Kluge Kinder Forum

Hallo, liebe Forumnutzer und Eltern!

Mein Sohn ist 8 und geht in die dritte Klasse. In der Schule gibt es seit dem ersten Schultag Probleme. Er wollte nicht hingehen. Alles sei zu schwierig, meinte er. Wobei im Kindergarten zuvor die Erzieherinnen erzählt haben, dass das Kind bei der Vorschule sich langweilt und erst da "einsteigt" wo die anderen Kinder nicht mehr mithalten können. Wir haben uns alle durch das erste Schuljahr gequält. Ein Test gab zwar Gewissheit, nahm aber nicht die Schwierigkeiten weg. Die ersten beiden Jahre war mein Sohn in der GTB. Also Betreuung nach der Schule. Es war Horror. Er kam nach Hause gestresst, aggressiv und total müde. Dieses Jahr gab ich nach ewigem Quengeln nach und meldete ihn ab. Jetzt kommt die eigentliche Schwierigkeit. Ab Mittag ist er zu Haus und weiss nicht wohin mit sich. Ich bin selbständig und habe gewisse Verpflichtungen. Alle meine Angebote kommen bei meinem Sohn einfach nicht an. GTB blöd, alle Kurse, alle Förderkurse langweilig. Zwei Jahre habe ich ihn zum Verein geschleppt. Schon fast mit Gewalt. Er will einfach nichts. Sind draussen Kinder, will er nicht mitspielen. Alles findet er langweilig. Wir haben schon Folgendes ausprobiert: Schwimmen, Turnen, Schach, Bastelkurse, Kindernachmittage, Tennis, Forscherlabor für Hochbegabte. Es scheint ihn nichts zu interessieren, ausser Internet und PC. Wobei auch da alles zu schnell langweilig wird. Haben wir zusammen, auf Wunsch des Kindes, Aktienkurse kennengelernt und alles verstanden, muss sofort etwas Neues noch Komplizierteres her. Ich stosse an meine Grenzen. Wir finden einfach nichts, das unseren Sohn interessiert. Ich lese den Kindern (8 und 5) vor, wir gehen in die Bibliothek, backen zusammen und machen sonst viel gemiensam. Manchmal möchte ich aber, dass mein Kind etwas alleine macht. Er ist ja keine 3 mehr. Und eben das geht gar nicht. Mein Mann schickt ihn manchmal einfach rauss. Mit Tränen oder ohne. Das ist aber kein Ausweg. Er hat keine dauerhaften Freunde. Diese wechseln oder verschwinden. Ich weiss nicht weiter. Ich kann und will nicht ständig für Unterhaltung sorgen. Ich habe schließlich noch ein anderes Kind und Arbeit und Haushalt und auch begrenzte Kräfte. Kennt jemand die Problematik? Was kann man da tun?

LG
Tanja

Sprichst du von meinen Kindern?
Hier ist es das gleiche und ich weiß mir auch keinen Rat mehr. Bin auch nur noch damit beschäftigt den Kindern neue Sachen beizubringen, anzuschleppen und sie zu fordern und fördern.
Nach draußen gehen sie auch nur sehr widerwillig und das einzige wozu sie sich jetzt entschlossen haben ist Karate (Kampfsport wollten sie schon seit ein paar Jahren gern machen und endlich hat sich die Gelegenheit ergeben).
Freunde suchen sie sich auch nicht bzw. ne Weile ist einer interessant, dann wieder vergessen, so richtige Freundschaften wollten sie nie oder konnten sie nie knüpfen.

Doch klar spielen sie auch mal miteinander, aber die Dreierkonstelation ist oft einfach schwierig und führt meist nach einiger Zeit zum Streit. Außerdem sind sie gerade am Nachmittag nach der Schule einfach so unleidig, dass sie garkeine Lust dazu haben. Sie kommen eigentlich immer sofort nach den Hausaufgaben zu mir und wollen entweder mit mir Spiele machen oder von mir irgendeine Beschäftigung die sie fordert.
Wir hatten auch lange ein Kindermädchen, aber spätestens mit Schuleintritt hatten sie keine Lust mehr mit ihr zu spielen, weil sie nur Babyspiele macht Es war auch kaum möglich dem Kindermädchen klar zu machen, dass sie den Kindern mehr Herausforderungen bieten muss und sich nicht auf die Altersangaben bei Spielen oder Büchern verunsichern lassen soll. Jedenfalls ist dann trotz Kindermädchen das meiste an mir hängen geblieben, weil sie es nicht geschafft hat, die Kinder entsprechend ihrer Wünsche zu beschäftigen. Naja und da es eh schon schwer ist, jemanden zu finden, der sich 3 oder 4 Kinder zutraut und dann auch noch entsprechend mit den Ansprüchen der Kinder umgehen kann, kannst du dir ja vorstellen, wie unmöglich das für uns ist, jemanden geeigneten zu finden.

