Heute Test beim Kinderarzt, ohne Vorwarnung

Fragen, Antworten und Erfahrungen zu IQ-Tests
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Winnie
Dauergast
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Heute Test beim Kinderarzt, ohne Vorwarnung

Beitrag von Winnie »

Heute hat der Kinderarzt mit Amelie einen Test durchgeführt. Eigentlich waren wir nur da, weil ich ein neues Rezept für die Weiterführung der Ergotherapie brauchte. Dann kam aber die Sprechstundenhilfe und hat Amelie mitgenommen. Man hat mir angeboten, dass ich ja nochmal spazierengehen oder was einkaufen gehen kann.
Hinterher kam dann der Kinderarzt an und hat mir erzählt, dass er mit Amelie einen Test durchgeführt hat. Es bestand aus verschiedenen Bereichen (IQ-Test, Sprachtest, Motorik, etc.). Er hat nur gesagt, dass Amelie alles super mitgemacht hat. Sie hat alle Aufgaben gelöst, es gab auch nichts,mit dem sie Schwierigkeiten hatte. Dann hat er noch gesagt, dass sie wohl auch noch Sachen bearbeitet hat, die für ihr Alter noch gar nicht dran waren.
Die Ergotherapie hat auf jeden Fall schon was gebracht, denn sie hat in der Feinmotorik deutliche Fortschritte gemacht. Was allerdings noch nicht so klappt: Wenn sie sich für eine Übung nicht so begeistern kann, bricht sie ab und möchte was anderes machen. Es ist denn schwer, sie bei der Stange zu halten. Und manchmal ändert sie auch einfach die Aufgabenstellung ab und macht dann einfach was anderes.

Der Test muss jetzt nochmal im Einzelnen ausgewertet werden. Wir besprechen den dann in zwei Wochen.

Ich denke mal, dass er das bewusst so überfallartig gemacht hat, weil sonst bestimmt einige Eltern auf die Idee kommen könnten mit ihren Kindern für den Test zu üben. Und die Nervosität der Eltern überträgt sich dann bestimmt auf das Kind. Erst habe ich mich gefühlt, wie vom D-Zug überfahren, dann war ich etwas sauer, dass er mich so hintergangen hat, dann habe ich mir Sorgen gemacht, wie das wohl für das Kind gewesen sein muss. Und zum Schluss habe ich dann noch begriffen, dass der Test wirklich erstaunlich gut gelaufen ist (vor allem, weil sie wirklich alles mitgemacht hat). Und dann wurde mir auch noch klar, dass dieser Hinweis mit den zusätzlichen Lösungen auch bestätigt, dass ich mir nicht nur was einbilde. Bis jetzt war es ja immer nur so eine Ahnung, allerdings immer mit Restrisiko. Ich hatte immer die Angst, dass ich mich bis auf die Knochen blamiere und mein Kind einfach nur mit den liebenden Augen einer Mutter überschätzt habe.

Im Alltag ändert dies allerdings nichts, außer dass es mich vielleicht ein wenig ruhiger macht.
"Entschuldigung, ich habe nur kurz fantasiert." meine große Tochter, 4 Jahre alt (inzwischen 9 geworden)
Moppelbär
Dauergast
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Registriert: Di 27. Jan 2009, 09:03

Re: Heute Test beim Kinderarzt, ohne Vorwarnung

Beitrag von Moppelbär »

Hallo,

vielleicht war es besser so... denn ich habe mir immer schon im Vorfeld so viele
Gedanken gemacht, wie der Test (damals bei meiner Tochter) so läuft!

Wichtig ist doch, dass deine Tochter mitgemacht hat, und anscheinend auch sehr gut!

Wir mußten auch immer lange auf das Ergebnis warten, und ich staune, dass manchmal
bei einigen hier im Forum auch sofort danach das Ergebnis verkündet wird.

Man hat mir gesagt, wenn mein Sohn 4 ist, könnten sie ihn testen, aber ich denke, er
würde gar nicht richtig mitmachen, da er soooo eigenwillig ist! Sei froh, dass es so gut
geklappt hat und halte uns doch auf dem Laufenden mit den genauem Ergebnis.

