Kluge Kinder und "Problemkinder"

Mein Kluges Kind macht was es will
Katze_keine_Ahnung
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Re: Kluge Kinder und "Problemkinder"

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

Ein Kind, das weder psychische noch physische Gewalt erlebt hat, weiß vielleicht nicht was geheuer und ungeheuer in der Beziehung ist. Man kann schon eine positive Wahrnehmung der Situation entwickeln, indem man bewusst dem Kind im Not hilft. Nur kann es einem Kind mit 6 Jahren nicht wirklich klar sein, wohin das führen kann. SIe wissen zum Glück noch nicht, dass die beziehungsunfähigen Kinder sie jede Zeit ohne Skrupel für eine Kleinigkeit opfern. Das mag von außen grausam klingen, aber ich habe es tatsächlich erlebt, und ich werde nie wieder ein mir nah stehendes Kind, egal meines oder sonst wie verbunden, motivieren mit einem in dieser Sicht problematischen Kind eine Beziehung einzugehen. Bevor man selbst erlebt hat, kann man ans Gute in jedem Menschen und erst recht in jedem Kinde glaben. Aber dem ist definitv nicht so. Es gibt Naturen, die schon in sehr jungen Jahren sich auf den asozialen Weg begeben. Das ist dann mehr als nur impulsives Schlagen, häufige Wutanfälle oder extreme Ichbezogenhei eines autistischen Kindes. Es ist Schadensfreude, der Wunsch sich auf Kosten der anderen hervozuheben, die Lügen und Intrigen, und auf der anderen Seite dann die vollkommene und ungespielte Ahnungslosigkeit: "Ich hab doch heute keinem Weh getan, warum spielt denn mit mir jetzt keiner?!" Damit sollen sich Profis beschäftigen, nicht fremde Kinder und nicht deren Eltern. Die Profis können erst dann anfangen, wenn die Eltern des Problemkindes sie aufsuchen.

PS. Damit es nicht so theoretisch trocken ist: das Ex-Freund von meinem Kind hat im Winter seinen Handschuh miiten aufs dünne Eis auf unserem Gartenteich geworfen. Mein Kind. er ist ja ein freundlicher und hilfsbereiter Gastgeber, begab sich unter aufmerksamen Augen seines Freundes aufs dünne Eis und ist ins Eiswasser eingebrochen. Reaktion des Freundes als ich mein Kind aus dem Wasser zog? Unbeteiligtes Beobachten. Das war das erste mal, als es bei mir geklingelt hat, dass die Situaion nicht stimmt. Wieter ging es nur noch schlimmer.
koala27
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Re: Kluge Kinder und "Problemkinder"

Beitrag von koala27 »

Unsere Große hatte sich in der GS auch mit einem Mädchen angefreundet, was eher schüchtern und zurückhaltend war und Probleme hatte Freunde zu finden.
Eigentlich war die Beziehung zwischen den beiden ansonsten ganz gut-- änderte sich aber in der 3 Klasse, wo sich ein anders Mädel dazwischen drängte und unsere Große im Endeffekt dann von beiden Mädels gemobbt wurde. Danach wurde zwar "oberflächlich" der Frieden wieder hergestellt-- aber die Große hat die Beziehung nie wieder erneuert, weil sie zu sehr verletzt war. Danach hat die Große sich um ein anderes Mädel gekümmert ( Migrationskind/Fluchterfahrung etc.) aber auch da war der Wurm dann drin, als klar wurde, dass die Große ein anderes Gym besuchen wird als dieses Mädel..die Große war dann abgemeldet, obwohl sie ja nichts getan hatte. Sie hat das schwer verkraftet, sich trotzdem noch bemüht- wurde aber eher als Lückenbüßer benutzt.
Wir haben die Große in ihrer Entscheidung für das andere Gym stark bestärkt- wir haben ihr immer gesagt, sie muss dahin gehen wo sie sich wohl fühlt und das sie neue Freunde finden wird- sie sollte nicht nach Freundschaften entscheiden ( haben ganz viele andere Kids gemacht...)---außerdem haben wir ihr klar gemacht, dass dieses Mädel eben auch nicht lange auf dem Gym bleiben wird und sie dann auch ohne Freundin da steht.
Glücklicherweise hat sie sich dadurch bestärken lassen, ihren Weg zu gehen und ist auf ihrem Gym auch glücklich.

