Buchtipps für kluge Kinder
Re: Buchtipps für kluge Kinder
Ich kann noch aus meiner Zeit errienern dass ich mit 11-12 Jahren der Tolkien Herr der Ringe verschlungen habe. Tolkien haben damals bei uns grosse Gruppen funs nachgespielt und ich bin immer zu den treffen gegangen (selber aber nicht an den Spielen teilgenommen). Damals waren auch bei uns historische Romane in (Walter Scott reihen über Schottland zum Beispiel, oder Robert Stevenson).
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- Dauergast
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Re: Buchtipps für kluge Kinder
Tja, ich kenne kein einziges modernes Kind, das sich durch Scott oder Stevenson durchbeißen würde. Ich habe es versucht, dem Kleinen Tom Sawyer vorzulesen, ein wunderschöne bibliophile Ausgabe von Knesebeck. Null interesse, die Sprache ist zu komplex, die Geschichte zu bildhaft, zu langsam. Wer braucht denn so was, wenn es so viele dünne kleine Bädchen von all möglichen Serien gibt?
Ich sehe das mit gemischten Gefühlen. Ich will nicht mekern wie eine alte Schachtel, aber Dinge wie Warrior Cats finde ich einfach abscheulich. Die Sprache ist wie aus dem Papierkorb, die Geschichten sind voll Krawall und Gewalt, und das nimmt kein Ende: immer wieder kommen neu Stafeln, neue Bücher raus. Natürlich verbiete ich sie keinem meiner Kinder, aber ich finde es einfach traurig.
Die ganze Bücherei ist auch voll mit dem Erstlesermüll. Wer liest denn all diese Bücher ohne Handlung, mit riesigen Buchstaben und fragwürdigen Illustrationen? Ich klinge schon wieder wie eine alte Schachel, aber früher hat die Fibel gereicht, um lesen zu lernen, und dann konnte man sich für Bücher interessieren. Warum brauchen wir heute all diesen Müll? Ist die Erwartungshaltung der Eltern daran Schuld, die nicht abwarten können, bis ihr Kind die ersten Bücher liest? Oder die Faulheit und fehlender Durchhaltevermögen der Kinder?
Ich sehe das mit gemischten Gefühlen. Ich will nicht mekern wie eine alte Schachtel, aber Dinge wie Warrior Cats finde ich einfach abscheulich. Die Sprache ist wie aus dem Papierkorb, die Geschichten sind voll Krawall und Gewalt, und das nimmt kein Ende: immer wieder kommen neu Stafeln, neue Bücher raus. Natürlich verbiete ich sie keinem meiner Kinder, aber ich finde es einfach traurig.
Die ganze Bücherei ist auch voll mit dem Erstlesermüll. Wer liest denn all diese Bücher ohne Handlung, mit riesigen Buchstaben und fragwürdigen Illustrationen? Ich klinge schon wieder wie eine alte Schachel, aber früher hat die Fibel gereicht, um lesen zu lernen, und dann konnte man sich für Bücher interessieren. Warum brauchen wir heute all diesen Müll? Ist die Erwartungshaltung der Eltern daran Schuld, die nicht abwarten können, bis ihr Kind die ersten Bücher liest? Oder die Faulheit und fehlender Durchhaltevermögen der Kinder?
Re: Buchtipps für kluge Kinder
Katze - ich weiss es nicht, ich habe manchmal ähnliche Gefühle, manchmal finde ich der riesigen Auswahl aber toll. Meine Tochter liebt Büllerbü, Kinder der Krachmacherstrasse usw. - Geschichten wo nichts passiert. Ich habe jetzt Scott nicht als kompliziert in errienerung und kann vorstellen dass es sie packt. Tom Sawyer eher - ich habe es als Kind nicht gemocht, es war mir zu düster.
Meine Tochter hat erstleser Bücher gelesen. Sie hasst Prinzessinnen Kram - aber liebt Pferde-geschichten mit Bildern, und einfachen Handlungen. Alles aufregende macht ihr Angst. Ronja Räubertochter war das höchste der Gefühle. Harry Potter können wir noch lange vergessen. Dafür liest sie jetzt Ostwind Serie, das eher für teenie-Mädchen gedacht sind.
