Entwicklungsvorsprung

Unsere Kinder sind ja nicht nur klug und begabt, es gibt sicher noch mehr zu erzählen
sinus
Dauergast
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Re: Entwicklungsvorsprung

Beitrag von sinus »

...naja, dass schon Vorschulkinder für Fussball "brennen" kenne ich in der Tat auch. Oder die Mädels vielleicht fürs Reiten.
Meine Tochter wäre ne begeisterte Pfadfinderin, wenn es hier sowas gäbe.
Ich glaube, um sowas ging es hier aber eher nicht. Wenn jemand sagt: mein Kind ist so klug und weit, wie soll ich es fördern, damit es kognitiv ausgelastet ist? werden eher nicht Antworten wie "schick das Kind zum Fussball/Reiten" gefragt sein.

Was gibt es da nicht so alles: musikalische Früherziehung, erster Instrumentalunterricht (Blockflöte, Klavier, Geige...),Schwimmen Englisch... vielleicht auch Judo & Co - das ist wohl meist eher was "für die Eltern", als für die Kinder. Meiner Beobachtung und Selbsterkenntnis nach zumindest. (Im verlinkten Film ging es übrigens u.a. um englisch & Klavier.)
Die Erstlingsmütter, die ich kenne, haben eigentlich alle mindestens den einen oder anderen solcher Kurse gemacht, wo sie im Nachhinein sagen: das war Quatsch.
Hier im Kiga haben z.B. fast alle ihre Kinder Frühenglisch machen lassen. (16 von 18 aus Tochters Gruppe. Da war meine ausnahmensweise mal nicht dabei :D )
Die Kinder sollten sich im Kiga bitte nicht langweilen und bissle was lernen. Und da ist ja auch das relativ kurze Fenster zum Sprache lernen "wie eine Muttersprache"...
Es blieb bei denen ich kenne nichts hängen bzw nicht mehr, als was meine Tochter auch so irgendwie irgendwo mitbekommen hat. (Nicht viel. Farben und Tiere etwa)
Ebenso die Schwimmkurse/Wassergewöhnungskurse.
Manche hier haben sich ein Jahr und mehr abgemüht, oft schon angefangen mit 4einhalb.
Wenn das Kind die physische und psychische Reife hat, kann es das wahrscheinlich mit 6 bis 8 in einem schnell-Kurs lernen oder gar im Urlaub nebenbei.
Eine Flötenlehrerin sagte mir mal: wenn ein Kind mit 8 mit Flöte anfängt, hat es nach einem Jahr etwa das selbe Niveau, wie ein Kind, was schon mit 5 angefangen hat dann im selben Alter. Nach mehreren Jahren Unterricht also. Und dann hat es vielleicht sogar noch die Lust längst verloren, wegen langsamer Fortschritte und stark elterngesteuerten Übens.

Sicherlich gibt es einzelne Kinder, die fürs Schwimmen, Turnen, eine Fremdsprache oder ein Instrument schon früh brennen, aber das ist wohl eher die Ausnahme... Und diese Ausnahmetalente werden ganz sicher deutlich von sich aus zeigen, dass sie das unbedingt wollen und brauchen.

Ausgangspunkt war hier ja die Frage, ob bzw wie man ein 3,5 Jahre altes Kind, was besonders weit und klug ist, fördern sollte.
Ich finde, es muss vermutlich nicht besonders gefördert werden, es reicht wahrscheinlich völlig aus, zu reagieren.
Nur weil ein Kind klug ist, muss es kein besonderes Wissen oder Fertigkeiten angelernt bekommen. Ein anregendes (Alltags-)Umfeld und zugewandte, aufmerksame Eltern sollten im Vorschulalter in den meisten Fällen ausreichen.
Meine Meinung.
Allerdings kenne ich nur drei getestete Kinder mit IQ 130 und mehr persönlich. Das eine der Aspergerjunge, das andere früheingeschult aber sonst eher "in Ruhe gelassen", das dritte ist schon in der Pubertät und wurde vor allem vom ebenfalls hoch- und vielseitig begabten Papa "unterrichtet". (Nach den Interessen des Kindes)