Allerdings wiederholt sich jetzt das Spielchen- ihre beste Freundin steht in der Schule nicht so gut da ( hat schon Nachhilfe in Eng.und Mathe) und unsere Große bemüht sich ohne Ende um das Mädel, damit sie an der Schule bleiben kann...gibt ihr Nachhilfe in Latein per Telefon...
Ich habe da gerade das Gefühl, sie gibt und gibt und gibt und bekommt am Ende ganz wenig zurück.

Allerdings fragt die Große glücklicherweise öfter um Rat und wir bestärken sie darin, dass sie auch unbequeme Wege geht oder auch einfach an sich denkt.
Aktuell hat sie bspw. die Gruppenarbeitsgruppe gewechselt ( obwohl ihre beste Freundin da drin war) weil sie zu 4 waren und da eine Mädel sie ständig angegriffen hat und sie sich das nicht geben wollte.
Sie ist zu zwei Jungs gewechselt-- und ihre beste Freundin war wohl sauer, sagt das aber dann auch nicht ehrlich, aber handelt danach.
Die Große beschäftigt die Situation immer noch- obwohl sie ja jetzt geändert ist macht sie sich immer noch Gedanken darum--die Freundin redet da gar nicht mehr drüber.

Meine Befürchtung ist allerdings auch, dass die beste Freundin nicht unbedingt in der Klasse bleiben wird, weil sie in 3 Hauptfächern ganz gut am rotieren ist---und die Große dann wieder abgemeldet ist und sich die Freundschaft wegen Schulwechsel zerlegen wird- wie in Klasse 4 eben auch.

So von außen betrachtet kann man schon sagen, die Große hat immer irgendwie die Kids als beste Freunde, die dann am Ende für sie nicht die Freunde bleiben, die sich sich erwünscht-- kann Zufall sein--kann auch daran liegen, dass sie Freundschaften ernster nimmt als andere Kids.
Und Neid auf ihre Noten in der Schule spielt sicher auch immer damit rein--auch wenn es nicht gesagt wird, man merkt schon, dass sie öfter Kommentare diesbezüglich bekommt, die wohl offiziell eher lustig sein sollen, die die Große aber auch kränken/ beschäftigen--- wa ssie aber nicht offen zu den anderen sagen mag.

Aber hier erzählt sie das eben schon " Ich habe keine Lust ständig der Googleübersetzer zu sein" ( bspw.) wenn sie immer wegen Vokablen gefragt wird weil die anderen Kids zu faul zum Nachschlagen und lernen sind....

Mehr als sie darin zu bestärken, sich auf jeden Fall abzugrenzen, nicht blindlings mitzulaufen und erst zu überlegen, bevor sie was einfach mitmacht können wir nicht tun. Und solange sie Ratschläge/ Meinungen von uns haben möchte bekommt sie die auch-- auch wenn sie einiges mittlerweile mit sich selber abmacht.
Meine3
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Re: Kluge Kinder und "Problemkinder"

Beitrag von Meine3 »