Ich sehe Bücher lesen eher als Beschäftigung, dass nicht unbedingt Sinnvoll sein soll. Ich habe Krieg und Frieden oder Dostoewsky nie geliebt und nie fertig gelesen trotz mehrere Versuche, aber Herr der Ringe bis 18 Jahren 5 mal durchgelesen, oder Amber Chronicles. Damals war bei uns das der schlechte Literatur, die von Lehrern verachtet wurde. Jetzt fängt es einfach früher an. Aber ich finde sie soll lieber Bücher lesen die sie will als gar nichts.
Meine Tochter hat erstleser Bücher gelesen. Sie hasst Prinzessinnen Kram - aber liebt Pferde-geschichten mit Bildern, und einfachen Handlungen. Alles aufregende macht ihr Angst. Ronja Räubertochter war das höchste der Gefühle. Harry Potter können wir noch lange vergessen. Dafür liest sie jetzt Ostwind Serie, das eher für teenie-Mädchen gedacht sind.
Ich sehe Bücher lesen eher als Beschäftigung, dass nicht unbedingt Sinnvoll sein soll. Ich habe Krieg und Frieden oder Dostoewsky nie geliebt und nie fertig gelesen trotz mehrere Versuche, aber Herr der Ringe bis 18 Jahren 5 mal durchgelesen, oder Amber Chronicles. Damals war bei uns das der schlechte Literatur, die von Lehrern verachtet wurde. Jetzt fängt es einfach früher an. Aber ich finde sie soll lieber Bücher lesen die sie will als gar nichts.
Re: Buchtipps für kluge Kinder
...Katze: ich verstehe dich ganz gut, meine Gedanken gehen mitunter in dieselbe Richtung.
Diese "Verflachung" gilt ja auch nicht nur fürs Lesen/Literatur, sondern auch für Filme & Serien.
Und journalistische Berichterstattung.
Und die zwischenmenschliche Kommunikation.
(...)
Auf der anderen Seite: gerade wenn man beides kennenlernt, kann man den Unterschied wirklich spüren.
Gerade unsere Kinder können, denke ich, den Unterschied sehr wohl erkennen, da bin ich ganz sicher.
Selbst dann, wenn sie jede Menge "Fließbandliteratur" konsumieren.
(Was meine Große ja bspw sogar verweigert. Direkt mit dem Hinweis, dass das Prinzip der Handlung eh oft das gleiche sei
und darum das meiste vorhersehbar.)
Da meine Kleine gerade mit Erstlesebüchern "hantiert":
Selbst da gibts gute und schlechte Bücher.
Nicht alles mit wenig Text und großer Schrift hat automatisch eine schlechte Qualität.
Ich achte übrigens da ziemlich drauf, denn die Lust am Lesen kann einem nicht nur durch zu schwere,
sondern auch durch schlechte Bücher vergehen.
Diese "Verflachung" gilt ja auch nicht nur fürs Lesen/Literatur, sondern auch für Filme & Serien.
Und journalistische Berichterstattung.
Und die zwischenmenschliche Kommunikation.
(...)
Auf der anderen Seite: gerade wenn man beides kennenlernt, kann man den Unterschied wirklich spüren.
Gerade unsere Kinder können, denke ich, den Unterschied sehr wohl erkennen, da bin ich ganz sicher.
Selbst dann, wenn sie jede Menge "Fließbandliteratur" konsumieren.
(Was meine Große ja bspw sogar verweigert. Direkt mit dem Hinweis, dass das Prinzip der Handlung eh oft das gleiche sei
und darum das meiste vorhersehbar.)
Da meine Kleine gerade mit Erstlesebüchern "hantiert":
Selbst da gibts gute und schlechte Bücher.
Nicht alles mit wenig Text und großer Schrift hat automatisch eine schlechte Qualität.
Ich achte übrigens da ziemlich drauf, denn die Lust am Lesen kann einem nicht nur durch zu schwere,
sondern auch durch schlechte Bücher vergehen.
