K-abc II

Fragen, Antworten und Erfahrungen zu IQ-Tests
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Rabaukenmama
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Re: K-abc II

Beitrag von Rabaukenmama »

Hallo SophiaLoren!

Mein Sohn ist ebenfalls 8 Jahre alt, ebenfalls Asperger-Autist (mit zusätzlicher ADHS) und ebenfalls Minimalist was schulische Anforderungen betrifft. Wir haben also einiges gemeinsam!

Was deine Frage betrifft: NATÜRLICH ist es vom Tester abhängig und wenn IQ-Tests falsch sind, dann sind sie fast im "nach unten" falsch. Kein Kind schafft "zufällig" ein deutlich besseres Ergebnis als es sein tatsächlicher Wissens- und Kenntnisstand zulässt. Aber wenn ein Kind verweigert oder nur halbherzig mitmacht ist das Ergebnis ganz schnell deutlich schlechter als "tatsächlich".

Das zeigt bei deinem Sohn auch die Tatsachen, dass er 2x durchschnittliche Ergebnisse hatte. Ein Ergebnis im Bereich einer Lernbehinderung würde einen IQ von 70-84 bedeuten, also eine ganze Standardabweichung (=15 IQ-Punkte) UNTER den bisherigen Ergebnissen. Das kann so nicht stimmen.

Was die Verarbeitungsgeschwindigkeit (beim Wechsler-Test) betrifft, weist der im Vergleich niedriger Wert mMn deutlich auf eine Wahrnehmungsstung hin. Das kann natürlich der bekannte Autismus sein, aber auch eine noch unerkannte ADS oder ADHS.

Was die letzte Testung beim Autismus-Therapeuten betrifft, so wäre interessant, wie weit die einzelnen Werte auseinanderklaffen. Was ich weiß (bitte Rückmeldung, wenn ich falsch liegen sollte) wird beim K-ABC 2 keine Verarbeitungsgeschwindigkeit ermittelt, was Kindern (und auch Erwachsenen), die damit Probleme haben, auch beim Gesamtergebnis zugute kommt. Gerade Kinder mit Wahrnehmungsstörungen sind bei Tests ohne Zeitdruck meistens deutlich besser als bei solchen mit zeitlichem Rahmen. Und in entspannter Atmosphäre bei einer Vertrauensperson ist so ein Test meistens noch deutlich stressfreier als wenn z.B. ein Kind ohne Vorwarnung aus dem Unterricht herausgeholt und dann irgendwo in einem Nebenraum von der Schulpsychologin getestet wird.

Vielen Autisten ist auch Planbarkeit sehr wichtig. Mein älterer Sohn würde allein vom aus-der-Klasse-geholt-und-wo-hingebracht-werden schon ziemlich gestresst sein und das ganze mit möglichst viel blödeln und zappeln "kompensieren" müssen.

So viel mal zu meinen Erfahrungen. Mehr gern per PN (oder auch hier), wenn du noch was wissen willst! Und natürlich herzlich willkommen hier ;) !
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
alibaba

Re: K-abc II

Beitrag von alibaba »

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Zuletzt geändert von alibaba am Fr 26. Apr 2019, 11:13, insgesamt 1-mal geändert.
charlotte12
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Re: K-abc II

Beitrag von charlotte12 »

Ich hoffe, ich trete keinem auf die Füße, vielleicht stehe ich auch auf dem Schlauch. Wie auch immer, die letzte Info verwirrt mich: Mir hatte man damals erklärt, dass Atlantis zum Lernen im engeren Sinne gehört, also Gedächtnis und Wiedergabe-Fähigkeit von Erlerntem. Würde ja auch zu dem großen Wortschatz/Allgemeinwissen passen. In "Simultan" werde die visuelle Wahrnehmung getestet hieß es bei uns. Rohwerte finde ich wenig aussagekräftig - meine Tochter war in Atlantis gut, aber weit unter dem Wert von deinem Sohn. Allerdings war sie bei der Testdurchführung auch drei Jahre jünger, daher kann ich das überhaupt nicht interpretieren. Interessant wäre der Prozentrang, dort wird innerhalb einer Altersgruppe verglichen. Aber die Testergebnisse hören sich ja richtig gut an. Schön dass dein Sohn endlich jemanden gefunden hat, der einen guten Draht zu ihm hat und euch helfen kann :) Bin gespannt, wie es weitergeht.
charlotte12
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Re: K-abc II