Katze_keine_Ahnung hat geschrieben:Ein Kind, das weder psychische noch physische Gewalt erlebt hat, weiß vielleicht nicht was geheuer und ungeheuer in der Beziehung ist. Man kann schon eine positive Wahrnehmung der Situation entwickeln, indem man bewusst dem Kind im Not hilft. Nur kann es einem Kind mit 6 Jahren nicht wirklich klar sein, wohin das führen kann. SIe wissen zum Glück noch nicht, dass die beziehungsunfähigen Kinder sie jede Zeit ohne Skrupel für eine Kleinigkeit opfern. Das mag von außen grausam klingen, aber ich habe es tatsächlich erlebt, und ich werde nie wieder ein mir nah stehendes Kind, egal meines oder sonst wie verbunden, motivieren mit einem in dieser Sicht problematischen Kind eine Beziehung einzugehen. Bevor man selbst erlebt hat, kann man ans Gute in jedem Menschen und erst recht in jedem Kinde glaben. Aber dem ist definitv nicht so. Es gibt Naturen, die schon in sehr jungen Jahren sich auf den asozialen Weg begeben. Das ist dann mehr als nur impulsives Schlagen, häufige Wutanfälle oder extreme Ichbezogenhei eines autistischen Kindes. Es ist Schadensfreude, der Wunsch sich auf Kosten der anderen hervozuheben, die Lügen und Intrigen, und auf der anderen Seite dann die vollkommene und ungespielte Ahnungslosigkeit: "Ich hab doch heute keinem Weh getan, warum spielt denn mit mir jetzt keiner?!" Damit sollen sich Profis beschäftigen, nicht fremde Kinder und nicht deren Eltern. Die Profis können erst dann anfangen, wenn die Eltern des Problemkindes sie aufsuchen.

PS. Damit es nicht so theoretisch trocken ist: das Ex-Freund von meinem Kind hat im Winter seinen Handschuh miiten aufs dünne Eis auf unserem Gartenteich geworfen. Mein Kind. er ist ja ein freundlicher und hilfsbereiter Gastgeber, begab sich unter aufmerksamen Augen seines Freundes aufs dünne Eis und ist ins Eiswasser eingebrochen. Reaktion des Freundes als ich mein Kind aus dem Wasser zog? Unbeteiligtes Beobachten. Das war das erste mal, als es bei mir geklingelt hat, dass die Situaion nicht stimmt. Wieter ging es nur noch schlimmer.

ich sehe das genau so. Es gibt leider bösartige Kinder, die das mitbringen,in sich tragen. Leider. Und Kindern ist es natürlich sehr schwer diese von den "gutartigen" sozial schwierigen Kindern zu unterscheiden. Aber da kann man als Mutter schon helfen. Ich würde daher nie grundsätzlich den Kontakt zu einem sozial schwierigen Kind unterbinden, da ich ja selbst ein sozial schwieriges Kind habe :( und weiß, dass Isolation alles nur verschlimmert. Aber ich würde immer GENAU schauen und so ein schwieriges Kind erst einmal zu mir einladen, um es einschätzen zu können, bevor ich bspw. erlaube, dass sich mein Kind mit dem Kind woanders trifft.

Abgesehen davon kann man seine Kinder aber nicht voll umfänglich schützen. Auch nicht vor "bösen" Menschen. Wir sind ab der Schulzeit ja sehr oft außer Reichweite unserer Kinder und bekommen vieles aus ihrem sozialen Alltag nicht mehr mit und das wird ja immer mehr, je älter sie werden.

Daher ist es wohl am wichtigsten die eigenen Kinder so gut wie möglich "zu schulen", damit sie lernen, die Menschen gut einzuschätzen.
Es kann sein, dass nicht alles wahr ist, was ein Mensch dafür hält, denn er kann irren, aber in allem, was er sagt, muss er wahrhaftig sein.
Rabaukenmama
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Re: Kluge Kinder und "Problemkinder"

Beitrag von Rabaukenmama »

Es kommt sehr auf das Alter der Kinder an. Ich selbst war meine ganze Kindheit hindurch ein "Problemkind" und rückblickend könnte man etliches von dem, was ich als Kind gemacht habe, als "bösartig" oder "intigang" hinstellen, was es bei genauerem Hinsehen aber nicht war.

