andere "belehren"/Buchgeschenk zum Thema Hochbegabung
Verfasst: Do 15. Okt 2020, 17:07
...Ich hab ja gerade ein Buch über unerkannte hochbegabte Frauen und ihre Geschichte gelesen.
Ich bin ziemlich sicher, dass meine Schwester auch so eine unentdeckte Hochbegabte ist.
Sie war als Jugendliche eine Underarchiverin, wurde immer unterschätzt und stand im Schatten meines Bruders, der nur 12 Monate älter ist (auf den Tag genau!) und ein extrem braver, sehr ruhige Junge war und bspw regelmäßig bei Mathematikolympiaden gewann. (Er studierte dann auch Mathematik)
Also bei ihm konnte man eine hohe Intelligenz nicht leugnen. (Er ist auch recht breit gefächert gut aufgestellt, also nicht nur mathematisch)
Meine Schwester wie gesagt stand immer in seinem Schatten, war unangepasster, hatte schon mit 3 Jahren eine sehr starke Brille, später starke Akne und ein sehr schlechtes Selbstwertgefühl.
Sie hatte soweit ich weiß auch kaum mal längere Zeit Freunde/Freundinnen bzw wenn, dann eher andere Außenseiter. (ein Mädchen bspw aus schwierigen Verhältnissen, was mit 15 dann schwanger wurde)
Sie musste sich seitens der Lehrer sogar anhören, dass sie offensichtlich viel weniger klug sei, als der Bruder. (einmal sagte eine Lehrerin mir als viel jüngerem Kind gegenüber, sie sei wohl einfach zu dicht auf den Bruder gekommen, da "habe es nicht mehr gereicht")
Man traute ihr zweitweise noch nichtmal das Abitur zu!
Später machte sie dann ganze 3 Diplome, eines noch in der DDR, danach noch einen Ingenieurstudiengang, weil das DDR-Diplom nicht voll anerkannt war und dann eines im Bereich Wirtschaft im Fernstudium.
Heute arbeitet sie nach einer Umschulung als Netzwerkadmin in einer Behörde.
Auch in der Familie wirkte sie nie richtig zufrieden. Sie war immer ein bisschen das unverstandene Alien, aufmüpfig, zickig, unordentlich. Vermutlich auch hochsensibel - sie behauptet immer, in unserer Familie würden ihre Grenzen nicht akzeptiert. Sie hat aber auch recht enge Grenzen. Man darf ihr bspw keinerlei persönliche Frage stellen. Jahrelang wussten wir darum nichtmal, wo und als was sie arbeitet... und ich einer mich, wie sie mit Mitte /Ende 20 unter den Tisch kroch, weil jemand ein Foto auf einem Familienfest von ihr machen wollte und sie partout nicht drauf sein wollte.
Mich - die 7 Jahre jüngere Schwester und das Sonnenscheinchen; ich fiel vor allem durch mein vieles Gequassel und meine forsche, selbstbewusste und bestimmende Art auf, mir fiel alles scheinbar immer einfach so zu; mochte sie nie, sie hat mich zeitweise sogar regelrecht gemobbt. (wie teilten lange ein Zimmer)
Wir haben bis heute keine Beziehung, obwohl ich als kleine Schwester mir immer gewünscht habe, es wäre anders. Ich hab immer auch zu ihr aufgeschaut, kam aber nie an sie ran. Es kam nie was zurück.
Manchmal ignorierte sie mich tagelang komplett. Ich hab mich nach einem Streit mir ihr etwa im Alter meiner Großen jetzt sogar 1,2 mal selbst verletzt, weil ich darunter so litt.
Mit Mitte 20 habe ich nochmal versucht, Zugang zu ihr zu finden, aber es war offensichtlich, dass sie das nicht wollte.
Ich schrieb ihr damals einen langen Brief, sie antwortete mir immerhin, ließ mich aber ziemlich abblitzen.
Wir wären zu verschieden und würden nie zueinander finden, ob ich meine Vorstellung über Geschwisterbeziehungen aus amerikanischen Kitschfilmen hätte? Und ich solle doch bitte aufhören, "Küchenpsychologie" zu betreiben. (ich hatte Mutmaßungen angestellt, warum sie mich so ablehnte - als Sandwichkind im Schatten der Bruders mir gegenüber als dem Nesthäkchen. Und ob wir das nicht als Erwachsene vielleicht nun überwinden könnten, ich fände es so schade, dass wir so gar keine Beziehung hätten und ich mir z.B. nie trauen würde, sie mal zu besuchen oder von mir aus anzurufen...?)