Beitrag von charlotte12 »

Ich habe den gleichen Auswertungsbogen, den wir erhalten haben, im Internet gefunden incl. Erläuterungen:

https://www.psychometrica.de/kabcII-Protokollbogen.pdf

In "Atlantis" war stark das Gedächtnis gefragt, da deckt sich die Erläuterung vom Auswertungsbogen komplett mit meiner Erinnerung. Für "visuelle Verarbeitung" gab es andere Tests, s. Link.
Rabaukenmama
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Re: K-abc II

Beitrag von Rabaukenmama »

Hallo SophiaLoren,

ob der Test auswertbar ist oder nicht wird dir sicher beim abschließenden Gespräch erklärt werden. Und da würde ich an deiner Stelle dann nachhaken und nachfragen, bis du befriedigende Antworten bekommst. Vor allem kommt es darauf an, welcher Untertest deutlich schlechter war und um wie viel (gegenüber den anderen Ergebnissen). So, wie es Teilleistungsstärken gibt, welche natürlich auch zum Testergebnis dazuzählen, gibt es auch Teilleistungsschwächen. Diese sind individuell und daher muss nicht allein auf Grund dessen, dass ein Teilbereich deutlich schlechter, gleich das ganze Ergebnis in Frage gestellt werden.

Bei meinem jüngeren Sohn, wo der Test offiziell "nicht auswertbar" war, lagen zwischen bestem und schlechtestem Teilergebnis über 70! IQ-Punkte (kein Tippfehler!). Mit 5 Jahren gab es Bereiche, wo er auf dem Stand eines 2 1/2jährigen. Sein bestes Ergebnis war im "räumlichen Vorstellungsvermögen" - da war er auf dem Stand eines 10jährigen!

Tja, das mit der Lernbehinderung deines Sohnes ist mit dem Ergebnis auf jeden Fall vom Tisch :) . BIn schon gespannt auf die Ergebnisse!
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alibaba

Re: K-abc II

Beitrag von alibaba »

g
Zuletzt geändert von alibaba am Fr 26. Apr 2019, 11:13, insgesamt 1-mal geändert.
Rabaukenmama
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Re: K-abc II

Beitrag von Rabaukenmama »

Hallo SophiaLoren,

warum meinst du, dass der Test wohl "zum Glück" nicht auswertbar sei? Verstehe ich jetzt nicht ganz. Warum wäre ein "nicht auswertbarer" Test besser als einer, wo ein Gesamt-IQ von 109 rauskommt :gruebel: ?

Was wurde dir im Gespräch wegen der Auswertbarkeit gesagt?
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Rabaukenmama
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Re: K-abc II

Beitrag von Rabaukenmama »

SophiaLoren hat geschrieben:
Rabaukenmama hat geschrieben:Hallo SophiaLoren,

warum meinst du, dass der Test wohl "zum Glück" nicht auswertbar sei? Verstehe ich jetzt nicht ganz. Warum wäre ein "nicht auswertbarer" Test besser als einer, wo ein Gesamt-IQ von 109 rauskommt :gruebel: ?

Was wurde dir im Gespräch wegen der Auswertbarkeit gesagt?
Huch, habe ich NICHT auswertbar geschrieben? :shock: Natürlich sollte das "zum Glück ist er trotzdem auswertbar" heißen!
Alles klar, das hat mich etwas gewundert :) .

