Probleme in der Grundschule

[Mammia007]

Unser 7-jähriger Sohn ist in der zweiten Klasse und hat schon von Anfang an Probleme in der Schule gehabt. Er ist vorzeitig eingeschult worden, weil er sich im Kindergarten gelangweilt hat und dort kaum Kontakte hatte, in der ersten Grundschule hat er dann sofort rebelliert, weil er ausmalen sollte, aber lieber etwas lernen wollte. Nach einem halben Jahr war die Lage so verfahren, dass die Lehrerin meint, er sei viel zu früh eingeschult worden, wir sollten ihn mal IQ-testen lassen, er wäre doch völlig überfordert. Der Psychologe hat dann nur herumgeredet, unsere Probleme gar nicht weiter bearbeitet, aber unserem Sohn einen IQ von etwa 150 bescheinigt. Nachdem die Lage in der Grundschule endgültig eskalierte, haben wir ihn dann zu einer anderen Grundschule umgemeldet. Dort hat er erst mal jede Arbeit verweigert, hat auch angefangen einzukoten. Es gab dann auch Phasen, in denen er relativ normal gelernt hat, aber momentan geht wieder mal nichts. Er scheint mit einfachen Rechenaufgaben überfordert zu sein, Üben artet dann zu Hause regelmäßig in handfeste Auseinandersetzungen aus. Er drückt sich im Unterricht und in der Betreuung vor jeder Arbeit, es ist anscheinend unmöglich ihm klarzumachen, dass er sich so seine gesamte Zukunft verdirbt. Wenn er will, kann er fehlerfrei und sehr schön schreiben, aber er schreibt meist so, dass ihm der Psychologe eine entwicklungsbedürftige Motorik unterstellt hat. Das steht aber im Gegensatz zu seinen technischen Fähigkeiten und zu seinem sportlichen Talent. Es ist kaum auszuhalten, wer das Testergebnis nicht kennt, würde unseren Sohn sicherlich für lernbehindert halten, mit einem IQ kaum höher als 70. Die anderen Kinder in seiner Klasse spielen kaum mit unserem Sohn, da sie ihn aufgrund seiner ständigen Ablehnungshaltung und Opposition für "böse" halten. Ich fühle mich als Mutter total hilflos (wobei am meisten schmerzt, dass ich selber unterrichte...) Was kann man denn da tun?

[heinerprahm]

Hallo,

Also, ein IQ von 150 lässt sich mit keinem der derzeit in Deutschland angewendeten IQ Test seriös ermittelt, da alle Test noch oben gedeckelt sind, also 145 + wäre ein plausible Aussage ... es gibt natürlich auch solche hohen IQs und auch höhere, diese sind aber sehr selten ... und da kommen wir dann zum Punkt, mal angenommen die 150 stimmen, dann ist dein Sohn intellektuell gesehen von der Norm extrem weit entfernt, einen Menschen, zumal als junges Kind, mit einem solchen Intellekt in eine auf die Norm ausgelegte intellektuelles Umfeld "integrieren" zu wollen halte ich für ausgeschlossen ... das gelingt hier vor allem deshalb nicht, weil dein Kind zwar einen hohen Intellekt hat, aber eben emotional weiterhin ein Kind ist und dazu noch ein Kind, das mit seinen Emotionen völlig anders umgeht, als ein durchschnittliches Kind. Mit Aussagen und Vorwürfen wie, "Du verbaust Dir Deine Zukunft" kann ein Kind, egal welchen Intellekts rein gar nichts anfangen, denn "die Zukunft" ist Morgen, oder nächste Woche, oder die nächsten Ferien, oder der Geburtstag, aber nichts was in 10-15 Jahren nach dem Abitur passiert ...

Was und wie Du schreibst, zeugt davon, das Du nichts darüber weißt, wie Kinder mit einem solchen IQ ticken, wie sie denken und wie sie fühlen und welche Unterschiede es auch unter diesen Kindern gibt, das ist etwas, was Du dringend und schnell nachholen musst, aber das akut Wichtigste ist, Du solltest ganz schnell umdenken und Dich bedingungslos schützend vor Dein Kind stellen und ihn aus der Verantwortung herausnehmen, denn solange die Personen (Dich eingeschlossen), die derzeit für ihn Verantwortung haben, so extrem wenig Ahnung haben, mit wem sie es da eigentlich zutun haben, kann nur Alles! falsch gemacht werden und die Symptome Deines Sohnes zeigen sehr deutlich, das genau das gerade passiert.

Ließ hier und an anderer Stelle am besten soviel Du kannst und suche Dir professionelle Hilfe, die sich mit dem Thema Höchstbegabung auskennt, denn das ist nochmal etwas anders als "normale Hochbegabung", wenn die 150 IQ stimmen ist Dein Sohn von einem Hochbegabten mit IQ 130 genauso weit entfernt, wie der normale Hochbegabte von einem leicht überdurchschnittlich begabten Schüler und dazwischen liegen Welten !

Ich wünsche Euch viel Glück auf eurem Weg.

Liebe Grüße
Heiner

[alibaba]

Ja, da hat Heiner Recht. Wenn der hohe IQ so stimmt, dann solltet Ihr Euch sehr schnell und sehr dringend an zuständige Stellen wenden, die euch bei Euren Problemen helfen können. Die DGHk zum Beispiel. Sucht Euch Hilfe.

