Unstrukturiert und schusselig
Unstrukturiert und schusselig
Hallo,
meine Name ist Gaya und ich würde gern wissen, ob es Eltern mit ähnlichen "Problemen" gibt. Bei unserem Sohn (8 Jahre) besteht der Verdacht auf Hochbegabung. Die Vermutung wurde bereits innerhalb der Familie geäußert, im letzten Elterngespräch hat nun auch die Lehrerin diesen Verdacht ausgesprochen. Bis dato war ich mir nicht mal sicher, ob sie unseren Sohn überhaupt für clever hält, weil alle bisherigen Gespräche defizitorientiert waren.
Wir möchten ihn eigentlich auch nicht testen lassen, denn höchstwahrscheinlich würde das Ergebnis, sollte sich der Verdacht bestätigen, nichts ändern.
Er selbst sagt, er kann nun lesen, schreiben und rechnen. Die Schule kann ihm nun nichts mehr beibringen. Er geht nicht gern zur Schule, aber er geht. Ich möchte nicht wissen, wie es in ein paar Jahren aussieht.
Er hat schulisch im Schreiben große Probleme und hasst es auch dieses zu üben. Ansonsten ist er sehr gut in Mathe, hoch empathisch und sehr redegewandt. Er selbst hält sich allerdings für einen "Idioten und Versager", weil er in der Schule öfter Ärger bekommt oder Fehler auch in seinem starken Bereich macht, die höchstwahrscheinlich auf Konzentrationsprobleme schließen lassen. Er kommt zum Beispiel mit Zeitdruck nicht klar und erzählt auch selbst, dass er im Unterricht bspw. oft aus dem Fenster schaut, weil es da draußen interessanter ist.
Aber nun zum eigentlichen "Problem": Er ist zwar sehr klug, von klein auf vernünftig wie ein Erwachsener, aber:
Er kann sich beispielsweise noch immer keine Schleife binden und ist motorisch nicht sehr geschickt. Er ist in allem sehr sehr langsam, sieht nach dem Essen aus wie ein Zweijähriger und bekommt gefühlt keine einzige Routineaufgabe gebacken. Er vergisst und verliert ständig Dinge. Vergisst beispielsweise sich eine Unterhose anzuziehen oder zieht sie über seine Schlafanzughose. Pullover, T-Shirts, Unterhemden oder Unterhosen werden auch selten so getragen, wie sie bestimmt sind. Entweder sie sind auf links gedreht oder vorne ist hinten. Es stört ihn auch nicht. Da wo er war hinterlässt er meist Chaos und soll er dann aufräumen, scheint er total überfordert, weil er nicht weiß wie und wo er anfangen soll. Ich muss dazu sagen, dass sowohl sein Vater als auch ich keine Perfektionisten im Haushalt sind und auch mal was liegen bleibt, aber eine gewisse Grundordnung ist vorhanden.
Nicht falsch verstehen, ich liebe meinen Sohn, er ist das wunderbarste und tollste Kind der Welt und seine verträumte Art ist ja auch irgendwie liebenswert, aber irgendwann muss er ja die normalsten Sachen der Welt gebacken bekommen. Ich weiß aktuell nicht, was ich noch machen kann, außer ihn ständig aufmerksam zu machen, dass er die Hygiene nicht vergisst, seine Sachen richtig anzieht, bei bestimmten Dingen auf die Zeit achtet, möglichst an sein Hausaufgabenheft und seine Postmappe denkt, damit ich weiß wann was ansteht oder mitgebracht werden muss usw...
Ist er einfach nur ein "schusseliger Professor" und wir und er müssen damit leben oder hat noch jemand einen Tipp, weil sein Kind ähnlich ist? Ich möchte doch nur, dass er es nicht mehr so schwer hat oder mehr Probleme bekommt, weil Kinder anfangen zu hänseln.
Liebe Grüße
Gaya
meine Name ist Gaya und ich würde gern wissen, ob es Eltern mit ähnlichen "Problemen" gibt. Bei unserem Sohn (8 Jahre) besteht der Verdacht auf Hochbegabung. Die Vermutung wurde bereits innerhalb der Familie geäußert, im letzten Elterngespräch hat nun auch die Lehrerin diesen Verdacht ausgesprochen. Bis dato war ich mir nicht mal sicher, ob sie unseren Sohn überhaupt für clever hält, weil alle bisherigen Gespräche defizitorientiert waren.
Wir möchten ihn eigentlich auch nicht testen lassen, denn höchstwahrscheinlich würde das Ergebnis, sollte sich der Verdacht bestätigen, nichts ändern.
Er selbst sagt, er kann nun lesen, schreiben und rechnen. Die Schule kann ihm nun nichts mehr beibringen. Er geht nicht gern zur Schule, aber er geht. Ich möchte nicht wissen, wie es in ein paar Jahren aussieht.
Er hat schulisch im Schreiben große Probleme und hasst es auch dieses zu üben. Ansonsten ist er sehr gut in Mathe, hoch empathisch und sehr redegewandt. Er selbst hält sich allerdings für einen "Idioten und Versager", weil er in der Schule öfter Ärger bekommt oder Fehler auch in seinem starken Bereich macht, die höchstwahrscheinlich auf Konzentrationsprobleme schließen lassen. Er kommt zum Beispiel mit Zeitdruck nicht klar und erzählt auch selbst, dass er im Unterricht bspw. oft aus dem Fenster schaut, weil es da draußen interessanter ist.
Aber nun zum eigentlichen "Problem": Er ist zwar sehr klug, von klein auf vernünftig wie ein Erwachsener, aber:
Er kann sich beispielsweise noch immer keine Schleife binden und ist motorisch nicht sehr geschickt. Er ist in allem sehr sehr langsam, sieht nach dem Essen aus wie ein Zweijähriger und bekommt gefühlt keine einzige Routineaufgabe gebacken. Er vergisst und verliert ständig Dinge. Vergisst beispielsweise sich eine Unterhose anzuziehen oder zieht sie über seine Schlafanzughose. Pullover, T-Shirts, Unterhemden oder Unterhosen werden auch selten so getragen, wie sie bestimmt sind. Entweder sie sind auf links gedreht oder vorne ist hinten. Es stört ihn auch nicht. Da wo er war hinterlässt er meist Chaos und soll er dann aufräumen, scheint er total überfordert, weil er nicht weiß wie und wo er anfangen soll. Ich muss dazu sagen, dass sowohl sein Vater als auch ich keine Perfektionisten im Haushalt sind und auch mal was liegen bleibt, aber eine gewisse Grundordnung ist vorhanden.