Die Blätter sind bunt
nun bellt der Hund
nun lacht der Mund
Raureif liegt auf dem Gras.
Der Has`
friert um die Nas.
(Herbstgedicht der 6jährigen)
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- Dauergast
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Re: Buchtipps für kluge Kinder
Ich vermute schon, dass diese verflachte Bücher ähnliche Wirkung haben wie Salz und Zucker beim Essen. Ohne smeckt es dann gar nicht mehr. Bücher, in denen nichts spannendes passiert, z.T. aus dem Bereich englischer Literatur gibt es genug. Bei Beatrice Potter wird dem Hasen höchstens der Hintern versohlt wegen schlechtes Benehmens. Aber sie lassen sich nicht so leicht lesen, wie extra dafür geschriebene kleine Kinderromane. Im Gegensatz zu Beatrice Potter, geht das Bild in diesen Romanen fast komplett verloren, weil sie zu 90% aus Dialogen bestehen. Selbst die Schule der magischen Tiere, die so beliebt ist, ist so aufgebaut.
Irgendwann mal steigt der Anspruch der an den Harry Potter und andere Fernsehgeschichten gewöhnten Kindern, so dass sie an Fantasy wenden. Die Sprache und der Aufbau bleiben weiterhin einfach, dafür werden die ganzen Welten erschaffen. Man kann sich entspannen und chillen, Anstrengung ist nicht nötig. Dieses Verhalten sehe ich verstärkt bei jungen Menschen, ab 20 runterwärts. Wozu sich anstrengen? Überstunden? Nie im Leben! Karierre? Wer braucht so was, zu viel Arbeit. Man geht ganz bewusst den Weg des geringsten Widerstandes, will aber dabei keinesfalls die Lebensqualität auf dem Niveau des Elternhausen einbüßen. Ich habe in letzten Jahren mit so vielen Abiturienten gesprochen, die keine Ahnung haben, was sie nach der Schule machen sollen/wollen. Ich glaube, dass es in vielem die Folge einer sehr geschützten und behüteten Kindheit ist voll von Verflachung und Vereinfachung. Man will aus dieser Welt gar nicht mehr raus. Einerseits weil man zu Recht vermutet, dass das reele Leben komplizierter ist, und andererseits weil es Verantwortung übernehmen bedeutet.
Irgendwann mal steigt der Anspruch der an den Harry Potter und andere Fernsehgeschichten gewöhnten Kindern, so dass sie an Fantasy wenden. Die Sprache und der Aufbau bleiben weiterhin einfach, dafür werden die ganzen Welten erschaffen. Man kann sich entspannen und chillen, Anstrengung ist nicht nötig. Dieses Verhalten sehe ich verstärkt bei jungen Menschen, ab 20 runterwärts. Wozu sich anstrengen? Überstunden? Nie im Leben! Karierre? Wer braucht so was, zu viel Arbeit. Man geht ganz bewusst den Weg des geringsten Widerstandes, will aber dabei keinesfalls die Lebensqualität auf dem Niveau des Elternhausen einbüßen. Ich habe in letzten Jahren mit so vielen Abiturienten gesprochen, die keine Ahnung haben, was sie nach der Schule machen sollen/wollen. Ich glaube, dass es in vielem die Folge einer sehr geschützten und behüteten Kindheit ist voll von Verflachung und Vereinfachung. Man will aus dieser Welt gar nicht mehr raus. Einerseits weil man zu Recht vermutet, dass das reele Leben komplizierter ist, und andererseits weil es Verantwortung übernehmen bedeutet.