So habe ich z.B. einmal in der 3. oder 4. Grundschulklasse zwei Mitschülerinnen absichtlich in der Klasse eingesperrt. Die Lehrerin hatte mir nach Unterrichtsschluss, als wir schon im Schulhof waren, den Schlüssel gegeben, mit dem Auftrag, das Klassenzimmer zuzusperren. Das wollte ich ohne böse Absichten machen. Aber dann habe ich bemerkt, dass noch 2 Mädchen in der Klasse sind, die ich ohnehin nie leiden konnte, und die sich sehr angeregt unterhalten haben. Ich habe einfach aus einem spontanen Gefühl heraus, und weil ich - rein zufällig - gerade die "Macht" dazu hatte, die Klasse dann zugesperrt. Natürlich hatte ich nicht die Absicht, die beiden Mädchen dort fix drin zu lassen. Hab dann absichtlich rumgetrödelt um den Schlüssel nicht gleich der Lehrerin zurückgeben zu müssen, aber dann ist sie gekommen und hat mich danach gefragt. Ich habe gesagt mir wäre eingefallen dass ich noch was in der Klasse vergessen hätte, bin dann mit dem Schlüssel raufgefiltzt und habe ich Mädchen wieder rausgelassen. Die waren natürlich sauer und haben mir (zu Recht!) unterstellt, sie absichtlich eingesperrt zu haben, was ich natürlich bestritten habe, obwohl es so war.

Über diese Begebenheit habe ich seitdem viel nachgedacht. Heute, rückblickend betrachtet, war es charakterlich sicher verwerflich, aber damals hatte ich irgendwie die Perspektivenübernahme, wie sich die eingesperrten Kinder fühlen mussten, noch nicht drauf. Für mich war es eine Art Scherz, nicht anders, als würde ich einem Kind die Ärmel der Jacke verknoten. Was erlaubt und verboten, erwünscht und verpönt war, "wusste" ich nur durch die Erklärungen der Erwachsenen. Ich konnte mich auch mit 9 oder 10 Jahren noch überhaupt nicht in andere Menschen reinversetzen. Ich bin damals außerdem irgendwie gedanklich davon ausgegangen, dass die eingesperrten Kinder ohnehin WISSEN würden, dass ich sie in ein paar Minuten wieder rauslasse.

Und das, obwohl ich schon im Kindergarten einen ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit gehabt hatte. Meine Mutter hat mir erzählt, dass ich oft traurig war, weil die anderen Kinder ein Mädchen, welches immer wieder eingenässt hat, als "stinkende Ulli" bezeichnet haben, und ich das so gemein gefunden habe.

Mein älterer Sohn hat ähnliche Probleme mit der Perspektivenübernahme wie ich sie hatte. Er glaubt zu scherzen, auch wenn er Dinge sagt, die niemand lustig findet. Er ärgert sich spontan wenn wer in seine Richtung lacht, weil er grundsätzlich davon ausgeht, ausgelacht zu werden. Und wenn er dann wütend reagiert und die anderen Kinder das nicht verstehen fühlt er sich erst recht provoziert. Für jemanden, der die Hintergründe nicht kennt, kommt mein Sohn daher aggressiv und gewaltbereit rüber, obwohl er das gar nicht ist.

Vor 1-2 Jahren hatte mein Sohn die Angewohnheit, andere (Kinder) anzuknurren, wenn er sich provoziert gefühlt hat, und Drohgebärden in der Luft zu machen. Da mein Sohn für sein Alter eher klein ist und damals außerdem noch einige auffällige Zahnlücken hatte, sah er dabei wirklich komisch aus, was die anderen Kinder zum lachen gebracht und ihn noch verzweifelter gemacht hat. Wirklich zugeschlagen hat er sehr selten und nie stark.

Es gab in den letzten Jahren einen einzigen Vorfall, wo er einen Mitschüler (nach vorangegangener, so empfundener Provokation) absichtlich in die Eier getreten hat. Und das hat meinem Sohn sofort nachher wirklich sehr leid getan. Er hat sich sofort entschuldigt und auch in den nächsten Wochen immer wieder, von sich aus, und er hat auch zu Hause oft darüber gesprochen, wie leid ihm das tut. Das war absolut ehrlich und hat mich daran erinnert, wie ich einmal als Kind ein anderes Kind gebissen hatte, weil mich ein ganz anderer Bub mich vorher extrem provoziert hat. Das war in einem Zug, wo wir auf Ferienlager fuhren. Ich bin dem Kind, welches mich provoziert hat, stinkwütend durch den Zug nachgelaufen...und dann ist mir plötzlich dieser völlig unbeteiligte Bub in den Weg gestolpert, der dann meine Wut in Form eines kräftigen Bisses in den Arm abbekommen hat. Sofort danach hat es mir schon unheimlich leid getan. Ich habe mich entschuldigt, zu weinen begonnen, weil ich gar nicht fassen konnte, wie ich so was gemacht haben konnte, und war echt verzweifelt.

