Hallo Blümchen!
Die signifikanten Differenzen betreffen den hohen Unterschied zwischen höchstem und niedrigsten Wert. Man sagt, ein IQ-Test ist "unauswertbar", wenn zwischen höchstem und niedrigstem Wert mehr als 23 IQ-Punkte liegen, siehe hier:
https://www.pearsonclinical.de/blog/23-punkte-regel/
Sehr auffällig ist der niedrige Wert beim Arbeitsgedächtnis und das KANN (muss nicht!) tatsächlich ein Hinweis auf eine Autismus-Spektrums-Störung sein. Mein älterer Sohn (12) ist mittlerweile diagnostizierter Asperger Autist und der IQ-Test vor 3 Jahren hatte mit 91 die VG (Verarbeitungsgeschindigkeit) als niedrigsten Wert und zweitens mit 102 das Arbeitsgedächtnis. Da sein Test im sprachlichen Bereich gedeckelt war (IQ in dem Bereich mindestens 150) war die Diskrepanz ähnlich hoch wie bei deiner Tochter.
Andererseits schreibst du, dass deine Tochter bei manchen Aufgaben nicht motiviert war und verweigert hat. Auch das kann Ursache für die hohe Diskrepanz bei ihr sein.
Absoluter Blödsinn ist für mich die Aussage, dass man bei Verdacht auf Asperger Autismus nicht handeln soll, weil das "nichts ändern würde". Allein schon das WISSEN, dass das eigene Kind Autist ist, macht für Eltern und Kind einen wahnsinnigen Unterschied. Je nach Ausprägung kann das Kind dann auch eine Schulbegleitung bewilligt bekommen, oder I-Status, wodurch kleinere Klassen und ein besserer Betreuungsschlüssel möglich ist. Und es gibt die Möglichkeit für Nachteilsausgleiche in der Schule, z.B. dass das Kind Tests oder Schularbeiten außerhalb der Klasse machen darf, wenn es sich z.B. durch den Lärmpegel beeinträchtigt fühlt.
Klar ist das bei euch scheinbar noch in weiter Ferne. Aber für eine ordentliche Autismusdiagnostik in einem Kompetenzzentrum muss man mit 1-2 Jahren Wartezeit rechnen. Dann lieber jetzt gleich einen Termin machen und dann wenn er doch nicht notwendig sein sollte, absagen! Bei einem klugen, nach außen nicht sonderlich auffälligem Kind ist eine Diagnostik in einem SPZ eher nicht anzuraten, auch wenn man dort schneller drankommt. Gerade kluge Asperger Autisten können sehr gut kompensieren und meine Erfahrung ist, dass die Sicht von SPZ-Leuten auf Autismus leider oft noch ziemlich klischeebehaftet ist. Da kann schon mal die Aussage kommen "Neeeein, das Kind ist sicher nicht autistisch, es kann ja in die Augen schauen." Dazu kommt, dass die meisten klugen, autistischen Kindern in 1:1 Situationen mit ihnen zugewandten Erwachsenen sehr unauffällig sind und eher durch ihre Intelligenz und Wachheit auffallen, als durch klischeehaft autistisches Verhalten.
Wegen vorzeitiger Einschulung: Meiner Erfahrung nach steht und fällt im Grundschulbereich alles mit der Lehrperson. Wenn ein Lehrer differenzieren kann dann ist es nicht so wesentlich, ob ein kluges Kind früher oder regulär eingeschult wird. Für eine frühere Einschulung würde sprechen, dass sich das Kind dann weniger mit Aufgaben langweilt, die es schon längst beherrscht. Gegen eine frühere Einschulung würde sprechen, dass Autisten (wenn deine Tochter eine Autistin sein sollte) meistens Probleme im sozial-emotionalen Bereich haben. Leider sind es da oft andere Eltern, die den Eltern des vorzeitig eingeschulten, "schwierigen" Kindes vorwerfen, das Kind wäre noch nicht schulreif und die vorzeitige Einschulung dem übertriebenen Ehrgeiz der Eltern geschuldet. Auch wenn hinter solchen Vorwürfen oft Neid auf die kognitive Fitness des Kindes steckt, muss man mit so was erst mal umgehen können.
Mein 12jähriger Sohn würde heute noch keine Schule besuchen, hätte man abgewartet, bis er in der Lage ist, Dinge zu tun, die ihm keinen Spaß machen/langweilig sind/schwer sind...

. Von der Warte war der Zeitpunkt der Einschulung rückblickend egal.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)