Nicht falsch verstehen, ich liebe meinen Sohn, er ist das wunderbarste und tollste Kind der Welt und seine verträumte Art ist ja auch irgendwie liebenswert, aber irgendwann muss er ja die normalsten Sachen der Welt gebacken bekommen. Ich weiß aktuell nicht, was ich noch machen kann, außer ihn ständig aufmerksam zu machen, dass er die Hygiene nicht vergisst, seine Sachen richtig anzieht, bei bestimmten Dingen auf die Zeit achtet, möglichst an sein Hausaufgabenheft und seine Postmappe denkt, damit ich weiß wann was ansteht oder mitgebracht werden muss usw...
Ist er einfach nur ein "schusseliger Professor" und wir und er müssen damit leben oder hat noch jemand einen Tipp, weil sein Kind ähnlich ist? Ich möchte doch nur, dass er es nicht mehr so schwer hat oder mehr Probleme bekommt, weil Kinder anfangen zu hänseln.
Liebe Grüße
Gaya
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- Dauergast
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- Registriert: Do 23. Jan 2020, 09:33
Re: Unstrukturiert und schusselig
Hallo Gaya,
es gibt keine "kleinen Professoren", es gibt Kinder die nicht passen und deswegen sich unglücklich fühlen. Daher möchte dein Sohn nicht zur Schule. Mein Kleiner ist schon in der 7. Klasse und der Hass auf Schreiben ist nach wie vor da. Dabei hat das Kind im WISC im Sprachbereich den IQ von 155+.
Der Schulweg ist sehr lang. Sucht euch externe Hilfe. Anziehen und anderes Grundlegendes fallen in den Kompetenzbereich des Ergotherapeuten. Arbeit mit Ängsten, Wut und Folgen der Ablehnung sind die Themen des Psychotherapeuten. Dein Sohn hasst üben aus zweierlei Gründen: erstmal versteht er nicht, dass verstanden haben nicht gleich können heißt, und zweitens ist er nicht kritikfähig genug sein temporäres Scheitern zu akzeptieren. Daher ist der Weg des finalen Scheiterns viel kürzer und einfacher. Dann hält er sich lieber für dumm als noch mal zu probieren.
Defizitorientiertes Handeln führt bei einem Kind, das schon ohnehin mit Selbstzweifeln belastet ist, nicht weit. Ihr braucht nicht so sehr einen IQ Test, sondern viel mehr ein Gesamtbild des Entwicklungsstands. Was sagt euer Kinderarzt zu den von dir beschriebenen Problemen?
es gibt keine "kleinen Professoren", es gibt Kinder die nicht passen und deswegen sich unglücklich fühlen. Daher möchte dein Sohn nicht zur Schule. Mein Kleiner ist schon in der 7. Klasse und der Hass auf Schreiben ist nach wie vor da. Dabei hat das Kind im WISC im Sprachbereich den IQ von 155+.
Der Schulweg ist sehr lang. Sucht euch externe Hilfe. Anziehen und anderes Grundlegendes fallen in den Kompetenzbereich des Ergotherapeuten. Arbeit mit Ängsten, Wut und Folgen der Ablehnung sind die Themen des Psychotherapeuten. Dein Sohn hasst üben aus zweierlei Gründen: erstmal versteht er nicht, dass verstanden haben nicht gleich können heißt, und zweitens ist er nicht kritikfähig genug sein temporäres Scheitern zu akzeptieren. Daher ist der Weg des finalen Scheiterns viel kürzer und einfacher. Dann hält er sich lieber für dumm als noch mal zu probieren.
Defizitorientiertes Handeln führt bei einem Kind, das schon ohnehin mit Selbstzweifeln belastet ist, nicht weit. Ihr braucht nicht so sehr einen IQ Test, sondern viel mehr ein Gesamtbild des Entwicklungsstands. Was sagt euer Kinderarzt zu den von dir beschriebenen Problemen?
Re: Unstrukturiert und schusselig
Hallo Katze,
vielen Dank für die Antwort. Ich schreibe erst so spät, weil wir hier eine digitale Auszeit ausgemacht haben.
Wir warten hier seit Februar 2023 auf einen SPZ-Termin. Wir stehen noch auf der Warteliste. Keine Ahnung, wann es einen Platz gibt. Der Kinderarzt hatte das SPZ empfohlen, weil dort "in verschiedene Richtungen" geschaut wird.
Dein Sohn hasst auch das Schreiben - immernoch?! Das heißt, ich kann mich darauf einstellen, dass es nicht besser wird? Wie motivierst du deinen Sohn trotzdem zu schreiben und weiterhin zur Schule zu gehen? Auch mein Sohn war früh sprachlich voraus und nutzt(e) früher wie auch heute teils altersuntypische Wörter und Sätze. Die Lehrerin selbst sagt, sie liebt es meinem Sohn zuzuhören und sich mit ihm zu unterhalten.
Du sagst, wir bräuchten ein Gesamtbild des Entwicklungsstandes. Können wir denn ein Gesamtbild erhalten und trotzdem einen IQ-Test umgehen? Und wer außer das SPZ kann uns dieses Gesamtbild geben? Ich möchte meinem Sohn sehr gern helfen, möchte aber irgendwie nicht, dass alles an Zahlen festgemacht wird.
Ja, was sagt eigentlich der Kinderarzt. Ergotherapie hatten wir gemacht, aber wir haben nach 2 Verordnungen keine dritte mehr bekommen, weil der Kinderarzt erst ADS ausschließen will, da nach seiner Aussage hier Ergotherapie nicht hilft. Andererseits glaube ich wiederum nicht, dass (nur) ADS das Problem ist. Allerdings haben wir die Ergotherapie auch erst bekommen, nachdem der KJGD bei der Schuluntersuchung festgestellt hat, dass er motorisch hinterher hängt. Vorher hat der Kinderarzt mich für übervorsichtig gehalten und gemeint, mit dem Kind ist alles in Ordnung. So gesehen stehen wir in Warte position. Und ehrlich gesagt fürchte ich mich auch vor einem Diagnose-Marathon. Dann muss der Junge ja erst recht denken, dass er nicht in Ordnung ist. Ach irgendwie weiß ich auch nicht, was der richtige Weg ist.
Wieso hast du deinen Sohn testen lassen und hat das Ergebnis irgendetwas gebracht? Also hat dein Sohn von der HB-Diagnose profitiert? Ich weiß, dass mein Sohn recht clever ist. Ich bin mir nur nicht sicher, ob es gut ist, zu wissen WIE clever er ist. Evtl. entstehen aus diesem Wissen Erwartungen aus dem Umfeld, die alles noch schlimmer machen. Ich meine andersherum, wenn man merkt, dass das Kind eher langsam im Denken ist, testet man doch auch nicht, wie "doof" das Kind nun genau ist. Oder doch? Das sollte jetzt nicht abfällig klingen, ich meine nur, davon hört man irgendwie nicht. Also, warum sollte man es in die andere Richtung testen?