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- Dauergast
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Re: Buchtipps für kluge Kinder
Ich denke das Problem liegt nicht an falschen/schlechten Büchern, sonders ist tief gesellschaftlich verwurzelt. Vor allem fällt mir auf, dass es heute nicht mehr üblich ist, Kindern was zuzutrauen. Die flachen Erstlesebücher (für die sich keines meiner Kinder je interessiert hat) scheinen weniger anspruchsvoll zu sein als ganz normale Kinderbücher, so wie es sie in meiner Kindheit gab (und Gott sei Dank immer noch gibt). Ein Taferlklassler geht nicht in die Schule, auch wenn sie nur 200m entfernt liegt, er wird hingebracht, oft bis direkt zur Klassenzimmertür, und dann auch direkt wieder abgeholt. Meine Mutter (Jahrgang 47) ist von zu Hause zu Fuß täglich 1km in den Kindergarten gegangen und danach wieder heim. In meiner eigenen Grundschulzeit war ich das einzige Kind, welches in der 1. Klasse den Schulweg nicht allein gehen durfte, was an meiner Verträumtheit lag und daran, dass ich damals wirklich NULL Orientierungssinn hatte. Aber ab der 2. Klasse bin ich dann auch alleine die 500m marschiert, nachdem meine Eltern mit mir geübt hatten.
Ich kenne einige unauffällige, sehr wahrscheinlich normal intelligente Kinder, die bewusst von ihren Eltern zurückgestellt wurden (als mein älterer Sohn zur Schule kam ging das noch), einfach weil sie ihnen Schule noch nicht zugetraut haben. Das Kind sollte doch noch ein Jahr "Kindheit" haben, bevor der "Ernst des Lebens" losginge. Und dann soll es natürlich eine Schule sein, wo es ganz gemütlich und relaxed zugeht und wo bitteschön keine Erwartungen an die Kinder gestellt werden! Nachmittags ohne Eltern mit Freunden am Spielplatz - geht gar nicht! Lieber in irgendeinen Sportverein, wo das Kind die ganze Zeit unter Aufsicht ist und wo es natürlich wieder hin- und heimgebracht wird. Wer weiß, was die Kinder sonst anstellen oder was ihnen schlimmes passiert! Allein mit der U-Bahn zur Oma? Im Grundschulalter sicher nicht! Vielleicht schafft es das Kind dann mit 10 oder 12 oder 14,...
Mithilfe im Haushalt? Spülmaschine einräumen, Wäsche aufhängen, Müll rausbringen? Nein, ganz sicher nicht, das arme Kind hat ja wirklich schon genug damit zu tun, täglich in die Schule zu gehen und dann auch noch die Hausaufgaben zu machen. Schließlich ist man ja modern und gegen Kinderarbeit und will auch vor anderen Eltern nicht als Sklaventreiber dastehen!
Und echte Bücher lesen? Solche, wo nach 10 Seiten Text mal ein halbseitiges Bild kommt und wo eine echte Geschichte erzählt wird? Viel zu schwer, da wird das arme Kind nur frustriert und verweigert. So was untergräbt ja total das Selbstwertgefühl Liebe so ein nettes Erstlesebuch mit 2 Sätzen und 3 Bildern pro Seite und nach jeder Seite überschwänglich loben, dann kriegt das Kind vielleicht gar nicht mit, dass der Inhalt eher im Verständnisbereich von 3jährigen liegt!
Ja, mir ist klar, dass ich es hier etwas überspitzt rüberbringe. Aber genau darin sehe ich das Problem. Es wird kaum mehr was von Kindern erwartet. Vor allem aber wird nicht hingeschaut was das Kind kann und was es nicht kann, sondern es wird sich an den anderen Kindern gleichen Alters orientiert. Wenn der Max und die Mia noch täglich in die Schule gebracht werden dann kommt die Mama der selbstständigen Gabi gar nicht erst auf die Idee, ihrer Tochter vorzuschlagen, doch alleine zur Schule zu gehen. Wenn auf der Bücher- Empfehlungsliste der Lehrer "Mama und Mimi" steht, dann fällt manchen Eltern gar nicht ein, statt dessen "Madita" zu geben, nur weil das Kind schon gut lesen kann und sich vielleicht was interssanteres wünscht.
Das Hauptproblem ist, dass Kindern heute generell WENIGER zugetraut wird als sie können, und dass man sie oft (unbewusst) lange "klein hält". Auch eigene Ideen sind oft nicht erwünscht. Dem Kind wird gesagt, wann es schlafen gehen soll, was es essen soll, was es unbedingt für die Schule machen muss, wie es seine Freizeit verbringen soll.... und irgendwann ist das Kind 18, hat das Abi geschafft und plötzlich wird erwartet, dass es SELBST wissen soll, was es jetzt weiter machen will. Die Rechnung geht nicht auf!
