Frage zur Auswertung von AID 2

Fragen, Antworten und Erfahrungen zu IQ-Tests
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Anna
Beiträge: 3
Registriert: Mi 26. Sep 2007, 23:48

Frage zur Auswertung von AID 2

Beitrag von Anna »

Liebe Leute,

ich habe eine Spezialistenfrage zur Auswertung von AID 2.
Beim Test meines knapp 7-jährigen Moritz finde ich folgende Angaben:
Maximaler T-Wert: 80
Minimaler T-Wert: 48 (er ist in einem einzigen Untertest im Durchschnittsbereich, der Realitätssicherheit;-)
Range der Intelligenz: 32 Prozentrang 65,5
(Untere Grenze der) Intelligenzquantität: Prozentrang 95,6
Zweitniedrigste Untertestleistung (T-Wert): 58 Prozentrang 99,3

Nun sitze ich hier stirnrunzelnd, und ärgere, mich, die Psychologin nicht genauer ausgequetscht zu haben. Kann mir das jemand von euch ausdeutschen?

Vielen herzlichen Dank!

Anna
Neckri
Moderator
Beiträge: 463
Registriert: Di 14. Feb 2006, 11:51

Re: Frage zur Auswertung von AID 2

Beitrag von Neckri »

Hallo Anna,

willkommen im Forum! - Bezüglich Umrechnung von T-Werten in IQ-Werte kannst dich so Pi-mal-Daumen hier orientieren:

http://psywifo.klinikum.uni-muenchen.de ... diag2.html

Ansonsten kannst du stolz auf dein Sohni sein (sowieso, gell?!).

Viele Grüße,

Neckri
Anna
Beiträge: 3
Registriert: Mi 26. Sep 2007, 23:48

Re: Frage zur Auswertung von AID 2

Beitrag von Anna »

Lieber Neckri,
vielen Dank für diese rasche Antwort!
Ja, stolz bin ich soundso auf den lieben Kerl, keine Frage, macht mir auch viel Freude. Und wie ich lese haben in der Schule ein paar andere ja auch Probleme;-))) Ein netter Ort, dieses Forum, freue mich, eure Bekanntschaft zu machen!
Das sieht ja alles sehr schön aus mit der Glockenkurve, und da kommt er mit ein paar Werten ja recht weit an den Rand, das beeindruckt mich nun doch einigermaßen. Und wie rechnet man da? Den Durchschnitt der Werte? Bitte entschuldige die naive Frage, ich bin leider wirklich ziemlich ahnungslos, was das angeht.
Vielen Dank noch mal und liebe Grüße
Anna
Neckri
Moderator
Beiträge: 463
Registriert: Di 14. Feb 2006, 11:51

Re: Frage zur Auswertung von AID 2

Beitrag von Neckri »

Hallo Anna,

ich würde deinen kleinen Mann nicht zwecks Mittelwert zu einer runden Zahl glatt bügeln, sondern ihm seine charmanten Ecken so belassen. Es macht ehrlich keinen Sinn, die Kinder auf eine Zahl reduzieren zu wollen. Das passiert in der Schule mit den ganzen Noten eh schon genug. Wichtiger ist es, seine ganzen Facetten im Auge zu behalten. Dann kann man besser Rückschlüsse ziehen, wenn er mal irgendwo aufgrund seiner Abweichung von der Kugelgestalt :-) aneckt.

Wie ergeht es ihm eigentlich in der Schule? - Meistens gibt es ja einen Grund, weswegen überhaupt ein Test gelaufen war.