Ich bin so hin und her gerissen. Wahrscheinlich mache ich mir einfach zu viele Gedanken darüber, was wie welche Auswirkungen hat anstatt einfach alles auf uns zukommen zu lassen. Ich werde wohl noch einmal alle "Probleme" mit dem Kinderarzt besprechen. Vielleicht bekommen wir ja zumindest doch noch einmal eine Ergotherapie-Verordnung. Eine evtl. Hochbegabung haben wir mit dem Kinderarzt bisher nicht besprochen. Meinst du, es ist sinnvoll ihm gegenüber den Verdacht zu äußern?
Ach man, bis zur Schule war mein Kind ein "normales" Kind, zwar etwas verträumt und ungeschickt, aber selbstdenkend und selbstbewusst, aber nun schaut das Umfeld ganz anders auf ihn und plötzlich passt er einfach scheinbar nicht mehr.
vielen Dank für die Antwort. Ich schreibe erst so spät, weil wir hier eine digitale Auszeit ausgemacht haben.
Wir warten hier seit Februar 2023 auf einen SPZ-Termin. Wir stehen noch auf der Warteliste. Keine Ahnung, wann es einen Platz gibt. Der Kinderarzt hatte das SPZ empfohlen, weil dort "in verschiedene Richtungen" geschaut wird.
Dein Sohn hasst auch das Schreiben - immernoch?! Das heißt, ich kann mich darauf einstellen, dass es nicht besser wird? Wie motivierst du deinen Sohn trotzdem zu schreiben und weiterhin zur Schule zu gehen? Auch mein Sohn war früh sprachlich voraus und nutzt(e) früher wie auch heute teils altersuntypische Wörter und Sätze. Die Lehrerin selbst sagt, sie liebt es meinem Sohn zuzuhören und sich mit ihm zu unterhalten.
Du sagst, wir bräuchten ein Gesamtbild des Entwicklungsstandes. Können wir denn ein Gesamtbild erhalten und trotzdem einen IQ-Test umgehen? Und wer außer das SPZ kann uns dieses Gesamtbild geben? Ich möchte meinem Sohn sehr gern helfen, möchte aber irgendwie nicht, dass alles an Zahlen festgemacht wird.
Ja, was sagt eigentlich der Kinderarzt. Ergotherapie hatten wir gemacht, aber wir haben nach 2 Verordnungen keine dritte mehr bekommen, weil der Kinderarzt erst ADS ausschließen will, da nach seiner Aussage hier Ergotherapie nicht hilft. Andererseits glaube ich wiederum nicht, dass (nur) ADS das Problem ist. Allerdings haben wir die Ergotherapie auch erst bekommen, nachdem der KJGD bei der Schuluntersuchung festgestellt hat, dass er motorisch hinterher hängt. Vorher hat der Kinderarzt mich für übervorsichtig gehalten und gemeint, mit dem Kind ist alles in Ordnung. So gesehen stehen wir in Warte position. Und ehrlich gesagt fürchte ich mich auch vor einem Diagnose-Marathon. Dann muss der Junge ja erst recht denken, dass er nicht in Ordnung ist. Ach irgendwie weiß ich auch nicht, was der richtige Weg ist.
Wieso hast du deinen Sohn testen lassen und hat das Ergebnis irgendetwas gebracht? Also hat dein Sohn von der HB-Diagnose profitiert? Ich weiß, dass mein Sohn recht clever ist. Ich bin mir nur nicht sicher, ob es gut ist, zu wissen WIE clever er ist. Evtl. entstehen aus diesem Wissen Erwartungen aus dem Umfeld, die alles noch schlimmer machen. Ich meine andersherum, wenn man merkt, dass das Kind eher langsam im Denken ist, testet man doch auch nicht, wie "doof" das Kind nun genau ist. Oder doch? Das sollte jetzt nicht abfällig klingen, ich meine nur, davon hört man irgendwie nicht. Also, warum sollte man es in die andere Richtung testen?
Ich bin so hin und her gerissen. Wahrscheinlich mache ich mir einfach zu viele Gedanken darüber, was wie welche Auswirkungen hat anstatt einfach alles auf uns zukommen zu lassen. Ich werde wohl noch einmal alle "Probleme" mit dem Kinderarzt besprechen. Vielleicht bekommen wir ja zumindest doch noch einmal eine Ergotherapie-Verordnung. Eine evtl. Hochbegabung haben wir mit dem Kinderarzt bisher nicht besprochen. Meinst du, es ist sinnvoll ihm gegenüber den Verdacht zu äußern?
Ach man, bis zur Schule war mein Kind ein "normales" Kind, zwar etwas verträumt und ungeschickt, aber selbstdenkend und selbstbewusst, aber nun schaut das Umfeld ganz anders auf ihn und plötzlich passt er einfach scheinbar nicht mehr.
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- Dauergast
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Re: Unstrukturiert und schusselig
Hallo Gaya,
ich würde den IQ Test nicht auslassen. Das Gesamtergebnis an sich ist nicht so wichtig, wie die Werte des einzelnen Untertests. Sie deuten Stärken und Schwächen an und können einiges erklären. Ich habe auch ein Kind mit Lernbehinderung. Auch da wird routinemäßig ein IQ Test gemacht. Leider wird trotzdem keine Förderung angeboten, aber es ist ein ganz anderes Thema.
Beim IQ Test wird explizit Arbeitsgedächtnis und Verarbeitungsgeschwindigkeit gemessen. Unterscheiden sich diese Werte zu stark von den restlichen, ist das ein Hinweis auf Konzentrationsprobleme. Wobei nicht jede Konzentrationsschwäche dem ADHS zuzuordnen ist.
Zum Thema Schreiben. Mein Sohn ist der Meinung, dass man Schreiben nicht braucht. Somit ist die Motivation unmöglich. Ich warte, bis er selbst einsieht, dass man das doch braucht. Bis zur 7. Klasse ist er so durchgekommen. Lesen will er auch nicht, ist wohl ein auditiver Typ.
Meinen Sohn musste getestet werden, weil er trotz des sehr jungen Alters die 4. Klasse überspringen sollte.
ich würde den IQ Test nicht auslassen. Das Gesamtergebnis an sich ist nicht so wichtig, wie die Werte des einzelnen Untertests. Sie deuten Stärken und Schwächen an und können einiges erklären. Ich habe auch ein Kind mit Lernbehinderung. Auch da wird routinemäßig ein IQ Test gemacht. Leider wird trotzdem keine Förderung angeboten, aber es ist ein ganz anderes Thema.
