@Karen: Bei meinem Sohn wurde der Test auch auf mehrere Male gemacht, auf einmal wäre gar nicht möglich gewesen. Er hat gewusst, dass es eine Begabungsdiagnostik ist, wo getestet wird, wo seine Stärken und Schwächen liegen. Wir haben vorher auch besprochen, dass er sich einfach bemühen soll, alles bestmöglich mitzumachen, auch wenn es ihm zu leicht oder zu schwer vorkommt.
Nur sind bei meinem Sohn die "Hauptbaustellen" eben die geringe Frustrationsschwelle und die Impulskontrolle, und zwar nicht nur zur Hause oder in der Schule, sondern überall. Allein durch das WISSEN, worum es geht kann er diese Schwächen nicht einfach ablegen, nur weil es um "was geht" (was gar nicht so stimmt, da ich mich rein auch persönlichen, informativen Gründen für die Testung entschieden habe).
Die Psychologin ist eine extrem ruhige Frau, die, wenn mein Sohn wütend wird (und das wird er bei ihr oft) immer leise sagt, dass das nicht in Ordnung ist und dass er sich wieder beruhigen soll. Am Anfang habe ich gedacht, das wäre eine besonders Strategie, dass er sich bei ihr bewusst gehen lässt, um (in ihrer Funktion als Psychologin) mehr über ihn herauszufinden, um in der Therapie besser auf ihn eingehen zu können. Dürfte es aber nicht sein, die Frau ist eben so, wie sie ist. Daher haben wir die Psychotherapie jetzt auch abgebrochen, weil es einfach nichts bringen dürfte. Mein Sohn "braucht" eben hin und wieder mal ein Kontra, um wieder "auf Kurs" zu kommen, nur streichelweich bei ihm nichts.
Die Matritzentests hat mein Sohn übrigens gut mitgemacht, nur hatte er da einige Fehler und war "nur" im oberen Durchschnittsbereich. Das deckt sich auch mit meiner Beobachtung, weil mein Sohn ist nicht so der visuelle Typ, dem Details auffallen. Das ist die Stärke seines Bruders, der bei Matritzentests regelmäßig die Testskalen nach oben sprengt, während er in anderen Bereichen im Bereich der geistigen Behinderung herumkrebst.
Ich denke schon, dass die Testbereiche, die mein Sohn mitgemacht haben, durchaus eine gute Einschätzung seiner Fähigkeiten sind. Mich ärgert nur etwas, dass es keinen Bereich gegeben hat, wo er wirklich ALLE Untertests mitgemacht hat - nicht einmal beim Sprachverständnis, wo sein Ergebnis so herausragend war. Dabei geht es mir überhaupt nicht um den Gesamt-IQ (mit 118 kann ich super leben

), sondern eher um das Gesamtprofil, welches durch die teilweise Verweigerung einfach lückenhaft ist.
@Koschka: Danke für den Buchtipp, das Buch kenne ich noch nicht, werde es mir aber demnächst besorgen

.
Heute kam übrigens ein Anruf von der Lehrerin meines Sohnes, ob es für mich okay sei, dass er am Deutsch-Förderkurs teilnimmt. Da außer ihm alle Kinder der Klasse diesen Förderkurs besuchen, weil es ab diesem Schuljahr ja Schularbeiten gibt, wäre mein Sohn ohne diesen Kurs, wo es hauptsächlich um Erklärungen zum Ablauf von Schularbeiten und Aufsätzen geht, gegenüber seinen Mitschülern sonst im Nachteil

. Naja, mir soll es recht sein!
@sinus: Ich habe keine Ahnung wie es bei anderen Fremdsprachen ist. Im Kindergarten war eine Teilzeit-Kindergärtnerin Native Speaker und die hat mit den Kindern nur englisch gesprochen. Mein Sohn war der einzige, der sich mit ihr wirklich unterhalten konnte, und mehr als nur ein paar Vokabel (Farben, Tiere, kurze Sätze) wusste. Auch deutsch war immer eine Stärke von ihm. Ich erinnere mich, wie erstaunt ich war, als er in der ersten Klasse das Wort "analysieren" spontan richtig geschrieben hat. Und ich erinnere mich auch an viele Kämpfe und Tränen, wenn er eine Hausübung hatte, wo er schreiben musste "der Schwan - die Schwäne, das Haus - die Häuser,..." weil das für ihn einfach so langweilig war und es ihm komplett sinnlos erschien. Auch wenn dann aus HÜ auf war, mit bestimmten Wörter Sätze zu bilden hat mein Sohn immer geschaut, dass er nur ja kein Wort mehr schreibt, als ausdrücklich verlangt wurde.
Von der Warte gesehen bin ich gar nicht sicher, ob ihm eine andere Sprache wie Latein oder Französisch wirklich positiv herausfordern wird. Englisch nutzt mein Sohn ja täglich, weil er sich englischsprachige Wissens-Videos anschaut und mir dann denn Inhalt auf deutsch erzählt. Und er kann englische Lieder korrekt übersetzen (rockige Musik hört er gern). Da hat er einen unmittelbaren Nutzen von seinem Können. Bei Latein oder einer anderen Fremdsprache ist das nicht so. Wobei Latein ja nur für ein Medizin- oder Jus-Studium wirklich notwendig ist. Von der Warte, dass beides keine Berufswünsche von ihm sind, würde ich schon eher eine andere Fremdsprache aussuchen. Muss ich (bzw. er) aber bald ohnehin, weil er ja am Gymnasium eine zweite Fremdsprache dabei hat.
Ich selbst hatte immer das Problem, dass ein Vokabel in einer Sprache bei mir gelöscht wurde, sobald ich es in einer anderen Sprache gelernt hatte. Ich erinnere mich da an eine Englisch-Schularbeit, wo mir "a cup of tea" partout nicht einfallen wollte, weil in meinem Kopf nur noch "une tasse de thé" abrufbar war. Und so ging es mir mit etlichen Vokabalen. Auch in Gebärdensprache, die ich ja für die Kommunikation mit meinem jüngeren Sohn brauche, habe ich kein besonderes Talent. Nach insgesamt 8 Kursen innerhalb von 6 Jahren, einigen Einzelstunden und etlichen Gehörlosen-Treffen bin ich gerade mal auf Level B1

. Mein sprachbegabter älterer Sohn tut sich aber mit Gebärdensprache auch schwer, weil er kein visueller, sonder eindeutig ein akkustischer Lern-Typ ist.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)