Viele Grüße von

Neckri
Anna
Beiträge: 3
Registriert: Mi 26. Sep 2007, 23:48

Re: Frage zur Auswertung von AID 2

Beitrag von Anna »

Hi, Neckri,
ja, die Abweichung von der Kugelgestalt... Nein, mir sind die runden Zahlen egal, ich wollte nur sicher gehen, dass ich hier richtig bin;-)
Mhm, die Schule. Hier nur ein paar Zitate aus dem vorletzten Elternsprechtag, alles innerhalb von 15 Minuten: "Er weiß nicht, dass er zum Lernen in der Schule ist, er schaut nur in die Luft. Er ist der letzte in der Klasse, die Schreibschrift vernünftig zu schreiben. Er hat beim Lesetest den Höchstwert erreicht..." undsoweiter
Das erste halbe Jahr hat er erfolgreich verheimlicht, dass er lesen und schreiben konnte, meine Versuche in Mathe (einer seiner 80er T-Werte) schwereren Stoff für ihn zu kriegen, funktionieren immer genauso lang, bis das Heft aus ist, dann läuft er wieder bei den anderen mit. Und schön langsam wird er faul. Böses Wort, aber ich kanns nicht anders sagen. Wenn es eh keinen zu interessieren scheint, wozu dann sich anstrengen? Leider gibt seine Lehrerin zermürbend viel und eher leichte Hausübungen. Überspringen ist nicht, weil er soundso schon einer der Jüngsten ist und wie erwähnt motorisch etwas nachhinkt.
Wenn ich alle drei Monate anklopfe und auf Eislaufmama mache, dann geht es immer wieder. Aber das ist so anstrengend...
Was mich zur Zeit wirklich plagt, ist seine Schwierigkeit, sich zu konzentrieren. Besonders wenn es in der Schule oder in der Nachmittagsbetreuung laut ist, sitzt er oft stundenlang bei den einfachsten Aufgaben. Das bricht mir fast das Herz, ihm da zuzusehen.
Dass ihm Dinge leichter fallen als anderen nimmt er nur sehr begrenzt wahr, weil er sich ja so plagt, daher traut er sich auch nicht viel zu.
Ich finde es schwierig, das mitanzusehen, vor allem, wenn ich merke, dass er sich überhaupt nicht mehr anstrengen will. Solang man ihm alles aufbereitet, beschäftigt er sich gerne, aber selbst? Eher nicht.
Ich weiß nicht, was ich tun kann um diese Entwicklung zu stoppen.
Herzliche Grüße
Anna
Neckri
Moderator
Beiträge: 463
Registriert: Di 14. Feb 2006, 11:51

Re: Frage zur Auswertung von AID 2

Beitrag von Neckri »

Hallo Anna,

das ist deshalb ein so schwieriges Unterfangen, weil unser Schulsystem auf den Mittelwert der Kindesentwicklung fixiert ist. Solange ein Kind in allen Bereichen einigermaßen auf dem Scheitel der Gaußkurve reitet, kommt es gut auf dem Fließband der Klassenstufen durch die Schulzeit. Das Problem sind die äußeren Ränder der Gaußverteilung. Ich halte eine Separierung der Kinder in verschiedenen Schulformen für falsch. Ich propagiere eher ein integratives Modell, das aber mehr Aufwand seitens des Lehrpersonals bedeuten würde - sowohl vom Lehrer-zu-Schüler-Verhältnis, als auch von der Qualität her. So ein Modell rückt aber umso mehr in immer weitere Ferne, je mehr Grundschulen geschlossen und zusammengelegt werden. Also müssen wir uns mit diesem Schulsystem herumschlagen, das von der Gesellschaft als gerade noch als finanziell tragbar erachtet wird für das Bisschen an Nachwuchs, das die Leute noch zu zeugen gewillt sind...