Mein (ungetestetes) Kind hat übrigens erst jetzt mit 8 so langsam klarere Vorstellungen, was es - zusätzlich zum normalen spielen, malen & toben - machen will. Vorher wusste sie eher, was sie NICHT oder "heute mal" will. 8-)
Die ebenfalls sehr klugen drei Kinder meines Bruders haben Kind für Kind jeweils später angefangen mit Kursen und Co.
Jetzt sind sie 18, 16 und 12. Es macht, denke ich, keinen Unterschied. (Vielleicht sogar im Gegenteil... Die beiden jüngeren haben bspw von sich aus später ein zweites Instrument gewollt. Und wissen auch genauer, was sie werden wollen, als die älteste, die grad Abi macht und gar nicht recht weiß, wohin es gehen soll. Kann natürlich Zufall sein, aber ich sehe jedenfalls auch keine deutlichen Nutzen davon, dass das erste Kind so viel mehr und früher was geboten bekommen hat.)
Die Blätter sind bunt
nun bellt der Hund
nun lacht der Mund
Raureif liegt auf dem Gras.
Der Has`
friert um die Nas.

(Herbstgedicht der 6jährigen)
Bliss
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Re: Entwicklungsvorsprung

Beitrag von Bliss »

sinus hat geschrieben: Ich glaube, um sowas ging es hier aber eher nicht. Wenn jemand sagt: mein Kind ist so klug und weit, wie soll ich es fördern, damit es kognitiv ausgelastet ist? werden eher nicht Antworten wie "schick das Kind zum Fussball/Reiten" gefragt sein.
Aber genau das würde ich empfehlen, gerade auch für kluge Kinder.
Was gibt es da nicht so alles: musikalische Früherziehung, erster Instrumentalunterricht (Blockflöte, Klavier, Geige...),Schwimmen Englisch... vielleicht auch Judo & Co - das ist wohl meist eher was "für die Eltern", als für die Kinder. Meiner Beobachtung und Selbsterkenntnis nach zumindest. (Im verlinkten Film ging es übrigens u.a. um englisch & Klavier.)
Aber das sind doch alles Angebote, wo ist da Kursdruck?
Die Erstlingsmütter, die ich kenne, haben eigentlich alle mindestens den einen oder anderen solcher Kurse gemacht, wo sie im Nachhinein sagen: das war Quatsch.
MIt welchen Erwartungen sind die denn an die Kurse gegangen? Ich habe als Erstlingsmutter auch Babyschwimmen und Pekip gemacht. Meine Intension dabei war vor allem andere Mütter kennenzulernen, weil mein früherer Bekanntenkreis diesbezüglich nichts zu bieten hatte. Und halt eine schöne Zeit mit dem Baby zu haben.