Beim IQ Test wird explizit Arbeitsgedächtnis und Verarbeitungsgeschwindigkeit gemessen. Unterscheiden sich diese Werte zu stark von den restlichen, ist das ein Hinweis auf Konzentrationsprobleme. Wobei nicht jede Konzentrationsschwäche dem ADHS zuzuordnen ist.
Zum Thema Schreiben. Mein Sohn ist der Meinung, dass man Schreiben nicht braucht. Somit ist die Motivation unmöglich. Ich warte, bis er selbst einsieht, dass man das doch braucht. Bis zur 7. Klasse ist er so durchgekommen. Lesen will er auch nicht, ist wohl ein auditiver Typ.
Meinen Sohn musste getestet werden, weil er trotz des sehr jungen Alters die 4. Klasse überspringen sollte.
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- Dauergast
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Re: Unstrukturiert und schusselig
Hallo Gaya!
Es geht nicht darum, auf den IQ-Test ausdrücklich zu verzichten, sondern sich das Gesamtbild (samt IQ) anzuschauen, nicht nur den IQ für sich allein.
Ich bin ja Mutter von zwei Kindern mit (extremen) Teilleistungsstärken, die beide auch Behinderungen haben. Mein älterer Sohn (höchstbegabt im sprachlichen Bereich) ist Asperger Autist mit ADHS. Mein jüngerer Sohn (höchstbegabt im dreidimensionalen Denken) ist gehörloser Autist.
Bei beiden Jungs waren die IQ-Tests durchaus aufschlussreich, aber eben erst in Kombi mit den anderen Teilen der Entwicklungsdiagnostik ergab sich dann ein vollständiges Bild. Nur der IQ-Test allein wäre, wie eine Gesundenuntersuchung machen zu lassen, wo NUR das Herz angeschaut wird. Klar ist das Herz auch EIN Teil des Körpers, aber eben nur EINER. So ist der IQ nur EIN Aspekt einer menschlichen Persönlichkeit. Wenn nur der IQ angecshaut wird, besteht große Gefahr, ihn überzubewerten oder (weil andere Bereiche im Kontext fehlen) falsch zu interpretieren.
Abgesehen davon sind, wenn z.B. eine Wahrnehmungstörung wie ADHS; ASS oder AVWS im raum steht, einige Unterwerte vom IQ-Test durchaus aufschlussreich, um das GESAMTBILD zu ergänzen.
Du schreibst, wenn ein Kind "eher langsam im Denken ist" schaut man ja auch nicht auf den IQ. An der Aussage sehe ich, dass du dich mit dem Thema noch wenig befasst hast. Denn dann wird man als Eltern sehr wohl dazu gedrängt, einen IQ-Test machen zu lassen. Manche (Regel-)-Schulen verweigern die Beschulung, wenn nicht mittels IQ-Test quasi "nachgewiesen" wird, dass das Kind dazu intelligent genug ist. Das ist nicht nur diskrimenierend, sondern auch insofern ärgerlich, da gerade Kinder mit Schwierigkeiten(egal ob sozial-emotional oder von der Ausfmerksamkeitsspanne her) bei IQ-Tests oft deutlich schlechter sind, als es ihren tatsächlichen kognitiven Fähigkeiten entspricht, und somit das Testergebnis "nach unten" falsch ist.
Im Rehakids Forum habe ich einige Eltern getroffen, bei deren Kindern ein IQ im Bereich der mittleren oder schweren geistigen Behinderung festgestellt wurde, die dann erfolgreich Abitur gemacht und studiert haben. So viel mal zur Aussagekraft der IQ-Tests bei Kindern mit Schwierigkeiten .
Wenn du noch Fragen hast, gerne her damit!
Es geht nicht darum, auf den IQ-Test ausdrücklich zu verzichten, sondern sich das Gesamtbild (samt IQ) anzuschauen, nicht nur den IQ für sich allein.
Ich bin ja Mutter von zwei Kindern mit (extremen) Teilleistungsstärken, die beide auch Behinderungen haben. Mein älterer Sohn (höchstbegabt im sprachlichen Bereich) ist Asperger Autist mit ADHS. Mein jüngerer Sohn (höchstbegabt im dreidimensionalen Denken) ist gehörloser Autist.
Bei beiden Jungs waren die IQ-Tests durchaus aufschlussreich, aber eben erst in Kombi mit den anderen Teilen der Entwicklungsdiagnostik ergab sich dann ein vollständiges Bild. Nur der IQ-Test allein wäre, wie eine Gesundenuntersuchung machen zu lassen, wo NUR das Herz angeschaut wird. Klar ist das Herz auch EIN Teil des Körpers, aber eben nur EINER. So ist der IQ nur EIN Aspekt einer menschlichen Persönlichkeit. Wenn nur der IQ angecshaut wird, besteht große Gefahr, ihn überzubewerten oder (weil andere Bereiche im Kontext fehlen) falsch zu interpretieren.
Abgesehen davon sind, wenn z.B. eine Wahrnehmungstörung wie ADHS; ASS oder AVWS im raum steht, einige Unterwerte vom IQ-Test durchaus aufschlussreich, um das GESAMTBILD zu ergänzen.
Du schreibst, wenn ein Kind "eher langsam im Denken ist" schaut man ja auch nicht auf den IQ. An der Aussage sehe ich, dass du dich mit dem Thema noch wenig befasst hast. Denn dann wird man als Eltern sehr wohl dazu gedrängt, einen IQ-Test machen zu lassen. Manche (Regel-)-Schulen verweigern die Beschulung, wenn nicht mittels IQ-Test quasi "nachgewiesen" wird, dass das Kind dazu intelligent genug ist. Das ist nicht nur diskrimenierend, sondern auch insofern ärgerlich, da gerade Kinder mit Schwierigkeiten(egal ob sozial-emotional oder von der Ausfmerksamkeitsspanne her) bei IQ-Tests oft deutlich schlechter sind, als es ihren tatsächlichen kognitiven Fähigkeiten entspricht, und somit das Testergebnis "nach unten" falsch ist.
Im Rehakids Forum habe ich einige Eltern getroffen, bei deren Kindern ein IQ im Bereich der mittleren oder schweren geistigen Behinderung festgestellt wurde, die dann erfolgreich Abitur gemacht und studiert haben. So viel mal zur Aussagekraft der IQ-Tests bei Kindern mit Schwierigkeiten .
Wenn du noch Fragen hast, gerne her damit!
