Frusttoleranz

Mein Kluges Kind macht was es will
orangenminze
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Re: Frusttoleranz

Beitrag von orangenminze »

Hallo Koschka,

ja wahrscheinlich, wenn Du den Zwillingsvergleich hernimmst... wobei ich schon denke, dass Frustrationstoleranz etwas ist, das zumindest ein Stück weit erlernbar ist und Teil des Entwicklungsprozesses ist, das Kinder sich zumindest im Rahmen ihrer Möglichkeiten eine Frustrationstoleranz aneignen können. Und bei unserem älteren Sohn passiert das auch, nicht rasant aber in Schritten. Hat es beispielsweise vor einem Jahr noch gar nicht geklappt mit Legosteinen zu bauen, funktioniert es mittlerweile vieeel besser. Also mal auszuprobieren, zu merken, es geht nicht und es dann einfach mal erneut zu probieren. Genau so ist es beim Klavierspielen: das interessiert ihn sehr und da macht es zum Beispiel auch nichts, wenn es nicht gleich beim ersten Mal klappt, da wird auch probiert und probiert, bis es geht oder es wird auf den nächsten Tag verschoben.
lg orangenminze
Edainwen
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Re: Frusttoleranz

Beitrag von Edainwen »

orangenminze hat geschrieben: Tja, manchmal denke ich, vielleicht ist unser Großsohn natürlich von seinem Charakter her so, aber vielleicht ist er auch ein wenig so, weil er eben unser erstes Kind war und wir nicht von Anfang an klar umgegangen sind mit kleineren Frusterlebnissen, sondern ihm sehr schnell Dinge abgenommen haben. Unser zweites Kind hat viel eher mal zu hören bekommen, ja, ich bin gleich bei Dir, ich muss nur noch ... helfen. Das führt vielleicht dazu, dass die zweiten, dritten schneller lernen, mit kleinen Frusterlebnissen umzugehen und lernen dadurch für die größeren Vorhaben schon mal etwas, was die Erstgeborenen eben dann erst lernen müssen.
Lg Orangenminze
Ich würde aber eher auf Charakter tippen: unsere Große ist deutlich frustrationstoleranter als der Kleine, da stimmt deine untere Theorie also nicht ;)
orangenminze
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Re: Frusttoleranz

Beitrag von orangenminze »

ja, ich sehe ein, es ist wahrscheinlich eher der Charakter :fahne: auch wenn ich trotzdem glaube, dass es möglich ist, gemeinsam Frustrationstoleranz zu üben. Damit will ich nicht sagen, dass es mir besonders gut mit unseren Kindern gelingt, aber das ist die Hoffnung die ich habe ;) das macht es (für mich) wesentlich einfacher mit den vielen Kreisch- , Quietsch- und Fluchgeräuschen (ein bisschen) gelassener umzugehen. Wenn ich mir ausmale, das bleibt von der Geräuschkulisse her jetzt so bis sie mit 18, 19 irgendwann mal ausziehen.... wenn wenigstens das Kreischen und Quietschen weniger werden würde...
lg orangenminze
Edainwen
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Re: Frusttoleranz

Beitrag von Edainwen »

orangenminze hat geschrieben:auch wenn ich trotzdem glaube, dass es möglich ist, gemeinsam Frustrationstoleranz zu üben. Damit will ich nicht sagen, dass es mir besonders gut mit unseren Kindern gelingt, aber das ist die Hoffnung die ich habe ;) das macht es (für mich) wesentlich einfacher mit den vielen Kreisch- , Quietsch- und Fluchgeräuschen (ein bisschen) gelassener umzugehen.
Ja, die Hoffnung stirbt ja bekanntermaßen zuletzt und ich hoffe fleissig mit Dir ;)
alibaba

Re: Frusttoleranz

Beitrag von alibaba »

Ob es am Charakter liegt? Hmmmmm :gruebel:

Vielleicht ist es ja in der Tat evolutionsbedingt und nicht wirklich steuerbar? Für mich stellt sich da die Frage, warum Männer in der Regel aufbrausender sind als Frauen? Frauen bzw. Mädchen sind bereits ab Geburt aufmerksamer, kooperationswilliger und angepasster als Buben. Mädels akzeptieren schneller und kommen damit auch eher weiter.