Aus diesen Erfahrungen heraus bin ich sehr vorsichtig damit, andere Kinder als "bösartig" oder "aggressiv" hinzustellen, obwohl mir natürlich bewusst ist, dass es solche Kinder auch gibt. Aber ich denke auch, dass man als Kind auch mit diesen Kindern eigene Erfahrungen sammeln muss. Man muss oft durch schmerzhafte Erfahrungen lernen, sich abzugrenzen. Super, wenn man dabei Eltern hat, die einen unterstützen! Und die Eltern dürfen auch (bis zu einem gewissen Alter) bestimmte, wer das Kind besuchen darf und wen das Kind besucht.

KontaktVERBOT um das eigene Kind zu schützen, halten ich aber nur in wirklich absoluten Ausnahmefällen für sinnvoll. Wenn ein Kind nie in die Situation kommt, von anderen Kindern enttäuscht zu werden, nie selbst erlebt, wie es ist, wenn man wo ausgeschlossen wird, nie belogen, betrogen, hintergangen wird, dann MUSS es diese Erfahrungen als Erwachsener noch viel schmerzlicher nachholen. Daher halte ich es für viel besser, dem eigenen Kind den Rücken zu stärken, wenn es (aus Eltern-Sicht) die "falschen" Freunde hat, und ihm dabei zu helfen, mit den sich daraus ergebenden Enttäuschungen fertig zu werden.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
sinus
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Re: Kluge Kinder und "Problemkinder"

Beitrag von sinus »

Es gibt leider bösartige Kinder, die das mitbringen,in sich tragen. Leider.
Glaubst du das wirklich? Ich nicht.

Vor allem bei Kindern denke ich, dass diese auch oft noch nicht die Fähigkeit haben, sich durch Selbstreflektion und Metakognition von ihren eigenen Handlungen zu "trennen". Ihnen fehlt somit ein wichtiges Werkzeug, um moralisch richtige Entscheidungen zu treffen.
Darum - selbst WENN ein Kind "böse" handelt, sehe ich da noch nichts Böses in der Person als einem Menschen, sondern einfach ein Kind, was noch lernt, Erfahrungen macht, sich gerade entwickelt und dabei maximal auf einem falschen Weg ist.
Das unmittelbare Umfeld hat dann die Möglichkeit und vielleicht auch die Pflicht, dafür zu sorgen, dass sich Kinder nicht auf dem falschen Weg weiterentwickeln und lernen, moralischer zu handeln.
Das absolut minimalste, was ich selbst dazu bei einem Kind, mit dem ich sonst nicht zu tun habe, machen kann, ist, so ein Kind nicht abzuschreiben oder in eine Schublade zu packen, sondern ihm gegenüber wenigstens offen zu begegnen und es nicht abzuschreiben als "böse" oder "verdorben".
Und ich hoffe ja mal inständig, dass Pädagogen etc. das auch so sehen.

Natürlich würde ich als Mutter dafür sorgen, dass ein Kontakt, der meinem Kind schadet, nicht gepflegt wird.
Aber auch nur irgendeinem Kind zu unterstellen, dass es einen angeborenen miesen Charakter hat, dem verweigere ich mich.