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Re: Unstrukturiert und schusselig
Hallo Katze & Rabaukenmama,
danke für eure Antworten. Es stimmt, dass ich mich bisher mit dem Thema nicht viel beschäftigt habe. Das gebe ich offen zu. Für mich ist unser Junge so wie er ist gut und wir haben ihn genommen wie er ist ohne ihn groß verändern zu wollen. Im Familien- und Freundegefüge hat auch alles soweit geklappt. Er war ein begeisterungsfähiger, wissbegieriger, gerechtigkeitsfordernder, hoch empathischer, offener und liebenswerter Junge mit außergewöhnlichem Wortschatz und Rechentalent, der sich mit vier Jahren plötzlich auf's Fahrrad setzte und losfuhr, obwohl er das Fahrradfahren bis zu diesem Tag verweigert hat und der mit fünf Jahren von ganz allein Kopfstand machte. Er war auch der süße verpeilte Junge, der nackt nur mit Gummistiefeln bekleidet vor mir stand und meinte, er sei fertig und wir könnten los zur Kita und der erst nachdem ich ihn gebeten habe noch einmal in den Spiegel zu schauen, um herauszufinden was noch fehlt, bemerkt hat, dass er sich noch gar nicht angezogen hat.
Und dann kam am letzten Kita-Tag, die Erzieherin zu mir und fragte, ob ich denn denke, dass mein Kind schulreif ist, weil er das einzige Kind ist, dass bisher noch nicht seinen Namen schreiben kann.
Ja und seit Schuleintritt gibt es irgendwie nur noch "ErzieherInnen". Und ja, ich kann mir durchaus vorstellen, dass es schwierig ist mit einem langsamen und verpeilten Kind im Klassengefüge und ja aus schulischer Sicht hat mein Kind ganz klar ein Schreibdefizit. Aber sind wir auch mal ehrlich, wann kommen die Kinder im Alltag denn heutzutage noch mit Handschrift in Kontakt. Ich kann durchaus verstehen, dass mein Kind keine Relevanz im Schreiben sieht und daher auch keine Notwendigkeit darin die Schreibkompetenz zu erwerben.
Erschreckend für mich zu beobachten ist zudem, dass mein begeisterter strahlender Sonnenschein seit Schulbeginn zunehmend sein Lachen verliert. Und auch ich sehe mich immer mehr unter Druck, meinen Sohn in eine bestimmte Richtung zu fördern/drücken in der Hoffnung, der Schulalltag wird wieder etwas schöner für ihn. Dadurch hat aber das Kind dann sowohl in der Schule als auch zuhause "Druck", obwohl ich ihn lieber auffangen möchte und er wenigstens zuhause das Gefühl haben soll, er ist genau richtig so wie er ist. Es ist einfach so schwer da die richtige Balance zu finden. Ich möchte ja gern gezielt fördern und ja, an den feinmotorischen Dingen werden wir weiter arbeiten (müssen) und vielleicht können wir zuhause auch schon ein paar Konzentrationsübungen machen bis wir endlich einen Termin im SPZ bekommen, um ein Gesamtbild machen zu lassen. Aber bis dahin arbeite ich dann für mein Kind gegen mein Kind. Versteht ihr was ich meine? Oder kennt einer von euch eine Alternative? Wir warten immerhin schon fast ein Jahr auf den Termin.
danke für eure Antworten. Es stimmt, dass ich mich bisher mit dem Thema nicht viel beschäftigt habe. Das gebe ich offen zu. Für mich ist unser Junge so wie er ist gut und wir haben ihn genommen wie er ist ohne ihn groß verändern zu wollen. Im Familien- und Freundegefüge hat auch alles soweit geklappt. Er war ein begeisterungsfähiger, wissbegieriger, gerechtigkeitsfordernder, hoch empathischer, offener und liebenswerter Junge mit außergewöhnlichem Wortschatz und Rechentalent, der sich mit vier Jahren plötzlich auf's Fahrrad setzte und losfuhr, obwohl er das Fahrradfahren bis zu diesem Tag verweigert hat und der mit fünf Jahren von ganz allein Kopfstand machte. Er war auch der süße verpeilte Junge, der nackt nur mit Gummistiefeln bekleidet vor mir stand und meinte, er sei fertig und wir könnten los zur Kita und der erst nachdem ich ihn gebeten habe noch einmal in den Spiegel zu schauen, um herauszufinden was noch fehlt, bemerkt hat, dass er sich noch gar nicht angezogen hat.
Und dann kam am letzten Kita-Tag, die Erzieherin zu mir und fragte, ob ich denn denke, dass mein Kind schulreif ist, weil er das einzige Kind ist, dass bisher noch nicht seinen Namen schreiben kann.
Ja und seit Schuleintritt gibt es irgendwie nur noch "ErzieherInnen". Und ja, ich kann mir durchaus vorstellen, dass es schwierig ist mit einem langsamen und verpeilten Kind im Klassengefüge und ja aus schulischer Sicht hat mein Kind ganz klar ein Schreibdefizit. Aber sind wir auch mal ehrlich, wann kommen die Kinder im Alltag denn heutzutage noch mit Handschrift in Kontakt. Ich kann durchaus verstehen, dass mein Kind keine Relevanz im Schreiben sieht und daher auch keine Notwendigkeit darin die Schreibkompetenz zu erwerben.
Erschreckend für mich zu beobachten ist zudem, dass mein begeisterter strahlender Sonnenschein seit Schulbeginn zunehmend sein Lachen verliert. Und auch ich sehe mich immer mehr unter Druck, meinen Sohn in eine bestimmte Richtung zu fördern/drücken in der Hoffnung, der Schulalltag wird wieder etwas schöner für ihn. Dadurch hat aber das Kind dann sowohl in der Schule als auch zuhause "Druck", obwohl ich ihn lieber auffangen möchte und er wenigstens zuhause das Gefühl haben soll, er ist genau richtig so wie er ist. Es ist einfach so schwer da die richtige Balance zu finden. Ich möchte ja gern gezielt fördern und ja, an den feinmotorischen Dingen werden wir weiter arbeiten (müssen) und vielleicht können wir zuhause auch schon ein paar Konzentrationsübungen machen bis wir endlich einen Termin im SPZ bekommen, um ein Gesamtbild machen zu lassen. Aber bis dahin arbeite ich dann für mein Kind gegen mein Kind. Versteht ihr was ich meine? Oder kennt einer von euch eine Alternative? Wir warten immerhin schon fast ein Jahr auf den Termin.