Ich denke es ist von Kind zu Kind total verschieden ob und wie lange "sich alleine beschäftigen" möglich ist. Mein knapp 4jähriger "Grosser" kann es jedenfalls viel schlechter als mein erst 17 Monate alter "Kleiner". Da er sich sehr gerne Bilderbücher vorlesen lässt habe ich jetzt einige Bücher auf ganz altmodische Musikkassetten gelesen und da kann er sich durchaus mal eine ganze Stunde so eine Kassette anhören. Ansonsten schafft er es schon hin und wieder mal, Lego oder Duplo zu spielen oder seine Holzeisenbahn aufzubauen, aber davon, dass er sich "allein" beschäftigt wenn ich mal meine Ruhe haben will, sind wir meilenweit entfernt.

Kleinsohn spielt dagegen stundenlang mit Kugelbahn oder Motorikschleife.

Rat habe ich keinen, aber ich kann mir nicht vorstellen, auf Dauer ständig auf Abruf Spielpartner bzw. Animateur meiner Kinder zu sein. Ich denke ich würde in der Situation eine klare Zeit festlegen, die ich meinem Kind bewusst widme (z.B. täglich von 16h bis 17h30h) genauso wie eine klare Zeit die ich nur für mich brauche (von 18h bis 19h). Alles, was davor, danach oder dazwischen passiert ist verhandelbar. Und in das, was mein Kind in der Zeit, die ich für mich beanspruche, tut, mische ich mich nur dann ein, wenn es gefährlich oder verboten ist. Ob es liest, fernsieht oder Löcher in die Luft starrt ist dann wirklich seine Sache.

Das ist aber - wie gesagt - bisher nur eine Theorie, weil meine beiden ohnehin noch zu klein sind um sie eine Stunde alleine zu lassen. Ich denke aber, dass alle Familienmitglieder mit klaren Regeln besser klarkommen als mit täglichem ringen darum, wie das Kind seine Freizeit verbringt.

Meine dreijährige Tochter kommt gerade in eine ähnliche Phase. Früher mochte sie allein spielen, seitdem sie aber im Kindergarten ist hat sich das geändert. Sie möchte keine 2 Minuten allein bleiben..

Meine Grosse konnte sich als sie klein war auch nie richtig alleine beschäftigen. Sie wollte immer was gezeigt haben und immer musste jemand in der Nähe sein. Sie spielt auch nicht richtig. Es wird alles schnell langweilig. Sie hat nie mit Spielzeugggespielt, ihre kleine Schwester hingegen stundenlang. Jetzt will sie meist Fernseh oder Lerncomputer oder Wissensspiele und Bücher. Bücher vorlesen stundenlang. Seitdem klar ist nur nach dem Abendessen gibt es Kiga beschäftigt sie sich mit Puzzeln, malen usw. Bis endlich jakari, pur und Logo geschaut werden kann.

Koschka hat geschrieben:ja, das ist sicherlich von Kind zu Kind unterschiedlich, aber nicht nur begabungsabhängig. Bei meinen Kindern kann das Kind mit der geringsten Frustrationstoleranz und dem höchsten Perfektionismusgrad sich am wenigsten alleine beschäftigen. Ich habe Jahre gebraucht, um zu verstehen, dass ihn permanent zu beschäftigen keine Lösung ist.

Unser Sohn hat auch eine extrem niedrige Furstationsgrenze und auch einen sehr hohen Perfektionismus... Ebenso kann er sich quasi nicht alleine beschäftigen.
Kann sich dein Kind nun alleine beschäftigen? Und wenn ja, wie habt ihr das geschafft? Bin echt über jeden Tipp froh

Genauso war es bei uns auch Koschka. Die große hat immer viel Spielsachen gehabt und mit keinem davon richtig gespielt. Vielleicht hätte sie nur eins haben müssen.

Das denke ich auch. Weniger Spielsachen aber dafür Dinge, die Raum lassen für unterschiedliche Verwendungsmöglichkeiten. Häufig sind es die einfachsten Dinge, wie z.B. Murmeln, Holzklötze, Tücher zum Verkleiden oder Höhlenbauen, Holzböcke ebenfalls zum Höhlenbauen oder zum Bauen von tollen Reitpferden, Kasperletheatern, Kaufläden usw., Bretter zum Balancieren, Papier, Stifte,Schere zum Basteln etc., die die Kinder zum intensiven Spielen anregen. Oft habe ich bemerkt, dass zu festgelegtes Spielzeug zwar kurzfristig toll ist, aber dann schnell seinen Reiz verliert und nicht mehr angeschaut wird. Dann wundert man sich, warum das Zimmer voll ist mit Spielsachen und sich das Kind trotzdem langweilt.

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