Es kann natürlich sein, dass der Junge einfach nur langsam ist. Es kann aber genauso gut sein, dass doch noch mehr da ist.alibaba hat geschrieben:@jennifer
Ich glaube, dass Dir wenig geholfen ist, wenn Du versuchst den höchsten Wert den Du nun so finden kannst im IQ-Test mit dem niedrigsten Wert zu vergleichen. Ach, wartet mal, da war ja noch ein höherer Wert …… das bringt Dich nicht nach vorne und auch nicht weiter. Dein Kind ist doch ein Komplex und nicht ein Teil, ein 16tel von 16 Untertests. Nehme ich die beiden Tests und deine Beschreibungen deines Kindes ergibt sich bei mir, augenscheinlich, ein rundes Gesamtbild. Und, was ich zu bedenken gebe, dein Kind ist vielleicht langsam, aber es kommt immerhin noch mit und scheinbar ohne Probleme. Deine Sorgen sind ja Zukunftsängste, die eintreten können oder eben auch nicht.
Ja, dass es jetzt in der Tat doof mit der Ergotherapie ist, glaube ich Dir. Jetzt sieht der KA, der deinen Sohn ja mit dem BUEVA getestet hat, natürlich keinen Sinn darin. Kann ich verstehen. Du könntest aber alternativ vorschlagen, dass die Schule Dich darauf angesprochen hat, wenn du den WISC nicht "verraten" möchtest. Du könntest Dir von der KL ein Schreiben geben lassen - mit der Empfehlung. So stehst du nicht ganz so doof da. Eigentlich bist du in einer etwas doofen Lage. Ein bisschen selbst ausmanövriert.
Abschließend möchte ich Dir mitgeben, dass du dich eventuell damit arrangieren solltest, dass dein Kind einfach eben "langsam" ist. Menschen sind verschieden. Ich kenne genug Menschen die langsam sind - in all ihren Facetten. Das an sich ist nicht behandlungsbedürftig und vollkommen normal.
VG
Mein Sohn hatte in der 1. und 2. Klasse auch keine Probleme. Der kam im Unterricht gut mit, hat mitgemacht, war am Schuljahresende Klassenbester mit nur einer 2 auf dem Zeugnis. Die Lehrerin wies trotzdem immer drauf hin, dass unser Sohn viel träumt und in Allem langsamer wäre als die anderen (Schreiben, Lesen, Umziehen für Sport, Ranzen einpacken usw...). Sternchenaufgaben hat er nie geschafft.
Im 2. Halbjahr der3. Klasse kippte das Ganze dann. Mein Sohn träumte noch mehr noch im Unterricht und beteiligte sich zunehmend weniger am Unterrichtsgeschehen. In den Klassenarbeiten und Tests schrieb er aber weiter gute und sehr gute Noten. Da gab es nur wenige Tests, wo er eine 2 oder 3 bekam, weil er nicht fertig wurde. Das Zeugnis der 3. Klasse war aber deutlich schlechter als das der 2. - nämlich überwiegend 2er und nur noch vereinzelte 1er - wegen der schlechteren mündlichen Noten und der schlechteren Mitarbeit. War für uns kein Beinbruch, das Zeugnis war ja trotzdem noch gut. Wir dachten auch bis dahin "Ach, er ist halt langsam, ein bisschen verträumt und eben kein fleißigen Bienchen (was 200 "A"s ohne Murren schreibt und 50 Mal dieselbe Aufgabe rechnet, nur mit anderen Zahlen). So war er schon immer. Das wird schon.". Wurde es aber leider nicht.
In der 4. Klasse eskalierte das Ganze dann nach ein paar Schulwochen so weit, dass mein Sohn gar nicht mehr in die Schule wollte und fast alles verweigerte. Es hagelte 5er und 6er für fehlende Hausaufgaben, nicht vorbereiteter Vorträge, Mitarbeit usw. Die schriftlichen Noten blieben aber weiter bei 1 und 2.
Das war der Punkt, wo wir die Diagnostik angefangen haben. Aus heutigem Blickwinkel zu spät, denn zu dem Zeitpunkt ging es unserem Sohn psychisch bereits richtig schlecht, aber er wollte sich das nicht anmerken lassen, hat nur wenig aus der Schule erzählt und sich zu Hause mit anderen Sachen abgelenkt, die ihm Spaß gemacht haben.
Aus meiner Sicht könnte es also durchaus sinnvoll sein, beim Kind von Jennifer schon jetzt mal genauer hinzuschauen (oder schauen zu lassen), ob da nicht doch "was ist", was ihn ausbremst. Bei meinem Sohn hätte z.B. niemand AVWS vermutet, selbst die "Lehrerin-Tante" in der Familie nicht, die schon AVWS-Kinder unterrichtet hat. Mein Sohn hat das schon immer mit seiner Intelligenz kompensiert. Aber das hat ihn in der Schule viel (geistige) Kraft gekostet.
Was bei Jennifers Sohn (für mich) eher gegen AVWS spricht, ist der relativ hohe Wert im Sprachverständnis. Bei meinem Sohn ist das Sprachverständnis nur im durchschnittlichen Bereich, während alle anderen Werte (außer VG) knapp unter oder über 130 liegen. Erscheint mir auch logisch, dass bei einer auditiven Wahrnehmungsstörung das Sprachverständnis "leidet" und deshalb nicht so hoch ausgeprägt ist, wie der Rest.
Aus heutiger Sicht wäre eine frühere Diagnostik bei meinem Sohn sinnvoll gewesen. Ob das bei Jennifers Sohn auch so ist oder ob der Junge wirklich einfach nur langsam ist, weiß ich natürlich auch nicht. Aber aus meiner Erfahrung mit meinem Sohn tendiere ich im Moment zu "lieber nochmal wen draufschauen lassen". Wenn dann nichts ist, ist es ja gut
Gruß
Auguste