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- Dauergast
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- Registriert: Do 23. Jan 2020, 09:33
Re: Unstrukturiert und schusselig
Hallo Gaya,
wenn dein Sohn eine Regelschule besucht, wird der Druck über die Jahre massiv ansteigen. Ich weiß nicht, wo ihr wohnt. Bei uns waren ab Klasse 3 Hausaufgaben für eine Stunde täglich aufgegeben, der Löwenteil davon war immer Deutsch. Fünf mal das gleiche Wort schreiben, um sich die Rechtschreibung einzuprägen, unsinnige Sätze im Schreibschrift abschreiben, wenig interessante Texte genaustens durchlesen und Fragen dazu schriftlich beantworten. Wenn du keinen Druck jetzt ausübst, um Schreiben zu üben, dann wird der Defizit immer größer und das Kind in der Schule unglücklicher. Bei meinem Sohn ist es aktuell so weit, dass ich mittlerweile das eingelernte LRS vermute. Da hilft einem auch die schnelle Auffassungsgabe wenig. Mein Sohn sitzt und warten, bis der Moment kommt, dass er sich hinsetzt, und plötzlich perfekt schreibt, von ganz alleine. Genau so wie du es mit dem Fahrrad beschreibst.
Du schreibst, dass du deinen Sohn nicht verändern möchtest. Seine aktuelle Leistung reicht nicht, um im Schulsystem zu bestehen. Er weiß das, und wird deswegen immer unglücklicher. Da bringt einem die Ausrede, dass Schreiben nicht relevant ist, gar nichts außer Ärger mit der Lehrerin. Für gesunde Entwicklung brauchen Kinder nicht nur Frust, sondern auch Bestätigung durch Erfolge. Damit sollen sie lernen, dass die Mühe und Frust sich später auszahlen. Bei der Verweigerung funktioniert dieser Kreis nicht. Verweigernde Kinder können unter anderem Angst vor dem Ergebnis haben, und probieren lieber gar nicht.
Es gibt aus meiner Sicht nur eine Alternative - ein alternatives Schulsystem, der individuell und ohne Druck arbeitet. Für mein Kind kam das nicht in Frage, weil dort aus meiner Sicht seine Defizite nur größer geworden wären. Ich versuche eine Bilanz aus Druck und Verständnis zu halten. Aber es ist enorm schwierig, führt zu vielen Konflikten, und frisst auf die Dauer einem die Seele auf.
wenn dein Sohn eine Regelschule besucht, wird der Druck über die Jahre massiv ansteigen. Ich weiß nicht, wo ihr wohnt. Bei uns waren ab Klasse 3 Hausaufgaben für eine Stunde täglich aufgegeben, der Löwenteil davon war immer Deutsch. Fünf mal das gleiche Wort schreiben, um sich die Rechtschreibung einzuprägen, unsinnige Sätze im Schreibschrift abschreiben, wenig interessante Texte genaustens durchlesen und Fragen dazu schriftlich beantworten. Wenn du keinen Druck jetzt ausübst, um Schreiben zu üben, dann wird der Defizit immer größer und das Kind in der Schule unglücklicher. Bei meinem Sohn ist es aktuell so weit, dass ich mittlerweile das eingelernte LRS vermute. Da hilft einem auch die schnelle Auffassungsgabe wenig. Mein Sohn sitzt und warten, bis der Moment kommt, dass er sich hinsetzt, und plötzlich perfekt schreibt, von ganz alleine. Genau so wie du es mit dem Fahrrad beschreibst.
Du schreibst, dass du deinen Sohn nicht verändern möchtest. Seine aktuelle Leistung reicht nicht, um im Schulsystem zu bestehen. Er weiß das, und wird deswegen immer unglücklicher. Da bringt einem die Ausrede, dass Schreiben nicht relevant ist, gar nichts außer Ärger mit der Lehrerin. Für gesunde Entwicklung brauchen Kinder nicht nur Frust, sondern auch Bestätigung durch Erfolge. Damit sollen sie lernen, dass die Mühe und Frust sich später auszahlen. Bei der Verweigerung funktioniert dieser Kreis nicht. Verweigernde Kinder können unter anderem Angst vor dem Ergebnis haben, und probieren lieber gar nicht.
Es gibt aus meiner Sicht nur eine Alternative - ein alternatives Schulsystem, der individuell und ohne Druck arbeitet. Für mein Kind kam das nicht in Frage, weil dort aus meiner Sicht seine Defizite nur größer geworden wären. Ich versuche eine Bilanz aus Druck und Verständnis zu halten. Aber es ist enorm schwierig, führt zu vielen Konflikten, und frisst auf die Dauer einem die Seele auf.
Re: Unstrukturiert und schusselig
Hallo,
ich wollte nur kurz mitteilen, dass wir jetzt nach 1 Jahr einen Platz am SPZ bekommen haben. Ich war bereits ohne Kind zum Anamnese-Gespräch und wir haben auch für uns und die Lehrerin Fragebögen mitbekommen. Die Psychologin machte einen sehr netten Eindruck. Nächste Woche beginnt die Diagnostik. Ich mache mir leider jetzt schon viele Gedanken, aber lasse es jetzt einfach auf uns zu kommen. Mal sehen, was rauskommt. Wie weiter oben geschrieben, hadere ich ja etwas mit der IQ-Testung. Die Psychologin nannte es Leistungsdiagnostik, sagte aber, dass es ein IQ-Test ist. Ich bin mir irgendwie noch immer nicht so richtig sicher, ob es gut ist da eine Zahl zu erfahren. Einerseits interessiert mich natürlich schon, wo seine Stärken und Schwächen liegen und wo man dann gezielt "angreifen" kann, andererseits hat ja die Lehrerin scheinbar mitbekommen wo er seine Begabungen (und Schwächen) hat, sonst hätte sie ja das HB-Thema nicht angesprochen. Also warum fördert man da nicht gezielt auch ohne Test? Meine Vermutung ist daher, dass selbst wenn sich der HB-Verdacht dann bestätigen sollte, es nichts ändert, weil eine Lehrperson eben nicht jedes der 27 Kinder individuell fördern kann und dann auch noch den Rahmenlehrplan schafft.
Die Lehrerin sagte mir, nachdem mein Sohn in die 3. Klasse versetzt worden ist, dass sie wohl ursprünglich überlegt hat, ihn die 2. Klasse wiederholen zu lassen, weil er im Schriftlichen einfach so schlecht ist, sie aber dann davon abgesehen hat, weil er mündlich einfach doch sehr stark ist. Tja und ich habe mich gefragt, warum sie mit uns darüber vorher nicht gesprochen hat? Also ich hätte schon irgendwie gern gewusst, dass eine Versetzung gefährdet ist.
Naja, schauen wir mal, was am Ende raus kommt. Letztendlich ist es mir egal ob er insgesamt durchschnittlich, überdurchschnittlich oder hochbegabt ist. Unterdurchschnittlich denke ich jetzt irgendwie nicht, aber wer weiß, kann ja trotzdem sein. Insgeheim hoffe ich aber irgendwie doch auf einen durchschnittlichen IQ, weil ich immer denke, dass alles was von der Norm abweicht, Probleme nach sich zieht. Andererseits weicht mein Sohn ja bereits von der Norm ab.