Was Kinderbücher betrifft so gibt es auch heute noch jede Menge sehr gute - wenn man sie denn WILL. Da aber die Nachfrage das Angebot bestimmt gibt es eben AUCH Schund. Wie bei den Lebensmitteln. Da kann man sich auch beschweren dass die Leute nur Schrott essen, aber sie haben es sich selbst ausgesucht. Das Angebot für hochwertige Lebensmittel ist genauso da (sogar Discounter führen heute Bio-Gemüse und Gütesiegel-Fleisch) und die Entscheidung liegt bei einem selbst.
Ich kenne einige unauffällige, sehr wahrscheinlich normal intelligente Kinder, die bewusst von ihren Eltern zurückgestellt wurden (als mein älterer Sohn zur Schule kam ging das noch), einfach weil sie ihnen Schule noch nicht zugetraut haben. Das Kind sollte doch noch ein Jahr "Kindheit" haben, bevor der "Ernst des Lebens" losginge. Und dann soll es natürlich eine Schule sein, wo es ganz gemütlich und relaxed zugeht und wo bitteschön keine Erwartungen an die Kinder gestellt werden! Nachmittags ohne Eltern mit Freunden am Spielplatz - geht gar nicht! Lieber in irgendeinen Sportverein, wo das Kind die ganze Zeit unter Aufsicht ist und wo es natürlich wieder hin- und heimgebracht wird. Wer weiß, was die Kinder sonst anstellen oder was ihnen schlimmes passiert! Allein mit der U-Bahn zur Oma? Im Grundschulalter sicher nicht! Vielleicht schafft es das Kind dann mit 10 oder 12 oder 14,...
Mithilfe im Haushalt? Spülmaschine einräumen, Wäsche aufhängen, Müll rausbringen? Nein, ganz sicher nicht, das arme Kind hat ja wirklich schon genug damit zu tun, täglich in die Schule zu gehen und dann auch noch die Hausaufgaben zu machen. Schließlich ist man ja modern und gegen Kinderarbeit und will auch vor anderen Eltern nicht als Sklaventreiber dastehen!
Und echte Bücher lesen? Solche, wo nach 10 Seiten Text mal ein halbseitiges Bild kommt und wo eine echte Geschichte erzählt wird? Viel zu schwer, da wird das arme Kind nur frustriert und verweigert. So was untergräbt ja total das Selbstwertgefühl Liebe so ein nettes Erstlesebuch mit 2 Sätzen und 3 Bildern pro Seite und nach jeder Seite überschwänglich loben, dann kriegt das Kind vielleicht gar nicht mit, dass der Inhalt eher im Verständnisbereich von 3jährigen liegt!
Ja, mir ist klar, dass ich es hier etwas überspitzt rüberbringe. Aber genau darin sehe ich das Problem. Es wird kaum mehr was von Kindern erwartet. Vor allem aber wird nicht hingeschaut was das Kind kann und was es nicht kann, sondern es wird sich an den anderen Kindern gleichen Alters orientiert. Wenn der Max und die Mia noch täglich in die Schule gebracht werden dann kommt die Mama der selbstständigen Gabi gar nicht erst auf die Idee, ihrer Tochter vorzuschlagen, doch alleine zur Schule zu gehen. Wenn auf der Bücher- Empfehlungsliste der Lehrer "Mama und Mimi" steht, dann fällt manchen Eltern gar nicht ein, statt dessen "Madita" zu geben, nur weil das Kind schon gut lesen kann und sich vielleicht was interssanteres wünscht.
Das Hauptproblem ist, dass Kindern heute generell WENIGER zugetraut wird als sie können, und dass man sie oft (unbewusst) lange "klein hält". Auch eigene Ideen sind oft nicht erwünscht. Dem Kind wird gesagt, wann es schlafen gehen soll, was es essen soll, was es unbedingt für die Schule machen muss, wie es seine Freizeit verbringen soll.... und irgendwann ist das Kind 18, hat das Abi geschafft und plötzlich wird erwartet, dass es SELBST wissen soll, was es jetzt weiter machen will. Die Rechnung geht nicht auf!
