alibaba hat geschrieben:Ich finde das suspekt, wenn man Jemanden sagt, was er lesen darf und was eben nicht. Ich durfte immer alles lesen und so handhabe ich es auch mit meinen Kindern. Ich vertraue da voll auf das Kind und seine Kompetenzen. Entweder es liest es oder es legt es halt weg, weil es das selber und nicht von Dritten bestimmend, einfach zu „aufregend“ findet.
Was ich „aufregend“ finde und was was nicht ist nicht identisch mit dem, was meine Kinder empfinden. Es ist mir total fremd, meinem Kind nicht den Lesewunsch zu erfüllen den es geäußert hat und stattdessen etwas anderes vorlege.
Ich bin früher als Kind und auch durch meine Kinder bedingt in vielen Bibliotheken gewesen. Noch nie hat einer die Buchauswahl kommentiert. Hier darf alles ausgeliehen werden was das Herz begehrt. Es gibt weder nach unten noch nach oben Altersgrenzen.
Mein Großer las mit 7 Jahren ganz locker Harry Potter - alle Bände. Gruselig fand er das gar nichts. Danach schaute er die Filme. Was hab ich schon gelesen, welch Rabenmutter man sei, wenn man das ein Kind ansehen ließe.
Ich glaub, man muss den Kindern einfach mehr zutrauen. Meine legen Literatur weg, die sie doof finden oder eben zu gruselig oder zu aufregend oder, oder, oder. Die haben doch selber einen Mund zum kommunizieren.
Zu Weihnachten bekam das Großkind 3 Bücher von uns und eine komplette Serie von Bekannten. Kinderbücher oder Bücher für Teenager sind das schon lange nicht mehr. Ein Genre wird bevorzugt, aber grundsätzlich gilt, dass es spannend ist. Und was spannend ist entscheidet er für sich selbst.
...ein Kind, was generell schon zu Ängstlichkeit neigt, sich viele Gedanken macht, kleinste Details ewig erinnert, eine sehr lebhafte Phantasie hat, mit 11 nicht allein in den (Wohn!)Keller geht, es sei dann jemand hält im Treppenhaus Wache; ein Kind was ab Dämmerungslicht nicht mehr zur Mülltonne raus geht, nur schwer allein schlafen kann, das mich erst kürzlich naiv fragte, ob es eigentlich auch in Deutschland Massenmörder gäbe oder nur in Amerika und dem bei einem psychologischen Test eine Tendenz zu Angststörung und Depression attestiert wurde, kaufe ich bestimmt kein Buch, in dem es um reale (!) und tw ungeklärte Kriminalfälle sowie die psychologischen Hintergründe geht.
(Lies mal die Buchbeschreibung! Ich kann mir nicht vorstellen, dass du das IRGENDEINEM Kind zum 11. Geburtstag gekauft hättest! Und wie gesagt - dieses Kind ist generell eher ängstlich.)
An dem Punkt ist es meine Aufgabe, das Kind zu beschützen, das geht in dem Fall vor Selbstbestimmung.
Sie wäre sicher fasziniert von dem Buch und würde es sicherlich lesen, aber verkraften würde sie es nicht.
Und sowas kann einen dann ein Leben lang begleiten.
Nee du, es gibt bestimmte Punkte, da muss ich als Mutter eingreifen bzw darf solche Wünsche nicht erfüllen.
Zugetraut hab ich meinem Kind an sich schon immer viel. Ich denke mitunter sogar zu viel.
Irgendwann vor Jahren (!) mal hatte ich ihr mal sehr oberflächlich von dem Fall erzählt, wo Jungs aus einem Ferienlager entführt und missbraucht wurden, weil ich eine Sendung dazu gesehen hatte und sie mich danach fragte. Sie erinnert bis heute jedes Wort, was ich ihr dazu erzählt habe. (Was ich selbst längst vergessen habe)
Das hat dazu geführt, dass sie nicht mit zur Klassenfahrt wollte und nie im Leben in ein Ferienlager möchte.
Oder das verschwundene 5jährige Mädchen (Inga), was bei einem Familienwochenende beim Holzsammeln im Wald spurlos verschwand - das ist doch auch schon Jahre her. Sie fragt mich immer noch regelmäßig danach, ob es da was Neues gibt. (so ist sie überhaupt erst auf den Youtuber und das Buch gekommen, weil sie selbst danach recherchiert hat...)
Oder die eine Berlinerin, die letzten Sommer verschwand. Da macht sie sich auch immernoch Gedanken drum...
Es wäre grob fahrlässig ausgerechnet DIESEM Kind DIESES Buch zu schenken...