Sie hat übrigens zu niemanden in der Familie eine gute /engere Beziehung, wohnt am anderen Ende Deutschlands, wir wissen nahezu nichts über ihr Privatleben (auf jedenFall lebt sie allein) und sie erscheint maximal alle 5 Jahre mal bei einem Familienfest und ruft zum Geburtstag der Eltern an. (Wir Kinder gratulieren uns schon länger nicht mehr, sie weiß vermutlich auch nicht, wie alt ihre diversen Nichten und Neffen sind).
Ich vermute, dadurch, dass sie kinderlos ist, ist sie jetzt auch nochmals zusätzlich/weiterhin in einer Außenseiterposition.
Einmal waren meine Eltern auf einer Reise mit meiner großen Tochter einen Tag bei ihr zu Besuch, da haben sich meine Tochter (damals 6, 7 Jahre alt) und sie recht gut verstanden und meine Tochter meinte, Tante U. wäre doch sehr nett und wir wären uns ziemlich ähnlich. (also sie und ich)
In den letzten Jahren schrieb sie meinen Eltern jedes Jahr eine Urlaubskarte und war manchmal (mal so, mal so) bei Telefonaten anlässlich eines Geburtstages auch einigermaßen offen, so dass ein Gespräch möglich war. (Also mit Vater/Mutter, ich selbst bin völlig verkrampft im Umgang mit ihr, weil ich gar nicht weiß, auf welcher Ebene ich ihr begegnen sollte...)
Ich würde ihr eigentlich das Buch über kluge/verkannt hochbegabte Frauen so gerne schenken...
Aber vermutlich würde ich ihr damit zu nahe treten, oder? Das wäre in ihren Augen bestimmt wieder so eine Grenzüberschreitung und "Küchenpsychologie"...?
Was denkt ihr?
Wie würdet ihr reagieren, wenn euch jemand sowas schenkt, der euch nicht wirklich nahe steht?
Ich bin ziemlich sicher, dass meine Schwester auch so eine unentdeckte Hochbegabte ist.
Sie war als Jugendliche eine Underarchiverin, wurde immer unterschätzt und stand im Schatten meines Bruders, der nur 12 Monate älter ist (auf den Tag genau!) und ein extrem braver, sehr ruhige Junge war und bspw regelmäßig bei Mathematikolympiaden gewann. (Er studierte dann auch Mathematik)
Also bei ihm konnte man eine hohe Intelligenz nicht leugnen. (Er ist auch recht breit gefächert gut aufgestellt, also nicht nur mathematisch)
Meine Schwester wie gesagt stand immer in seinem Schatten, war unangepasster, hatte schon mit 3 Jahren eine sehr starke Brille, später starke Akne und ein sehr schlechtes Selbstwertgefühl.
Sie hatte soweit ich weiß auch kaum mal längere Zeit Freunde/Freundinnen bzw wenn, dann eher andere Außenseiter. (ein Mädchen bspw aus schwierigen Verhältnissen, was mit 15 dann schwanger wurde)
Sie musste sich seitens der Lehrer sogar anhören, dass sie offensichtlich viel weniger klug sei, als der Bruder. (einmal sagte eine Lehrerin mir als viel jüngerem Kind gegenüber, sie sei wohl einfach zu dicht auf den Bruder gekommen, da "habe es nicht mehr gereicht")
Man traute ihr zweitweise noch nichtmal das Abitur zu!
Später machte sie dann ganze 3 Diplome, eines noch in der DDR, danach noch einen Ingenieurstudiengang, weil das DDR-Diplom nicht voll anerkannt war und dann eines im Bereich Wirtschaft im Fernstudium.
Heute arbeitet sie nach einer Umschulung als Netzwerkadmin in einer Behörde.