Was Kinderbücher betrifft so gibt es auch heute noch jede Menge sehr gute - wenn man sie denn WILL. Da aber die Nachfrage das Angebot bestimmt gibt es eben AUCH Schund. Wie bei den Lebensmitteln. Da kann man sich auch beschweren dass die Leute nur Schrott essen, aber sie haben es sich selbst ausgesucht. Das Angebot für hochwertige Lebensmittel ist genauso da (sogar Discounter führen heute Bio-Gemüse und Gütesiegel-Fleisch) und die Entscheidung liegt bei einem selbst.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Re: Buchtipps für kluge Kinder
...man darf nicht vergessen, dass das Buch/Lesen heutzutage sehr viel Konkurrenz hat:
Computer/Tabletspiele, Fernsehen, Serien gucken, daddeln und schreiben am Handy... Sachen die fast rund um die Uhr verfügbar sind, schnellen Spaß und wenig Anstrengung bedeuten. Und wenig Tiefe erfordern.
Manfred Spitzer schreibt ja sogar, dass genau das unserm Gehirn die Fähigkeit, in die Tiefe zu gehen/zu lesen/zu verstehen regelrecht abtrainiert.
Womöglich haben die Menschen - und damit sind heutige Erwachsene nicht ausgenommen! - gar nicht mehr die Geduld und die Fähigkeit, sich auf etwas einzulassen, was mehr Tiefe/mehr Denkarbeit/mehr Einsatz und mehr Zeit erfordert.
Ich denke, viele Eltern sind froh, wenn ihre Kinder ÜBERHAUPT lesen, da ist es ihnen letzten Endes egal, wie seicht und vorhersehbar das Buch gestrickt ist.
Immerhin sind sie dann mal weg von den elektronischen Medien...
Es zwingt einen aber keiner, das mitzumachen.
Ebensowenig wie man Kinder vor den TV setzen muss.
(Stattdessen könnte man sie bspw ausgewählte Filme oder Serien sehen lassen. Auch da gibt es wirklich Gutes, Wertvolles!)
Aber das kann und soll jede Familie halten, wie sie will.
Allerdings würde ich mir bspw von Seiten der Schule wünschen, dass mit fast 12jährigen kein Buch mehr wie "Rico, Oskar und die Tieferschatten" gelesen wird.
Da kann ich mir schon was Anspruchsvolleres vorstellen, was dem Leser ein bisschen mehr abverlangt.
Vielleicht "Timm Thaler", in dem wirklich einiges mehr steckt, als eine spannende Geschichte und der Suche nach etwas Verlorenem.
Dann kann man nämlich auch lernen, dass nicht wenige Bücher, sogar Kinderbücher, nicht nur zu Unterhaltungszwecken geschrieben wurden, sondern wirklich was zu sagen haben.
Wobei ich wirklich nicht grundsätzlich gegen unterhaltsame Bücher, Filme etc wettern will. Es sollte aber eben auch anderes geben.
Computer/Tabletspiele, Fernsehen, Serien gucken, daddeln und schreiben am Handy... Sachen die fast rund um die Uhr verfügbar sind, schnellen Spaß und wenig Anstrengung bedeuten. Und wenig Tiefe erfordern.
Manfred Spitzer schreibt ja sogar, dass genau das unserm Gehirn die Fähigkeit, in die Tiefe zu gehen/zu lesen/zu verstehen regelrecht abtrainiert.
Womöglich haben die Menschen - und damit sind heutige Erwachsene nicht ausgenommen! - gar nicht mehr die Geduld und die Fähigkeit, sich auf etwas einzulassen, was mehr Tiefe/mehr Denkarbeit/mehr Einsatz und mehr Zeit erfordert.
Ich denke, viele Eltern sind froh, wenn ihre Kinder ÜBERHAUPT lesen, da ist es ihnen letzten Endes egal, wie seicht und vorhersehbar das Buch gestrickt ist.
Immerhin sind sie dann mal weg von den elektronischen Medien...
Es zwingt einen aber keiner, das mitzumachen.