Mein Mann steht dem Ganzen sehr skeptisch gegenüber. Er sagt ganz offen, dass nicht der Junge das Problem ist. Das sehe ich ja auch so, aber unserem Sohn bringt es nichts, wenn er im System untergeht, daher ist es mir wichtig, dass er Hilfe bekommt, sich im System zurechtzufinden und sich wenigstens so weit anzupassen, dass er ein Teil der Gesellschaft bleiben kann. Ich glaube nämlich ehrlich gesagt nicht, dass sich die Gesellschaft meinem Sohn anpasst. Familie und wirkliche Freunde dabei ausgeschlossen. Aktuell merkt er ja selbst, dass er irgendwie nicht passt (hauptsächlich in der Schule, aber so langsam wird auch der Freundeskreis kleiner).
Ich habe auch begriffen, dass ich, falls das Thema Nachteilsausgleich irgendwann auf den Tisch kommt, einen Nachweis brauche, dass er intellektuell in der Lage wäre, richtig zu schreiben.
Meine Frage an euch ist jetzt erstmal folgende:
Sollte ich meinem Sohn sagen, dass einer der Tests ein IQ-Test ist? Ehrlich gesagt, möchte ich ihm ja das Ergebnis dann nicht mitteilen, was schwierig ist, wenn er weiß, dass es ein IQ-Test ist. Was sage ich ihm stattdessen? Andererseits ist er ja auch nicht ganz doof und es könnte sein, dass er merkt, dass es ein IQ-Test ist, auch wenn wir sowas bisher ja nicht gemacht haben.
Was ratet ihr mir? Mein Sohn ist 8 Jahre alt.
Liebe Grüße
Gaya
ich wollte nur kurz mitteilen, dass wir jetzt nach 1 Jahr einen Platz am SPZ bekommen haben. Ich war bereits ohne Kind zum Anamnese-Gespräch und wir haben auch für uns und die Lehrerin Fragebögen mitbekommen. Die Psychologin machte einen sehr netten Eindruck. Nächste Woche beginnt die Diagnostik. Ich mache mir leider jetzt schon viele Gedanken, aber lasse es jetzt einfach auf uns zu kommen. Mal sehen, was rauskommt. Wie weiter oben geschrieben, hadere ich ja etwas mit der IQ-Testung. Die Psychologin nannte es Leistungsdiagnostik, sagte aber, dass es ein IQ-Test ist. Ich bin mir irgendwie noch immer nicht so richtig sicher, ob es gut ist da eine Zahl zu erfahren. Einerseits interessiert mich natürlich schon, wo seine Stärken und Schwächen liegen und wo man dann gezielt "angreifen" kann, andererseits hat ja die Lehrerin scheinbar mitbekommen wo er seine Begabungen (und Schwächen) hat, sonst hätte sie ja das HB-Thema nicht angesprochen. Also warum fördert man da nicht gezielt auch ohne Test? Meine Vermutung ist daher, dass selbst wenn sich der HB-Verdacht dann bestätigen sollte, es nichts ändert, weil eine Lehrperson eben nicht jedes der 27 Kinder individuell fördern kann und dann auch noch den Rahmenlehrplan schafft.
Die Lehrerin sagte mir, nachdem mein Sohn in die 3. Klasse versetzt worden ist, dass sie wohl ursprünglich überlegt hat, ihn die 2. Klasse wiederholen zu lassen, weil er im Schriftlichen einfach so schlecht ist, sie aber dann davon abgesehen hat, weil er mündlich einfach doch sehr stark ist. Tja und ich habe mich gefragt, warum sie mit uns darüber vorher nicht gesprochen hat? Also ich hätte schon irgendwie gern gewusst, dass eine Versetzung gefährdet ist.
Naja, schauen wir mal, was am Ende raus kommt. Letztendlich ist es mir egal ob er insgesamt durchschnittlich, überdurchschnittlich oder hochbegabt ist. Unterdurchschnittlich denke ich jetzt irgendwie nicht, aber wer weiß, kann ja trotzdem sein. Insgeheim hoffe ich aber irgendwie doch auf einen durchschnittlichen IQ, weil ich immer denke, dass alles was von der Norm abweicht, Probleme nach sich zieht. Andererseits weicht mein Sohn ja bereits von der Norm ab.
Mein Mann steht dem Ganzen sehr skeptisch gegenüber. Er sagt ganz offen, dass nicht der Junge das Problem ist. Das sehe ich ja auch so, aber unserem Sohn bringt es nichts, wenn er im System untergeht, daher ist es mir wichtig, dass er Hilfe bekommt, sich im System zurechtzufinden und sich wenigstens so weit anzupassen, dass er ein Teil der Gesellschaft bleiben kann. Ich glaube nämlich ehrlich gesagt nicht, dass sich die Gesellschaft meinem Sohn anpasst. Familie und wirkliche Freunde dabei ausgeschlossen. Aktuell merkt er ja selbst, dass er irgendwie nicht passt (hauptsächlich in der Schule, aber so langsam wird auch der Freundeskreis kleiner).
Ich habe auch begriffen, dass ich, falls das Thema Nachteilsausgleich irgendwann auf den Tisch kommt, einen Nachweis brauche, dass er intellektuell in der Lage wäre, richtig zu schreiben.
Meine Frage an euch ist jetzt erstmal folgende:
Sollte ich meinem Sohn sagen, dass einer der Tests ein IQ-Test ist? Ehrlich gesagt, möchte ich ihm ja das Ergebnis dann nicht mitteilen, was schwierig ist, wenn er weiß, dass es ein IQ-Test ist. Was sage ich ihm stattdessen? Andererseits ist er ja auch nicht ganz doof und es könnte sein, dass er merkt, dass es ein IQ-Test ist, auch wenn wir sowas bisher ja nicht gemacht haben.
Was ratet ihr mir? Mein Sohn ist 8 Jahre alt.
Liebe Grüße
Gaya
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- Dauergast
- Beiträge: 1498
- Registriert: Do 23. Jan 2020, 09:33
Re: Unstrukturiert und schusselig
Hallo Gaya,
die Lehrerin, die ohne Test nicht gefördert hat, wird es auch mit dem Test nicht tun. Das ist nicht unbedingt der Lehrerin zuzuschreiben. Viele Kinder nehmen selber keine schwereren Aufgaben an. Deine Angst vor dem IQ-Wert kann ich nachvollziehen. Du hat vollkommen recht, wenn du glaubst, dass es die Situation verändern kann. Aber, ist eine Veränderung nicht exakt das was du dir wünschst? Meine Kindern sind alle getestet. Die blieben trotz der Werte immer noch die gleichen Kinder. Der jüngste war beim Test im Alter deines Sohnes. Den Wert kennt er bis heute nicht. Er weiß nur dass er im hochbegabten Bereich liegt.