Wie alt ist deine Amelie jetzt genau?
MfG
Moppelbär
Winnie
Dauergast
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Registriert: So 10. Jan 2010, 03:31

Re: Heute Test beim Kinderarzt, ohne Vorwarnung

Beitrag von Winnie »

Sie ist jetzt genau vier Jahre und sechs Monate alt. Ich muss dazu vorsichtig sagen, dass ich ja nicht weiß, was für eine Art Test das jetzt wirklich war. Wir haben ja damals darüber gesprochen, dass wir sie in der Vorschulzeit, also mit 5 oder 6 Jahren erst testen lassen wollen. Das sollte dann in einem SPZ gemacht werden, da es dort ja umfangreiche standardisierte Tests für alles mögliche gibt. Wir wussten ja vor ein paar Monaten auch noch nicht, woher diese Auffälligkeiten kommen. Bei uns hat das wie gesagt mit einem Hinweis auf Autistische Züge angefangen. Bei einem Kind, das im Kindergarten wenig spricht und auch schon gar keine Fragen stellt, vermutet man ja nicht unbedingt, dass das Kind sich langweilen könnte.
Dann hatten wir ja eine Beobachtung beim Gesundheitsamt mit mehreren Experten, wo dann zuerst mal solche Dinge wie Autismus, AD(H)S und irgendwelche Wahrnehmungsstörungen ausgeschlossen wurden. Da wurde aber noch nicht die Intelligenz getestet. Allerdings merkte man da auch schon, dass sie die ihr gestellten Aufgaben manchmal sehr eigenwillig gelöst hat.
Dann kam die U 8 und gab es dann schon mehr Hinweise, da der Kinderarzt einen besseren Zugang zu ihm hatte als die Ergotherapeutin beim Gesundheitsamt. Bei dem hat sie sich wohl gefühlt, weil er auch mit sehr viel Humor an die Dinge herangeht. Er ist so ein Arzt, der mehr mit den Kindern redet, als mit den Eltern und das mögen die Kinder sehr. Schließlich geht es ja auch um sie. Da sollte sie dann mit solchen Bildkarten Dinge benennen. Sie hat dann aber nicht nur Auto, Haus oder Blume gesagt, sondern eben Rennauto, Hexenhäuschen und Tulpe. Der Kinderarzt hat dann auch mal nachgefragt, wie sie darauf kommt und dann hatte sie auch ihre Erklärung parat. Am erstaunlichsten fanden wir, dass sie eine Burg als Burg erkannt hat, denn die meisten (Mädchen) vor allem haben dazu Prinzessinnen-Schloss gesagt. Sie meinte aber, dass die Burg ja Zinnen hätte, während ein Prinzessinnen-Schloss spitze Türme hätte.
Aber er hat eben auch auf Grund ihres Verhalten beim Gesundheitsamt gesagt, dass sich eben ganz anders verhalten hat, als ob es zwei unterschiedliche Kinder wären. Von daher wäre das Risiko viel zu groß, dass sie eben ihre Mitarbeit beim Test komplett verweigert.
Wir haben dann ja Ergotherapie und Reha-Sport verschrieben bekommen und da hatten wir dann auch wieder das Problem, dass sie erstmal gar nicht hinwollte und, wenn sie dann da war, auch nicht immer mitgemacht hat. Manchmal war es auch so, dass sie sich dann doch hat verführen lassen, weil es so interessant war. Dann hat sie ganz toll mitgemacht. Aber dann war es wieder, als ob sie bei jeder neuen, unbekannten Aufgabe wieder totales Rückzugverhalten gezeigt hat. Sie ist dann bei allen Fähigkeiten, die sie so hat, gleich wieder ganz tief verunsichert. Sie hat dann auch mal erzählt, dass sie Angst hat, was falsch zu machen und dass die anderen Kinder sie dann nicht mehr mögen.
Bei ihr sind das wirklich manchmal Schübe, da wird sie über Nacht ein ganz anderer Mensch. Wie einmal im Kindergarten, als sie dann erzählt hat, was sie am Wochenende gemacht hat. Sie hat sich sonst noch nie am Gesprächskreis beteiligt, wollte auch nie irgendwas erzählen. Und dann auf einmal stand sie auf und erzählte, wie sie bei ihrer Oma war, dass die beiden zusammen im Schrebergarten waren, von dem neuen Gewächshaus und von den Johannisbeersträuchern und wie es dann angefangen hat zu regnen und dass die beiden dann ohne Regenjacken nach Hause laufen mussten und klitschnass geworden sind. Der Stuhlkreis ist ja sonst immer sehr laut und unruhig, aber diesmal war es mucksmäuschenstill. Wahrscheinlich, weil es für die Gruppe so unerwartet kam. Beim Abholen wurden wir dann begrüßt mit der Frage: Was haben Sie mit ihrer Tochter gemacht? :o
