Möhrchen hat geschrieben: Wir denken eigentlich nicht, dass er AD(H)S hat und er konnte sich schon immer vorzüglich in Beschäftigungen vertiefen, die ihm Freude bereiten
Das ist kein Ausschlussgrund, das kann ich mit "ausgeprägter ADHS" auch, und zwar seit frühester Kindheit. Auch mein Asperger-ADHS-Sohn kann das.
Bitte richtig verstehen, ich sehe aus der Beschreibung (außer in deinem Erstbeitrag) auch nicht viele Kriterien für ADHS erfüllt. Mich stört nur, wenn EINE Sache als Ausschließungsgrund angeführt wird, unabhängig davon, ob es das Intelligenzprofil oder die Konzentrationsfähigkeit bei interessanten Tätigkeiten ist
.
Sowohl mein älterer Sohn als auch ich sind sehr perfektionistisch. Mein Sohn ist z.B. feinmotorisch mindestens durchschnittlich und zeichnet sehr gern und viel. Und da ist er oft verzweifelt, weil seine Zeichnungen nicht so gelingen, wue er sich das vorstellt. Er vergleicht sie mit professionellen Zeichnungen von Erwachsenen.
Schulisch bereitet ihm vor allem längeres Schreibschrift-Schreiben Frust. Er hat es erst spät gelernt, in der 4. Klasse, und schreibt eher langsam. Es ist für ihn gar kein Problem, einen seitenlangen Aufsatz am PC im Adlersystem zu tippen, aber eine Seite ins Heft schreiben zu müssen bedeutet Frust pur.
Die Erfahrung, dass auch Experten oft daneben liegen, bzw. ihr Augenmerk auf seltsame Kleinugkeiren legen, habe ich auch gemacht. Wir waren mit unseren älteren Sohn bei insgesamt 3 Experten (zwei KJP, eine Kinderpsychologin mit Spezialgebiet Autismus), die allesamt nicht MEIN Kind beschrieben haben.
Da standen - trotz sorgfältigem Anamnesegespräch bei allen dreien - Dinge in den Befunden, die irgenwelchen Klischees entsprachen oder mit der Sache selbst nichts zu tun hatten. Die Ausgangsfrage damals war: Warum ist unser Kind anders als die anderen, warum kommt es mit Gleichaltrigen so schwer zurecht, ist es "nur" unterfordert, weil es so klug ist oder steckt da mehr dahinter nd vor allem WIE KÖNNEN WIR IHM HELFEN?
In einem Befund war ein ganzer Absatz den dellwarzen gewidmet, die sich mein Sohn damals wo eingefangen hatte. Die Psycholigin fand ganz schlimm, dass mein Sohn deswegen während der Behandlungszeit (2 Wochen
) im Kindergartn nicht in den Pool durfte. Diese Frau war die Unfähugste von allen. Leider hat sie ohne Begründunf nach 5min schon Autismus und ADHS ausgeschlossen, beides mittlerweile gesicherte Duagnosen. Damals habe ich ihr das geglaubt, weil ich es glauben wollte. Das hat den Diagnosemarathon deutlich erschwert und verlängert.
Bei der anderen Psychologin war eine halbe Seite des Befundes damit ausgefällt, aus welchem Winkel und bei welcher Schussstärke mein Sohn keinrn Ball fangen konnte. Sie empfand meinrn Sohn wegen seinem Desinteresse an Ballspielen (seit frühester Kindheit) körperlich extrem ungeschickt, und stellte Theorie auf, er würde von den anderen Kindern aufgrund des ekladanten Unterschiedes in der Grobmororik gemobbt. Dass er mit 2 Jahren Laufrad und mit 4 Jahren Fahrrad fahren konnte, gut kletterte, sowie schwimnen und Schi fahren konnte, hat sie schlichtweg negiert. Ja, mein Sohn ist sportlich kein Überflieger, aber Durchschnitt. Und weil er kognitiv Überflieger ist, kommen ihm seine sportlichen Leistungen selbst schlecht vor, denn von anderen Dingen ist er gewohnt, ohne viel Mühe "der Beste" zu sein.
Die Kinderpsychollogin sah die Kriterien für Autismus gegeben weil mein Sohn (damals 7 Jahre alt) zwei Sprichwörter nicht gekannt hat, die nicht einmal ich gekannt habe. Das war die, die such von einer ""stressigen Schwangerschaft, die einem Notkaiserschnitt endete" im Befund schrieb, nachdem ich von einer Traumschwangerschaft und einem medizinisch indizierten Kaiserschnitt berichtet hatte. Ihre Erklärungen zu meinem Sohn wirkten wie auswendig gelernte Klischees.
Dann kamen wir ENDLICH zu einer Kinderpsychologin, die meinen Sohn so sah, wie er war. Ihr treffender und wertschätzender Befund treibt mir noch heute beim lesen Tränen in die Augen. Das war echt der erste Prifi, der nur hingeschaut hat, was wirklich DA war, und nicht eigene Spekulationrn und Klischees als Tatsachen hingestellt hat.
Auch unser jetztiger KJP sieht meinen Sohn, wie er ist. Heute ist mir klar, ass das keine Selbstverständlichkeit ist.
Wir hatten im Grundschulbereich das Glück einer sehr engagierten Lehrerin, die auch ohne Befunde oder offiziellen IQ-Test, differenzieren konnte und wollte. Als beim IQ-Test vor dem Übertritt ins Gymnasium ein überdurchschnittlicher Wert rauskam, aber nicht HB (hauptsächlich wegen VG und AG), und ich sie daher mal korrigierte, als sie das Wort "hochbegabt" verwendete, schnaubte sie nur und meinte, sie sei jetzt über 25 Jahre Lehrerin und unterrichte meinen Sohn seit über 3 Jahren. Wenn mein Sohn NICHT hochbegabt sein sollte, dann habe sie noch nie ein hochbegabtes Kind gesehen.
Mittlerweile kapiert zumindest auch ein Teil der Lehrer am Gymnasium, dass mein Sohn kognitiv wirklich sehr fit ist. Das war am Anfang absolut nicht so. Langweiluge Aufgsben, die keinerlei Herausforderung darstellen, muss er natürlich trotzdem erledugen. Ohne seine sehr engagierte Schulbegleitung könnte ich mir gar nicht vorstellen, wie das klappen sollte. Durch die ADHS ist - ähnlich wie bei mir damals - die Frustrationsschwelle niedrig und die Emotionskontrolle schwierig.
Dass viele am Gymnasium das nicht mit den Störungen in Verbindung bringen können (oder wollen) hat mir das WENIG ZUFRIEDENSTELLEND im Betragen gezeigt. Dabei ist mein Sohn weder provokant noch "schlimm", er gerät durch die vielen sozial-emotionalen Anforderungen nur schnell in einrn Overload, wo er dann verzweifelt rumrüllt und dadurch natürlich den Unterricht stört.
Dafür diese Betragennote zu bekommen erscheint mir ähnlich grotesk wie die 2 im Lauter-Einser-Zeugnis meines komplett gehörlosen jüngeren Sohnes in Musikerziehung. Und das im ersten Halbjahr der ersten Klasse Grundschule nach Sonderschullehrplan!
Das ist, als würden die sportlichen und motorischen Leisungen deines Sohnes mit nicht-behinderten Kindern verglichen. Und das finde ich heutzutage, wo die Eltern schwächerer Schülers Nachteilsausgleiche für Legastenie oder Dyskalkulie geltend machen, ziemlich traurig...