Auch in der Familie wirkte sie nie richtig zufrieden. Sie war immer ein bisschen das unverstandene Alien, aufmüpfig, zickig, unordentlich. Vermutlich auch hochsensibel - sie behauptet immer, in unserer Familie würden ihre Grenzen nicht akzeptiert. Sie hat aber auch recht enge Grenzen. Man darf ihr bspw keinerlei persönliche Frage stellen. Jahrelang wussten wir darum nichtmal, wo und als was sie arbeitet... und ich einer mich, wie sie mit Mitte /Ende 20 unter den Tisch kroch, weil jemand ein Foto auf einem Familienfest von ihr machen wollte und sie partout nicht drauf sein wollte.
Mich - die 7 Jahre jüngere Schwester und das Sonnenscheinchen; ich fiel vor allem durch mein vieles Gequassel und meine forsche, selbstbewusste und bestimmende Art auf, mir fiel alles scheinbar immer einfach so zu; mochte sie nie, sie hat mich zeitweise sogar regelrecht gemobbt. (wie teilten lange ein Zimmer)
Wir haben bis heute keine Beziehung, obwohl ich als kleine Schwester mir immer gewünscht habe, es wäre anders. Ich hab immer auch zu ihr aufgeschaut, kam aber nie an sie ran. Es kam nie was zurück.
Manchmal ignorierte sie mich tagelang komplett. Ich hab mich nach einem Streit mir ihr etwa im Alter meiner Großen jetzt sogar 1,2 mal selbst verletzt, weil ich darunter so litt.
Mit Mitte 20 habe ich nochmal versucht, Zugang zu ihr zu finden, aber es war offensichtlich, dass sie das nicht wollte.
Ich schrieb ihr damals einen langen Brief, sie antwortete mir immerhin, ließ mich aber ziemlich abblitzen.
Wir wären zu verschieden und würden nie zueinander finden, ob ich meine Vorstellung über Geschwisterbeziehungen aus amerikanischen Kitschfilmen hätte? Und ich solle doch bitte aufhören, "Küchenpsychologie" zu betreiben. (ich hatte Mutmaßungen angestellt, warum sie mich so ablehnte - als Sandwichkind im Schatten der Bruders mir gegenüber als dem Nesthäkchen. Und ob wir das nicht als Erwachsene vielleicht nun überwinden könnten, ich fände es so schade, dass wir so gar keine Beziehung hätten und ich mir z.B. nie trauen würde, sie mal zu besuchen oder von mir aus anzurufen...?)
Sie hat übrigens zu niemanden in der Familie eine gute /engere Beziehung, wohnt am anderen Ende Deutschlands, wir wissen nahezu nichts über ihr Privatleben (auf jedenFall lebt sie allein) und sie erscheint maximal alle 5 Jahre mal bei einem Familienfest und ruft zum Geburtstag der Eltern an. (Wir Kinder gratulieren uns schon länger nicht mehr, sie weiß vermutlich auch nicht, wie alt ihre diversen Nichten und Neffen sind).
Ich vermute, dadurch, dass sie kinderlos ist, ist sie jetzt auch nochmals zusätzlich/weiterhin in einer Außenseiterposition.
Einmal waren meine Eltern auf einer Reise mit meiner großen Tochter einen Tag bei ihr zu Besuch, da haben sich meine Tochter (damals 6, 7 Jahre alt) und sie recht gut verstanden und meine Tochter meinte, Tante U. wäre doch sehr nett und wir wären uns ziemlich ähnlich. (also sie und ich)
In den letzten Jahren schrieb sie meinen Eltern jedes Jahr eine Urlaubskarte und war manchmal (mal so, mal so) bei Telefonaten anlässlich eines Geburtstages auch einigermaßen offen, so dass ein Gespräch möglich war. (Also mit Vater/Mutter, ich selbst bin völlig verkrampft im Umgang mit ihr, weil ich gar nicht weiß, auf welcher Ebene ich ihr begegnen sollte...)
Ich würde ihr eigentlich das Buch über kluge/verkannt hochbegabte Frauen so gerne schenken...
Aber vermutlich würde ich ihr damit zu nahe treten, oder? Das wäre in ihren Augen bestimmt wieder so eine Grenzüberschreitung und "Küchenpsychologie"...?
Was denkt ihr?
Wie würdet ihr reagieren, wenn euch jemand sowas schenkt, der euch nicht wirklich nahe steht?