VG

[törtchen46]

Wenn der IQ stimmt hast du hier einen klassischen Underachiever.
Hinweise zur Erkennung
-Mangelhafte Rechtschreibung
-Geringe Schulischhe Lern und Leistungsmotivation
- Konzentrationsprobleme
-Äußern von Langeweile
- Fehlende Lern und Arbeitstechniken
- Anstrengung- und Leistungsvermeidung bis hin zur totalen Verweigerung.( speziell bei Routine - und Hausaufgaben)

Hier möchte ich "Kajsa Johansson" zitieren
Ursachen von Underachievment
Eltern, Kind und Schule bilden im Falle von Underachievement ein so genanntes Problemsystem. Hierbei beeinflussen sich die Personen gegenseitig und fördern unbewußt die Aufrechterhaltung des Problems.

Viele Eltern von Underachievern sind bezüglich ihrer Elternrolle verunsichert. Wieso verhält sich mein Kind so unvernünftig? Sie neigen dazu, dem Kind viele Entschheidungen zu überlassen oder es aufgrund seiner Intelligenz als reife Persönlichkeit zu betrachten. Obwohl Eltern selbstverständlich nur das Beste für ihr Kind wollen, können nicht alle Eltern ihren Erziehungsauftrag aufgrund der eigenen Biografie oder aktueller Probleme ausreichend wahrnehmen. Erziehen bedeutet neben dem bekannten Wort " Liebe und Vorbild" auch Führen, Grenzen setzen und Orientierung geben- auch wenn das dem Kind nicht immer gefällt.

Gemeint ist nichz liebloser Drill, sondern eine bestimmte Haltung, in der das Kind als KInd respektiert und behandelt wird, nicht als Partner, Anführer oder Projektion für eigene Wünsche und Ziele.
Wenn Eltern dies im Alltag nicht gut gelingt, führen die verschobenen Eltern-Kind-Rollen oft zu einer unzureichenden psychischen Reifeentwicklung des Kindes. Es lernt nicht ausreichend Verantwortung für sein Handeln zu übernehmen, Frust auszuhalten oder sich anzustrengen.
Die Übererregbarkeit( Hohe Sensibilität) oder bremsende Haltung potenziert sich mit einer unklaren oder ausweichenden Haltung der Eltern, meist ohne das sich die Betroffenen dessen bewußt sind. Ungünstige Lernbedingungen in der Schule verstärken diesen Effekt. Missverständnisse, Störungen in der Lehrer-Schüler-Beziehung oder geistige Unterforderung führen zu geringer Leistungsmotivation und begünstigen ein negatives Selbstkonzept des Kindes.

Hochbegabtenförderung bedeutet in diesem Fall, derartige Problemsysteme bewusst zu machen und den Beteiligten behilflich zu sein, für sich passende Lösungen zu entwickeln.

Förderung von Underachievern sollte folglich immer auch Unterstützung für Eltern und Lehrkräfte umfassen, denn: Arbeit mit Underachievern bedeutet vor allem Beziehungsarbeit.


Ich habe eine 7 jährige in der dritten Klasse und auch hier zeigten sich erste Hinweise von Underachievment. Unter anderem einkoten. Wir haben auch die Schule nach der zweiten Klasse gewechselt. Wir haben jetzt einen Lehrer der uns hilft.

Nicht die Kinder müssen sich ändern, sondern wir Erwachsenen.

[alibaba]

der letzte satz ist goldwert. nur leider wollen und können viele pädagogen den gar nicht verstehen...

Wenn die "Lehrer" nicht wissen, wie man Auffälligkeiten deutet, weil sie es nie gelernt haben, kann man so konkret keinen Vorwurf machen. Unsere Lehrerin hat sich auch schon mal schlau gemacht. Immerhin! hat sie im Bekanntenkreis mal einen Hochbegabten gefragt und der meinte, er habe sich so nicht verhalten wie mein Sohn.

Also ich rechne ihr hoch an, das sie sich zumindest mal damit beschäftigt hat und zwar aus eigenem Antrieb. Hb habe ich noch nie in den Mund genommen. Nur ob aus einer Befragung auch etwas sinnvolles bei rauskommen kann?

Mir würde schon reichen, wenn alle "Abartigkeiten" mal in den Ausbildungen von Lehrern und Erziehern behandelt werden würden. Mit Fachdozenten als Unterrichtsfach. Nein, es gibt nicht mal mehr ein psychologisches Grundangebot - nichts. Gestrichen.

[janina75]

Es gibt auch hochbegabte Kinder, die ADHS haben. Vielleicht solltest du deinen Sohn mal darauf untersuchen lassen. Auf jeden Fall solltest du dann bei einem Spezialisten für sowas vorbei schauen (familienwelt24.de) . Man sollte alles in Erwägung ziehen.

[heinerprahm]

+++ ADHS lässt innere Uhr schneller ticken +++
Veränderte Zeitwahrnehmung in Experimenten nachgewiesen

http://www.pressetext.com/news/20120822013

... wer nachdenken kann, wird sicher verstehen, warum gerade für Menschen mit einer veränderten Zeitwahrnehmung festgelegte Unterrichtszeiten mehr als höchst problematisch sind und egal ob HB oder ADHS es betrifft beide, wenn auch aus anderen Gründen, was auch der Grund ist, warum beides leider sehr oft völlig falsch diagnostiziert wird!

Liebe Grüße
Heiner

[Fredericke]

Hallo mammia007,

wie läuft es denn jetzt so bei euch? Hat sich die Situation etwas verbessert?

Lg fredericke

[Rosi]

Hallo !
Wie sieht es denn mit Springen in der Schule aus? Auch wenn er im Moment eher weniger Leistung erbringt, müsste er doch, wenn er gefordert wird, den Stoff schnell aufgeholt haben.
Viele Grüße
Rosi