Bei meinem jüngeren Sohn, wo der IQ-Test tatsächlich nicht auswertbar war, lag der schlechtete Wert um 60 und der beste über 130. Und da ist ein Gesamtergebnis wirklich nicht aussagekräftig.
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Renate
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Re: K-abc II

Beitrag von Renate »

Hallo ,

Bin zufällig auf dieses Forum gestoßen als ich etwas ganz Anderes suchte.
Ich bin Psychologin und zudem auch Klinische Psychologin (gesetzlich geregelter Gesundheitsberuf) in Österreich. Ich habe 20 Jahre Erfahrung in der Diagnostik von Kindern und Jugendlichen. Die Durchführung verschiedener Intelligenztests, natürlich auch der KABC-II, gehört zu meiner täglichen Arbeit.

Das konkrete Kind, der Bub mit Ausismusspektrums- und ADHS-Diagnose ist ganz normal begabt.
In der Momentaufnahme der Testdurchführung erzielt er eine intraindiviuelle Schwäche bei den Aufgaben der Skala Sequentiell. Dies ist bei Kindern mit ADHS ein häufiges Ergebnis, da diese Aufgaben sehr konzentrationsintensiv sind.

Zur Interpretation:
FKI (=Fluid Kristallin-Index) - das ist der Gesamtwert über alle Skalen (Sequentiell, Simultan, Lernen, Planen, Wissen) SW 109 - das ist der Intelligenzwert: bedeutet Durchschnitt = 100 +/- 15 Punkte (also 85 - 115 = durchschnittliche Intelligenz - haben ca. 68 % der Menschen - siehe Gaußsche Normalverteilung).
(105 - 113) = Vertrauensintervall von 95 %. D.h. der wahre Wert des SW von 109 liegt mit einer Wahrscheinlichkeit von 95 % zwischen 105-113. D.h. des Weiteren mit einer Wahrscheinlichkeit von 5% ist dieser Wert falsch.
Prozentrang (PR) 81,6 bedeutet: 18,4 % der Vergleichgruppe (konkret hier Kinder im gleichen Alter) erbringen gleich gute oder noch bessere Leistungen; z.B. PR 11,5 bedeutet 11,5 % der Vergleichgruppe erbringen gleich niedrige oder noch schwächere Leistungen.
Die Prozentränge ergeben sich bei jedem Verfahren aus den Rohwerten der Normierungsstichprobe (im Fall der KABC-II mehrere tausend Kinder aus dem deutschsprachigen Raum D, CH, Ö) - d.h. die Umrechnung mit dem Programm von Psychometrica ist nur eine grobe Schätzung.
Das Ergebnis der Skala Wissen spricht dafür, dass das Kind gut gefördert ist, diese Skala misst stark kristalline Intelligenzanteile. Das sind jene, die durch Förderung gut beeinflussbar sind.
Die Fludie Intelligenz beeinhaltet Aufgaben, die weniger gut durch Förderung beeinflussbar sind.

In Intelligenztests fließen Intelligenztheorien ein, die durch langwierige Forschungen mehr oder weniger gut abgesichert sind. Die Konstruktion von Tests ist hochkomplex. Im Studium der Psychologie, und in keinem anderen Studium, verbringt man damit sehr, sehr viel Zeit.
Ich rate Ihnen daher Intelligenztests stets von Psychologen durchführen zu lassen, da diese am besten über Stärken, Schwächen, Aussagekraft einzeler Tests Bescheid wissen.
Schließlich ist das jeweilige Testergebnis auch in Beziehung zu setzen zum Alltag und den Schulleistungen des Kindes.
z.B. Hat das Kind tatsächlich ein schwaches Kurzzeitgedächtnis (Untertest Zahlen nachsprechen d. Skala Sequentiell) müsste sich dies zeigen, z.B. beim Auswendiglernen von Vokabeln, Gedichten, Liedtexten.

Ich hoffe das hilft weiter.
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