Hallo smarti,
die Beschreibung deiner Tochter mit 3,5 Jahren erinnert mich an meinen Sohn in der Zeit.
Was meinst du mit der Frage, ob du es "beachten" sollst? Wie (re-)agierst du den jetzt? Ich nehme ja nicht an dass du es ignorierst, also verstehe ich nicht ganz in welcher Weise du es anders "beachten" könntest.
Bei meinem Sohn hat es sich insofern "verwachsen" weil es anderen jetzt, wo er ein Schulkind ist, nicht mehr so auffällt. Dabei ist sein kognitiver Vorsprung meiner Beobachtung nach eher noch größer geworden. Aber als er an seinem 2. Geburtstag alle Zahlen und Buchstaben benennen konnte und mit ca. 2 Jahren (mit Schnuller und Vollglatze) aus dem Kinderwagen beim anschauen eines Preisschildes "Kostet 39 Euro!" gerufen hat, sind den Leuten fast die Augen aus den Köpfen gefallen. Das ist jetzt nicht mehr der Fall.
Dass mein Sohn einen sehr großen Wortschatz hat ist jedenfalls im Alter von 2-5 Jahren wesentlich mehr aufgefallen als es jetzt tut. Jetzt erntet er eher ein Lächeln wenn er - in wunderschönem Hochdeutsch - erklärt, wie die Urzeitmenschen "durch Aneinanderreiben zweier Holzstäbe Feuer entfachen konnten"
. Es fällt nicht mehr so auf wenn der Dinge weiß, die andere Kinder seines Alters nicht wissen. Erstens weil viele Erwachsene gar nicht wissen, was durchschnittliche 6jährige wissen und können, und zweitens weil man es auch für sein Steckenpferd halten kann. So, wie wenn ein 5jähriger, der von Dinosauriern begeistert ist, alle möglichen Arten aufzählen kann und vielleicht sogar noch weiß, in welcher Zeit und wo sie gelebt haben. Dabei hat mein Sohn gar keine "speziellen" Interessen sondern saugt wie ein Schwamm alles auf.
Ich weiß nicht, ob das mit der Frage, ob sich ein Entwicklungsvorsprung "verwächst" gemeint war. Von uns kann ich klar sagen: nein, der Entwicklungsvorsprung ist immer noch da, wenn auch für Außenstehende nicht mehr so offensichtlich. Bei Kindern betrachtet man immer das, was augenscheinlich am meisten von der Norm abweicht. Bei meinem Sohn wird vermutlich mehr darüber gemunkelt, dass er manchmal noch in die Hose macht, als darüber, dass er vermutlich hochbegabt ist
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Die Selbstständigkeit betreffende Dinge werden mit zunehmenden Alter auch immer unwichtiger. Wenn sich ein 3jähriges Kind komplett selbst anziehen kann ist das eine tolle Sache, die entsprechend bewundert wird. Von einem 6jährigen Kind wird es automatisch erwartet. Und dann fragt niemand "Wann hast du eigentlich gelernt, dich selbst anzuziehen?". So gesehen sieht es erst mal so aus, als hätte sich der Vorsprung verwachsen, was aber natürlich nicht der Fall ist. Aber die augenscheinlichen Unterschiede werden kleiner
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