Hier im Kiga haben z.B. fast alle ihre Kinder Frühenglisch machen lassen. (16 von 18 aus Tochters Gruppe. Da war meine ausnahmensweise mal nicht dabei :D )
Die Kinder sollten sich im Kiga bitte nicht langweilen und bissle was lernen. Und da ist ja auch das relativ kurze Fenster zum Sprache lernen "wie eine Muttersprache"...
Es blieb bei denen ich kenne nichts hängen bzw nicht mehr, als was meine Tochter auch so irgendwie irgendwo mitbekommen hat. (Nicht viel. Farben und Tiere etwa)
Ebenso die Schwimmkurse/Wassergewöhnungskurse.
Manche hier haben sich ein Jahr und mehr abgemüht, oft schon angefangen mit 4einhalb.
Damit habe ich jetzt keine Erfahrungen sammeln können, wurde in unseren Kindergärten nicht angeboten. Aber auch da wieder: was waren denn die Erwartungen? Dass das Kind danach soundso viel Vokalben beherrscht? Und wenn sie sich abmühen, dann ist das wohl einfach nicht das Richtige gewesen, denn wie bei allen Angeboten sollte es doch eigentlich darum gehen, dass es dem Kind im Augenblick Spaß macht.
Wenn das Kind die physische und psychische Reife hat, kann es das wahrscheinlich mit 6 bis 8 in einem schnell-Kurs lernen oder gar im Urlaub nebenbei.
Eine Flötenlehrerin sagte mir mal: wenn ein Kind mit 8 mit Flöte anfängt, hat es nach einem Jahr etwa das selbe Niveau, wie ein Kind, was schon mit 5 angefangen hat dann im selben Alter. Nach mehreren Jahren Unterricht also. Und dann hat es vielleicht sogar noch die Lust längst verloren, wegen langsamer Fortschritte und stark elterngesteuerten Übens.
Also da habe ich gerade ganz andere Erfahrungen gemacht. Mein Sohn wollte in der ersten Klasse unbedingt Blockflöte an der Schule spielen, obwohl er seit Vorschulalter bereits Klavier spielt. Zusammen mit einem anderen Erstklässler hat er sich dann so angestachelt, dass sie schon weiter gespielt haben (er konnte ja wegen des Klavierunterricht schon Noten lesen). Nach ein paar Wochen hat der Flötenlehrer sie dann zu den Zweitklässlern und zum Halbjahr dann zu den Drittklässlern. Und Anfang der zweiten Klasse hat er uns dann eröffnet, dass es keine geeignete Großgruppe mehr gibt.
Sicherlich gibt es einzelne Kinder, die fürs Schwimmen, Turnen, eine Fremdsprache oder ein Instrument schon früh brennen, aber das ist wohl eher die Ausnahme... Und diese Ausnahmetalente werden ganz sicher deutlich von sich aus zeigen, dass sie das unbedingt wollen und brauchen.
Ich glaube nicht, dass das Ausnahmen sind. Bei so bekannten Dingen wie Fußball oder Reiten kommt meiner Erfahrung nach der Klick schon sehr früh oder sonst halt eher nicht mehr. Ich glaube das kommt sogar recht häufig vor, dass dieses: das will ich auch machen gleich beim ersten Kontakt mit der Beschäftigung kommt. Nur erfolgt der halt bei Sportarten und Instrumenten, die nicht so geläufig sind erst später. Und für etwas Brennen bedeutet auch nicht unbedingt, dass man gleich besonders talentiert in dem Bereich sein muss.
Ausgangspunkt war hier ja die Frage, ob bzw wie man ein 3,5 Jahre altes Kind, was besonders weit und klug ist, fördern sollte.
Ich finde, es muss vermutlich nicht besonders gefördert werden, es reicht wahrscheinlich völlig aus, zu reagieren.
Nur weil ein Kind klug ist, muss es kein besonderes Wissen oder Fertigkeiten angelernt bekommen. Ein anregendes (Alltags-)Umfeld und zugewandte, aufmerksame Eltern sollten im Vorschulalter in den meisten Fällen ausreichen.
Es ist natürlich kein Muss etwas unbedingt außer Haus zu betreiben.
Die ebenfalls sehr klugen drei Kinder meines Bruders haben Kind für Kind jeweils später angefangen mit Kursen und Co.
Jetzt sind sie 18, 16 und 12. Es macht, denke ich, keinen Unterschied. (Vielleicht sogar im Gegenteil... Die beiden jüngeren haben bspw von sich aus später ein zweites Instrument gewollt. Und wissen auch genauer, was sie werden wollen, als die älteste, die grad Abi macht und gar nicht recht weiß, wohin es gehen soll. Kann natürlich Zufall sein, aber ich sehe jedenfalls auch keine deutlichen Nutzen davon, dass das erste Kind so viel mehr und früher was geboten bekommen hat.)
Generell ist es natürlich auch als Erwachsener noch nicht zu spät mit etwas anzufangen. Aber dass es keinen Unterschied macht kann ich jetzt nicht bestätigen, da hab ich eher den gegenteiligen Eindruck. Wobei ich denke, es hängt auch viel damit zusammen, womit seine Zeit denn sonst verbringt. Und das scheint vielfach eben recht einseitig in Richtung Mediennutzung zu gehen.
Rabaukenmama
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Re: Entwicklungsvorsprung

Beitrag von Rabaukenmama »

@bliss: ich kenne in meinem relativ großen Bekanntenkreis genau EIN Kind, welches schon vor Schulstart wirklich VON SICH AUS unbedingt was machen wollte, nämlich Fußball spielen :mrgreen: . Natürlich im Verein und wenn möglich jeden Tag (und jede Nacht) und bitteschön jedes Wochenende ein Turnier oder mindestens ein Spiel! Das war ein Bub aus dem Kindergarten meines großen Sohnes.

Sonst haben alle Kinder im Vorschulalter, die ich kenne, Kurse besucht, die ihre Eltern für sie ausgesucht haben. Abgesehen von den im Kindergarten angebotenen Kursen waren das Englisch (zusätzlich zum Kiga), Yoga, Judo, schwimmen, musikalische Früherziehung, Klavier und Geige. Und es hat den Kindern großteils durchaus Spaß gemacht, wenn sie mal dort waren (ähnlich wie im Film gezeigt).