Meines Erachtens steht und fällt die Qualität des Unterrichts mit der persönlichen Motivation der Lehrkraft, die Kinder dort abzuholen, wo sie stehen. Allerdings gibt es da bei über 20 Kindern pro Klasse auch personelle Grenzen, wenn es darauf hinausläuft, dass ein Enrichment des Stoffs nicht mehr ausreicht. Das aktuelle staatliche Schulmodell gibt einfach nicht mehr her. Private Schulen (z.B. Montessori-Schulen) können hier schon besser agieren, weil der natürliche Wissensdrang der Kinder in den Unterricht integriert wird. In staatlichen Schulen werden wissbegierige Kinder eher ausgebremst und demotiviert. Das geht dann so weiter bis zu Schulunlust und Underachievment. Ich sehe in eurer Situation eigentlich keinen vernünftigen Ausweg im bloßen Weitermachen der aktuellen Konstellation. Deine Interventionen gehen irgendwann der Lehrerin auf den Zeiger, bewirken aber offenbar nicht wirklich etwas, weil die Lösungen vielleicht außerhalb der realen Möglichkeiten der Lehrerin liegen. Manche Lehrkräfte haben eine Fortbildungsmaßnahme in Sachen HB hinter sich gebracht und wissen dann, dass auch HB-Kiddies das Lernen lernen sollten. Dies gelingt aber nicht im Rahmen des Lehrplans. Meistens erleben diese kleinen Leute dann eine böse Überraschung, wenn sie später mal tatsächlich das Üben-können brauchen, aber nicht wissen, wie das funktioniert.

Der Karren steckt offenbar fest. Ich würde an deiner Stelle aber nicht warten, bis der Karren im Dreck versunken ist. Ich würde an deiner Stelle folgende Sachverhalte überprüfen:

1) Wie gut ist Sohni in der Klasse integriert? - Hat er dort Anschluss und Freundschaften aus dem Kiga? - Das wiegt nämlich auch sehr viel.
2) Gibt es schulintern die Möglichkeit, dass Sohnemann partiell springen kann (bspw. Mathe und Deutsch in der 2. Klasse, Sport und Kunst in der 1. Klasse)? - Dies wird aber meiner Meinung nach in ein komplettes Springen münden, sofern Sohni das schließlich selber möchte.
3) Gibt es zwecks Notanker eine andere Grundschule außerhalb des Einzugsbereichs mit HB-Förderung (was sehr Unterschiedliches bedeuten kann, aber auf alle Fälle ein Bewusstsein für die Problematik) oder eine Montessori-GS?

Du solltest versuchen, den Psychologen, der Sohnemann getestet hatte, mit ins Spiel zu bringen. Dessen Aussagen wiegen mehr als die Meinung von "überdrehten" Eltern. Organisiere ein Treffen, an dem die KL sowie der Schulrektor beteiligt ist. Thema: seelische Schieflage durch nachhaltige Unterforderung. Vielleicht kannst du in diesem Kreis ein Arrangement bezüglich Hausis und schulinternen Problemlösungen treffen.

Mach dir eher weniger Sorgen um die Altersdifferenz als um die Unterforderungsproblematik. Unser Töchterlein kommt ganz gut mit einer erheblichen Altersdifferenz klar, hatte aber einige seelische Probleme wegen Unterforderung durch akzellerative Känguruh-Sprünge überwinden können.

Desweiteren würde ich dir parallel zu den schulischen Lösungen ganz dringend innerfamiliäre Ergänzungen vorschlagen. Bring ein Musikinstrument ins Spiel. Das fördert ungemein das Üben können, ohne Schulstoff vorweg zu nehmen (auch wenn das zuerst Frust wegen des ungeahnten Huch-Effekts bezüglich der unbekannten Größe des Lernens bedeutet). Schau dich nach einem Sportverein um, damit die Motorik geschult wird und ein Ausgleich zur Langeweile am Vormittag geschaffen wird. Das Auspowern ist ganz wichtig. Schau dich nach der nächsten Kinderuni um. Solche Vorlesungen sind zwar nur punktuelle Ereignisse, an denen die Kiddies aber lange zehren.

http://www.die-kinder-uni.de/html/vorle ... chnis.html

Desweiteren muss dein kleiner Mann akzeptieren lernen, dass für ihn die Langeweile ein ständiger Begleiter durch die Schulzeit sein wird. Er muss lernen, dass für ihn die Schule ein Kinderjob ist. So wie Erwachsene ihre tägliche Arbeit für Geld erledigen müssen, so müssen Hausaufgaben und Schulvorbereitungen sorgfältig und rechtzeitig - ob mit oder ohne Lust - abgearbeitet werden. Solche Dinge wie Kinderuni können dann als Belohnung winken...

Viele Grüße von

Neckri
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