. Wenn ich das nicht mag darf ich ihn nicht ärgern!" . Ja, es ist ein harter Weg. Und manchmal beneide ich unseren älteren Sohn sogar, dass er gelernt hat, sich so ungeniert zur Wehr zu setzen, weil ich das selbst oft gern tun würde. Aber durch diese klare abstecken der eigenen Grenzen geht es insgesamt in unserer Familie wieder viel friedlicher zu.
Ich selbst muss mit den Provokationen anders umgehen. Um beim Beispiel selbst-erbrechen-herbeiführen zu bleiben: Das konnte ich abstellen, indem ich es konsequent ignoriert habe. Sohnemann hat 2 Tage hintereinander das Badezimmer vollgekotzt und ich habe ihn machen lassen. Habe nur ein altes Handtuch draufgelegt dass man es nicht noch vertritt und dann ganz normal mit dem Tagesplan weiter gemacht, als wäre nichts geschehen. Erst als er geschlafen hat, habe ich die Sauerei weggewischt. Und siehe da, als er es am 3. Tag noch mal probiert hat, und ich immer noch keine Reaktion gezeigt habe, war es auf einmal nicht mehr interessant. Dann war mal für mehrere Wochen Pause, bevor er auf die Idee gekommen ist, es nochmal auszutesten. Es ist wirklich eine extreme Gedulsdsprobe. Kann man sich als Eltern von gesunden Kindern vermutlich gar nicht vorstellen!
sehr viel von dem, was du beschreibst, weist für mich schon auf Asperger Autismus hin. Wobei dein Sohn in einem Alter ist, wo die fehlende Empathie durchaus noch kommen kann. Aber mein jüngerer Sohn "tickt" sehr ähnlich. Auch dass "Ich beobachte erst mal. Wenn ich dann wirklich selbst bereit bin, was zu tun, dann tue ich das auch. Ich will selbst entscheiden, wann ich wozu bereit bin!" gehört da dazu. Ist ja eigentlich ein sehr reifes Verhalten.
Aber genau dieser Sohn zeigt auch immer wieder absichtlich provokantes Verhalten. Für ihn ist es einfach nur ein Spiel. Mittlerweile bin ich mir sicher, dass er keine Ahnung hat, was das, was er so aufführt, innerlich mit seinen Mitmenschen macht. Es geht bei ihm vielmehr um eine Art Ursache-Wirkung-Spiel. Er findet es unheimlich lustig, wenn sich jemand ärgert, und will diesen Zustand bewusst herbeiführen. Und das, ohne zu wissen, dass der Zustand für den Betroffenen alles alles andere als lustig ist!
Ich stelle mir seine Gedanken etwa so vor "Beim letzten Mal, wo ich mir die Zahnbürste bis zum Anschlag in den Hals gesteckt habe, um erbrechen zu provozieren, hat mir der Papa die Zahnbürste weggenommen. Dann habe ich den Finger in den Schlund gesteckt und der Papa hat ganz tolle Grimassen gemacht, und versucht, mir den Finger herauszuziehen. Dann hat er mit mir gerauft, das war lustig. Wie er dann nicht mehr hergeschaut hat, habe ich schnell noch mal den Finger reingesteckt und ins Badezimmer erbrochen. Dann hat der Papa noch komischer geschaut, mit den Händen rumgefuchtelt und ist einen Wischfetzen holen gegangen. Dann wollte aber ich wischen und der Papa und ich haben um den Wischfetzen gekämpft und dabei meine Kotze auf dem Boden verteilt. Ich bin schon gespannt, was der Papa heute lustiges macht, wenn ich mir wieder die Zahnbürste so tief in den Schlund stecke,..."
Zumindest bei uns ist das, was mein Sohn da immer provokantes macht, großteils einfach ein austesten von Ursache und Wirkung. Und wie jeder gute Experimentleiter müssen die Ergebnisse seiner "Forschungen" durch ständige Kontrollen überprüft werden. Also ob sich mit demselben Verhalten verlässlich immer dieselbe Reaktion beim anderen hervorrufen lässt.
Wenn so was geschieht ist egal, wer meinem Sohn gegenüber steht. Klar kann man es auf Geschwistereifersucht schieben, wenn das Opfer mal wieder der ältere Bruder ist, aber das ist es nicht. Es geht überhaupt nicht darum, dass meinen Sohn irgend ein konkretes Verhalten von seinem Bruder oder auch von uns gegenüber seinem Bruder geärgert hätte. Er will einfach nur seinen Spaß haben und experimentieren. Selbst wenn er das eine oder andere Mal vom Bruder eine auf den Deckel bekommt, ist das für ihn die Sache wert. Sein Schmerzempfinden ist sowieso anders als bei den meisten Kindern seines Alters. Er kann sehr viel wegstecken. Daher ist für den Bruder (in unserem Fall!) wirklich so ziemlich die einzige Möglichkeit, seine Ruhe zu haben, sich wirklich mal so zu wehren, dass es weh tut.