Es ist ja nicht alles schwarz oder weiß. Selbst wenn das Kind nicht von sich aus gebettelt hat "Mama, bitte, bitte, darf ich Geige spielen lernen!" kann es durchaus Freude und Stolz empfinden wenn es da seine eigenen Erfolge erleben darf. Und wenn das Kind trotzdem genug Zeit für selbst ausgesuchte soziale Kontakte und freies Spiel hat, dann wird es auch keinen Schaden anrichten, selbst wenn es immer wieder mal zum üben angehalten werden "muss" und wenn hie und da gerade dann Geigenunterricht ist, wenn das Kind "gerade so schön spielt". Ob der Geigenunterricht aber wirklich das bringt, was die Eltern sich wünschen, sei dahingestellt. Wobei die Eltern, die ich kenne, nicht unbedingt einen Geigenvirtuosen heranziehen wollen sondern sich eher wünschen, dass das Kind mal "die Liebe zur Musik" hat.

In meiner Kindheit haben etliche Kinder ein Instrument gelernt und ich war keine Ausnahme. Einige spielen immer noch aber der Großteil hat spätestens mit der Pupertät aufgehört. Genauso war es mit Judo, welches ich selbst erst als Erwachse begonnen und sehr leidentschaftlich gemacht habe, bis ich verletzungsbedingt aufhören musste. In meinem Judoverein gab es bis zu 60 Judo-Kinder, die mehr oder weniger mit Begeisterung dabei waren. Die meisten haben mit 5-8 Jahren begonnen. Der erste "Knick" war dann, als die Kinder so 10-11 Jahre alt waren und bei vielen der Wechsel ins Gymnasium stattgefunden hatte. Plötzlich waren die Anforderungen der Schule höher und das war (zumindest für viele Eltern) wichtiger als das Judo-Training. Der nächste Knick kam mit der Pupertät. Der Verein hat sich manchmal durchaus bemüht, eine kleine Gruppe von 3-6 Jugendlichen im Alter von 13-16 Jahren gemeinsam ins Erwachsenentraining "rüberzubringen", aber das ist praktisch nie gelungen. Es waren immer nur die echt interessierten Einzelpersonen, die dann weitergemacht haben. Dabei waren bei den Kindern und Jugendlichen durchaus große Talente dabei.

War das Training bzw. der Musikunterricht also unnötig, wenn die Kinder ihr "Hobby" nicht ins Erwachsenenleben mitgenommen haben? Nicht unbedingt! Vielleicht haben sich in den Vereinen Freundschaften gebildet, die die Zeit überdauert haben oder die den Kindern zumindest für einen gewissen Zeitraum wichtig waren. Vielleicht sind einige schöne Erinnerungen an bestimmte Konzerte, Wettkämpfe oder Trainingslager im Gedächtnis geblieben.

Ich denke man muss immer die Situation "als Ganzes" sehen. Kursdruck gibt es meiner Beobachtung nach durchaus in bestimmten Kreisen. Das fängt schon klein an wenn einem andere Mütter vorschwärmen wie toll Pekip oder Eltern-Kind-schwimmen nicht sind und wie wahnsinnig voraus die Kinder, die solche Kurse besucht haben, den anderen nicht sind. Da würde ich gerne mal wissen woher die ganzen Studien sind und vor allem unter welchen Voraussetzungen sie gemacht wurden.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
sinus
Dauergast
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Re: Entwicklungsvorsprung

Beitrag von sinus »

@Bliss: Unter dem Gesichtspunkt, dass die Alternative zu diversen Kursbesuchen ist, dass die Kinder vorm TV oder Computer hängen, würde ich natürlich die Kurse vorziehen. (Wobei die Familien, an die ich jetzt denke, durchaus kritisch sind, was Mediennutzung betrifft.)
Ich habe auch gar nichts gegen Kurse an sich, ich denke bloß, dass viele Eltern (mich eingeschlossen) zu früh beginnen und dann auch oft noch zu viele Zusatzangebote bieten, von denen gerade die Kinder letzten Endes sehr viel weniger haben, als die Eltern es sich erhoffen.
Freies Spiel und Verabredungen mit Freuden sowie Familienzeit und Zeit in der Natur sind meiner Meinung nach im Kindergarten-/frühen Grundschulater "wertvoller". Leider wird das aber - scheint mir - mitunter scheinbar schlechter bewertet, als alles an gestalteter & angeleiteter Freizeit.