Aber das ist das, was der Kinderarzt auch meinte: Wir können da erziehungstechnisch gar nicht so viel machen. Sie steht sich einfach selbst im Weg und deswegen müssen wir einfach auch Vertrauen haben, dass sie sich in ihrem eigenen Tempo öffnet. Ich denke, dass sie einfach sehr sensibel und verletztlich ist und sich auch erstmal absichern möchte, bevor sie neues Terrain betritt.
Es ist schon komisch, man denkt immer, dass die Kinder, die begabt sind, auch automatisch ein hohes Selbstvertrauen haben müssten. Aber bei Amelie ist das so, dass sie eigentlich nur sieht, was sie alles noch nicht kann. Wie jetzt eben dieser Spleen, dass sie noch nicht schreiben kann. Ich denke immer: Hoffentlich denken die im Kindergarten nicht, dass wir ihr eingeredet haben, dass sie unbedingt schreiben lernen soll. Es gibt ja solche Eltern, aber wir gehören ganz bestimmt nicht dazu.
Was mich immer so wundert ist, wieviel andere Eltern immer über diese Tests wissen. Mein Kinderarzt gibt mir immer nur so eine grobe Tendenz mit. Was die genau testen und warum, das erfahre ich überhaupt nicht.
Vielleicht wird das bei deinem Sohn ja auch irgendwann über Nacht anders. Wunder geschehen immer wieder. Ich denke auch, dass es im späteren Leben auch ein Vorteil sein kann, wenn ein Kind nicht ganz so formbar ist, sondern schon seine eigene Persönlichkeit besitzt. Wie mein Mann so passend über meine Tochter sagte:"Ich habe ja die leise Hoffnung, dass aus ihr dann später nicht so ein komasaufendes Flittchen wird." Er hat eine Schwester, die 14 Jahre jünger ist als er. Und er hat so seine Erfahrungen gemacht. Ich glaube, er hat da so ein kleines Trauma, da seine Schwester wirklich nichts ausgelassen hat. Und jetzt haben wir selber auch noch zwei Mädchen bekommen. Aber naja, ich war ja auch mal ein Mädchen und ich habe das auch nicht gemacht. Ich konnte dem Gruppendruck immer recht gut stand halten, weil ich eh immer so ein bisschen Eigenbrödler war. Was man so im Nachhinein erfahren hat, war ich dabei aber nicht unbeliebt. Das lustig, wenn man so mit den erwachsenen Mitschülern mal darüber redet, wie man damals gewirkt hat. Also verstanden hat mich wohl keiner so richtig, aber mir wurde immer so nachgesagt, dass ich immer so völlig über den Dingen stehen würde. Vor allem ist wohl aufgefallen, dass ich niemals nervös vor den Klassenarbeiten war. Ich habe wohl einmal gesagt:"Ich gehe da jetzt rein und geb mein Bestes und mehr kann ich nicht tun." Seltsam, dass so ein einfacher Satz so einen Eindruck hinterlassen hat, dass der sich das über Jahre gemerkt hat. :lol: Ebenso selbstverständlich konnte ich dann auch dann auch Samstag abend ab 23 Uhr sagen:"So, ich hab genug!Ich trinke jetzt nur noch Ginger Ale." Und da hat dann auch keiner mehr was gesagt. Ich habe auch immer gesagt:"Ich mag kein Bier, das schmeckt mir einfach nicht!" Heutzutage kenne ich viele Frauen, die zugeben, dass ihnen das damals auch nicht geschmeckt hat, aber sie haben es trotzdem getrunken, weil man ja nicht uncool sein wollte. Demnach hätte ich ja der uncoolste Mensch unter der Sonne sein müssen.

Ich bin da ganz guter Dinge, dass meine Tochter irgendwie ihren Weg machen wird, auch wenn sie nicht so ist wie alle anderen. :)
"Entschuldigung, ich habe nur kurz fantasiert." meine große Tochter, 4 Jahre alt (inzwischen 9 geworden)
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