Ich vertrete die Meinung, dass es sicher - aus der Perspektive des Kindes gute - Gründe gibt, wenn es sich asozial verhält.
Menschen sind meiner Meinung nach (und die aktuelle Forschung spricht dafür) von Geburt an soziale & mitfühlende Wesen, die ein angeborenes Interesse an positiv gestalteten Beziehungen & Kooperation haben.
Ich glaube nicht, dass Menschen sich ohne schwerwiegende Gründe bewusst gegen diese in uns Menschen angelegte Natur entscheiden.
Bei einem Erwachsenen - mit der Fähigkeit der Metakognition - würde ich erwarten, dass er sich dieser Gründe bewusst werden kann und entsprechend seine Handlungen modifiziert.
Ein Kind hat diese Möglichkeit aber sehr wahrscheinlich noch gar nicht.
Darum würde ich wirklich niemals ein Kind als "böse" abstempeln.

(Übrigens ist das hier jetzt eine eher theoretische Diskussion, meine Tochter hat gar kein Interesse an dem Mädchen und geht ihr wo möglich aus dem Weg.)
Zuletzt geändert von sinus am Di 17. Nov 2020, 15:04, insgesamt 4-mal geändert.
Die Blätter sind bunt
nun bellt der Hund
nun lacht der Mund
Raureif liegt auf dem Gras.
Der Has`
friert um die Nas.

(Herbstgedicht der 6jährigen)
Katze_keine_Ahnung
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Re: Kluge Kinder und "Problemkinder"

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

@sinus

ganz klar gibt es auch im Kindesalter schon psychiatrische Diagnosen. Diesbezüglich bin ich kein Romantiker.
sinus
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Re: Kluge Kinder und "Problemkinder"

Beitrag von sinus »

Katze_keine_Ahnung hat geschrieben:@sinus

ganz klar gibt es auch im Kindesalter schon psychiatrische Diagnosen. Diesbezüglich bin ich kein Romantiker.
Ich beschrieb hier aber keine schwer gestörten Kindern mit Diagnose. Mir sind da noch keine begegnet und das halte ich für eine absolut seltene Ausnahme.
Sicherlich sogar seltener, als Hochbegabung. Ich hab schnell gegooelt - man vermutet 1-2% unter Erwachsenen und da sind evtl noch einige dabei, die nicht von Kindheit an entsprechendes Verhalten gezeigt haben. (Ich weiß allerdings nicht, wie da die Diagnosekriterien sind, ob bspw schon in der Kindheit entsprechendes Verhalten vorgekommen sein muss, um als "echter Soziopath" zu gelten.)
Im übrigen denke ich, dass bspw sogar geborene Soziopathen soziales Handeln lernen können und sogar vorziehen, wenn sie auf günstige Umstände treffen.
Genau darum sehe ich es als wichtig, nicht vorschnell Schubladen aufzumachen, wenn jemand asozial handelt.
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(Herbstgedicht der 6jährigen)
Katze_keine_Ahnung
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Re: Kluge Kinder und "Problemkinder"

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

Asozial kann man aus verschiedenen Gründen handeln, dafür muss man kein Soziopath sein. Nach meiner Information sind es 3-5% der Bevölkerung, was wiederum heißt - mindestens ein Kind in der Parallele einer mehrzügigen Schule. Dies entspricht etwa meiner Lebenserfahrung. Man macht so lange keine Schublade auf, bis das eigene Kind nicht direkt bedroht wird. Fehlendes Gewissen gepaart mit fehlenden Empathie heißt, dass ein Soziopath noch dann schlägt, wenn der andere schon auf dem Boden liegt und ihn mit Augen voller Panik anguckt. Gewissensbisse kommen nie. Es sind immer die anderen Schuld. Den Erziehungspersonen werden die Situation so vorgetragen, dass die anderen die Urheber des Konflikts sind und der Soziopath an sich ja die arme Opfer. Der Charme und die oberflächliche Hilfsbereitschaft solange die Erziehungspersonen zuschauen, tragen dazu bei, dass den Anschuldigungen oft geglaubt wird. Ich bin damit einverstanden, dass man diese Kinder nicht ausschließen darf. Aber es muss dafür Sorge getragen werden, dass sie die Anderen nicht gefährern.
Meine3
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Re: Kluge Kinder und "Problemkinder"

Beitrag von Meine3 »

sinus hat geschrieben:
Es gibt leider bösartige Kinder, die das mitbringen,in sich tragen. Leider.
Glaubst du das wirklich? Ich nicht.