Frustriert sind meine Beiden gleich oft. Nur gehen sie eben damit anders um. Meine Tochter macht weiter (nachdem der Frust weg ist), mein Sohn hört auf. Bei Beiden wirkt aber die Zeit, die vergeht, im Laufe ihres Lebens. Also der klassische Frust aus den Kindertagen verändert sich, auch das Verhalten. Trotzdem kann meine Tochter anders damit umgehen (nach wie vor) als mein Sohn. Da ich beide im gleichen Maße anhalte dran zu bleiben, muss es eine andere Ursache haben.

ich sehe durchaus männliche und weibliche Unterschiede. Hinzu kommt dann natürlich die Veranlagung, was einem die Gene so mitgeben - hier spielt sicherlich auch der dann angeborene Charakter eine Rolle und das Alter. Etwas auszuhalten erlernt man erst im Laufe seines Lebens. Da sind wir als Eltern auch gefragt. Ich bin überzeugt davon, das mein Sohn mir kein Spielbrett mehr hinterher wirft. :mrgreen: Nicht, das er nicht mehr frustriert wäre, aber er weiß jetzt viel besser die allgemeinen Verhaltensregeln bei Frust, die, die eben gesellschaftlich akzeptiert sind. :schwitz:

VG
Rabaukenmama
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Re: Frusttoleranz

Beitrag von Rabaukenmama »

alibaba hat geschrieben:Für mich stellt sich da die Frage, warum Männer in der Regel aufbrausender sind als Frauen? Frauen bzw. Mädchen sind bereits ab Geburt aufmerksamer, kooperationswilliger und angepasster als Buben. Mädels akzeptieren schneller und kommen damit auch eher weiter
Dafür habe ich bisher immer das Testosteron im Verdacht gehabt. Bei Mädchen bzw. Frauen wird es ja auch ausgeschüttet, aber in viel kleineren Mengen. Es gibt auch andere Hormone mit ähnlicher Wirkung, aber auch die kommen bei Männern bzw. Buben häufiger vor.

Den Rest erklären genetische Unterschiede sowie gemachte Erfahrungen (auch im Rahmen der Erziehung).Ich bemerke immer wieder dass Mädchen IM DURCHSCHNITT kooperativer und Frust toleranter sind.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
lissi74
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Re: Frusttoleranz

Beitrag von lissi74 »

Rabaukenmama hat geschrieben:Dafür habe ich bisher immer das Testosteron im Verdacht gehabt. Bei Mädchen bzw. Frauen wird es ja auch ausgeschüttet, aber in viel kleineren Mengen. Es gibt auch andere Hormone mit ähnlicher Wirkung, aber auch die kommen bei Männern bzw. Buben häufiger vor.

Den Rest erklären genetische Unterschiede sowie gemachte Erfahrungen (auch im Rahmen der Erziehung).Ich bemerke immer wieder dass Mädchen IM DURCHSCHNITT kooperativer und Frust toleranter sind.
Hallo Rabaukenmama,
ich bin auch deiner Ansicht.
Vor einiger Zeit gab es eine Reportage über die Unterschiede zwischen Männern und Frauen bzw. Jungs und Mädchen. Es war sehr interessant. Dort wurde auch eine Studie erwähnt, die sich mit autistischen Kindern beschäftigt. Dabei fand man heraus, dass die Sozialkompetenz mit der Konzentration von Testosteron im Mutterleib einhergeht. Also je höher Testosteron im Mutterleib, desto geringer die Sozialkompetenz. Allerdings war dann auch das systemeatische Denken sehr hoch. Bei Asperger Autisten war die Konzentration extem hoch... tiefer wurde auf die Studie nicht eingegangen, aber im Zusammenhang wurde eben auch darauf hingewiesen, dass dies der Grund sein könnte weswegen bei Jungs im allgemeinen weniger Sozialkompetenz und höheres systematsiches Denken vorhanden ist.
Ich sehe es auch bei den Freundinnen im gleichen Alter meines Sohnes, die wesentlich weiter sind als er. Und auch wenn ich meine kleine Tochter sehe, dann weiß ich, dass sie es wesentlich einfacher haben wird als mein Sohn. Mein Sohn kann sich noch heute über eine missglückte Zeichnung furchtbar aufregen. Meine Tochter regt sich auch auf, aber sie nimmt vieles auch einfach hin oder übergeht Sachen einfach...