Bitte nicht missverstehen! Ich finde das überhaupt nicht gut. Aber vor der Alternative, ständig und immer wieder bewusst provoziert, gequält und verletzt zu werden, ist es mMn die einzig verständliche Reaktion. Und zwar verständlich in der doppelten Wortbedeutung: einerseits verstehe ich von meinem älteren Sohn, dass er sich das einfach nicht immer gefallen lassen kann, andererseits ist es auch für meinen jüngeren Sohn verständlich wenn der Lernprozess für ihn dann ist "Wenn ich meinen Bruder ganz doll ärgere dann schlägt er mich so, das es wirklich weh tut. Wenn ich das nicht mag darf ich ihn nicht ärgern!" . Ja, es ist ein harter Weg. Und manchmal beneide ich unseren älteren Sohn sogar, dass er gelernt hat, sich so ungeniert zur Wehr zu setzen, weil ich das selbst oft gern tun würde. Aber durch diese klare abstecken der eigenen Grenzen geht es insgesamt in unserer Familie wieder viel friedlicher zu.
Ich selbst muss mit den Provokationen anders umgehen. Um beim Beispiel selbst-erbrechen-herbeiführen zu bleiben: Das konnte ich abstellen, indem ich es konsequent ignoriert habe. Sohnemann hat 2 Tage hintereinander das Badezimmer vollgekotzt und ich habe ihn machen lassen. Habe nur ein altes Handtuch draufgelegt dass man es nicht noch vertritt und dann ganz normal mit dem Tagesplan weiter gemacht, als wäre nichts geschehen. Erst als er geschlafen hat, habe ich die Sauerei weggewischt. Und siehe da, als er es am 3. Tag noch mal probiert hat, und ich immer noch keine Reaktion gezeigt habe, war es auf einmal nicht mehr interessant. Dann war mal für mehrere Wochen Pause, bevor er auf die Idee gekommen ist, es nochmal auszutesten. Es ist wirklich eine extreme Gedulsdsprobe. Kann man sich als Eltern von gesunden Kindern vermutlich gar nicht vorstellen!
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
-
- Dauergast
- Beiträge: 2973
- Registriert: So 8. Dez 2013, 21:24
Re: Aspergerverdacht + sensibles Geschwisterkind
Das hat nichts zu sagen. Alexander war auch als "Gastkind" im Kindergarten des Bruders und bei der Ergotherapeutin ein problemloses Kind.Koschka hat geschrieben:@Rabaukenmama
Die letzte Beschreibung weist ja viele Auffälligkeiten auf. Aber was mich irritiert ist dieser Satz:
"Der Kleine wird demnächst 5, ist sehr temperamentvoll, kontaktfreudig, in der Kita und allein bei den Großeltern ein ganz unkomplizierter Junge."
Klar sind Aspergerkinder in einer 1 zu 1 Situation einfacher als in den Gruppen. Aber Beany schreibt von unkompliziert im Kindergarten und in der Musikhochschule...
Sowohl bei Provokationen als auch bei Wutanfällen brauchte und brauchte er als "Sparringpartner" jemanden, der ihm nahe steht. Also mich, meinen Mann, seinen Bruder, seine Frühförderin, seine Hauptbertreuerin im Kindergarten...und später, nach über einem Jahr durchaus auch die Ergotherapeutin .
Ich kann und will keine Ferndiagnose für Beanys Sohn stellen. Aber Autismus kann man nicht ausschließen, mit der Begründung, dass das Kind "in Situation x und Situation y" problemlos erscheint.
Ich bin viel in Kontakt mit Eltern von anderen Autisten. Da gibt es durchaus EINIGE, die sich z.B. im Kindergarten oder später in der Schule durchaus "zusammenreißen" können. Das liegt teilweise auch an den Regeln und am "Setting" der jeweiligen Einrichtung. Die meisten Autisten brauchen klare Regeln. Die zu Hause einzuführen und dann rund um die Uhr durchzuziehen ist in der Praxis ein vielfaches schwerer als z.B. im Kindergarten oder in der Musikschule. Aber irgendwo muss "es" (was die Störung ausmacht) dann eben doch raus. Und da ist die eigene Familie meistens der beste (und sicherste) Ort.
Bei meinem jüngeren Sohn ist der ältere Bruder sogar das EINZIGE KIND, das er provoziert. Das tut er weder bei seinen Schulkollegen, noch auf Gehörlosentreffen bei anderen Kindern. Und er ist ein Herdentierchen. Wenn alle essen gehen dann geht er widerstandslos auch. Wenn es (in der Gruppe) heißt "Wir gehen raus" oder "Wir basteln", etc. gibt es praktisch nie Widerspruch oder Widerstand. Er macht alles mit. Daher wird er auch in vielen Gruppen-Situationen von Außenstehenden als "problemloses" Kind angesehen.
Er fremdelt nicht und geht angstlos auf andere zu, ganz entgegen den Klischees von Autismus. Aber seine Provokations-Experimente würde er NIE mit Fremden oder Personen, die er nur flüchtig kennt, machen. Auch Auslöser seiner Wutanfälle ist IMMER irgendwas vom Verhalten von nahestehenden Personen. Eine Kinderpsychologin hat es mal so erklärt, dass unser Sohn bei uns (als Eltern) von Haus aus davon ausgehen dürfte, dass wir seine Bedürfnisse kennen, und wenn wir diese "trotzdem" mißachten fühlt er sich schwer gekränkt und mißverstanden. Wenn z.B. ich den Knopf drücke, um den Aufzug zu holen, ist das für unseren Sohn extrem ärgerlich, drückt die Oma (die er selten sieht) denselben Knopf, stört ihn das scheinbar gar nicht.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)