Vor allem bei Kindern denke ich, dass diese auch oft noch nicht die Fähigkeit haben, sich durch Selbstreflektion und Metakognition von ihren eigenen Handlungen zu "trennen". Ihnen fehlt somit ein wichtiges Werkzeug, um moralisch richtige Entscheidungen zu treffen.
Darum - selbst WENN ein Kind "böse" handelt, sehe ich da noch nichts Böses in der Person als einem Menschen, sondern einfach ein Kind, was noch lernt, Erfahrungen macht, sich gerade entwickelt und dabei maximal auf einem falschen Weg ist.
Das unmittelbare Umfeld hat dann die Möglichkeit und vielleicht auch die Pflicht, dafür zu sorgen, dass sich Kinder nicht auf dem falschen Weg weiterentwickeln und lernen, moralischer zu handeln.
Das absolut minimalste, was ich selbst dazu bei einem Kind, mit dem ich sonst nicht zu tun habe, machen kann, ist, so ein Kind nicht abzuschreiben oder in eine Schublade zu packen, sondern ihm gegenüber wenigstens offen zu begegnen und es nicht abzuschreiben als "böse" oder "verdorben".
Und ich hoffe ja mal inständig, dass Pädagogen etc. das auch so sehen.

Natürlich würde ich als Mutter dafür sorgen, dass ein Kontakt, der meinem Kind schadet, nicht gepflegt wird.
Aber auch nur irgendeinem Kind zu unterstellen, dass es einen angeborenen miesen Charakter hat, dem verweigere ich mich.

Ich vertrete die Meinung, dass es sicher - aus der Perspektive des Kindes gute - Gründe gibt, wenn es sich asozial verhält.
Menschen sind meiner Meinung nach (und die aktuelle Forschung spricht dafür) von Geburt an soziale & mitfühlende Wesen, die ein angeborenes Interesse an positiv gestalteten Beziehungen & Kooperation haben.
Ich glaube nicht, dass Menschen sich ohne schwerwiegende Gründe bewusst gegen diese in uns Menschen angelegte Natur entscheiden.
Bei einem Erwachsenen - mit der Fähigkeit der Metakognition - würde ich erwarten, dass er sich dieser Gründe bewusst werden kann und entsprechend seine Handlungen modifiziert.
Ein Kind hat diese Möglichkeit aber sehr wahrscheinlich noch gar nicht.
Darum würde ich wirklich niemals ein Kind als "böse" abstempeln.

(Übrigens ist das hier jetzt eine eher theoretische Diskussion, meine Tochter hat gar kein Interesse an dem Mädchen und geht ihr wo möglich aus dem Weg.)
Nun ich sehe das so ähnlich wie bei der Sensibilität, der Intelligenz, und vielen anderen Bausteinen der mentalen Struktur eines Menschen. Empathie ist für mich wie ein Spektrum. Es gibt extrem empathische Menschen, ZU empathisch sozusagen, sogar welche, bei denen es pathologisch ist (Helfersyndrom und ähnliches) und am anderen Ende des Spektrums stehen die Soziopathen, die völlig empathielos sind. Dazwischen gibt es alle möglichen "mentalen Strukturen" und auch wenn du vielleicht kein Soziopath bist, kann deine mentale Struktur, dein Charakter, Temperament, nenne es wie du willst, dazu führen, dass du eher als andere, empathischere Menschen ein für andere gefährdendes oder verletzendes Verhalten an den Tag legst, weil bei dir die nötigen Features, weniger angelegt sind als bei anderen. Dazu muss man nicht unbedingt ein Soziopath sein. So verhält es sich doch auch mit Menschen, die extrem sensibel sind, hochsensibel, die dadurch vielleicht in manchen Bereichen Verhaltensweisen an den Tag legen, die autistischem Verhalten ähneln, ohne dass sie selbst Autist sind. Und so weiter und so fort. Also ja: ich glaube, es gibt empathischere und unempathischere Menschen und in Kombination mit Frust, Hilflosigkeit, Trauer, Wut, etcpp. kann daraus asoziales Verhalten resultieren, ohne pathologisch in dem Sinne zu sein und auch ohne schwerwiegende Erziehungsfehler oder famliliäre Probleme. Wobei das meist natürlich dazu kommt und somit der Auslöser für den Frust ist. Aber manchmal ist es eben auch schlicht "Langeweile", für ein solches Kind, da dies ja auch Frust erzeugen kann, etwas "anzustellen", was für andere gefährlich oder verletzend ist. Der Begriff "böse" war in Gänsefüßchen, weil ich selbst mit diesem Begriff so meine Probleme habe. Und Bösartigkeit kann aus einer bestimmten mentalen Struktur entstehen, ohne dass es nun für eine Diagnostik "reichen" würde. Vielleicht verstehst du so, was ich damit meine...