Du fragtest, was die Eltern sich erhoffen.
Die, die ich kenne, denken schon, dass sie ihren Kinder was Gutes tun, indem sie ihnen damit einen optimalen Start ins Leben geben, weil sie sie "umfassend fördern".
(Ich hatte gerade kürzlich mit so einer Mutter eine Diskussion, die z.B. fand, in unserer Klasse wird den Kindern das Lernen zu leicht gemacht. Sie meint, es müssten mehr Diktate geschrieben werden und Rechtschreibfehler härter bewertet z.B.
Unsere Kinder sind übrigens zusammen in der 2. Klasse und es gibt da ja erstmalig Zensuren.
ICH find es da wichtiger, dass die Kinder erstmal Erfolgserlebnisse haben und nicht gleich durch Leistungsdruck die Freude am Lernen verlieren. Sie werden doch nicht ihr Leben lang mit den Folgen zu kämpfen haben, wenn sie jetzt erstmal noch eher "lasch" bewertet werden... 8-) )
Und genau das meine ich - so manche Eltern, die ich kenne, haben geradezu Angst, dass ihr Kind zurückbleibt hinter anderen, dass es etwas Essentielles und unglaublich Wichtiges verpasst, wenn es nicht rechtzeitig dieses und jenes (z.B. in einem Kurs) lernt und macht.
Vermutlich verpasst es gerade deswegen dann womöglich wirklich "was Essentielles", nämlich sich den Großteil seiner Zeit selbst zu gestalten und sich selbst zu fördern, indem es von sich aus nach Lernanreizen sucht und eigene Interessen entwickelt, statt seine Freizeit angeleitet und fremdbestimmt zu verbringen. (Was ich jetzt für die zu erwartende Lebensrealität in der Zukunft für sehr wichtig halte)
Viele Kinder können genau DAS aber nicht oder schlecht und haben leider dann auch wenig Gelegenheit, es zu lernen, wenn sie so oft und viel verplant sind.

In meinem (akademischen) Umfeld, reagiert man schon mit Befremden, wenn ein Vorschul-/Grundschulkind "gar nichts???" macht.
Ich glaube, da sind wir Eltern - ich nehme mich da nicht aus - durchaus etwas "verspannt". Man will alles mitnehmen, was möglich ist, mit dem Wunsch dem Kind das Beste zu ermöglichen.
Die Frage ist halt, ob es "das Beste" ist, was man damit erreicht. Ich denke, oft ist es das eher nicht.
Meiner Beobachtung nach treiben wir Eltern es da mitunter zu weit bzw - das ist eigentlich das, was ich sagen will - fangen viel, viel zu früh damit an.

Gegen Babykurse habe ich übrigens so gar nichts, die sind sowieso für die Eltern und den meisten Eltern ist das glaube ich auch klar.
Für mich waren sie (Pekip, offene Krabbelgruppe und Musikgarten) sehr wertvoll zum Knüpfen von Kontakten. Für mich und fürs Kind. (Vor allem bei der Großen, da ich glaubte, sie bliebe ein Einzelkind und ich außerdem gerade erst wieder her gezogen war und kaum jemanden meines Alters kannte).

Aber meiner Meinung nach muss kein normales 4, 5 oder 6jähriges Kind irgendeinen "Extrakurs" machen.
Wie es bei hochbegabten und höchstbegabten Kindern ist, kann ich nicht beurteilen. Vielleicht ist es da anders.
Aber ein 3,5jähriges Kind wie im Ausgangspost braucht wohl vermutlich noch lange keinen (bspw.) Englisch-Kurs, nur um kognitiv ausgelastet zu sein.
(Wobei ich als Mutter durchaus einen regelmäßigen, extern gestalteten Nachmittag vorziehen würde, statt dem Kind gefühlt ständig zu 100% zur Verfügung stehen zu müssen in seinem Forscher- und Wissensdrang. Gerade, wenn es noch in keine Einrichting geht. Aber das wäre dann eher für mich als Entlastung, als dass es das Kind unbedingt braucht. Das kann man ja dann aber auch so "zugeben". ;) )

Auch finde ich es gut, älteren Kindern Kurse zu ermöglichen, die ihren Interessen entsprechen und die sie ausdrücklich und von sich aus machen wollen oder sich sogar selbst organisiert haben. Und wenn es selbst an fünf Nachmittagen die Woche (wie tw die Kinder meines Bruders im Teenageralter) was machen will, weil seine Interessen so vielfältig sind, warum nicht?. (Sofern die Eltern es sich leisten können. :? )