Ebensowenig wie man Kinder vor den TV setzen muss.
(Stattdessen könnte man sie bspw ausgewählte Filme oder Serien sehen lassen. Auch da gibt es wirklich Gutes, Wertvolles!)
Aber das kann und soll jede Familie halten, wie sie will.
Allerdings würde ich mir bspw von Seiten der Schule wünschen, dass mit fast 12jährigen kein Buch mehr wie "Rico, Oskar und die Tieferschatten" gelesen wird.
Da kann ich mir schon was Anspruchsvolleres vorstellen, was dem Leser ein bisschen mehr abverlangt.
Vielleicht "Timm Thaler", in dem wirklich einiges mehr steckt, als eine spannende Geschichte und der Suche nach etwas Verlorenem.
Dann kann man nämlich auch lernen, dass nicht wenige Bücher, sogar Kinderbücher, nicht nur zu Unterhaltungszwecken geschrieben wurden, sondern wirklich was zu sagen haben.
Wobei ich wirklich nicht grundsätzlich gegen unterhaltsame Bücher, Filme etc wettern will. Es sollte aber eben auch anderes geben.
Zuletzt geändert von sinus am Di 2. Jun 2020, 20:16, insgesamt 2-mal geändert.
Die Blätter sind bunt
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(Herbstgedicht der 6jährigen)
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Re: Buchtipps für kluge Kinder
@Rabaukenmama
ich bin ganz deiner Meinung. Das Schizophrene ist nur, dass GLEICHZEITIG von den Kindern erwartet wird, dass sie alles früher können, als vor ein paar Jahren. Man bekommt immer früher ein richtiges Fahrrad, das immer komplexere Spielzeug bis zu den riesigen Playmobilungetümen, und so geht es bis zum Führerschein. Ein Dreirad war früher ein Spielzeug für Kinder ab 3 Jahren, es waren richtig große Fahrzeuge, die auch Spaß machten. Heute ist das ein Ding mit Henkel und Sonnenschirm, für Babys die gerade mal sitzen gelernt haben. Natürlich muss man das Baby schieben, es kann nicht selber fahren. Sobald das Kind 3 ist, bekommt es ein Fahrrad. Und auf ein 3-jähriges mit einem Fahrrad muss man jede Minute aufpassen, da es weder bremsen kann. Diese Tendenz zieht sich wie ein roter Faden durch die ganze Kindheit durch und wir machen alle mit. Je früher man die Sachen bekommt, desto früher sind sie ausgelutscht. Man geht nicht in die Tiefe sondern immer weiter nach vorne. Man kann kaum auf dem Rad sitzen, bekommt aber schon das nächste mit Schaltung. Das Rad an sich wird langweilig, dann hat man eben noch einen Roller, Inliner und ein Skatebord. Die Geschichte hat nach oben keine Grenze. Man kann auch nicht aussteigen, weil das Kind, dass das alles nicht hat, schnell zum Außenseiter wird.
ich bin ganz deiner Meinung. Das Schizophrene ist nur, dass GLEICHZEITIG von den Kindern erwartet wird, dass sie alles früher können, als vor ein paar Jahren. Man bekommt immer früher ein richtiges Fahrrad, das immer komplexere Spielzeug bis zu den riesigen Playmobilungetümen, und so geht es bis zum Führerschein. Ein Dreirad war früher ein Spielzeug für Kinder ab 3 Jahren, es waren richtig große Fahrzeuge, die auch Spaß machten. Heute ist das ein Ding mit Henkel und Sonnenschirm, für Babys die gerade mal sitzen gelernt haben. Natürlich muss man das Baby schieben, es kann nicht selber fahren. Sobald das Kind 3 ist, bekommt es ein Fahrrad. Und auf ein 3-jähriges mit einem Fahrrad muss man jede Minute aufpassen, da es weder bremsen kann. Diese Tendenz zieht sich wie ein roter Faden durch die ganze Kindheit durch und wir machen alle mit. Je früher man die Sachen bekommt, desto früher sind sie ausgelutscht. Man geht nicht in die Tiefe sondern immer weiter nach vorne. Man kann kaum auf dem Rad sitzen, bekommt aber schon das nächste mit Schaltung. Das Rad an sich wird langweilig, dann hat man eben noch einen Roller, Inliner und ein Skatebord. Die Geschichte hat nach oben keine Grenze. Man kann auch nicht aussteigen, weil das Kind, dass das alles nicht hat, schnell zum Außenseiter wird.