Ich habe viel schlimmes erlebt in meiner Kindheit und ich habe Menschen kennen gelernt, die noch viel schlimmeres erlebt haben. Man trifft sich eben irgendwie. Und da war nur eine Person dabei, die ansatzweise "bösartig" wurde dadurch und bei ihr wurde Borderline diagnostiziert, was bekanntermaßen pathologisch ist und ja, durch schlimme Erfahrungen in der Kindheit entstehen kann, aber nicht MUSS und da reicht "Scheidungskind" oder "umher reisende Eltern" nicht aus. Da war VIEL mehr im Argen...

Das bedeutet: ich habe NIE abgestritten, dass durch schwierige familiäre Verhältnisse psychische Störungen entstehen können oder habe behauptet, dass die Bösartigkeit "grundlos" ist. Aber es ist viel vielschichtiger als nur zu sagen: "Scheidungskind"--> sozial schwierig, "wurde verprugelt" --> gewaltbereites Kind. Denn wie gesagt: man kann sich, sofern man mental grundsätzlich "gesund" ist entscheiden WIE man auf schlechte Erfahrungen reagiert, ob mit Angriff oder Flucht. Ich war immer mehr der Fluchttyp, andere gehen in den Angriff über...Und das ist etwas, was nicht pathologisch sein muss, sondern eben rein durch das Temperament etc. bedingt wird.
Es kann sein, dass nicht alles wahr ist, was ein Mensch dafür hält, denn er kann irren, aber in allem, was er sagt, muss er wahrhaftig sein.
sinus
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Re: Kluge Kinder und "Problemkinder"

Beitrag von sinus »

...es ist doch immer wieder verblüffend:
Meine Kleine sitzt (saß) in Religion neben einem Jungen aus einer Parallelklasse. (Hier werden die Kinder aus verschiedene Klassen dafür gemischt, weil sehr viele Ethik machen)
Diesen Banknachbarn findet sie total nett, hat auch immermal von ihm gesprochen (sie sieht ihn ja auch im Hort).
Sie hat sogar mal gesagt: "Ich freue mich total auf den Freitag, weil ich da wieder Religion hab, wo ich neben E. sitzen darf!"
Sie war entsprechend sehr empört, als sie jetzt nicht mehr neben ihm sitze durfte (Coronaregeln).
Jetzt hab ich mich mit einer anderen Mutter, die den Jungen vom Kindergarten her wohl kennt, über diese "Liebe" unterhalten.
Erzählt sie mir: "Ja, das ist ein netter Junge und auch ein ganz schlauer. Der große Bruder ist auf einem Hochbegabteninternat".
Die Große hat ja damals auch innerhalb der allerersten Schultage schon genau den Jungen "gefunden", der jetzt auch mit ihr auf die neue spezielle Schule gewechselt ist.
Dass die sich immer so schnell "riechen"....
Zuletzt geändert von sinus am Do 19. Nov 2020, 10:24, insgesamt 6-mal geändert.
Die Blätter sind bunt
nun bellt der Hund
nun lacht der Mund
Raureif liegt auf dem Gras.
Der Has`
friert um die Nas.

(Herbstgedicht der 6jährigen)
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