Hat mir sein Test geholfen? Ja, zum Beispiel blieb ich auch bei den 5ern in Deutsch entspannt, weil der Kleine im Sprachbereich sehr hohe Werte hatte. Langsam werden daraus 3er. Auch das Wissen darüber, dass die Verarbeitungsgeschwindigkeit sehr hoch liegt, hilft gegen die Versuche ihm vorschnell ADHS zuzuschreiben.
Ich glaube, dass du deinem Kind die Wahrheit sagen kannst. Es ist ein Test, das seine Stärken und Schwächen ermittelt. Jeder Mensch hat sie. Wenn er weitere Fragen stellt, kannst du dann weiter überlegen, was er wissen soll und was du besser noch einige Zeit für dich behältst.
Was die Meinung von deinem Mann betrifft.. wenn er in der Lage ist, dem Kind eine andere Umgebung anzubieten, kann er gerne übernehmen. Eine Schule, wo man respektiert wird so wie man ist, Umzug ins Ausland, Homeschooling. Nur an einer deutschen staatlichen Schule ist seine Meinung leider nutzlos. Die wird sich mit dem Älterwerden nur noch mehr aufregen.
die Lehrerin, die ohne Test nicht gefördert hat, wird es auch mit dem Test nicht tun. Das ist nicht unbedingt der Lehrerin zuzuschreiben. Viele Kinder nehmen selber keine schwereren Aufgaben an. Deine Angst vor dem IQ-Wert kann ich nachvollziehen. Du hat vollkommen recht, wenn du glaubst, dass es die Situation verändern kann. Aber, ist eine Veränderung nicht exakt das was du dir wünschst? Meine Kindern sind alle getestet. Die blieben trotz der Werte immer noch die gleichen Kinder. Der jüngste war beim Test im Alter deines Sohnes. Den Wert kennt er bis heute nicht. Er weiß nur dass er im hochbegabten Bereich liegt.
Hat mir sein Test geholfen? Ja, zum Beispiel blieb ich auch bei den 5ern in Deutsch entspannt, weil der Kleine im Sprachbereich sehr hohe Werte hatte. Langsam werden daraus 3er. Auch das Wissen darüber, dass die Verarbeitungsgeschwindigkeit sehr hoch liegt, hilft gegen die Versuche ihm vorschnell ADHS zuzuschreiben.
Ich glaube, dass du deinem Kind die Wahrheit sagen kannst. Es ist ein Test, das seine Stärken und Schwächen ermittelt. Jeder Mensch hat sie. Wenn er weitere Fragen stellt, kannst du dann weiter überlegen, was er wissen soll und was du besser noch einige Zeit für dich behältst.
Was die Meinung von deinem Mann betrifft.. wenn er in der Lage ist, dem Kind eine andere Umgebung anzubieten, kann er gerne übernehmen. Eine Schule, wo man respektiert wird so wie man ist, Umzug ins Ausland, Homeschooling. Nur an einer deutschen staatlichen Schule ist seine Meinung leider nutzlos. Die wird sich mit dem Älterwerden nur noch mehr aufregen.
Re: Unstrukturiert und schusselig
Hallo Katze,
danke für deine Antwort. Wir waren heute zur Leistungsdiagnostik und ich habe meinem Sohn gesagt, dass nun verschiedene Tests auf ihn zukommen, damit wir herausfinden, warum er oft so unkonzentriert ist und warum er so wenig Lust auf Schreiben hat. Und heute ist einer von diesen Tests. Mehr hab ich nicht gesagt und nach mehr hat er bisher auch nicht gefragt. Er selbst ist mit der Situation wie sie jetzt ist auch sehr unzufrieden und daher vmtl. froh, wenn es irgendwann wieder besser wird.
Der Test war für 2 Stunden angesetzt und fand ohne mich statt. Also bin ich nochmal ne Runde spazierengegangen und hab mich dann in ein Café gesetzt. Nach einer Stunde, als gerade mein Kaffee gebracht wurde, erhielt ich den Anruf, dass sie durch sind und ich meinen Sohn wieder abholen kann. Ob das jetzt gut oder schlecht ist, dass das statt der geplanten 2 Stunden nur 1 Stunde war, weiß ich nicht. Mein Sohn wollte auch nicht über den Test reden, meinte nur kurz, dass er einfach war. Keine Ahnung, das sagte er auch mal über eine Deutscharbeit und dann war es doch nicht ansatzweise so gut wie er gemeint hatte Mittlerweile glaube ich, dass das die Standardantwort ist, wenn er keine Lust hat darüber zu sprechen.
Aber wenigstens haben wir jetzt das schonmal hinter uns. Wann ich mit dem Ergebnis rechnen kann, weiß ich bisher nicht.
Nächste Woche muss mein Sohn dann zur Videodiagnostik. Diese findet wieder vormittags statt. Das heißt wieder 1 Tag ohne Schule. Mein Sohn freut's und ich gönne ihm das.
danke für deine Antwort. Wir waren heute zur Leistungsdiagnostik und ich habe meinem Sohn gesagt, dass nun verschiedene Tests auf ihn zukommen, damit wir herausfinden, warum er oft so unkonzentriert ist und warum er so wenig Lust auf Schreiben hat. Und heute ist einer von diesen Tests. Mehr hab ich nicht gesagt und nach mehr hat er bisher auch nicht gefragt. Er selbst ist mit der Situation wie sie jetzt ist auch sehr unzufrieden und daher vmtl. froh, wenn es irgendwann wieder besser wird.
Der Test war für 2 Stunden angesetzt und fand ohne mich statt. Also bin ich nochmal ne Runde spazierengegangen und hab mich dann in ein Café gesetzt. Nach einer Stunde, als gerade mein Kaffee gebracht wurde, erhielt ich den Anruf, dass sie durch sind und ich meinen Sohn wieder abholen kann. Ob das jetzt gut oder schlecht ist, dass das statt der geplanten 2 Stunden nur 1 Stunde war, weiß ich nicht. Mein Sohn wollte auch nicht über den Test reden, meinte nur kurz, dass er einfach war. Keine Ahnung, das sagte er auch mal über eine Deutscharbeit und dann war es doch nicht ansatzweise so gut wie er gemeint hatte Mittlerweile glaube ich, dass das die Standardantwort ist, wenn er keine Lust hat darüber zu sprechen.
Aber wenigstens haben wir jetzt das schonmal hinter uns. Wann ich mit dem Ergebnis rechnen kann, weiß ich bisher nicht.
Nächste Woche muss mein Sohn dann zur Videodiagnostik. Diese findet wieder vormittags statt. Das heißt wieder 1 Tag ohne Schule. Mein Sohn freut's und ich gönne ihm das.