Re: Buchtipps für kluge Kinder
Noch ein Buchtipp-- aber eben "nur" ein Einzelband.
"Bruderherz" von Marian Grau
Es ist KEIN Reiseroman, auch wenn es in Buchläden wohl sehr oft dort steht ( laut Marian).
Wir haben alle ( bis auf den Kurzen) das Buch gelesen und waren danach auf einer Lesung von Marian ( die in bezug auf das Buch im Hospiz stattfand).
Und ich muss sagen, wir waren alle beeindruckt, wie der erst 17 jährige diese Lesung gestaltet hat - da können sich manche gestandene Autoren mehrere Scheiben abschneiden.
Leider hat die Schuel der Großen ihn nicht zu einer Lesung eingeladen ( Kostengründe), obwohl ich denke, dass gerade sein Alter und damit die Nähe zur Zielgruppe für die Klassenstufen richtig super gewesen wäre.
Die Große hat das Buch kürzlich ihrem Lateinlehrer empfohlen und der war auch ganz begeistert. Sie hatte es auch in der Schule beim Vorlesewettbewerb vorgestellt, weil sie es so gut findet.
"Bruderherz" von Marian Grau
Es ist KEIN Reiseroman, auch wenn es in Buchläden wohl sehr oft dort steht ( laut Marian).
Wir haben alle ( bis auf den Kurzen) das Buch gelesen und waren danach auf einer Lesung von Marian ( die in bezug auf das Buch im Hospiz stattfand).
Und ich muss sagen, wir waren alle beeindruckt, wie der erst 17 jährige diese Lesung gestaltet hat - da können sich manche gestandene Autoren mehrere Scheiben abschneiden.
Leider hat die Schuel der Großen ihn nicht zu einer Lesung eingeladen ( Kostengründe), obwohl ich denke, dass gerade sein Alter und damit die Nähe zur Zielgruppe für die Klassenstufen richtig super gewesen wäre.
Die Große hat das Buch kürzlich ihrem Lateinlehrer empfohlen und der war auch ganz begeistert. Sie hatte es auch in der Schule beim Vorlesewettbewerb vorgestellt, weil sie es so gut findet.
Re: Buchtipps für kluge Kinder
Kennt ihr eigentlich die sieben Grundmotive aller Geschichten dieser Welt von Christian Booker?
Ich finde das eine sehr gute Anregung, um mit Kindern über Bücher und Geschichten zu sprechen, denn manchmal/oft sind natürlich verschiedene Motive miteinander kombiniert und man kann zusammen schön das "Hauptmotiv" und diverse Nebenmotive herausarbeiten.
Funktioniert mit Märchen, Büchern und Filmen.
https://de.wikipedia.org/wiki/The_Seven_Basic_Plots
Ebenso eignet sich das Spiel "CONCEPT" sehr gut, um Filme oder Bücher auf wesentliche Motive zu reduzieren.
Das kann sehr amüsant sein und ist auch oft gar nicht so einfach.
Ich finde das eine sehr gute Anregung, um mit Kindern über Bücher und Geschichten zu sprechen, denn manchmal/oft sind natürlich verschiedene Motive miteinander kombiniert und man kann zusammen schön das "Hauptmotiv" und diverse Nebenmotive herausarbeiten.
Funktioniert mit Märchen, Büchern und Filmen.
https://de.wikipedia.org/wiki/The_Seven_Basic_Plots
Ebenso eignet sich das Spiel "CONCEPT" sehr gut, um Filme oder Bücher auf wesentliche Motive zu reduzieren.
Das kann sehr amüsant sein und ist auch oft gar nicht so einfach.
Die Blätter sind bunt
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nun lacht der Mund
Raureif liegt auf dem Gras.
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(Herbstgedicht der 6jährigen)
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