Aber gerade in der Alterspanne 3 - 6/7 sehe ich eher, dass die Eltern wählen und die Kinder "hinschicken". Und ich höre von den Eltern zwar immer wieder, dass die Kinder Spaß dort haben, aber trotzdem ist, wenn ich an diverse Gespräche mit anderen Müttern denke, mein Kind defintiv nicht das einzige, was dann doch mosert und meckert, wenn es los muss und oft EIGENTLICH gerade lieber was ganz anderes machen will. (Siehe Filmbeitrag!)
Und da es immerhin um FREIZEIT geht und nicht um Schule und Pfichtveranstaltungen, finde ich das in den meisten Fällen schlicht komplett unnötig.
Wie schon gesagt : es ist es oft nicht wert und den Nutzen in dem Alter stelle ich in Frage.
(Übrigens sind selbst die in solche Kursen geknüpften "Freundschaften" erfahrungsgemäß in der genannten Altersspanne im Normalfall auch noch eher lose.)
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(Herbstgedicht der 6jährigen)
Rabaukenmama
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Re: Entwicklungsvorsprung

Beitrag von Rabaukenmama »

sinus hat geschrieben:
Du fragtest, was die Eltern sich erhoffen.
Die, die ich kenne, denken schon, dass sie ihren Kinder was Gutes tun, indem sie ihnen damit einen optimalen Start ins Leben geben, weil sie sie "umfassend fördern".
(Ich hatte gerade kürzlich mit so einer Mutter eine Diskussion, die z.B. fand, in unserer Klasse wird den Kindern das Lernen zu leicht gemacht. Sie meint, es müssten mehr Diktate geschrieben werden und Rechtschreibfehler härter bewertet z.B.
Unsere Kinder sind übrigens zusammen in der 2. Klasse und es gibt da ja erstmalig Zensuren.
ICH find es da wichtiger, dass die Kinder erstmal Erfolgserlebnisse haben und nicht gleich durch Leistungsdruck die Freude am Lernen verlieren. Sie werden doch nicht ihr Leben lang mit den Folgen zu kämpfen haben, wenn sie jetzt erstmal noch eher "lasch" bewertet werden... 8-) )
Und genau das meine ich - so manche Eltern, die ich kenne, haben geradezu Angst, dass ihr Kind zurückbleibt hinter anderen, dass es etwas Essentielles und unglaublich Wichtiges verpasst, wenn es nicht rechtzeitig dieses und jenes (z.B. in einem Kurs) lernt und macht.
Genau das habe ich auch beobachtet, vor allem beim ersten, heiß ersehnten Kind. Da ist einfach viel Eifer und Motivation da, das Beste aus dem Kind rauszuholen. Ein hoher IQ ist da erst recht eine Aufforderung denn da schwingt dann die Angst mit, das Kind könnte seinen Entwicklungsvorsprung wieder verlieren, wenn man nicht entsprechend "fördert".
sinus hat geschrieben: Aber gerade in der Alterspanne 3 - 6/7 sehe ich eher, dass die Eltern wählen und die Kinder "hinschicken". Und ich höre von den Eltern zwar immer wieder, dass die Kinder Spaß dort haben, aber trotzdem ist, wenn ich an diverse Gespräche mit anderen Müttern denke, mein Kind defintiv nicht das einzige, was dann doch mosert und meckert, wenn es los muss und oft EIGENTLICH gerade lieber was ganz anderes machen will. (Siehe Filmbeitrag!)
Und da es immerhin um FREIZEIT geht und nicht um Schule und Pfichtveranstaltungen, finde ich das in den meisten Fällen schlicht komplett unnötig.
Wie schon gesagt : es ist es oft nicht wert und den Nutzen in dem Alter stelle ich in Frage.
(Übrigens sind selbst die in solche Kursen geknüpften "Freundschaften" erfahrungsgemäß in der genannten Altersspanne im Normalfall auch noch eher lose.)
Kommt darauf an ob es sich um zeitlich begrenzte Kurse oder um ein längerfristiges (wenn auch von den Eltern motiviertes) Hobby handelt.

Ich habe mit beiden Kindern Gebärdensprachkurse besucht weil mein Kleiner ja gehörlos ist. Diese Kurse waren wirklich schweineteuer (Euro 180,- für 10 Einheiten zu je 45min) und der Großteil der Kinder war gesund und hörend. In 90% dieser Fälle war es das erste Kind (ab dem 2. tut man sich so was weder finanziell noch zeitlich an) und die Eltern waren, wie man so schön sagt, "gut situiert". Ich bezweifle extrem dass bei diesen Kindern von 6 Monaten bis 4 Jahre großartige soziale Kontakte entstanden sind und dass die Kinder von diesen Kursen IRGEND ETWAS für´s Leben profitieren können.