LG
Rabaukenmama
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Re: Frusttoleranz

Beitrag von Rabaukenmama »

lissi74 hat geschrieben: Ich sehe es auch bei den Freundinnen im gleichen Alter meines Sohnes, die wesentlich weiter sind als er. Und auch wenn ich meine kleine Tochter sehe, dann weiß ich, dass sie es wesentlich einfacher haben wird als mein Sohn. Mein Sohn kann sich noch heute über eine missglückte Zeichnung furchtbar aufregen. Meine Tochter regt sich auch auf, aber sie nimmt vieles auch einfach hin oder übergeht Sachen einfach...
Ich habe ja zwei Söhne und witzigerweise drängt sich mir immer mehr der Eindruck auf, dass mein älterer Sohn (komplett gesund und vermutlich HB) durch seine Wesensart (wozu z.Z. auch geringe Frusttoleranz zählt) in Leben und Schule mehr Schwierigkeiten anziehen wird als der gehörlose kleine Bruder, der zwar phasenweise schreckliche Wutanfälle hat, im Normalzustand aber wesentlich frusttoleranter, geduldiger und sozialer ist.

Bin schon gespannt ob sich meine Vermutung in der Schule bestätigen wird. Denn dafür, dass er eine sehr geringe Frusttoleranz hat, ist mein Großer nicht gerade ein leises, zurückhaltendes Kind sondern fordert andere (auch ältere Kinder) immer wieder heraus, um dann wegen der kleinsten Kleinigkeit Sekunden später in lautes kreischen oder wimmern auszubrechen :? .

Aber ich bin sicher dass auch mein Großer lernfähig sein wird was Frusttoleranz betrifft. Bei der ganzen kognitiven Dingen tut er sich ja sehr leicht, und während andere Kinder sich damit rumplagen wird er halt seine Kraft brauchen um langsam aber sicher mehr Resilienz aufzubauen ;) .
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Karen
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Re: Frusttoleranz

Beitrag von Karen »

Unterschiede: jugen/ mädchen: gemäss Remo Largo und seine zwei langzeitstudien sind unterschiede innerhalb einer Gruppe (mädchen oder jungen) höher als zwischen beiden gruppen. Es gibt aber statistisch relevante unterschiede zwischen beiden gruppen. Für mich bedeutet das geschlecht eine rolle spielt, diese rolle ist aber weniger wichtig als die rolle das Persönlichkeit spielt. Erziehung hat meiner meinung weniger einfluss, was wir aber nicht vergessen sollen sind vorbilder und wie erwachsenen in umgebung (nicht nur eltern, auch kiga personal, verkäuferin usw) mit frust umgehen können.
lissi74
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Re: Frusttoleranz

Beitrag von lissi74 »

Karen hat geschrieben: Erziehung hat meiner meinung weniger einfluss, was wir aber nicht vergessen sollen sind vorbilder und wie erwachsenen in umgebung (nicht nur eltern, auch kiga personal, verkäuferin usw) mit frust umgehen können.
Hier mal die Theorie meines Mannes nach einem Wochenende mit seinen Freunden (durchwegs sehr liebe und brave Mädchen:
Eltern mit eher schwierigen Kindern behaupten, dass Erziehung relativ wenig Einfluss hat und es am Charakter der Kinder liegt.
Eltern mit sehr einfachen Kindern behaupten, dass die Erziehung der Grund für das Verhalten der Kinder ist.

Soweit von mir schon mit diversen Freundinnen und Bekannten geprüft, das verhält sich tatsächlich so. Umgekehrt bekommt man von Eltern mit sehr braven Kindern auch die vorwurfsvollsten Blicke wenn sich das eigene Kind nicht so gut verhält und natürlich die wertvollsten Tipps :mrgreen: . Wir gehören übrigens zur der erst erwähnten Gruppe... unsere Kinder sind eher nicht die ruhige Variante ;) .

Gruß
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