Dabei halte ich Gebärdensprache durchaus für wert, erlernt zu werden. Aber wer sich einfach nur mit dem Baby verständigen will, bevor es sich in Lautsprache verständigen kann, der kann auch nach einem Buch die gängigsten Baby-Gebärden lernen und anwenden und braucht keinen Kurs.

Und als "Fremdsprache" ist es genauso wie mit anderen Fremsprachen z.B. englisch: wenn nicht zumindest EINE Person im engeren Umfeld des Kindes die Sprache täglich anwendet, bleibt es beim spielerischen trällern von ein paar Liedern und der Kenntnis von ein paar Einzel-Vokabeln, die bald nach Kursende wieder vergessen werden.

Wenn ein Kind hingegen über Jahre in dieselbe Musikschule oder denselben Sportverein geht können sich sehr wohl soziale Kontakte entwickeln. Erfahrungsgemäß ist das aber erst ab einem Alter von 6-8 Jahren der Fall (natürlich gibt es - wie überall - Ausnahmen).
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Smarti26
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Re: Entwicklungsvorsprung

Beitrag von Smarti26 »

Also mein großer jetzt 8j wollte schon mit 4 j zum Fußball, es ging trotzdem erst mit 6j
Heuer wird er auch ein Musik Instrument lernen (Schlagzeug).
Ich will meine Kinder definitiv zu nichts zwingen was sie nicht wollen.
Will sie aber dennoch fördern.

Meinte auch nicht damit sie in unzählige Kurse zu stecken, dachte da eher an gewisse Lernspiele oder so.

Sie ist auch momentan noch nicht im Kindergarten da sie nicht will.
(Das letzte Jahr vor der Schule haben wir hier Pflicht Kindergarten)
mamma42
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Re: Entwicklungsvorsprung

Beitrag von mamma42 »

Ich würde keine expliziten "Lern"spiele machen. Ich finde Gesellschaftsspiele zu r Förderung viel geeigneter. U.a. welche, die von der Altersempfehlung höher liegen.
Smarti26
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Re: Entwicklungsvorsprung

Beitrag von Smarti26 »

Ja wir spielen “Mensch ärgere dich nicht“ und Uno das klappt schon relativ gut :)
sinus
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Re: Entwicklungsvorsprung

Beitrag von sinus »

@smartie: Es ging nicht nur um dich, das mit den Kursen als Diskussionsthema kam ja eher mit dem Filmlink.

Spiele ist ein guter Tipp, @mamma42
Meine nicht ganz 3jährige spielt mit uns "Dobble" und puzzelt bei Carcassonne schon ganz gut mit. Außerdem puzzelt sie derzeit viel.
Sehr schön finde ich auch "Rund um den Kalender" von Ravensburger.
Da kann sie auch schon toll mitspielen. An sich sollen die Kinder dabei zu den Bildmotiven (je Typisches aus den Jahreszeiten) beschreiben, was abgebildet ist. Wir haben es so variiert, dass man eine kleine Geschichte dazu erfindet oder wahlweise ein Lied singt, was zu der Jahreszeit/dem Bild passt. So hat die Große auch Spaß dran. (Die Kleine sagt dagegen regelgemäß, was sie alles darauf entdeckt und ordnet der Jahreszeit zu)
Super für die Feinmotorik und Reaktion ist dieses Spiel, was ich noch aus meiner Kindheit habe:
http://www.artblogcologne.com/verbieten ... schlucker/

Was sie auch mag sind TING und Tiptoi.
Die beliebtesten sind "Die schönsten Kinderlieder" (Ting; jede Menge bekannte und unbekannte und auch fremdsprachige Kinderlieder zum Hören und Mitsingen) und "Entdecke Musik aus aller Welt" (Tiptoi, sehr viele Geschichten, Geräusche, exotische Instrumente und Musikstile werden vorgestellt)
Recht vielseitig ist auch "Mein Ting-Vorschul-Buch mit den kleinen Lerndrachen: Erstes Lesen und Rechnen mit dem Hörstift Ting (4-6 Jahre)" von Klett.

Was die Große eine zeitlang im Kigaalter ganz gern mal gespielt hat, waren Smartgames. (z.B. Safari, Farbcode)
Und "Jumbospiele Smartgames Camelot Jr". Wenns noch zu kniffelig ist, können sie damit immerhin was bauen.

LÜK und Bambino-LÜK kennst du sicher auch schon, oder?

Wobei meine Große am Liebsten frei gespielt hat, Rollenspiele.
Und Schleichtierwelten hat sie gern gebaut. (Wir haben an die 150 Schleichtiere)
Aus farbigen, zurechtgeschnittenem Papier wurden dann Seen, Wiesen oder Eisschollen.
Bie Jakoo gibt es dazu einen tollen Spielteppich mit Klimazonen. Damit kann man die Tiere auch wunderbar "sortieren" nach ihrem Lebensraum.
(Wir haben den nicht, Tochter hat wie gesagt improvisiert. Damals gabs den Teppich noch nicht, nur so einen mit Elfen- und Feenwelt. Ich habe mir den mit den Lebensräumen dann quasi von Jakoo "gewünscht". Vermutlich hatten andere Kunden ähnliche Wünsche, denn 1-2 Jahre später gab es den gewünschten Teppich plötzlich.)

An Büchern liebten beide ab ca. 1,5 Jahren die Junior-Reihe von Ravensburger "Wieso-weshalb-warum". Die waren bei der Großen sehr lange noch beliebt und die Kleine schaut sie aktuell gern an/lässt sich vorlesen. Das Schöne an denen ist, dass -2x vorlesen reicht, dann können die Kinder sich das Buch immer wieder allein anschauen und wissen etwa, was zu den Bildern steht.

Wovon wir auch ca. 15 Stück haben, ist die Reihe "Dein buntes Wörterbuch".
Das hat irre viele Bilder und wenig, aber nformativem Text und die hat die Große auch mit 2,3 Jahren schon endlos angeschaut. Davon mussten immer 1-2 unterwegs mit.
Ihre liebsten waren "Mein buntes Wörterbuch Kleine Tiere", "Mein buntes Wörterbuch des Waldes", "Mein buntes Wörterbuch des Fantastischen" und "Dein buntes Wörterbuch: Dinosaurier und Vorgeschichte"
Die Bücher werden bis heuet immer wieder angesehen und die Große weiß genau, was in welchem Buch abgebildet ist. So hat sie grad letzten Sommer die "blaue Holzbiene" identifiziert, als wir eine in unsrem Garten entdeckt haben. ("Die habe ich in meinem Buch, warte mal, ich krieg raus, was das für ein Insekt ist!" )
Also diese Bücher (auch noch seeehr preiswert) lohnen sich unbedingt. Schau bei Amazon, da gibt es jede Menge Titel davon.
Meine Kleine hat aktuell oft "Der Körper" beim Wickel.

Da ich mit der Großen regelmäßig in der Kinderbibliothek bin und die Kleine oft dabei ist, sucht sie sich dort auch schon selbst Bücher aus und ich staunte schon ein paar Mal, dass sie doch ein recht "glückliches Händchen" bei der Auswahl beweist und Sachen findet, die für sie passen.
Überhaupt klappt vorlesen hervorragend, sie "muss" abends auch dem zuhören, was ich der Großen vorlese und ist meistens voll bei der Sache.
Aktuell lesen wir "Die kleine Dame" und die Kleine liiiiiebt es! (Zumal es da auch im zwei Schwestern geht)
Die Blätter sind bunt
nun bellt der Hund
nun lacht der Mund
Raureif liegt auf dem Gras.
Der Has`
friert um die Nas.

(Herbstgedicht der 6jährigen)
Smarti26
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Registriert: Do 3. Nov 2016, 12:27

Re: Entwicklungsvorsprung

Beitrag von Smarti26 »

Ja Tiptoi haben wir zuhause da Interessiert sie sich sehr für den Körper :) auch die Tiere und die dazugehörigen Lieder hört sie gern und sind schell gelernt.
Ja die WWW Bücher haben wir auch ein paar daheim, generell vorlesen hat sie sehr gerne.
Momentan werden Erst Lese Bücher vorgelesen auch wegen dem großn Bruder weil er mitten im Lesen lernen ist.
Ja Rollenspiele hat sie liebend gerne heute war sie Köchin :D
Und einkaufen ging sie auch, da hab ich ihr gleich paar Sachen aufgegeben sie mir mitbringen soll hihi hat sie dann auch :D

Lük kästen hab ich vor jetzt welche zu besorgen ja die Bambini da.

Danke für deine Bücher Tipps werd ich ganz sicher besorgen.
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